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Zur generativen Grammatik (im folgenden GG) gehört neben der Grammatik im engeren Sinn eine Lautlehre (generative Phonologie) und eine Bedeutungslehre (Semantik). Im Zentrum dieser Vorlesung jedoch steht die generative Grammatik i.e.S. Allgemeines Ziel der Vorlesung ist es, das Verständnis der Literatur über generative Grammatik zu erleichtern. Ihre Absicht besteht daher darin, eine reine Darstellung des Sprachmodells der generativen Grammatik zu geben; die Kritik muss dabei in den Hintergrund treten. Wo kritische Bemerkungen nötig scheinen, werden sie als solche vermerkt. Die erwähnten Termini 'generativ' und 'transformationell' sind hier vorläufig als Bezeichnungen für ein und dasselbe Modell zu nehmen, die nähere Bestimmung wird später gegeben. Unter 'Modell' wird eine bestimmte Konzeption der Sprache als eines Kommunikationssystems verstanden. Bezüglich der GG ist ein älteres und ein neueres Modell zu unterscheiden. Um die Wandlung vom älteren zum neueren Modell zu kennzeichnen, ist das ältere zuerst darzustellen und dann zur Entwicklung des neueren überzugehen.
1. Etappe: Ergebnisse einer Diskussion vom 13. 1. 1969. Es handelt sich hier um die sogenannte Allgemeine Sprachwissenschaft, in der Kölner Terminologie um den sogenannten strukturell-deskriptiven Zweig der Sprachwissenschaft. Über den indogermanistischen Zweig wird eine gesonderte Diskussion durchgeführt werden. Ausgangsbasis ist das Kölner Modell: Beschäftigung mit Theorie und Empirie; internalisiertes Wissen über die eigene Sprache und Zugang zu fremden Sprachen.
Die sprachliche Zeit
(1969)
Die sprachliche Zeit, über die ich heute einige Gedanken zur Diskussion stellen möchte, ist diejenige Zeit, in der sich Sprachen verändern. Sie ist also die Zeit, in bezug auf welche die diachronische Sprachwissenschaft diachronisch ist, und ich glaube, daß diese Frage heute in der Sprachwissenschaft brennend aktuell geworden ist und daß wir einige wesentliche Aufgaben, die sich heute für die Sprachwissenschaft stellen, nicht lösen können, wenn wir uns nicht über die sprachliche Zeit Gedanken machen. Was bedeutet es, wenn wir sagen, daß sich in der Sprache etwas verändert hat, und ganz insbesondere, was bedeutet es, wenn wir etwas Sprachliches als früher in bezug auf etwas anderes oder als später in bezug auf etwas anderes in der Sprache bezeichnen?
Der vorliegende Arbeitsbericht ist die Zusammenfassung eines Beitrags zu einem von Prof, Dr. H. Seiler geleitetem "Field-work-Seminar" mit Japanisch als exemplarischer Objektsprache. In diesem Seminar wurden praktische Verfahren und Methoden erörtert, die der Linguist im field work benutzen muß, um seine Arbeit, Data zu kollationieren und diese gleichzeitig auch schon einer Voranalyse zu unterziehen, rationell und deskriptiv adäquat durchzuführen. […] Die Ausdrücke "phonetisch", "phonemisch", ':morphophonemisch" etc. sind im folgenden lediglich als prätheoretische Begriffe aufzufassen. Die Übergänge von einer "phonetischen" zu einer "phonemischen" und von dieser zu einer "morphophonemlschen" Notierung usw. sind hier verstanden als nach gewissen Plausibilitätskriterien durchgeführte Abstrahierungen, die ein sinnvolles Aufstellen und Behandeln des Corpus ermöglichen sollen. Damit ist die Frage der, Struktur und des Status eines "morphophonemischen Teils" im Rahmen eines spezifischen Grammatikmodells weder gestellt noch beantwortet.
Bei der Untersuchung der bulgarischen Geschmacksadjektive werden wir versuchen, ihre distinktiven Merkmale festzustellen, die die systematischen Beziehungen zwischen den betrachteten Spracheinheiten charakterisieren. Wie bekannt, unterscheidet MELČUK zwischen äußeren und inneren distinktiven Merkmalen. Die äußeren Merkmale drücken die syntagmatischen Beziehungen der Sprachelemente aus; auf der lexikalischen Ebene z.B. müssen sie die Kombinierbarkeit – im konstruktiven Sinne – der Worte im Syntagma erklären: d.h., welche konkreten Verbindungen kann man konstruieren, abgesehen von ihrer Akzeptierbarkeit, wenn der Sinn als äußeres distinktives Merkmal ("semantischer Parameter") angegeben ist. Da diese Merkmale sehr allgemein sein müssen (im Unterschied zu den individuellen semantischen Parametern, die in wenigen Verbindungen vorkommen), ist es klar, daß nicht alle semantischen Merkmale; die ein begrenztes Gebiet. wie das der Geschmacksadjektive charakterisieren, als semantische Parameter dienen können, sondern nur das allgemeinste Merkmal. [...] Mit dem Ziel, eine semantische Interpretation der generierten Sätze zu ermöglichen, werden wir versuchen, die semantischen Merkmale in der normalen Form der lexikalischen Eintragung (nach Katz/Fodor) darzustellen, was auch die Möglichkeit gibt, einige semantische Verhältnisse der Sätze, die Geschmacksadjektive enthalten, zu erklären. Da das Ziel hier die Feststellung der für die semantische Interpretation notwendigen Merkmale ist, werden wir nicht alle Bedeutungen der Geschmacksadjektive suchen; außer Betracht bleibt auch ihr übertragener Gebrauch, weil sie dann eigentlich keine echten Geschmacksadjektive mehr sind.
Die nachstehenden Gedanken haben den Charakter einer vorläufigen Problemanalyse. Eine Formalisierung ist bei diesen Stand der Untersuchungen nicht intendiert. Es soll in wesentlichen der Frage nachgegangen werden, welchen Typus von "catènes" diejenigen Funktionen zuzuordnen sind, die als Verbalaspekt oder als Aspekt schlechthin in den Grammatiken verschiedener Sprachen vorgeführt werden. In generative Ausdrucksweise gekleidet lautet die Frage: Welche abstrakten Entitäten müssen in der Basiskomponente angesetzt werden und an welcher Stelle im PS Marker sind sie einzuführen, damit eine adäquate. d.h. dem internalisierten Wissen eines native speaker entsprechende Beschreibung des Phänomens "Aspekt" erzielt werden karnn? In den folgenden Abschnitten wird zuerst die Problemlage näher umrissen. Es wird eine Hypothese, wie sie unter anderem im Rahmen der generativen Grammatik vorgebracht wurde, diskutiert, und es wird ihr eine eigene Hypothese entgegengestellt. Empirisches Material zum Testen der Hypothese wird aus dem Bereich der Verbalaspekte des Neugriechischen beigebracht werden.
Die auf den folgenden Seiten zusammengefasste Diskussion fand am 12. Februar 1969 zwischen den Mitgliedern des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Phonetik der Universität Bonn (Leitung Prof. Dr. G. Ungeheuer) und Mitgliedern des Instituts für Sprachwissenschaft der Universität zu Köln (Leitung Prof. Dr. H. Seiler) statt. Es wurden folgende zwei Arbeiten zunächst referiert und der Diskussion zugrundegelegt: D. Wunderlich: Pragmatik, Sprechsituation, Deixis. Universität Stuttgart. Lehrstuhl für Linguistik. Papier Nr. 9, November 1969 ; Cd. Fillmore: Deictic Categories in the Semantics of 'come' FL2 (1965), 219-227. Die Zusammenfassungen dieser Arbeiten sind in das vorliegende Referat nicht aufgenommen worden. Die Redaktion wurde in Köln vorgenommen. Dass dabei Missverständnisse und Verzeichnungen unterlaufen sind, ist wahrscheinlich; die Unterzeichner bitten dafür um Nachsicht. Sie hoffen, dass Inhalt und Ergebnisse der Diskussion dennoch im ganzen wahrheitsgemäss zur Darstellung gekommen sind und dass dieser Bericht als Grundlage für weitere Diskussionen geeignet sein möge.
Georg von der Gabelentz (1840-1893) war Zeitgenosse und theoretischer Gegenspieler der Junggrammatiker. […] 1881 veröffentlichte er seine heute noch brauchbare 'Chinesische Grammatik', 1891 sein großes theoretisches Werk 'Die Sprachwissenschaft, ihre Aufgaben, Methoden und bisherigen Ergebnisse' (2. Auflage 1901 von A. Graf von der Schulenburg herausgegeben; Neudruck 1969 als 'Tübinger Beiträge zur Linguistik 1' von G. Narr und U. Petersen).
[...]
[I]m vorliegenden Zusammenhang [interessiert] die Frage, ob die Unterscheidung der beiden Systeme etwa für die genealogisch-historische Sprachforschung einen Fortschritt in der Theorie bedeutet. Die mannigfachen und oft widersprüchlichen Neigungen, Tendenzen usw. in der sprachlichen Entwicklung dürften teils im analytischen, teils im synthetischen System ihren letzten Grund haben. So scheint die konservative Tendenz in der Sprache auf dem analytischen System zu beruhen, während das synthetische System die Gelegenheit zur Fortentwicklung bietet und zu einer solchen durch die Vielfalt gebotener Ausdrucksmöglichkeiten anregt.
Dem Reflexivmorphem kann unterschiedlicher Status zugeschrieben werden: 1. Es ist ein Wortbildungsmorphem, d. h. jede Verbindung von Verb + se (sich) ist ein besonderes Wort.
2. Es ist auch Formbildungsmorphem – durch Anfügen des Morphems an das Verb kann eine neue Form des Verbs gebildet werden, d.h. die lexikalische Bedeutung des Verbs wird nicht verändert. Die neuen Bedeutungen, die durch das beigefügte Morphem signalisiert werden, werden in diesem Fall als morphologische Bedeutungen betrachtet und in der morphologischen Kategorie "Diathese" generalisiert - eine Kategorie, die "characterizes the relation between the narrated event and ist participants without reference to the Speech event or to the speaker" (R. Jakobson, 1957, S 4).
3. Es stellt ein Wortbildungsmorphem nur bei den sog. Reflexiva tantum dar; sonst signalisiert es immer eine syntaktische Veränderung der Konstruktion und kann in das Verbparadigma eingeführt werden nur vom Standpunkt der Oberflächenstruktur aus. Diese Beschreibung ist ein Versuch die letzte Ansicht zu begründen.
[…]
Die theoretische Grundlage dieser Beschreibung ist das syntaktische Modell der Transformationsgrammatik, wie es von N. Chomsky (1965) dargestellt worden ist. Einige andere theoretische Formulierungen wurden durch das neue Material und durch die mit ihm verbundenen Probleme verursacht. Die Termini "Subjekt" und "Objekt" werden hier in dem bekannten Sinn gebraucht – als Benennungen bestimmter formaler Verhältnisse der Tiefen-und Oberflächenstruktur. Außerdem wird auch der Terminus "Agens" gebraucht – als Begriff, der mit dem Begriff "Subjekt" in gewissem Sinn zusammenfällt. So ist die Relation "Agens - Handlung" parallel mit der Relation "Subjekt - Prädikat", Die Beschreibung beruht auf Material, das dem bulgarischen Wörterbuch von L, Andrejcin und anderen. entnommen ist: "Balgarski tălkoven rečnik". Sofia, 1963. Alle Reflexivverben sind aus dem Wörterbuch abgeschrieben und klassifiziert je nach den Konstruktionen, wo diese Verben vorkommen.
Die vorliegende Bibliographie gedenke ich, in einer verkürzten Fassung meinem Forschungsbericht 'Die Bedeutung der kontrastiven Linguistik für den Sprachunterricht', der demnächst erscheinen wird, beizufügen. Die Bibliographie beschränkt sich im Gegensatz zu (1) - (4) auf die wichtigsten westeuropäischen Schulsprachen, hat aber gegenüber (3) und (4) den Vorteil, daß sie nach Ausgangssprachen geordnet ist. Die kontrastive Analyse (kA) im eigentlichen, d.h. sprachdidaktisch orientierten Sinne ist ein Novum in der angewandten Linguistik, wenn wir von Robert LADOS Schriften absehen. Ich habe dennoch viele ältere Publikationen aufgenommen, da sie sich häufig als wertvolle Datenlieferanten für Analysen nach modernen linguistischen Theorien erweisen.
In der Indogermanistik sehen wir einen Zweig der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft. Die histor.-vergl. Sprachwissenschaft geht davon aus, dass einander ähnliche Wörter in nicht voneinander abstammenden Sprachen, die gleiche oder vergleichbare Inhalte bezeichnen, nicht zufällig in diese verschiedenen Sprachen gelangt sein können. Solche Übereinstimmungen wären anders erklärbar, wenn die Natur des Bezeichneten die Lautfolgen jeder einzelnen Sprache in irgendeiner Weise bedingen. Wir nehmen aber an, dass es also kein Abbildungsverhältnis zwischen Inhalt und Ausdrucksform sprachlicher Zeichen gibt, dass ein sprachliches Zeichen seine willkürlich festgesetzte konventionelle Form behält. Dann muss man Ähnlichkeiten solcher Zeichen in nicht voneinander abstammenden Sprachen auf irgendwelche ursprünglichen Zusammenhänge der Konventionen zurückführen. Die Deutung solcher Zusammenhänge ist das Thema der histor.-vgl. Sprachwissenschaft. […] Die Indogermanistik ist eine von vielen histor.-vgl. Sprachwissenschaften, neben der Finno-Ugristik, der Semitistik usw. Dass die Indogermanistik sich eine gewisse Sonderstellung zuspricht, liegt an drei ganz zufälligen Gegebenheiten: erstens ist die Indogermanistik die älteste und am intensivsten betriebene Sektion der vergl. Snrachwissenschaft; sie hat bis jetzt das grösste Kapital an geleisteter Arbeit zu verwalten; zweitens sind unter den Gliedern, die wir als indogermanische Sprachen zu einer Familie zusammenfassen, besonders früh bezeugte, lang überlieferte und zu grosser Ausdrucksleistung gelangte Sprachen, und drittens gehört zu diesen Sprachen unsere eigene und alle die Sprachen, mit denen wir im europäischen Raum, in der Gestaltung der europäischen Geisteswelt, am meisten zu tun haben.
