Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, Jahrgang 34 (1997), Heft 1
Refine
Year of publication
- 1997 (25)
Language
- German (25)
Has Fulltext
- yes (25)
Is part of the Bibliography
- no (25)
Bei der Bewertung der Naturnähe und der Biotopeignung der heute mehr oder weniger stark anthropogen beeinflussten Fließgewässer spielt neben der Wasserqualität die Gewässerstruktur des Potamals eine besondere Rolle. Dies ist durch das Vorkommen (bzw. Fehlen) von einigen Indikatororganismen zu bewerten. Dazu gehören zweifellos einige stenöke libellenarten, die mit ihren an spezielle Strukturen gebundenen, mehrjährigen Larvenstadien zur Indikation der Fließgewässer bestens geeignet sind. Durch die bisher allgemein gebräuchliche intensive Landnutzung sind solche Fließgewässerindikatoren jedoch entweder bereits ausgestorben (Rote-liste-Kategorie 0), oder sie gehören zu den vom Aussterben bedrohten Rote-liste-Arten (Kategorie 1) bzw. zu den stark gefährdeten Rote-Liste-Arten (Kategorie 2).
Dem Weißstorch, als einem Symboltier des Naturschutzes, wurde schon seit jeher große Aufmerksamkeit und Beliebtheit zuteil. Dennoch schützte ihn diese nicht vor Beeinflussungen, die zu negativen Bestandsentwicklungen führten. Die Bemühungen, diese Entwicklung aufzuhalten und umzukehren, gipfelten 1979 in der DDR durch die nicht hoch genug einzuschätzende Tätigkeit von Kurt Kretschmann und seiner Frau (Bad Freienwalde) in der Gründung des "Arbeitskreises Weißstorch". Sie fanden ihre Fortsetzung in der BAG Weißstorchschutz des Naturschutzbundes Deutschland. Ein förderndes Instrument des Weißstorchschutzes, nicht nur für Sachsen-Anhalt, ist die Durchführung des "Storchentages" in Loburg.
Am 27. April 1932 wurde Helmut Tauchnitz in Piesteritz geboren. Sein Einsatz für die Erkundung der Vogelwelt und ihren Schutz wurzelt in einem früh geprägten Interesse an der Natur. Er kann sich noch lebhaft an erste Begegnungen mit Wiedehopf und Bekassine am Rande der Dübener Heide erinnern. Entscheidende Anregungen erfuhr er durch den erfahrenen Vogelberinger Karl Forchner in Halle. Vom Mai 1957 an begleitete er diesen jeden Sonntag, half beim Vogelfang und übernahm von dem versierten Vogelkenner reiches Wissen über morphologische Feinheiten, Zuggewohnheiten und Stimmen der Vögel.
Wie die Erfahrung lehrt, ist Vereinigung im Allgemeinen nicht so schnell realisierbar; die deutsche im Besonderen erweist sich als recht schleppend. Da machen auch die Herpetologen keine Ausnahme; erst nach längerer Verzögerung liegt nun mit dem ersten Band der "Zeitschrift für Feldherpetologie" das schriftliche Ergebnis ihrer Vereinigung vor. Aus dem "Jahrbuch für Feldherpetologie" (West) und dem Kulturbundheft "Feldherpetologie" (Ost) hervorgegangen, muss sich der "Bastard" nun den rauhen Umweltbedingungen, also der Marktwirtschaft, stellen.
Dem Vorkommen von Egeln (Hirudineen) wird im Allgemeinen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Doch stellen verschiedene Arten recht hohe Ansprüche an ihren Lebensraum, so dass ihr Auftreten ein Beleg für gute Wasserqualität der von ihnen besiedelten Gewässer ist. Der Verfasser stellte sich im Auftrag der Biosphärenreservatsverwaltung "Mittlere Eibe" die Aufgabe, in ausgewählten Gewässern des Biosphärenreservats die Egelarten und deren Häufigkeit zu ermitteln, um damit eine Grundlage zur Bewertung der Eignung dieses Gebietes als Lebensstätte für Egel zu erhalten. Die Erfassung der Egelfauna in einem bestimmten Gebiet ist aber auch deshalb notwendig, da so die Verbreitung, Häufigkeit und etwaige Gefährdung der einzelnen Arten ermittelt werden können. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse sollten der Erstellung einer Roten Liste dienlich sein. Es wäre im Sinne der Erhaltung des Naturreichtums wünschenswert, wenn seltene Egelarten bundesweiten, zumindest aber regionalen Schutz genießen würden.
Dr. Wolfram Jakobs gestorben
(1997)
Nach langer schwerer Krankheit starb am 8. August 1996 im Alter von 60 Jahren der im Naturschutz des Kreises Wittenberg aktive und besonders bei den Herpetologen und Libellenfreunden wohlbekannte Dr. Wolfram Jakobs. Trotz des Wissens um die unheilbare Krankheit kam sein Tod für viele seiner Freunde und Mitstreiter unverhofft, hatte er doch bis zum Ende seinen Lebensmut behalten. Noch zwei Wochen vor seinem Tod bestimmte er, obwohl bettlägerig, die ihm vorgelegten Libellen.
Am 1. Mai 1997 vollendete der weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts bekannte Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby, Herr Dr. Max Dornbusch, sein 65. Lebensjahr. Als glückliche Fügung des Lebens konnte nahezu Taggenau auch auf die 65jährige Geschichte der traditionsreichen Steckbyer Vogelschutzeinrichtung zurückgeblickt werden. Ein solcher Rückblick war und ist angebracht, da die letzten 35 Lebens-/ Arbeitsjahre des Jubilars ganz der Entwicklung, der Ausstrahlung und dem Fortbestand der Steckbyer Naturschutzeinrichtung gewidmet waren.
Die Bedeutung der Höhlen des Schwarzspechtes (Dryocopus martius) für die nachnutzenden Tierarten ist unbestritten und in einer Vielzahl von Publikationen dokumentiert (z. B. Kühlke 1985, Lang; Rost 1990). Eine ähnliche "Schlüsselfunktion" wird dem Buntspecht (Picoides maior) zugeschrieben, doch gibt es darüber vergleichsweise nur wenige Untersuchungen (z.B. Prill 1987). Allgemein wird angenommen, dass auch die Höhlen dieser Spechtart für die Kleinhöhlenbrüter und andere höhlenbewohnende Tierarten von essentieller Bedeutung sind.