830 Literaturen germanischer Sprachen; Deutsche Literatur
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Der Titel von Volker Wehdekings 1971 publizierter Studie zur deutschsprachigen Nachkriegsliteratur verdichtet eine bedenkenswerte Herkunftsfiktion: "Der Nullpunkt. Über die Konstituierung der deutschen Nachkriegsliteratur (1945–1948) in den amerikanischen Kriegsgefangenenlagern". Zusammengesetzt aus einer der Metaphern historischer Rede nach 1945 und einem den Gegenstand bestimmenden Untertitel gibt er der Monografie die Abbreviatur einer komplexen literarhistorischen Narration als Leitthese vor. Die so entworfene Gründungserzählung einer Selbst(er)findung und Selbstgründung in den Lagern der Kriegsgefangenschaft verbindet sich in der Nachkriegskultur mit einer Erhebung des Lagers zu "einem allgemeinen Paradigma der Moderne". Die Gleichsetzung unvergleichlicher Lagererfahrungen aus prononciert deutscher Perspektive läuft so auf eine existentialistisch getönte Rede vom Lager als allgemeinem Symbol der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts zu, in der die Erfahrung des einen Lagers die Erfahrung aller anderen vertreten kann. Diese Traditionslinie literarischen Erinnerns, die der rezenten Vergangenheit des Weltkrieges und der Shoah mit den Denkfiguren der Überblendung, Wiederholung und Verschiebung begegnet, diskutiert der folgende Aufsatz. Im Mittelpunkt stehen die erzählten Lager in Hans Werner Richters Romanen "Die Geschlagenen" und "Sie fielen aus Gottes Hand".
The aim of this study is to trace back the translator of "Reinhold Lubenau Seyahatnamesi [Osmanlı Ülkesinde, 1587-1589]" and focus on her translation approach through paratexts. The traveller portrays the Muslim 'other' whom he met in the Ottoman Empire where he spent his time between the years 1587-1589, when the Ottoman Empire had the power and Islam was being perceived as a threat to them versus his own culture which he belonged to as a Prussian Protestant. The translation of this itinerary is available to Turkish readers after approximately 400 years in 2012. What makes this translation interesting is the translation of a source text, in which the target culture was being portrayed from the perspective of the 'other', into a target language. How was this 'foreign' perspective constructed by the traveler translated and reflected in the paratext? What was the approach of the translator against the challenges he encountered during the translation process? Answers to these questions among many others were being searched through an examination of paratexts. In addition, it was also discussed whether the author moved to the reader or the reader moved to the author. Paratexts encourage reading and direct the reception (Genette 2016). In this study, book covers, names, titles, genre, graphics illustration and footnotes were examined. Translator footnotes, which were provided by the translator in order to make the text clear, were classified in order to underline the functions of these footnotes. Translator footnotes are the tools, which make translators visible and help them to raise their voices in the texts. In peritexts, translator can provide extra information to the readers, explain and justify his/her translation decisions.
Bu makalenin amacı, Osmanlı Devleti'ne gerçekleştirilen gezilere ilişkin seyahatnamelerin Almancadan Türkçeye yapılmış olan çevirilerini Genette (2016)'in yanmetin kavramı bağlamında irdelemektir. Bu seyahatname çevirileri 1960–2017 yılları arasında yayınlanmıştır. Temel alınan bütünce 16 farklı seyahatnameye ait 34 çeviri sürümü içermektedir. Seyahatname, yanmetin ve çeviri ilişkisine değinildikten sonra sözü edilen seyahatname sürümlerinin yıllara göre dağılımı gösterilmiştir. Seyahatname çevirileri erek kültür dizgesinin bir parçası olduğundan, bu çeviri kitaplardaki iç metinler, erek okurların çeviri metni nasıl okumaları gerektiği ve kendilerini nelerin beklediği konusunda aracılık etmektedir. Böylelikle bu iç metinler, okurların olası ihtiyaçlarını karşılamak üzere ve erek kültürün koşullarına göre üretilmektedir. Örneklerle bu iç metinler aracılığıyla erek okurla nasıl bağ kurulduğu gösterilmiştir. Bu çalışmada ayrıca, belli başlı iç metin türlerinin niceliksel ve niteliksel incelemesiyle çeviri olgusu, çevirinin amacı, çevirmenin görünürlüğü/görünmezliği, yayınevlerinin çeviri politikası, çeviriyi etkileyen etmenler vb. konularda bilgiler sunmak amaçlanmıştır. Toplanan veriler, iç metinlerin bir yandan erek okurların olası ihtiyaçlarına göre şekillenebildiğini gösterirken diğer yandan erek kültür dizgesinin bazı ideolojik dinamiklerine hizmet edebildiğine işaret etmektedir.
Este artigo é baseado em duas publicações anteriores (BAßLER 2013a; 2013b) e analisa o realismo como procedimento narrativo do nosso presente; para esse fim, são tratadas obras da literatura de expressão alemã e da televisão. O autor constata, tanto na chamada alta literatura quanto em gêneros como fantasia e séries televisivas um realismo que invoca e confirma, mediante frames convencionalizados, a imagem corrente da realidade e os códigos de significado vigentes do presente, indiferente da apresentação do conteúdo como realista ou fantástico. Este tipo de literatura é bem-sucedida porque possibilita uma leitura fácil e, ao mesmo tempo, reclama legitimidade através de uma autenticidade de alta literatura. Como alternativa a este estilo internacional de realismo trivial se oferecem, por um lado, obras pós-modernas e da cultura pop que expõem abertamente ser construídas por citações e, por outro, procedimentos como short cuts que dissecam a narrativa linear metonímica e a reconfiguram numa nova totalidade complexa e significativa.
Das breite Interesse an spiritistischen Phänomenen ist eine vergessene Seite der Naturwissenschaften des späten 19.Jahrhunderts. Ein Zusammenhang dieses scheinbar entlegenen Diskurses mit der emphatischen Moderne wird nahegelegt durch eine wenig beachtete Fußnote in Wassily Kandinskys Schrift "Über das Geistige in der Kunst" (1911). Kandinsky präsentiert dort einen Katalog wenig bekannter Namen: "Zöllner, Wagner, Butleroff - Petersburg, Crookes - London usw. Später Ch. Richet, C. Flammarion [...). Endlich C. Lombroso [...]." Ein heutiges Lexikon weist diese Leute als renommierte Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts aus: z.B. Friedrich Zöllner (1834-1882) als Astronomen und Begründer der Astrophotometrie, Aleksandr Butlerow (1828-1886) und William Crookes (1832-1919) als Chemiker, letzterer der Entdecker u.a. des Thallium, des Uran X und der Kathodenstrahlen, Charles Richet (1850-1935) als bedeutenden Physiologen und Immunologen (Nobelpreis für Medizin 1913) und Cesare Lombroso als den Begründer der Kriminologie. Kandinsky dagegen belegt mit ihren Namen die Tatsache, dass namhafte "Gelehrte, unter welchen sich reinste Materialisten befanden, [.. .] ihre Kräfte der wissenschaftlichen Untersuchung" okkulter Phänomene widmeten. Diese und nur diese Seite ihrer Studien erwies sich offenbar als nicht anschlussfähig für die modernen Naturwissenschaften und ihr Weltbild, das noch für die Selektion jener Fakten verantwortlich ist, die Brockhaus oder Fischer-Lexikon uns heute für vermittelnswert halten. Überraschenderweise scheint aber genau diese Seite für die moderne Kunst interessant gewesen zu sein. Kandinskys "Über das Geistige in der Kunst" markiert ja den kritischen Punkt unmittelbar vor den ersten abstrakten Bildern, die den Moderneschub in der Kunst vielleicht am radikalsten veranschaulichen. Künste und Wissenschaften knüpfen in ihren Paradigmenwechseln bei den gleichen Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts an und induzieren im Prozess dieser Anknüpfung eine strenge Dichotomie in deren Werk, die für diese selbst so nicht bestanden hatte.
