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Die im Band behandelten 'Experimentierräume in der österreichischen Literatur' reichen wie das literarische Experiment als Programmatik bis in die Romantik zurück. Insbesondere in Österreich steht seit Wittgenstein und seiner intensiven Rezeption in der Moderne und dann wieder nach 1945 vor allem die Sprache als Material literarischen Experimentierens im Vordergrund. Die Übertragung des naturwissenschaftlichen Versuchs auf die literarische Produktionsweise wurde in diesem Sinne eingehend diskutiert und auch im speziell österreichischen Kontext reflektiert. In diesem Band soll der Begriff des Experimentellen jedoch nicht nur auf die Sprache selbst, sondern auch auf ihre Inhalte und über die diesbezüglich relativ gut beforschte Lyrik hinaus auf andere Formen der Literatur bezogen werden. Die Erprobung neuer literarischer Strategien und Techniken rückt die experimentelle Literatur in die Nähe der Avantgarde; im vorliegenden Buch sollen die beiden Begriffe, deren kleinster gemeinsamer Nenner das Innovative darstellt, jedoch klar von einander abgegrenzt werden.
Andreas Monz leitet die Zentralabteilung in der Hessischen Staatskanzlei. Neben originären Verwaltungstätigkeiten werden dort wesentliche Themen der Staatsmodernisierung in Hessen inhaltlich gesteuert und für die Landesregierung aufbereitet. Andreas Monz ist Jurist und hat Verwaltungserfahrung von der kommunalen über die Landes- bis zur Bundesebene. Mehrere Jahre war er in koordinierender Funktion im politischen Bereich des Hessischen Landtags tätig. Er ist Fellow des Mercator Science-Policy Fellowship-Programms.
Ernst Müller beschäftigt sich mit der "Umcodierung der europäischkonfessionellen in eine national-säkulare Bestimmung der Universität" im Werk Friedrich Schleiermachers. Da eine sprachliche Verfasstheit des Wissens für Schleiermacher außer Frage stehe und er deren Vermittlung in der "verschriftliche[n] Mündlichkeit" seiner Vorlesungen auch durchaus Rechnung zu tragen versuche, wolle er den Gebrauch des Lateinischen auf den einer akademischen Festsprache reserviert wissen. Ferner führe die neue Verbindung von Philosophie, Wissenschaft und Bildung bei Schleiermacher beinahe zwangsläufig zu einer Gegenüberstellung von deutscher Universität und französischer Spezialschule, da Letztere sich dem staatlichen Nutzen und der Berufsausbildung verschrieben habe. Die deutsche Universität binde Schleiermacher dabei zwar an die Nation, mitnichten aber an den Nationalstaat.
Walter Benjamin spricht von 'wolkigen Stellen' in Kafkas Texten, die - stark vereinfacht gesagt - die Abkehr von 'unserer' bekannten, sinnlichen erfassbaren Welt und den Übergang in eine (wieder nach Benjamin) 'obrige' anzeigen. Diese 'wolkigen Stellen', an denen oft Kafkas 'Verwandlungen' stattfinden, sind sprachlich markiert: Hier endet der nach Kafka 'vergleichsweise' Gebrauch der Sprache, die ,empirische‘ Ebene wird verlassen und eine 'parabolische' (nach Fülleborn) erreicht.
Aktuelle Probleme der tschechischen Deutschlehrer und Deutschlehrerinnen in der Sekundarstufe
(2019)
Tschechische Deutschlehrer/innen waren in den letzten Jahrzehnten mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Politik des Sprachunterrichts hat sich im selben Zeitraum so geändert, dass das europäische Konzept der Mehrsprachigkeit 1+2 eine große Herausforderung für die Tschechische Republik darstellt. Derzeit ist zwar das Konzept 1+2 in der Sekundarstufe I offiziell vorgeschrieben, in der Sekundarstufe II ist aber in der Regel nur eine Fremdsprache Pflichtfach, nämlich Englisch. Trotz der Bedeutung des Deutschen als Sprache unserer Nachbar/innen hat der Deutschunterricht in den tschechischen Schulen keine leichte Position. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer kleinen Untersuchung unter den Deutschlehrer/innen in der Tschechischen Republik zur Problematik der deutschen Sprache in der gegenwärtigen Schule vorgestellt.
