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Das im Jahre 1952 von Elöd Halász herausgegebene Deutsch-ungarische Großwörterbuch und sein 1957 erschienenes ungarisch-deutsches Pendant sind im Laufe der Jahrzehnte beinahe zu einer Legende geworden und fungierten bis vor kurzem als die einzigen Wörterbücher für dieses Sprachenpaar sowohl im ungarischen als auch im deutschen Sprachraum. Entsprechend verlangten diese mittlerweile mehr als 45 bzw. 40 Jahre alten Sprachlexika nach einer grundlegenden Modernisierung. Die beiden Nachfolgewörterbücher sind nun unter der Herausgeberschaft von Csaba Földes und Pál Uzonyi im Verlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest erarbeitet worden. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem metalexikographischen Konzept der Neubearbeitung, geht dabei auf allgemein-theoretische Fragen der bilingualen Lexikographie ein und beschreibt die einzelnen Etappen des Projekts.
Der Balkan hält Europa - und andere Kontinente - seit einiger Zeit erneut in Atem. Diese politischen Erschütterungen und die Diskurse darüber haben auch sprachliche Ungereimtheiten und grammatische Zweifels- bzw. Problemfälle deutlich werden lassen, auf die man ohne diese Ereignisse wohl kaum aufmerksam geworden wäre. Der Kosovo-Konflikt scheint also offensichtlich auch im Kontext der deutschen Grammatik - und umfassender der Sprache schlechthin - ein vielschichtiges und subtiles Problem von einiger Brisanz darzustellen.
Die Untersuchung von Eigennamen (EN) im Kontext der Kontaktlinguistik stellt ein besonders aktuelles und informatives Forschungsfeld dar: Beispielsweise hat Eichler (1976: 128) bereits vor zweieinhalb Jahrzehnten erkannt, dass "gerade Sprachkontaktforschung heute ohne die onomastische Komponente nicht mehr gut denkbar ist". Beim gegenwärtigen Wissensstand kann auch von der anderen Seite her festgestellt werden, dass – insbesondere in Kulturräumen, in denen mehrere Sprachen miteinander in Berührung kommen – die Namenforschung eines kontaktlinguistischen Blickwinkels bedarf. Denn die EN verkörpern wohl den deutlichsten Nachweis für langfristige Vorgänge und Ergebnisse von Sprachenkontakten. So können diesbezüglich etwa hinsichtlich des "Namenstransfers" (Terminus nach Eichhoff 1991: 264) in mehr oder weniger multilinguale Regionen vor allem die Familien- und Ortsnamen lehrreiche linguistische wie auch interkulturelle Aufschlüsse liefern. Die onomastische Forschung verhält sich in diesem Problembereich unterschiedlich. Die kontaktlinguistischen Implikationen des direkten Transfers von Personennamen (mit phonematischer Anpassung) wurden in angelsächsischer Relation (norwegische, jiddische und ungarische Namen in den USA) bereits von einer Reihe bekannter Linguisten wie Kimmerle (1941: 1ff.; 1942: 158ff.), Haugen (1953: 201ff.), Mencken (1949: 474ff. sowie Supplement II, 1952: 396ff.), Weinreich (1968: 53), Bartha (1993: 41 ff.) und Kontra (1988: 58ff.) angesprochen. Hingegen würdigen nicht wenige Veröffentlichungen mit germanistischer Ausrichtung, auch wenn sie deutsche Nachnamen am Rande oder außerhalb des sog. "geschlossenen deutschen Sprachraums" ausführlich behandeln, diese Sprachenkontaktphänomene keines Hinweises (z. B. Breza 1986, Grünspanová 1975). Einige Arbeiten schneiden zwar die Einwirkung der Kontaktsprache(n) auf die deutschen Familiennamen (FaN) an, machen dies allerdings nicht zu ihrem primären Untersuchungsobjekt (z. B. Čučka/Melika 1979, Hellfritzsch 1990, Matejčík 1993[3] und Mori 1993). Lediglich in deutsch-tschechischer (Knappová 1990) und stärker in deutsch-angloamerikanischer sowie deutsch-costaricanischer Relation liegen einschlägig ertragreiche Beiträge vor, die verschiedene Integrationserscheinungen am Beispiel deutscher FaN in der englischsprachigen Umwelt der USA bzw. dem spanischsprachigen Milieu von Costa Rica thematisieren (Jones 1991 und besonders Eichhoff 1991 bzw. Boving 1986). Vor diesem Hintergrund zielt die vorliegende Studie darauf ab, deutschsprachige FaN in Südungarn einer kontaktlinguistischen Analyse zu unterziehen. Dies verspricht insofern ein besonders reizvolles Untersuchungsfeld, als in den Anthroponymen – dank lang anhaltender intensiver und mannigfacher Sprachen- und Kulturenkontakte trotz ihrer amtlich festgelegten Schreibformen – deutsche und ungarische Sprachelemente miteinander verschmelzen und in enger Symbiose existieren. Die Wechselwirkungen der flektierenden, indogermanischen deutschen Sprache und der agglutinierenden, finnisch-ugrischen ungarischen Sprache sind auch im Hinblick auf die Sprachtypologie besonders interessant.
This paper is concerned with the cultural reality characterised by the cmmunication within bi- or multilingual groups, in comparison to monolingual comniunication. In other words, such groups use their varieties of language differently. In this respect the paper deals with a culture of multilingualisrn, with a primary aim of highlighting subtly the characteristics end structure of the bi- or multilingual way of speaking. In particular, the predominant goal of this study is to emphasize respects of the "mixed" speech behaviour (the bilingual inode of discourse); and of innovations in speech and communication of transcultural bi- or multilingualism utilizing the example of the German as a minority language in Hungary. On the basis of the research it has become clear that linguistic variations and differentes should not be viewed automatically as individual mistakes but as a reaction to a new conununicative challenge. The conclusions for the discipline of "applird lingusitics" encompass that: all outcornes of communicative dynamic processes on the system of language concerning monolingual as well as bilingual language behaviour (inclusive of both "natural" and "artificial" bi- or multilingualism), should be considered more subtly both in theory and practice. In addition these outcomes must be analysed and heuristically described within an integrated frame.
Wo es auch immer um die Stellung der deutschen Sprache geht, kann ein Hinweis auf Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa, einschließlich der GUS kaum fehlen. Zumeist wird dieses Areal (im Weiteren bediene ich mich des im deutschen Sprachraum zunehmend verwendeten Kürzels MOE) fast als Synonym für eine Hochburg des Deutschen apostrophiert. Deutsch als MOE-Sprache? - kann man sich fragen. Die Daten, die Wahrnehmungen und die Einstellungen sind allerdings nicht ganz einheitlich und nicht restlos eindeutig. Die Situation etwa der Hochschulgermanistik in der östlichen Hälfte Europas hat Kalmán in der Deutschen Universitäts-Zeitung wie folgt beschrieben: „Mangelnde Strukturierung des Fachbereiches, fehlende Differenzierung von Abschlüssen, Frontalunterricht und die Didaktik des kritiklosen Auswendiglernens - nach nun fast sechs Jahren hat sich an den ostmittel- und osteuropäischen Hochschulen nichts Grundlegendes geändert. […] Denn: ´Die Wandlungsunfähigkeit in diesen Ländern ist keine Frage des Systems mehr, sie ist eine Frage der Bequemlichkeit´“. Im Gegensatz zu diesem vernichtenden Verdikt meine ich als „betroffener“ Hochschulgermanist aus Ungarn, dass es bei uns doch nicht so schlecht aussieht. So möchte ich in diesem Beitrag die aktuelle Situation der deutschen Sprache in den Bereichen Schule und Universität vorstellen und einige Entwicklungstendenzen herausarbeiten. Dabei sei zwar der ganze MOE-Horizont im Blick behalten, es soll aber Ungarn besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Vorliegender Beitrag geht davon aus, dass das Kulturphänomen "Deutsche Sprache" in Form und Gebrauch eine weitgehend regionale (areale) Inhomogenität aufweist. Im Argumentationsrahmen einer variationslinguistischen Dialektologie wird versucht, die diatopische Variationsbreite der deutschen Sprache zu umreißen und vor diesem Hintergrund eine spezifische bilinguale dialektale Kontaktvarietät des Deutschen (nämlich das sog. ,,Kontaktdeutsch") in ihrer synchron wie auch diachron überaus dynamischen Ausprägungsstruktur zu beschreiben und in das gegenwärtige Varietätenspektrum des Deutschen - sowohl hinsichtlich seiner Vetonung als auch seiner Dignität - einzuordnen. Somit soll auch zur Erforschung der inneren Dynamik der Varietätenvielfalt beigetragent werden.
