580 Pflanzen (Botanik)
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Zweizahn-Melden-Ufergesellschaften : Bidentetea tripartitae Tüxen, Lohmeyer & Preising in Tüxen 1943
(1990)
Zweizahn-Melden-Ufergesellschaften besiedeln Standorte, die vom Winter bis in das Frühjahr hinein lange unter Wasser stehen und wo nach Rückzug des Hochwassers offene Böden zurückbleiben oder neue Sedimente abgelagert werden. Auf diesen häufig sehr nährstoffreichen (stickstoffreichen) Schlammböden, die erst spät im Jahr abzutrocknen beginnen, entwickelt sich innerhalb von nur drei bis fünf Monaten eine Pioniervegetation aus Sommerannuellen, die im August und September optimal entwickelte Aspekte zeigt und danach rasch abstirbt. Flußmelden-Gesellschaften (Verband Chenopodion rubri) besiedeln vor allem Flußufer, während Zweizahn-Gesellschaften (Verband Bidention tripartitae) häufiger an Teich- und Grabenufern, nassen Wegrändern sowie landwirtschaftlich beeinflußten Plätzen wachsen.
Steinschutt- und Geröllgesellschaften besiedeln mehr oder weniger bewegte Halden aus Fein-, Grob- oder Blockschutt. Nur Pflanzen, die über genügend Reservestoffe verfügen, können nach ihrer Keimung aus den tieferen, feinerdereicheren Schichten der Halden bis zu den oberen Stein-Luft-Schichten durchstoßen. Zahlreiche Steinschutt- und Geröllpflanzen haben sich durch die Fähigkeit zur Internodienstreckung unter Lichtmangel diesen spezifischen Bodenverhältnissen angepaßt. Ein ausgedehntes und tiefreichendes Wurzelsystem dient den Haldenbewohnern sowohl zur Verankerung auf den bewegten Standorten als auch zur ausreichenden Wasserversorgung. Mehrere Arten zeichnen sich darüberhinaus durch eine hohe Regenerationsfähigkeit nach Verletzungen aus (vergleiche Jenny-Lips 1930: 138f., Wilmanns 1978: 125).
Die Unkrautgesellschaften der Getreideäcker werden in der Klasse Secalietea zusammengefaßt, die sich in drei Verbände untergliedert: Das Caucalidion lappulae Tüxen 1950 mit den Segetalgesellschaften basenreicher Böden, das Aperion spicaeventi Tüxen in Oberdorfer 1949 der Bestände mehr oder weniger sauerer Standorte und das Lolio-remoti-Linion Tüxen 1950 mit den in Hessen ausgestorbenen Unkrautgesellschaften der Leinäcker.
Im folgenden werden 7 Segetalgesellschaften beschrieben (Tabelle 2), die einen Überblick über die meisten der in Hessen auftretenden Vegetationstypen der Getreideäcker geben. Untereinheiten der Assoziationen werden auf der Grundlage unseres begrenzten Aufnahmematerials nicht unterschieden.
Die in diesem Kapitel behandelten Pflanzengesellschaften der Klassen Artemisietea Lohmeyer, Preising & Tüxen in Tüxen 1950 und Chenopodietea Braun-Blanquet in Braun-Blanquet & Mitarbeiter 1952 (ausgenommen: Ackerunkrautgesellschaften der Ordnung Polygono-Chenopodietalia Tüxen & Lohmeyer in Tüxen 1950, vergleiche dort) besiedeln vom Menschen geschaffene oder zumindest beeinflußte Standorte, die allerdings weder forst- noch landwirtschaftlich genutzt werden. Die Amplitude der Eigenschaften dieser Standorte ist groß: sie reicht von feucht bis trocken, von nährstoffreich bis nährstoffarm, von schattig bis sonnig; entsprechend hoch ist die Zahl der Ruderalpflanzengesellschaften. Unser Aufnahmematerial repräsentiert nur einen kleinen Ausschnitt dieser Vegetationsvielfalt: Viele Assoziationen, aber auch einige Verbände sind durch die Aufnahmen nur unzureichend oder gar nicht dokumentiert. Wir möchten daher auf folgende Arbeiten aufmerksam machen, in denen Ruderalpflanzengesellschaften
Hessens beschrieben werden: Knapp (1961, Vegetation der Eisenbahnanlagen), Knapp (1963, 1977, Ruderalvegetation ländlicher Gebiete), Knapp & Stoffers (1962, Uferstaudenvegetation), Dierschke (1973, 1974, nitrophytische Saumgesellschaften), Kienast (1978), Hülbusch (1979), Krah (1988, (Ruderalvegetation der Stadt Kassel), A. Fischer (1988, Ruderalvegetation der Stadt Gießen).
Der Verband Calthion ist durch eine Reihe von Kenn- und Trennarten gut charakterisiert, von denen in unseren Vegetationsaufnahmen allerdings nur Myosotis palustris und Lychnis flos-cuculi mit hoher Stetigkeit vorkommen. Obwohl gut entwickelte Calthion-Bestände sehr artenreich sind, verfügen nur wenige Gesellschaften des Verbandes über eigene Charakterarten, die ihnen Assoziationsrang verleihen.
Im Verband Alno-Padion sind Erlen- und Eschen-reiche Bach- und Quellwälder, die dauerfeuchte, wechselnasse oder periodisch überschwemmte Standorte besiedeln sowie Eichen-Ulmen-Wälder der Überschwemmungsbereiche großer Flußtäler zusammengefaßt. Der Verband ist aufgrund vieler gemeinsamer Kennarten mit den Buchen-Waldgesellschaften in die Ordnung Fagetalia zu stellen, obwohl die gegen Nässe empfindliche Buche (Fagus sylvatica) den Auenwäldern fehlt und sich so die Baumschicht aus ganz anderen Arten zusammensetzt.
