Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 12 (1992)
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Die Wernershöhe (Landkreis Hildesheim) ist eine waldfreie Hochfläche in den Sieben Bergen bei Alfeld, die von artenreichen und aus naturschützerischer Sicht wertvollen Kalkhalbtrockenrasen und Kalkbuchenwäldern umgeben ist. Auf Grund der relativ extensiven Bewirtschaftung tragen die flachgründigen Kalkverwitterungsböden noch gut ausgebildete Bestände der Nachtlichtnelken-Gesellschaft (Papaveri-Melandrietum noctiflori) mit vielen seltenen Ackerwildkräutern. Um diese Ackerbegleitflora nicht durch eine Nutzungsaufgabe zu gefährden, werden seit fünf Jahren 32 ha Ackerflächen im Sinne des Ackerwildkrautschutzes bewirtschaftet. Die Bevorzung von Wintergetreidearten und standortgemäßen Kultursorten, die geringe Saatdichte, der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und eine reduzierte Düngung im Rahmen des biologisch-dynamischen Landbaus haben zur Erhaltung und weiteren Ausbreitung der Nachtlichtnelken-Gesellschaft beigetragen. Die gesellschaftsspezifische Entwicklung im Bestandesinneren sowie die hohe Arten- und Individuenzahl von Rote Liste-Arten unterstreichen die überregionale Bedeutung dieses Gebietes für den Schutz von Ackerwildkräutern.
Wachstum und Reproduktion von Potamogeton praelongus im Großensee wurden zwischen 1984 und 1990 untersucht. Dabei wurde bevorzugt eine nicht-destruktive Arbeitsweise verwendet; Beziehungen zwischen morphologischen Daten und Trockenmasse für Horizontal- und Vertikalsprosse wurden erstellt. Bestandsdichte und errechnete Trockenmasse erreichten im August die höchsten Werte (Untersuchungszeitraum Mai bis Oktober 1984). Die maximale Trockenmasse eines Sproßkomplexes (zwischen Oktober 1984 und Oktober 1985) wurde zu 8,5 g bestimmt. Die Reproduktion erfolgt ausschließlich durch Endknospen der Horizontalsprosse. Seit 1988 wird zunehmende Reduktion der Horizontalsprosse und Zusammenbruch der Population beobachtet; als Ursache wird Lichtmangel vermutet.
Geeignete Beispiele dokumentieren die in Mitteleuropa erkennbaren, homotonen Nymphaeiden-Assoziationen samt Untereinheiten (Tab. 1 — 5). Ihre charakteristische Artenverbindung, Struktur, ökologischen Bedingungen, regionale Verbreitung, Gliederung, Kontakte, Vorkommenshäufigkeit und eventuelle Gefährdung werden kurz erläutert. Syntaxonomische Fragen und Vorschläge zur Einordnung in ein europaweit anwendbares System beschließen die Zusammenstellung (Tab. 6). Neue Syntaxa sind: Myriophyllo-Nupharenion, Utriculario-Nymphaeetum albae, Utriculario-Nymphaeetum candidae, Nymphoidion und Nupharo-Nymphaeea.
Die Dynamik der Ufervegetation eines polytrophen Staugewässers im Thüringer Becken (BRD, Thüringen) wurde auf der Grundlage zehnjähriger Dauerquadratuntersuchungen an einem senkrecht zur Uferlinie angelegten Transekt-Profil beschrieben. Dabei wurde eine vom jeweiligen Wasserstandsverlauf abhängige hohe Dynamik der Vegetationszonierung erfasst, die den Verlauf der sekundär progressiven Sukzession mehr oder weniger stark überlagert hat. Die Vegetationsglieder des feuchteabhängigen Vegetationskomplexes gingen bei Veränderungen des Wasserstandsverlaufes syngenetisch ineinander über. Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum eine beträchtliche Ausdehnung des Weidengehölzes, verbunden mit der Beeinträchtigung beschatteter Phytozönosen, eine relativ schnelle Reaktion von Rohrglanzgras-Röhricht und Flutrasen auf Veränderungen des Wasserfaktors sowie eine schnelle Besiedlung von zeitweilig entstandenen Vegetationslücken durch Polygonum amphibium dokumentiert. Besondere Aufmerksamkeit wurde der räumlichen und strukturellen Dynamik des Schilfröhrichts gewidmet. Der Rückgang des Schilfröhrichts (sogen. "Schilfsterben") und Veränderungen der Vitalität werden diskutiert. Rückgangsmuster und die Schwankungen von Struktur und Vitalität können am überzeugendsten durch Veränderungen des Standortsmilieus am Gewässerboden (anaerobe Abbauprozesse und Entstehung phytotoxischer Substanzen) erklärt werden.