Trotz einer allmählichen Hinwendung zu mehrsprachigen und multikulturellen Kontexten in den letzten Jahren gilt nach wie vor, dass den Paradigmen, Terminologien, Beschreibungsansätzen und Instrumentarien der Linguistik der meist unreflektierte Blickwinkel einsprachig und monokulturell sozialisierter Sprecher zugrunde liegt. So wurden z.B. die Sprachnormen bislang allenfalls aus der Sicht der Einsprachigkeit definiert, beschrieben und interpretiert. Die Perspektive bi- bzw. multilingualer Sprecher – einschließlich aller kulturellen Implikationen – wird in der Regel von den sprachwissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Normen-Thematik ausgeschlossen. So hat auch Juhász, der bekannte ungarische Sprachgermanist, den bilingualen Diskursmodus zweisprachiger Personen als „einen Sprachgebrauch“ bezeichnet, „der sich nicht klassifizieren und noch weniger bewerten lässt“ (1986: 200). Meine Untersuchung beabsichtigt jedoch, die „prototypische“ Sprechweise und den kommunikativen Habitus4 bi- bzw. multilingualer Sprecher unter den Bedingungen gesellschaftlicher Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit – ausgehend von der der Ingroup-Kommunikation bei Spontangesprächen unter Gruppenmitgliedern in verschiedenen Alltagssituationen – unter dem Gesichtspunkt der (sprachlichen und kommunikativen) Normen-Problematik zu beschreiben und zu hinterfragen sowie Aspekte ihrer Bewertung zu diskutieren. Damit soll ein Beitrag zur Modellierung bi- bzw. multilingualer und bi- bzw. transkultureller Sprachverhaltenssysteme – im Hinblick auf ihre Struktur, Hierarchie und Dynamik – geleistet werden. Als Exemplifikationsbereich dienen Belege aus dem sprachkommunikativen Verhalten von Ungarndeutschen.
Als eine der markantesten Schwierigkeiten der Zwei- bzw. Mehrsprachigkeitsforschung und der Kontaktlinguistik dürfte m.E. die Uneinheitlichkeit der in der einschlägigen Literatur verwendeten Terminologie und Begrifflichkeit gelten. So hat z.B. BRADEAN-EBINGER (1991: 54) in seiner Dissertation aus dem Jahre 1985 die wichtigste Ursache für den "Mangel an theoretischen Grundlagen" in der Kontaktlinguistik im "Fehlen einer relativ einheitlichen Terminologie" erblickt. Daher möchte die vorliegende Arbeit durch eine systematisierende Zusammenschau und Bewertung einer Zahl unterschiedlicher theoretisch-terminologischer Positionen der internationalen Zwei- bzw. Mehrsprachigkeitsforschung zu einer transparenteren Sicht beitragen und darauf aufbauend einen von mir erarbeiteten terminologisch-begrifflichen Apparat vorstellen, der das Gerüst eines aktuellen einschlägigen empirisch ausgerichteten Forschungsprojekts bildet. Um bei Grundlegendem zu beginnen: Sogar steht - trotz langjähriger vielfältiger Beschäftigung mit diesem Komplex - eine adäquate und einhellig akzeptierte Definition des Bibzw. Multilingualismus noch aus. Allerdings sehen manche, darunter auch jüngere, Publikationen das Phänomen der Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit etwas simplifiziert. So geht z.B. OHRT (1998: 5) davon aus, daß dieser Begriff völlig eindeutig sei, und zwar in diesem Sinne: "Ein Individuum soll mehr als eine Sprache beherrschen, also außer seiner Muttersprache mindestens noch eine Fremdsprache. […] [M]an kann auch feststellen, daß es weltweit kaum eine andere Meinung gibt […]." In Kenntnis des aktuellen Literaturstandes wäre meiner Meinung nach zu konstatieren, daß dies der Komplexität und dem Facettenreichtum der Problematik nicht gerecht wird. Es liegt noch nicht einmal eine adäquate und einhellig akzeptierte Definition des Bi- bzw. Multilingualismus vor. Bereits vor mehr als zweieinhalb Jahrzehnten führte OVERBEKE (1972: 112 ff.) bei seiner Auseinandersetzung mit dem Terminus nicht weniger als 21 Definitionen der Zweisprachigkeit an, die er aus der Fachliteratur unter drei Gesichtspunkten - normativ, beschreibend und methodologisch - ermittelt hat. Trotz der stürmischen Entwicklung und vieler beachtenswerter Leistungen auf dem Gebiet der Bi- und Multilingualismusforschung bleibt nach wie vor festzustellen, daß die Skala der zur Verfügung stehenden Arbeitsdefinitionen ziemlich breit ist: Auf der einen Seite befinden sich die Forscher, die nur die "muttersprachähnliche Kontrolle über zwei Sprachen" (BLOOMFIELD 1933: 56) als Zweisprachigkeit anerkennen. Diese Position hält sich teilweise bis in die Gegenwart. Entsprechend hat BRADEAN-EBINGER kürzlich die "allgemeine Definition" so formuliert: "Zwei- und Mehrsprachigkeit ist die muttersprachähnliche Beherrschung, der aktive und passive Gebrauch von zwei oder mehreren Sprache [sic!], die Fähigkeit, diese Sprachen je nach Sprechsituation und -partner zu wechseln" (1997: 42). Am anderen Endpol liegen Minimaldefinitionen, wie etwa die von HAUGEN (1953: 7), "Die Zweisprachigkeit beginnt dort, wo der Sprecher einer Sprache komplette, inhalttragende Äußerungen in der anderen Sprache erzeugen kann." Für Anliegen und Charakter meines im weiteren vorzustellenden Projekts dürfte sich wohl die funktionale Herangehensweise von OKSAAR (1992: 24) am ehesten eignen, derzufolge Mehrsprachigkeit die Fähigkeit einer Person ist, zwei oder mehr Sprachen als Kommunikationsmittel zu verwenden und von einer Sprache in die andere hinüberzuwechseln, wenn die Situation es erfordert.