Die Wälder des Verbandes Quercion robori-sessiliflorae sind im ozeanisch-subozeanischen Europa verbreitet; nach Osten werden sie von Nadelwäldern, namentlich von Kiefern-Wäldern des Verbandes Dicrano-Pinion Matuszkiewicz 1962 mit kontinentalborealem Areal abgelöst (Matuszkiewicz 1962, 1984). Die Quercion-Wälder besiedeln in Hessen nur kleine Flächen und sind im wesentlichen auf Sonderstandorte beschränkt.
Die Klasse Rhamno-Prunetea-spinosae umfaßt Hecken- und Gebüschgesellschaften trockener bis frischer Standorte. Dies können sowohl natürliche Gehölzbestände sein als auch Ersatzgesellschaften von Wäldern der Klasse Querco-Fagetea (einschließlich der submediterranen Flaumeichen-Wälder). Während natürliche Gebüsche sehr selten an Extremstandorten auftreten, auf denen die Entwicklung eines Waldes nicht möglich ist, oder sich ebenso selten an natürlichen Waldgrenzen - beispielsweise an Flüssen oder Felskanten - finden, sind sekundäre anthropogene Bestände in Form von Sukzessionsgebüschen, Waldmänteln und Hecken viel häufiger und in allen Landschaften Mitteleuropas anzutreffen.
Glatthafer-Wiesen besiedeln hinsichtlich der Wasserversorgung mittlere Standorte. Sie finden sich auf mäßig trockenen bis frischen oder leicht wechselfeuchten Böden. Das Nährstoffangebot kann abhängig von den natürlichen Gegebenheiten oder der Bewirtschaftung (Düngung) sehr verschieden sein, was sich in einer großen Variabilität der Bestände verschiedener Standorte ausdrückt. So gehören Wiesen stark eutropher, kräftig gedüngter Böden ebenso der Assoziation an wie magere, physiognomisch von diesen stark abweichende Bestände armer Standorte, die zu den Borstgras-Rasen (Violion caninae) vermitteln.
Die im Vergleich mit den Getreideäckern späte Bodenbearbeitung und Bestellung der Felder, auf denen Hackfrüchte und Mais kultiviert werden, führt zur Entwicklung eigenständiger Unkrautgesellschaften. Diese Bewirtschaftung begünstigt die Ausbildung von Pflanzenbeständen mit einem hohen Anteil von Wärmekeimern, die erst im fortgeschrittenen Frühjahr auflaufen. Auf den Getreideäckern werden diese Arten von der zu dieser Jahreszeit schon recht dichten Vegetation durch Beschattung und Konkurrenz zurückgehalten oder gelangen teilweise gar nicht zur Keimung. Die späte Bodenbearbeitung hat andererseits zur Folge, daß Unkräuter, die unter niedrigen Temperaturen oder sehr kurzen Tageslängen keimen und vor allem für Wintergetreideäcker bezeichnend sind, nach der Bestellung kaum mehr auflaufen und den Hackfruchtflächen weitgehend fehlen.
Das Gentiano-Koelerietum ist eine typische Pflanzengesellschaft der Rinder- und Schafhutungen auf kalkreichem oder kalkarmem, aber basenreichem Gestein. Die Standorte der Gesellschaft entsprechen zumeist den natürlichen Wuchsorten des Platterbsen- oder des Seggen-Buchen-Waldes. Extensive Beweidung, fehlende Düngung (geringes Stickstoffangebot), hoher Besonnungsgrad und eine mehr oder minder ausgeprägte Flachgründigkeit des kalk- beziehungsweise basenreichen Bodens sind die wesentlichen Standortsvoraussetzungen dieser Gesellschaft.
Die vorrangig durch kleine Farne charakterisierten Gesellschaften entwickeln sich in feinerdearmen Klüften, Spalten und Fugen natürlicher Felsen oder geeigneter Sekundärbiotope.
Die bezeichneten Arten sind Dunkelkeimer; sie benötigen nach der Keimung für das erste Streckenwachstum ein ausreichendes Nährstoffreservoir, bevor sie ihr weiteres Wachstum über die Photosynthese sichern können (Dierssen 1983: 24).
Diese Klasse umfaßt die von Seggen und Binsen beherrschte Vegetation nährstoffarmer Niedermoore, Sümpfe und Rieselfluren. Die Standorte weisen einen bis meist an die Bodenoberfläche reichenden Grundwasserstand sowie oligo- bis mesotrophe Bedingungen auf. In Hessen kommen von dieser Klasse vermutlich nur noch Gesellschaften der Verbände Caricion fuscae Koch 1926 em. Vanden Berghen in Lebrun & al. 1949 (Caricetum fuscae) und Caricion davallianae Klika 1934 (Caricetum davallianae, Carex-panicea-Gesellschaft) vor; wahrscheinlich ausgestorben sind die Gesellschaften des Caricion lasiocarpae Vanden Berghen in Lebrun & al. 1949.
Erlen-Bruchwälder und Grauweiden-Gebüsche unterscheiden sich in ihrer Artenzusammensetzung deutlich von den übrigen Wald- und Gebüsch-Gesellschaften Mitteleuropas. Sie werden deshalb in einer eigenen Klasse (Alnetea glutinosae Braun- Blanquet & Tüxen 1943) und Ordnung (Alnetalia glutinosae Tüxen 1937) zusammengefaßt, denen die beiden Verbände Salicion cinereae (Grauweiden-Gebüsche) und Alnion glutinosae (Erlen-Bruchwälder) zugehören.
Der Verband Tilio-Acerion (Klika 1955: 322) umfaßt Linden-Ahorn-Ulmen-Wälder der weitgehend konsolidierten Blockschutthalden, Steilhänge und Schluchtlagen. Derartige Sonderstandorte und mit ihnen die azonalen Edellaubholz-Bestände kommen sowohl aktuell als auch in einer potentiellen Naturlandschaft meist nur kleinflächig inmitten von Buchen-Wäldern vor. In Hessen sind sie nur in den höheren Mittelgebirgen etwas häufiger anzutreffen. Der größte Teil unserer Aufnahmen stammt denn auch von submontan-montanen Höhenlagen oberhalb 500 m.