Scharlatane waren für die Gelehrtendiskurse der Frühen Neuzeit von kaum zu überschätzender Bedeutung, da sich anhand ihres Negativbeispiels Verhaltensideale formulieren ließen, die für die Wissenschaft maßgeblich waren. Das Interesse an dieser Figur reichte auch in die Literatur hinein, wo sie in vielfältiger Weise aufgegriffen wurde und um 1800 verstärkt in Erscheinung trat. Christoph Martin Wieland war einer der Autoren, die sich besonders intensiv mit ihr befassten. In seinem Roman Geschichte der Abderiten (1773-1779) inszeniert er den geistigen Gegensatz, der zwischen dem Protagonisten Demokrit, einem beispielhaften Gelehrten, und seinen Mitbürgern, den törichten Abderiten, besteht. Die These des vorliegenden Beitrags lautet, dass Wieland damit auf eine poetische Reflexion von Wissen abzielt, wobei er mit Hilfe des Scharlatanmotivs die wissenschaftlichen Ausschlussmechanismen seiner Zeit ironisiert. Mithin sind es die Bedingungen der Produktion von Wissen, die im Text aufs Korn genommen werden. Dabei spielt Wieland die komischen Konflikte durch, die auftreten können, wenn das der Aufklärung nahestehende Wissenschaftsethos eines Demokrit auf den Eigendünkel einer unaufgeklärten Gesellschaft trifft.
Rolf Schneider gehörte zu jenen DDR-Schriftstellern, deren Romane um 1970 überwiegend in der Bundesrepublik herauskamen. Auch war er Teil der Gruppe von Autoren, die von 1978 bis 1981 langfristige Visa erhielten und zwischen Ost- und Westdeutschland hin- und herpendelten. Es ist anzunehmen, dass der Umstand, gleichsam zwischen den Stühlen zu sitzen, Schneiders Autorschaft in hohem Maß bedingte. Damit ist zugleich die Frage aufgeworfen, in welcher Weise dies der Fall war. Im Beitrag soll dem anhand der 1965 erschienenen Erzählung Metamorphosen nachgegangen werden. Sie bietet sich hier deshalb als Textgrundlage an, da sie eine intertextuelle Relation zu Die Verwandlung von Franz Kafka aufweist, dessen Werk von den Kulturfunktionären der DDR bis in die 70er Jahre hinein abgelehnt und aus dem offiziellen "Erbe"-Kanon ausgeschlossen wurde. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die in Metamorphosen enthaltenen Anspielungen auf den Kafka-Text Schneider zur Inszenierung seiner regimekritischen Autorschaft dienten. Wie dies im Einzelnen aussah, ist Gegenstand der Untersuchung, die sich den intertextuellen Bezügen von verschiedenen Seiten annähern wird, um so die Aspekte zu beleuchten, die für die literarische Selbstdarstellung Schneiders maßgeblich sind.
Es wird bei dieser Arbeit bezweckt, zu erforschen, wie und was für eine Sprachkunst Herta Müller in ihrem Nachkriegsroman "Atemschaukel" angewendet hatte. Herta Müller, Rumäniendeutsche, Nobelpreisträgerin für Literatur des Jahres 2009 hat im Roman "Atemschaukel" vom Leben eines siebzehnjährigen Jungen erzählt, der wie alle deutschstämmigen Männer und Frauen in Banat-Rumänien zwischen 17 und 54 Jahren ins russische Gulag-Arbeitslager gesteckt wurde und nach fünf Jahren als Betroffener heimgekehrt ist. In dem aus einer Aneinanderreihung von 64 Kapiteln bestehenden Roman werden Totalitarismus, Verhaftung, Deportation, Lagerleben, Heimkehr und Überlebende, durch den fiktiven Siebenbürger Sachsen Leopold in der Ich-Form erzählt. Die Erzählkunst wird in diesem Roman mit literarischen Bildern für das Auβersprachliche, für das Unsagbare mit Vor- und Rückblenden, Wortbildungen, mit den nächsten auto-biographischen Zügen und besonders mit sprachlichen Verwandlungen, Metaphern beseelt und bereichert. Dadurch veranlasst es, dass die subversive Kraft der poetischen Sprache in der Nachkriegszeit zu einem überragenden Denkmal wird.
Akif Pirinçci ist einer der meist diskutierten Autoren der neueren deutschen Literatur. Dies liegt nicht nur an seiner Arbeit als Schriftsteller, sondern auch an seinen provokativen Aussagen. Immer wieder taucht sein Name in Presseberichten auf, die im Zusammenhang mit Frauenfeindlichkeit oder sogar Rassismus stehen. Diese Schlagwörter ziehen sich auch durch seine Romane. Das wiederum wirft die Frage auf, ob Akif Pirinçci geschlechtsspezifische, negative Ideologien in seinen Werken versucht zu suggerieren. Der Roman "Yin" stellt eine neue Weltordnung dar, in der es keine Männer mehr gibt und die Frauen auf sich selbst gestellt sind. Die Art und Weise in der das Thema von Pirinçci behandelt wird, ist teilweise so grotesk, dass die Intention des Autors irritierend auf den Leser wirken kann. Diese Arbeit analysiert werkimmanent den Roman "Yin" von Akif Pirinçci hinsichtlich der Fragestellung, ob der Autor mit dem Roman versucht einen Beitrag zur Geschlechterforschung zu liefern, oder ob es sich um eine reine Dystopie handelt.
'Lokalformel' und 'Bürgerpatent' : Ausgrenzung und Zugehörigkeit in der Posse zwischen 1815 und 1860
(2002)
Die Veränderungen der politischen Landkarte in den Jahren 1789-1815 lassen von Jahr zu Jahr neue Grenzen entstehen, ehe mit dem Wiener Kongreß eine übersichtliche Neuordnung auf Dauer erreicht zu sein scheint. Dennoch hat die fünfundzwanzigjährige Fluktuation im deutschsprachigen Gebiet eine Krise der Orientierung hinterlassen, die sich auf Jahre hinaus in einer Begrenzung, um nicht zu sagen in einem Rückzug in die überschaubare Enge, ins Lokale, niederschlägt. Das sog. Biedermeier ist so verstanden worden, und in ihm wurde umstandslos das Genre - theatergeschichtlich gesehen - der Lokalposse festgemacht. Es fragt sich freilich, ob mit dieser Ernennung des Lokalstücks zum Leitgenre des Biedermeier das letzte Wort gesprochen ist oder ob auch eine weiterreichende Leitfunktion unter dem Gesichtspunkt des Vormärz zu diskutieren wäre. Daß das lokale Genre seine Bedeutung durch Grenzmarkierung gewinnt, legt es nicht automatisch auf ausschließlich regionale Faktoren fest, auch nicht auf solche, die als 'lokalpatriotisch' und damit im heutigen Verständnis des Wortes als überwiegend apolitisch aufgefaßt werden.
