Sammlung Hessen
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Anton Vigener im Sommer 1866
(2005)
Die Grün-Esche ist auf der Mainspitze bei Ginsheim-Gustavsburg eingebürgert und besiedelt ein Areal von etwa 4 ha Fläche. Die Population besteht bereits länger, da Pflanzen aller Altersklassen vorhanden sind. Neben alten, teils schon absterbenden Altbäumen wächst zahlreich Jungwuchs. Die Standorte sind anthropogen gestört: die durch Abgrabungen und Aufschüttungen stark veränderte Mainaue mit Resten des Auenwaldes, die mit großen Blöcken befestigte Mainuferböschung sowie der Geländestreifen neben und unter einer Eisenbahnbrücke. Die einheimische Fraxinus excelsior spart das lokale Areal der nordamerikanischen Art weitgehend aus, ist aber in der Umgebung reichlich vorhanden. Die taxonomische Einstufung der Grün-Esche wird überprüft. Grün- und Rot-Esche (F. pennsylvanica s. str.) verhalten sich in Nordamerika wie geographische Rassen, weshalb für sie der Unterartrang als angemessen angesehen wird. Dies macht eine Neukombination notwendig: F. pennsylvanica subsp. novae-angliae (Wesmael) Buttler, combinatio nova.
Die Entwicklung von zwei Zwerggras-Populationen in Südhessen wird dokumentiert. Im Naturschutzgebiet Schwanheimer Düne, wo ein kleines Vorkommen auf einer Baumscheibe bestand, ist die Art wahrscheinlich verschwunden. Als Ursachen kommen Bodenverfestigung und Zuwachsen infolge Brache sowie Schafbeweidung in Frage. Bei Dreieich-Sprendlingen sind die Bestände, die 2004 auf 7000 m2 mehrere hunderttausend Pflanzen umfassten und in früheren Jahren noch reicher waren, 2005 auf kleine Reste geschrumpft. Ursache ist die Nutzungsänderung von Gärtnereinutzung zu großflächigem Ackerbau (Mais- und Getreideanbau). Hier ist das Verschwinden der Art absehbar. Nur ein Restbestand ist in einem Hausgarten erhalten geblieben.
Als Ergebnis einer Herbarrevision kann die Verbreitung der Carexmuricata-Gruppe in Hessen wie folgt charakterisiert werden: Carex spicata ist in Säumen und Grünland der Ortsbereiche weit verbreitet. Carex muricata ist eine weitverbreitete Saumart in Wäldern auf basen-, insbesondere kalkreichen Böden. Carex polyphylla hat eine ähnliche Verbreitung, kommt aber auch in schwach gestörten, teilweise ruderalisierten Saumstandorten vor. Carex pairae scheint auf Saumstandorte in Wäldern basenarmer Standorte Südhessens beschränkt zu sein. Carex divulsa ist die seltenste Art. Bisher liegen Funde aus Südhessen und dem Odenwald und sehr isoliert aus dem Schwalm-Eder-Kreis vor. Literaturangaben zum Vorkommen der Carex-muricata-Gruppe in Hessen sind kaum brauchbar. Der Mehrzahl der Herbarbelege war falsch bestimmt.
Der ehemals auf Ackerböden aus Karbonatgestein in Hessen als
Kennart des Caucalido-Adonidetum flammeae weit verbreitete Acker-Schwarzkümmel
(Nigella arvensis) verschwand nach und nach fast unbemerkt aus der hessischen Flora
und konnte aktuell nur noch an neun Lokalitäten nachgewiesen werden. Derzeit besiedelt
die Art als Begleiter im Jurineo-Koelerietum und Allio-Stipetum des Darmstädter Raumes
nur noch eine Fläche von etwa 1/5 Hektar und fast 90 % aller Individuen finden sich
in 2 unter Naturschutz stehenden Gebieten. Aufgrund des erheblichen Bestandesrückgangs
sollte die Gefährdungskategorie von derzeit 2 (stark gefährdet) auf 1 (vom Aussterben
bedroht) angehoben werden.
Auf dem Gailenberg, einer alten Flugsanddüne der Untermainebene,
wurde 1994 die Sandtrockenrasenvegetation untersucht. Die Assoziation Spergulo
morisonii-Corynephoretum canescentis typicum wird in der flechtenreichen Variante,
die Subassoziation mit Agrostis capillaris in der typischen und der flechtenreichen
Variante mit Vegetationsaufnahmen dokumentiert. Ferner liegen Vegetationsaufnahmen
der damals vor allem an Wegrändern vorkommenden Assoziation Diantho-Armerietum
sowie einer Thero-Airion-Fragmentgesellschaft auf einer jungen Ackerbrache vor.
Um die Vegetationsdynamik der Gesellschaften untersuchen zu können, wurden
1994 Beobachtungsflächen angelegt. In den Jahren 2003 und 2004 wurde die Vegetation
dieser Beobachtungsflächen erneut aufgenommen. Die flechtenreiche Variante des Spergulo-
Corynephoretum typicum erwies sich dabei als ausgesprochen stabile Gesellschaft.
Aus der typischen Variante der Subassoziation mit Agrostis capillaris hat sich eine
Gesellschaft entwickelt, die als nicht optimal ausgeprägte, typische Subassoziation in der
flechtenreichen Variante bezeichnet werden kann. Die flechtenreiche Variante der Subassoziation
von Agrostis capillaris des Spergulo-Corynephoretum ist dagegen völlig
degeneriert, wobei Beschattung die wichtigste Ursache ist.
Auf der Beobachtungsfläche ist das Diantho-Armerietum aufgrund einer intensiven
Erholungsnutzung und den damit verbundenen Störungen stark degeneriert. Die Degeneration,
insbesondere das Verschwinden von Armeria elongata, kann direkt auf mechanische
Einwirkungen wie Tritt, Befahren mit Autos oder Lagern zurückgeführt werden.
Auf einer ungestörten Ackerbrache hat sich die Thero-Airion-Fragmentgesellschaft
dagegen zu einem Diantho-Armerietum mit den beiden Charakterarten Armeria elongata
und Dianthus deltoides entwickelt. Der sporadische Durchzug einer Schafherde scheint
für die Ausbildung sowie den Erhalt der Gesellschaft förderlich zu sein.
Der Gailenberg ist ein bedeutender Biotopkomplex mit hoher Strukturvielfalt. Zwei
gefährdete Pflanzengesellschaften sowie acht in Hessen gefährdete Pflanzenarten konnten
nachgewiesen werden. Der hiermit klar vorhandene Naturschutzwert wird noch
dadurch erhöht, dass der Gailenberg in unmittelbarer Nähe zweier aufgrund ihrer Sandrasenvegetation
als Fauna-Flora-Habitate vorgeschlagener Gebiete sowie mehrerer
Naturschutzgebiete liegt.
Das auf basenreichen Sanden der nördlichen Oberrheinebene sowie der Untermainebene ehemals weiter verbreitete Dünen-Steinkraut (Alyssum montanum subsp. gmelinii) konnte aktuell noch an elf Lokalitäten beobachtet werden. Insgesamt besiedelt die Art in Hessen nur noch eine Fläche von etwa 1/4 Hektar. Mehr als 95 % aller Individuen finden sich sogar in nur 2 unter Naturschutz stehenden Gebieten. Zwar konnten in den vergangenen Jahren einige Neuansiedlungen beobachtet werden, doch ist deren dauerhaftes Überleben ungewiss. Aufgrund des erheblichen Bestandesrückgangs sollte die Gefährdungskategorie von derzeit 2 (stark gefährdet) auf 1 (vom Aussterben bedroht) angehoben werden.