Das ostmitteleuropäische Areal klimazonaler Eichen-Hainbuchen-Wälder reicht bekanntlich nicht bis nach Hessen. Vielmehr sind naturnahe Bestände hierzulande meist auf grund- oder stauwasserbeeinflußte Böden in Talmulden und Beckenlandschaften beschränkt. Bohn (1981: 78) gibt den Flächenanteil potentieller Eichen-Hainbuchen-Wälder in seinem Untersuchungsgebiet (östliches Mittelhessen) mit immerhin 11,5 % an. Da die klimatisch günstig gelegenen Auenlandschaften jedoch meist frühzeitig besiedelt, gerodet und die Wälder dort durch Wiesen und Weiden ersetzt wurden, haben Eichen-Hainbuchen-Wälder nur noch geringe Anteile an der aktuellen Vegetation und gehören "zu den am stärksten dezimierten Waldgesellschaften des Gebiets" (Bohn 1981: 78).
Mit Ausnahme des Seggen-Buchen-Waldes (Carici-Fagetum Moor 1952), der an trockenwarmen Standorten auf skelettreichen Rendzinen wächst und meist kleinräumige Sonderstandorte einnimmt, handelt es sich bei den übrigen Buchen-Waldgesellschaften um zonale, potentiell großflächige Vegetationseinheiten. Auch in der realen Vegetation Hessens bestimmen sie das Bild vieler Landesteile - vor allem in den Mittelgebirgen -, freilich oft durch forstliche Eingriffe strukturell verändert und durch Ausbringen standorts- und gebietsfremder Gehölzarten gestört. Die floristische Ausprägung der artenreichen Waldgersten- und Flattergras-Buchen-Wälder wird in erster Linie durch den Trophiegrad der Böden, mithin durch den geologischen Untergrund bestimmt. Geologie und soziologische Gliederung sind daher eng korreliert.
Vorausgeschickt sei, daß mit den von uns erhobenen Vegetationsaufnahmen keinesfalls das gesamte Spektrum meso- und thermophiler Saumgesellschaften repräsentiert ist, das in Hessen anzutreffen ist. So fehlen beispielsweise Gesellschaften bodensaurer Standorte und auch manche bemerkenswerte Vegetationseinheiten lokaler bis regionaler Verbreitung, die teilweise sogar anhand hessischer Bestände beschrieben worden
sind (siehe Knapp 1976).
Läßt man die azidoklinen und meist gleichmäßig durchfeuchteten Binsen-Pfeifengras- Wiesen ("Junco-Molinietum" auct.) beiseite, so umfaßt der Verband Molinion caeruleae Koch 1926 nach unserer Auffassung mehr oder minder ausgeprägt wechselfeuchte Wiesen nährstoffarmer, basenarmer bis relativ basenreicher Standorte. Entgegen einer verbreiteten Ansicht (so beispielsweise Ellenberg 1978: 771) ist die Bewirtschaftungsweise "herbstliche Streumahd" hingegen kein obligatorisches Kriterium der Wiesen dieses Verbandes. Bei den hessischen Beständen handelt es sich vielmehr um je nach Standort und Wetterlage ein- bis zweimal jährlich gemähte Heuwiesen. Nicht die Artenzusammensetzung, sondern lediglich die Vitalität und Stetigkeit einzelner Arten, namentlich des Pfeifengrases (Molinia caerulea), werden durch Mahdfrequenz und -zeitpunkt erheblich beeinflußt.
In der Klasse Phragmitetea werden die Röhrichte und Großseggenriede im Verlandungsbereich von Gewässern zusammengefaßt. Physiognomisch ähnliche Brachen von Feuchtwiesen (wie etwa Carex-acuta-Stadien) werden aus floristischen Gründen ausgeklammert. Sie setzen sich im wesentlichen aus Kennarten der Klasse Molinio-Arrhenatheretea zusammen und sind als ukzessionsstadien von Wiesen zu bezeichnen.
Die Gliederung der Phragmitetea-Gesellschaften wird herkömmlich nach der Dominanz einzelner Arten und nicht nach den sonst maßgeblichen Merkmalen der Artenzusammensetzung vorgenommen, nach denen sich eine von der geläufigen stark abweichende Systematik ergeben würde. Da die Bestände sehr artenarm sind und meist von einer Art beherrscht werden, ist eine Gesellschaftsgliederung nach der Dominanz naheliegend und einfach, methodisch allerdings inkonsequent.
Die Klasse gliedert sich in Zwergstrauchheiden (Ordnung Calluno-Ulicetalia Tüxen 1937 em. Preising 1949) und Borstgras-Rasen (Ordnung Nardetalia Preising 1949). Die Zusammenfassung dieser beiden Vegetationsformationen in einer Klasse ist umstritten (Oberdorfer 1978: 208), erscheint aber aus mitteleuropäischer Sicht aufgrund floristischer Gemeinsamkeiten gerechtfertigt. Gegenüber der gebräuchlichen Bezeichnung Nardo-Callunetea Preising 1949 ist der ältere Name Calluno-Ulicetea maßgeblich.
Die Hessische Botanische Arbeitsgemeinschaft ist ein privater Kreis von Pflanzensoziologen aus Hessen und angrenzenden Gebieten, der seit dem Juni 1984 in verschiedenen Teilen des Landes an jedem zweiten Sonntag während der Vegetationsperiode Arbeitsexkursionen durchführt. Ziel dieser Exkursionen ist es, Pflanzengesellschaften der besuchten Regionen kennenzulernen und so einen überörtlichen Eindruck von der Vegetation Hessens zu gewinnen, aber auch Erfahrungen unter den Teilnehmern auszutauschen und persönliche Kontakte zwischen den pflanzensoziologisch interessierten Botanikern zu erhalten. In kleinen Gruppen werden an den Exkursionssonntagen ganztägig Vegetationsaufnahmen unterschiedlicher Pflanzengesellschaften angefertigt und von einem Teilnehmer anschließend in einem Protokoll zusammengestellt und ausgewertet.