Den Unterschied zwischen Satz- und Satzgliednegation (auch Wortverneinung genannt) kann man erst befriedigend erklären, wenn die Auswirkungen der Emphase berücksichtigt werden, die sowohl in positiven als auch in negativen Sätzen zum Vorschein kommen. Ich werde die se Annahme mit Beispielsätzen zu illustrieren und zu rechtfertigen versuchen, ohne eine Formalisierung anzustreben.
It is my intention to make two major points in this paper: 1. The first has to do with finding a frame within which the modal expressions of one particular Ancient IE [Indoeuropean] language – I have chosen Classical Greek – can be best described. I shall try to point out that the regularities which we find in these expressions must depend on an underlying principle, represented by abstract structures. These structures are semanto-syntactic, which means that the semantic properties or bundles of properties are arranged not in a linear order but in a hierarchical order, analogous to a bracketing in a PS structure. The abstract structures we propose have, of course, a very tentative character. They can only be accepted as far as evidence for them can be furnished. 2. My second point has to do with the modal verb forms that were the object of the studies of most Indo-Europeanists. If in the innermost bracket of a semanto-syntactic structure two semantic properties or bundles of properties can be exchanged without any further change in the total structure, and if this change is correlated with a change in verbal mood forms and nothing else, then I think we are faced with a case where these forms can be said to have a meaning of their own. I shall also try to show how these meanings are to be understood as bundles of features rather than as unanalyzed terms. In my final remarks: I shall try to outline the bearing these views have on comparative IE linguistics.
Problemstellung: Die Junggrammatiker rekonstruierten die Paradigmen der idg. Verbalflexion nach dem Muster des formenreichen Altindischen und Altgriechischen; ihr Verfahren wird von weiten Kreisen noch heute befolgt. Seit dem Bekanntwerden des Hethitischen haben einzelne Forscher den umgekehrten Weg eingeschlagen und ein formenarmes System als Ausgangspunkt der Entwicklung erklärt.
The aim of any Automatic Translation project is to give a mechanical procedure for finding an equivalent expression in the target language to any sentence in the source language. The aim of my linguistic translation project is to find the corresponding structures of the languages dealt with. The two main problems that have to be solved by such a project are the difference of word order between the source language and the target language and the ambiguous words of the source language for which the appropriate word in the target language has to be chosen. The first problem is of major linguistic interest: once the project has been worked out, it will give us the parallel sentence structures for the two languages in question. Since there is no complete analysis of any language that could be used for the purpose of automatic translation, we decided to build up our project sentence by sentence. The rules which are needed for translating each sentence will have to be included in the complete program anyway, and the translation may be checked and corrected immediately. The program is split up into subroutines for each word-class, so that a correction of the program in case of an unsatisfactory translation does not complicate the program unnecessarily.
Eines der Hauptmerkmale, welches das Ionisch-Attische von den übrigen altgriechischen Dialekten unterscheidet, ist die Vertretung des idg. * ā durch ē. Idg. *ā kommt in den übrigen Dialekten als ā vor. So entspricht zum Beispiel dem idg. *māter (lat. māter, ai. mātā) äol.-dor. mā́tēr, aber mḗtēr im ion.-att. […] Selbstverständlich ist die Zurückführung auf idg. Formen mit ā ein Ergebnis, zu dem man erst durch die Rekonstruktionsmethoden der Vergleichenden Sprachwissenschaft kommt. In dem Bereich des ion.-att. Dialekts wird jedoch weiter unterschieden, da bei bestimmten lautlichen Umgebungen (nach den Lauten i, e und r) im Att. – wie auch im Äol., Dor. – ā und kein ē vorkommt, wie man erwarten würde und wie es wirklich der Fall im Ion. ist. […]
1.2. Wegen dieser unterschiedlichen phonologischen Situation, die man im Att. […] findet, stellen sich in Bezug auf das phonologische System des Altgriechischen (des ion.-att. Dialekts) die folgenden wesentlichen Fragen: (A) Wie soll man im Att. die Anwesenheit von ā statt des erwarteten ē erklären? (B) (I) Wurde das urgr. ā direkt zu ē (ē̡) im Ion.-att. oder hat es eine Zwischenstufe gegeben in dem Sinne, daß es zunächst zu ǟ (vorderer, palataler Laut) wurde und später zu ē̡, obwohl es in der Schrift immer durch H (MHTEP) im Att. repräsentiert wurde?
(II) Wenn es wirklich eine Zwischenstufe mit ǟ gegeben hat, hat sie so lange gedauert, daß ǟ als ein selbständiges Phonem des phonologischen Systems der langen Vokale des Ion.-att. und besonders des Att. betrachtet werden kann?
Der zweite Teil der Frage (B) wird direkt mit dem Problem der Chronologie der Verschmelzung ("merger") von ǟ und ā̡ verknüpft. (Da die Gründe, die für den phonematischen Wert des ǟ sprechen, stark genug sind, wie durch die folgende Analyse gezeigt werden wird, wird ǟ hier im voraus als Phonem betrachtet, und das soll hier auch als Arbeitshypothese dienen.)
I. Zum Problem der Possessivität im Cahuilla (Uto-Aztekisch, Süd-Kalifornien) -
Von "possessiv", ''Possessivität'' wird in den Grammatiken verschiedener Sprachen in mindestens zwei verschiedenen Zusammenhängen gesprochen: 1.) Im Zusammenhang mit den "Possessivpronomina" und mit "Genitiv", z. B. dt. 'Karls Vater', 'sein Tod', 'seine Verurteilung', 2.) Im Zusammenhang mit 'haben', 'gehören', 'besitzen'. Daß die beiden Zusammenhänge nicht koextensiv sind, zeigt sich etwa bei 'sein Tod', wo neben es kein *'er hat einen Tod' gibt. Ebenso ist neben 'Karls Vater' ein Satz wie *'Karl gehört der (oder: ein) Vater' abweichend, zumindest wenn es sich um den leiblichen Vater Karls handeln soll. Das zeigt sich auch, daß die von der TG lange geübte Praxis, die Genitiv-Syntagmen auf 'haben'-Syntagmen zurückzuführen, nicht den Tatsachen entspricht. In anderen indogermanischen Sprachen finden wir ähnliches wie im Deutschen. Wir wissen zwar, was "Possessivpronomina" qua morphologische Klasse sind; aber syntaktisch und erst recht semantisch ist das Phänomen ''Possessiv'' weitgehend ungeklärt.
[...]
Ich glaube nun in einer Sprache den Bereich der Probleme einigermaßen zu überschauen, die man traditionellerweise und ohne recht zu wissen wie, mit dem Terminus "possessiv" in Verbindung bringt. Die Sprache heißt CAHUILLA, wird im südlichen Kalifornien von wenigen Sprechern noch gesprochen und gehört zur Uto-Aztekischen Sprachfamilie.
II. Possessivität und Universalien -
In meinem ersten Vortrag bin ich davon ausgegangen, daß für eine gegebene Sprache bei guter Kenntnis derselben eine zunächst intuitive Erfassung eines Bereichs der Grammatik möglich ist, den man sodann durch eine Theorie und nachprüfbare Methoden schrittweise auf die Ebene des wissenschaftlichen Bewusstseins zu heben versucht. Es handelt sich um jenen Bereich, dessen Grundprinzipien semantischer Natur sind, an dem aber auch die Syntax einen wesentlichen Anteil hat. Wie man den Bereich nachher nennt, ist weniger wichtig; ich sehe kein Hindernis, den traditionellen Terminus "possessiv", "Possessivität" dafür zu verwenden. Auch heute, in dem zweiten Vortrag, in dem es zunächst vor allem ums Deutsche, dann aber um die Frage nach den sogenannten Universalien geht, will ich wieder davon ausgehen, daß es möglich ist, einen semanto-syntaktischen Bereich "Possessivität" intuitiv abzustecken. Ich will dafür zunächst einen prominenten Zeugen aufrufen, der das fürs Griechische getan hat: Aristoteles.
Semantik für Sprechakte
(1972)
Semantik wird herkömmlicherweise als die Interpretation von Zeichenketten verstanden, die die Syntax liefert. Damit gibt sie aber ein dubioses Programm für die Beschäftigung mit natürlichen Sprachen ab. Ausgangspunkt für diese muß die Feststellung sein, daß Sprechen ein Handeln ist und kein Produzieren von Zeichenketten (außer vielleicht zu Demonstrationszwecken). Sprechhandlungen sind z. B.: jmd. Widersprechen, jmd. beschuldigen, sich ausreden bzw. entschuldigen usw. Über die Sprechhandlungen selbst werde ich im folgenden nichts weiter sagen; ich werde vielmehr ein Verfasser und Leser gemeinsames Verständnis, begründet in einer gemeinsamen Erfahrung, voraussetzen. In dem so angedeuteten Rahmen soll es die Aufgabe der Semantik sein, die Bedingungen für Sprechhandlungen zu explizieren: Welche Bedingungen muß z. B. eine Sprechhandlung erfüllen, um eine Beschuldigung zu sein (als Beschuldigung zu gelten, als solche akzeptiert zu werden o. ä.)? Dieses Programm möchte ich im folgenden exemplarisch entwickeln.
Die Termini Possessivität und Possession, die wir synonym für einander verwenden wollen, sind vorwissenschaftlich. Ihr Inhalt hat in keinem der Modelle der synchronen Sprachbeschreibung eine befriedigende Präzisierung erfahren. Die Auffassungen darüber, was man in gewissen Sprachen als possessiv anzusehen hat, schwanken. Man hat sich, mit Recht, gefragt, ob man einem entsprechenden Begriff überhaupt einen Platz in der Beschreibung von Sprachen – und damit in der Grammatik – einräumen solle. […] So erwägenswert manches an dieser Einschätzung auch ist, so finde ich es anderseits doch bemerkenswert, daß sich die verschiedensten Linguisten bei der Beschreibung der verschiedensten Sprachen doch immer wieder veranlaßt sehen, solche Termini – und Begriffe – wie "possessiv", "Possession" einzuführen. […] Intuitiv denkt man bei dem Terminus "Possession", "possessiv" in Sprachen wie dem Deutschen an die Konstruktionen mit Genitiv oder Possessivpronomen einerseits 'Karls/sein Haus') und an Konstruktionen mit 'haben', 'gehören', 'besitzen' anderseits ('Karl hat ein Haus'). Es hat nicht an Versuchen gefehlt, das eine auf das andere zu reduzieren. Die orthodoxe TG hat lange genug behauptet, 'Karls Haus' liege ein 'Karl hat ein Haus' zugrunde. Daß sich das nicht verallgemeinern läßt, sieht man etwa an 'Karls Tod', wozu es kein *'Karl hat einen Tod' gibt. Die Hypothese, die ich hier vorlegen und begründen möchte besteht darin, daß beide Ausdrucksweisen, also Genitiv, Possessivpronomen einerseits und 'haben' etc. anderseits einander komplementieren und erst zusammen den Phänomenbereich der Possessivität konstruieren. Eine große Rolle spielt dabei der Unterschied zwischen sogenannten relationalen und nicht-relationalen Nomina. Solche schwierigen Fragen untersucht man einerseits am besten an seiner eigenen Muttersprache. Anderseits aber hoffe ich das hier Gefundene durch die Konfrontation mit den Verhältnissen in einer davon weit abliegenden Sprache, einer Indianersprache Süd-Kaliforniens, Cahuilla, noch plastischer hervortreten zu lassen. Das hier angewendete Beschreibungsmodell ist gemischt. Die zugrundeliegenden Strukturen sind so weit wie möglich als syntaktische dargestellt. Doch konnte ich nicht umhin, in solchen syntaktischen Strukturen gewisse semantische Entitäten unterzubringen. Das gilt insbesondere für die abstrakten oder "höheren" Verben APPLIES und EXIST. Sie haben einen direkten semantischen Wert.
Eine allgeneine und theoretische Antwort auf die Frage, ob der Begriff "Possesivität" zur grammatischen Beschreibung einer natürlichen Sprache gehören solle oder nicht, wird je nach Standpunkt verschieden ausfallen. Man kann auch anders vorgehen, indem man in einem vortheoretischen Verständnis einen Begriff "Possesssivität" zunächst annimmt und zusieht, wie die Repräsentationen eines solchen Begriffs in je einer einzelnen Sprache sich gestalten. Die Möglichkeit, dass sich daraus, fast von alleine, eine Bestätigung und Präzisierung für diesen Begriff, ja sogar der eine oder andere Anhaltspunkt für dessen Universalität ergibt, dürfte man nicht ausschliessen. Der .Aufsatz von Hansjakob Seiler scheint schon in Zusammenhangmit diesem Problem nicht nur das Wesentlichste klargemacht zu haben; er stellt auch die Frage nach einem gemeinsamen Prinzip, dem die einzelnen Sprachen gehorchen, wenn sie die Possessivitätsrelation ausdrücken.