Nach Nutzungsaufgabe ehemals artenreicher Feuchtwiesen (Senecioni-Brometum racemosi) der Talauen entwickelten sich artenarme Hochstaudenfluren. Das qualitative Ausmaß der Veränderungen konnte am Beispiel des mittleren Ostetals durch den Vergleich genauer Vegetationskarten und Dauerquadrataufnahmen analysiert werden. Der drastische Artenzahlrückgang ist verbunden mit der Dominanz weniger, hochwüchsiger Arten. Phalaridetum, Glycerietum, Filipendula- und Convolvuletalia-Gesellschaften sind auch noch nach 30 Jahren Brache Folgegesellschaften des Senecioni-Brometum. Aufgrund ihrer Konstitutionsmerkmale (Nährstoffakkumulation, Phytomasseproduktion und Fähigkeit, mit kräftigen Rhizomausläufern hohe Streuauflagen zu durchwachsen) sind Filipendula, Glyceria oder Phalaris in der Lage, in allen Ausbildungen der Sumpfdotterblumen-Wassergreiskrautwiesen schnell die Vorherrschaft zu gewinnen. Standorttypische Gehölze benachbarter Alno-Ulmion-Gesellschaften konnten sich infolge starker Beschattung noch nicht etablieren. Nach Wiederaufnahme der Nutzung ist bereits in den ersten 3 Jahren ein gravierender Ertragsrückgang festzustellen. In den nicht gedüngten Mädesüß-, Wasserschwaden- und Rohrglanzgras-Brachen wird bei zweimaliger Mahd bereits nach 3 Jahren eine erfolgsversprechende Restitution artenreicher Sumpfdotterblumenwiesen eingeleitet: viele Kennarten charakterisieren den rapiden Anstieg der Artenzahl. Die Reversibilität der Bracheentwicklung kann mit einer schnellen "biologischen Auslagerung" der naturnahen (nicht meliorierten) Brachestandorte erklärt werden.
Beitrag zur Kenntnis der Molinietalia-Gesellschaften im Becken Liptovská kotlina (N-Slowakei)
(1992)
In der submontanen Stufe des Beckens Liptovská kotlina (Meereshöhe 480—700 m) wurden in den sechziger Jahren fünf Assoziationen der Ordnung Molinietalia festgestellt und analysiert. Sie sind durch das Scirpetum sylvatici (2 Subassoziationen), Cirsietum rivularis (5 Subassoziationen), Chaerophyllo hirsuti-Filipenduletum, Lysimachio vulgaris-Filipenduletum und Filipendulo-Geranietum palustris (5 Subassoziationen) vertreten. Neu beschrieben werden das Cirsietum rivularis geranietosum palustris und das Filipendulo-Geranietum palustris phalaridetosum arundinaceae. Drei seltene Subassoziationen: das Chaerophyllo hirsuti-Filipenduletum petasitetosum hybridi, das Lysimachio vulgaris-Filipenduletum caricetosum acutiformis und das Filipendulo-Geranietum palustris caricetosum paniculatae kommen auch in den österreichischen Nordostalpen vor. Ein Vergleich mit den Aufnahmen derselben Syntaxa (Assoziationen, Subassoziationen), die RUZICKOVÁ an anderen Stellen 7—9 Jahre später aufgenommen hat (RUZICKOVÁ 1986), ergibt in der Struktur desselben Syntaxons keine wesentlichen Unterschiede in Bezug zur pflanzensoziologischen Klassifikation.