Im vorliegenden Heft wird das umfangreiche pflanzensoziologische Aufnahmematerial aus den Sonntagsexkursionen der Jahre 1984 bis 1987 (teilweise auch aus 1988) zum größten Teil veröffentlicht. Wir möchten damit einen Beitrag zu der immer noch geringen Kenntnis der Pflanzengesellschaften in Hessen leisten. Berücksichtigt sind Vegetationseinheiten, zu denen wir eine größere Zahl Aufnahmen erstellt haben. Daneben werden einige seltene oder aus anderen Gründen interessante Gesellschaften behandelt, zu denen nur wenig Material vorliegt.
Die einzelnen Teile des Werkes sind von 13 Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft jeweils eigenverantwortlich erarbeitet worden. Die Texte sind keine umfassende Beschreibung der Pflanzengesellschaften, sondern sollen in erster Linie eigene Beobachtungen wiedergeben und Fragen zur Systematik der Syntaxa ansprechen.
Besonderer Wert wurde bei der Ausarbeitung auf einige syntaxonomische Gesichtspunkte gelegt. So werden nur solche Pflanzengesellschaften als Assoziationen behandelt, die über eigene Charakterarten verfügen. Alle übrigen Vegetationseinheiten werden einer höheren Rangstufe im System (Verband, Ordnung, Klasse) zugeordnet und als "Basalgesellschaften" (nicht im Sinne von Kopecký & Hejný 1978) bezeichnet. Dabei kann es sich sowohl um eigenständige, ihrem Standort gemäß floristisch vollständig entwickelte Gesellschaften handeln, als auch um rudimentäre oder verarmte Bestände.
Bücherschau
(1990)
In Anerkennung des von Reinhold Tüxen aufgebauten Forschungszentrums hat nach seinem Tode die Niedersächsische Landesregierung den wissenschaftlichen Nachlaß im Jahre 1981 erworben. Der Erlös aus dem Ankauf des wissenschaftlichen Nachlasses mit ihrer Lehrbuchsammlung, mehr als 40.000 Separata, ihren Karteien, pflanzensoziologischen Originaltabellen und ihren als Dokumente unersetzlichen Diapositiven ist auf testamentarischen Beschluß Tüxens in die REINHOLD-TÜXEN-GESELLSCHAFT e.V. und die REINHOLD-UND-JOHANNA-TÜXEN-STIFTUNG eingegangen. Satzungsgemäßer Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Pflanzensoziologie in Forschung, Lehre und Anwendung sowie die Betreuung und finanzielle Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf der Grundlage der von R. Tüxen entwickelten wissenschaftlichen Grundsätze.
Über 130 Teilnehmer hatten sich zur Jahrestagung der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft in Münster eingefunden. Bei der Vorbereitung und Durchführung wurde der Tagungsleiter Prof. Dr. F. J. A. Daniels unterstützt von Prof. Dr. K. Burrichter (Münster), Prof. Dr. R. Pott (Hannover), Dr. F. Runge, Dr. E. Schröder, Dr. G. Vester, Dr. A. Vogel (Münster), Dr. J. Hüppe (Hannover), Dr. G. Verbücheln (Düsseldorf), Dr. R. Aerts und Dr. W. Koerselmann (Utrecht, NL), B. Stabenow (Kiel), G. Bremer, J. Pallas, S. Paus und Ch. Rückriem (Münster) sowie anderen Doktoranden und Diplomanden der Arbeitsgruppe Geobotanik in Münster. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Prof. Daniels im Hotel Lindenhof wurden einführende Vorträge gehalten. Danach fand die ordentliche Jahresversammlung der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft statt. Am Freitagnachmittag, dem 30.6., wurden 4 Exkursionen in die Umgebung von Münster durchgeführt. Am Samstag und Sonntag, dem 1. und 2.7., fanden ganztägige Exkursionen statt, zudem am Montag, dem 03.07. eine Nachexkursion in die Niederlande.
Die frühen Abschnitte des Postglazials sind im Harz in den bisher bekannten Pollendiagrammen nur unzureichend erfasst. Drei neue Diagramme aus dem Hochmoor "Radauer Born" werden vorgestellt, welche die Entwicklung der Vegetation vom Ende der waldfreien Zeit bis zum Beginn der mittleren Wärmezeit abbilden.
Die nacheiszeitliche Ausbreitung und heutige pflanzensoziologische Stellung von Ilex aquifolium
(1990)
Ursachen und Voraussetzung der Bildung von Ilex aquifolium-reichen Waldgesellschaften werden erörtert und diskutiert. Als atlantisch-submediterranes Gehölz, das vor allem früh- und spätfrostgefährdet ist, benötigt Ilex auf dem europäischen Festland fast überall eine schützende Baumschicht. Das ist wichtig für die postglaziale Ausbreitung von Ilex aus seinen eiszeitlichen Refugien. Die Wege und naturräumlichen Etablierungstendenzen werden nach aktuellen pollenanalytischen Befunden dargestellt. Diese zeigen die multifunktionellen Wirkungskomplexe bei der Ausbreitung von Ilex und dessen Einnischung in verschiedene Waldgesellschaften der Quercetalia robori-petraeae sowie der Fagetalia sylvaticae. Pflanzensoziologisch erfaßt und ausgewertet werden Waldgesellschaften mit reichlichem Ilex-Unterwuchs, so das Fago-Quercetum, das Luzulo-Quercetum, Luzulo-Fagetum-Wälder, Carpinion-Gesellschaften und anspruchsvollere Kalkbuchenwälder des Galio odorati-Fagenion. Dabei zeigt Ilex keine direkte Bindung an eine Waldgesellschaft; vielmehr sind die Ilex-reichen Wälder weitgehend als Relikte der ehemaligen Waldnutzung, vor allem der Waldweide, aufzufassen.