Dieser Beitrag ist ein Vorschlag, auf der grammatisch-semantischen Ebene dieses Prinzip in einer konktreten Sprache, dem Polnischen, aufgrund der die Possessivität ausdrückenden Mittel und ihrer Bereiche zu illustrieren. Daher wird hier semantisch davon ausgegangen, dass die Possessivität eine Relation ausdrückt, die den Verhältnis des Teils zum Ganzen entspricht. Ob man nun diese Relation als direkte Zugehörigkeit zur Menge oder als eine Art indirekter Zugehörigkeit, nämlich zum Besitzer der Menge auffasst, wäre eine Frage über die aufgrund der Struktur der betreffenden Sprache entschieden werden sollte, – vorausgesetzt immer, dass die Possessivität ein sprachlich ausgeprägtes und sprachwissenschaftlich beschreibbares Phänomen ist.
Das hier vorgestellte Schlagwortkatalogsystem ist die Zusammenfassung diverser Vorarbeiten, die, teilweise in Verbindung mit Seminaren, Übungen und dem Kölner Universalienprojekt, in den vergangenen Semestern am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Köln durchgeführt wurden, um Methoden einer effizienten wissenschaftlichen Dokumentation zu erarbeiten und zu erproben. Vor etwa einem Jahr wurde mit dem Aufbau eines entsprechenden Schlagwortkatalogs begonnen, für dessen Benutzer dieses Papier erstellt worden ist. Wir glauben jedoch, auch demjenigen, der nicht mit unserem Kölner Katalog arbeitet, Anregungen zur Verarbeitung wissenschaftlicher Information geben zu können.
The speakers of the Paraná dialect of Kaingáng, from whom the data of this study were gathered, have lived in close contact with the Brazilians since before the turn of the century. Although many members of this group are still monolingual and Kaingáng is spoken in all the homes, the influence of Portuguese is making an impact on the language. This can be seen not only in isolated loan words, but it is slowly changing the time dimension of the language and the thinking of the Indians. The change seems to have come about first through loan words, but it is now also affecting the semantic structure of the language and is beginning to affect the grammatical structure as well. The study here presented deals with this change as it can be seen in relation to time expressions such as yesterday – today – tomorrow; units of time such as day – month – year; kinship terms; and finally aspect particles. In considering the time expressions the meaning of various paradigms will be discussed. The paradigms are related to the time when events took place, to sequence of events, and to the point of the action. No Brazilian influence can be observed here. In the discussion of the units of time the semantic area of these units before and after Brazilian influence will be explored. Through Brazilian influence vocabulary has been developed with which it is possible to accurately pinpoint events in time which was not possible before this. The time distinctions within the kinship system will be discussed, and how they change with the influence of Brazilian terms. A whole new generation distinction is added in the modified kinship system. Similary several new aspect particles are being created through contractions, which now contain a time element. The whole development shows an emphasis on fine distinctions in time depth which came about through the contact with Portuguese and which can be observed in several points of the structure of Kaingáng.
Etymologie und Wortgeschichte bezeichnen deutlich voneinander unterschiedene Aufgabenstellungen der Linguistik. Etymologie beschreibt die erste Zuordnung eines Inhalts zu einer hierfür neugeschaffenen Lautkette. Sie hat Lexikon, Wortbildung und Motivation als Faktoren einer solchen Zuordnung darzustellen und gehört damit zur synchronen Beschreibung der Sprache. Wortgeschichte ist eine Aufgabe der historischen Sprachwissenschaft: sie registriert und deutet alles, was sich mit einer einmal geschehenen Form-Inhalt-Zuordnung im Laufe ihrer Verwendung durch die Sprecher ereignet.
Das achte der von Schumann unter dem Namen "Dichterliebe" zusammengefaßten und vertonten Heine-Gedichte – "Und wüßten's die Blumen, die kleinen" – soll im folgenden einer Teilanalyse unterzogen werden. Wenn damit auch ein kleiner Beitrag zu dem im Rahmen einer semiotischen Theorie zu behandelnden allgemeinen Problem der Systembeziehungen zwischen Sprache und Musik geleistet werden soll, indem einer solchen Theorie in einer empirischen Untersuchung voranalysiertes Material zur Verfügung gestellt wird, so steht im Mittelpunkt des Interesses doch bloß jenes Lied für sich. Dies bedingt eine Verlagerung des Gesichtspunktes, unter dem das genannte Problem gesehen wird, vom System auf die Struktur, im Hjelmslev'schen Sinne. Die strukturellen Eigenschaften von Heines Gedicht werden verglichen mit denen von Schumanns Vertonung, es werden Beziehungen zwischen dem textuellen und dem musikalischen Ablauf aufgedeckt.
Bestimmte seit den sechziger Jahren zur Analyse früher kindlicher Äußerungen benutzte Beschreibungsmodelle unterschätzen die sprachliche Kompetenz des Kindes, indem sie die Struktur seiner Äußerungen auf Distributionsphänomene der Oberflächenstruktur reduzieren, andere Modelle überschätzen diese Kompetenz, indem sie kindlichen Äußerungen mehr sprachliche Information zuschreiben, als sie enthalten. Wenn außersprachliche Information auf systematische Art und Weise in die Untersuchung der sprachlichen Kommunikation zwischen Kind und Erwachsenem einbezogen wird, findet einerseits die Tatsache eine Erklärung, daß diese Kommunikation in so erstaunlichem Maße erfolgreich ist, andererseits erlaubt diese Beschreibungsweise es aber, frühe kindliche Äußerungen als sprachlich so undeterminiert darzustellen, wie sie sind.
Three quantificational approaches to the measurement of lexical descriptivity are proposed, based on: the semantic sum of the parts of a lexeme is equal to the whole, paraphrase-term and term-paraphrase congruence, explicitness of semantic elements of a construction. Combination of all possible values into tripartite sets and then into equipollent groups results in a system composed of 12 grades. This system was tested with a semantic domain of the Finnish lexicon: body-part terms. The descriptivity indices for each lexical item were correlated with natural divisions of the body, construction-motivation types (form, function, location), grammatical construction types (endo- and exocentric compounds, derived forms, metaphors), and loanwords. These comparisons result in a number of grade profiles whereby specific descriptivity grades are characteristically associated with one or more types of body section, construction motivation, and grammatical construction. Diachronic and synchronic evidence points overwhelmingly to a process of semantic narrowing in the development of descriptive words and labels from phrases or sentences.
Semiotische Philosophie?
(1975)
The philosophical interest in semiotics arose out of its chief aim, the elucidation of the foundations and forms of knowledge. Since Locke and Leibniz it has been recognized that signs not only serve to present and communicate knowledge already given, but also open up certain domains of knowledge that would otherwise be inaccessible. Since the use of sign systems presupposes insight into the rule-governed construction of these systems, it is more appropriate to speak of a semiotic complementation than of a 'semiotic transformation of philosophy' (Apel). With the exception of elementary forms of knowledge, which are, however, fundamental, all knowledge rests on an interdependence of intuitive and semiotically mediated cognitions. In the contemporary philosophy of science a planifactory function joins the cognitiye function of signs. Signs serve to plan and steer actions and operations. The cybernetic sciences as a semiotic discipline have succeeded, for the first time since the breakthrough of modern science, in reversing the relation between the natural and the human sciences. A model from the human sciences has successfully been superposed upon natural sciences and technical disciplines.
Vorwort : Hansjakob Seiler
Deskriptive und metaphorische Benennung im Bereich der deutschen Nominalformen : Rita Becker
Die Anwendung des Prinzips der deskriptiven und etikettierenden Benennung auf Instrumentausdrücke im Deutschen und Ungarischen : Elisabeth Katz
Etikettierende und deskriptive Benennung in Prä- und Postpositionalsystemen : Heribert Walter
Das deskriptive Prinzip im Hebräischen : Edna Habel
Anwendung der Prinzipien der deskriptiven und der etikettierenden Benennung auf Farbbezeichnungen im Deutschen : Charlotte Schwendy
Deskriptiv vs. Etikettierend in der Fachsprache der EDV : Wolfgang Kirsch
Relativkonstruktionen : Bernhard Clasen und Claudia Seip
Die […] Arbeiten entstanden im Rahmen eines vom Unterzeichneten geleiteten Forschungsseminars über sprachliche Universalien im Wintersemester 1974/75. Das Interesse konzentrierte sich auf den als "deskriptive und etikettierende Benennung" bezeichneten Problembereich; die Relativkonstruktionen, hier durch eine Arbeit vertreten, hängen letztlich mit dem genannten Problembereich zusammen. Eine weitere Studie über Relativkonstruktionen sowie sonstige zur Zeit noch in Arbeit befindliche Aufsätze dieses Seminars werden vielleicht, in einem späteren Arbeitspapier Aufnahme finden.
Actually, the title should include intralinguistic variation along with the interlinguistic one. For variation within one and the same language is the thing which directly presents itself to the observation while it still remains to be demonstrated that phenomena in different languages can be regarded as variants to be assigned to one and the same invariant principle. There are two senses in which the terms of variant, variation are used in the following remarks: one, which has just been mentioned, concerns the assignment of variants to some definite invariant. The other implies the possibility of gradient transitions and opposes the notions of discreteness and of yes-or-no. I shall not try here to reconcile these two senses and I trust that what I intend to show will become intelligible nevertheless. Henri Delacroix (1924:126f) has reformulated an old hypothesis which seems worth exploring in connection with the search for language universals: "Une langue est une variation historique sur le grand thème humain du langage." It remains to be seen what "le grand thème" or rather "les grands thèmes" are about and what particular language-specific properties could be shown to be variants of one and the same theme. One such major theme which we shall now investigate is the interrelation between, on one side, a word or a sequence of words, and, on the other, a sentence. As this for us is not only a syntactic but also a semantic problem, we might rephrase the anti thesis as that between a term or sequence of terms and a proposition. Two alternative views on the nature of this interrelation seem conceivable: A. The interrelation is yes-or-no, i. e. an element or a string of elements either constitutes a term (sequence of terms) or a proposition. B. The interrelation is of gradient nature, i. e. we find intermediary stages. Both alternatives are appropriate, but under different circumstances.
The first question under Consideration is whether it is possible to explicate the meaning of 'meaning' (in the sense of Carnap's 'meaning explication'). It is argued then that we have to distinguish just between meaning1 and meaning2: Meaning1 refers to the proper semantic meaning whereas meaning2 refers to a pragmatic meaning expressed by the form 'S means that p'. The statement follows that there is no possibility of giving an explication of meaning directly based on meaning1. Concerning meaning2, arguments are given which demonstrate the identity of meaning2 with material implication. An explication of meaning2 would show tight resemblances to Tarski's well- known truth-definition.
Jener Euphorie unter den Linguisten, die N. Chomskys Werk "Aspects of the Theory of Syntax" bei seinem Erscheinen 1965 hervorrief, ist nach den Debatten eines Jahrzehnts die Ernüchterung gefolgt:. Auch die "Aspects" liefern uns" keine Patentlösung für die Probleme der Sprachwissenschaft. Kein Resultat, keine Hypothese dieser Arbeit ist unangefochten geblieben, und doch gehört es zum Bedeutungsvollsten, was die Sprachwissenschaft hervorgebracht hat. Niemals vorher wurde mit derselben Kühnheit und Brillianz eine linguistische Theorie der Sprache entworfen. Das darf bei aller Kritik in Erinnerung bleiben. Das theorielose Umherstreifen der empirischen Linguisten in der ungeheuer komplexen Landschaft der menschlichen Sprachen führte in die Irre, würden die Linguisten einzig auf diesem Wege die Patentlösung anzutreffen hoffen. Wer eine Lösung sucht, muß sie entwerfen. Daran ist zu erinnern, wenn jetzt gelegentlich zuviel "Theorie" beklagt wird. Freilich, wodurch sich ein theoretischer Entwurf von bloß abstraktem Gerede – auch exaktem Gerede – unterscheidet, lernt man am besten am Exempel: Chomskys "Aspects" sind ein solches Exempel. Lehrende und Lernende haben im 'Wintersemester 1975/76 gemeinsam versucht, sich dieses Exempel wieder deutlich vor Augen zu führen – einmal ohne die Sekundärliteratur zu benutzen. Das wurde ein mühevolles Buchstabieren, wie die hier abgedruckten Protokolle es bezeugen: Sie sind weit davon entfernt, in jeder Hinsicht zufrieden zu stellen. Fehler haben wir auszumerzen versucht; stilistische Mängel, Argumentverkürzungen und Schiefheiten sind mancherorts stehen geblieben. Dem Anfänger mag die Lektüre trotzdem nützlich sein, dem Kenner zeigt sie, wieviel noch getan werden muß, soll die Linguistik als lebendige Wissenschaft und weder als Ideologie noch als Datenbank verbreitet werden.
In diesem Arbeitspapier möchte ich versuchen, zwei wesentliche Ergebnisse des Sprachkontakts zwischen Englisch und Yoruba in Nigeria zu beschreiben. Erstens sollen die daraus resultierenden Codes, die der gesamtgesellschaftlichen Kommunikation in verschiedenen sozialen Domänen dienen, dargestellt und illustriert werden. Zweitens soll an Hand eines Vergleichs zwischen Entlehnungsvorgängen in anderen Sprachen (hauptsächlich indoeuropäischen) und in der Yoruba-Sprache ein Modell für die Klassifizierung des lexikalischen Lehnguts vorgestellt werden.