Rasen mit Dactylorhiza sambucina (L.) Soó am Brotjacklriegel im Vorderen Bayerischen Wald (Bayern)
(1992)
Am Brotjacklriegel (Vorderer Bayerischer Wald) wächst Dactylorhiza sambucina im Arrhenatherion (Arrhenatheretum elatioris, montane Alchemilla-Form), im Violion caninae (Hyperico-Polygaletum) sowie in synsystematisch z.T. schwer fassbaren Sukzessionsstadien. Dadurch, daß ein Großteil der von Brachfallen und Aufforstung bedrohten Bergmagerwiesen mit Dactylorhiza sambucina nicht unter den Schutz nach Art. 6d(l) des Bayerischen Naturschutzgesetzes fällt, zeigt sich ein Verordnungsdefizit. Ein pflanzensoziologischer Vergleich verschiedener europäischer Vorkommen ergibt eine recht unterschiedliche Vergesellschaftung von Dactylorhiza sambucina. Für die Vorkommen nördlich der Alpen kann festgestellt werden, daß in tieferen Lagen (etwa in der Auvergne, in den Süd-Vogesen, im Saar-Nahe-Bergland, in Südmähren) eine enge Bindung an Silikattrockenrasen, in höheren Mittelgebirgslagen (etwa in den Hoch-Vogesen, im Südschwarzwald, im Franken- und Thüringer Wald, im Bayerischen und Böhmer-Wald) an Borstgrasen und Bergmagerwiesen gegeben ist. Ähnliche Präferenzen lassen sich auch im (Süd-) Alpenraum feststellen. Um die genetische Variabilität dieser in Deutschland stark bedrohten Art zu erhalten, muss der Schutz, die langfristige Sicherung und Sanierung sämtlicher Restvorkommen von Dactylorhiza sambucina ein vorrangiges Ziel des Artenschutzes sein.
Festuca versicolor subsp. pallidula ist eine endemische Sippe der Nordöstlichen Kalkalpen (östliches Osterreich). Sie bildet kleinflächige, lockere Bestände an Kalk- oder Dolomitstandorten in der Bergwaldstufe. Die von ihr aufgebaute Gesellschaft wird als eigenständiger Vegetationstyp erkannt und als Athamanto-Festucetum pallidulae (Seslerion albicantis) beschrieben. In ihrer typischen Zusammensetzung erweist sich diese Gesellschaft als eine Mischung von Elementen sowohl der Asplenietea trichomanis, Thlaspietea rotundifolii, Seslerietea albicantis als auch der thermophilen Festuco-Brometea. Mittels numerisch-syntaxonomischer Methoden (Ordination und Cluster-Analyse) werden die synsystematischen Beziehungen des Athamanto-Festucetum pallidulae zu ähnlichen calciphilen Pflanzengesellschaften untersucht.
Eine neu beschriebene Assoziation, das Veronico officinalis-Hieracietum murorum ass. nov. wird soziologisch und ökologisch umfassend dargestellt. Sie ist in die Klasse Trifolio-Geranietea sanguinei nicht einzuordnen. Weitere Untersuchungen führen dazu, die Melampyro-Holcetea mollis nova als Klasse der helio-thermophil-azidoklinen Saumgesellschaften zu bestätigen und zu begründen. Kennarten dieser Klasse fallen mit denen der Ordnung und des Verbandes zusammen, da vorerst nur eine Ordnung Teucrio-Melampyretalia ord. nova mit dem Verband Melampyrion pratense Passarge 1967 aufzustellen ist. Die Kennarten sind Melampyrum pratense ssp. vulgatum, Teucrium scorodonia und Holcus mollis, die bisher als Kennarten des Quercion robori-petraeae galten.
In der vorliegenden Studie werden die Trifolio-Geranietea-Gesellschaften der nordbayerischen Muschelkalk- und Keupergebiete mit Einzelaufnahmen und Stetigkeitstabelle belegt. Floristische Zusammensetzung, Standortsabhängigkeit sowie die Kontaktgesellschaften werden geschildert. Ihre Verbreitung wird in Karten dokumentiert. Anmerkungen zur Natürlichkeit der Bestände sowie eine Bewertung des Gefährdungsgrades der Gesellschaften beschließen die Arbeit.