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Der Gemeinsame Vertreter kann in das Fadenkreuz der Anleihegläubiger geraten und in das des Emittenten. Er hat daher das rechte Maß zu finden zwischen Engagement, Sorgfalt und Konfliktbewältigung bei der Erfüllung seiner Aufgaben. Das gilt insbesondere dann, wenn der Schuldner in die Krise geraten ist und im Kreis der Anleihegläubiger der Ruf nach einem „aktiven“ und engagierten Vertreter laut wird.
Um einen „Hilferuf“ handelt es sich dabei nicht immer. Vielmehr haben sich einzelne Investoren darauf spezialisiert, Anleihebedingungen zu durchforsten, um etwaige – und sei es auch nur „technische“ - Verstöße gegen dort enthaltene rechtliche Vorgaben zu entdecken. Sind sie fündig geworden, aber durch „no-action“-Klauseln daran gehindert, selbst tätig zu werden, schauen sie auf den Gemeinsamen Vertreter und erwarten von ihm die aggressive Wahrnehmung ihrer Rechte. Dazu kann gehören, aktiv die Fälligstellung zu fordern und so Drohpotential gegen den Emittenten aufzubauen;2 freilich, das muss nicht jedem Gläubiger recht sein, z.B. solchen, die bei zunächst eintretenden Kursverfall aus anlagerechtlichen Gründen gehalten ist, sich kostspielig vom Engagement zu trennen.
Konflikte innerhalb derselben Anleihegläubigerklasse sind damit programmiert. Und sie übertragen und bündeln sich dann in der Person des Gemeinsamen Vertreters – jedenfalls dann, wenn er exklusiv damit betraut ist, über die Ausübung von Gläubigerrechten zu befinden. Der gemeinsame Vertreter steht dann vor der Frage, ob er den Erwartungen aggressiver Obligationäre nachgeben soll oder nicht.3 Er muss deshalb wissen, was seine Rolle ist. Dazu ist die Reichweite seiner Interventionsmöglichkeiten und –pflichten im Spannungsfeld zwischen gesetzlicher und rechtsgeschäftlicher Aufgabenzuweisung, business judgment rule, Haftungsbeschränkung und der Beschlusskontrolle näher zu bestimmen; ansonsten wird es nicht zur gewünschten Koordinierung des Gläubigerverhaltens durch den Gemeinsamen Vertreter kommen.
Im Folgenden soll eine Diskussion über die dabei entstehenden Rückkoppelungseffekte angestoßen werden, welche sich mit dem gesetzgeberischen Idealbild nicht so recht zu vertragen scheinen.
Seit Erlass des Schuldverschreibungsgesetzes von 2009 (SchVG) zeichnet sich ab, dass die Emissionspraxis der deutschen Staatsanleihen im Hinblick auf kollektive Gläubigermechanismen („Collective Action Clauses“ – CACs), wie sie das SchVG erstmals rechtssicher ermöglicht, substantiellen Änderungen unterliegen wird. Während die Haltung inländischer öffentliche Emittenten noch bei Verabschiedung des SchVG reserviert war, hat sich die Situation seit Mai 2010 grundlegend geändert: Verschiedene Mitgliedstaaten der Eurozone sind mit Verbindlichkeiten in ihrer Währung in Schwierigkeiten geraten und mussten um internationale Hilfe nachsuchen. Vor dem Hintergrund der politischen Forderung nach einer Beteiligung der bestehenden Gläubigerschaft („private sector involvement“, „PSI“) musste schließlich Griechenland im Frühjahr 2012 eine Umschuldung (mithilfe entsprechender Klauseln) bemühen. Politische und rechtliche Festlegungen der Eurogruppe über die künftige Dokumentation der (verbrieften) Staatenschuld im Hinblick auf eine potentiell erforderlich werdende Umschuldung folgten. Bei den nationalen Umsetzungsarbeiten sind auch gewisse „Unzulänglichkeiten“ des durch das SchVG geschaffenen gesetzlichen Gestaltungsrahmens aufgegriffen worden.