In den Jahren 2003 und 2004 gelangen Nachweise mehrerer Flachbärlapp-
Arten (Diphasiastrum) im hessischen Odenwald bei Beerfelden und Olfen. Von
herausragender Bedeutung ist der Fund von D. oellgaardii, welches seit rund 50 Jahren
in Hessen als erloschen galt. Daneben wurden D. complanatum und D. tristachyum an je
einer Lokalität neu entdeckt. Die Diphasiastrum-Arten besiedeln an den Wuchsorten bei
Beerfelden und Olfen anthropogene Sekundärstandorte (Skipiste oder Straßenböschung).
Syntaxonomisch lassen sich die Bestände innerhalb der Ordnung Ulicetalia minoris zum
Genisto pilosae-Callunetum oder zu einer Deschampsia-flexuosa-Vaccinium-myrtillus-
Gesellschaft stellen. An beiden Wuchsorten wachsen die Flachbärlappe auf stark sauren,
mäßig frischen, sandigen Lehmböden. Die Wuchsorte erhalten volle Freilandhelligkeit
oder sind mäßig beschattet. Neben populationsbiologischen Parametern wie Anzahl der
Sprosse und Fertilität werden Daten zur Gefährdung der Bestände genannt. Eine Neueinstufung
für zwei der drei beobachteten Diphasiastrum-Arten in der Roten Liste für Hessen
wird vorgeschlagen.
Pflanzengesellschaften der Borstgrasrasen und Zwergstrauch-Heiden (Calluno-Ulicetea) werden anhand von 27 Vegetationsaufnahmen beschrieben, die auf „Pflanzensoziologischen Sonntagsexkursionen“ in den Jahren 1989 bis 1995 erstellt wurden. Der größte Teil der Aufnahmen gehört zur Ordnung Nardetalia und repräsentiert Bestände des Festuco-Genistelletum sagittalis, des Juncetum squarrosi und einer Violion-Basalgesellschaft. Die dokumentierten Pflanzengesellschaften werden im Hinblick auf pflanzensoziologisch-syntaxonomische Aspekte, Ökologie, Nutzung und Gefährdung charakterisiert.
Pflanzengesellschaften der Felsspalten und Mauerfugen werden anhand von 21 Vegetationsaufnahmen beschrieben, die bei „Pflanzensoziologischen Sonntagsexkursionen“ in den Jahren 1988 bis 1995 erstellt wurden. Die in Hessen vorkommenden Pflanzengesellschaften der Klasse Asplenietea werden im Hinblick auf pflanzensoziologisch-syntaxonomische Aspekte, Ökologie, Gefährdung und Naturschutz charakterisiert.
Ziele und Methoden der "pflanzensoziologischen Sonntagsexkursionen" der Hessischen Botanischen Arbeitsgemeinschaft werden als Basis für eine Reihe von Artikeln beschrieben, die Ergebnisse dieser Exkursionen darstellen. Wesentliches Ziel der Untersuchungen ist eine Verbesserung der Kenntnisse hessischer Pflanzengesellschaften im Hinblick auf pflanzensoziologische und ökologische Aspekte und ihren Schutz.
Erigeron sumatrensis ist seit 1981 in Frankfurt am Main als Neophyt bekannt. Das gegenwärtige Verbreitungsmuster deutet darauf hin, dass die Art sich langsam ausbreitet. Um ihr Erkennen zu erleichtern, wird ein Bestimmungsschlüssel für die in Europa vorkommenden annuellen Adventivarten der Sektion Conyza beigegeben, ergänzt durch einige Anmerkungen zu noch offenen taxonomischen Fragen. Für drei Herkünfte aus Frankreich wurde die hexaploide Chromosomenzahl 2n = 54 ermittelt.
Weitere Beiträge zur Kenntnis hessischer Pflanzengesellschaften : Pleustophyten-Gesellschaften
(2007)
Als Beitrag zur Kenntnis hessischer Pflanzengesellschaften werden 9 Vegetationsaufnahmen von Pleustophyten-Gesellschaften der Klasse Lemnetea minoris mitgeteilt, die auf „Pflanzensoziologischen Sonntagsexkursionen“ in den Jahren 1985 bis 1998 erstellt wurden. Die in Hessen vorkommenden Pflanzengesellschaften dieser Klasse werden im Hinblick auf pflanzensoziologisch-syntaxonomische Aspekte, Ökologie, Verbreitung und Gefährdung charakterisiert.
Die Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria) war in Deutschland seit jeher nur in der nördlichen Oberrheinebene und Rheinhessen verbreitet. In Hessen reichte das bekannte Areal östlich des Rheins von den Bruderlöchern im Süden bis zur Mainspitze im Norden. Bekannter war vor allem der reiche Bestand im Naturschutzgebiet „Riedloch von Trebur“, über die übrigen Vorkommen gab es jedoch bislang keine umfassende Übersicht. Die vorliegenden Erhebungen zeigen, dass es auch außerhalb des Riedloches noch immer individuenstarke Restvorkommen gibt und durch Hilfsmaßnahmen in der Gemeinde Riedstadt konnten sogar neue Populationen begründet werden.
Das Zwerg-Sonnenröschen (Fumana procumbens) zählt zu den seltenen Pflanzen Hessens. Früher nur aus der nördlichen Oberrheinebene, vor allem dem Darmstädter Raum, bekannt, gibt es seit Mitte der 1980er Jahre auch einen Nachweis in Nordhessen. Die Art gilt bislang als vom Aussterben bedroht, wobei vor allem Verluste der Wuchsorte, etwa durch Bebauung, eine große Rolle spielten. Nach den vorliegenden Erhebungen kommt das Zwerg-Sonnenröschen im Darmstädter Raum und in Nordhessen in individuenreichen Populationen vor, weshalb ein unmittelbares Aussterben der Art nicht mehr zu befürchten ist.
Alle historisch bekannten Vorkommen von Linum leonii in Hessen wurden aufgesucht. Mit Ausnahmen von 2 Vorkommen im Werra-Meißner-Kreis konnten alle bekannten Vorkommen bestätigt werden. Das Vorkommen am Dörnberg bei Zierenberg ist mit etwa 30000 Exemplaren eines der größten in Deutschland. Am Dreienberg im Landkreis Hersfeld-Rotenburg und bei Winterscheid im Schwalm-Eder-Kreis wurden neue Vorkommen entdeckt, die nach der Datenlage über diese Gebiete erst seit kurzer Zeit bestehen dürften. Hessen hat für den Schutz von Linum leonii in Deutschland eine herausragende Bedeutung.
7 Sumpflöwenzahn-Arten sind in Hessen nachgewiesen, wobei von Taraxacum bavaricum und T. pauckertianum nur historische Nachweise vorliegen. Taraxacum hollandicum ist am weitesten in Hessen verbreitet und konnte bei der zwischen 2002 und 2004 durchgeführten Untersuchung in 10 von 12 untersuchten Gebieten mit mehr als 35000 Exemplaren nachgewiesen werden. Taraxacum germanicum wurde bei Münzenberg, Selters und im Mönchbruch gefunden. Taraxacum multilepis und T. trilobifolium haben individuenarme Populationen im Naturschutzgebiet Ludwigsquelle beziehungsweise im Mönchbruch, auf der Rodwiese und bei Bieber. Taraxacum subalpinum ist mit 2 sehr kleinen Populationen in der Wieseckaue bei Gießen die seltenste hessische Sumpflöwenzahnart.
Internetseiten
(2007)
Rubus pottianus H. E. Weber wird als neue Brombeerart der Serie Pallidi W. C. R. Watson (Sektion Rubus) beschrieben. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Teile Nordhessens und Südniedersachsens. Die neue Art ist illustriert durch Fotos des Holotypus und der lebenden Pflanze am locus typicus. Ihre Verbreitung und Ökologie sind erläutert, und eine Liste von Herbarexemplaren ist beigefügt.