Nach der Befreiung des Konzentrationslagers Theresienstadt am 9. Mai 1945 fand die dort seit Februar inhaftierte Journalistin Eva Noack-Mosse eine kleine Anzahl von Gedichten und Gedichtfragmenten auf "Fetzen armseligen Papiers [...] meist mit Bleistift gekritzelt, vielfach durchgestrichen und verbessert, oft verlöscht und schwer lesbar." Sie wurden der dort am 19. April 1945 verstorbenen Kunsthistorikerin und Dichterin Gertrud Kantorowicz zugeschrieben und gehörten zu der "unübersehbaren Flut" von Versen, die sich laut Hans Günther Adlers monumentaler Geschichte von Theresienstadt über das Lager ergoss. Er sah in den meisten nur "ein einsames Gesellschaftsspiel mit sich selbst," denn noch "ein klapperndes Versmaß verspricht mehr Schutz und Bestand als das Fristen eines zerhämmerten und gnadenlosen Daseins." Geht man aber von der persönlichen Bekanntschaft der jungen Gertrud Kantorowicz mit Stefan George und den hiermit verbundenen lange nachwirkenden Anregungen aus und wird ferner berücksichtigt, welche Rolle im George-Kreis die Antike-Rezeption gespielt hat, so ist es nicht mehr so verwunderlich, dass die meisten Theresienstadt-Gedichte Kantorowicz' in antikisierenden Versformen und im hohen Stil gehalten sind; das ist nicht nur eine unerhörte Verfremdung der herabziehenden und demütigenden Lagererfahrung, sondern auch ein Sich-Erheben über Schmutz, Gewalt und Ungeist, eine ganz persönlich geprägte poetische Selbstbehauptung und Widerstandshandlung. Diesen Zusammenhängen soll im Folgenden nachgegangen werden.
This paper presents a contrastive analysis of auto- and hetero-stereotypes of Bosnians and Germans. The analysis is based on data collected from respondents choosing from a list of 140 characteristics. The anonymous online questionnaire asked respondents to identify those characteristics that they considered to be connected with their own culture or with the other culture, and to give their reasons for their choice (in the case of the most important characteristics). The analysis based on this data reveals how Germans and Bosnians perceive themselves and each other. It also enables the compilation of a list of stereotypes based on the most frequently identified characteristics, which can be used as a basis for further analysis and interpretation. This first analysis is intended as a foundation for future analyses of ethnic stereotypes among Germans and ethnic groups in the western Balkans: Bosnians, Serbs and Croats.
Dieser Aufsatz leistet einen Beitrag zur Erforschung des Reisehandbuchs von weiblichen Autorinnen. Spezifisch bezieht sich Karin Baumgartner auf das Werk von Helmina von Chézy, die zwischen 1816 und 1833 zwei Reisehandbücher herausgab. Zur Diskussion steht hier die These von Irmgard Scheitler, die sagt, dass Reiseliteratur von Frauen das weibliche Schreiben thematisiert und als ein autobiographisches Dokument mit hohem Authentizitätsanspruch gelesen werden muss. Die Reisehandbücher Chézys widerlegen eine solche These jedoch, da es sich bei diesen um Auftragsarbeiten handelt, die vor allem aus finanziellen Gründen geschrieben wurden und die Autorin als professionelle Schriftstellerin zeigen. Die subjektiven Erfahrungen, die in Chézys Reisehandbüchern prominent verarbeitet werden, haben nicht die Aufgabe das eigene weibliche Schreiben zu thematisieren, sondern erlauben dem Leser eine authentisch-individuelle Reiseerfahrung durch die Identifikation mit der Erzählerstimme. Die Reisehandbücher Chézys lehren den Leser, eine präformierte als eine subjektive Erfahrung zu erleben und tragen damit zu einer radikalen Abwendung der Gattung von der Apodemik - und zu deren Modernisierung - bei.
Karin Baumgartner diskutiert Strategien zur Bewältigung der adligen Legitimationskrise nach den preußischen Landreformen und gegenüber einem bislang unbekannten Rechtfertigungsdruck, der aus einer finanziell oftmals prekären Lage resultierte und seitens eines Bürgertums ausgeübt wird, das als produktive und staatstragende Klasse auf den historischen Schauplatz drängt. Als Gegner des Smithschen Liberalismus und vor allem der französischen Freiheitsdoktrin verteidigt der romantische Staatstheoretiker Adam Müller dabei das positive Recht als organisch gewachsene Institution, deren abrupte Veränderung zugunsten einer entfesselten frühkapitalistischen Produktivität die tradierte natürliche Balance zwischen gewerblichem und landwirtschaftlichem Sektor störe und umstürzlerische Auswirkungen nach sich ziehen könne. Müller sei der Erste, so Karin Baumgartner, der Klasse und Geschlecht aneinanderkopple und damit "Caroline Fouqué Argumente liefert, um die Legitimationskrise des Adels in ihren Romanen als männlich-weibliche Beziehungskrise zu verarbeiten." Gegen den bürgerlichen Vorwurf der Unproduktivität führe Adam Müller darüber hinaus einen "Geist" und eine "Tradition" als allein durch den Adel einzubringende ideelle Ressourcen ins Spiel, die letztlich Stabilität des Gemeinwesens garantieren könnten.
"Es war die Zeit des 'Bubikopfes', es war die Zeit des 'kurzen Rockes', der 'fleischfarbenen Strümpfe', es war die Zeit der fortgelaufenen Söhne und entführten Töchter, es war die Zeit, da die Vaterländer, statt Gut und Blut von ihren armen Teilnehmern zu fordern, wie in den mörderischen Jahren 1914-1918 (da man fürs Vaterland nicht nur sterben durfte, sondern auch morden mußte), sich mit dem Hab und Gut der dem Weltkrieg entronnenen Steuersubjekte zufrieden gaben, es war die Zeit, da die Radiowellen, […] täglich dichter und dichter den Erdball umspülten, ein Wellenbad, dessen Wirkung auf die Konstitution des Patienten damals noch ganz ungewiß war, es war die Zeit des ersten Zeppelinfluges über den Atlantischen Ozean, die komische Zeit, da die 'Vereinigten Staaten von Europa' noch Utopie schienen und als Phantasie idealistischer Träumer von den sogenannten Realpolitikern belächelt wurden […]."
So stellt sich der 1927 in Berlin erschienene Jazz-Roman von Hans Janowitz einen Rückblick auf die zwanziger Jahre vor. Dieser beispiellos dichte Auftakt der Geschichte über "Lord Punchs Jazz-Band-Boys" vermittelt einen Eindruck der Vielschichtigkeit des Romans, dessen erklärtes Ziel es ist, die Gesetze der Jazzmusik auf die Literatur zu übertragen. Die Handlung hier kurz zusammenzufassen, kommt also dem Versuch gleich, ein Stück Jazzmusik in Worten zu erläutern.
Das unaufhaltsame Vergehen verleiht der Gegenwart noch nicht erhöhten Glanz, vielmehr übersteigt es alles Sinnhaltige, wirkt lähmend und mündet in das Wortlose. Im Entstehungsjahr der Terzinen verzeichnet das Tagebuch am 26. November 1894: "Heute war […] Schnee, dann taute es und war Kot und ein Wind, wie im März. 'Mein Frühling', sagte ich vor mich hin und hatte fast bis zum Weinen das Bewusstsein der Vergänglichkeit des Lebens." Ohne Lebensgeschichtliches ungebührlich hineinzuziehen oder gar für die Dichtung selbst zu überfordern, verdient berücksichtigt zu werden, dass Hofmannsthal wenige Wochen vor Niederschrift dieser Terzinen menschliches Vergehen in überaus persönlicher und angreifender Nähe wahrnehmen musste, den Tod der hochverehrten Josephine von Wertheimstein; diese Erfahrung bestätigte sein beklommenes Ahnen, ließ ihn zutiefst erleiden, "wie viel unendliche Schönheit da für immer weggegangen […] Es war schon […] früher so grauenhaft, sie zu sehen; ihre edle, großartige Schönheit war in etwas Schattenhaftes, Verblichenes, Hilfloses verwandelt […]". Diese Erscheinung, schon zuvor "Symbol für unzählige Dinge", blickt auch aus den Terzinen hervor.