Die nachfolgende Abhandlung zeichnet im Einzelnen die verschiedenen Entwicklungslinien nach, beginnend (i) mit dem SchVG und der darin zum Ausdruck gekommenen traditionellen Haltung der öffentlichen Hand zu CACs, leitet über (ii) zur GriechenlandUmschuldung („PSI“) und deren rechtlichen Besonderheiten und Ergebnisse unter dem (neuen) Blickwinkel einer Beteiligung privater Gläubiger, soll (iii) die von der Eurogruppe gezogenen Konsequenzen in Gestalt der Empfehlungen des Wirtschafts- und Finanzausschusses für „Umschuldungsklauseln“ der Mitgliedsstaaten der Eurozone im Hinblick auf Art. 12 Abs. 3 des ESM-Vertrags erläutern und schließlich (iv) einen Überblick über die gesetzgeberischen Schritte in Deutschland zur Umsetzung der Empfehlungen liefern.
Thesen
1. Um die Anerkennung einer Beschlussnichtigkeit in extremen Situationen wird man kaum umhin kommen. Der Gesetzgeber sollte die Nichtigkeitsgründe und ihre Geltendmachung wie im Aktienrecht klarstellend einschränken.
2. Gläubigerbeschlüsse unterliegen einer (begrenzten) materiellen Beschlusskontrolle anhand des Maßstabs der „gemeinsamen Interessen“ der Gläubigergesamtheit. Ohne ein derartiges materielles Kriterium wird man nicht auskommen. Wie es letztendlich benannt wird, ist dann nichts weiter als eine Frage der Begrifflichkeit. Eine gesetzliche Klarstellung erscheint nicht zwingend. Inhaltlich muss sich die materielle Beschlusskontrolle beschränken auf den Ausschluss sachfremder Erwägungen als Grundlage eines Eingriffs der Mehrheit in Rechte und Ansprüche der Minderheit.
3. Die Gestaltungswirkung des der Anfechtungsklage stattgebenden Urteils folgt bereits aus der kollektiven Bindung des § 4 SchVG. Eine – wenngleich nicht zwingende – gesetzliche Klarstellung könnte in Gestalt eines Hinweises in § 20 SchVG erfolgen, dass ein der Anfechtungs- (und Nichtigkeits-) Klage stattgebendes Urteil der kollektiven Bindung des § 4 SchVG unterliegt.
Der gesetzlichen Korrektur und Präzisierung bedürfen, nicht zuletzt im Interesse der Beschleunigung, Vollzugssperre und Freigabeverfahren.
Die vorstehenden Überlegungen führen zu folgenden Ergebnissen:
1. Das SchVG erlaubt den Gläubigern sämtlicher vor Inkrafttreten des Gesetzes begebenen Anleihen, einschließlich solcher die nicht dem SchVG 1899 unterliegen, einen Beschluss über die Anwendbarkeit des SchVG zu fassen (Opt-in).
2. Der Anwendbarkeit des SchVG und damit insbesondere auch der Opt-in-Regelung steht eine Teilrechtswahl ausländischen Rechts in den Anleihebedingungen nicht entgegen, solange die Substanz der verbrieften Forderung deutschem Recht unterliegt.
Dies ergibt sich bereits aus dem gültigen Gesetz. Aufgrund entgegenstehender instanzgerichtlicher Rechtsprechung besteht allerdings Klarstellungsbedarf. Dies insbesondere auch deshalb, weil hiermit Fragen angesprochen sind, welche die Funktionsfähigkeit und Marktakzeptanz des neuen Gesetzes in wesentlichen Anwendungsbereichen berühren. Im Rahmen der Reform des Schuldverschreibungsrechts hat die Bundesregierung angekündigt, laufend zu prüfen, ob beabsichtigten Wirkungen dieses Gesetzes erreicht worden sind, und, soweit erforderlich, rechtzeitig die hieraus resultierenden erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.48 Nachdem unlängst bereits die Straffung des Freigabeverfahrens erfolgte49 ist zu hoffen, dass auch der hier identifizierte gesetzliche Klarstellungsbedarf zügig in Angriff genommen wird.
The efficacy of monetary authority actions depends primarily on the ability of the monetary authority to affect inflation expectations, which ultimately depend on agents' trust. We propose a model embedding trust cycles, as emerging from sequential coordination games between atomistic agents and the policy maker, in a monetary model. Trust affects agents' stochastic discount factor, namely the price of future risk, and their expectation formation process: these effects in turn interact with the monetary transmission mechanism. Using data from the Eurobarometer survey we analyze the link between trust on the one side and the transmission mechanism of shocks and of the policy rate on the other: data show that the two interact significantly and in a way comparable to the obtained in our model.