Die vorliegende Arbeit ist einem Phänomen gewidmet, das in den letzten Jahren eine gewisse Rolle gespielt hat bei dem Versuch, die Anwendbarkeit des Modells der generativen Transformationsgrammatik an einer möglichst großen Anzahl unterschiedlicher Sprachen und Phänomene zu erproben. Es gehört in den umfassenderen Phänomenbereich der Koordination bzw. der Koordinationsreduktion und wird in der einschlägigen Literatur als "Gapping" bezeichnet. [...] Wir wollen koordinierte Strukturen, die ein für alle Konjunkte identisches Verb nur einmal repräsentieren, als "reduzierte Strukturen" bezeichnen, und zwar als "vorwärts"- oder "rechtsreduzierte", wenn sie es ausschließlich im ersten Konjunkt repräsentieren und als "rückwärts" oder " linksreduzierte", wenn sie es ausschließlich im zweiten bzw. (da auch mehr als zwei Sätze koordiniert werden können) im letzten Konjunkt repräsentieren. Entsprechend nennen wir koordinierte Strukturen, die das Verb in beiden bzw. allen Konjunkten repräsentieren, "nicht-reduzierte" Strukturen. [...] Beispiele zeigen, daß es Sprachen gibt, die ausschließlich vorwärtsreduzierte Varianten gestatten und solche, die nur rückwärtsreduzierte Varianten gestatten. Daraus ergibt sich folgende Fragestellung: ( i ) Welche Sprachen gestatten welche reduzierten Varianten? ( ii ) Warum gestatten bestimmte Sprachen diese, andere Sprachen jene Varianten? Diese hier noch recht grob formulierte Fragestellung wird im Laufe der Untersuchung weiter verfeinert werden. Der Schwerpunkt wird auf der Frage nach dem Warum? liegen.
Using Ultan's theory of descriptivity grading as a starting point, I will attempt to capture this differential utility in terms of [...] criteria of literalness, explicitness and syntactic complexity. I will first briefly present his System and investigate some generalizations which he has proposed on the basis of his study of body part terminologies in numerous languages. I will apply his theory to nouns in this and four other semantic domains, in three North American Indian languages. I will test his generalizations and propose some new ones. I will then present an alternative system of descriptivity grading and compare the results of its application with those of Ultan's system. In the final section I will suggest another methodology for quantification. An appendix at the end of the paper lists all of the descriptive lexical items mentioned, graded according to both systems.
Eine ausführliche Analyse der Prinzipien der etikettierenden und der deskriptiven Benennung findet sich in Seiler 1975 a. [...] Wesentlich ist; daß der Term gegenüber der Paraphrase; die vermittels der Proposition, zu der er in Beziehung steht, formuliert werden kann (Lehrer = einer, der lehrt), eine Bedeutungsverengung erfährt, die in diesem Falle durch eine zusätzliche semantische Komponente 'professionell' oder 'habituell' o.ä. erfaßt werden kann. Der deskriptiven Benennung, auch charakterisierbar als "Benennen durch Aussagen", dienen diverse sprachliche Mittel oder Techniken wie Derivation, Komposition (mit der Subtechnik der Inkorporation), Absolutivbildung usw. Nicht alle Techniken kommen in jeder Sprache zur Anwendung und auch in den Sprachen, in denen sie zur Anwendung gelangen, ist diese in vielen Fällen auf bestimmte morpho-syntaktische Bereiche beschränkt. [...] Betrachten wir nun unter diesem Gesichtspunkt der Distribution deskriptiver Techniken die Verteilung von Komposition und Derivation im Deutschen. [...] Gegenstand der folgenden Überlegungen soll […] die verbale Wortbildung, und zwar im Vergleich zur nominalen, sein.
In an earlier paper, I proposed a system for evaluating the relative descriptivity of lexical items in a consistent manner in terms of the interrelations of three metrics. The first of these, including five possible degrees of descriptivity, is based on the premise that the sum of the meaningful parts of a given form is or is not equal to the meaning of the whole. The second, also composed of five degrees, is based on paraphrase-term relations in which the logical quantifiers: all, some and no, are applied to the terms of the paraphrase in one test and to the meaningful parts of the term (linguistic form) in the reversibility test. Both tests are applied in the form of logical propositions. The third metric, with three degrees, deals with the relative explicitness of the meaningful parts of a given form: explicit, implicit or neither. […] This system was then tested in a pilot study involving the fairly limited and semantically homogeneous lexical domain of body-part terms in a specific language, Finnish. The purpose of the present paper is to subject comparable data from other languages to the same kind of analysis and compare the results in order to ascertain whether the generalizations arrived at with the Finnish data also hold for the other languages or, more specifically, which of these generalizations are more or less universal and which language or language-type specific? The additional languages to be examined here are: French, German, Ewe, Maasai and Swahili.
The basic idea I want to develop and to substantiate in this paper consists in replacing – where necessary – the traditional concept of linguistic category or linguistic relation understood as 'things', as reified hypostases, by the more dynamic concept of dimension. A dimension of language structure is not coterminous with one single category or relation but, instead, accommodates several of them. It corresponds to certain well circumscribed purposive functions of linguistic activity as well as to certain definite principles and techniques for satisfying these functions. The true universals of language are represented by these dimensions, principles, and techniques which constitute the true basis for non-historical inter-language comparison. The categories and relations used in grammar are condensations – hypostases as it were – of such dimensions, principles, and techniques. Elsewhere I have outlined the theory which I want to test here in a case study.
These notes grew out of my preoccupation with writing a grammar of a particular language, Cahuilla, which is spoken in Southern California and belongs to the Uto-Aztecan family. [...] The Introduction to the Grammar as a whole – of which two sections are reproduced here in a modified version – tries to integrate the synoptic views of the different chapters into a series of comprehensive statements. The statements cluster around two topics: 1. A presentation of Cahuilla as a type of language. 2. Remarks on writing a grammar.
The search for universals is a tendency which is based in the structure of human knowledge and which correlates with a complementary search for individual properties. The recurrence to universals is inherent in both classificatory and deductive knowledge. Admittingly, the attempt to classify the definitorial universals of human language hierarchically meets various difficulties. In contrast to the universals of the formal systems of logic and mathematics, the universals of human language are of a heterogeneous character. Often the relation among the universals of language is not to be determined merely as a relation of logical compatibility or implication, but, additionally, as a relation of means and end. Not everything which is logically possible according to certain basic universals of language is also realized by the languages. Beyond the logical possibilities linguistics must recognize structural, perceptual and cognitive restrictions. – Universal properties have the merit that they are, presumably, more fundamental in the language system than the mere particular properties. – One of the important discoveries of the more recent investigation in language universals is that diversities, in particular certain types of interlingual inversions and gradual distinctions in the development of a dimension, are also subject to universal laws. – As a motive for research in language universals, which is also a motive for the opposed inquiry in linguistic relativity, one must ultimately consider a psycho-sociological factor. According to the level at which one seeks identification with a gruppe (ethnocentric or anthropocentric) one will be more likely to advocate a constrative linguistics (in the broadest sense of the term) or a universal linguistics.
In my paper "Thesen zum Universalienprojekt" (1976) I mention two complementary procedures for discovering language universals: 1. The investigation of the dimensions and principles whose existence is necessitated by the communicative function of language; 2. The development of a formal language in which all syntactic rules are explicitly formulated and in which all syntactic categories are defined by their relation to a minimally necessary number of syntactic categories. Since the first procedure is treated in many of the other papers of this volume, I wish to discuss the role of formal methods in the research of language universals. As an example I want to take the dimensions of determination and show how expressions denoting concepts are modified and turned into reference identifying expressions. There is a general end a specific motivation for the introduction of formal methods into linguistics. The general motivation is to make statements in linguistics as exact and verifiable as they are in the natural sciences. The specific motivation is to make the grammars of various languages comparable by describing them with the same form of rules. The form has to be flexible enough to describe the phenomena of any possible natural language. All natural languages have in common that they may potentially express any meaning. The flexibility of the form of grammatical rules may therefore be attained, if syntactic rules are not isolated from the semantic function they express and syntactic classes are not defined merely by the relative position of their elements in the sentence, but also by the communicative function their elements fulfill in their combination with elements of other classes.
Montague (1974) has shown that this flexibility may be attained by using the language of algebra combined with categorial grammar. Algebraic systems have been developed by mathematicians to model any systems whose operations are definable. Montague does not merely use the tools of mathematics for describing the features of language, but regards syntax, semantics and pragmatics as branches of mathematics. One of the advantages of this approach is that we may apply the laws developed by mathematicians to the systems constructed by linguists for the description and explanation of natural language.
One of the striking features in modern Newari noun phrases is the wide usage of a set of affixes found in combination with the various elements that may expand a noun into an endocentric construction. At first sight such affixation would appear as a linking device by which the subordinate constituents of a noun phrase are tied to their head noun. Closer investigation, however, reveals a more complex picture which I have attempted to outline in the following paragraphs. The results of this inspection lead to the conclusion that the pattern of affixation displayed in Newari mirrors the close interaction of two converse functional principles: both the syntagmatic function of nominal determination on the one hand and a paradigmatic function – the formation of certain types of lexicalized expressions in Newari – formally tie in with each other by the application of one common technique.
Implikative Universalien, linguistische Prinzipien und Sprachtypologie / J.C.P. Auer, Wilfried Kuhn
(1977)
Wir wollen in diesem Aufsatz die Möglichkeiten typologischer Forschung prüfen, die sich aus Greenbergs Aufsatz "Some Universals of Grammar with Particular Reference to the Order of Meaningful Elements" ergeben. Greenbergs primäres Interesse ist nicht typologisch, sondern an der Universalienforschung orientiert. Er ermittelt aus einem 'sample' von 30 Sprachen 45 implikative Universalien der allgemeinen Form V(x) [A(x) → B(x)], wobei A und B beliebige sprachliche Merkmale sind und über die Menge aller Sprachen x quantifiziert wird. Überdies versucht Greenberg die relativ große Zahl von implikativen Universalien unter eine kleine Zahl von sog. Prinzipien ('principles') zu subsummieren, die allgemeine Bauprinzipien von Sprachen darstellen sollen und so Erklärungscharakter für die empirisch gewonnenen Universalien haben. Typologie wird von Greenberg zunächst nur in einem klassifizierenden Sinn verstanden; die Verteilung der untersuchten Merkmale in der Stichprobe von 30 Sprachen klassifiziert diese in solche, in denen das Merkmal anzutreffen ist und solche, in denen es nicht anzutreffen ist. Im folgenden wird zu zeigen sein, daß darüber hinaus auch auf der Ebene der Universalien und der Ebene der Prinzipien typologische Ansätze möglich sind.
Meine Untersuchung behandelt das Problem der Kennzeichnung notivischer Bestimmtheit/Unbestimmtheit aus der Perspektive der Wortstellung in Sätzen mit Objekt, also in sogenannten transitiven Sätzen. Relativsätze und Sätze, in denen das Verb diskontinuierlich ist, wurden dabei nicht berücksichtigt, weil die Wortstellung hier von anderen Faktoren abhängt. Die Möglichkeit der grammatischen Realisierung des Ausdrucks von notivischer Bestimmtheit/Unbestimmtheit […] wird dabei mit berücksichtigt.
The language of the Cahuillas shows two systems of expressions referring to kinship, which could be termed, respectively, as labeling-relational and as descriptive-establishing. […] Descriptive terms show two properties: 1. They are analysable into constituent elements so as to recognize the connection between the term and the proposition. 2. They are distinguishable from the proposition: a. by a special formal element […], in Cahuilla the absolutive suffix. b. by a narrowing or specialization in the meaning. A term which is not descriptive, i.e. which is not connected with a proposition, I shall call "label", "1abeling": It does not say anything about the object but is assigned to it just as a label is attached to a thing […].
Ich möchte für das Folgende annehmen, daß ein Paradigmenwechse1 in den Wissenschaften sich als Wechsel der methodisch leitenden grammatischen Sätze rekonstruieren läßt. Oder mindestens möchte ich behaupten; die Betrachtung eines Paradigmenwechsels als Wechsel der grammatischen Sätze sei wenigstens bei einer Wissenschaft zwingend: bei der Linguistik. Daß die Linguistik längst keine vorparadigmatische Wissenschaft mehr ist, läßt sich bereits daran erkennen, daß sie sich stark genug fühlt, nicht abseits zu stehen, sondern ihrerseits mit einer linguistischen Definition von Wissenschaft aufzuwarten.[…] Daß es inzwischen Untersuchungen über die Sprache der Physik gibt, die linguistische Ergebnisse berücksichtigen, hat sicherlich unter anderem damit zu tun, daß die Linguistik seit der Jahrhundertwende, seit Ferdinand de Saussure, selbstbewußt und sehr vernehmlich im Chor der Wissenschaften mitgesungen hat, bisweilen so laut, daß viele Wissenschaften, besonders in der Abteilung Geisteswissenschaft, sich gezwungen sahen, die Melodie der Linguistik zu übernehmen, wenn anders sie nicht gänzlich übertönt werden wollten. In dieser Situation ist es also auch für andere Wissenschaften von einigem Interesse, davon Kenntnis zu nehmen, daß in der kräftigen Stimme der Linguistik ziemlich genau um das Jahr 1957 ein etwas abrupter Melodiewechsel nicht zu überhören war: Noam Chomskys Buch 'Syntactic Structures' kündigte weiteren Kreisen eine wissenschaftliche Revolution, ein neues Paradigma an. Das heißt […], daß die Wissenschaft der Grammatik, die ja insgesamt nur aus grammatischen Sätzen besteht, das System ihrer methodologischen, […] rein-grammatischen Sätze gegenüber ihren empirisch-grammatischen Sätzen über einzelne Sprachen gründlich veränderte. Der Linguist würde sagen: die Vorstellung von den linguistischen Universalien änderte sich radikal gegenüber derjenigen, die in dem paradigmatischen Lehrbuch der strukturalistischen Epoche entwickelt worden war, dem Cours de linguistique generale Saussures von 1916. Diese Revolution vom Jahre 1957 möchte ich nun zum Gegenstand einer näheren Betrachtung machen.