Folgende Publikationen werden rezensiert: Garve & al.: Verbreitungsatlas Niedersachsen, Hölzel & al.: Stromtalwiesen, Lübcke & Frede: Naturschutzgebiete in Hessen Band 4, Notizbuch 68 der Kasseler Schule, Riecken & al.: Rote Liste Biotoptypen, Schulz & Dengler: Verbreitungsatlas Moose Schleswig-Holstein, Szabo: Wandern – Erkennen – Heilen
Aus Hessen war Brachypodium rupestre bisher nur von einem Fundort veröffentlicht. Durch gezielte Suche und einen Zufallsfund kamen in den letzten Jahren fünf weitere hinzu. Die Wuchsorte sind anthropogene Böschungen von Straßen und Hochwasserrückhaltebecken, nur in einem Fall wachsen die Pflanzen auf einem naturnahen Standort in einer extensiv bewirtschafteten Stromtalwiese. Die Vorkommen gehen wahrscheinlich alle auf Ansaat zurück, entweder auf direkte Ansaat am Wuchsort oder ausgehend von den Primärpopulationen auf Verdriftung der Diasporen mit Hochwässern. Die Art ist in Hessen als eingebürgerter Neophyt einzustufen.
Das Badener Rispengras (Poa badensis) hat als Relikt der nacheiszeitlichen Wärmeperiode mit seiner Bindung an karbonatreiche Böden seit jeher nur wenige geeignete Wuchsbereiche in Hessen. Vom ehemals besiedelten Raum im Oberrheingebiet ist nur noch das Darmstädter Gebiet geblieben. Dort konnte die Art im Sommer 2007 noch an insgesamt zwölf Lokalitäten auf etwa 1/4 Hektar Gesamtfläche nachgewiesen werden. Mehr als 80 % aller Individuen finden sich in nur einem Naturschutzgebiet. Neuansiedlungen der stark gefährdeten Arten sind möglich, müssen jedoch durch gezielte Maßnahmen unterstützt werden.
Die Sand-Radmelde (Bassia laniflora) gehört zu den Pflanzenarten in Deutschland, die seit je her nur ein eng umgrenztes Gebiet besiedelt haben und nur im nördlichen Oberrheingebiet vorgekommen sind. Gegenstand der im Jahre 2007 durchgeführten Untersuchungen war die Erfassung aller noch verbliebenen Wuchsorte und die Abschätzung der dort vorhandenen Individuen. Insgesamt konnte die Sand-Radmelde noch an zehn Lokalitäten mit zusammen knapp 1 ha Fläche nachgewiesen werden. Mehr als 99 % aller Individuen fanden sich in nur zwei Schutzgebieten in Darmstadt-Eberstadt. In Anbetracht der nur noch geringen Vorkommen auf den übrigen Flächen sowie den ebenfalls individuenschwachen Restvorkommen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kommt diesen beiden Naturschutzgebieten eine herausragende Bedeutung für den Erhalt der Sand-Radmelde in Deutschland zu.
Der Efeublättrige Hahnenfuß (Ranunculus hederaceus L.) ist eine Rarität in Mitteleuropa. Er wurde in Hessen in der Vergangenheit an rund 60 Orten beobachtet. Die Art ist inzwischen sehr selten geworden und wurde in den letzten 20 Jahren an nur elf Standorten gefunden. In den Jahren 2006 beziehungsweise 2007 konnte sie lediglich an sieben Stellen wiedergefunden werden. Der heutige Verbreitungsschwerpunkt in Hessen liegt im Reinhardswald.
Als typische Standorte wurden zertretene Quellen in Viehweiden und vegetationsarme Gräben ermittelt. Die Kombination aus Offenböden und konstantem (Quell-)Wasserzufluss scheint ausschlaggebend für eine Besiedelung mit dem Efeublättrigen Hahnenfuß in Hessen zu sein. Bei ungestörter Sukzession verschwindet der konkurrenzschwache Schlammkriecher rasch. Mechanische Eingriffe wie Viehtritt und Grabenräumung erhalten die Standorte der Art. Neben diesen anthropo- und anthropozoogen beeinflussten Standorten wurde die Art in einer naturnahen Limnokrene erfasst.
Zum Erhalt beziehungsweise der Förderung der Art werden die Wiederherstellung beziehungsweise Beibehaltung der Beweidung von Quellstandorten und die regelmäßige Räumung von Gräben, die der Efeublättrige Hahnenfuß besiedelte, als unbedingt erforderlich erachtet.
Der Nordische Augentrost (Euphrasia frigida) ist eine boreal-montane Art, die einige vom Hauptareal abgesetzte Vorposten in deutschen Mittelgebirgen besitzt, wo sie extensiv genutztes, in der Regel ungedüngtes Grünland besiedelt. Aus den hessischen Mittelgebirgen lagen neuere Nachweise nur aus dem nördlichen Spessart vor (vier Populationen). Im Rahmen des Artenhilfsprogramms (und außerdem bei zwei FFH-Grunddatenerfassungen) konnten sechs weitere Spessart-Vorkommen festgestellt werden. Hinweise auf ein kleines Vorkommen im Hochtaunus (Neufund für den Naturraum) konnten bestätigt werden. Die Nachsuche an ehemaligen Wuchsorten im Vogelsberg, wo die Art bis in die 1970er Jahre vorkam, verlief hingegen durchweg erfolglos; allerdings gelang auch hier der Neufund einer kleinen Population. Auch im hessischen Teil der Hohen Rhön gelang inzwischen ein Erstnachweis (siehe Barth 2008). Insgesamt liegt mehr als die Hälfte aller bekannten deutschen Fundorte in Hessen. Dem Land kommt daher eine besondere Verantwortung für die Erhaltung der Art zu. Hauptgefährdungsursachen für die Art sind Nutzungsintensivierung (Düngung, zu früher Mahdtermin) und Nutzungsaufgabe sowie die Aufforstung von Grenzertragsgrünland. Die Erhaltung der Art ist am besten durch vertraglich vereinbarte extensive Grünlandnutzung (Verzicht auf Düngung, Mahd nicht vor Anfang Juli) zu gewährleisten.
Der Eschen-Ahorn (Acer negundo) hat in Mitteleuropa seinen Verbreitungsschwerpunkt an der Donau unterstrom von Wien sowie am Nördlichen Oberrhein, am Mittel- und Niederrhein. A. negundo zeichnet sich durch eine hohe Überflutungstoleranz aus, seine Samen weisen gegenüber den Diasporen von Weiden und Pappeln eine wesentlich längere Keimfähigkeit auf. Dadurch ist die Art in der Lage, offene Standorte in dynamischen Systemen über einen langen Zeitraum zu besiedeln und einheimische Gehölze zu verdrängen. Eine Bekämpfung der Art in Auenschutzgebieten wird empfohlen.
Das ehemals in Süd- und Osthessen in Kiefernanbaugebieten weiter verbreitete Dolden-Winterlieb (Chimaphila umbellata) hat nach dramatischen Bestandesrückgängen in dem schon seit Jahrhunderten bekannten Verbreitungsgebiet in den Sandgebieten Südhessens heute nur noch wenige Restbestände im Bereich zwischen Niederroden, Zellhausen und Babenhausen in der östlichen Untermainebene. Ursache des Rückgangs waren sowohl Änderungen der Waldstruktur als auch die Schädigung der für die Entwicklung und Nährstoffversorgung der Winterlieb-Pflanzen unbedingt notwendigen Mykorrhiza-Pilze durch die Stickstoff-Immissionen im ausgehenden 20. Jahrhundert. Durch wenige Schutzmaßnahmen können die verbliebenen hessischen Vorkommen, die inzwischen zu den westlichsten in Europa gehören, zumindest vor mechanischen Beeinträchtigungen bewahrt werden. Wichtig wäre aber auch weitere Forschung zum noch nicht völlig geklärten Themenkomplex Chimaphila-Mykorrhiza-Baum, also die Bindung der Chimaphila-Pflanzen an einen oder mehrere Bäume in der Umgebung.