This paper investigates risk-taking in the liquid portfolios held by a large panel of Swedish twins. We document that the portfolio share invested in risky assets is an increasing and concave function of financial wealth, leading to different risk sensitivities across investors. Human capital, which we estimate directly from individual labor income, also drives risk-taking positively, while internal habit and expenditure commitments tend to reduce it. Our micro findings lend strong support to decreasing relative risk aversion and habit formation preferences. Furthermore, heterogeneous risk sensitivities across investors help reconcile individual preferences with representative-agent models.
We develop a dynamic network model whose links are governed by banks' optmizing decisions and by an endogenous tâtonnement market adjustment. Banks in our model can default and engage in firesales: risk is transmitted through direct and cascading counterparty defaults as well as through indirect pecuniary externalities triggered by firesales. We use the model to assess the evolution of the network configuration under various prudential policy regimes, to measure banks' contribution to systemic risk (through Shapley values) in response to shocks and to analyze the effects of systemic risk charges. We complement the analysis by introducing the possibility of central bank liquidity provision.
This paper analyzes the equilibrium pricing implications of contagion risk in a Lucas-tree economy with recursive preferences and jumps. We introduce a new economic channel allowing for the possibility that endowment shocks simultaneously trigger a regime shift to a bad economic state. We document that these contagious jumps have far-reaching asset pricing implications. The risk premium for such shocks is superadditive, i.e. it is 2.5\% larger than the sum of the risk premia for pure endowment shocks and regime switches. Moreover, contagion risk reduces the risk-free rate by around 0.5\%. We also derive semiclosed-form solutions for the wealth-consumption ratio and the price-dividend ratios in an economy with two Lucas trees and analyze cross-sectional effects of contagion risk qualitatively. We find that heterogeneity among the assets with respect to contagion risk can increase risk premia disproportionately. In particular, big assets with a large exposure to contagious shocks carry significantly higher risk premia.
Seit über 30 Jahren steht der Blaue Engel für besonders umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Damit ist er das älteste Umweltschutzzeichen in Deutschland. In den vergangenen Jahren wurden das Produktportfolio des Blauen Engel neu ausgerichtet und die Darstellung des Zeichens modernisiert. Seit 2008 ist der Blaue Engel auch das offizielle Klimaschutzzeichen der Bundesregierung. Regelmäßige empirische Umfragen zeigen, dass der Blaue Engel eine hohe Bekanntheit in der Bevölkerung besitzt. Über ein Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten nutzen das Umweltzeichen als Orientierung beim Einkauf. Anders als vor 30 Jahren, muss sich der Blaue Engel heute in der öffentlichen Wahrnehmung in einer Flut von Umwelt- und Nachhaltigkeitszeichen behaupten.
Dieser Studientext präsentiert die Ergebnisse einer empirischen Befragung von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Wahrnehmung und Akzeptanz des Blauen Engel, die das ISOE für das Umweltbundesamt durchgeführt hat. In einer bundesweiten Online-Erhebung wurden 2.034 Personen befragt. Ergänzend erfolgte eine vertiefende qualitative Befragung mit Hilfe von Fokusgruppen. Die Befunde liefern wichtige Erkenntnisse darüber, wofür der Blaue Engel in den Augen der KonsumentInnen steht und wie er im Kontext anderer Label wahrgenommen wird. Darüberhinaus wird deutlich, welche Erwartungen aus Verbrauchersicht mit diesem Zeichen verbunden sind und welche Produkte und Produktgruppen mit ihm assoziiert werden.
This paper presents a theory that explains why it is beneficial for banks to engage in circular lending activities on the interbank market. Using a simple network structure, it shows that if there is a non-zero bailout probability, banks can significantly increase the expected repayment of uninsured creditors by entering into cyclical liabilities on the interbank market before investing in loan portfolios. Therefore, banks are better able to attract funds from uninsured creditors. Our results show that implicit government guarantees incentivize banks to have large interbank exposures, to be highly interconnected, and to invest in highly correlated, risky portfolios. This can serve as an explanation for the observed high interconnectedness between banks and their investment behavior in the run-up to the subprime mortgage crisis.
Basel III and CEO compensation in banks: pay structures as a regulatory signal : [March 6, 2013]
(2013)
This paper proposes a new regulatory approach that implements capital requirements contingent on managerial compensation. We argue that excessive risk taking in the financial sector originates from the shareholder moral hazard created by government guarantees rather than from corporate governance failures within banks. The idea of the proposed regulation is to utilize the compensation scheme to drive a wedge between the interests of top management and shareholders to counteract shareholder risk-shifting incentives. The decisive advantage of this approach compared to existing regulation is that the regulator does not need to be able to properly measure the bank investment risk, which has been shown to be a difficult task during the 2008-2009 financial crisis.
