Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 12 (1992)
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In einem 50 qm großen, im Naturschutzgebiet "Heiliges Meer" bei Hopsten gelegenen Dauerquadrat nahm das Heidekraut (Calluna vulgaris) von 1985 bis 1987 sehr stark ab. Der Rückgang beruht auf strengen Frösten bei fehlender oder lückiger Schneedecke der vorhergehenden Winter, in denen Calluna erfror. Dementsprechend vermehrten sich der Kleine Ampfer (Rumex acetosella) und die Jungbirken (Betula pendula und B. pubescens). 1988 nahmen die Flechten vorübergehend zu.
Die Wälder von Rotföhre (Pinus sylvestris) und Spirke (Pinus mugo subsp. uncinata) im Fernpaßgebiet (Tirol) wurden pflanzensoziologisch untersucht. Das Lycopodio annotini-Pinetum mugo wird als neue Gesellschaft beschrieben. Dieser Spirkenwald besiedelt steile Nordhänge über Bergsturzschutt aus Kalk- und Dolomitmaterial; seine Moosschicht wird von Sphagnum quinquefarium dominiert. Es wird außerdem der Versuch gemacht, mit Hilfe der Zeigerwerte von ELLENBERG die verschiedenen vorgefundenen Pflanzengesellschaften ökologisch zu charakterisieren.
Zur Kennzeichnung der vegetationsgeographischen Stellung schleswig-holsteinischer Laubwaldgesellschaften im nordmitteleuropäischen Tiefland wurden Alno-Ulmion-, Fagion- und Quercion-Gesellschaften dieses Raumes floristisch verglichen. Es zeigt sich, daß neben atlantisch-subatlantisch verbreiteten Sippen (Lonicera periclymenum, Hedera helix, Ilex aquifolium, Rubus fruticosus agg.) Vertreter des borealen Florenelements (Equisetum pratense, Trientalis europaea) im Artengefüge naturnaher Waldgesellschaften Schleswig-Holsteins auftreten. Innerhalb des Landes weisen die genannten Sippen eine gebietsspezifische Verteilung auf: In der Altmoräne trägt die Vegetationszusammensetzung atlantische, in der Jungmoräne eher subatlantische Züge. Borealer Einfluß ist in der Altmoräne und im Landesteil Schleswig stärker ausgeprägt. Möchte man diese Befunde mit einer vegetationsgeographischen Gliederung des nordmitteleuropäischen Tieflands zur Deckung bringen, so ist die von MEUSEL et al. (1965) gegebene Einteilung am besten geeignet. Danach lässt sich die Altmoräne Schleswig-Holsteins zur Jütischen Bezirksgruppe der Atlantischen Florenprovinz, die Jungmoräne dagegen zur Sundischen Unterprovinz der Subatlantischen Florenprovinz zuordnen.
Wegen der klimatischen Gegensätze zwischen den zentralen Gebirgen, dem Pannonischen Tiefland und den mediterranen Südküsten sowie aufgrund des stark zerteilten Reliefs in den ausgedehnten Kalkgebieten der dinarischen Karstgebirge und der adriatischen Inselwelt ist die Gefäßpflanzenflora Kroatiens sehr artenreich. Es kommen 4300 Taxa mit 703 Endemiten und eine mannigfaltige Vegetation mit 274 klimazonalen bzw. an Sonderstandorte gebundenen Pflanzengesellschaften unterschiedlicher Umweltbedingungen und Artenzusammensetzung vor. Die Klimaxwälder bilden zwei Haupttypen der Höhenzonierung: die nördliche oder kontinentale mit sechs Klimaxgesellschaften und die südliche oder mediterrane in Dalmatien mit acht orographischen Klimaxgesellschaften. Daneben existieren 14 besonders üppige (optimale) Protoklimaxgesellschaften in Karstdepressionen und Flußcanyons, 19 verschiedene xero-basiphile Felswälder an windexponierten Standorten und Karststeilhängen sowie 17 seltenere azidophile Paraklimaxwälder der Silikatgesteine. Die Typen der natürlicherweise baumfreien Dauergesellschaften auf edaphischen Sonderstandorten umfassen 28 verschiedene Gesellschaften windbedingter Grasländer an Gebirgs-Windecken und stürmischen Meeresküsten, ausgedehnte Geröllhalden mit 19 Gesellschaften entlang der vielen Karststeilhänge, eine Höhenzonierung von artenreichen paläoendemischen Spaltenpflanzen mit 39 Gesellschaften auf riesigen Kalkabstürzen und 18 verschiedene skiophytische Farngesellschaften in zahlreichen schattigen Höhlen und Schluchten Kroatiens. Die Sumpfgesellschaften und die degradierte anthropogene Vegetation sind hier größtenteils ähnlich wie im übrigen Südeuropa.