Der Langstielige Mannsschild (Androsace elongata) gehört zu den auch früher schon sehr seltenen Pflanzenarten Hessens und wurde erstmals Anfang des 19. Jahrhunderts nachgewiesen. Weitere Nachweise gelangen danach erst ab etwa 1950. Seither wurde die Art im Raum Münzenberg in der nördlichen Wetterau kontinuierlich bestätigt. Im Rahmen der 2008 durchgeführten Untersuchungen konnten zwei weitere Wuchsorte aufgefunden werden. Keines dieser Vorkommen unterliegt bislang gesetzlichem Schutz. Die wenigen Pflanzen an stärker geneigten Böschungen sind durch Sukzession hochgradig bedroht und auf den geringer geneigten Wuchsflächen können die individuenreicheren Bestände bei Ausbleiben oder Änderung der derzeitigen Nutzung rasch zusammenbrechen. Als geeignete Maßnahme zur Erhaltung bietet sich die Einbeziehung aller Flächen in die auf anderen Magerrasen der Umgebung schon praktizierte Huteschäferei an.
Umstellung des Raumbezugssystems der Landesvermessung : Auswirkungen auf die botanische Arbeit
(2009)
Die deutsche Landesvermessung ersetzt das bisher verwendete Raumbezugssystem „Potsdam-Datum“ mit Gauß-Krüger-Projektion durch das europaweit definierte „Europäische Terrestrische Referenzsystem 1989“ mit UTM-Projektion. Aus dieser Umstellung ergeben sich für die botanische Arbeit zwei Konsequenzen:
- Auf den im neuen Raumbezug erstellten Topographischen Karten wird ein neues, gegenüber dem bisherigen verschobenes Gradnetz abgebildet. Dies muss bei botanischen Rasterkartierungen beachtet werden. Die Unterteilung des Kartenfeldes in Viertel kann nicht mehr entlang von glatten, im Kartenrahmen verzeichneten Minutenwerten vorgenommen werden. Laufende Minutenfeldkartierungen mit dem Raumbezug Potsdam-Datum/Gauß-Krüger müssen auch in Zukunft in diesem System fortgeführt werden, um die Kompatibilität der Ergebnisse zu wahren.
- An die Stelle der bisher gewohnten Gauß-Krüger-Koordinaten werden die UTM-Koordinaten treten.
Der Blattschnitt der im neuen Raumbezug erstellten Topographischen Karten 1 : 25 000 wurde gegenüber dem Vorläufer nicht verändert. Deshalb hat die Umstellung des Raumbezugssystems auf alle Fundortangaben, die sich an Messtischblattgrenzen (beispielsweise Messtischblattvierteln) orientieren, keine Auswirkungen. Bei einem solchen Erhebungsraster können im alten und neuen Raumbezug erstellte Kartenausgaben parallel verwendet werden.
Ajuga pyramidalis und Fritillaria meleagris werden in der hessischen Florenliste als indigen eingestuft. Beide Arten dürften aber in Hessen Neophyten sein. Vorkommen des Pyramiden-Günsels stehen in Zusammenhang mit Nadelholzanbau. In Taunus und Spessart ist es für einige Jahrzehnte zu örtlich begrenzten Einbürgerungen gekommen, im Burgwald hat die Art ein kleines Areal aufbauen können. Die Schachblume, eine ehemals beliebte Gartenpflanze, die in Deutschland erst im 16. Jahrhundert in Gartenkultur gelangte, ist vielfach verwildert. Die Verwilderungen sind aber fast alle zeitlich und örtlich sehr begrenzt. Ein Areal konnte die Art im bayerisch-hessischen Sinntal im Spessart aufbauen.
Die Vorkommen der anthropochoren Aster-Arten im Stadtgebiet von Frankfurt am Main (Symphyotrichum lanceolatum, S. novae-angliae, S. novi-belgii, S. parviflorum, S. salignum) wurden kartiert und historische Dokumente zur Rekonstruktion der Einwanderung ausgewertet. Aktuell konnten 39 Fundorte im Stadtgebiet dokumentiert werden, am häufigsten ist S. lanceolatum. 40 Merkmale wurden untersucht und vermessen, um ihre taxonomische Relevanz zu beurteilen. Als hilfreich zur Unterscheidung der Arten erwiesen sich vor allem verschiedene Merkmale der Hüllblätter. Mit Ausnahme von S. novae-angliae sind die Arten aber morphologisch kaum zu unterscheiden und durch viele Übergänge verbunden. Vergleichsweise gut voneinander abgrenzbar sind die beiden Aggregate von S. novi-belgii (S. salignum, S. novi-belgii) und S. lanceo-latum (S. lanceolatum, S. parviflorum).
Im Rahmen einer hessenweiten Untersuchung wurden etwa 70 künstliche Stillgewässer – Kiesgruben, Tagebaurestseen, Fischteiche – auf das Vorkommen von Wasserpflanzen untersucht.
Die Untersuchung erbrachte den Nachweis von 78 Taxa, darunter 59 Arten Höherer Pflanzen und 19 Arten Characeen. Rund 25 % der nachgewiesnen Arten sind in der Roten Liste des Landes Hessen aufgeführt. Einige der nachgewiesenen Arten galten als verschollen. Von herausragender Bedeutung sind Kiesgruben in der Untermain- und Oberrhein-ebene, wo bis zu 10 Characeen-Arten in einem Gewässer nachgewiesen werden konnten. Von bundesweiter Bedeutung sind Funde von Nitella confervacea, N. tenuissima, Tolypella glomerata, T. intricata und T. prolifera. Als weit häufiger als erwartet erwies sich Potamogeton trichoides, die in allen Untersuchungsbereichen festgestellt wurde. Elodea nuttallii ist in den untersuchten Gewässern deutlich häufiger als E. canadensis. Sehr stark als Vogelrastplatz genutzte Teiche in der Wetterau zeigen, offenbar bedingt durch den Nährstoffeintrag durch Wasservögel, eine deutliche Eutrophierung.
Im Jahre 2009 wurde erstmals eine umfassende Bestandsaufnahme der ehemaligen und aktuellen hessischen Vorkommen des inzwischen vom Aussterben bedrohten Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe) durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass etwa 85 % der früheren Wuchsorte verloren gingen und alle heutigen Vor-kommen – trotz ihrer Lage in südhessischen Schutzgebieten – auch in jüngster Zeit noch Verluste aufweisen. Für das Überleben dieser sich offenbar nur generativ vermehrenden Art in Hessen ist es deshalb notwendig, dass geeignete Schutz- und Hilfsmaßnahmen zur Sicherung und Entwicklung der letzten Bestände ergriffen werden, wobei unbedingt auch phänologische Aspekte zu berücksichtigen sind.
Das Gnadenkraut (Gratiola officinalis) gehört zu den seltensten hessischen Pflanzenarten und gilt seit der ersten hessischen Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten als vom Aussterben bedroht. Im Rahmen der von der Botanischen Ver-einigung für Naturschutz in Hessen durchgeführten Artenhilfsprogramme sollte eine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt und für die letzten Bestände Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung vorgeschlagen werden. Zwar konnten aktuell keine Vor-kommen mehr nachgewiesen werden – die Art muß deshalb für Hessen als verschollen gelten – doch erscheint es möglich, aus der noch vorhandenen Samenbank des letzten bekannten Wuchsortes neue Bestände zu begründen.
Die Brackwasser-Armleuchteralge (Chara canescens) und die Faden-Armleuchteralge (Chara filiformis) wurden im Juni 2009 erstmals in Hessen im Borkener See, einem Restgewässer des Braunkohleabbaus in Nordhessen, nachgewiesen. Chara filiformis wurde erstmals in Deutschland in einem künstlichen Gewässer nachgewiesen. Chara canescens kommt hier in einem elektrolytarmen Gewässer vor.
Zur Schließung von Kenntnislücken zur Flora der Gewässer Hessens wurden 2009 von der BVNH neun Altarme von Rhein und Main untersucht. Die Ergeb-nisse zeigen, dass viele als sehr selten oder verschollen geltende Gewässermakrophyten noch oder wieder in den Altarmen des hessischen Oberrheinabschnitts zu finden sind. Insgesamt wurden 51 Arten nachgewiesen, darunter fünf Armleuchteralgen.
