Slowakische Zeitschrift für Germanistik 10.2018,1
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Aus einem ultranationalistischen Blickwinkel skizzierte Kuffner auf 32 Seiten und fünf beigefügten Karten die aus seiner Sicht notwendige territoriale Neuordnung Europas, die sowohl die allslawische Frage "od Šumavy až po Bajkal či Tichý Oceán" [vom Böhmerwald bis zum Baikalsee bzw. Pazifik] lösen als auch einen dauerhaften Frieden garantieren sollte. Die Hauptrolle dabei hatte er einem neu zu formierenden Staat zugedacht, dem er zwar den Namen "Čechy" (Böhmen) gab, der jedoch nicht nur die historischen Grenzen des Königreichs, sondern auch diejenigen der 1918 gegründeten ČSR deutlich überschritt. [...] Mit dieser überzogenen Denkschrift sollte Kuffer (unbeabsichtigt) einer antitschechischen Propaganda dies- und jenseits der 1919 sanktionierten Grenzen für 20 Jahre Dauermunition liefern: Binnen weniger Jahre avancierte sie zum meistzitierten tschechischen Werk im völkisch-deutschnationalen Schrifttum der 1920er und 1930er Jahre. Man glaubte in Kuffners Schrift "das heimliche Grundkonzept des tschechischen Imperialismus" aufgedeckt zu haben.
Konflikte erfüllen eine wesentliche Funktion in der Zusammenarbeit der Menschen. Sie werden meistens allgemein nur als negativ angesehen, sie können jedoch auch positive Funktionen haben. Dieser Beitrag fokussiert sich auf die Rolle des Translators als "Mittler/Mediator" und der Translation als eines Produkts, d. h. eines zielsprachlichen Textes, der auf der Grundlage eines ausgangssprachlichen Textes entstanden ist, in Bezug auf verschiedene mögliche Konfliktsituationen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht auch die interkulturelle Funktion der Übersetzung als einer sog. sprachlichen "Mittlerin" zwischen unterschiedlichen Welten und Kulturen in der heutigen globalisierten Welt.
Bei aller Diversität und Variabilität der Körperbilder und Körperregimes, über die die Genese kollektiver Identität erfolgt, ist eine ihnen allen gemeinsame Dimension kaum zu übersehen: als sichtbare‚ Verkörperung des Imaginären der Nation werden ausschließlich weibliche Körperbilder eingesetzt. Plastisch lässt sich diese eigentümliche Politisierung des weiblichen Körpers an künstlerischen Darstellungen der Nation wie etwa an der französischen Marianne als Sinnbild Frankreichs, an der US-amerikanischen Freiheitsstatue oder aber an der bayerischen Bavaria nachvollziehen. Wie lässt sich diese spezifische (ethno-)nationalistische Funktionalisierung des weiblichen Körpers erklären? In welchem Verhältnis steht sie zum jeweiligen historischen Geschlechterdiskurs? Welchen psychosozialen Bedürfnissen kommt sie entgegen? Welche konkreten Folgen zieht sie für die Repräsentantinnen des "anderen Geschlechts" (S. de Beauvoir) nach sich? - diesen Fragen geht der erste Teil des vorliegenden Beitrags nach, während der zweite die "aufgerichteten" weiblichen Siegesallegorien im Nationalsozialismus genauer unter die Lupe nimmt.
Das Ziel dieses Beitrags ist die Herausstellung von Geschlechterstereotypen der deutschen Jugendlichen, die in Form von semantischen Assoziationen zu Kategorien "Frau/Mann" auftreten, und der mit den Stereotypen verbundenen Asymmetrie. Dafür wurden die empirischen Daten, die infolge der Befragung mit dem Einsatz des psychoassoziativen Experimentes gewonnen wurden, analysiert. Die geschlechtsspezifische Asymmetrie wurde auch insubstantivischen Kollokationen, deren Basen als negativ gefärbte Substereotype eingeschätzt werden können, mit subordinierten Adjektiven verfolgt.