Der traditionsreiche Kultur-, Kontakt- und Integrationsraum Schlesien stellt eine Region im Überlappungs- und Durchdringungsbereich von Kulturen, Religionen, Sprachen und Nationen dar, wo sich im historischen Verlauf eine spezielle Sensibilität für Probleme und Chancen kultureller und sprachlicher Pluralität sowie für die Geschichtlichkeit und Dynamik multikultureller Zusammenhänge entwickeln konnte. Daher verkörpert er ein besonders wertvolles Erinnerungsgut (vgl. zur Thematik Engel/Honsza 2001 und Lasatowicz 2004). Solche Regionen werden nun mit Blick auf ihre Ressourcen des multikulturellen Gedächtnisses im Zuge von gesamteuropäischen Prozessen – auch im Sinne einer neuen „mentalen Welt“ – zunehmend aufgewertet. Die kulturelle und sprachliche Situation, einschließlich der Sprach gebrauchsstrukturen, ist in derartigen multi-ethnischen Arealen im Spannungsfeld von mehreren Sprachen, Kulturen und Identitäten naturgemäß äußerst vielschichtig. Entsprechend dieser komplexen sprachkommunikativen Realität in Mehrsprachigkeits-Kulturen setzt ihre wissenschaftlich adäquate Erfassung, Beschreibung und Explizierung ein mehrperspektivisches multi-, inter- und transdisziplinäres Herangehen voraus. Denn die Bearbeitung der entsprechend weiten Fragestellungen erfordert einen relevanten Betrachtungsrahmen und eine angepasste Methodologie, die sowohl dem komplexen Gegenstand als auch den Erkenntnisinteressen der Praxis gerecht werden. Müssen doch die Linguisten mit der mannigfaltigen sprachkommunikativen Realität mindestens (a) systemorientiert, (b) soziologisch und (c) „technologisch“ umgehen und sie entsprechend reflektieren können. Da aber die Gesamtthematik – wie sie auch im Titel der Tagung zum Ausdruck kommt – einen etwas sperrigen Gegenstand bildet, konzentriert sich der vorliegende Beitrag lediglich auf einen besonders wichtigen Aspekt. Mithin lautet die erkenntnisleitende Forschungsfrage: Wie kann man inter- bzw. transkulturelle,4 bi- bzw. multilinguale Kommunikationsräume im Kontakt der Kulturen mit den für sie charakteristischen zweisprachigen Diskursmodi (die oft durch verschiedene Ausprägungen von Hybridität gekennzeichnet sind) in disziplinärer Hinsicht sinnvoll analysieren? Also in welchem generellen Verstehensrahmen bzw. unter welchem "Blickwinkel", im Kompetenzbereich welcher linguistischen Teildisziplin, mit welcher Methodologie lassen sich die im Blickpunkt stehenden sprachkommunikativen Konstellationen, bilingualen Sprechhandlungen und entsprechenden Kontakt-, Interaktions-, Überblendungs- und Konvergenzphänomene sachangemessen untersuchen und heuristisch interpretieren? Solche Fragen erlangen m.E. angesichts der aktuellen Fachentwicklung der Sprachwissenschaft zunehmend Relevanz. War doch im Rahmen der kartesischen Sicht noch eine Einheit von Rationalität und Wissenschaft gegeben, ist spätestens seit Thomas Kuhn (1996) klar geworden, dass man es heute mit einem Nach- und Nebeneinander verschiedener (z.T. sogar inkommensurabler) „Paradigmen“ (Kuhn 1996), „Denkstile“ (vgl. Fleck 2002), „disziplinärer Matrizes“ (Kuhn 1977, 392 f.) oder Wissenschaftskulturen als diskursive Terrains zu tun hat.
Tagging kausaler Relationen
(2005)
In dieser Diplomarbeit geht es um kausale Beziehungen zwischen Ereignissen und Erklärungsbeziehungen zwischen Ereignissen, bei denen kausale Relationen eine wichtige Rolle spielen. Nachdem zeitliche Relationen einerseits ihrer einfacheren Formalisierbarkeit und andererseits ihrer gut sichtbaren Rolle in der Grammatik (Tempus und Aspekt, zeitliche Konjunktionen) wegen in jüngerer Zeit stärker im Mittelpunkt des Interesses standen, soll hier argumentiert werden, dass kausale Beziehungen und die Erklärungen, die sie ermöglichen, eine wichtigere Rolle im Kohärenzgefüge des Textes spielen. Im Gegensatz zu “tiefen” Verfahren, die auf einer detaillierten semantischen Repr¨asentation des Textes aufsetzen und infolgedessen für unrestringierten Text m. E. nicht geeignet sind, wird hier untersucht, wie man dieses Ziel erreichen kann, ohne sich auf eine aufwändig konstruierte Wissensbasis verlassen zu müssen.
Im Fokus dieser Magisterarbeit stehen Präpositionalphrasen (PP), deren Komplement eine unikale Komponente ist. Es handelt sich bei diesen Komplementen um Nomen, die außerhalb einer PP nicht vorkommen bzw. in anderen Umgebungen nicht die selbe Bedeutung haben. Um dieses Phänomen zu beschreiben wird eine Analyse innerhalb der Head-Driven Phrase Structure Grammar (HPSG) entwickelt. Grundkenntnisse über Struktur und Begrifflichkeiten der HPSG werden in dieser Arbeit vorausgesetzt, als Referenz siehe [PS94]. Die Gliederung gestaltet sich wie folgt: Zunächst werden die zu untersuchenden Daten im Detail dargestellt. Anschließend werden verschiedene Analysemöglichkeiten innerhalb der Theorie der HPSG in Betracht gezogen, nämlich Selektion, Konstruktion und Kollokation. Dabei muss festgestellt werden, dass die existierenden Ansätze den Daten nicht oder nur unbefriedigend gerecht werden können. Der Ansatz, der letztendlich verfolgt wird, besteht darin, den bereits existierenden Selektionsmechanismus über SPEC zu generalisieren. Dieses Vorgehen erlaubt dann der unikalen NP, die Präposition, mit welcher sie einhergeht, zu selegieren. Hierzu werden einige, jedoch vertretbare Änderungen in der HPSG-Architektur vorgenommen und es wird gezeigt, wie mit dem generalisierten Mechanismus die Daten behandelt werden können. Daran anschließend folgt eine Erweiterung des Phänomenbereichs auf Paarformeln. Ferner wird ein Einwand im Zusammenhang mit der Analyse des Komplements als NP bzw. DP diskutiert und zur weiteren Motivation des Ansatzes wird noch ein weiteres lokales Phänomen,die Distribution der Spur, mit der hier vorgestellten Herangehensweise modelliert. Darüberhinaus wird die Frage untersucht, ob man nicht auch PPs mit festen Verben geschickt analysieren kann. Dazu wird ein Weg, Lexeme zu selegieren, eingeführt und der entwickelte Mechanismus erweitert. Diese Erweiterung findet Anwendung bei der Modellierung der lokalen Distribution einer Partikel. Eine Zusammenfassung, sowie ein Ausblick auf weiterführende Fragestellungen schließen die Arbeit ab.
Das Zustandspassiv : grammatische Einordnung – Bildungsbeschränkungen – Interpretationsspielraum
(2005)
Das Chunkparsing bietet einen besonders vielversprechenden Ansatz zum robusten, partiellen Parsing mit dem Ziel einer breiten Datenabdeckung. Ziel beim Chunkparsing ist eine partielle, nicht-rekursive syntaktische Struktur. Dieser extrem effiziente Parsing-Ansatz läßt sich als Kaskade endlicher Transducer realisieren. In diesem Beitrag wird TüSBL vorgestellt, ein System, bei dem die Eingabe aus spontaner, gesprochener Spache besteht, die dem Parser in Form eines Worthypothesengraphen aus einem Spracherkenner zur Verfügung gestellt wird. Chunkparsing ist für eine solche Anwendung besonders geeignet, da es fragmentarische oder nicht wohlgeformte Äußerungen robust behandeln kann. Des weiteren wird eine Baumkonstruktionskomponente vorgestellt, die die partiellen Chunkstrukturen zu vollständigen Bäumen mit grammatischen Funktionen erweitert. Das System wird anhand manuell überprüfter Systemeingaben evaluiert, da sich die üblichen Evaluationsparameter hierfür nicht eignen.