Es werden 66 Neu- oder Wiederfunde sowie nicht publizierte Funde von Flechten und flechtenbewohnenden Pilzen in Hessen gemeldet und kurz kommentiert. Sechs Arten sind zugleich Neufunde für Deutschland: Absconditella pauxilla, Acremonium antarcticum, Calicium adaequatum, Psammina inflata, Ramonia chrysophaea und Tubeufia heterodermiae. Die hessische Artenliste umfasst mittlerweile annähernd 1200 Flechten und flechtenbewohnende oder flechtenähnliche Pilze.
Im Jahre 2012 wurde eine umfassende Bestandsaufnahme der ehemaligen und aktuellen hessischen Vorkommen des Moorglöckchens (Wahlenbergia hederacea) durchgeführt. Es konnten nur noch Restbestände ermittelt werden, die an den verbliebenen Wuchsorten stark gefährdet sind und bei denen ohne geeignete Hilfsmaßnahmen mit einem Erlöschen der Populationen zu rechnen ist.
Die triploide Schachtelhalmhybride Equisetum ×ascendens ist nun erstmals für das Bundesland Hessen nachgewiesen. Es handelt sich um zwei Vorkommen innerhalb des Rheinauengebietes "Kühkopf". Die Vorkommen schließen eine bisherige Verbreitungslücke am nördlichen Oberrhein. Biologie und Bestimmungsmerkmale der Sippe werden kurz vorgestellt.
Buchbesprechungen
(2012)
Verbreitung, Habitatpräferenzen und Populationsdynamik des gefährdeten Feld-Enzians (Gentianella campestris) wurden in Hessen und angrenzenden Bundesländern untersucht. Die Art war früher in den Mittelgebirgsregionen des mittleren Deutschland häufig, aktuell sind nur noch drei Vorkommen in Hessen bekannt, zwei in Nordrhein-Westfalen und eines in Thüringen. G. campestris wächst in basischen, aber nicht kalkreichen Magerrasen. Die Art benötigt Beweidung und damit verbundene kleinflächige Bodenverwundungen, die die Keimung und Etablierung fördern. Obwohl das Management der Lebensräume in den letzten zehn Jahren stark verbessert wurde, setzt sich der Rückgang der Vorkommen insgesamt und der Anzahl blühender Individuen in einigen Populationen fort. Negative Auswirkungen eines ungeeigneten Beweidungsregimes sowie der Einfluss zu warmer und trockener Phasen im Frühling und Frühsommer werden diskutiert.
Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Zeitschrift "Botanik und Naturschutz in Hessen" wird ihre Entstehung und Entwicklung beschrieben sowie ein Überblick über den Umfang der bisher erschienenen Beiträge, das fachliche Spektrum und thematische Schwerpunkte gegeben. Die meisten wissenschaftlichen Beiträge sind den Fachgebieten Floristik und Vegetationskunde zuzuordnen, daneben finden sich auch Beiträge aus den Gebieten Naturschutz, Systematik und Taxonomie, Geschichte der Botanik, Morphologie, Paläobotanik, Phänologie, Faunistik und Tierökologie und weiteren benachbarten Fachgebieten. Als wesentliche thematische Schwerpunkte sind Artenliste und Rote Liste der Farn- und Samenpflanzen Hessens sowie Artenhilfsprogramme zu nennen.
In der vorliegenden Arbeit werden 37 Vegetationsaufnahmen von Hecken- und Gebüschgesellschaften aus der Ordnung Prunetalia spinosae vorgestellt, die zwischen 2008 und 2010 im südhessischen Meerholzer Hügelland angefertigt wurden. 25 Aufnahmen konnten einer pflanzensoziologischen Assoziation zugeordnet werden. Acht Aufnahmen werden auf der Ebene des Verbandes und vier lediglich auf der Ebene der Ordnung charakterisiert. Am häufigsten wurden das Pruno-Ligustretum typicum und Gebüsche aus dem Verband Pruno-Rubion radulae dokumentiert. Neben der Exposition ist vor allem der Basen- und Nährstoffgehalt in den Böden des Untersuchungsgebietes entscheidend für die floristische Zusammensetzung der Gebüsche. Insgesamt wurden 199 Pflanzenarten gefunden. Die Bearbeitung bestimmungskritischer Gehölze aus den Gattungen Crataegus, Rosa und Rubus fand bei der Auswertung besondere Beachtung. Dabei konnten drei Weißdorn-, fünf Rosen- sowie 20 Brombeerarten nachgewiesen werden. Für die gebietsfremden Arten Rosa multiflora und Rubus armeniacus werden die Verbreitung in den Prunetalia-Gesellschaften des Meerholzer Hügellandes dargestellt und deren Einbürgerungsgrad im Gebiet diskutiert. Abschließend werden Hinweise zu Entstehung, Nutzung und Schutz der vorgefundenen Schlehengebüsche gegeben.
Die Fundmeldungen in Band 24 von Botanik und Naturschutz in Hessen tragen die laufenden Nummern 1750 bis 1872 und stammen von Rolf Angersbach, Kurt Baumann, Ralph Baumgärtel, Dieter Bickler, Dirk Bönsel, Wolfgang Ehmke, Christian Feuring, Thomas Gregor, Volker Holzgreve, Karsten Horn, Heinz Kalheber, Gerwin Kasperek, Matthias Kellner, Detlef Mahn, Hans Reichert, Bernd Sauerwein, Hjalmar Thiel, Bärbel Wellmann und Jochen Wulfhorst.
Der Aufbau der Fundmeldungen wird ab Heft 25 geringfügig geändert, um eine leichtere Übernahme der Fundmeldungen in Datenbanken zu ermöglichen. Künftig gilt folgendes Schema: Fundmeldungsnummer (Heftnummer/fortlaufende Numerierung); TK/Viertelquadrant; Rechtswert/Hochwert; Region; Naturraum; Landkreis; Ort, Lage; Meereshöhe; Menge; Datum; Sonstiges. Die Fundmeldungen in Band 25 von Botanik und Naturschutz in Hessen stammen von: Kerstin Bär, Kurt Baumann, Ralph Baumgärtel, Wilfried Bennert, Christian Feuring, Martina Förster, Thomas Gregor, Uta Hillesheim, Sylvain Hodvina, Gerwin Kasperek, Matthias Kellner, Andreas König und Kai Uwe Nierbauer.
2011 wurden Gräben der Oberrheinebene auf ihren Makrophytenbestand untersucht. Die Mehrzahl der Gräben wies keine bemerkenswerten Pflanzenvorkommen auf. Callitriche obtusangula gehört allerdings zu den im Gebiet offenbar relativ weit verbreiteten Arten. Bemerkenswert ist der Bereich innerhalb einer Altrheinschlinge zwischen Geinsheim, Leeheim und Wallerstädten, wo in kleinen Gräben, deren Umgebung intensiv ackerbaulich genutzt wird, bemerkenswerte Arten wie Nitella capillaris, Ranunculus lingua, Samolus valerandi und Utricularia vulgaris vorkommen. Die Neuanlage von Gräben in diesem Bereich wird empfohlen.
Vorkommen von Festuca pallens wurden 2011 und 2012 in Hessen nachgesucht. Für alle Populationen wurden die Chromosomenzahl und der Ploidiegrad ermittelt. Fast alle bekannten Vorkommen wurden in teilweise großen, ungefährdeten Beständen wiedergefunden. Bei den meisten Vorkommen erwiesen sich die Pflanzen als tetraploid und gehören damit zu F. csikhegyensis. Pflanzen von der Bodensteiner Lei westlich von Villmar (Landkreis Limburg-Weilburg) und von Basaltfelsen der Ruine Altenburg (Schwalm-Eder-Kreis) sind diploid und gehören zu F. pallens. Ein früheres Vorkommen von F. pallens am Kirchenfelsen in Dietkirchen (Landkreis Limburg-Weilburg) wurde bei Säuberungsmaßnahmen vernichtet.