Untersucht wurde der Einfluß oberflächlich ausgebrachter magnesiumhaltiger Kalke auf das C/N-Verhältnis, die Urease- und die Saccharaseaktivität von Vermoderungslagen (Of-Lagen) in Fichtenforsten des Deisters (Waldgebirge südlich von Hannover) ein bis zwei Jahre nach der Düngung. Als Vergleichsflächen dienten ungedüngte Parzellen mit gleichaltrigen Fichtenbeständen unter gleichen geologisch-pedologischen Verhältnissen (Wealden-Sandstein, Podsol-Braunerden, Humusform Moder bis Rohhumus). Die gekalkten Of-Lagen zeigten gegenüber den ungekalkten eine Verminderung des C/N-Verhältnis und eine Erhöhung der Ureaseaktivität. Diese Veränderungen werden als Indizien für eine durch die Kalkung bewirkte Verstärkung der biologischen Aktivität im Of-Horizont interpretiert. Die Saccharaseaktivität des Of-Horizonts war durch die Kalkung nicht beeinflusst worden. Im Oh und im Aeh hatten sich das C/N-Verhältnis und die Ureaseaktivität zur Zeit der Untersuchung (noch) nicht verändert.
Im vorliegenden Aufsatz werden Ergebnisse vegetationskundlicher Untersuchungen in Buchenwäldern auf Mergelhängen in Schleswig-Holstein vorgestellt. Ihrem Sonderstandort entsprechend weisen die Hangbuchenwälder einige Wald-Phanerogamen und -Kryptogamen auf, die den übrigen in Schleswig-Holstein vorkommenden Waldgesellschaften fehlen. Ein Schutz dieser mangels geeigneter Wuchsorte in Schleswig-Holstein seltenen Sippen erfordert daher eine ausreichende Sicherung und Pflege solcher Hangwälder. Wesentliche Standortscharakteristika der Hangwälder sind günstiges Lichtklima, ausgeglichener Wasserhaushalt und hoher Kalkgehalt der Böden, sofern durch eine anhaltende Oberbodenerosion anstehender Geschiebemergel freigelegt wird. Nicht erodierende Hangbereiche können durch Laubverwehung und Entkalkung rasch versauern. Auf engem Raum kann so ein Mosaik verschiedener Kleinstandorte entstehen. Die unterschiedlichen Vegetations- und Trophieverhältnisse werden anhand von Vegetationstabellen und bodenchemischen Analysen genauer beschrieben. Immission und allochthoner Nährstoffeintrag sind wesentliche Gefährdungsfaktoren der Hangbuchenwälder. Es werden daher einige Vorschläge zur Bestandespflege und -Sicherung gegeben.
Der Hildesheimer Wald als Höhenzug des südniedersächsischen Berg- und Hügellandes zeichnet sich auf Grund seines geologischen Aufbaus (Buntsandstein, Muschelkalk, Löß), seines vielgestaltigen Reliefs und Kleinklimas sowie der unterschiedlichen Bewirtschaftungsweise durch eine große Vegetationsvielfalt aus. Das Waldbild wird in erster Linie durch Buchenwälder (Carici-Fagetum, Hordelymo-Fagetum, Galio odorati-Fagetum) und bodensaure Laubmischwälder (Luzulo-Fagetum, Luzulo-Quercetum) bestimmt. Demgegenüber treten Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum, Stellario-Carpinetum), bachbegleitende Auenwälder (Carici remotae-Fraxinetum, Stellario-Alnetum glutinosae) und Bruchwälder (Carici elongatae-Alnetum glutinosae) flächenmäßig zurück.
Zwischen dem Nordrand der Mittelgebirge und den nordwestdeutschen Altmoränengebieten liegt eine bis 30 km breite Lößzone, die als altbesiedeltes Gebiet eine stark ausgeräumte Kulturlandschaft darstellt. Die Restflächen der Wälder betragen nur noch 5%, zeigen aber eine breite Amplitude verschiedener Waldgesellschaften. In den eigentlichen Lößbereichen wachsen vor allem Eichen-Hainbuchenwälder verschiedener Ausprägung von sehr artenarmen bis zu artenreichen Beständen. Sie gehören zum Stellario-Carpinetum Oberd. 1957, das sich in 2 Subass.-Gruppen mit 4 Subassoziationen und mehrere Varianten gliedern lässt. Einige Wälder nasser Standorte lassen sich dem Alno-Ulmion zuordnen.
Im Naturraum Schwalm-Nette-Platten (westl. Niederrhein) existieren noch heute ausgedehnte naturnahe Erlenwälder. Auf der Grundlage zahlreicher pflanzensoziologischer Aufnahmen sowie ergänzender bodenökologischer Untersuchungen werden drei eigenständige Waldtypen unterschieden und mit Erlenwäldern angrenzender Naturräume verglichen. Das Carici elongatae-Alnetum zeigt im Untersuchungsgebiet durch das Vorkommen von Osmunda regalis schon atlantische Züge und tritt in einer durch Carex remota gekennzeichneten Auenform auf. Die häufig diskutierte Trennung des Carici elongatae-Alnetum in Sphagno-Alnetum und Irido-/Ribo nigri-Alnetum wird aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse nicht für sinnvoll erachtet. Zwischen Torfmoos-Erlenbruchwäldern (Carici elongatae-Alnetum sphagnetosum) und Buchen-Eichenwäldern (Fago-Quercetum) vermittelt im Gebiet der Erlen-Eichen-Birkenwald (Betulo-Quercetum alnetosum). Das bisher regional nicht als eigenständiges Syntaxon belegte Fraxino-Alnetum quelliger Standorte (Cardamine amara-Erlenwälder) wird dem Pruno-Fraxinetum des niederrheinischen Tieflandes gegenübergestellt.