We assess the effects of monetary policy on bank risk to verify the existence of a risk-taking channel - monetary expansions inducing banks to assume more risk. We first present VAR evidence confirming that this channel exists and tends to concentrate on the bank funding side. Then, to rationalize this evidence we build a macro model where banks subject to runs endogenously choose their funding structure (deposits vs. capital) and risk level. A monetary expansion increases bank leverage and risk. In turn, higher bank risk in steady state increases asset price volatility and reduces equilibrium output.
Euro area data show a positive connection between sovereign and bank risk, which increases with banks’ and sovereign long run fragility. We build a macro model with banks subject to incentive problems and liquidity risk (in the form of liquidity based banks’ runs) which provides a link between endogenous bank capital and macro and policy risk. Our banks also invest in risky government bonds used as capital buffer to self-insure against liquidity risk. The model can replicate the positive connection between sovereign and bank risk observed in the data. Central bank liquidity policy, through full allotment policy, is successful in stabilizing the spiraling feedback loops between bank and sovereign risk.
This paper studies the relation between firm value and a firm's growth options. We find strong empirical evidence that (average) Tobin's Q increases with firm-level volatility. However, the significance mainly comes from R&D firms, which have more growth options than non-R&D firms. By decomposing firm-level volatility into its systematic and unsystematic part, we also document that only idiosyncratic volatility (ivol) has a significant effect on valuation. Second, we analyze the relation of stock returns to realized contemporaneous idiosyncratic volatility and R&D expenses. Single sorting according to the size of idiosyncratic volatility, we only find a significant ivol anomaly for non-R&D portfolios, whereas in a four-factor model the portfolio alphas of R&D portfolios are all positive. Double sorting on idiosyncratic volatility and R&D expenses also reveals these differences between R&D and non-R&D firms. To simultaneously control for several explanatory variables, we also run panel regressions of portfolio alphas which confirm the relative importance of idiosyncratic volatility that is amplified by R&D expenses.
We study whether prices of traded options contain information about future extreme market events. Our option-implied conditional expectation of market loss due to tail events, or tail loss measure, predicts future market returns, magnitude, and probability of the market crashes, beyond and above other option-implied variables. Stock-specific tail loss measure predicts individual expected returns and magnitude of realized stock-specific crashes in the cross-section of stocks. An investor that cares about the left tail of her wealth distribution benefits from using the tail loss measure as an information variable to construct managed portfolios of a risk-free asset and market index.
Recently, we evaluated a fiscal consolidation strategy for the United States that would bring the government budget into balance by gradually reducing government spending relative to GDP to the ratio that prevailed prior to the crisis (Cogan et al, JEDC 2013). Specifically, we published an analysis of the macroeconomic consequences of the 2013 Budget Resolution that was passed by the U.S. House of Representatives in March 2012. In this note, we provide an update of our research that evaluates this year’s budget reform proposal that is to be discussed and voted on in the House of Representative in March 2013. Contrary to the views voiced by critics of fiscal consolidation, we show that such a reduction in government purchases and transfer payments can increase GDP immediately and permanently relative to a policy without spending restraint. Our research makes use of a modern structural model of the economy that incorporates the long-standing essential features of economics: opportunity costs, efficiency, foresight and incentives. GDP rises because households take into account that spending restraint helps avoid future increases in tax rates. Lower taxes imply less distorted incentives for work, investment and production relative to a scenario without fiscal consolidation and lead to higher growth.
We use unique data from financial advisers’ professional exam scores and combine it with other variables to create an index of financial sophistication. Using this index to explain long-term stock return expectations, we find that more sophisticated financial advisers tend to have lower return expectations. A one standard deviation increase in the sophistication index reduces expected returns by 1.1 percentage points. The effect is stronger for emerging market stocks (2.3 percentage points). The sophistication effect contributes 60% to the model fit, while employer fixed effects combined contribute less than 30%. These results help understand the formation of potentially excessively optimistic expectations.