Part-of-Speech tagging is generally performed by Markov models, based on bigram or trigram models. While Markov models have a strong concentration on the left context of a word, many languages require the inclusion of right context for correct disambiguation. We show for German that the best results are reached by a combination of left and right context. If only left context is available, then changing the direction of analysis and going from right to left improves the results. In a version of MBT (Daelemans et al., 1996) with default parameter settings, the inclusion of the right context improved POS tagging accuracy from 94.00% to 96.08%, thus corroborating our hypothesis. The version with optimized parameters reaches 96.73%.
In dieser Arbeit soll erst ein kurzer Überblick über die Gebiete der Wortklassifizierung und des maschinellen Lernens gegeben werden (Kap. 1). Dann wird der Ansatz der transformationsbasierten fehlergesteuerten Wortklassifizierung (Transformation-Based Error-Driven Tagging) von Brill (1992, 1993, 1994) vorgestellt und für die Verwendung für deutschsprachige Korpora angepaßt (Kap. 2). Hierbei handelt es sich um ein regelbasiertes System, bei dem die Regeln im Gegensatz zu den bisher vorhandenen Systemen nicht manuell erarbeitet und dem System vorgegeben werden; das System erwirbt die Regeln vielmehr selbst anhand von wenigen Regelschemata aus einem kleinen bereits getaggten Lernkorpus. In Kapitel 3 werden die Ergebnisse aus der Anwendung des Systems auf Teile eines deutschsprachigen Korpus dargestellt. In Kapitel 4 schließlich werden andere Taggingsysteme vorgestellt und mit dem System von Brill (1993) anhand von acht Kriterien verglichen.
Maschinelles Lernen wird häufig zur effzienten Annotation großer Datenmengen eingesetzt. Die Forschung zu maschinellen Lernverfahren beschränkt sich i.a. darauf unterschiedliche Lernverfahren zu vergelichen oder die optimale größe der Trainingsdaten zu bestimmen. Bisher wurde jedoch nicht untersucht, in wie weit sich linguistisches Wissen bei der Aufgabendefinition positiv auswirken kann. Dies soll hier anhand des Lernens von Base-Nominalphrasen mit drei unterschiedlichen Definitionen untersucht werden. Die Definitionen unterscheiden sich im Grad der linguistisch motivierten Erweiterungen, die zu einer eher praktisch motivierten ersten Definition hinzu kamen. Die Untersuchungen ergaben, dass sich die Anzahl der falsch klasssifizierten Wörter um ein Drittel reduzieren lässt.
Der TUSNELDA-Standard : ein Korpusannotierungsstandard zur Unterstützung linguistischer Forschung
(2001)
Die Verwendung von Standards für die Annotierung größerer Sammlungen elektronischer Texte (Korpora) ist eine Voraussetzung für eine mögliche Wiederverwendung dieser Korpora. Dieser Artikel stellt einen Korpusannotierungsstandard vor, der die Anforderungen der Untersuchung unterschiedlichster linguistischer Phänomene berücksichtigt. Der Standard wurde im SFB 441 an der Universität Tübingen entwickelt. Er geht von bestehenden Standards, insbesondere CES und TEI, aus, die sich als teilweise zu ausführlich und zu wenig restriktiv,teilweise auch als nicht ausdrucksstark genug erweisen, um den Bedürfnissen korpusbasierter linguistischer Forschung gerecht zu werden.
Die Theorie des sprachlichen Lernens und Lehrens ist bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein eine "Meisterlehre" (Müller-Michaels 1980) gewesen. Große Vorbilder eines Volkes (z.B. Mose), Leiter philosophischer Schulen (z.B. Platon) oder Äbte von Klöstern (z.B. Augustinus) und schließlich staatlich geprüfte Oberstudiendirektoren (z.B. Ulshöfer) beschrieben den jüngeren Kollegen, was sich beim Lehren der Sprache über Jahrzehnte bewährt habe: wie man am besten den Sprachunterricht erteile (Müller 1922, Seidemann 1973, Ulshöfer 1968, Essen 1968). Mit der Etablierung der Sprachdidaktiken an den Universitäten ist das Konzept der "norm-setzenden Handlungswissenschaften" Müller-Michaels 1980, Ivo 1975) entwickelt worden. Der Forscher (nicht mehr als Meister der Praxis ausgewiesen) untersucht die Prozesse des sprachlichen Lehrens und Lernens, indem er im "Feld" des Praktikers Erhebungen anstellt, um anschließend die erhobenen Daten einer Hypothesenprüfung zu unterziehen. Als Handlungsfeld wird besonders die Schule berücksichtigt. Die Methoden der Forschung sind vorwiegend "quasi-experimentell". In der Nachfolge der Sprachtheorie Chomsky´s (Chomsky 1965) sind die experimentellen Ansätze zur Untersuchung des Spracherwerbs, der Spracherwerbsstörung und der betreffenden Interventionen entwickelt worden (de Villiers/ de Villiers 1970, Hörmann 1978). Ort der Untersuchung ist das Labor. Das Design dieser Sprachdidaktik (bzw. Psycholinguistik, Kognitionswissenschaften etc.) ist experimentell (z.B. Herrmann 2004). Alle drei Konzepte stehen sich in vielerlei Hinsicht antagonistisch gegenüber. Sie auseinander zu halten - und andererseits mit Gewinn aufeinander zu beziehen -, gehört zu den Basis-Fähigkeiten der linguosomatischen Berufe und ihrer zugrundeliegenden Theorie (Beispiel Sprachlehrberufe, Phoniatrie, Sprachheil-Sonderpädagogik, psychosomatische Sprachtherapien). Daher sind die signifikanten Gegensätze der drei Konzepte herauszuarbeiten und ihre widerstrebenden Konsequenzen aufeinander zu beziehen.