Recent developments in typology which put the notions of linguistic function and operation into the focus of interest and establish them as the ultimate base on which languages are comparable prove fruitful for contrastive linguistics. The functional approach is illustrated in a contrastive analysis of Persian and German relative clauses. In a sketch of the theory of the relative clause, four grammatical functions to be fulfilled by relative constructions are deduced, and the two languages are compared with respect to the various ways in which they realize them. Learning problems can thus be predicted with greater confidence, be explained more satisfactorily, and be remedied more efficiently, because they are seen as learner's attempts to transfer, beside the underlying functions and operations, which the languages do have in common, the techniques of their realization, which they do not have in common.
Studies of syntax in first language acquisition have so far concentrated on the propositional side of the sentence, i.e. on the occurrence and interplay of semantic roles like agent, benefactive, objective, etc. and their syntactic expression. The modality constituent, however, has received little attention in the study of child language. This may be due in part to the impetus more recent research in this field has received from studies of the acquisition of English, a language with poor verb morphology as compared to synthetic languages. The research to be presented in this paper is concerned with an early stage of the acquisition of Modern Greek as a first language, a language with a particularly rich verb morphology. Since modality, aspect, and tense are obligatorily marked on the main verb in Mod. Greek, this language offers an excellent opportunity for studying the development of these fundamental categories of verbal grammar at an earlier stage than in more analytic languages. [...] As this paper is concerned with the semantic categories of verbal grammar mentioned above as weIl as with their formal expression, only utterances containing a verb will be considered. For reasons of space we shall further limit ourselves to those utterances containing a main verb. Such utterances divide into two classes, modal and non-modal. [...] In spite of Calbert's claim (Calbert 1975) that there are no strictly non-modal expressions, affirmative and negative statements as well as questions not containing a modal verb will be considered as non-modal. As will be shown below, modal and non-modal expressions are formally differentiated at the stage of language acquisition studied.
Für die These von der Priorität der Sprache gegenüber dem Denken ist in der deutschen Philosophie das Schlagwort von der Nichthintergehbarkeit der Sprache geprägt worden. Danach gibt es kein kognitives Bewußtsein, das nicht sprachlich strukturiert ist. Der auf Humboldt und Weisgerber zurückgreifenden Ansicht Karl-Otto Apels, daß die jeweilige Muttersprache als ein Apriori der Weltanschauung fungiert, hält die Erlanger Schule entgegen, daß nur das Sprachvermögen als solches, nicht die einzelne Umgangssprache unhintergehbar ist. Das Sprachvermögen wird dabei als intersubjektiv verläßliches Unterscheidungsvermögen und als Fähigkeit zur Prädikation expliziert. Wider die Erlanger Konzeption wird auf perzeptiven Unterscheidungen insistiert, die sich im Verhalten des Wahrnehmenden am zuverlässigsten äußern und die nachweislich sprachlichen Erfassungen der Erfahrungswelt vorangehen, sowie auf der genetisch wie struktural belegbaren Priorität von nichtprädikativen sprachlicllen Äußerungen (Vokativ, Ipnerativ, Modifikation) gegenüber eigentlich prädikativen Äußerungen. Auch der für die Erlanger so fundamentale Dialog entpuppt sich bei einer genetischen Analyse als ein mehrstufiges, in vorangehenden sprachlichen Formen fundiertes Phänomen. Zum Verhältnis von Sprache und Erkenntnis wird in Auswertung von vergessen gegangenen Ansätzen bei Locke und Leibniz eine Kompromiß-These vorgelegt. Relativ einfache Phänomene lassen sich sprachlos erfassen und gliedern, komplexere 'Gedankengänge ' sind sprachlich (semiotisch) vermittelt und entsprechend (von einem Grundstock universaler Gesetzmäßigkeiten abgesehen) auch je nach Sprachsystem anders determiniert. Bezüglich der vorsprachlichen Unterscheidungen lassen sich eine pragmatische Position, nach der jede Unterscheidung kontextbedingt ist, und eine eigentlich kognitive Position, nach der aus strukturalen Gründen nicht alle Unterscheidungsmöglichkeiten gleichwertig sind, auseinanderhalten. Für die zweite Position wird Seilers (1976) Hierarchie der möglichen Determinatoren eines Nomens angeführt. Orientieren sich konstruktivistisch-logische Theorien der Sprache primär am Kriterium der Einfachheit, so rekonstruktivistisch-phänomenologische Theorien am Kriterium der psychologischen Adäquatheit (gegenüber dem tatsächlichen Kode von Sprecher und Hörer); indem sie ohylo-, onto- und aktualgenetische Daten des Sprachprozesses von vorneherein mit in Betracht ziehen.
Même dans le domaine de la typologie il est nécessaire de s'interroger sur le type de suppositions et sur le status des operations que l'on conduit pour en comprendre 1a valeur epistemologique, pour – en employant les mots de Ferdinand de Saussure – "montrer au linguistique ce qu'il fait". Car il est hors de doute que – pour le dire encore avec le maître genevois – dans une discipline qui s'occupe d'un phénomène humain si comp1exe et historiquement variable tel que le langage, "c'est le point de vue qui crée l'objet". L'objet d'une analyse n'est pas une chose qui 'va de soi'; il suffit de penser aux changements au cours du developpement de la linguistique du concept même de 'langue', tout comme celui de 'matière' en physique, au fur et à mesure que les connaissances ont avancé. Or, il y a dans les théories linguistiques les plus recentes et aussi à la page des suppositions qui sont suggérées, voire conditionnées, par le cadre theorique choisi, mais dont la réalité empirique reste à vérifier ou, ce qui revient au même, a falsifier.
Im folgenden sollen Nominalphrasen im Zentralthai auf die ihnen eigentümliche Erscheinung der Numeralklassifikatoren untersucht werden. Der inzwischen allgemein üblich gewordene Terminus Klassifikator bezeichnet eine im Thai relativ umfangreiche Gruppe von Lexemen, die als Exponenten von nach inhaltlichen Merkmalen geschiedenen Nominalklassen figurieren. Doch ist es unverkennbar, daß diesen Lexemen abgesehen von ihrer lexikalischen Funktion vor allem eine wesentliche syntaktische Funktion zukommt: denn ihr Auftreten ist an ganz bestimmte Konstruktionen gebunden. Mit dieser syntaktischen Funktion wollen wir uns im folgenden befassen.
Der unmittelbare Anlaß der folgenden etwas scholastisch anmutenden Begriffsdistinktionen war die Erfahrung mit der Vorbereitung und dem Verlauf der Sektionssitzung zum Thema "Der Universalienstreit heute" am 16. Weltkongreß für Philosophie 1978 in Düsseldorf. Die Mehrheit der Philosophen assoziierte das Thema mit dem traditionellen Streit zwischen Nominalisten, Konzeptualisten und Realisten und nicht mit der in der Linguistik seit zwei Jahrzehnten neu angefachten Problematik, die in der traditionellen Philosophie unter dem Titel Grammatica universalis behandelt worden war. Darüber hinaus wurde allermeist gar nicht realisiert, daß der Terminus universal in den beiden Themenkreisen auch in formaler Hinsicht nicht im gleichen Sinn gebraucht wird {vgl. § ll}. Eine Konsultation der wissenschaftstheoretischen Literatur ergab dann, daß in ihr, bei aller Oberproduktion von Textbüchern und Sammelbänden, universal und sein ganzes Wortfeld kaum je explizit und systematisch diskutiert und definiert wird. Gewöhnlich hält man sich an die in der klassischen Logik geläufige Unterscheidung zwischen generellen, universalen, partikulären und singulären Aussagen (vgl. § 9.1.) oder an die kantianische zwischen generalen (induktiven) und universalen (deduktiven) Aussagen (vgl. § 9.3.). Neu in den Vordergrund gerückte Gesichtspunkte in der formalen Struktur von allgemeinen wissenschaftlichen Aussagen (vgl. § 9.4.) werden dagegen kaum reflektiert und terminologisch fixiert. Dies gilt insbesondere für den linguistischen Bereich, dessen Probleme und Leistungen in der allgemeinen Wissenschaftstheorie trotz aller Achtungsbezeugungen kaum einen Niederschlag gefunden haben. Die folgenden Ausführungen sind daher auch als ein bescheidener, nämlich bloß terminologischer und begriffsdefinitorischer Beitrag zur Sch1ießung dieser Lücke intendiert.
Die folgende Studie steht in Verbindung mit einer intersprachlichen Untersuchung zu der Dimension des sprachlichen Erfassens von Gegenständen im Rahmen des Kölner Projekts für Universalienforschung und Typologie (UNITYP). Im ersten Kapitel werden die zugrundeliegenden theoretischen Begriffe der sprachlichen Universalien und Typologie sowie die Dimension des Erfassens von Gegenständen kurz erörtert, um die Ziele dieser Arbeit in Beziehung zum Forschungsplan des UNITYPs zu setzen. Im zweiten Kapitel wird das Phänomen klassifikatorischer Verben zunächst definiert, und dann werden Systeme klassifikatorischer Verben in ausgewählten Einzelsprachen beschrieben. Abschließend wird der Versuch gemacht, zu zeigen, inwieweit die für eine Einzelsprache beschriebene Erscheinung ein typologisches Charakteristikum der betreffenden Sprachfamilie bzw. Sprachgruppe ist, um damit die Verbreitung von klassifikatorischen Verben in nordamerikanischen Indianersprachen vorläufig abzustecken. Im dritten Kapitel werden Verallgemeinerungen aus den im zweiten Kapitel vorgelegten Daten gezogen, um eine vorläufige typologische Beschreibung der Erscheinung "klassifikatorische Verben" zu erzielen und somit ihre Stellung in der Dimension des Erfassens von Gegenständen sowie in einer konzept-orientierten Typologie zu charakterisieren.
Das Ziel dieser Arbeit besteht zunächst darin, in einem 1. Teil das Phänomen 'Zahlklassifikator' zu explizieren und an Beispielen – vornehmlich aus den Sprachen Südostasiens – zu erläutern. Im 2. Teil werden dann Sprachen Ozeaniens und Mayasprachen Mittelamerikas, die nicht als 'typische' Klassifikatorsprachen gelten, dargestellt und anhand der im 10 Teil entwickelten Begriffe, diskutiert. Den Ausgangspunkt der Überlegungen bildet die Arbeit von Greenberg (1972) über Zahlklassifikatoren, deren Thesen im 1. Teil dargestellt und kommentiert werden. Die theoretische Grundlage dieser Arbeit ist die Universalienkonzeption, wie sie dem Kölner Forschungsprojekt für Universalien und Typologie (UNITYF) zugrunde liegt. Der besondere Rahmen, in dem die Bearbeitung dieses Themas steht, ist die Dimension der 'Individuation', bei der es um Prozesse zur 'Erfassung von Gegenständen' geht. (Zu den theoretischen Grundlagen von UNITYF und dem Begriff der Dimension siehe Seiler (1977 (a) und (b).)
Nominalinkorporation
(1980)
Inkorporation ist [...] eine Technik, die zur Wortkomplexität beiträgt. Es handelt sich dabei um eine besondere Art von Wortbildung: eine (evtl. mehrere) Prädikatsbestimmung (Subjekt, direktes Objekt, adverbiale Bestimmungen) wird ins Prädikat einverleibt. Das besondere an dieser Wortbildungstechnik ist – A. ihre syntaktische Relevanz: es werden zwei syntaktische Elemente zu einem Wort komponiert; gleichzeitig muss aber betont werden, dass die ursprüngliche syntaktische Relation der Mitglieder in dem Kompositum nicht unverändert bestehen bleibt; – B. die Offenheit des Prozesses, die erlaubt, Inkorporation sowohl gegenüber Derivationsprozessen als auch gegenüber anderen Arten von Komposition abzugrenzen. [...] Die hier relevanten Prädikatsbestimmungen (diejenigen also, die inkorporiert werden können) sind zwar nicht immer, aber vorwiegend durch Nomina realisiert. In dieser Arbeit wird nur die Inkorporation von Nomina berücksichtigt.
I shall use the precise term 'interlinear morphemic translation (IMT) to designate the object of this study. [...] An IMT is a translation of a text in a language L1 to a string of elements taken from L2 where, ideally, each morpheme of the L1 text is rendered by a morpheme of L2 or a configuration of symbols representing its meaning and where the sequence of the units of the translation corresponds to the sequence of the morphemes which they render. [...] An IMT is needed whenever it is essential that the reader grasp the grammatical structure of the L1 text but is presumed to be so unfamiliar with L1 that he will not be able to do so merely with the aid of a normal translation and the context in which the text is cited. [...] The primary aim of an IMT is to make the grammatical structure of the L1 text transparent. The textual fluency of the IMT by standards of the L2 grammar is a subordinate aim at best.
In my Cahuilla Grammar (Seiler 1977:276-282) and in a subsequent paper (Seiler 1980:229-236) I have drawn attention to the fact that many kin terms in this language, especially those that have a corresponding reciprocal term in the ascending direction – like niece or nephew in relation to aunt – occur in two expressions of quite different morphological shape. The following remarks are intended to furnish an explanation of this apparent duplicity.