Eine Ansprache des Standorts unter Verwendung des arithmetischen Mittels der Zeigerzahlen nach ELLENBERG (1974, 1979, 1991) ist mathematisch bedenklich. Als eine Alternative wurde von MÖLLER (1987) der nach der primären Häufigkeitstabelle bestimmte Median vorgestellt. Da dieser nur begrenzt aussagefähig ist, empfehlen KOWARIK & SEIDLING (1989) die Berechnung des Medians auf der Basis einer sekundären Häufigkeitstabelle (Tabelle mit Klasseneinteilung) mit Interpolation innerhalb der Medianklasse. Da dieses Vorgehen unter mathematischen Aspekten problematisch ist, wird es als Ersatz für das arithmetische Mitteln von Zeigerzahlen abgelehnt. Es wird vorgeschlagen, den nach der primären Häufigkeitstabelle erhaltenen Median durch seine Position innerhalb der Medianklasse zu ergänzen. Hierdurch werden die von MÖLLER (1987) aufgezeigten Nachteile des Medians überwunden.
Syntaxonomische Klassifizierung von Pflanzengesellschaften unter Anwendung der deduktiven Methode
(1992)
Es werden die allgemeinen Voraussetzungen für die Anwendung der deduktiven Methode bei der syntaxonomischen Klassifizierung behandelt. 1. Die deduktive Methode (s. KOPECKY 1978, KOPECKY & HEJNY 1978) stellt eine Weiterentwicklung der Schule von BRAUN-BLANQUET dar. 2. Die deduktive Methode kann man nur in Gebieten anwenden, deren Vegetation schon auf induktive Weise bearbeitet wurde (z.B. das mitteleuropäische Gebiet im weitesten Sinne). 3. Die nach der deduktiven Methode beschriebenen Gesellschaftstypen (Basal- und Derivatgesellschaften) werden in das System der induktiv erarbeiteten höheren Einheiten (Klassen, Ordnungen und Verbände) von oben (deduktiv) eingereiht, und zwar nach dem Vorkommen der Bestimmungsmerkmale (Kenn- und Trennarten) der betreffenden höheren Einheiten. Deshalb muß der diagnostische Wert einzelner Arten im gegebenen Gebiet genügend bekannt sein. Das "Hilfsnetz" der abstrakten höheren Einheiten wird nach einer der bereits vorhandenen Gebietsmonographien definiert. 4. Bei der Anwendung der deduktiven Methode kann jeder aufgenommene Bestand (jede Phytozönose) in das System von höheren Einheiten eingereiht werden. Es kann jedoch nicht jede Phytozönose (jeder Bestand) als eine selbständige Basal-, Derivatgesellschaft oder Assoziation angesehen werden. Als einen Gesellschaftstyp (Basal-, Derivatgesellschaft oder Assoziation) bezeichnen wir nur eine solche Gruppe von Phytozönosen (mindestens 5 Aufnahmen), die zu einer sich wiederholenden Reproduktion in einer ähnlichen Artenzusammensetzung an mehreren Fundstellen fähig sind. 5. Für eine Typisierung und Einreihung der Basal- und Derivatgesellschaften in das System ist die Stetigkeit der in den aufgenommenen Beständen vorkommenden Arten entscheidend. 6. Die Basal- und Derivatgesellschaften, die eine "Zwischenstellung" zwischen zwei oder mehreren höheren Einheiten des Systems einnehmen, werden zu den Einheiten (im Rahmen der betreffenden Klassen) eingereiht, deren Kenn- und Trennarten mit höchster Stetigkeit in den Beständen vorkommen (Tab. 2). 7. Die Nomenklatur der Basal- und Derivatgesellschaften richtet sich nach den von KOPECKY (1978) oder KOPECKY & HEJNY (1978) angeführten Regeln. Es sind weitere Ergänzungen angeführt.
Nach der Erörterung Von Problemen eines Gesellschaftssystems auf der Grundlage von Charakterarten wird festgestellt, daß nur so eine großräumige, überschaubare Gliederung möglich erscheint. Neben Assoziationen mit Charakterarten können gleichrangig "Gesellschaften" mit eigenständiger Artenverbindung gestellt werden, denen Charakterarten fehlen. Zwei neue, von anderer Seite gemachte Vorschläge zur Einengung des Gültigkeitsbereiches von Charakterarten werden aufgegriffen und diskutiert: (a) Beschränkung auf drei Strukturtypen (Gehölze, niederwüchsige Gefäßpflanzenvegetation, Kryptogamenvegetation); (b) Geographische Begrenzung auf das Areal des nächst ranghöheren Syntaxons. An Beispielen aus Mitteleuropa werden die Vorteile dieser Regelungen erläutert.