Seitdem die Junggrammatiker den Begriff des Lautgesetzes geprägt haben, sind deren fast ebenso viele aufgestellt wie in der Folge hinterfragt, widerlegt und vielleicht am Ende sogar doch wieder erfolgreich verteidigt worden. Jedes Lautgesetz wirkt in einem unterschiedlichen Zeitraum. Ist aus dem Zeitraum des Wirkens mehrerer zeitlich benachbarter oder gar einander zeitlich überlappender Lautgesetze ein ausreichend großes Textkorpus erhalten, so ist es ein Leichtes, die Reihenfolge des Wirkens der Gesetze zu ermitteln, oder, im günstigsten Fall, den Zeitraum ihres Wirkens sogar mit gewisser Präzision datieren zu können. Anders verhält es sich hingegen, wenn schriftliche Überlieferungen der untersuchten Sprache in der entscheidenden Epoche nur spärlich oder gar nicht vorliegen. Hier muss daher traditionell darauf zurückgegriffen werden, die Reihenfolge anhand der allein möglichen Entwicklung einzelner Wörter, auf die besonders viele der betreffenden Lautgesetze gewirkt haben, zu bestimmen. Diese Methode birgt jedoch die Gefahr menschlicher Fehler, insbesondere in Fällen, in denen eine klare Reihenfolge nur unter Betrachtung mehrerer Wörter zu ermitteln ist. Die Forscher vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte hatten hier allerdings keine andere Wahl. Mit den heute verfügbaren Computern eröffnen sich jedoch ungeahnte Möglichkeiten. Zuvor in Programmiersprache umgeschriebene Lautgesetze können in Sekundenschnelle auf immense Textkorpora angewandt werden. Um aber – ohne jegliche Zuhilfenahme außersprachlichen Wissens – die eine oder mehrere mögliche Reihenfolgen verschiedener Lautgesetze zu bestimmen, ist es nötig, sämtliche Möglichkeiten anhand eines Wortkorpus durchzuspielen und die jeweiligen Ergebnisse mit den tatsächlichen, vorliegenden Ergebnissen zu vergleichen. Dieser Versuch soll im Folgenden unternommen werden. Auf diese Weise könnten dann relative Chronologien von Lautgesetzen, die als längst etabliert gelten, noch einmal auf den Prüfstand gestellt und möglicherweise sogar noch präzisiert werden. Nach einer kurzen Begriffsgeschichte des Lautgesetzes soll zunächst auf sprachliche Problemstellungen eingegangen werden, die das Vorhaben erschweren, bevor die Auswahl zweier den Untersuchungszeitraum begrenzender Sprachstufen sowie eine Beschreibung des Datenmaterials – Wortkorpus und Lautgesetze – folgen. Nun soll das Computerprogramm, von den Anforderungen bis hin zur Umsetzung, erläutert werden. Anschließen soll sich hieran eine Darstellung der Erkenntnisse, die die Ergebnisse des Programms gewähren. Im Schlussteil sollen die offen gebliebenen und die neu entstandenen Fragen noch einmal zusammengefasst und Möglichkeiten zur hierauf basierenden weitergehenden Forschung erörtert werden.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einem spezifischen Phänomen innerhalb der Sprachphilosophie und der linguistischen Pragmatik – den explizit performativen Äußerungen (Austin 1979). Im Zentrum der Arbeit stehen die detaillierte Explikation und der kritische Vergleich zweier prominenter Erklärungsmodelle von Performativen: Einerseits Bach/Harnish’s (1979) Analyse dieser Äußerungen als indirekte Sprechakte, andererseits Searle’s (1989) Behandlung von Performativen als Deklarationen. Die Arbeit gliedert sich wie folgt. Kapitel 1 führt die terminologischen Grundlagen ein und dient der Darstellung des Performativitätsproblems. Kapitel 2 befasst sich mit der Nachzeichnung der Standardisierten Indirektheit von Performativen nach Bach/Harnish (1979) und der Kritik an diesem Modell. Nach einer Einführung in das intentionale Kommunikationsmodell von Grice erfolgt eine Darstellung der allgemeinen Prinzipien von Bach/Harnish’s Kommunikationstheorie, die in expliziter Anlehnung an Grice konzipiert ist. Grundlage für die Behandlung der Analyse expliziter Performative ist vor allem die Darstellung des Speech Act Schema, also des inferentiellen Rasters, das Bach/Harnish sprachlicher Kommunikation zugrunde legen, sowie die Erläuterung der Begriffe der Konventionalisierung und Standardisierung. Die eigentliche Darstellung der Theorie präsentiert zwei unterschiedliche Muster zur inferentiellen Entschlüsselung der indirekten Bedeutung explizit performativer Äußerungen und schließt mit einem Modell, das die beiden Indirektheitsanalysen und Standardisierung integriert. Die Kritik wägt beide Indirektheitsanalysen gegeneinander ab, befasst sich mit der generellen Frage, ob Performative die Eigenschaften indirekter Sprechakte besitzen und untersucht, inwiefern die Annahme des Vollzugs eines assertiven Aktes mit Performativen problematisch ist. Kapitel 3 wendet sich der Searle’schen Deklarationsanalyse performativer Äußerungen zu. Zu Beginn werden die Grundlagen dieses Modells verfügbar gemacht. Dazu wird, neben einem kurzen Überblick über Searle’s Theorie auf dem Stand von „Sprechakte“ (1971), seine Klassifikation illokutionärer Akte detailliert dargestellt. Vor diesem Hintergrund erfolgt die Nachzeichnung des Deklarationsansatzes. In der anschließenden kritischen Betrachtung des Modells wird die Idee der Intentionsmanifestation diskutiert und es wird geprüft ob sich die unterstellte Existenz einer assertiven illokutionären Rolle von Performativen bestätigen lässt. Insbesondere wird schließlich die illokutionäre Kategorie der Deklarationen hinterfragt. Kapitel 4 dient einer vergleichenden Gegenüberstellung der beiden zuvor behandelten Theorien und versucht abzuwägen, welcher Ansatz die Funktion und Eigenschaften explizit performativer Äußerungen besser erfasst. In Kapitel 5 wird der Versuch unternommen, eine alternative Sicht zu entwickeln. Das besondere kommunikative Potential der Klasse der explizit performativen Äußerungen wird dabei mit ihren semantischen und pragmatischen Aspekten in Verbindung gebracht. Auf diese Weise soll ein Ansatz verfolgt werden, der die deskriptive Eigenschaft von Performativen mit ihrer optionalen performativen Verwendung in Beziehung setzt, ohne diese auf eine assertive illokutionäre Rolle zurückführen zu müssen. Kapitel 6 dient einer abschließenden und resümierenden Betrachtung der im Verlauf der Arbeit unternommenen Überlegungen
Die Sprachtheorie steht heute vor neuen Herausforderungen. Sie zeichnet sich durch die schnelle Dynamik ihrer Entwicklung und die Öffnung gegenüber anderen Wissenschaften und Forschungsbe-reichen aus. Ergebnisse der Sprachtheorie sind für die Philosophie, die Linguistik und die Sozialwissenschaften, aber auch für die Kommunikationswissenschaften von Bedeutung. Die in diesem Band versammelten Beiträge konzentrieren sich auf folgende Schwerpunkte der Sprachtheorie: intentionale Bedeutung, Sprecherbedeutung und Sprachbedeutung, Intentionalität, Kommu-nikation und kommunikative Intentionen, die Fortbildung und Kri-tik der von Grice entwickelten Bedeutungstheorie (Bedeutungsnominalismus) sowie ihre Anwendung auf die sogenannte Theorie der sprachlichen Kraft (illokutive Kraft), einen Neuanfang der Klas-sifikation von Sprechakten, Analyse der Gültigkeitsunterstellungen der Interpretation, Ergebnisse der Dialogforschung und Modelle der Argumentationstheorie. Inhalt Einleitung: Zu kognitiven und handlungstheoretischen Grundlagen der Sprachtheorie 7 Gerhard Preyer, Maria Ulkan, Alexander Ulfig I Intentionen und kommunikative Handlungen Maria Ulkan Kommunikative und illokutionäre Akte 22 Georg Meggle/Maria Ulkan Grices Doppelfehler. Ein Nachtrag zum Griceschen Grundmodell 43 Jan Nuyts Intentionalität und Sprachfunktionen 51 II Interpretation und Bedeutung Gerhard Preyer Kognitive Semantik 74 Anhang: Sprechaktsemantik: J.L. Austin, J.R. Searle, H.P. Grice, P.F. Strawson 113 Louise Röska-Hardy Sprechen, Sprache, Handeln 139 Frank Siebelt Zweierlei Holismus. Überlegungen zur Interpretationstheorie Donald Davidsons 159 Peter Rothermel Semantische Implikaturen 173 Volkmar Taube Referenz und Interpretation. Zur Theorie nichtsprachlicher Symbolisierung 187 Georg Peter Zu Richtigkeit und Interpretation der Metapher: Kognitive Funktion und rekonstruktive Schemainterpretation 195 III Klassifikation von Sprechakten Maria Ulkan Informations- und Aufforderungshandlungen 218 Dirk Hartmann Konstruktive Sprechakttheorie 228 Volkmar Taube Bildliche Sprechakte 247 IV Kommunikatives Handeln und intersubjektive Gültigkeit Jürgen Habermas Sprechakttheoretische Erläuterungen zum Begriff der kommunikativen Rationalität 258 Karl-Otto Apel Illokutionäre Bedeutung und normative Gültigkeit. Die transzendentalpragmatische Begründung der uneingeschränkten kommunikativen Verständigung 288 Peter-Paul König Kommunikatives und strategisches Handeln. Kritische Bemerkungen zu zwei zentralen Begriffen der "Theorie kommunikativen Handelns" von Jürgen Habermas 304 Alexander Ulfig Präsuppositionen und Hintergrundwissen. Eine Kritik am formalpragmatischen Präsuppositionsbegriff 321 V Dialogstruktur und Argumentation Wilhelm Franke Konzepte linguistischer Dialogforschung 346 Franz Hundsnurscher Streitspezifische Sprechakte: Vorwerfen, Insistieren, Beschimpfen 363 Dieter Mans Argumentation im Kontext Exkurs: Zu Christoph Lumers "Praktische Argumentationstheorie" 376