Webportal Polyphonie. Mehrsprachigkeit_Kreativität_Schreiben http://www.polyphonie.at
Das Webportal Polyphonie. Mehrsprachigkeit_Kreativität_Schreiben ist 2012 aus dem gleichnamigen Forschungsprojekt entstanden, das 2009 von einer Gruppe von ForscherInnen aus Italien und Österreich ins Leben gerufen wurde. Das Projekt untersucht die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Mehrsprachigkeit und Kreativität im Schreiben systematisch und aus interdisziplinärer Perspektive. Es setzt sich zum Ziel, den mehr oder weniger stringenten Zusammenhang von individueller oder gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit und Kreativität im Allgemeinen bzw. literarischer Kreativität im Besonderen zu erforschen.
This paper aims to reveal the relevance of a so far neclected essay, written by Petru Dumitriu in German and originally published in 1965. This essay discussed the situation of the novel and argue against some shortcomings in contemporary conceptions of literature.
Thomas Mann und Otto Dix hätten die Kriegsjahre von 1914 bis 1918 nicht unterschiedlicher erleben können: Der Schriftsteller Mann, der mit 25 schon nach kurzer Zeit wegen eines Plattfußes und einer Sehnenscheidenentzündung aus dem Pflichtwehrdienst entlassen wurde, meldete sich 1914 zum Landsturm, wurde aber 1916 endgültig wegen Magenproblemen und Nervosität für untauglich erklärt und war so nie an der Front. Der Künstler Dix hingegen wurde als Ersatz-Reservist schon drei Wochen nach Kriegsausbruch zur Ausbildung eingezogen und kämpfte von September 1915 bis zum Kriegsende an der West- und Ostfront. Als Schütze und Führer eines Maschinengewehrzuges stand er dabei immer an vorderster Front.
Während der Kriegsjahre und der Weimarer Republik spielten der Konflikt und seine Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft eine zentrale Rolle in den Werken von Dix und Mann. Ein Vergleich von Dix' Triptychon 'Der Krieg' (1928-1932, Staatliche Kunstsammlungen Dresden) und der Kriegsszene am Ende von Manns Roman 'Der Zauberberg', die der Autor erst kurz vor dessen Veröffentlichung 1924 schrieb, zeigt, dass die beiden Werke sowohl in der Motivik als auch in dem die Darstellungen bestimmenden Verständnis von Krieg als einem Phänomen der menschlichen Existenz übereinstimmen. Beide Werke werden gewöhnlich als realistische Schilderungen der grausamen, entindividualisierenden und entmenschlichenden Kräfte des Krieges verstanden.
Das Problem der künstlerischen Persönlichkeit wird im Rahmen der Musikästhetik besonders um 1800 zum Thema einer heftigen Diskussion. Schon längst spielte sich der Diskurs auch auf dem Gebiet anderer Disziplinen ab, wie z. B. der Philosophie, der erwähnten Thematik ist jedoch auch ein soziologischer Aspekt kaum abzusprechen. Dazu kommt die Germanistik, um diese Problematik zusammenzufassen und in den breiteren Kontext der romantischen Literatur einzusetzen. In den fiktiven Biografien vom Flötisten Andreas Hartknopf (K. Ph. Moritz) und vom Kapellmeister Joseph Berglinger (W. H. Wackenroder und L. Tieck) wird ein in dieser Zeit nach der künstlerischen Autonomie strebender Künstler dargestellt. Diese Studie zeigt, in welchen Punkten der Weg zur eigenen Ausdruckweise bei beiden fiktiven Musikern übereinstimmt und wo er unterschiedlich ist.
Ende mit Schrecken : Arnold Zweigs "Judenzählung vor Verdun" als Bild aufgeschobener Identität
(2008)
Ein Schriftsteller, dessen gesamtes Werk zwischen der Beschäftigung mit Antisemitismus einerseits und der Reflexion über den richtigen Weg des Zionismus andererseits pendelt, ist Arnold Zweig. Zweig gehörte in der alten Bundesrepublik nicht zu den bekanntesten deutsch-jüdischen Autorinnen und Autoren, doch finden sich (gerade deswegen) in seinem umfangreichen essayistischen und literarischen Werk von der literaturwissenschaftlichen Forschung noch ungehobene Schätze. Eine besonders bedeutsam funkelnde Vignette stellt der zweieinhalbseitige poetische Text mit dem Titel "Judenzählung vor Verdun" dar, der am ersten Februar 1917 in der Wochenzeitschrift 'Die Schaubühne' erscheint. In ihm konkretisiert sich die abstrakte Eingangsfrage auf emblematische Weise. In einem ersten Teil möchte ich hier den historischen und geistesgeschichtlichen Kontext von Zweigs Text aufrollen, bevor ich in einem zweiten Teil zu einer genauen Lektüre komme.
Unter der Leitung der Ege Universität und der Beteiligung der Universität Paderborn, Istanbul und Hamburg fand vom 14. bis zum 16. November 2017 die erste internationale/kooperative Vierer-Tagung im Rahmen der Germanistischen Institutspartnerschaft an der Ege Universität in Izmir statt. Wissenschaftler und Interessierte reisten aus verschiedenen Städten wie Istanbul, Ankara, Eskişehir, Berlin, Paderborn, Hildesheim und Hamburg für die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte GIP Tagung an und leisteten mit gebiets- und themenbezogenen Vorträgen einen besonderen Beitrag dazu, eine international sehr vielschichtige Plattform entstehen zu lassen, die mehr als nur den literaturwissenschaftlichen Austausch ermöglichte
Literatur- und Fremdsprachendidaktik : zur Rolle des Theaters im Deutschunterricht in Burkina Faso
(2017)
Die Verwendung der Belletristik im Fremdsprachenunterricht trägt dazu bei, sprachliche und kulturelle Kompetenzen zu erwerben. Da die Sprechfertigkeit eine der sechs Grundkompetenzen im DaF-Unterricht ist, ist ihr Erlernen eine grundlegende und unverzichtbare Aufgabe im Fach "Deutsch als Fremdsprache" in und außerhalb Deutschlands. Deshalb versucht dieser Aufsatz, die Potenziale des Theaters auszuloten, um diese Grundkompetenz bei den Deutschlernenden in Burkina Faso zu entwickeln. Es geht also darum, die Möglichkeiten des Theaters als literarische fiktionale Gattung beim Spracherwerb der burkinischen Deutschlernenden zu bestimmen. Darüber hinaus wird dargestellt, inwiefern ein Theaterstück in einer "classe de première" bzw. einer 11. Klasse Unterrichtsgegenstand sein sollte und literaturdidaktisch aufbereitet werden kann. Dafür werden Theorien und Methoden der Theaterdidaktik sowie der rezeptionsästhetischen Literaturdidaktik verwendet und an einem Beispiel illustriert.
Le texte part d'une réflexion sur le rapport immanent aux paroles entre les termes "local" et "global", puisque chaque mot occupe un lieu particulier dans une phrase tout en participant de la nature transmissive de la communication. De plus, chaque phrase dite véhicule un sens qui présuppose un dire en acte qui, lui, ne saurait être dit. L'attention qui réunit ces deux modalités linguistiques qualifie entre autres le langage poétique, lequel ouvre sur une temporalité non-chronologique et une spatialité qui rend compte de l'espace entre les langues, domaine propre à la traduction. Les technologies digitales, notamment l'internet, sont en mesure de réaliser le rêve utopique d'une communication immatérielle. Ainsi entrent-elles dans une certaine mesure en concurrence avec la poésie (voire p.ex. le mythe d'Orphée ou "la Divine Comédie"). Avant de procéder à une analyse d'un poème du poète autrichien Franz Josef Czernin, dans laquelle Baschera se penche sur la différence entre ces deux approches, il attire l'attention sur celle existant entre les termes de globalisation et mondialisation.