Es wird eine pflanzensoziologische Übersicht über die Erlenbruchwälder (Alnion glutinosae Malc. 1929) des Süderberglandes (Nordrhein-Westfalen) vorgelegt. Die submontan-montane Höhenlage drückt sich beim Torfmoos-Erlenbruch im höheren Anteil von Vaccinio-Piceetea-Arten aus. Im anspruchsvolleren Flügel dominieren Quell-Erlenwälder, während das planar-colline Iris-Erlenbruch fast ganz ausfällt.
Der Bärlauch verbreitet sich vorwiegend durch Samen. Daneben gibt es noch die vegetative Vermehrung mit Tochterzwiebeln. Solche Pflanzen mit vegetativer Vermehrung lassen sich leicht erkennen, weil sie mit drei Laubblättern und dem Blütenstand von einem Niederblatt umgeben sind. Dies ergibt sich nach der morphologischen Untersuchung. Der Anteil der vegetativen Vermehrung im Melico-Fagetum kann 5% im Durchschnitt, ausnahmsweise bis 37% erreichen. Im Herbst und Winter erkennt man Zwiebeln mit vegetativer Vermehrung an ihrem hohen Gewicht.
Flora und Vegetation der Ruine Stollberg/Steigerwald - anthropogene Veränderung des Wuchspotentials
(1990)
Das Untersuchungsgebiet um die Ruine Stollberg ist bei einem Gesamtradius von 120 m — unterteilt in 12 konzentrische Kreise sowie 8 Sektoren — flächendeckend bearbeitet worden. Die 94 Vegetationsaufnahmen, angefertigt nach der Methode BRAUN-BLANQUET (1964), und die 151 erfaßten Arten sind in Tab. 1 entsprechend ihrer Entfernung von der Ruine angeordnet. Es wird der Informationsgehalt der verschiedenen Artengruppen und ihres Auftretens interpretiert. Der Zusammenhang zwischen den Deckungsgradsummen der Galium odoratum- bzw. der Urtica dioica-Gruppe und ihrer Entfernung zur Ruine veranschaulicht verschiedene Gradienten des anthropogenen Einflusses. Die reale Vegetation des Ruinengeländes wird in Bezug zum natürlichen Wuchspotential (potentielle natürliche Vegetation) gesetzt, und läßt so das Ausmaß an Ablenkung der Vegetationsentwicklung durch den anthropogenen Einfluß erkennen. Der hohe Anteil von Edellaubbäumen an der realen Vegetation wird durch die Basen- und Nährstoffanreicherung des Standortes ermöglicht. Er kann auf spontane Ansiedlung zurückgehen oder auch durch Anpflanzung gefördert worden sein.
Ausgehend von ursprünglichen Vorkommen der Ahorne, Acer pseudoplatanus und A. platanoides in mitteleuropäischen Waldgesellschaften werden spontane Acer-Gehölze auf anthropomorphen Böden untersucht (Tab. 1—4). Sie entwickeln sich zu naturnahen Ahorn-Parkwäldern: zum atlantischen Anthrisco-Fraxinetum Doing und subkontinentalen Anthrisco-Aceretum platanoidis ass. nov. (Tab. 5—6), im Anthrisco-Acerenion suball. nov. vereinigt. Die besondere Bedeutung für den Naturschutz wird hervorgehoben.
Saumgesellschaften auf Öland
(1990)
Die Saumgesellschaften der Ostseeinsel Öland werden beschrieben und mit Vegetationsaufnahmen belegt. Die sehr artenreichen Trifolio-Geranietea-Säume lassen sich dem Galio borealis-Geranietum zuordnen, das in seiner Verbreitung auf Nordeuropa beschränkt ist und dort vermutlich die einzige Assoziation der Klasse darstellt. Auf Öland ergibt sich eine Untergliederung in zwei Subassoziationen, die durch die Literatur aus anderen Gebieten Skandinaviens unterstützt wird. Aus der Gruppe der nitrophilen Saumgesellschaften wurden zwei Assoziationen festgestellt: das auf der Insel weit verbreitete Urtico-Aegopodietum podagrariae in zwei gut gekennzeichneten Subassoziationen sowie das seltene, nur durch eine Aufnahme wiedergegebene Alliario-Chaerophylletum temuli.
Die wärmebedürftigen und trockenheitsertragenden Saumgesellschaften der Klasse Trifolio-Geranietea im nördlichen Steigerwald (Nord-Bayern) werden beschrieben. Das Gebiet ist aus Tonen und Sandsteinen des Keupers aufgebaut und erreicht Höhen zwischen 270 und 450 m üNN. Wir können zwei Verbände (Geranion sanguinei und Trifolion medii) unterscheiden, deren typische Verbreitungsmuster von den verschiedenen klimatischen und edaphischen Bedingungen abhängen. Das Geranion (mit den Assoziationen Geranio-Peucedanetum und Geranio-Trifolietum) ist vor allem im klimatisch wärmeren Westen des Gebietes auf kalkreichen Böden konzentriert. Das stärker mesophile Trifolion ist nur schwach charakterisiert. Besonders im Osten finden wir weitverbreitet das Trifolio-Agrimonietum und seltener das Agrimonio-Vicietum cassubicae. Alle diese Säume stehen in Kontakt mit wärmeliebenden Gebüschgesellschaften (Berberidion). Die Verbreitung der unterschiedenen Saumgesellschaften wird auf zwei Karten, ihre floristische Zusammensetzung in einer synthetischen Übersichtstabelle gezeigt.
Für das "Schweinfurter Becken", eine flachwellige Keuperlandschaft mit subkontinentalem Klima, werden folgende Saumgesellschaften vegetationskundlich beschrieben: Geranio-Peucedanetum cervariae, Campanulo-Vicietum tenuifoliae, Geranio-Trifolietum alpestris, Melampyrum cristatum-Ges., Potentilla thuringiaca-Rosa gallica-Ges., Trifolio-Agrimonietum, Agrimonio-Vicietum cassubicae, Stachyo-Melampyretum nemorosi. Diese Origanetalia-Gesellschaften liegen in einer subkontinentalen Rasse vor. Reich an Azidophyten ist die Melampyrum pratense-Hieracium-Ges. Weiterhin wurden folgende Artemisietea-Gesellschaften nachgewiesen: Sonchus paluster-Ges., Convolvulo-Epilobietum hirsuti, Chaerophylletum bulbosi, Urtico-Aegopodietum, Chaerophylletum aurei, Alliario-Chaerophylletum temuli. Als kennzeichnende Lichtungsgesellschaft findet sich das Calamagrostio-Digitalietum grandiflorae.