Worum geht es in dieser Arbeit? Dies ist eine Arbeit über Websites. Darüber, wie sie gelesen und geschrieben werden und wie man das lernen kann. Da es in dieser Arbeit um Lesen, Schreiben und Lernen geht, fließen in sie sowohl Aspekte der Sprachwissenschaft als auch der Sprachdidaktik ein. Was will diese Arbeit? Diese Arbeit hat zwei Ziele, ein sprachwissenschaftliches und ein sprachdidaktisches. In sprachwissenschaftlicher Hinsicht sollen, auf der Grundlage einer gründlichen Analyse seiner Eigenschaften, die Besonderheiten des Lesens und Schreibens im World Wide Web herausgearbeitet werden. Aufbauend auf dieser Analyse sollen im sprachdidaktischen Teil der Arbeit die Kompetenzen ermittelt und in Beziehung zueinander gesetzt werden, die zur Erstellung von Websites notwendig sind. Das so entstehende Kompetenzmodell bildet die Basis für eine zielgerichtete, effektive und evaluierbare Umsetzung der Gestaltung von Websites in der Schule und die Grundlage für weiterführende empirische Arbeiten. Wie ist die Arbeit aufgebaut? Im ersten Kapitel der Arbeit wird die Entwicklung der technischen und strukturellen Formate geschildert, welche die Grundlage des Websiteformats bilden. Darauf aufbauend werden seine wichtigsten Eigenschaften beschrieben. Im zweiten Kapitel wird das Websiteformat von anderen kommunikativen Formaten abgegrenzt und mit Hilfe der besonderen Charakteristika, die es besitzt, sein überwältigender Erfolg erklärt. Im dritten Kapitel wird unter Rückgriff auf Ergebnisse der Leseforschung und empirische Untersuchungen zum Lesen im World Wide Web erarbeitet, welchen Einfluss das Websiteformat auf das Lesen von Texten hat und welche Unterschiede es zum Lesen von Texten in anderen kommunikativen Formaten gibt. Auf dieser Grundlage wird ein Bewertungs- und Analyseraster für die Lesbarkeit von Texten im Websiteformat entwickelt. Im vierten Kapitel wird auf der Grundlage verschiedener Modelle des Schreibprozesses dargestellt, was das Schreiben für das Websiteformat vom Schreiben für andere Formate unterscheidet, was dabei besonders beachtet werden muss und welche Entwicklungen für die Zukunft zu erwarten sind. Dabei werden, unter Berücksichtigung des in Kapitel drei erarbeiteten Bewertungs- und Analyserasters, Hinweise für eine sinnvolle Vorgehensweise bei der Gestaltung von Websites gegeben. Im fünften Kapitel wird vor dem Hintergrund der aktuellen bildungspolitischen Diskussion ein Kompetenzmodell für die Gestaltung von Websites entwickelt, das als Basis für die Festlegung von Bildungsstandards und die Beschreibung der Rahmenbedingungen dient, unter denen diese in der Schule verwirklicht werden können. In einer abschließenden Diskussion werden die wichtigsten Ergebnisse nochmals herausgearbeitet und es wird auf Perspektiven für zukünftige sprachwissenschaftliche und sprachdidaktische Forschungsvorhaben hingewiesen.
Die Aussprache fremdländischer Orts- und Eigennamen kann deutschsprachige Rundfunksprecher vor größere Probleme stellen. Denn es gibt in anderen Sprachen Laute, die im Deutschen nicht vorkommen. Auch die Graphem-Phonem-Verbindungen entsprechen oft nicht den deutschen Regeln. Beim Hessischen Rundfunk existiert für die gesamte ARD die so genannte „Aussprache-Datenbank“, bei der Sprecher (in der Regel Nachrichtensprecher) die Aussprache solcher Orts- und Eigennamen erfragen können. In der vorliegenden Dissertation werden phonetisch begründete Regeln erarbeitet, wie – ausgehend von einer Transkription nach IPA in der Originalsprache – Orts- und Eigennamen des Dänischen, Schwedischen und Norwegischen durch deutschsprachige Rundfunksprecher ausgesprochen werden sollten. Dabei werden auch die Graphem-Phonem-Relation sowie die Phonotaktik der Ausgangssprache im Vergleich zum Deutschen berücksichtigt. Damit liegt erstmals ein standardisiertes Verfahren vor, das eine einheitliche und phonetisch begründete Vorgehensweise bei der Erarbeitung eines Aussprachevorschlags für dänische, schwedische und norwegische Orts- und Eigennamen ermöglicht.
Eine wichtige Erkenntnis der modernen Linguistik ist, daß der synchrone Zustand einer Sprache das Resultat der komplexen Interaktion von universalen Prinzipien natürlicher Sprache und bestimmten historischen Entwicklungen darstellt. Aus dieser Sicht kann die Untersuchung sprachlichen Wandels Hinweise auf den Einfluß genereller Prinzipien liefern und dazu beitragen, weitere Erkenntnisse über die Struktur menschlicher Sprache und Sprachfähigkeit zu gewinnen. Die Einsicht, daß historische Daten wichtige Informationen enthalten, die sich einer rein synchronen Betrachtung nicht erschließen können, hat in der jüngeren Vergangenheit dazu geführt, daß die Untersuchung diachroner Aspekte auch in der generativen Syntaxforschung einen erheblichen Aufschwung erlebt hat. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zu diesem Forschungsprogramm. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses steht die historische Entwicklung des sogenannten "Verbzweit-Phänomens" in den germanischen Sprachen unter besonderer Berücksichtigung des Englischen und Deutschen.1 Der Begriff "V/2" bezeichnet eine syntaktische Gemeinsamkeit der germanischen Sprachen, die sich darin äußert, daß das finite Verb im Hauptsatz mit wenigen Ausnahmen stets die zweite Position im Satzgefüge einnimmt. Die sich anschließende Untersuchung stellt eine Kombination aus historisch-synchroner und diachroner Perspektive dar: Zum einen soll der Versuch unternommen werden, deskriptive Generalisierungen für unterschiedliche Stadien des V/2- Phänomens in bestimmten, historisch attestierten Formen des Germanischen zu formulieren und auf dieser Basis eine adäquate theoretische Analyse zu ermitteln. Zum anderen soll für die Sprachgeschichte des Deutschen und Englischen gezeigt werden, wie sich die Entwicklung von einem V/2-Stadium zum nächsten vollzogen hat. Im Mittelpunkt der historisch-synchronen Untersuchung werden die V/2- Eigenschaften des Altenglischen (Ae.) und Althochdeutschen (Ahd.) stehen, die systematisch von den Wortstellungsmustern der modernen V/2-Sprachen abweichen. In diesem Zusammenhang soll gezeigt werden, daß für das Ae. und Ahd. eine einheitliche Analyse anzustreben ist, die eine Form von residualem V/2 als historischen Kern des V/2-Phänomens identifiziert. Diese historisch-synchronen Übereinstimmungen sind der Ausgangspunkt für eine diachrone Untersuchung der Entwicklung unterschiedlicher typologischer Varianten des V/2-Phänomens, die im Deutschen zu obligatorischem V/2 in allen deklarativen Hauptsätzen führte, während im Englischen eine Reduzierung der V/2-Stellung auf bestimmte syntaktische Konstruktionen erfolgte. Bevor ich eine Übersicht über den Inhalt der einzelnen Kapitel gebe, möchte ich einige elementare Probleme aufzeigen sowie konzeptuelle Prämissen erläutern, die im Zusammenhang mit einer historisch-synchronen bzw. diachronen Untersuchung von Bedeutung sind.