Es werden folgende Publikationen rezensiert: Chytrý: Vegetation of the Czech Republic 1, Chytrý: Vegetation of the Czech Republic 2, Chytrý: Vegetation of the Czech Republic 3, Eger & Kesper: Flechten zwischen Eder und Diemel, Gerster: Kräuterwissen, Meyer: Pflanzen Nordhessens, Mollenhauer: Gregor Kraus, Seibold: Schmeil-Fitschen, Suck & Bushart: Karte der Potentiellen Natürlichen Vegetation Deutschlands, Süß & al.: Ried und Sand.
Es werden 36 Neu- oder Wiederfunde sowie nicht publizierte Funde von Flechten und flechtenbewohnenden Pilzen in Hessen gemeldet und kurz kommentiert. Drei Arten sind zugleich Neufunde für Deutschland: Lichenochora xanthoriae, Neolamya peltigerae und Phaeospora lecanorae. Die hessische Gesamtartenliste umfasst mittlerweile über 1200 Flechten und flechtenbewohnende oder flechtenähnliche Pilze.
Die Vorkommen des Haarstrang-Wasserfenchels (Oenanthe peucedanifolia) wurden bei einer umfassenden Bestandsaufnahme der ehemaligen und aktuellen hessischen Nachweise erfaßt. Im Taunus und im Messeler Hügelland konnten zum Teil sehr individuenreiche Bestände gefunden werden. Dennoch gehört der Haarstrang- Wasserfenchel unter Berücksichtigung der noch in der jüngeren Vergangenheit verlorenen Wuchsorte zu den gefährdeten Pflanzenarten Hessens, für die es notwendig ist zum Überleben geeignete Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen.
Im Rahmen eines Artenhilfsprogramms der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen wurde im Jahr 2012 eine Untersuchung zur Bestandssituation der in Hessen vom Aussterben bedrohten Saum-Segge (Carex hostiana) durchgeführt. Betrachtet man die bis in das Jahr 1798 zurückreichenden Literaturquellen und Herbarbelege, lassen sich über einen Zeitraum von mehr als 200 Jahren für 38 hessische TK25-Viertelquadranten Funde von Carex hostiana belegen. Aktuell kommt die Art nur noch in sechs TK25-Viertelquadranten vor, wobei in diesen 12 Populationen unterschieden werden können. Nach den durchgeführten Untersuchungen kann der Gesamtbestand der Saum-Segge in Hessen auf etwa 85000 Individuen geschätzt werden, wobei die besiedelte Fläche nur 2,76 ha beträgt. Die Schwerpunkte der Vorkommen liegen im Taunus und im Messeler Hügelland. Zu den erfassten Populationen werden pflanzensoziologische Aufnahmen präsentiert sowie Aussagen zum Erhaltungszustand und zu möglichen Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen getroffen.
Buchbesprechungen
(2013)
Die Verbreitung von Carex hordeistichos in Hessen wurde während der Jahre 1999 bis 2012 untersucht. Die Art war aus 7 Fundgebieten in der Wetterau (4), dem Main-Taunus-Vorland (1), der Hessischen Rheinebene (1) und dem Vorderen Odenwald (1) bekannt. Nur die Population in der Wetterau bei Nieder-Wöllstadt besteht noch, 2012 war sie auf 1 Pflanze reduziert. Die übrigen Vorkommen sind seit über hundert Jahren verschollen und konnten nicht bestätigt werden. Möglichkeiten, die Art in Hessen vor dem Aussterben zu bewahren, werden diskutiert. Die Naturschutzbehörde des Wetteraukreises ist seit 1997 bemüht, im Rahmen eines Artenhilfsprogramms die existente Population zu stärken und neue aufzubauen.
Seit dem Erscheinen der als Beiheft 11 publizierten "Letzten Nachweise der in Hessen ausgestorbenen oder verschollenen Pflanzenarten" konnten weitere Angaben zu ehemaligen Vorkommen in Hessen durch Auswertung von gedruckten Quellen und Sichtung von Herbarbelegen gewonnen werden. Für sechs Arten – Blackstonia acuminata, Illecebrum verticillatum, Laserpitium prutenicum, Luronium natans, Utricularia intermedia, Wolffia arrhiza – ließ sich ein jüngeres Datum des letzten Nachweises ermitteln. Zwei Arten, Bromus grossus und Cyperus flavescens, wurden in jüngster Zeit wieder in Hessen aufgefunden und können damit nicht mehr als verschollen gelten. Außerdem ergeben sich Erstnachweise für zwei Regionen und Angaben für Vorkommen auf 26 bislang nicht genannten TK-Quadranten.
Das im Gotischen Haus in Bad Homburg vor der Höhe aufbewahrte Herbarium des Geologen Friedrich Rolle (1827–1887) wurde gesichtet. Die von uns als Wildpflanzen klassifizierten Arten wurden nachbestimmt und alphabetisch mit den Fundortangaben aufgelistet. In der Auswertung unberücksichtigt blieben in der Sammlung vorhandene Kulturpflanzen und Belege aus dem Botanischen Garten Darmstadt. Die meisten Belege der Sammlung stammen aus der näheren Umgebung von Darmstadt und aus dem angrenzenden Odenwald sowie aus der Umgebung von Bad Homburg vor der Höhe. Auf bemerkenswerte Belege von Arten, die wegen ihres starken Rückgangs in der aktuellen Flora Hessens sehr selten geworden sind oder inzwischen ganz fehlen, wird eingegangen, zum Beispiel: Herminium monorchis, Liparis loeselii, Moenchia erecta, Orchis palustris und Tofieldia calyculata. Für Rheinland-Pfalz ist der Beleg der ausgestorbenen Androsace maxima hervorzuheben. Zur besseren Verwertung der Daten wurden die Fundorte den Messtischblatt-Qudranten zugeordnet.
Within the scope of the Wildlife Conservation Programme of the Botanical Society for the Nature Conservation in Hesse, a comprehensive survey was carried out of a comparatively common species, the Common Pasque Flower (Pulsatilla vulgaris). It still occurs in large populations on the nutrient poor chalk meadows of the Vorderhoen and Kuppenhoen. Other populations are known from the Wetterau and the Schluechterner Becken. A few other populations are known, but they only have a few individuals. Altogether 64 populations were recorded, five with more than 1,000 plants. The largest population, with over 50,000 individuals, is in the Weinberg nature reserve, Molzbach (near Huenfeld).
Die Mitte der 1990er Jahre erfolgte Erfassung von Sedum villosum in Hessen wurde wiederholt. Die Vorkommen in der Rhön sind durch verringerte Weideintensität rückläufig. Ein Vorkommen ist hier offenbar erloschen. Das Vorkommen im Unteren Vogelsberg besteht weiterhin, obwohl die Standortbedingungen an einer Waldstraße ungünstig erscheinen. Das Vorkommen im Vorderen Vogelsberg ist erloschen. Ein zwischenzeitlich entdecktes Vorkommen in der Westhessischen Senke bei Alsfeld auf einem Basaltweg ist stabil; allerdings ist die Zukunftsprognose für dieses Vorkommen auf Grund von Brache negativ. Über die ersten Erfahrungen bei der Wiederansiedlung aus einer Erhaltungskultur wird berichtet.
Die Fundmeldungen in Band 27 von Botanik und Naturschutz in Hessen stammen von: Ralf Angersbach, Annemarie Bähr, Karsten Böger, Dirk Bönsel, Wolfgang Ehmke, Marion Eichler, Christian Feuring, Hans-Joachim Flügel, Thomas Gregor, Heinz Kalheber, Iva Krausova, Hasko Friedrich Nesemann, Uwe Raabe, Susanne Raehse & Bernd Sauerwein, Bernd Sauerwein, Indra Starke-Ottich, Koloman Stich, Michael Uebeler und Franziska Walther.
