Sammlung Hessen
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Der Speierling ist eine südeuropäisch-submediterrane Baumart. Wegen seiner essbaren und als Weinzusatz nutzbaren Früchte wird er seit dem Altertum kultiviert. Dadurch ist der Status in Mitteleuropa teilweise unklar. In Deutschland befindet sich der Speierling an der Arealnordgrenze. Er kommt hier als Waldbaum selten an wärmebegünstigten und zumeist basenreichen Standorten vor, insbesondere im Zusammenhang mit ehemaliger Nieder- oder Mittelwaldnutzung. In Hessen hat der Speierling keine ursprünglichen Vorkommen. Die Vorkommen im Rhein-Main-Tiefland (Region SW) sind kulturbedingt oder es handelt sich dabei um spontane Einzelvorkommen. Die bisher als indigen angesehenen Vorkommen im Oberen Mittelrheintal, Rheingaugebirge, Wispertaunus (alle Region NW) und Rheingau (Region SW) werden aufgrund von Quellenrecherchen neu bewertet und als Kulturrelikte (Verwilderung) angesehen (Statusvorschläge: T für die Regionen Nordwest und Südwest).
Der Frankfurter Botaniker Martin Dürer (1842–1921) hinterließ umfangreiche Notizen zur Frankfurter Pflanzenwelt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Diese Daten wurden mit dem heutigen Zustand verglichen, dabei stand der Wandel von 6 Kalkgebieten in Frankfurt im Vordergrund. In allen Gebieten kam es zu einem massiven Artenschwund. Selbst in den Schutzgebieten "Am Berger Hang" und "Berger Warte" sind bis zu 50% der Arten im Laufe der letzten 120 Jahre verschwunden. Der größte Artenschwund hat am Lohrberg stattgefunden. Hier konnten von ehemals 44 Arten nur noch 2 Arten wiedergefunden werden. Hauptgrund für den Artenschwund sind Landnutzungsänderungen. Zum einen wurden einige Gebiete direkt bebaut und in Wohngebiete umgewandelt. Zum anderen änderte sich in den heute unbebauten Gebieten die Bewirtschaftung, etwa von Wein- zu Obstbau oder von Obstbau zu Grünlandnutzung. Von einstigen Kalkmagerrasen am Lerchesberg oder Bornheimer Hang ist heute nichts mehr erhalten. Die schönsten Kalkmagerrasen befinden sich heute in den Schutzgebieten, sind aber weiterhin durch Nährstoffeintrag oder Flächenverlust bedroht.
Im Jahre 2014 wurde eine umfassende Bestandsaufnahme der hessischen Vorkommen der Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris) durchgeführt. Dabei konnten zahlreiche Vorkommen südlich des Mains nicht mehr bestätigt werden, während die individuen- und flächenmäßig größten Bestände nördlich des Mains in der Wetterau gefunden wurden. Im Vergleich zu allen von früher bekannten Vorkommen ist ein erheblicher Rückgang der Sumpf-Platterbse festzustellen. Für die verbliebenen Bestände werden Vorschläge zur Sicherung und Erhaltung gemacht sowie Anregungen zur Entwicklung gegeben.
Buchbesprechungen
(2015)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Dietz et al.: Hessische Naturwaldreservate im Portrait: Weserhänge, Hessen-Forst: Artenschutzinfo Nr. 11, Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Natura 2000, Lippert & Meierott: Kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns, Starke-Ottich et al.: Stadtnatur im Wandel-Artenvielfalt in Frankfurt am Main.