Als 369 v. Chr. durch den thebanischen Feldherrn Epaminondas die Stadt Messene auf der südwestlichen Peloponnes als neue Hauptstadt des gerade von Sparta befreiten Messeniens gegründet wurde, markierte dies sowohl das Ende jahrhundertelanger Kriege, Unterdrückung und Aufstände als auch gleichzeitig den drohenden Beginn eines neuen Konfliktes, da einige griechische Stadtstaaten, allen voran natürlich Sparta, die Rechtmäßigkeit eines selbständigen Messeniens in Frage stellten. Die monumentale, direkt nach der Stadtgründung unter einem gewissen Zeitdruck, doch auf dem neuesten Stand der Befestigungstechnik errichtete Stadtmauer Messenes stellt daher eine äußerst notwendige Maßnahme der Konfliktvorbereitung dar. Doch zeigen auf der anderen Seite ihre bedeutenden repräsentativen Aspekte, dass sie gleichzeitig als Symbol der neugewonnenen Identität, des Selbstbewusstseins und der Standhaftigkeit der neuen Stadtbevölkerung und damit als Stein gewordenes Argument für das Recht der Messenier auf eine unabhängige Existenz diente. Auf diese Weise ist die Stadtmauer Messenes auch als ein vorausschauender Akt der Konfliktprävention zu sehen, der schließlich von Erfolg gekrönt war, da die Stadt sich behaupten konnte und über Jahrhunderte blühte und gedieh..
Konzepte digitaler (Re-)Präsentationen von Literatur zwischen Pluralisierung und Standardisierung
(2019)
Der Aufsatz beschäftigt sich mit der Frage, ob im gegenwärtigen deutschen Sprachgebrauch ein übermäßiger Gebrauch von Anglizismen zu beobachten ist. Als entscheidender linguistischer Grund für die häufige Verwendung von Anglizismen wird ihre Eurysemie (semantische Vagheit) angesehen. Der digitale Wandel der Medienbranche wird als außerlinguistischer Faktor betrachtet. Diese Fragen werden im Rahmen einer Studie zur Semantik der in elektronischen und in Print-Medien am häufigsten verwendeten Anglizismen behandelt.
Das "Prager Wintermärchen" als literarisches Motiv "Böhmen liegt am Meer" (Shakespeare, 1611, Das Wintermärchen) entstand vor etwa fünfzig Jahren neu. Ingeborg Bachmann schuf ein bedeutsames Gedicht während einer Reise durch Prag. Gleichzeitig erlebte Volker Braun 1968 ein "Böhmen im Meer von Blut". Eine aktuelle Biografie zu I. Bachmann von Ina Hartwig zwingt zum neuerlichen Umgang mit dem literarischen Motiv.
Um seine deutschtümelnden Leser zu unterhalten, die auch zur Faschingszeit die deutsch-nationale Bewegung nicht vergessen sollten, verwendete "Der Treue Eckart" (Brünn, 1884-1887) verschiedene Textsorten. Angesichts der politischen Entwicklung in Wien, wo Alois Pražák in den Jahren 1879-1892 als Minister-Landsmann in der Regierung von Eduard Taaffe tschechische Interessen vertrat, verstärkt das Brünner Periodikum seine antitschechische Tendenz. Nicht nur die ernsthaften journalistischen Textsorten, wie Leitartikel, Bericht oder politischer Kommentar, sondern auch leicht satirische Korrespondenz mit einem Autor von Leserbriefen, gehen in diese Richtung. Eine dieser Satiren ist Gegenstand der Analyse.
Manfred Niekisch arbeitete in leitenden Funktionen bei den internationalen Naturschutzorganisationen World Wide Fund For Nature (WWF) und Oro- Verde, bevor er 1998 zum Professor für Internationalen Naturschutz an der Universität Greifswald berufen wurde. Ehrenamtlich war und ist er in zahlreichen Kommissionen und Leitungsgremien tätig, so als Präsident der Society for Tropical Ecology, Vizepräsident der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und im Kuratorium der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. 2008 wurde er in den Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung berufen. Im selben Jahr übernahm er die Leitung des Frankfurter Zoos. Seit 2010 ist Niekisch kooptierter Professor der Universität Frankfurt.
Das literarische Internet lässt sich auch als ein Raum des experimentellen Storytelling bezeichnen. Die Verlinktheit der digitalen Welt und ihre Möglichkeiten sowie Gefahren wurden zur Inspiration oder zum Thema von Experimenten, die untersuchten, welche Geschichten, Stories dadurch entstehen und wie sie digital erzählt werden können, beziehungsweise wie die RezipientInnen an dem Erzählen auch teilnehmen können.