Anlass für diese molekular-genetische Studie war der Verdacht, dass die seit 1986 bekannten und seitdem stark expandierten Populationen des Zwerg- Sonnenröschens (Fumana procumbens) im Naturschutzgebiet "Scheid bei Volkmarsen" in Nordhessen angesalbt wurden. Die Art war zuvor aus Nordhessen nicht gemeldet; lediglich in Südhessen waren isolierte Vorkommen auf kalkreichen Sanddünen bekannt. Eine Split-Netzwerk-Analyse basierend auf AFLP-Profilen von 69 Individuen an acht Lokalitäten konnte aufdecken, dass sich die südhessischen und französischen Populationen im Netzwerk jeweils klar als eigene Gruppen abgrenzen, während sich die nordhessischen Individuen mit den thüringischen, sachsen-anhaltinischen und gotländischen Aufsammlungen mischen. Die Frage nach der Ansalbung der Bestände lässt sich durch die Studie nicht beantworten. Wurde angesalbt, dann stammte das Ausgangsmaterial höchstwahrscheinlich aus den östlich sich anschließenden Populationen.
Die hessischen Vorkommen des Elsässer Haarstrangs (Peucedanum alsaticum) wurden 2013 bei einer umfassenden Bestandsaufnahme erfasst. Nur bei Wiesbaden- Kastel und im Gebiet zwischen der Mainspitze und Groß-Gerau konnten Bestände gefunden werden. Da auch in der jüngeren Vergangenheit Wuchsorte verloren gingen, ist es notwendig, die verbliebenen Bestände durch geeignete Maßnahmen zu sichern und zu erhalten.
Seit dem Erscheinen der als Beiheft 11 publizierten "Letzten Nachweise der in Hessen ausgestorbenen oder verschollenen Pflanzenarten" und der im vorigen Heft von "Botanik und Naturschutz in Hessen" nachgetragenen Funde konnten weitere Angaben zu ehemaligen Vorkommen in Hessen durch Auswertung von gedruckten Quellen und Sichtung von Herbarbelegen gewonnen werden. Eine Art, Wolffia arrhiza, konnte inzwischen wiedergefunden werden. Außerdem ergeben sich Erstnachweise für Vorkommen auf bislang nicht genannten TK-Quadranten.
Das Herbar von Theodor Beyer, separat gelagert in Marburg (MB), wurde analysiert mit Blick auf Belege aus Hessen. Unter etlichen Tausend Belegen befinden sich auch 1336 Belege aus Hessen, darunter 746 von Theodor Beyer zwischen 1818 und 1827 gesammelte. Weitere bedeutende Sammler aus diesem Raum sind Wilhelm Gärtner und Gottfried Gärtner. Angaben zur Biographie von Theodor Beyer werden gemacht. Die Belege wurden überwiegend um Frankfurt am Main und Hanau gesammelt. Unser Wissen über die ehemalige Verbreitung der hessischen Pflanzen wird durch Belege von Sesleria caerulea, Erstfund für die Region Südwest, Viola elatior, erster sicherer Nachweis für die Untermainebene, oder Belege der Unbeständigen Cyclospermum leptophyllum und Urtica pilulifera erweitert.
Buchbesprechungen
(2014)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Baumbach & Pfützenreuter: Steppenlebensräume Europas, Beil et al.: Die Sand-Silberscharte in Hessen, Bönsel et al.: Naturschätze in Gießen, Bönsel et al.: Von Venuskamm, Finkensame und Hasenohr, Bönsel et al.: Die Pflanzenwelt im Westerwald, Hodvina: Die Pflanzenaquarelle des Emil Pfeiffer, Jenrich et al.: Das Rote Moor, Lange: Blütenzauber, Magistrat der Stadt Offenbach am Main: Lebensräume und Artenvielfalt in Offenbach, Schmidt & Meyer: Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Kinzigaue.
Ein Vorkommen der nordamerikanischen Adventivart Heterotheca camporum (Asteraceae) wurde im November 2014 in Frankfurt am Main entdeckt. Die Population auf einer städtischen Brachfläche bestand aus mehr als 60 Exemplaren und hatte reichlich Samen gebildet. Die Art und Weise der Einschleppung sowie die taxonomische Identität werden diskutiert. Die Pflanzen sind der var. glandulissima zuzuordnen. Vermutlich geht das Vorkommen auf eine Verwilderung aus Kultur zurück.
Der Speierling ist eine südeuropäisch-submediterrane Baumart. Wegen seiner essbaren und als Weinzusatz nutzbaren Früchte wird er seit dem Altertum kultiviert. Dadurch ist der Status in Mitteleuropa teilweise unklar. In Deutschland befindet sich der Speierling an der Arealnordgrenze. Er kommt hier als Waldbaum selten an wärmebegünstigten und zumeist basenreichen Standorten vor, insbesondere im Zusammenhang mit ehemaliger Nieder- oder Mittelwaldnutzung. In Hessen hat der Speierling keine ursprünglichen Vorkommen. Die Vorkommen im Rhein-Main-Tiefland (Region SW) sind kulturbedingt oder es handelt sich dabei um spontane Einzelvorkommen. Die bisher als indigen angesehenen Vorkommen im Oberen Mittelrheintal, Rheingaugebirge, Wispertaunus (alle Region NW) und Rheingau (Region SW) werden aufgrund von Quellenrecherchen neu bewertet und als Kulturrelikte (Verwilderung) angesehen (Statusvorschläge: T für die Regionen Nordwest und Südwest).
Der Frankfurter Botaniker Martin Dürer (1842–1921) hinterließ umfangreiche Notizen zur Frankfurter Pflanzenwelt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Diese Daten wurden mit dem heutigen Zustand verglichen, dabei stand der Wandel von 6 Kalkgebieten in Frankfurt im Vordergrund. In allen Gebieten kam es zu einem massiven Artenschwund. Selbst in den Schutzgebieten "Am Berger Hang" und "Berger Warte" sind bis zu 50% der Arten im Laufe der letzten 120 Jahre verschwunden. Der größte Artenschwund hat am Lohrberg stattgefunden. Hier konnten von ehemals 44 Arten nur noch 2 Arten wiedergefunden werden. Hauptgrund für den Artenschwund sind Landnutzungsänderungen. Zum einen wurden einige Gebiete direkt bebaut und in Wohngebiete umgewandelt. Zum anderen änderte sich in den heute unbebauten Gebieten die Bewirtschaftung, etwa von Wein- zu Obstbau oder von Obstbau zu Grünlandnutzung. Von einstigen Kalkmagerrasen am Lerchesberg oder Bornheimer Hang ist heute nichts mehr erhalten. Die schönsten Kalkmagerrasen befinden sich heute in den Schutzgebieten, sind aber weiterhin durch Nährstoffeintrag oder Flächenverlust bedroht.
Im Jahre 2014 wurde eine umfassende Bestandsaufnahme der hessischen Vorkommen der Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris) durchgeführt. Dabei konnten zahlreiche Vorkommen südlich des Mains nicht mehr bestätigt werden, während die individuen- und flächenmäßig größten Bestände nördlich des Mains in der Wetterau gefunden wurden. Im Vergleich zu allen von früher bekannten Vorkommen ist ein erheblicher Rückgang der Sumpf-Platterbse festzustellen. Für die verbliebenen Bestände werden Vorschläge zur Sicherung und Erhaltung gemacht sowie Anregungen zur Entwicklung gegeben.
Buchbesprechungen
(2015)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Dietz et al.: Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Weserhänge, Hessen-Forst: Artenschutzinfo Nr. 11, Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Natura 2000, Lippert & Meierott: Kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns, Starke-Ottich et al.: Stadtnatur im Wandel-Artenvielfalt in Frankfurt am Main.