Den Menschen als vernunftbegabtes Wesen, als animal rationale, zu begreifen heißt, ihn als rechtfertigendes Wesen anzusehen. Die Vernunft ist die Fähigkeit, sich anhand rechtfertigender Gründe in der Welt zu orientieren. Denn „ratio, raison, reason bedeutet“, wie Tugendhat hervorhebt, „ebenso sehr ‚Grund‘ wie ‚Vernunft‘. Das Vermögen der Vernunft ist die Fähigkeit, für seine Meinungen und für seine Handlungen Rede und Antwort stehen zu können; lat. rationem reddere, griech. logon didonai.“ Dieses Rede-und-Antwort-Stehen ist eine soziale Praxis kulturell und historisch situierter Wesen, die einerseits frei sind, ihre Gründe zu wählen und zu prüfen, andererseits aber daran gebunden, welche Gründe ihnen zur Verfügung stehen und welche als gut oder rechtfertigend gelten. Der Raum der Gründe ist ein Raum der Rechtfertigungen, die nicht nur Einzelhandlungen, sondern auch komplexe Handlungsordnungen, also soziale Verhältnisse und politische Institutionen, legitimieren.
Menschen sind aber auch erzählende Wesen. Der Raum der Gründe, in dem sie sich orientieren, ist kein nackter Raum einzelner Sätze oder gar Normen, sondern bevölkert von Narrativen.
A natural experiment in which customer-owned mutual companies converted to publicly listed firms created a plausibly exogenous shock to the stock market participation status of tens of thousands of people. We find the shock changed the way people vote in the affected areas, with a 10% increase in share-ownership rate being followed by a 1.3%–3.1% increase in right-of-center vote share. The institutional details and additional tests suggest that wealth, liquidity, and tax-related incentives cannot fully explain the results. A plausible explanation is that the associated increase in the salience of stock ownership causes a shift in voters’ attention.
The European Commission recently put forward a proposal for a regulation to amend and strengthen the 2009 version of the EU's rules on the regulation of credit rating agencies ("CRA3"). Among other things, Art. 35a of the draft proposal introduces strict liability for rating agencies. This liability proposal is at odds with the aim to strengthen competition in the rating sector and could have a chilling effect on capital markets. The paper analyses existing rules on civil liability of rating agencies under different legal systems. Subsequently, the provision under Art. 35a of the Draft Proposal is examinded more closely. Suggestions on possible improvemts of the proposal are made.
Debt-induced crises, including the subprime, are usually attributed exclusively to supply-side factors. We uncover an additional factor contributing to debt culture, namely social influences emanating from the perceived average income of peers. Using unique information from a representative household survey of the Dutch population that circumvents the need to define the social circle, we consider collateralized, consumer, and informal loans. We find robust social effects on borrowing – especially among those who consider themselves poorer than their peers – and on indebtedness, suggesting a link to financial distress. We check the robustness of our results using several approaches to rule out spurious associations and handle correlated effects.
Recht und die Vorstellung von dem, was Recht ist, sind nicht allein an Territorien oder Herrschaften gebunden, sondern wandern mit den Menschen mit. Treffen mehrere möglicherweise anwendbare Rechte aufeinander, steht für heutige Gerichte ein Kollisionsrecht wie das Internationale Privatrecht bereit, dass über den Umgang mit diesem Konflikt entscheidet , indem es den Fall einer bestimmten nationalstaatlichen Regelung unterstellt. Andere Lösungen sind jedoch ebenfalls denkbar und wurden in der Vergangenheit auch praktiziert, was heute schwer nachzuvollziehen ist. Um die Denkstruktur und Grenzen der modernen Herangehensweise deutlich werden zu lassen, sollen in diesem Beitrag die Schwierigkeiten erläutert werden, das Konzept des Internationalen Privatrechts auf das Neben- und Miteinander verschiedener rechtlicher Traditionen im hellenistischen Ägypten zu übertragen. Ziel ist es, auch Nichtjuristen damit einen Einstieg und eine Übersicht über die Diskussion innerhalb der antiken Rechtsgeschichte zu ermöglichen.
Der Beitrag stellt im Überblick dar, welche Bedeutung das Immaterialgüterrecht (IP) für die Entwicklung einzelner Volkswirtschaften und die globale Wissensgesellschaft hat. In einem ersten Abschnitt wird erläutert, dass in der Geschichte des Immaterialgüterrechts die Vorstellung dominierte, dass Immaterialgüterrechte technologischem und sonstigem Fortschritt zuträglich sind. Im zweiten Abschnitt wird gezeigt, dass dieses lineare Expansions-Narrativ aus ökonomischer und wirtschaftshistorischer Sicht als widerlegt gelten muss. Dazu werden die Argumente der IP-Optimisten und die Gegenargumente der IP-Pessimisten anhand empirischer Studien bewertet. Der Beitrag schließt mit sozialwissenschaftlichen und normativen Schlussfolgerungen im Hinblick auf die künftige Ausgestaltung des internationalen Immaterialgüterrechts.