Durch vergleichende vegetationskundliche Untersuchungen in den Jahren 1977/78 und 1989 sowie Dauerquadrat-Untersuchungen konnte belegt werden, dass 2 Indikatorarten: Antennaria dioica (L.) Gaertn. und Vaccinium vitis-idaea L. sehr viel rascher auf Düngungseinflüsse reagieren als die Phytocoenose (Festuco-Genistetum sagittalis).
Aktualistische Vergleiche der pflanzenverfügbaren N- und P-Gehalte im Oberboden belegen gering erhöhte Ammonium-Werte in Flächen, denen die beiden Arten inzwischen fehlen. Stärkere Rückgänge in Flächen mit Düngereinfluss zeigt auch Calluna vulgaris.
Schon bei geringen Intensitätssteigerungen der Rinderbeweidung wird Antennaria in dem dichter werdenden Rasen verdrängt, Vaccinium vitis-idaea stirbt bei Faeces-Einwirkung ab.
In Brachen verhalten sich beide Arten verschieden: Antennaria vermag sich in höherwüchsigen Brachen nicht zu halten; Vaccinium vitis-idaea zeigt auch in Brachen gute Vitalität.
Antennaria dioica hat in extensiv beweideten Flächen und in Brachen unterschiedliche Wuchsformen: an offenen Stellen bildet die Pflanze oberirdische plagiotrop wachsende Stolonen; es können sich hier pro Jahr und Altrosette bis zu 5 junge Rosetten bilden. In höherwüchsigen Brachen wachsen die Stolonen orthotrop und bilden einen Rosettenschopf, der bald sein Wachstum einstellt. Die Keimraten sind nach experimentellen Untersuchungen sehr gering; eine Samenbank wird nach allen bisherigen Befunden auch anderer Autoren nicht aufgebaut.
Floristische Änderungen in Brachen, die auf atmogene N-Immissionen zurückgeführt werden könnten, sind (noch) nicht festzustellen. Auch die Calluna-Populationen haben sich hier halten können, und die Standorte weisen in den Brache-Untersuchungsflächen keine Vergrasungserscheinungen auf.
Antennaria dioica und Vaccinium vitis-idaea eignen sich als Monitor-Organismen für N-Dünger-freie Bewirtschaftung.
Borstgrasrasen treten in Rheinland-Pfalz vor allem in den Höhenlagen der Mittelgebirge auf. Auf trockenen bis frischen Böden gehören die Bestände dem Violion caninae Schwick. 1944 an. Innerhalb des Verbandes zeigt sich ein starker Gradient in den Basengehalten. Das Juncetum squarrosi Nordh. 1923 besiedelt feuchte Böden. Unterschiedliche Ausbildungsformen im gemähten Grünland, Brachland und als Pioniergesellschaften auf Waldwegen werden beschrieben.
In den Allgäuer Alpen wurde 1978 ein Dauerquadrat in einem Kalk-Halbtrockenrasen (Carlino acaulis-Caricetum sempervirentis) angelegt. Die jährlich bis 1989 wiederholten Untersuchungen ergaben folgendes: Die Vegetation änderte sich von Jahr zu Jahr, hervorgerufen vor allem durch die zeitweilige Beweidung durch Rinder. Die Tiere verhinderten die Weiterentwicklung zum Buchenwald.
Die Vegetation von Kleinflächen (450 cm2) mit dem Halbparasiten Melampyrum arvense wird mit derjenigen unmittelbar benachbarter Flächen ohne den Parasiten verglichen. Flächen mit M. arvense zeigen eine andere Artenzusammensetzung und weisen eine höhere mittlere Artenzahl und Artendiversität (Shannon - Wiener Index) auf. Die beobachteten Besonderheiten charakterisieren vermutlich für den Parasiten besonders günstige Mikrohabitate und sind nicht Ausdruck eines Effektes des Parasiten auf die lokale Struktur der Vegetation. Es wird gezeigt, dass die Größe von M. arvense mit Unterschieden in der kleinräumigen Zusammensetzung der Vegetation korreliert ist.
An den sonnseitigen Wellenkalkhängen des westlichen Maindreiecks wurde 1980 die Vegetation der Blaugrashalden pflanzensoziologisch untersucht, v.a. auch hinsichtlich der Wiederbesiedlungsmöglichkeit von Sekundärstandorten. Daneben wurde im Gelände und in Archivmaterial nach Hinweisen auf eine frühere agrarwirtschaftliche Nutzung geforscht.
Die Arbeit beschreibt kurz das Untersuchungsgebiet. Die verschiedenen Ausbildungen des Teucrio-Seslerietum kommen in einer Stetigkeitstabelle zur Darstellung. Anhand von Archivunterlagen und Bewirtschaftungsrelikten kann eine meist historische Nutzung von Teilen des Untersuchungsgebiets durch Wein- und Obstbau, Stein- und Erdentnahme sowie Schafweide und Holzwirtschaft nachgewiesen werden. Den Einfluss ehemaliger Bewirtschaftung auf die Gesellschaftsausprägung des Teucrio-Seslerietum verdeutlicht eine Vegetationstabelle mit Aufnahmen von früheren Weinbergsparzellen und wohl ungenutzten Flächen.