Die Flechte Cladonia stygia (Fr.) Ruoss wurde anlässlich einer Bestandsaufnahme der Rentierflechten 2009 erstmals aus Hessen gemeldet. Da die Unterscheidung von der ähnlichen C. rangiferina (L.) F. H. Wigg. anhand morphologischer Merkmale oft unsicher ist, wurden molekulargenetische Daten zur Identifizierung der hessischen Belege der Art herangezogen. Phylogenetische Stammbäume auf der Grundlage von sechs mitochondrialen und nuklearen Genloci untermauern die Abgrenzung beider Arten. Nur zwei von sieben gemeldeten hessischen Vorkommen gehören nach diesen Ergebnissen zu C. stygia, die übrigen zu C. rangiferina. Eine gezielte Suche nach C. stygia und eine durch molekulargenetische Daten untermauerte Bestimmung der Belege erscheint notwendig, um den Status der Art in Hessen zuverlässig beurteilen zu können.
Bisher war nur ein durch DNA-Analyse bestätigtes Vorkommen der Weißen Seerose (Nymphaea alba) im Naturschutzgebiet „Bruderlöcher von Erfelden“ für Hessen bekannt. Nach einem Hinweis von Uta Hillesheim-Kimmel auf ein mögliches weiteres Vorkommen im Naturschutzgebiet „Sickler Teich bei Londorf“ wurden die betreffenden Pflanzen morphologisch begutachtet und dem gleichen DNA-Testverfahren (AFLP) unterzogen, welches für die Bestätigung des Vorkommens im NSG „Bruderlöcher von Erfelden“ verwendet wurde. Die Auswertung des Tests ergab, dass es sich bei den weißblühenden Seerosen im Sickler Teich tatsächlich um Nymphaea alba s. str. handelt. Drei Individuen haben die Entschlammung des Sickler Teichs in den Jahren 2008 und 2009 überlebt. Dieses ist damit das zweite durch DNA-Test bestätigte Vorkommen dieser in Hessen sehr seltenen Art.
Die Fundmeldungen in Band 29 von Botanik und Naturschutz in Hessen stammen von: Günther Blaich, Dirk Bönsel, Wolfgang Ehmke, Uta Engel, Christian Feuring, Hans-Joachim Flügel, Thomas Gregor, Arthur Händler, Sylvain Hodvina, Bernhard Kniep, Horst Kretzschmar, Detlef Mahn, Lenz Meierott, Annette Modl-Chalwatzis, Holger Uhlich, Kai-Uwe Nierbauer, Uwe Raabe, Michael Uebeler, Heinrich & Felix Wacker und Georg Zizka.
Anhand von zwei Fundorten im Reinhardswald wird über den Erstnachweis des Bunten Springkrautes (Impatiens edgeworthii) für Hessen berichtet. Die Pflanzen bilden individuenreiche Bestände auf leicht oder stärker gestörten Standorten in Lichtungen in oder am Rande bodensaurer Buchenwälder. Das Vorkommen wird in Beziehung zur Ausbreitungsgeschichte in Mitteleuropa gebracht und im Hinblick auf die potentielle Weiterentwicklung diskutiert. Eine Überprüfung der Identität durch Vergleich mit Typusbelegen, vertiefte Literaturauswertung und Untersuchung von Blüten und Samenmerkmalen ergab, dass es sich zweifelsfrei um I. edgeworthii handelt und nicht um die ebenfalls aus dem westlichen Himalaya stammenden und wegen habitueller Ähnlichkeit gelegentlich in Betracht gezogenen Arten I. pseudobicolor und I. lemannii.
Im Rahmen eines Monitorings wurden alle bislang bekannten hessischen Vorkommen des Hügel-Knäuelkrautes im Frühjahr 2015 erneut aufgesucht und dokumentiert. Für den größten Teil der untersuchten Wuchsorte sind Bestandsrückgänge zu verzeichnen, lediglich zwei Vorkommen sind stabil geblieben. Als einziger Wuchsort mit einer positiven Entwicklung ist das erst 1999 neu nachgewiesene Vorkommen im Naturschutzgebiet „Die Burg bei Unter-Widdersheim“ hervorzuheben, wo sich die Population vergößert hat. Nach Interpretation der Untersuchungsergebnisse führen vor allem Bodeneutrophierung und Nutzungsaufgabe sowie das Ausbleiben kleinräumiger Bodenverwundungen zu Rückgängen der Population. Neben gezielten Pflegemaßnahmen wie Entbuschungen und der Schaffung offener Bodenstellen scheint eine regelmäßige Beweidung förderlich für die Art zu sein. Um den Fortbestand von Scleranthus verticillatus in Hessen zu sichern, sind auch Wiederansiedlungen an erloschenen Wuchsorten in Betracht zu ziehen.
Buchbesprechungen
(2016)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Ackermann & Sachteleben: Identifizierung der Hotspots der Biologischen Vielfalt in Deutschland; Bellin-Harder: In der Schwebe. Vegetationsdynamik und Pflegeprognostik. Ein vegetationskundlicher Beitrag zur Gartendenkmalpflege am Beispiel der Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe, Kassel; Düll & Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die wichtigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt; Nassauischer Verein für Naturkunde: Zwischen Mittelrhein und Taunus. Naturschätze in Lorch am Rhein; Parolly & Rohwer: Schmeil-Fitschen. Die Flora Deutschlands und der angrenzenden Länder; Pusch et al: Die Botaniker Thüringens.
Buchbesprechungen
(2018)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Hessen Forst & Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (Hrsg.): Hessische Naturwaldreservate im Portrait.Stirnberg, Hessen Forst & Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (Hrsg.): Hessische Naturwaldreservate im Portrait. Weiherskopf, Kremer & Merz: Naturparadies Mittelrhein, Lehmann & Lübcke: Artenvielfalt im Naturpark Diemelsee, Lübcke: Die Ederaue bei Rennertehausen, Lüder: Grundkurs Pflanzenbestimmung, Jäger (Hrsg.): Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland.
2007 wurde vom Verfasser auf dem Großen Feldberg im Taunus ein Bestand des Grauen Alpendost (Adenostyles alliariae) entdeckt, der noch heute (2017) existiert. Der von der Art dominierte Pflanzenbestand kann als subalpine Hochstaudenflur (Verband Adenostylion, Ordnung Adenostyletalia, Klasse Betulo-Adenostyletea) eingestuft werden. Da der Große Feldberg früher regelmäßig von Botanikern aufgesucht wurde, ist es höchst wahrscheinlich, dass es sich um eine Neuansiedlung handelt. Weil in der Umgebung in jüngster Zeit mehrere Ansalbungen erfolgten, ist zu vermuten, dass es sich auch bei Adenostyles alliariae um eine Ansalbung handelt. Entsprechendes gilt wohl auch für den dort mit Adenostyles vergesellschafteten Blauen Eisenhut (Aconitum napellus). Aus Sicht des Schutzes der Biodiversität sind jegliche Ansalbungen zu verurteilen.
Im Rahmen der Kartierung der Gefäßpflanzenflora des Vor-, Hoch- und kammnahen Hintertaunus wurden vom Verfasser drei Amaranthus-Arten gefunden, für die in der Literatur bisher aus der gesamten Region Nordwest (A. caudatus und A. cruentus) oder zumindest aus dem Taunus (A. albus) keine Nachweise vorliegen. A. cruentus wurde auf einer Gartenbrache sowie auf einer in Gartennähe gelegenen Ackerbrache gefunden. Beide Pflanzenbestände lassen sich eindeutig dem Chenopodio-Oxalidetum, einer für bodensaure Standorte bezeichnenden Garten-Unkrautgesellschaft zuordnen. Kleine, aber dennoch blühende und fruchtende Individuen von A. caudatus wuchsen in Pflasterritzen im für derartige Standorte typischen Bryo-Saginetum und A. albus fand sich in einer zum wärmeliebenden Flügel der Klasse Artemisietea gehörenden, ansonsten aber nicht eindeutig klassifizierbaren Vergesellschaftung.