Die Flechte Cladonia stygia (Fr.) Ruoss wurde anlässlich einer Bestandsaufnahme der Rentierflechten 2009 erstmals aus Hessen gemeldet. Da die Unterscheidung von der ähnlichen C. rangiferina (L.) F. H. Wigg. anhand morphologischer Merkmale oft unsicher ist, wurden molekulargenetische Daten zur Identifizierung der hessischen Belege der Art herangezogen. Phylogenetische Stammbäume auf der Grundlage von sechs mitochondrialen und nuklearen Genloci untermauern die Abgrenzung beider Arten. Nur zwei von sieben gemeldeten hessischen Vorkommen gehören nach diesen Ergebnissen zu C. stygia, die übrigen zu C. rangiferina. Eine gezielte Suche nach C. stygia und eine durch molekulargenetische Daten untermauerte Bestimmung der Belege erscheint notwendig, um den Status der Art in Hessen zuverlässig beurteilen zu können.
Bisher war nur ein durch DNA-Analyse bestätigtes Vorkommen der Weißen Seerose (Nymphaea alba) im Naturschutzgebiet „Bruderlöcher von Erfelden“ für Hessen bekannt. Nach einem Hinweis von Uta Hillesheim-Kimmel auf ein mögliches weiteres Vorkommen im Naturschutzgebiet „Sickler Teich bei Londorf“ wurden die betreffenden Pflanzen morphologisch begutachtet und dem gleichen DNA-Testverfahren (AFLP) unterzogen, welches für die Bestätigung des Vorkommens im NSG „Bruderlöcher von Erfelden“ verwendet wurde. Die Auswertung des Tests ergab, dass es sich bei den weißblühenden Seerosen im Sickler Teich tatsächlich um Nymphaea alba s. str. handelt. Drei Individuen haben die Entschlammung des Sickler Teichs in den Jahren 2008 und 2009 überlebt. Dieses ist damit das zweite durch DNA-Test bestätigte Vorkommen dieser in Hessen sehr seltenen Art.
Die Fundmeldungen in Band 29 von Botanik und Naturschutz in Hessen stammen von: Günther Blaich, Dirk Bönsel, Wolfgang Ehmke, Uta Engel, Christian Feuring, Hans-Joachim Flügel, Thomas Gregor, Arthur Händler, Sylvain Hodvina, Bernhard Kniep, Horst Kretzschmar, Detlef Mahn, Lenz Meierott, Annette Modl-Chalwatzis, Holger Uhlich, Kai-Uwe Nierbauer, Uwe Raabe, Michael Uebeler, Heinrich & Felix Wacker und Georg Zizka.
Anhand von zwei Fundorten im Reinhardswald wird über den Erstnachweis des Bunten Springkrautes (Impatiens edgeworthii) für Hessen berichtet. Die Pflanzen bilden individuenreiche Bestände auf leicht oder stärker gestörten Standorten in Lichtungen in oder am Rande bodensaurer Buchenwälder. Das Vorkommen wird in Beziehung zur Ausbreitungsgeschichte in Mitteleuropa gebracht und im Hinblick auf die potentielle Weiterentwicklung diskutiert. Eine Überprüfung der Identität durch Vergleich mit Typusbelegen, vertiefte Literaturauswertung und Untersuchung von Blüten und Samenmerkmalen ergab, dass es sich zweifelsfrei um I. edgeworthii handelt und nicht um die ebenfalls aus dem westlichen Himalaya stammenden und wegen habitueller Ähnlichkeit gelegentlich in Betracht gezogenen Arten I. pseudobicolor und I. lemannii.
Im Rahmen eines Monitorings wurden alle bislang bekannten hessischen Vorkommen des Hügel-Knäuelkrautes im Frühjahr 2015 erneut aufgesucht und dokumentiert. Für den größten Teil der untersuchten Wuchsorte sind Bestandsrückgänge zu verzeichnen, lediglich zwei Vorkommen sind stabil geblieben. Als einziger Wuchsort mit einer positiven Entwicklung ist das erst 1999 neu nachgewiesene Vorkommen im Naturschutzgebiet „Die Burg bei Unter-Widdersheim“ hervorzuheben, wo sich die Population vergößert hat. Nach Interpretation der Untersuchungsergebnisse führen vor allem Bodeneutrophierung und Nutzungsaufgabe sowie das Ausbleiben kleinräumiger Bodenverwundungen zu Rückgängen der Population. Neben gezielten Pflegemaßnahmen wie Entbuschungen und der Schaffung offener Bodenstellen scheint eine regelmäßige Beweidung förderlich für die Art zu sein. Um den Fortbestand von Scleranthus verticillatus in Hessen zu sichern, sind auch Wiederansiedlungen an erloschenen Wuchsorten in Betracht zu ziehen.