Inhärenz und Etablierung
(1981)
Die folgenden Überlegungen zum Problem der Inhärenz und Etablierung beziehen ihre wesentlichen Anregungen aus dem Aufsatz von H. Seiler "Zum Problem der sprachlichen Possessivität" (1972), wo eben dieses Problem eingebettet wird in den Rahmen von Inhärenz und Etablierung. […] Ziel der Untersuchung ist es, ausgehend von einer vorläufigen Definition der letztgenannten Begriffe […] und angelehnt an eine kasussemantische Methodik, Possessivität als ein sprachliches Phänomen zu beschreiben, das verstanden werden muß im Rahmen allgemeiner relationaler Erscheinungen: Inhärenz und Etablierung ist in meinem Verständnis immer Inhärenz und Etablierung semantischer Relationen, einem Lexem ist immer eine solche Relation (mehr oder weniger) inhärent, es wird stets zwischen Lexemen eine Relation etabliert. Damit ist auch eine Brücke zur Valenz, die man als Inhärenz im verbalen Bereich verstehen könnte, gegeben […]. Nach einer Klärung des Umfeldes wird die Inhärenz zunächst für das Deutsche und Türkische einer genaueren Untersuchung unterworfen, eine weitere Detailanalyse ist dem Nahuatl gewidmet. Untersuchungen zu weiteren Sprachen […] sollen das gewonnene Bild erweitern und modifizieren. Die Untersuchungen zur Etablierung können nur als allererste Ansätze gelten, wie die gesamte Arbeit lediglich den Anspruch stellt, den Bereich nicht etwa erschöpfend abzuhandeln, sondern nur die Richtung aufzuzeigen, in der mögliche Ergebnisse zu suchen sind.
In this study I want to show, above all, that the linguistic expression of POSSESSION is not a given but represents a problem to be solved by the human mind. We must recognize from the outset that linguistic POSSESSION presupposes conceptual or notional POSSESSION, and I shall say more about the latter in Chapter 3. Certain varieties of linguistic structures in the particular languages are united by the fact that they serve the common purpose of expressing notional POS SESSION. But this cannot be their sole common denominator. How would we otherwise be able to recognize, to understand, to learn and to translate a particular linguistic structure as representing POSSESSION? There must be a properly linguistic common denominator, an invariant, that makes this possible. The invariant must be present both within a particular language and in cross-language comparison. What is the nature of such an invariant? As I intend to show, it consists in operational programs and functional principles corresponding to the purpose of expressing notional POSSESSION. The structures of possessivity which we find in the languages of the world represent the traces of these operations, and from the traces it becomes possible to reconstruct stepwise the operations and functions.
Die vorliegende Untersuchung zu Verwandtschaft, Körperteilen und Besitz im Tamil möchten einen kleinen Beitrag zur Erforschung der Possessivität […] leisten. Die Arbeit ist in zwei Teile gegliedert, zunächst werden possessive Strukturen und Verwandtes im determinativen Bereich untersucht, danach werden relevante prädikative Strukturen betrachtet.
Possessive constructions are grammatical constructions which contain two nominals and express that the referent of one of these nominals belongs to the other. The kind of relationship denoted by possessive constructions is not only that of ownership (1), as the term "possessive" might suggest, but also that of kinship (2), bodypart relationship (3), part/whole relationship (4) and similar relationships [...]. The following investigation will start with possessive constructions on phrase level, i.e. possessive phrases, and then deal with possessive constructions on clause level.
Wenn in dieser Arbeit von "dem Chinesischen" die Rede ist, so ist darunter die heute in China gesprochene Umgangssprache zu verstehen. Diese pǔtōnghuà, d.h. 'allgemeine Sprache', basiert vor allem auf dem im Norden Chinas gesprochenen Dialekt und zwar sowohl auf phonologischer, syntaktischer als auch lexikalischer Ebene. [...] Den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit bildet eine Gruppe von Morphemen im Chinesischen, die sowohl Vollverben sind als auch in Sätzen der Form 'Subjekt ___ NP V (NP)' vorkommen, in denen sie mit der darauffolgenden Nominalphrase eine Konstituente bilden und keinen Vollverbstatus mehr haben. In dieser Funktion werden sie als "Koverb" bezeichnet. […] [K]ategorielle[] Analysen werden dem Phänomen der Koverben nicht gerecht. Vielmehr deutet ihr unterschiedliches Verhalten auf ein Kontinuum, auf dem sie sich zwischen den Polen Verb und Präposition einordnen lassen. Um die verschiedenen Positionen der Koverben auf dem Kontinuum zu bestimmen, die ihrem unterschiedlich hohen Grad an Verbalhaftigkeit entsprechen, werden sie einer Reihe von Tests unterzogen, die Aufschluß über ihren verbalen Charakter geben.[…] Den Schwerpunkt der Arbeit bilden die Kapitel 5 bis 10, in denen jeweils ein Koverb behandelt wird. Die in diesem Teil vorgestellten Daten wurden vorwiegend durch Informantenbefragung gewonnen sowie aus der Literatur übernommen. Diese zitierten Beispiele wurden mithilfe der Informantin überprüft. Den Abschluß der Arbeit bildet Kapitel 11, in dem die Ergebnisse der Untersuchung in einer Skala zusammengefaßt werden und der theoretische Hintergrund dieser Darstellungsweise erläutert wird.
At the end of last year, I designed an inquiry about the present state of linguistic typology in the form of a questionnaire. It was an attempt to cover the whole field by formulating the questions which seemed most relevant to it. This questionnaire is reproduced, without modifications, following this preface. In the first days of this year, it was sent to 33 linguists who I know are working in the field. The purpose was to form, on the basis of responses received, a picture of convergences and divergences among trends of present-day linguistic typology. The idea was also to get an objective basis for my report on "The present state of linguistic typology", to be delivered at the XIII. International Congress of Linguistics at Tokyo, 1982.
The approach outlined in the present paper is based on observations made with African languages. Although the 1000-odd African languages display a remarkable extent of structural variation, there are certain structures that do not seem to occur in Africa. Thus, to our knowledge, an African language having anything that could be called an ergative case or a numeral classifier system has not been discovered so far. It may turn out that our approach can, in a modified form, be made applicable to languages outside Africa. This , however, is a possibility that has not been considered here. The present approach is based essentially on diachronic findings in that it uses observations on language evolution in order to account for structural differences between languages. Thus, it has double potential: apart from describing and explaining typological diversity it can also be material to reconstructing language history.
The basic question is whether POSSESSOR and POSSESSUM are on the same level as the roles of VALENCE, two additional roles as it were. My research on POSSESSION has shown (Seiler 1981:7 ff.) that this is not the case, that there is a difference in principle between POSSESSION and VALENCE. However, there are multiple interactions between the two domains, and these interactions shall constitute the object of the following inquiry. It is hoped that this will contribute to a better understanding both of POSSESSION and of VALENCE.
Es ist wiederholt die These vorgebracht worden, die Grundmuster der europäischen Metaphysik entsprängen den grammatischen Grundmustern der zur Darstellung dieser Metaphysik verwendeten Sprache, allgemeiner des indoeuropäischen Sprachtyps. Was ist z. B. das Sein anderes als eine abstrakte Fiktion, ermöglicht durch die Nominalisierung des Hilfsverbs? Weder findet sich in jeder Sprache ein solches Hilfsverb noch muß überall, wo es vorhanden ist, auch Nominalisierung möglich sein. Ist somit die Rede vom Sein, Ontologie, nicht – unbeschadet der Gründe, um derentwillen diese Rede geübt wird – eine bloße Irreführung durch die Mittel unserer Sprache? Und ferner: Ist nicht die im Wort "Ontologie" erwähnte Logik von eben demselben Sprachbau abhängig (wenn schon nicht von der menschlichen Psyche)? Wir analysieren doch das Urteil in Subjekt, Prädikat und Kopula, S ist P; und auch hier taucht in verräterischer Weise das Hilfsverb auf. Philosophie? Philosophie der Logik? "Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache." Mit diesen berühmten Worten leitete L. Wittgenstein eine Entwicklung ein ("Wir führen die Wörter von ihrer metaphysischen, wieder auf ihre alltägliche Verwendung zurück.") die E. Tugendhat 1976 schließlich so zusammenfaßte: "Ich kenne keine befriedigende Antwort auf die Frage, wie die sprachanalytische Philosophie von der empirischen Sprachwissenschaft zu unterscheiden ist." Hat das nicht zur Konsequenz, daß am Ende die logisch-philosophischen Probleme – einschließlich aller die Philosophie der Logik betreffenden –, die doch apriori sich aus der Bewußtseinshelle des Menschen herzustellen scheinen, in einer empirischen Disziplin, der Linguistik, aposteriori also, ihre genugtuende Beantwortung finden? Dieser Frage wollen wir nachgehen. Zunächst ist hier kurz zu umreißen, wie sich dem unbefangenen Betrachter die Beziehung von Logik und Linguistik gegenwärtig darstellt.
Das Ziel der folgenden Betrachtungen besteht weniger in der Lieferung eines prinzipiell neuen Beitrags sei es zur Unterscheidung akkusativischer, ergativischer und aktivischer Konstruktionstypen oder sei es zu derjenigen verschiedener Aktantenfunktionen (cf. Heger 1976 § 4 1.2 ) als vielmehr im Nachweis der Brauchbarkeit der letzteren als eines noematischen – d.h. von je einzelsprachlichen Gegebenheiten unabhängigen – tertium comparationis für den Vergleich der ersteren und ihrer verschiedenen Subtypen Im Rahmen dieser Zielsetzung ist es legitim, die folgenden Betrachtungen auf die Frage nach den Bezeichnungen der Prädikativ-Funktion (die einem Aktanten eine Eigenschaft, einen Zustand oder eine Zustandsveränderung zuschreibt), der Kausal-Funktion (die einen Aktanten als denjenigen theoretischen Ort charakterisiert, von dem die Ursache eines Zustands oder Vorgangs ausgeht) und der Final-Funktion (die einen Aktanten als denjenigen theoretischen Ort charakterisiert, an dem sich die Wirkung eines Zustands oder Vorgangs vollzieht) einzuschränken. Dennoch ist der einleitende Hinweis auf die zumindest theoretisch unbegrenzte Unterscheidbarkeit weiterer Aktantenfunktionen wichtig, da er die naheliegende Frage beantwortet, warum in keiner Sprache eineindeutige Bezeichnungen von Aktantenfunktionen anzutreffen sind: im Fall der Bezeichnung von Aktantenfunktionen durch Kasusgrammeme am Nomen würde eine derartige Lösung kaum mehr handhabbare Flexionsparadigmen entstehen lassen und in Fall ihrer Bezeichnung durch Kongruenzmarkierung am Verb darüber hinaus zu monströsen Konjugationsformen führen.
Bei dieser Arbeit geht es darum, das Funktionieren der Nomen:Verb-Relationierung in ausgewählten Einzelsprachen Nordasiens darzustellen. Es sollen (a) die sprachlichen Kategorisierungen innerhalb des betrachteten Bereichs beschrieben und (b) die Variation bei der Kodifizierung untersucht werden. Drei Sprachen Nordasiens werden herangezogen: Wogulisch, Jurakisch und Jukagirisch. Das Wogulische (7700 Sprecher) ist eine ugrische Sprache; Wogulisch und Ostjakisch werden als obugrische Sprachen zusammengefasst und dem etwas entfernter verwandten Ungarischen gegenübergestellt. Das Wogulische lebt in Westsibirien zwischen Ural und Ob; es zerfällt in vier Dialektgruppen: Nordwogulisch (Sosva, obere Lozva), Südwestwogulisch (Pelymka), Tavda-Wogulisch und Südostwogulisch (Konda). Das Jurakische (oder Nenzische) ist eine samojedische Sprache. Es bildet mit dem Enzischen und dem Nganassanischen die nordsamojedische Gruppe; die nordsamojedische Gruppe steht als eine Untereinheit der samojedischen Sprachen dem Selkupischen einerseits und dem Kamassinischen andererseits gegenüber. Das Jurakische wird in einem weiten Gebiet im äußersten Norden der Sowjetunion von der Halbinsel Kanin im Westen bis zum Mündungsgebiet des Jenissej im Osten gesprochen. Es zerfällt in zwei deutlich voneinander geschiedene Dialektgruppen, das Tundrajurakische (etwa 27 000 Sprecher) und das Waldjurakische (etwa 1000 Sprecher). Das Jukagirische (600 Sprecher) ist lange als Isolat betrachtet worden, hat sich aber inzwischen als mit den finno-ugrischen und den samojedischen Sprachen genetisch verwandt herausgestellt (vgl. Collinder 1940 u. 1957, Tailleur 1959; Krejnovit 1982, S. 3 f.). Es wird in zwei Dialekten (Tundra- und Kolyma-Jukagirisch) im äußersten Nordosten Sibiriens gesprochen.
Zum Passiv im Türkischen
(1983)
Die vorliegende Arbeit will das Passiv im Türkischen beschreiben, und zwar besonders seine formalen Merkmale, seine Funktion und seinen Zusammenhang mit verwandten kategorien. Zunächst sollen aber die wichtigsten Strukturmerkmale der türkischen Sprache kurz erläutert werden; darauf folgen allgemeine Bemerkungen über das Passiv.
Sowohl im nominalen als auch im verbalen Bereich bedient sich die Morphologie des Malaiischen, das in seiner heutigen Variante als Bahasa Indonesia Gegenstand dieser Untersuchung ist, vornehmlich derivationeller Prozesse: aus zumeist zweisilbigen Wortstämmen werden mit einer Reihe systematisch aufeinander bezogener Prä- und Suffixe komplexere Formen, Substantive als auch Verben abgeleitet. Doch kommen auch die Stämme selbst meist als selbständige Wörter vor und sind dann in bezug auf ihre kategoriale Affiliation nur durch ihre syntaktische Verwendung bestimmbar. Im nominalen Bereich dienen die Derivationsformen vor allem der Begriffsbildung. Dagegen werden im verbalen Bereich derivationelle Mittel vor allem verwendet, um die Beziehungen zwischen dem Prädikat und seinen nominalen Komplementen zu kennzeichnen. Hier beziehen sich die Präfixe jeweils auf die Relation zwischen Subjekt und Prädikat, während die Suffixe verschiedene Arten von Objekt-Relationen markieren. Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich zunächst nur mit dem Ausschnitt des verbalen Derivationssystems, der die Präfixe, nämlich ber-, meN- und ter- betrifft; der Untersuchung dieser drei Präfixe sind einige wenige Bemerkungen über einfache, präfixlose Verben, d.h. Lexeme, die in Gestalt des unveränderten Wortstamms als Verben fungieren, vorausgeschickt. Der Komplex der Suffixe, der in einer anschließenden Untersuchung gesondert behandelt werden soll, ist hier vorläufig ausgeklammert.