Einfach (.) raffiniert : Friedrich Achleitners 'einschlafgeschichten' und 'und oder oder und'
(2019)
In Friedrich Achleitners Miniaturen 'einschlafgeschichten' (2003) und 'und oder oder und' (2006) schlägt sich das Multitalent eines Analytikers, eines genauen Beobachters und eines (neo-)avantgardistischen Künstlers nieder. Die Überschneidungen zwischen dem Beruf eines Architekturtheoretikers und der Rolle des Autors prägen auch die thematische und strukturelle Ebene der Texte. Im Einklang mit der Poetik der Wiener Gruppe ist das Grundelement im Baukasten der Sprache nicht die Metapher, sondern das Wort. Das stark reduzierte Textformat sowie die Ausweitung des Sprachexperimentes auf alle Sprachebenen und deren gezielte Vermischung lassen allerdings den konstruktivistischen Eifer und Ernst der Konkreten Poesie hinter sich.
Dolmetschen wird an unterschiedlichen Universitäten und Hochschulen unterrichtet und es werden dabei zahlreiche Modelle und Strategien vermittelt sowie verschiedene Unterlagen, Übungen, Hinweise zum Training usw. verwendet. Jedoch gibt es nur wenige Ratschläge und wenig methodologische Verankerung, wie ein Thema oder eine typische Dolmetschsituation mit Hilfe von praxisnahen Unterrichtsmaterialien unterrichtet werden kann. Vor allem für die Studierenden von translatologischen Studienprogrammen sind sowohl didaktisierte als auch authentische Audio- und Videoaufnahmen vorhanden, die mit einer entsprechenden Didaktisierung im Unterrichtsprozess prototypische Situationen des Dolmetschens simulieren. Dieser Artikel zielt darauf ab zu zeigen, welche Aspekte in Betracht gezogen werden sollen, wenn sinnvolle und effiziente Dolmetschunterlagen vorbereitet und realisiert werden.
Die enorme Bedeutung der performativen Rede für den philosophischen Diskurs um 1800 macht Andrea Polaschegg auch für Friedrich Schlegels Wiener Vorlesungen "Geschichte der alten und neuen Literatur" von 1812 geltend. Nicht über deren weitgespannten Gegenstandsbereich, sondern über den Gebrauch des Deutschen reihe sich Schlegel in genau die Literaturgeschichte ein, die seine Vorlesungen überhaupt erst begründeten. Das entscheidende Medium dieser Geschichte sei für Schlegel unweigerlich die Muttersprache, denn nur in ihr könnten sich jene Nationalerinnerungen artikulieren, die eine Literatur bildeten. Von daher müsse der Ort seiner Rede in deren Analyse stets einbezogen werden, schließlich sei das Deutsche in Habsburg weder Schul- noch Amtssprache gewesen.
In diesem Beitrag werden Ergebnisse von zwei Experimenten präsentiert: Einerseits werden didaktische Strategien aus der Perspektive ihrer Attraktivität und Innovation analysiert, die im Rahmen eines Sommer-Schnell-Deutschkurses in der Presse zur Popularisierung der deutschen Sprache eingesetzt wurden. Andererseits wird dargelegt, welchen Effekt solche Strategien in einer realen Experimentiersituation mit Deutsch-Lernenden auf ihre Motivation, ihr Verständnis und andere Aspekte des Deutschlernens im Vergleich zu "klassischen" Materialien wie z. B. Lehrwerken hatten. Dabei werden verschiedene Spezifika und
Bedürfnisse der Lernenden in Betracht gezogen.
Leonard Reinecke ist Professor für Medienwirkung und Medienpsychologie am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In seiner aktuellen Forschung widmet er sich insbesondere den Themenkomplexen Online-Kommunikation, der Rezeption und Wirkung neuer Medien und der empirischen Unterhaltungsforschung.
Double blind - psychogene und psychosomatische Sehstörungen nach Sigmund Freud und Georg Groddeck
(2019)
Die Psychoanalyse des frühen 20. Jahrhunderts nahm in ihren Überlegungen Sehstörungen zum Anlass, um das Funktionieren des gesunden Auges, vor allem aber die Funktionsweisen der menschlichen Psyche zu thematisieren. Anne-Kathrin Reulecke zeigt, dass sowohl Sigmund Freud als auch Georg Groddeck davon ausgingen, dass das Sehen keine rein physiologische Fähigkeit, sondern vielmehr eine psychologisch sowie sozial und kulturell präfigurierte Aktivität ist. Sie legt dar, dass Freud eine nichtorganisch bedingte Sehstörung, die sogenannte hysterische Blindheit, als Effekt eines innerpsychischen Triebkonflikts und als dessen gleichsam neurotischen Ausweg deutet. Groddeck hingegen bestimmt das gesunde Auge als Organ eines grundlegenden Nicht-alles-sehen-Könnens. Die Kurzsichtigkeit betrachtet er als sinnvolles Hilfsmittel des Körpers, das dann eingesetzt wird, wenn die normale Tätigkeit des Verdrängens beim Sehen, die Selektion gefährlicher Bilder, nicht ausreichend funktioniert.