Albrecht von Haller zählt bekanntlich zu den wichtigsten Vertretern aufklärerischer Lehrdichtung; in vielen seiner Gedichte, beispielsweise den Alpen, verficht er Ideale aufklärerischer Kunst- und Sprachauffassung wie Klarheit, Eindeutigkeit, Ordnung oder das Primat der didaktischen Wirkungsabsicht. Und doch zeigen einige seiner Texte auch den Gegendiskurs dazu: massive Zweifel am aufklärerischen Vernunft- und Sprachoptimismus, was schließlich zu „Hallers dichterische[m] Verstummen“ führt. Die Haller-Forschung erklärte die ‚lyrische Krise’ des Autors insbesondere mit dessen biographischer Situation: mit privaten Schicksalsschlägen, den Sprachproblemen des „Bärndütscher[s]“, der Spannung zwischen der rational-empirischen Wirklichkeitswahrnehmung des Wissenschaftlers sowie der emotional-religiösen des gläubigen Calvinisten oder mit Hallers Selbstverständnis als Dichter. Sein Interesse gilt weniger ästhetischen Problemstellungen als vielmehr naturwissenschaftlichen, philosophischen und theologischen, die er mit seiner Lyrik zu vermitteln hofft.
Schiller hatte um 1800 ein Problem, das vor kurzem wieder aktuell war. Wann beginnt das neue Jahrhundert: am 1. Januar 1800 oder am 1. Januar 1801? Schiller war sich entweder nicht wirklich sicher oder löste die Frage pragmatisch: er empfing das neue Jahrhundert einfach zweimal. So schrieb er, nachdem er den Silvesterabend bei Goethe verbracht hatte, am 1. Januar 1800 an diesen: „Ich begrüße Sie zum neuen Jahr und neuen Seculum“. Ein Jahr später, im Januar 1801, „begrüßte“ er mit denselben Worten gleich noch einmal „zum neuen Seculum“, diesmal Körner und Cotta. Um dasselbe Problem geht es in Kotzebues „Posse in Einem Akt“ Das neue Jahrhundert.
Als Friedrich Schiller 1790 seine Rezension über Bürgers Gedichte schrieb, kritisierte er nicht nur einen populären Lyriker, sondern lieferte zugleich einen Schlüsseltext für sein Verständnis „der lyrischen Dichtkunst“ (NA 22, 245), sofern ein solches Selbstbewußtsein als Lyriker bei ihm überhaupt existierte, wie Käte Hamburger zu bedenken gab. Hier äußerte er jedoch nicht nur seine Forderungen nach „Vereinigung“ der „getrennten Kräfte der Seele“ (NA 22, 245) und nach „Idealisierung, Veredlung“ der dichterischen Individualität (NA 22, 253), er setzte sich nicht nur indirekt mit seiner eigenen Jugendlyrik auseinander, in dieser Besprechung manifestiert sich vielmehr auch Schillers Verhältnis zu lyrischen Traditionen und dichtenden Zeitgenossen, wenn er über ‘die lyrische Dichtkunst’ schreibt
Die Geschichte von der schönen Tochter des Troerkönigs Priamos, die der Gott Apoll begehrte, fesselt seit der Antike die Leser, besonders jene, die der Stofftradition eine eigene Bearbeitung hinzufügten. Das Faszinosum Kassandra liegt sicherlich in deren Wohlgestalt und Weisheit einerseits und in ihrem Leid andererseits begründet: die Gabe, die Zukunft schauen zu können, erhält sie von Apoll. Kassandra löst jedoch die versprochene Gegenleistung – eine Liebesnacht mit dem Gott – nicht ein, woraufhin Apoll sie dadurch bestraft, dass niemand ihren Weissagungen Glauben schenken wird. Auch das Ende der Warnerin ist bekanntlich ein tragisches: obwohl sie die Eroberung Trojas vorhergesehen hat, kann sie diese nicht verhindern, wird von Agamemnon nach Mykene verschleppt und stirbt dort durch die Hand der eifersüchtigen Klytämnestra.
Heinrich von Kleists Modernität wurde mittlerweile zum Topos der literaturwissenschaftlichen Forschung; übernimmt das Werk dieses Autors doch häufig katalysierende Funktionen. Es konzentriert und extremisiert die ästhetischen wie kulturellen Krisenphänomene seiner Zeit und verweist dadurch mitunter auf narrative Techniken des 20. und 21. Jahrhunderts. Um so mehr verwundert es, daß einem Phänomen in den Texten Heinrich von Kleists bislang kaum Beachtung geschenkt wurde, dem in der ästhetischen Diskussion um 1800 eine Schlüsselposition zuzuweisen und das zu den Kennzeichen der Moderne zu rechnen ist: das Groteske.
Die Suche nach der meistgehaßten Berufsgruppe führt schnell zu einem Ergebnis, jedenfalls wenn man zahlreichen deutschsprachigen Werken der Gegenwart Glauben schenkt: Den Spitzenplatz einer solchen Statistik würden zweifellos die Literaturkritiker belegen. Goethes "Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent" wurde in den fiktiven Welten der Literatur seit Jahrhunderten in die Tat umgesetzt. Man erinnere sich nur an Bürgers Reaktion auf Schillers Attacken, die aggressiven Kritikersatiren von Heinrich Heine und Karl Kraus oder in der Literaturtheorie an die Exekution von Autor und Kritiker in Roland Barthes' 'La mort de l'auteur'. Selbst Thomas Manns Tagebücher zeugen von dessen "nächtlichen Haßwellen" gegen jeden Criticus. Seit es Literaturkritik gibt, gibt es auch die literarischen Vernichtungsphantasien der Schriftsteller gegenüber ihren Rezensenten, dennoch häufen sich in den vergangenen Jahren Texte, in denen mit Kritikern mehr als unsanft verfahren wird. Die höchsten Wellen schlug sicherlich der Mord an André Ehrl-König in Martin Walsers 'Tod eines Kritikers'. Allerdings wird er bekanntlich vom Mordopfer selbst nur inszeniert, denn Ehrl-König will für einige Zeit in charmanter Begleitung dem harten Literaturgeschäft entfliehen. Bodo Kirchhoffs "Großkritiker" Louis Freytag erleidet in Schundroman ein unangenehmeres Schicksal: Er stirbt an einem "Hieb ins Gesicht", der ihn als "Mann der Symbole" freilich bis ins Mark treffen mußte". Selbst wenn der Ich-Erzähler in Franzobels 'Shooting Star' seine Tötungsphantasien Marcel Reich-Ranicki sowie anderen Literaturkritikern gegenüber gerade noch im Zaum hält, startet er doch einen Rachefeldzug gegen Vertreter dieser Zunft: "So habe ich in unzähligen Nächten den Kritiker Gabor Keithel, der mir vorgaeworfen hat, daß ich nichts, aber auch wirklich nichts zu sagen habe, angerufen, und ihm mein Schweigen vorgeführt. Bei diversen Versandhäusern habe ich in seinem Namen Einbaumöbel bestellt, ihm einen Transvestiten geschickt, Kammerjäger, die dümmsten Leserbriefe in seinem Namen geschrieben, mich als er in Radiosendungen lächerlich gemacht. Auch bin ich in seinem Namen aus der Kirche ausgetreten, habe seiner Frau als Ermanno Peperoni glühende Liebesbriefe geschrieben und schließlich eine Keithel-Todesanzeige in die Zeitung setzen lassen und noch vieles mehr. Ich habe versucht, ihn zu vernichten, diese lächerlich verkniffene Intrigantenfigur."