Der Begriff Eurocomprehension steht für Europäische Interkomprehension in den drei großen Sprachengruppen Europas, der romanischen, slawischen und germanischen. Es geht der Eurocomprehension darum, unter EU-konformen sprachpolitischen Zielsetzungen Mehrsprachigkeit über den Einstieg in rezeptive Kompetenzen modularisiert zu erreichen. Dabei liefert die linguistische Interkomprehensionsforschung die interlingualen Transferbasen zur kognitiven Nutzung von Verwandtschaftsbeziehungen in Sprachgruppen, die eine Mehrsprachigkeitsdidaktik umsetzt. ...
Für Romanisten ist Interkomprehension seit der Begründung ihrer Disziplin ein Anliegen, für romanischsprachige Menschen ist sie meist ein persönliches Erlebnis der partiellen Entdeckung, vor 1500 Jahren war sie alltägliche Realität. Es geht um die Fähigkeit, in einer Gruppe von Sprachen, die einen gemeinsamen Ursprung haben, kommunizieren zu können.
Läßt man die Problematik der bei dieser Aussage verwendeten Ausdrücke außer Betracht und schränkt den Blickwinkel auf die Gruppe der romanischen Sprachen ein, so lassen sich eine Reihe von Aussagen über Interkomprehension machen.
Daß zwischen dem sechsten und achten Jahrhundert, also während der protoromanischen Phase, Interkomprehension zwischen entfernten Gegenden des niedergegangen Imperium Romanum möglich war, ist unstrittig, freilich gab es keine außersprachlichen Gründe, die das Faktum Interkomprehension in den Vordergrund hätten rücken können. Die einzig übriggebliebene Zentralmacht Kirche benutzte ihr eigenes Latein. ...
Der sprachfamilienbezogene Erwerb einer L3 bis Lx hat durch die jüngeren sprachpolitischen Forderungen der Europäischen Kommission 1997 entscheidenden Auftrieb erhalten. Im Livre Blanc sur l´éducation et la formation von 1995 bilanziert die Europäische Kommission das Ergebnis der fremdsprachlichen Bemühungen der großen Flächenstaaten der Union als eher kümmerlich und fordert eine Wende. Künftig soll eine Europäische Mehrsprachigkeit drei Perspektiven aufweisen: eine differenzierte Betrachtung von Kompetenzen (rezeptive Mehrsprachigkeit), die Ermöglichung des gezielten Erwerbs von Teilkompetenzen mit modularen Aufbaumöglichkeiten (fachsprachlicher approach zur rezeptiven Lesekompetenz) und das Nutzen der Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Sprachen (u.a. romanische Interkomprehensionsforschung). Diese drei Perspektiven werden in dem dreigliedrigen Projekt zur "Eurocomprehension" der Universität Frankfurt zusammengefaßt. Der Frankfurter Beitrag bezieht sich auf die Gruppe der romanischen Sprachen. ...
Das Neldophon gehört mittlerweile zum internationalen Wortschatz Europas. Neldophonieren ist heute alltägliche Praxis. Die Globalisierung des ausgehenden zweiten Jahrtausends setzt die Entwicklung der Neldophonie voraus, um idealtypisch in naher Zukunft von jedem Punkt der Erde aus mit jedem beliebigen anderen Punkt in neldophonischer Verbindung zu sein. Eurosemantische Gemeinsamkeiten des Neldophonierens und die außersprachliche Partizipiation an der entsprechenden Technologie erleichterten die Akzeptanz des Terminus in den romanischen (und anderen) Sprachen Europas und der Welt trotz des Unikalmorphems Neldo-(vergleichbar mit Him- und Brom- in Him-, bzw. Brombeere) in Verbindung mit dem ansonsten global in verschiedenen Graphien verbreiteten Restmorphem -phon. Wörter haben ihre Geschichte. Der Ausdruck läßt sich auf seinen etymologischen Entstehungsort, den Congrés Europeu sobre Planificació Lingüística (Barcelona 9.-10. November 1995) zurückführen, andem auch der Gründer der FFM teilnahm. Offensichtlich wurde der Terminus hier in internationaler Umgebung erstmalig geprägt und sogleich panromanisch umgesetzt. Die barceloniner Gastgeber sprachen von neldòfon, während hingegen die wenigen Hispanophonen neldófono bevorzugten. Das Verbum neldofonar ist in der Zwischenzeit auch im Portugiesischen belegt, die Académie française wird sich kaum einer Äußerung enthalten können, ob neldophoner oder neldofoner (da offensichtlich im katalanischen Sprachbereich entstanden) die normgerechte Graphie repräsentiere, während Italien den europäischen Neologismus seit dem Herbst 1995 bereits kennt (chiamami più tardi al neldefono) und - zu Recht? - das etymologische ius primi loci beansprucht. In Rumänien erhielt das Verb eine systemimanente Stammerweiterung (Petre neldofoneazã mult) seit 1996. Nach zuverlässigen Quellen (Jernudd 1995) trat der Terminus Ende 1995 in seiner englischen Variante in Honkong in Kontakt mit dem Kantonesischen. Sein Überleben scheint jedoch hier (nach 1997) insbesondere wegen der phonologischen Problematik des liquiden Auslauts der Silbe nel- und diverser noch zu erwartender sprachpolitischer Konflikte nicht gesichert. Da die europäischen Neldophone in USA noch nicht funktionieren, ist eine gewisse Skepsis für den terminologischen Siegeszug der Neldophonie im Amerikanischen Englisch nicht unangebracht. ...
Rezeptive Mehrsprachigkeit ist eine der jüngsten Forderungen der EU-Kommission zum Erreichen einer realistischen Mehrsprachigkeit in Europa. Die maximalistischen Forderungen nach Perfektion in allen sprachlichen Kompetenzen haben sich in den nationalen Unterrichtswesen als illusionär erwiesen, da diese nirgendwo von statistisch nachvollziehbarem Erfolg gekrönt sind. Die sprachliche Diversität im multilingualen Europa findet sich nicht in der Realität der Bildungssysteme wieder. Zwar verfügen heute europaweit 26 % der Europäer über eine zweite und 8% über eine dritte Fremdsprache, in den einzelnen Ländern sieht es jedoch oft desolat aus. Während in den kleineren Unionsländern kaum jemand als nur monolingual gilt (Luxemburg 2%) ist die Krankheit der Einsprachigkeit in den großen EU-Staaten seuchenhaft verbreitet, etwa Großbritannien mit 66%. Dies hat in den neunziger Jahren in der Kommission zu den Postulaten geführt, die sich die Forschergruppe EuroCom als Programm gesetzt hat, nämlich Mehrsprachigkeit über den Einstieg in rezeptive Kompetenzen modularisiert und kognitiv über Transferbasen innerhalb von Sprachfamilien zu erreichen. EuroCom steht dabei als Kürzel für Eurocomprehension, ein Akronym für Europäische Interkomprehension in den drei großen Sprachengruppen Europas, der romanischen, slawischen und germanischen. Die Beschränkung auf rezeptive Kompetenzen ist dabei nur ein methodisches Ausgangsprinzip, das es ermöglicht, Mehrsprachigkeit besonders schnell über das Leseverständnis zu erreichen und modularisiert auf Hörverständnis und aktive Sprechkompetenz sukzessiv auszuweiten. Die Methode EuroCom arbeitet über die Aktivierung intralingualen Wissens mit linguistischem Transfermaterial in nahverwandten Sprachen, das als kognitives Potential den Erschließungsprozess optimiert und in kürzester Zeit ein Lese- und Hörverstehen in einer ganzen Sprachenfamilie erreichbar macht. ...
