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Dreijährige pH- und Ammonium (NH4 +) - Messungen der Freiland- und WaIdniederschläge im Birgter Berg (Riesenbecker Osning) sowie Vergleiche mit anderen Meßstationen Nordrhein-Westfalens führen zur Hypothese, daß im nordwestlichen Teutoburger Wald ein NH4 +-dominierter Immissions-Typ vorliegt. In Übereinstimmung damit treten in der Krautschicht der Kiefernforstgesellschaft des Untersuchungsgebietes mehrere nitrophile Arten auf. Der Boden des Birgter Berges befindet sich in ökologisch kritischem Zustand (Aluminium/Eisen- bzw. Aluminium-Pufferbereich, Kryptopodsoligkeit). Die pH-Werte von zwei beprobten Quellen sind im ganzen Jahr niedrig (pH 3,9-4,1), die Konzentrationen an Nitrat (N03 -), Sulfat (SO/-), Aluminium (AI3+), Cadmium (Cd2+) und' Blei (Pb2+) hoch bis. extrem. Der ganzjährig starke Versauerungsgrad der Hydrosphäre scheint auch das oberflächennahe Grundwasser zu betreffen. Die aktuellen Standortbedingungen des Birgter Berges sind allein durch dessen Nutzungsgeschichte (Verheidung) kaum hinreichend zu erklären.
Die Ausbreitung des Rankenden Lerchensporns (Ceratocapnos claviculata) ist Gegenstand anhaltender Diskussion. Eingestuft als euatlantische Art hat C. claviculata sein Areal inzwischen bis ins zentraleuropäische Florengebiet östl. 14° E hinaus erweitert, obwohl er als myrmekochore Art ein schlechter Kolonisator sein müsste. Die bisherigen Nachweise werden zusammengefasst und durch neue Datenerhebungen aktualisiert. Auf der Grundlage von Kartierungen in MTB-Viertelquadranten erweitern 66 Neufunde das Verbreitungsgebiet der Art inWestfalen. Im Riesenbecker Osning, einem neuen kollinen Wuchsgebiet von C. claviculata, werden Massenausbreitung der Art und ihr pflanzensoziologischer Anschluss dokumentiert. Biologische Merkmale des Rankenden Lerchensporns werden in Form eines Lebenszyklus-Diagrammes beschrieben. Wenngleich spezifische abiotische Faktoren für C. claviculata generalisiert werden können, bleibt die Frage der großräumigen Arealerweiterung ungeklärt. Die Lebensstrategie von C. claviculata („einjähriger Pendler“) lässt keine Anpassung an Fernausbreitung erkennen. Nach gegenwärtigen Befunden ist C. claviculata ein Epökophyt, für dessen Fernausbreitung eine „Hemerochorie-Hypothese“ formuliert wird. Gleichzeitig werden weitere Annahmen der Arealerweiterung wie die „MildeWinter“- und die „Stickstoff-Hypothese“ diskutiert.
Die Sphagnum-Vorkommen im nordwestlichen Teutoburger Wald werden nach Angaben einer krenologischen Kartierung sowie nach eigenen Untersuchungen dokumentiert und mit historischen Vorkommen um 1900 sowie aktuellen Vorkommen für den gesamten Teutoburger Wald verglichen. Die Sphagnum-Diversität ist im nordwestlichen Teutoburger Wald mit 10 Arten überraschend hoch. Von den im Teutoburger Wald nachgewiesenen 10 Sphagnum-Arten finden sich bis auf zwei Torfmoose (Sph. flexuosum, Sph. quinquefarium) alle Arten auch im nordwestlichen Ausläufer des Höhenzuges. Zwei Arten (Sph. inundatum, Sph. subnitens) sind jedoch nur für den nordwestlichen Teutoburger Wald belegt. Der historische Vergleich spricht für eine bemerkenswerte Konstanz der Sphagnum-Vorkommen über die letzten 100 Jahre. Ein Verschwinden von Torfmoosen scheint zumindest im nordwestlichen Teutoburger Wald weniger dramatisch als angenommen.
Im westlichen Teutoburger Wald (Riesenbecker Osning) wurden in bodensauren Kiefernbeständen als floristisch-vegetationskundliche Grundlage für interdisziplinäre Daueruntersuchungen detaillierte Erhebungen in einem 10 cm x 10 cm-Quadratraster durchgeführt. Einige erste Ergebnisse aus den untersuchten Transekten werden hier vorgestellt. Es handelt sich um von Pinus sylvestris beherrschte, vertikal wenig gegliederte Bestände, die sich in der Krautschicht durch eine typische Artenausstattung bodensaurer Waldstandorte auszeichnen. Die relativ einheitliche floristische Grundstruktur wird vom Vorkommen des Neubürgers Ceratocapnos claviculata im Gebiet überlagert, mit dessen Hilfe Bestände mit bzw. ohne den Rankenden Lerchensporn unterschieden werden und in Rasterkarten gegenübergestellt sind. Einzelheiten der floristischen Feinstruktur der Krautschicht werden an horizontalen Verbreitungsmustern der vorkommenden Arten erläutert. Die Ausbreitungspotenzen („Strategien“) von Ceratocapnos und Verbreitungsmuster von Ceratocapnos, Deschampsia flexuosa und Vaccinium myrtillus werden vor dem Hintergrund einer veränderten Konstellation der Standortfaktoren (N-Deposition, milde Winter, Lichteintrag, Hemerochorie, Mineralisierung) im Untersuchungsgebiet für Vorkommen und Vitalität des Lerchensporns diskutiert. Allerdings ermöglichen erst Wiederholungsinventuren auf den Dauerflächen eine kausale Deutung der erkannten Strukturen.