According to the present state of research, there seems to be no language which shows possessive classifiers and possessive verbs corresponding to English "to have" at the same time. In classifier languages predicative possession is expressed by verbless clauses, i.e. by existential clauses ("there is my possessed item"), equative clauses ("the possessed item is mine" "that is my possessed item") or by locative expressions ("the possessed item is near me"), in which the classifier in the case of non-inherent possession marks the nature of the relationship. While most Melanesian languages, as for instance Fijian, Lenakel, Pala and Tolai are classifier languages, Nguna, a Melanesian language spoken in Vanuatu, only shows traces of the Melanesian possessive classifier system, but, in contrast to the other Melanesian languages, it has a possessive verb, namely 'peani' "to have". In order to show how the Nguna possessive constructions deviate from the common Melanesian type, we shall start with a brief description of the Melanesian possessive constructions in general, and that of Fijian in particular.
Defined as a general inner-linguistic function, modality pervades language and there can thus be no strictly nonmodal predicative expressions. We shall, however, in what follows, keep to grammatical tradition and exclude declarative and interrogative sentences in the indicative mood from consideration. Although a thorough study of the development of modal negation should prove most rewarding, we must renounce such an attempt out of space limits. […] [W]e shall be concerned with the formal linguistic devices employed by the child for expressing modality in various languages and the functions these serve, i.e. how they are used. Only by the conjoint study of form and function can one hope to arrive at a fair understanding of how the modalizing function develops in the ontogenesis of language.
In allen Sprachen gibt es spezifische Konstruktionen, die dem Zweck dienen, eine bestimmte Relation zwischen zwei Substanzen (A und B) auszudrücken, wobei diese Relation possessiv ist, d.h. das Verhältnis zwischen einem Possessor (Substanz A) und einem Possessum (Substanz B) darstellt. Im folgenden versuche ich einen Überblick über die Techniken zu geben, die im Samoanischen zum Ausdruck sprachlicher Possession dienen.
Linguistic continua, their properties, and their interpretation – Hansjakob Seiler ; Skala und Kontinuum: Versuch einer Abgrenzung – Fritz Serzisko ; Der Skalenbegriff in der Linguistik mit einer Demonstration am Beispiel der deutschen Adverbien – Paul-Otto Samuelsdorff ; Kasusrollen im Tagalog: ein intrasprachliches Kontinuum der Kontrolle – Werner Drossard ; Zu einigen Skalen bei der Beschreibung sprachlicher Variation – Manfred Ostrowski Sprachliche Skalen im-typologischen Vergleich (erläutert am Beispiel der Dimension "Apprehension") – Ulrike Kölver
Analysis of Lambda and associative pion production in relativistic nucleus-nucleus collisions
(1984)
Innerhalb der Dimension der PARTIZIPATION werden Valenz, als die minimale sprachliche Signalisierung des Vorhandenseins der RELATION der PARTIZIPATION (Seiler 1984:95) und Gerichtetheit, was wir als Orientierung bezeichnen, [...] als getrennte Techniken behandelt, die zueinander in einem implikativen Verhältnis stehen. Orientierung setzt sie VALENZ voraus, ist aber bei dieser selbst "noch nicht 'aktuell'" (ebd.101). Bei VALENZ handelt es sich um das, was "im Partizipatum selber über die Anwesenheit von Partizipanten sowohl quantitativ (Anzahl der Partizipanten) als auch qualitativ (in Bezug auf ihre strukturellen Eigenschaften so entschieden wird, daß die sprachliche Signalisierung minimal, d.h. ohne weitere Kennzeichnung insbesondere an den Partizipanten erfolgt." (Seiler 1984:97f) Ein Verb wie 'töten' beinhaltet demnach sowohl, daß zwei Partizipanten beteiligt sind, als auch, daß beide in unterschiedlicher Weise beteiligt sind. [...] [D]ie Zuordnung: Subjekt-Agens ist nicht universell vorgegeben. Eine Handlung kann als vom Agens ausgehend beschrieben werden, es kann aber auch der Patiens als Ausgangspunkt gewählt werden. [...] Die unterschiedlichen Darstellungsrichtungen bezeichnen wir im folgenden als Orientierung. [...] Den Vorgang vom Agens her darstellen heißt, diesen - syntaktisch gesehen - als zentrale Einheit des Satzes zu enkodieren, während im anderen Fall der Patiens die zentrale Einheit ist. Wir werden im folgenden die beiden unterschiedlichen Betrachtungsrichtungen als A-Orientierung bzw. O-Orientierung bezeichnen. Orientierung wird dabei als Überbegriff verwendet.
Ausgangspunkt dieses Beitrags ist die Beobachtung (cf. Seiler 1984), daß komplexe Sätze, insbesondere Komplementsätze, einerseits die Dimension PARTIZIPATION 'abschließen', andererseits aber auch über sie hinausgehen. Hier treffen offensichtlich zwei Dimensionen (im Sinne von UNITYP) aufeinander: die Dimension der PARTIZIPATION einerseits und die Dimension der NEKTION andererseits, deren generelle Funktion etwa bestimmt werden könnte als die sprachliche Darstellung von Relationen zwischen Sachverhalten bzw. Propositionen (bzw. den entsprechenden Konzeptualisierungen der Relationen zwischen Sachverhalten). Die 'Nahtstelle' zwischen den beiden Dimensionen soll hier anhand von einigen Beispielen aus dem Baskischen diskutiert werden.
Das Dakota besitzt eine Überfülle von Elementen, die auf Lokalität referieren. Neben einer geringeren Zahl von Präfixen und Suffixen gibt es Schätzungsweise 3000 Lokaladverbien und Postpositionen (davon wurden für diese Arbeit etwa 800 berücksichtigt). Die fünf Demonstrativpronominia werden zur Bildung einer Vielzahl von Adverbien herangezogen. Daneben weisen die Verben, vor allem die Bewegungsverben, einen starken Bezug zur Lokalität auf. Fast jede, wie auch immergeartete Handlung wird in Bezug auf die lokale Situation, in der sie abläuft, gesehen. Dieser Lokalitätsbezug ist entweder lexikalisiert oder wird durch Affixe hergestellt [...] Im folgenden werden die lokaien Relatoren des Dakota. untersucht. Die lokalen Relatoren stellen eine lokale Beziehung zwischen zwei Nomina her.
In dieser Arbeit wird untersucht, wie im Tamil, einer drawidischen Sprache Südindiens, Lokalrelationen mit Hilfe von Postpositionen sprachlich ausgedrückt werden. Dabei stützt sich die Untersuchung größtenteils auf Material aus der modernen Schriftsprache; Umgangssprachliches Material wird nur in Ausnahmefällen herangezogen und dann gesondert gekennzeichnet. Für das silbische Schriftsystem wurde hier die übliche Transliteration nach dem 'Tamil Lexicon' der Universität Madras verwendet. [...] Im ersten Kapitel der Arbeit finden sich grundsätzliche Überlegungen zum sprachlichen Ausdruck räumlicher Verhältnisse und zur Funktion von Prä- bzw. Postpositionen. Den Hauptteil der Arbeit bildet Kapitel 2, in dem das Datenmaterial vorgestellt und kommentiert wird. In Kapitel 3 wird gezeigt, daß das Auftreten von Dativ und Genitiv als regierte Kasus der lokalen Postpositionen sowohl innersprachlich als auch im Rahmen der linguistischen Theorie motiviert ist. Das vierte Kapitel bespricht die Rolle der Deixis in der Lokation im Tamil und stellt die Wirkungsweise der lokalen Adverbien vor. Kapitel 5 setzt sich mit dem Verhältnis der Postpositionen zum Deklinationsparadigma auseinander. In Kapitel 6 wird gezeigt, wie sich der Zusammenhang von Postpositionen, Lokaladverbien und Lokalkasus durch Annahme von Grammatikalisierungsprozessen erklärt. Kapitel 7 faßt die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.
The present paper is an attempt to describe a particular semantic domain in Thai, that of local relations, in terms of a gradual interconnection of what traditional descriptions usually regard as distinct and isolated categories. It is based on the well-known observation that isolating languages like Thai typically display a high degree of 'multifunctionality', or else of syntactic 'versatility' of very many lexical items. […] The semantic area studied in the following pages yields a clear systematic interconnection of three different categories, viz. that of nouns – as the focal instance of maximum syntactic independence –, that of verbs – as, conversely, the focal instance of maximally relational concepts –, and, as an intermediary category between these two, that of prepositions which the system lexically feeds from both these opposite ends. The examples given in the course of this paper have been obtained from published grammatical literature, from Thai texts, and from informants.
Als eine der grundlegenden Systematisierungen im Bereich der Kausativität und damit – aus der Sicht des Kölner Universalienprojekts – der Technik KAUSATIVIERUNG – hat sich meines Erachtens die von Comrie (1981:165ff) eingeführte – und von H. Seiler wiederaufgenommene (1984:67) – und als Kontinuum angeordnete, Dreiteilung in analytische (= periphrastische), morphologische und lexikalische Bildungen erwiesen. Im Mittelpunkt des folgenden Aufsatzes steht der Versuch, im Tagalog, der wichtigsten philippinischen Sprache, diese drei Erscheinungsformen der Kausativierung zu untersuchen und systematisch aufeinander zu beziehen. Dabei ist von besonderer Relevanz, daß in diesem Zusammenhang der semanto-syntaktischen Eigenheit des Tagalog als Vertreter des aktiscischen Sprachbaus wesentliche Bedeutung zukommt. Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß aus der Sich der Gesamtdimension PARTIZIPATION Phänomene aus anderen Techniken (z .B. aus der TRANSITIVIERUNG) nicht unerwähnt bleiben dürfen. Auf diese Weise führt die vorliegende Arbeit letztlich dazu, Zusammenhänge zwischen TRANSITIVIERUNG und KAUSATIVIERUNG in Form von kontinuierlichen Übergängen aufzuzeigen.
Grammatical relations, particularly the notions of transitivity, case marking, ergativity, passive and antipassive have been a favourite subject of typological research during the last decade, but surprisingly, the notion of valency has been of marginal interest in cross-linguistic studies, though the syntactic and semantic status of participants is, to a great extent, determined by the relational properties of the verb. Valency is the property of the verb which determines the obligatory and optional number of its participants, their morphosyntactic form, their semantic class membership (e.g. ± animate, ± human) ,and their semantic role (e.g. agent, patient, recipient). The valency inherently gives information on the nature of the semantic and syntactic relations that hold between the verb and its participants. If a verb is combined with more participants than allowed or less than required, or if the participants do not show the required morphosyntactic form or class membership, the clause is ungrammatical. In other words, it is not sufficient to consider only the number of actants as a matter of valency, but it is only acceptable if all semantic and morphosyntactic properties of the relation between a verb and its participants that are predictable from the verb are included. The predictability of these properties results from their inherent givenness, and it does not seem reasonable to count some inherently given relational properties as a matter of valency, but not others (compare Helbig (1971:38f) and Heidolph et ale (1981:479) who distinguish between the quantitative, syntactic and semantic aspect of valency).
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Kausativierung im Türkischen zu beschreiben. Dabei sind folgende formale Gesichtspunkte zu berücksichtigen: Wie werden die kausativen Verbformen gebildet? Wie werden die Partizipanten in der Kausativkonstruktion enkodiert? An funktionalen Aspekten kommen in Betracht: Welche Bedeutungen können bei kausativen Verbformen vorliegen? Besteht der (für andere Sprachen) viel diskutierte Unterschied "lexikalisches" vs. "nicht-lexikalisches Kausativ", und welche Rolle spielt er? Inwieweit sind semantische Faktoren für die Partizipanten-Enkodierung relevant, und umgekehrt, welche Bedeutungsimplikationen sind mit einer bestimmten Enkodierung gegeben? Schließlich ist es interessant, zu zeigen, in welcher Beziehung das Kausativ zu den verwandten Kategorien Passiv, Reflexiv und Reziprok steht.
Possession im Dakota
(1985)
Zweck dieser Arbeit ist die Darstellung der sprachlichen Mittel, derer sich das Dakota zum Ausdruck von Possessiv-Relationen bedient. Dem Hauptteil geht eine in die Thematik einführende Charakterisierung der untersuchten Sprache sowie eine Betrachtung des sprachtheoretischen Hintergrundes voraus. Eine systematisierende Zusammenfassung der relevanten Daten bildet den Abschluß der Arbeit. Mangels Belegstellen konnten allerdings nicht alle Fragen, die sich aus der Auseinandersetzung mit der Materie ergaben, restlos geklärt werden. Die Beispiele stammen großenteils aus Mythen; sofern sie nicht mit Quellenangaben versehen sind, sind sie von der Verfasserin konstruiert.
Ergativity in Samoan
(1985)
Most typological and language specific studies on so- called ergative languages are concerned with case marking patterns, particularly split ergativity, with the organization of syntactic relations as defined by syntactic operations such as coreferential deletion across coordinate conjunctions, Equi-NP-deletion and relativization , and with the notion of subject, but usually neglect the notion of valency, though the inherent relational properties of the verb , i. e. valency, play a fundamental role in the syntactic organization of sentences in ergative as well as in other languages . The following investigation of ergativity in Samoan aims to integrate the notion of valency into the description of semantic and syntactic relations and to outline the characteristic features of Samoan verbal clauses as far as they seem to be relevant to recent and still ongoing discussions on linguistic typology and syntactic theory. The main points of the definition of valency […] are: Valency is the property of the verb which determines the obligatory and optional number of its participants, their morphosyntactic form, their semantic class membership (e.g. ± animate, ± human) , and their semantic role (e.g. agent , patient , recipient). All semantic properties and morphosyntactic properties of participants not inherently given by the verb and therefore not predictable from the verb, are not a matter of valency. Valency is not a homogenous property of the verb, but consists of several exponents which show varying degress of relevance in different languages or different verb classes within a single language.
