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Wer sich mit Kinderliteratur aus wissenschaftlicher Perspektive befasst, kommt nicht umhin, über age nachzudenken. Age spielt in seinen vielen Formen und Facetten im gesamten System Kinderliteratur eine entscheidende Rolle. In Fundamental Concepts of Children’s Literature Research beschreibt Hans-Heino Ewers den Beginn der Kinderliteratur als den Moment, in dem Kinder als die Adressaten eines Textes benannt werden (vgl. Ewers 2009, S. 10). Perry Nodelman geht in seinem Buch The Hidden Adult der Frage nach, warum Texte an Kinder adressiert werden und rückt Konstruktionen von Kindern als besonderer, literarischer Nachrichten bedürfend in den Fokus.
Lange Zeit herrschte im Forschungsdiskurs die Meinung vor, dass Kinder- und Jugendliteratur »aus sich selbst heraus verständlich sei und keiner literaturwissenschaftlichen Interpretationskunst bedürfe« (Gansel / Korte 2009, S. 7). Aus diesem Grund standen Fragen nach der Machart der Texte im Verhältnis zu Fragen nach ihren »Inhalte[n], Themen, pädagogische[n] Strategien und so genannte[n] ›Botschaften‹« (ebd.) häufig im Hintergrund. Diese Vorstellung hat sich mittlerweile jedoch gewandelt, was nicht zuletzt auf eine grundlegende Veränderung in der literarischen Landschaft seit Ende des 20. Jahrhunderts zurückzuführen ist...
Alles Fake, reine Konstruktion. Oder? : narrativierte Unsicherheit in Tamara Bachs "Marienbilder"
(2019)
Im Strukturalismus wird Literatur verstanden als ein sekundäres modellbildendes System (vgl. Titzmann 1977, S. 69). Sekundär bedeutet, dass Literatur ein neues zeichentheoretisches System konstituiert, in dem die Signifikate der normalsprachlichen Zeichen eine neue Bedeutung bekommen; der Text erschafft folglich das Modell einer Welt und entspricht demnach nicht nur nicht der Realität, sondern soll es auch erst gar nicht (vgl. ebd., S. 65– 85). Dieses erschaffene Modell einer Welt meint das, was im Folgenden als Konstruktion bezeichnet wird. Was geschieht jedoch, wenn nicht einmal auszumachen ist, ob dem, was in der erzählten Welt geschieht, ein diegetischer Wahrheitsgehalt zugesprochen werden kann oder nicht? Und wie wird diese Unsicherheit narrativ erzeugt? ...
L'auteur sénégalaise Ken Bugul focalise dans son oeuvre surtout des destins féminins. Dans le cas du roman La Folie et la Mort les mouvements des héroïnes se réalisent dans un paysage urbain et rural centralisé par le pouvoir d'un parti unique. En subissant constamment la violence, les deux femmes se métamorphosent. À travers leurs changements intérieurs et extérieurs le récit réalise la mise en scène d'une dictature qui ne laisse guère une lueur d'espoir. Cette conversation propose une lecture qui perçoit l'ouverture d'un discours critique par un tiers espace littéraire, voyant la métamorphose autant comme destruction que comme point de départ.
Der Schriftsteller Georg Büchner gilt bis heute als ein glühender Revolutionär und unerbittlicher Kämpfer für Wahrheit und Gerechtigkeit: Seine Texte thematisieren formal und inhaltlich gesellschaftliche Konflikte, die zeitlos erscheinen und doch ihre Gegenwart genau in den Blick nehmen. An der Goethe-Universität forscht der Germanist Prof. Roland Borgards zu Büchner.
Editorial [2019, deutsch]
(2019)
Das Wirken des dänischen Bildhauers Niels Hansen Jacobsen (1861-1941) fällt in eine Zeit politischer Wirrungen infolge der Deutsch-Dänischen Kriege 1848-1850 und 1864. Dänemark unterliegt 1864 im Zweiten Deutsch-Dänischen Krieg, welcher im Namen des Deutschen Bundes gemeinsam von Preußen und Österreich gegen Dänemark geführt wird. Die Niederlage bedeutet das Ende des dänischen Gesamtstaats und Dänemark muss die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Deutschland abtreten. Im nördlichen Schleswig gerät die dänisch sprachige Bevölkerung dadurch unter preußische Herrschaft. Hat man hier zuvor bereitwillig geistesgeschichtliche und künstlerische deutsche Strömungen adaptiert, tritt nun eine politisch motivierte Abgrenzung von Deutschland auf.
Die Spannungen zwischen Dänemark und Deutschland äußern sich auch in den Kunstwerken Hansen Jacobsens. Zu seinem künstlerischen Gesamtwerk zählen unter anderem Großplastiken, von denen eine Auswahl in der vorliegenden Arbeit vorgestellt wird, um sein OEuvre zu charakterisieren und in den kulturellen und politischen Kontext seiner Zeit zu setzen. Stilistisch und thematisch unterscheiden sich diese Werke von dem Gros der dänischen Bildhauerei um die Jahrhundertwende: Hansen Jacobsen orientiert sich nicht an der kanonisierten klassizistischen Formensprache des einflussreichen dänischen Bildhauers Bertel Thorvaldsen (1770-1844), sondern entwickelt seinen eigenen Stil. Er wendet sich stilistisch gegen die klassizistische Tradition, um sich von Deutschland abzugrenzen und sich gegen die Verschiebung der Landesgrenze auszusprechen. Mit demselben Ziel wählt er oftmals die nordische Mythologie als Themengrundlage und intendiert eine Einflussnahme auf das politische Zeitgeschehen anhand seiner Kunstwerke. Dabei richtet er seine expressive Formensprache nach den zu vermittelnden Inhalten aus. Der kompromisslose Stil und die Sujets werden in den Kunstwerken Hansen Jacobsens zu Werkzeugen politischer Kritik.
Seit der Jahrtausendwende wird in den Kommunikations- und Kulturwissenschaften ein sogenannter pictorial turn bzw. eine ›visuelle Wende‹ diskutiert (vgl. Mirzoeff 1998; ders. 1999; Mitchell 2008). Inzwischen präzisiert Bucher:
»Der grundlegende Wandel der Kommunikationsverhältnisse besteht nicht darin, dass zunehmend Abbildungen die Textkommunikation ergänzen oder einschränken [...]. Der grundlegende Wandel besteht darin, dass neue und neuartige Mischformen der verschiedensten Kommunikationsmodi und Kanäle entstanden sind, die man als multimodale Kommunikationsformen bezeichnen kann.« (Bucher 2011, S. 123)
Gudrun Marci-Boehncke macht als wesentliche Ursache dieser Hybridisierungen die durch das Internet, den »Ort [...] der Medien schlechthin«, in immer umfassenderer Weise gegebene Medienkonvergenz aus (Marci-Boehncke 2013, S. 507)...