Der hier edierte und übersetzte Text erschien zuerst 1895 in der niederländischen Zeitschrift "De Nieuwe Gids". Er wurde von Maurice Barrès nicht wieder gedruckt und auch nicht in die posthume Ausgabe der Werke aufgenommen. Barrès' Zeitschriftenbeitrag ist eine Auftragsarbeit, die ihm sein niederländischer Freund Frans Erens (1857–1935) vermittelte, der zu den Beiträgern des "Nieuwe Gids" gehörte. Erens lebte von 1880 bis 1883 in Paris, wo er Barrès kennenlernte und mit dem vertraut wurde, was er in den "Erinnerungen" "la jeune génération littéraire de Paris" nennt. Und damit sind nicht nur Zola und die Naturalisten gemeint, sondern auch die jungen Schriftsteller, die im Jahr von Barrès' Aufsatz über eine "Ästhetik von morgen" begannen, den Naturalismus als das 'Gestern' der Literatur zu schelten und die von den Kennern der Literaturszene als "Symboliques" oder "Décadents" registriert wurden. Ein in den Erinnerungen von Erens mitgeteilter Brief von Barrès an ihn vom 30. August 1885 lässt aufgrund einer Bemerkung über den aktuellen Literaturkampf in Paris vermuten, dass beide eine negative Einstellung gegenüber dem 1885 noch dominierenden Naturalismus teilten und dass Erens mit einem entsprechend getönten Beitrag aus Paris zu rechnen hatte.
Neste artigo apresento e contrasto brevemente as noções quase opostas do termo "ritmo" nas obras dos teóricos Massaud Moisés e Henri Meschonnic. Meschonnic propõe uma compreensão bastante aberta do termo, que recupera noções da ética, da política, da linguística e de diversas outras áreas do conhecimento para o entendimento do mesmo; e intenta mesmo transformar toda a teoria da linguagem para tal. Moisés, por outro lado, trabalha com uma noção muito mais delineável e precisa do termo, que remete a características sonoras específicas da palavra, sem, no entanto, cair em simplificações. Ao apresentar e contrastar os dois entendimentos, pretendo explorar o que se depreende de produtivo desse encontro, principalmente no que diz respeito ao campo da tradução de poesia. Para isso - e de modo a verificar como tanto as noções dos dois teóricos quanto meus apontamentos se materializam na prática tradutória - retomarei mais adiante no texto duas traduções minhas dos autores de língua alemã, Ingeborg Bachmann e Peter Waterhouse.
Neste artigo se investiga a linguagem do poema satírico "Atta Troll - ein Sommernachtstraum" (Atta Troll - sonho de uma noite de verão), escrito em 1841 por Heinrich Heine. A investigação se volta a dois aspectos profundamente entrelaçados preponderantes no poema, que suscitam este estudo literário: primeiramente a exigência do poeta, a qual percorre o longo poema como Leitmotiv, de uma arte sem fins, sem influências de motivações morais, religiosas ou políticas, fundamentada em leis próprias, emergente da noção do belo, e cujos fins estejam inerentes na arte mesma. O segundo viés que se releva no poema é a relação metafórica da poesia com a dança, arte essa que em suas diversas manifestações formais e informais é observada por um crivo rigoroso ao longo do poema. A partir desses dois aspectos se indicia através de trechos traduzidos ao português afinidades importantes dessa literatura, que tanto se inclina ao romantismo, quanto à passagem para a modernidade, a cujas transformações ela aponta quando aborda questões sobre estética e sobre o papel do poeta.
Der Versuch, die Erfahrungen Ernesto Guevaras nach dem Zerfall der Studentenbewegung von 1968 durch mythologische Verfremdungseffekte und andere literarische Strategien als utopisches "VorBild" libertären Aufbruchs in poetisierter Form präsent zu halten, wird von Weiss zwar […] andeutungsweise unternommen, sogleich aber wieder durchgestrichen.
[…]
Mit seinem Geschichtsdrama hat Volker Braun […] ein Lob der revolutionären Torheit geschrieben, in dem Ernesto Che Guevara mit seinem irrationalen, blinden Enthusiasmus die Rolle eines kommunistischen Don Quijote, eines "guerillero errante" zwischen Ideal und Wirklichkeit zufällt.
[…]
Enzensbergers Ballade [deutet] die bolivianische Expedition Che Guevaras als psychologisch motivierte Flucht in die Eindeutigkeit vertrauter Freund-Feind-Schemata.
Das Thema des Beitrags ist praktisch orientiert und knüpft an das VEGA Projekt „Verbale Kollokationen im Deutschen und Slowakischen“ unter der Leitung von Prof. Peter Ďurčo am Institut für Germanistik der Universität der hl. Kyrill und Method in Trnava an. Das Projekt setzt sich zum Ziel, verbale Kollokationen zu analysieren und zu beschreiben. Es setzt also voraus, dass man die Kollokabilität der sprachlichen Mittel definieren und messen kann...
This article focusses on the question of howfar thenew figure of the continuum can capture the categories gender, migration and spaceand how intra- and intercategorial shifts, variabilities, polypolarities can be specified. Also the article will be discussed to what extend the figure of the continuum can meet the challenges of pluralities existing in realities of the lived lifes of human beings as well as in literary texts dealing with gender, migration and/or space.
Articolul discută, luând ca exemplu schiţa dramatică Bowl, Cat and Broomstick de Wallace Stevens, diferenţierea făcută de Eugene Nida între echivalenţa formală şi echivalenţa dinamică ca procedee de traducere. Greşelile de traducere arată că doar un discernământ lingvistic şi cultural deosebit îl poate ajuta pe un bun traducător să evite atât o traducere mecanică, cuvânt cu cuvânt, ca în cazul echivalenţei formale, cât şi o “înstrăinare” a originalului, ca în cazul unei echivalenţe dinamice prea generoase.
Der im Alltag wie auch in medialen Darstellungen immer wieder anzutreffende Befund, dass Arbeit "irgendwie" mit der ganzen Gesellschaft zu tun habe, das heißt auch mit unserem gesamten privaten Leben, lässt sich aus einer doppelten Blickrichtung heraus sehr viel genauer beantworten als es bisher vielfach der Fall war: nämlich erstens vom Spektrum der für den komplexen Bereich der Arbeit relevanten Diskurse aus und zweitens von der medial und sprachlich erfolgenden Zusammenführung dieser Diskurse und des dabei vermittelten Wissens.
Sangspruchtradition. Textualität - Aufführung - Traditionsbildung : Münster, 31.08. - 01.09.2000
(2001)
Vom 31. August bis 1. September 2000 fand in Münster, veranstaltet von Michael Baldzuhn (Hamburg), Margreth Egidi (Münster) und Nine Miedema (Münster), ein Kolloquium zur Sangspruchtradition statt. Ziel der Tagung war es, aktuelle literatur- und kulturwissenschaftliche Impulse, die die mediävistische Germanistik für die spezifische Eigenart mittelalterlicher Texte aufs Neue sensibilisiert haben, exemplarisch mit der Konzentration auf diese Gattung produktiv zu machen: Insofern im Zentrum eines weiterreichenden Problemhorizonts die Frage nach den Voraussetzungen steht, die - trotz fragiler Rahmenbedingungen - literarische Kommunikation gleichwohl zu stabilisieren vermochten, ziehen Untersuchungsfelder, die größere Zeiträume abdecken und damit übergreifende Entwicklungen im homogenen Beschreibungsrahmen zu betrachten erlauben, neue Aufmerksamkeit auf sich.
Der "Kolmarer Liederhandschrift" (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 4997, Sigle t oder, wie nachstehend, k) ist auf den Blättern 3r-15v ein Register vorangestellt, das den Textbestand dieser umfangreichsten wie bedeutendsten Sammlung meisterlicher Lieddichtung des Spätmittelalters systematisch geordnet verzeichnet. Nach Abschluss der Hauptarbeit auf eine dafür schon früh beiseite gelegte Lage geschrieben, erfasst es in der Reihenfolge der aufgenommenen Autorenkorpora und innerhalb dieser in der Abfolge der Töne jedes einzelne Meisterlied mit seinem Initium, dem jeweils ein Blattnachweis vorangeht und eine Angabe zum Strophenumfang des Liedes folgt.