Im östlichen Aller-Flachland sind offene und trockene Sandstandorte vor allem auf Binnendünen und in den Sandgruben der Moränengebiete anzutreffen. Die Sandflächen werden nicht nur von reinen Sandtrockenrasen (Spergulo-Corynephoretum, Polytrichum piliferum-Ges., Jasione montana-Corynephorus canescens-Ges., Festuca ovina-Ges.), sondern auch von ruderalen Sandtrockenrasen (Senecio viscosus-Corynephorus canescens-Ges., Oenothera biennis-Corynephorus canescens-Ges.), Ruderalgesellschaften (Lactuco-Sisymbrietum altissimi) oder Zwergstrauchheiden (Genisto-Callunetum) bewachsen.
Alle Pflanzengesellschaften treten als Sukzessionsphasen auf Sand-Rohböden auf. Es lassen sich mehrere Sukzessionsreihen unterscheiden, die mit dem Spergulo-Corynephoretum typicum auf armen Sanden und der Senecio viscosus-Corynephorus canescens-Ges. auf basenreicheren und feuchteren Standorten ihren Anfang nehmen. Reine Ruderalgesellschaften entstehen auf isolierten offenen Sandstandorten, die die Sedo-Scleranthetea-Arten aus verbreitungsökologischen Gründen nicht erreicht haben. Während der Sukzession reichert sich in den Böden Humus an, und in den Beständen kommt es zu charakteristischen Verschiebungen der floristischen Zusammensetzung, die durch den Vergleich von Lebensformenspektren, soziologischen Spektren und Statusspektren verdeutlicht werden. Schutzmöglichkeiten für Sandtrockenrasen in Sandgruben werden abschließend diskutiert.
Naturräumliche Gliederung der Vegetation auf Straßenbegleitflächen im westlichen Unterfranken
(1990)
Die Differenzierung der straßenbegleitenden Vegetation in naturräumlichen Gradienten und das Auftreten naturraum-typischer Straßenrand-Gesellschaften wurde im nordwestlichen Teil des fränkischen Schichtstufenlandes untersucht. Deutlich wird primär eine Zweigliederung in das vorwiegend landwirtschaftlich genutzte mainfränkische Wärmegebiet und das Maintal einerseits und die kühleren und humideren Bereiche der weitgehend bewaldeten Mittelgebirgsstöcke andererseits. Im Weinbauklima des Wärmegebietes sind die Straßenrandgesellschaften durch einen relativ hohen Anteil an thermophilen ruderalen Sippen und an Arten der Festuco-Brometea und Trifolio-Geranietea gekennzeichnet, während die Rasen der kühleren Bereiche dem Arrhenatherion oder dem Violion caninae näherstehen. Sowohl in der planar-collinen als auch in der montanen Stufe sind im Straßenraum jeweils weitverbreitete und naturraum-typische Pflanzengesellschaften vertreten. Besonders auffällig ist das Auftreten spezieller Saumgesellschaften in den Randgebieten der Buntsandstein-Mittelgebirge und der Basaltauflage der Hochrhön.
Durch einen Vergleich nach ca. 30 Jahren wiederholter Vegetationsaufnahmen von Glatthaferwiesen an Straßenrändern des Raumes Halle/S. konnten die in der Zwischenzeit stattgefundenen anthropogenen Veränderungen der straßenbegleitenden Vegetation am konkreten Beispiel belegt werden. Zur Interpretation der Veränderungen in der Artenzusammensetzung wurden besonders Zeigerwert-, Hemerobie- und Strategietypenspektren herangezogen. Veränderungen äußern sich vor allem in einer Abnahme der Diversität durch Zunahme euryöker Ubiquisten und einer Erhöhung des Hemerobiegrades. Die Ursachen für diesen Wandel sind besonders in der Intensivierung der Produktion auf den angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen und einer weitestgehenden Auflassung der Nutzung der Straßenränder selbst zu sehen, die sich in deren Eutrophierung äußern.
Bei der vegetationskundlichen Untersuchung der Kleinseggenriede im Südwest-Harz konnten Bestände des Caricetum fuscae Br.-Bl. 1915 und einer Caricion davallianae-Gesellschaft erfasst werden. Die Bestände des Caricetum fuscae lassen sich in eine Subassoziation von Sphagnum recurvum und eine von Sphagnum teres aufteilen, deren Böden sich in ihrem Basengehalt unterscheiden. Exemplarisch werden ferner noch Aufnahmen vorgestellt, die einen Übergang zwischen beiden Gesellschaftsgruppen bilden.
In der Provinz Bozen gibt es in der montanen Stufe der Alpen mehrere Gesellschaften der Klassen Phragmito-Magnocaricetea, Scheuzerio-Caricetea fuscae und Molinio-Arrhenatheretea (Ordnung Molinietalia). Untersucht wurden der östliche Teil der Ortler Gruppe, die Sarntaler Alpen und der westliche Teil der Dolomiten. Diese Gesellschaften, von denen sich die meisten auch in anderen orographischen Einheiten der Alpen finden, kommen im Untersuchungsgebiet spärlich vor, und zwar in Quell-Lagen und von Grundwasser beeinflussten Bachauen glazialen Ursprungs. Es handelt sich um folgende Assoziationen: Caricetum rostratae, Caricetum paniculatae, Caricetum fuscae, Eleocharitetum pauciflorae, Primulo-Schoenetum ferruginei, Caricetum davallianae, Trollio-Molinietum caerulea, Chaerophyllo hirsuti-Crepidetum paludosae, Crepido paludosae-Trollietum altissimi, Trollio altissimi-Cirsietum heterophylli und Filipendulo-Menthetum longifoliae.
Vier Pflanzengesellschaften kleinerer Fließgewässer im subtropischen NO-Argentinien, das Sematophylletum riparioidis ass. nov., das Podostemetum undulati ass. nov., das Fissidentetum oedilomae ass. nov. und die Fissidens semicompletus-Gesellschaft, werden beschrieben und durch Vegetationsaufnahmen belegt. Die Laubmoose Sematophyllum riparioides und Fissidens oediloma werden erstmals für Argentinien angegeben.