Although intellectual property law is a distinctively Western, modern, and relatively young body of law, it has spread all over the world, now encompassing all but a very few outsiders such as Afghanistan, Somalia, and Vanuatu. This article presents three legal transfers that contributed to this development: first, from real property in land and movables to intellectual property in the late 18th century in Western Europe; second, from Western Europe, in particular from the United Kingdom and France to the rest of the world during the colonial era in the 19th and early 20th century; third, from the protection of new knowledge to the protection of traditional knowledge, held by indigenous communities in developing countries, on 5 August 1963. This story illuminates how legal transfers in a broad sense – including, but not limited to legal transplants - drive the evolution of law.
Die Frage nach den Zusammenhängen zwischen Normanerkennung und ökonomischem Verhalten lassen sich anhand der Wirkung von Corporate Governance Kodizes schlaglichtartig beleuchten. Der vorliegende Beitrag liefert erste theoretische Bausteine zum Zusammenwirken von Corporate Governance Kodizes und verbindlichen gesetzlichen Normen auf der Grundlage des Comply or Explain-Grundsatzes, indem er zunächst die Wirkungsweise des Kapitalmarktes, wie sie von der ökonomisch fundierten Gesellschaftsrechtstheorie vorausgesetzt wird, dem Mechanismus des Comply or Explain gegenüberstellt. Die empirischen Studien zur Wirksamkeit des Kapitalmarktes bei der Durchsetzung des Deutschen Corporate Governance Kodex im Wege des Comply or Explain lassen Raum für weitere Normanerkennungs- und –befolgungsmechanismen, die sich in Parallele zur Diskussion im Bereich der Corporate Social Responsibility und den sogenannten „business cases“ hierfür verdeutlichen lassen. Die dabei aufscheinenden Berührungspunkte ökonomischer Motivation mit sozialen Interessen geben Gelegenheit, auf Fairnessnormen als Grenzen des traditionellen Rationalmodells einzugehen. Ein ähnliches Nebeneinander und Ineinandergreifen von Eigennutzinteresse und intrinsischer Motivation lässt sich anhand der Anreizwirkung bei der Managervergütung veranschaulichen. Ihre gesetzliche Regelung im VorstAG lässt zum Teil eine empirische Absicherung vermissen. Damit schließt sich der Kreis der Analyse der Verbindlichkeitsstrukturen im Wirtschaftsrecht, nach der sich diese einem einheitlichen theoretischen Modell entziehen und deren empirische Grundlagen noch nicht zweifelsfrei geklärt sind.
Bis vor kurzem definierte das Grundgesetz die Grundstrukturen des öffentlichen Rechts in Deutschland, sei es im Bund, sei es in den Ländern. Heute wirken jedoch supranationale und internationale Institutionen machtvoll auf das soziale Zusammenleben in Deutschland ein. Zudem besteht eine neue Offenheit gegenüber Hoheitsakten anderer Staaten. Diese Europäisierung und Internationalisierung des Landes führen zur Frage, wie nunmehr die Grundstrukturen des öffentlichen Rechts in Deutschland begriffen werden sollen.
Diese Grundstrukturen sind Gegenstand dieses Beitrags, und zwar im Sinne von Grundprinzipien, welche alle in Deutschland wirksame öffentliche Gewalt einbinden. Der Beitrag kann dabei, entsprechend dem Stand der Erkenntnis, nur wenig gesichertes Wissen unterbreiten. Eine systematische, praxisleitende und vor allem prinzipiengesteuerte Dogmatik eines Rechts der Menschheit, eines kosmopolitischen Rechts, eines globalen Rechts, eines Weltrechts, eines Weltinnenrechts, eines transnationalen Rechts, ja selbst des Völkerrechts oder auch nur des öffentlichen Rechts im europäischen Rechtsraums, also etwas in Ansätzen dem deutschen Staatsrecht Vergleichbares, erscheint jenseits der Möglichkeiten, jedenfalls des Horizonts unserer Zeit. Vor diesem Hintergrund unterbreitet dieser Beitrag sein Verständnis des neuen Forschungsfeldes (I.), verankert die relevanten Prinzipien positivrechtlich und skizziert sie in ihrem Gestaltungsanspruch (II.), und erörtert ihr gegenseitiges Verhältnis, um dadurch die Gesamtkonstellation zu beleuchten (III.).