Remigius von Auxerre
(2006)
Da deutscher "Cato" und deutscher "Facetus" im Spätmittelalter oft gemeinsam abgeschrieben wurden, lag es nahe, für die Sicherung der Materialbasis des Cato-Projekts A7 am Hamburger Sonderforschungsbereichs 538 '"Mehrsprachigkeit" neben Hss. mit Übersetzungen der "Disticha Catonis" auch solche mit dem Facetus "Cum nihil util ius" einzusehen.
Ob Lernen eher eine Angelegenheit des Hörens oder eher eine des Lesens sei, darüber können im Spätmittelalrer Missverständnisse Aufkommen [...] Die kleine Szene aus einem Gesprächsbüchlein des 15. Jahrhunderts, dem ,Es tu scolaris', ruft einen ihren Lesern offenbar nicht mehr ganz selbstverständlichen Sachverhalt in Erinnerung: Auch im Ausgang des Mittelalters vollzieht sich der Erwerb des Lernstoffs im Trivialunterricht wesentlich auditiv, im Rahmen mündlicher Unterweisung.
Die dem pädagogischen 18. Jahrhundert vorausliegende Bildungs- und Erziehungsgeschichte stellt keinen Gegenstand dar, der in einem disziplinenübergreifenden Forschungs- und Diskussionszusammenhang bearbeitet würde. Ein Überblick über den Stand der Forschung ist indes nicht nur auf grund der disziplinären Streuung der zahlreichen Forschungsbeiträge von einschlägiger Relevanz kaum zu gewinnen, die historisch arbeitende Erziehungswissenschaftler beibringen, Mittelalter- und Frühneuzeithistoriker, Literaturwissenschaftler, die sich mit Texten oder Kunsthistoriker, die sich mit anderen einschlägigen Artefakten dieses Zeitraums befassen.
Ein meisterliches Streitgedicht : zum poetologischen Horizont der Lieder Nr. 89-94 des Hans Folz
(1996)
In der Verwendung von Tönen mittelhochdeutscher Sangspruchdichter findet die Traditionsbindung der Meisterlieddichter des 15. Jahrhunderts ihren unmittelbaren Ausdruck. Wie eng diese Bindung sein konnte, läßt sich ermessen, wenn man bedenkt, daß sogar neu erfundene Töne einem älteren und bekannteren Dichter untergeschoben wurden, dem sie gar nicht gehören. Ob es erlaubt ist, zu neuen Texten auch neue Töne zu erfinden, oder ob neue Lieder nur in alten Tönen, allem voran nur in den Tönen der alten Meister, gedichtet werden dürfen - in dieser Frage des Tönegebrauchs stehen mithin Qualität und Reichweite der Traditionsbindung meisterlicher Lieddichtung zur Diskussion. Die Meisterlieder Nr. 89-94 des Nürnberger Dichters Hans Folz stellen diese meisterliche Kardinalfrage in ihr Zentrum, scheinen sie aber ganz und gar »unmeisterlich« zu entscheiden. Denn in dem umfangreichen Liedzyklus wird keineswegs der Tradition der alten Meister und den überkommenen Tönen das Wort geredet. Ausdrücklich erhält vielmehr die Gegenwart ihr eigenes Recht auf ihre eigenen Töne.
Die lateinischen ,Disticha Catonis', im 3. oder 4. Jahrhundert n. Chr. entstanden, zählen zu den neben der Bibel verbreitetsten Werken des Mittelalters. Getragen wurde ihr Erfolg zu großen Teilen von der Institution ,Schule'. Mit den Worten der inzwischen über anderthalb Jahrhunderte alten, aber noch immer unersetzten Untersuchung zu ihren deutschen Übersetzungen: "Kein werk hat während des mittelalters eine entfernt so weite verbrei tung gefunden wie die unter dem namen des Cato bekannten lateinischen distichen. sie waren das factotum beim unterrichte der jugend, die aus ihnen die anfangsgründe der grammatik poesie und moral kennen lernte [ .. .]."
Causative, which is analyzed in the context of voice, differs widely in Turkish and German languages. A causative can be obtained nearly from each verb in Turkish language while this category is not productive in German Language. Like prefixes, which are of great importance in German language, the causative has the same significance in Turkish language. Causatives can be divided into three: a) lexical causative, causative existing in words' own meaning; for instance, there exists such a relationship between the words "slide" and "fall"; b) morphological causative consists of morphemes (öl-dür-t-mek); c) whereas, the context is important for the operant causative. When we say “It smells gas in here’ it may have been intended to open a window and we can make it done. There is a direct connection between the causative and causality. Because, in causative instead of doing something directly, it may be caused to be done or occurred. The notion of causative in German has been reviewed in the semantic context at a low degree. This is because of the fact that, morphological causative verbs are fewer and new causative voices can't be formed. However, this issue has been handled in a very detailed manner especially at morphological level in Turkish language. There is even fine detail under the title causative itself. The most important characteristic of causative is to change the combination value of the verbs. However, the relation between causative and passive is just the opposite of this and asymmetric. Structures having semantic similarities with causatives and named as Funktionsverbgefüge (put into practice = apply) in German exist. Reciprocal voices and reflexive voices, the most important voices of Turkish language, generally allow the formation of causative verb.
This paper analyzes serpentine figures in Eichendorff's novella 'Das Marmorbild', which are inscribed in the body of Venus in the mannerist style. These figurae serpentinatae gradually gain dynamism, move into the foreground of attention, and then condense into repulsive snake figures which evoke associations of the cunning snake of the Garden of Eden, the serpents on the back of the Frau Welt figure, and the fearsome Echidna of Greek mythology. These allusions also characterize the art which Venus represents as something abysmal and threatening. The multiple contextualization of the snake also reveals that 'Das Marmorbild' offers a double reading: in the narrower sense, Venus can be viewed as a representation of Romantic art, while in the wider sense she personifies art in general.
Bölls Romanerstling "Kreuz ohne Liebe" scheint die Missachtung der zuständigen Richter lange anzuhaften. Als Böll das Manuskript 1946 vollendete, reichte er es bei der Jury eines Wettbewerbs für den besten Kriegsroman ein und erhielt von den Literaturkritikern ein vernichtendes Urteil. Konsequent hielt der den Roman zurück, zumal sich die Art seines Schreibens auch sehr bald änderte. Als "Kreuz ohne Liebe" 2002 dann erstmals veröffentlicht wurde, begegnete ihm die Literaturwissenschaft nicht weniger abweisend, denn bis heute ist der Roman in auffälliger Weise eben nicht zum Gegenstand der Forschung geworden. [...] Der Text scheint Rezeptionshindernisse aufzuweisen, die eventuell seiner Qualität geschuldet sein mögen, ganz sicher aber auch auf einer anderen Ebene liegen. Das anthropologische Konzept nämlich, vor dessen Folie Böll seinen Protagonisten das Weltkriegserleben deuten lässt, zeugt von einem derart radikalen Christentum und unorthodoxen Katholizismus, dass sich damals wie heute Literaturkritiker wie Literaturwissenschaftler damit sehr schwer taten und tun.
The aim of this article is to systematize selected existing definitions of texts and, from the perspective of research into text comprehension, to compare and contextualize the most frequent concepts applied in the field. These concepts are used in the description of the basic phases and aspects of the text comprehension process; they may be divided into three groups depending on whether they denote the comprehension process itself, the results of this process, or the properties of text. This division should not be viewed as an immutable set of concepts, but rather as a starting point for research into issues of text comprehension and comprehensibility.