Kultur - Sprache - Gewalt
(2018)
Zum Verständnis der Gewalt dürfte der Versuch beitragen, einen prointuitiven, in der Natur der Sache begründeten Begriff zu konstruieren, dessen Wert in seinem erhöhten Erklärungspotenzial liegt. Im vorliegenden Text wird der Versuch vorgenommen, den Begriff "Gewalt" aus drei fundamentalen menschenkonstitutiven Faktoren abzuleiten, der es ermöglicht, die Gewalt aus der Sicht des Betroffenen systematisch zu beschreiben und erklären. In die Erörterungen werden Kultur und Sprache involviert und innerhalb von drei Subthemen - Interpretation und Gewalt, sprachliche Ordnung und Gewalt, soziale Interaktion und Gewalt - wird ihre Einbeziehung in die "Welt der Gewalt" aus besonderen Perspektiven ins Visier genommen.
Der Euphemismus ist eine rhetorische Figur, mit der man unangenehme Sachverhalten schonend und beschönigend darstellen will. Der Euphemismus kann aber auch zum Ausdruck einer sprachlichen Gewalt werden, wenn damit Formen der Verschleierung und Immunisierung einhergehen, die jede kritische Auseinandersetzung nicht nur erschweren, sondern nahezu unmöglich machen. Liegt die Absicht des Euphemismus darin, etwas als gut darzustellen, hat man es schwer, dieses Gute zu kritisieren, ohne in den Verdacht zu geraten, selbst böse zu sein. Im Kontext moderner Bildungsreformen ist der Euphemismus zu einer universellen Strategie geworden, die es überhaupt erst erlaubt, bestimmte Dinge, die ansonsten am Einspruch der Vernunft oder der Erfahrung scheitern müssten, dennoch durchzusetzen. Begriffe wie Kompetenz, Inklusion, Individualisierung, Evaluation, Effizienz, Praxisorientierung, Exzellenz oder Internationalisierung gehören zu diesen Euphemismen, die im Folgenden einer exemplarischen Betrachtung unterzogen werden sollen.
Im Rahmen der Zusammenstellung unserer germanistischen Zeitschrift liegt es uns am Herzen, mannigfaltige Themenbereiche germanistischer Forschung zu erfassen, und daher ist das
vorliegende Heft linguistisch fokussiert, wobei in vielen Beiträgen Interdisziplinarität in Bezug auf Geschichte, Soziologie und Marketing festzustellen ist. Im Mittelpunkt dieses Heftes steht die unbegrenzbare Macht der Sprache.
Das theoretisch-psychologisch sowie kulturwissenschaftlich relevante Thema "Gewalt", ist aus der Literatur nicht wegzudenken, hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass sich gewisse Strömungen oder Epochen als besonders gewaltaffin erwiesen haben. Der Literatur wohnt die Fähigkeit inne, Gewalt zu erzeugen, zu inszenieren sowie zu gestalten. Diese sollte zugleich als ein Medium begriffen werden, in das kulturelle Codes einfließen, die dann entweder kritisch oder affirmativ reflektiert werden. Peter Henischs Roman "Schwarzer Peter" schreibt sich in den Diskurs über Multikulturalität bzw. über die mangelnde Akzeptanz dieser in Österreich der Nachkriegsjahre ein, wobei man dem Plot eine gewisse zeitlose Aktualität nicht absprechen kann. Der Autor geht auf ein eminentes politisches Thema ein, unternimmt jedoch keinen Versuch, die Repressionen, denen die titelgebende Hauptfigur ausgesetzt ist, zu plausibilisieren oder Legitimationsmuster für diese zu entwerfen. Vielmehr ist sein Roman als eine kritische Stimme in der Debatte über Minoritäten bzw. als ein Versuch zu sehen, im Namen dieser, die marginalisiert werden, das Wort zu ergreifen. Dies überrascht nicht angesichts der Tatsache, dass Henisch mehrmals öffentlich seine Besorgnis ausgedrückt hat, dass die österreichische Identität durch die unbewältigte Nazi-Vergangenheit konstituiert wurde und die Notwendigkeit der Aufarbeitung dieser betonte.