In nur wenigen Jahren wird die Euopäische Union um eine Gruppe osteuropäischer Staaten erweitert werden. Diese Erweiterung birgt Chancen und Risiken. Die Chancen liegen unter anderem in der Erweiterung der Märkte und gegenseitigen Handelsbeziehungen. Voraussetzung hierfür ist allerdings gegenseitiges Verständnis im doppelten Sinn dieses Wortes. Wenn die Menschen sich nicht verstehen, werden auch neue Möglichkeiten nicht genutzt werden können, wenn die Wirtschaft nicht die richtige Sprache findet, kann sie nichts verkaufen. Für alle wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Bereiche ist eine funktionierende verbale Kommunikation unerläßlich. Wie viel mehr gilt dies für grenzüberschreitende Beziehungen. Die Erweiterung der EU wird nur dann in eine Integration der neuen Kandidaten münden können, wenn die Verständigung zwischen allen Beteiligten gesichert ist. In dem vorliegenden Bändchen weisen die Autoren nach, dass nur durch Sprachkultur und eine einschlägige Forschung, die auch die kulturspezifischen Konnationen mit berücksichtigt, eine interkulturelle Sprachkompetenz erworben werden kann. In der Sprachenvielfalt eines vereinten Europa wird eine solche Kompetenz mehr denn je gefragt sein. Welche Wege uns diesem Ziel näher bringen und welche Möglichkeiten die deutsche Sprache hat, der wachsenden Sprachkonkurrenz international zu begegnen, das ist die Fragestellung der hier publizierten Studien, die dazu eine Fülle von Vorschlägen, Empfehlungen und Anregungen beisteuern. Die Arbeiten sind Ergebnisse des forost-Projektes "Sprachkultur und Sprachkultivierung in Osteuropa – ein paradigmatischer Vergleich", das sich innerhalb der Gruppe III des Forschungsverbundes "Nationale Identität, ethnischer Pluralismus und internationale Beziehungen" dieser Thematik gewidmet hat.
Barriere Sprachkompetenz : Dokumentation zur Impulstagung vom 2. November 2001 im Volkshaus Zürich
(2002)
Intelligenz : ein relevantes differenzialdiagnostisches Merkmal bei Sprachentwicklungstörungen?
(2003)
Die Spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES) ist als erwartungswidrige Minderleistung der Sprachentwicklung im Vergleich zur kognitiven Entwicklung definiert. Untersucht wird, (1) ob sich für SSES-Kinder im Vergleich zu unterdurchschnittlich intelligenten sprachentwicklungsgestörten Kindern (SES-Lb) ein typisches Muster von sprachlichen Leistungen sowie von Teilleistungsstörungen nachweisen lässt, das für eine Differenzialdiagnostik und damit für eine Untergruppenbildung sprachentwicklungsgestörter Kinder nutzbringend eingesetzt werden kann, (2) ob und in welcher Weise eine solche Differenzierung Konsequenzen für die Diagnostik und nachfolgend für eine Therapie zeitigt und (3) ob es Defizite in umschriebenen Leistungsbereichen gibt, die als Bedingungsfaktoren für eine Sprachentwicklungsstörung gelten, sich aber als unabhängig von der Intelligenz erweisen. Eine Gruppe von 138 fünf- und sechsjährigen Kindern mit einer schweren Sprachentwicklungsstörung, von denen 108 eine normale nonverbale Intelligenz aufwiesen, wurde anhand von IDIS (Inventar diagnostischer Informationen bei Sprachentwicklungsauffälligkeiten) untersucht. Erfasst wurden neben den sprachlichen Fähigkeiten auf der phonetisch-phonologischen, der semantisch-lexikalischen, der morphologisch-syntaktischen und der pragmatischen Ebene auch die Intelligenz, die auditive und visuelle Wahrnehmung, die auditive und visuelle Merkfähigkeit, sowie die Fein- und Grobmotorik. In den meisten geprüften Bereichen zeigt sich ein deutlicher Effekt der Intelligenz auf die Leistungen, der nicht nur auf Unterschiede in der Profilhöhe, sondern auch im Profilverlauf, also auf strukturelle Leistungsdifferenzen, hinweist. Als ein von der Intelligenz unabhängiger Bedingungsfaktor für eine Sprachentwicklungsstörung gilt eine gestörte phonologische Schleife, das auditive Subsystem des Arbeitsgedächtnisses. Für die Beibehaltung der Differenzierung der Sprachentwicklungsstörungen nach der kognitiven Leistungsfähigkeit wird nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Leistungsstrukturen plädiert, sondern auch, weil die therapeutischen Möglichkeiten in Abhängigkeit von der Intelligenz als verschiedenartig eingeschätzt werden.
Protected Mode
(2005)
Innerhalb der Reihe "GrenzBereiche des Lesens" gehaltener Vortrag. "GrenzBereiche des Lesens" ist eine kulturwissenschaftliche Vortragsreihe, die 2003 und 2004 an der Universität Frankfurt stattfand. Gegenstand von Harald Hillgärtners Untersuchung ist die Frage nach der Lesbarkeit des Computers, vielmehr seiner System- und Programmcodes. Gilt der Computer einerseits als "Textmaschine", die endlose Schreib- und Leseakte prozessiert, so finden jene Programmabläufe doch zumeist jenseits der für alle zugänglichen Benutzeroberflächen statt, die ihrerseits in immer stärkerem Maß mit Icons – Bildern – arbeiten. Und selbst im Falle von frei zugänglichen Software-Codes ist zu fragen, um welche Art Text es sich hier handelt – ob in diesen Fällen gar von Literatur die Rede sein kann. Insofern ist die Frage nach der Lesbarkeit des Computers nicht nur eine Frage nach der Zukunft des Lesens (geht es um Sinn oder um Information?) sondern vielmehr nach dem (Zu-)Stand unserer Schriftkultur selbst.
Innerhalb der Reihe "GrenzBereiche des Lesens" gehaltener Vortrag. "GrenzBereiche des Lesens" ist eine kulturwissenschaftliche Vortragsreihe, die 2003 und 2004 an der Universität Frankfurt stattfand. Irene Pieper beschäftigt sich aus literaturdidaktischer und lesesoziologischer Perspektive mit der kulturellen Praxis des Lesens. Ihr Beitrag entwickelt systematisch, worin die "Kunst" des literarischen Lesens im Einzelnen besteht und wie diese Kompetenz methodisch in der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Literatur zu erwerben bzw. zu vermitteln ist. Ein kompetenter Leser zu werden heißt, ein breites Spektrum von Fähigkeiten zu erwerben, das vom Realisieren der poetischen Funktion der Literatur über die Empathiefähigkeit bis hin zur Lust am Text reicht. Der Beitrag lotet aus, in welcher Weise vor allem die Schule, die außerhalb der Familie Begegnungen mit und Kommunikationen über Literatur herbeiführt und anregt, an der Bildung solcher Leser und Leserinnen mitwirken kann.
Einzelheftaufnahmen. Suche mit dem Titel "Jahresbericht / Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich 09: Sprach- und Kulturwissenschaften, Japanologie." ab 2004. Suche mit dem Titel "Institutsbericht / Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften, Institut für Orientalische und Ostasiatische Philologien, Japanologie." für 2001-2003.