Thema der vorliegenden Arbeit ist es, das von Hirst & Weil (1982) durchgeführte Experiment, in dem das Verständnis epistemisch und deontisch modalisierter englischer Äußerungen bei 3;0 - 6;0 Jahre alten Kindern getestet wurde, im Deutschen nachzuvollziehen. Im Rahmen dieser Arbeit wird nur das Verständnis epistemisch verwendeter MV untersucht. Das Experiment bestand aus einer Vorstudie mit 13 erwachsenen Sprechern […] und einer Hauptstudie mit 40 Kindern, die einen Kindergarten in Solingen-Ohligs besuchten. Die Kinder waren zwischen 3;0 und 6;0 Jahre alt. Durch die Reaktionen der Kinder in einer entsprechend der von Hirst & Weil für die epistemische Verwendung der MV entwickelten Spielhandlung wurde ihr Verständnis modalisierter oder faktischer Aussagen ermittelt. Entscheidend für die Auswertung war die erste spontane Reaktion des Kindes auf die Aufforderung der Puppen, ein Bonbon zu suchen. Dem Satzpaar, mit dem das Kind konfrontiert wurde, lag folgendes Muster zugrunde: "Das Bonbon (MV 1) unter der Dose sein" vs. "Das Bonbon (MV 2) unter der Tasse sein". Getestet wurden die MV "wird", "muß", "kann". Diese waren jeweils miteinander und mit ist kombiniert, so daß die Oppositionspaare "muß:wird", "muß:kann", "wird:kann" und "ist:muß", "ist:wird", "ist:kann" entstanden. […] Das Experiment setzte sich aus zwei Serien zusammen, wobei sich die zweite von der ersten dadurch unterschied, daß die Abfolge der MV in den Satzpaaren vertauscht war. Die Anordnung der Oppositionspaare und die Kombination der MV erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Die mit Hilfe der Untersuchung zu beantwortenden Fragestellungen lauten: Mit wieviel Jahren versteht das Kind den Unterschied zwischen faktischer und modaler Äußerung? Wie vollzieht sich die Differenzierung innerhalb des modalen Feldes muß, wird, kann?
Die vorliegende Untersuchung kann als Beitrag zum Themenbereich "grammatische Relationen" und zur "Subjekt"- und "Objekt"-Diskussion verstanden werden. Da im Mittelpunkt unserer Betrachtungen die Enkodierung von semantischen Rollen steht, genauer: die Wechselbeziehung zwischen Rollen und ihrer morphologischen Ausprägung durch Kasusformen, ist darauf verzichtet worden, von "Subjekt"- oder "Objekt"-Kasus zu sprechen, denn der "Subjekt"- oder "Objekt"-Status eines Partizipanten wird erst deutlich, wenn alle in der Literatur entwickelten Tests (z.B. die von Keenan 1976 zuerst aufgelisteten) durchgeführt worden sind. Dennoch besteht die Hauptabsicht unserer Analysen darin, eben einen Teil der schon bei Keenan umrissenen Beziehungen zwischen Rolle und morphologischer Repräsentation, bzw. zwischen Rollen und ihrer Konvergenz in bestimmte "zentrale" Kasus genauer herauszuarbeiten, in der Annahme, daß explizite syntaktische Tests, um die es hier nicht geht, im Nachhinein die von uns erkannten "zentralen" Kasusformen als "verdächtige" Subjekt- (bzw. "Objekt"-) Kasus identifizieren können. Auf dem Hintergrund der von H. Seiler (1984) entwickelten Dimension der PARTIZIPATION geht es dabei u.a. um die Interaktion verschiedener Techniken dieser Dimension, so daß nicht nur die KASUSMARKIERUNG zur Sprache kommt, sondern eben auch die Wechselbeziehungen zwischen VERBKLASSEN, VALENZ, ORIENTIERUNG, TRANSITIVIERUNG und KASUSMARKIERUNG. Für die Beziehung zwischen semantischen Rollen und ihrer morphologischen Ausprägung in Kasusformen wurden drei Bereiche der Grammatikalisierung angesetzt: der der bei der Kodierung der Fundamentalrelationen zu beobachtende Zusammenfall, die bei der Orientierung erfolgenden Veränderungen der Kodierung und die Anpassung/Nivellierung der Kasusmarkierung im Falle von ACTOR- und UNDERGOER-Rollen, so daß sich schließlich ein Bündel von Kriterien ergibt, aufgrund dessen die Einordnung bestimmter Beobachtungen erfolgen kann, d.h. letztlich eine skalare Darstellung mit typologischer Aussagekraft.
Kollektion im Arabischen
(1986)
Die Arbeit soll einen Einblick in die Problematik des Begriffs der Kollektivität im Arabischen vermitteln. Kollektivität soll hier nicht einfach als ein gegebenes lexikalisches Merkmal Verstanden werden, das eine bestimmte Teilklasse der Nomina zur Kategorie der Kollektiv-Nomina macht, Kap. 2), sondern es geht übergreifend um die sprachliche Technik KOLLEKTION, die variierende Verfahren der Vereinigung und Vereinzelung von Gegenständen umfaßt; dieser funktionale Rahmen soll in Kap. 3 erläutert werden. Das Ziel der Arbeit umfaßt zwei Teilaufgaben. Die erste besteht in einer Bestandsaufnahme dessen, was Autoren arabischer Grammatiken unter "kollektiv" verstanden haben bzw.. verstehen. Da dieses Verständnis sich vorwiegend in einer Vorstellung bestimmter Wörter als Kollektiva, die wiederum z.T. als verschiedenen Untergruppen zugehörig präsentiert werden, zeigt, sollen diese Gruppen als Ausgangspunkt (4.1.) einer weiteren Diskussion genommen werden. Die Eigenschaften, die diesen Gruppen zugeschrieben werden, d.h. das syntaktische Verhalten der jeweiligen Wörter, führen in den vorhandenen Grammatiken lediglich zu einer - uneinheitlichen Differenzierung. Jene sollen deshalb, das ist die zweite Teilaufgabe, systematisch ausgewertet und ihr formaler und funktionaler Zusammenhang herausgearbeitet werden (4.2. und 4.3.). In 4.4. schließlich soll die besondere Rolle der morphologischen Genusunterscheidung in der Technik KOLLEKTION kurz noch einmal gesondert beleuchtet werden.
Der Relativsatz im Bambara
(1986)
Vorrangiges Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Relativsatzbildung im Bambara zu beschreiben. In der Darstellung der verschiedenen Relativsatzarten werden die Fragen berücksichtigt, welche Partizipanten der Relativisierung zugänglich sind, inwieweit der Relativsatz semantisch bzw. syntaktisch dem Matrixsatz untergeordnet ist, we1che Funktionen der Relativsatz im Hauptsatz übernehmen kann, wie in den jeweiligen Relativkonstruktionen der Bezug von Nukleus und Relativsatz gewährleistet wird und welche Funktionen das Relativum hat. Diese Fragestellungen erwachsen aus der Lektüre von Ch. Lehmanns Buch (1984), das den theoretischen Hintergrund für die folgenden Ausführungen bildet.
In der vorliegenden Arbeit werden Zusammenhänge und Unterschiede der einzelnen Relativsatzarten aufgezeigt, sowie Grenzbereiche der Relativsatzbildung angeschnitten. Letztere sind dort erreicht, wo Relativsätze gebraucht werden, um solche gedankliche Verknüpfungen herzustellen, die typischerweise durch andere Nebensatzarten geleistet werden. Die Betrachtungen des Grenzbereichs werden auf Satzgefüge und Tei1sätze beschränkt, komplexe Syntagmen, wie z. B. Partizipialkonstruktionen, die z. T. ähnliches leisten wie Relativsätze, werden im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Ein Vergleich der Relativsatzarten führt durch die Zuordnung zu Parametern der Grammatika1isierung zur Entwicklung eines innersprachlichen Kontinuums, das ein von Lehmann ausgearbeitetes intersprachlich anwendbares Kontinuum unterstreicht.
As a traditional notion of fundamental importance in linguistics and philosophy (logic), "predication" is fraught with controversial issues. It is thus difficult to delimit the scope of this paper without becoming involved in some major issue. The following distinctions seem to me to be plausible on an intuitive basis. Evidence for why they are useful and legitimate will be found in the body of the paper. The discussion will focus on morphosyntactic predication […].
Anders als in den indogermanischen Sprachen kann im Ungarischen nicht nur das finite Verb Personalkennzeichen tragen, sondern auch der Infinitiv, bestimmte Partizipformen, Nomina, Pronomina und einige weitere Wortbildungen. Nach der mir zur Verfügung stehenden Literatur ist bisher nicht oder nur indirekt versucht worden, das Spektrum dieser, immer suffixalen Personalmarkierung in einer Zusammenschau zu erfassen und auf seine Funktion hin zu untersuchen. So findet sich in Grammatiken und Handbüchern des Ungarischen häufig nur die allgemeine Unterscheidung von verbalen und 'possessiven' Personalendungen – eine Sicht, die allein auf der formalen Seite dieser Suffixe beruht und terminologisch eine unzulässige Verkürzung darstellt. Wie TOMPA (1968:178) richtig vermerkt, müssen die nichtverbalen Personalzeichen unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Funktion differenziert werden. [...] Diese Arbeit wird noch einen Schritt weitergehen und jede einzelne Kombinationsmöglichkeit einer bestimmten Stammkategorie mit Personalsuffixen getrennt behandeln, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden kann. Das Ziel der Arbeit ist ein zweifaches: Zum einen geht es um eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Verwendungen der Personalendungen und der mit ihnen gebildeten Konstruktionen ("Verteilung der Personalaffixe"), zum anderen um eine funktionale und auch formale Analyse dieses affixalen Personalausdrucks ("Leistung der Personalaffixe"). Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Nach einer allgemeinen Einführung in einige morphologische und phonologische Charakteristika des Ungarischen (Kap. l) gibt der umfangreichste Teil der Arbeit einen Überblick über die Bildung und Verwendung personalsuffigierter Kategorien (Kap. 2). An diese Bestandsaufnahme schließt sich eine Analyse der Leistung (und auch der Form) des affixalen Personalausdrucks an (Kap. 3.) und ein kurzes Fazit der beobachteten Phänomene (Kap. 4).
Der Begriff "Subjekt" ist etwa so alt wie die ersten europäischen Ansätze zur Sprachbeschreibung. [...] Mit zunehmender Erforschung außereuropäischer Sprachen in neuerer zeit verbreitete sich jedoch die Einsicht, daß verschiedene der von den traditionellen europäischen Grammatiken vergebenen Kategorien nicht für jede Sprache deskriptiv adäquat waren und deshalb aus dem Bereich der Sprachuniversalien im Sinne der für jede Sprache gültigen Kategorien zu eliminieren seien. Das "Subjekt" aber behauptete noch sehr lange Zeit seinen Platz unter den allgemeingültigen Kategorien der Sprachbeschreibung. Erst genauere Studien beispielsweise der Ergativsprachen, denen das "Subjekt" als deskriptive Kategorie nicht mehr gerecht zu werden schien, ließen Zweifel an der Universalität des "Subjekts" aufkommen [...]. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts wurde das "Subjekt" zu einem der meistdiskutierten Themen der Linguistik, was in der Herausbildung der vier gängigen Subjektstheorien resultierte, die ab Kap. 3 im Detail behandelt werden sollen. [...]
Als Prüfstein der Anwendbarkeit der [...] Theorien und zum Versuch der generellen Beantwortung der Frage nach der Universalität des "Subjekts" wurde eine sowohl in genetischer wie auch in struktureller Hinsicht nicht-indogermanische Sprache gewählt, das Ayacucho-Quechua (AQ). Die strukturelle Divergenz des AQ vom "Standard Average European" eröffnet möglicherweise auch bezüglich der Suche nach einem universalen "Subjekt" neue Perspektiven.
Sieht man neuere Grammatiken des Deutschen daraufhin durch, wie die Masse der Verben bezüglich ihres semantischen Gehalts klassifiziert wird, stellt sich bald heraus, daß hier kein Konsens besteht. Die DUDEN-Grammatik beispielsweise unterscheidet Bedeutungsgruppen: Tätigkeitsverben (mit der Untergruppe Handlungsverben), Vorgangsverben und Zustandsverben, BRINKMANN fügt diesen drei Klassen die Geschehensverben und die Witterungsverben hinzu; RENICKE gliedert die Verben in 2 Klassen Punktuelle Verben und Ausdehnungsverben. FLÄMIG schlägt semantische Subklassifizierungen unter drei verschiedenen Gesichtspunkten vor: hinsichtlich des Anteils der Verben "an der komplexen Geschehens-/Seinsbezeichnung", hinsichtlich "der Verlaufsweise eines Geschehens" und hinsichtlich "der Charakteristik eines Geschehens/Seins in bezug auf entsprechende Sachverhalte", die letztere Klassifikation unterscheidet Handlungsverben, Tätigkeitsverben, Vorgangsverben, Ereignisverben und Zustandsverben. [...] Eine semantische Analyse der Fortbewegungsverben des Althochdeutschen liegt meines wissens nicht vor, stellt also eine reizvolle Aufgabe dar, zu deren Lösung hier erste Schritte unternommen werden sollen.