Depositionsmessungen imRiesenbeckerOsning (nordwestlicher TeutoburgerWald) führen in den Messjahren 1988 und 1998 zum Ergebnis eines Ammonium-betonten chemischen Klimas. Der Depositionstyp wird für 1998 über die Berechnung der Gesamtsäuredeposition exakt quantifiziert: Der Ammonium-Anteil an der Säurebelastung beträgt im Freilandniederschlag 71%, im Waldniederschlag 87%. Das so typisierte chemische Klima fügt sich ein in einen „Gülle-belt“, der sich von der niederländischen Grenze im Raum Kleve über das Münsterland nach Nordosten bis in das südlicheWeser-Ems-Gebiet Niedersachsens erstreckt.Das Ammonium-Nitrat-Verhältnis seiner Messstationen liegt durchweg über dem Indikator für den Einfluss der Massentierhaltung (NH4-N/NO3-N M 1,5). Die Gesamtstickstoffbelastung überschreitet deutlich den kritischen Depositionsgrenzwert für Nadelwälder. Langfristig führt dies zu einer Ökosystemdrift hin zu nitrophilen Waldgesellschaften, im ursprünglich oligotrophen Riesenbecker Osning angezeigt durch die invasive Einbürgerung eines stickstoffbedürftigen Bioindikators der Krautschicht, dem Kletternden Lerchensporn (Ceratocapnos claviculata).
Die Ibbenbürener Aa oberhalb des Aasees sowie drei Nebengewässer wurden über einen Zeitraum von 12 Monaten (April 1981-April 1982) hydrochemisch untersucht. Im Herbst 1981 und im Frühjahr 1982 wurde anhand einer auf den Makrozoobenthos beschränkten Saprobienanalyse von 9 Probestellen der Aa sowie von 2 Probestellen eines durch Fabrikabwässer beeinflußten Vorfluters die Gewässergüte bestimmt. Im Winter 1981/82 beobachtete Mikroorganismenkolonien (vornehmlich Abwasserpilz und Schwefelbakterien) wurden kartographiert und stichprobenartig mikroskopiert. Im Gegensatz zur Aussage der Gewässergütekarte von NRW (Stand 1980) weisen die erhobenen hydrochemischen und hydrobiologischen Kenndaten der Ibbenbürener Aa oberhalb des Aasees auf eine Verschlechterung der Gewässergüte nach Güteklasse 11-111 ("kritisch belastet") hin. Der durch Fabrikabwässer beeinflußte Vorfluter mußte in die Güteklasse 11I ("stark verschmutzt") eingeordnet werden. Durch das im Winter beobachtete z. T. extrem starke Pilztreiben des Abwasserpilzes Leptomitus lacteus ist diese Güteklasse auch für einen Teil der Nebengewässer angezeigt. Mögliche Ursachen der ermittelten Güteklasse(n) werden diskutiert.
Die atlantischen Drahtschmielen-Buchenwälder bodensaurer, nährstoffarmer Podsol-Böden des Riesenbecker Osning (Nordwestlicher Teutoburger Wald) lassen sich dem Deschampsio flexuosae-Fagetum typicum zuordnen. Floristisch-vegetationskundlich werden zudem Kiefernaufforstungen untersucht und als Deschampsia flexuosa-Fagus sylvatica-Pinus sylvestris-Gesellschaft differenziert, die enge synsystematische und synökologische Beziehungen zu den naturnahen Beständen des bodentrockenen Drahtschmielen-Buchenwaldes aufweisen. Auf der Basis von Vegetationsaunahmen und bodenchemischen Analysen werden in dieser Studie Tendenzen einer weiteren unbeeinflussten Waldentwicklung auf bodensauren Böden in Nordwest-Deutschland abgeleitet. Die in den Kiefernforsten im Vergleich zu den naturnahen Buchenwäldern ermittelten Vegetationsveränderungen werden im Wesentlichen auf einen geringeren Kronenschlussgrad und damit auf einen höheren Lichtgenuß in der Krautschicht zurückgeführt. Bodenchemische Analysen (Bodenazidität, austauschbare Basen, Stickstoffvorräte, N-Mineralisierung, Schwermetall-Gehalte) belegen geringe Gehalte verfügbarer Nährstoffe im Mineralboden, jedoch hohe Stickstoff-Vorräte in der organischen Auflage. Die Ergebnisse zeigen, dass die Buche im untersuchten Gebiet auch extrem saure, nährstoffarme jedoch humose Podsole besiedeln und sich bei ausbleibender Bewirtschaftung sogar zur konkurrenzstärksten Baumart entwickeln kann. Erneut bestätigt sich, dass es für die Buche keine Mangelgrenze auf nährstoffarmen Sandböden gibt, vorausgesetzt die Standorte verfügen über gut entwickelte Auflagenhorizonte als wichtigste Nährstoffspeicher bzw. -lieferanten. Mit zunehmendem Kiefernanteil nimmt der Buchenanteil in den untersuchten Forsten zwar deutlich ab, dies ist allerdings eher als Ausdruck für die Geschwindigkeit der Sukzessionsprozesse zu werten, die mit der geringen Zeit seit der letzten Bewirtschaftung verknüpft ist.