Buchbesprechungen
(2016)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Ackermann & Sachteleben: Identifizierung der Hotspots der Biologischen Vielfalt in Deutschland; Bellin-Harder: In der Schwebe. Vegetationsdynamik und Pflegeprognostik. Ein vegetationskundlicher Beitrag zur Gartendenkmalpflege am Beispiel der Löwenburg im Bergpark Wilhelmshöhe, Kassel; Düll & Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die wichtigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt; Nassauischer Verein für Naturkunde: Zwischen Mittelrhein und Taunus. Naturschätze in Lorch am Rhein; Parolly & Rohwer: Schmeil-Fitschen. Die Flora Deutschlands und der angrenzenden Länder; Pusch et al: Die Botaniker Thüringens.
Buchbesprechungen
(2018)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Hessen Forst & Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (Hrsg.): Hessische Naturwaldreservate im Portrait.Stirnberg, Hessen Forst & Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (Hrsg.): Hessische Naturwaldreservate im Portrait. Weiherskopf, Kremer & Merz: Naturparadies Mittelrhein, Lehmann & Lübcke: Artenvielfalt im Naturpark Diemelsee, Lübcke: Die Ederaue bei Rennertehausen, Lüder: Grundkurs Pflanzenbestimmung, Jäger (Hrsg.): Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland.
2007 wurde vom Verfasser auf dem Großen Feldberg im Taunus ein Bestand des Grauen Alpendost (Adenostyles alliariae) entdeckt, der noch heute (2017) existiert. Der von der Art dominierte Pflanzenbestand kann als subalpine Hochstaudenflur (Verband Adenostylion, Ordnung Adenostyletalia, Klasse Betulo-Adenostyletea) eingestuft werden. Da der Große Feldberg früher regelmäßig von Botanikern aufgesucht wurde, ist es höchst wahrscheinlich, dass es sich um eine Neuansiedlung handelt. Weil in der Umgebung in jüngster Zeit mehrere Ansalbungen erfolgten, ist zu vermuten, dass es sich auch bei Adenostyles alliariae um eine Ansalbung handelt. Entsprechendes gilt wohl auch für den dort mit Adenostyles vergesellschafteten Blauen Eisenhut (Aconitum napellus). Aus Sicht des Schutzes der Biodiversität sind jegliche Ansalbungen zu verurteilen.
Im Rahmen der Kartierung der Gefäßpflanzenflora des Vor-, Hoch- und kammnahen Hintertaunus wurden vom Verfasser drei Amaranthus-Arten gefunden, für die in der Literatur bisher aus der gesamten Region Nordwest (A. caudatus und A. cruentus) oder zumindest aus dem Taunus (A. albus) keine Nachweise vorliegen. A. cruentus wurde auf einer Gartenbrache sowie auf einer in Gartennähe gelegenen Ackerbrache gefunden. Beide Pflanzenbestände lassen sich eindeutig dem Chenopodio-Oxalidetum, einer für bodensaure Standorte bezeichnenden Garten-Unkrautgesellschaft zuordnen. Kleine, aber dennoch blühende und fruchtende Individuen von A. caudatus wuchsen in Pflasterritzen im für derartige Standorte typischen Bryo-Saginetum und A. albus fand sich in einer zum wärmeliebenden Flügel der Klasse Artemisietea gehörenden, ansonsten aber nicht eindeutig klassifizierbaren Vergesellschaftung.