Digitales Publizieren umfasst eine Vielfalt von Praktiken, die vom Tweet über den wissenschaftlichen Artikel in einer Online-Zeitschrift bis zum Bloggen reicht. Die online technisch vereinfachte Selbstpublikation hat zur Folge, dass die Strukturierung der wissenschaftlichen Landschaft von anderen medialen Voraussetzungen ausgeht, als es in der Printwelt der Fall ist, in der Qualitätskontrolle zwangsläufig vor der Publikation kommt.
In disem Beitrag möchte ich argumentieren, dass die Germanistik diese neuen medialen Bedingungen nicht als Verlust über die Qualitätskontrolle bzw. als Bedrohung wahrnehmen muss und dass im Gegenteil konkrete Vorschläge angebracht sind, damit die Fachgemeinschaft sich diese medialen Voraussetzungen aneignet und sie für sich fruchtbar macht. Die folgenden Überlegungen basieren auf einer Betrachtung der Publikation an sich, die sich nicht in Selbstpublikation einerseits und evaluierter Publikation andererseits gliedert, sondern die öffentliche Verbereitung von Informationen im digitalen Kontextals Grundlage nimmt. Der erste Teil befasst sich mit digitalen Publikationen und deren Bedeutung für die Germanistik, der zweite Teil mit der Philosophie von Open Access und deren möglicher Umsetzung.
In der zweiten Hälfte des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich in ganz Europa die sogenannten Völkerschauen, in denen populäre Unterhaltungsformen, Inszenierungspraktiken und wissenschaftliche Ansätze eng ineinandergriffen. In Deutschland spielte dabei der Hamburger Tierhändler Carl Hagenbeck eine wesentliche Rolle: Als sein Tierhandel am Anfang der 1870er Jahre in Schwierigkeiten geriet, begann er, Zurschaustellungen fremder, als "exotisch" betrachteter Menschen zu veranstalten, was ihm großen Erfolg einbrachte. Wie bereits mehrfach in der Forschung hervorgehoben, gingen die so entstandenen Völkerschauen mit bestimmten Inszenierungstechniken einher: Es ging darum, das "Exotische" – das heißt hier vor allem die am Ende des 19. Jahrhunderts ein breites Publikum faszinierende körperliche Fremdheit – anschaulich zu machen und sie zugleich in vertraute Darstellungs- und Wahrnehmungskonventionen einzubetten, um den Zuschauern das Fremde zu vermitteln. Hagenbecks Schaustellungen zeichneten sich insbesondere durch ihre genau durchdachten, auf dramatischen Strukturen und auf melodramatischen Motiven beruhenden Attraktionen aus – wie Überfall und Frauenentführung –, die es ermöglichen, Verbindungslinien zwischen Völkerschauen und Theaterkunst zu ziehen. Es lässt sich zeigen, dass die Art und Weise, wie diese "exotischen" Menschen inszeniert wurden, vom wissenschaftlichen Blick der Anthropologen sowie von der Kooperation zwischen Anthropologen und Schaustellern beeinflusst wurde. Es soll gefragt werden, inwiefern Spuren der Völkerschauen im europäischen Theater der Jahrhundertwende um 1900 aufzufinden sind: Inwieweit übten anthropologisierte Inszenierungen fremder Völker einen Einfluss auf den Retheatralisierungsprozess des Theaters aus? Inwiefern entstand das moderne Theaterverständnis aus einer Anthropologisierung des Theaters?
Hermaphroditismus stellt einen in der wissenschaftlichen Praxis kontroversiell diskutierten Gegenstand dar. Während die Medizin Hermaphroditismus als Aberration wertet, der therapeutisch im Sinne einer geschlechtlichen Vereindeutigung entgegengewirkt werden muss, feiert die poststrukturalistische Theoriebildung Hermaphroditen als Phänomen der Grenzüberschreitung und Sinnbild der Auflösung starrer (Geschlechter-)Dichotomien. Der Literatur kommt in diesem Sinne eine re-integrierende Funktion zu: Im Sinne eines Interdiskurses werden Elemente verschiedener Diskurse um das Thema aufgenommen und kritisch beleuchtet. Ziel des folgenden Beitrages ist es, mittels einer exemplarischen Lektüre von Ulrike Draesners Roman "Mitgift" aus dem Jahre 2002 zu zeigen, auf welche Weise das Thema des Hermaphroditismus in der Literatur des 21. Jahrhunderts verhandelt wird. Hauptaugenmerk der Lektüre soll dabei auf die narrative Konstitution des hermaphroditischen Körpers gelegt werden.
2013 yılından beri süregelen Ege Üniversitesi ve Paderborn Üniversitesi (Almanya) arasındaki iş birliği antlaşması kapsamında Alman Akademik Değişim Servisinin de (DAAD) destekleyicisi olduğu uluslararası kongrenin yedincisi 2-3 Aralık 2019 tarihlerinde Ege Üniversitesi bünyesinde gerçekleşti. "Internationale Tagung im Rahmen der Germanistischen Institutspartnerschaft Ege Universität Izmir - Universität Paderborn "Aktuelle Perspektiven der deutsch-türkischen Germanistik" başlıklı kongrede hem edebiyat hem de dilbilim alanından genç araştırmacılar ve akademisyenler bildirilerini sundular. Kongre kapsamında Paderborn Üniversitesi, Ege Üniversitesi, Dokuz Eylül Üniversitesi ve Humboldt Üniversitesi'nden akademisyenlerin katılımlarıyla gerçekleşti.
In der Zeit der Kreuzzüge von 1096 bis 1291 war die arabische Kultur in fast allen Bereichen der abendländischen Kultur überlegen: in der Medizin, in der Astronomie, in der Mathematik, vor allem aber auch in der Literatur. Später, in der Zeit der Aufklärung, der Klassik und der Romantik, gewann die arabische Literatur eine besondere Stellung bei einigen großen deutschen Literaten im Rahmen der so genannten "Weltliteratur" bzw. "Universalpoesie": man erinnert hier an Johann Georg Hamann (1730–1788), Johann Gottfried Herder (1744–1803), Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) und Friedrich von Schlegel (1772–1829). All diese Personen gelten in der Tat auch als wichtige Anreger Rückerts bei seiner großen Beschäftigung mit der orientalischen Literatur im allgemeinen und der arabischen im besonderen. Ziel meiner vorliegenden Untersuchung liegt also darin, den Einfluss der arabischen Kultur und Literatur auf den großen deutschen Dichterund Übersetzer Friedrich Rückert zu erhellen. Ein solcher Versuch könnte – darauf ziele ich eigentlich – ein bedeutender Beitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis im Bereich des interkulturellen Dialogs zwischen Deutschen und Arabern sein (das Thema "Interkultureller Dialog" interessiert mich schon seit langer Zeit).
Beim Gebrauch einer Fremdsprache durch Anfänger handelt es sich offensichtlich um "Spielarten interkultureller Kommunikation" (FÖLDES 2007: 614). Eine bezüglich der arabischen Auslandsgermanistik ergiebige Auseinandersetzung mit der Schreibfertigkeit gelingt erst, wenn interkulturelle und handlungsorientierte Aspekte zusammen und sprachkomparatistisch berücksichtigt werden. Davon ausgehend lässt sich dann erklären, inwieweit mögliche differente Verhaltens- und Handlungsmuster in der deutschen und der arabischen Sprach- bzw. Kulturgemeinschaft das Schreiben in der deutschen Sprache beeinflussen. Neben Faktoren im sprachsystematischen und lexikalisch-semantischen Bereich lässt sich dies im pragmatischen Bereich an zwei Parametern des kommunikativen Verhaltenstyps (Grad der Expressivität sowie der der Ritualisierung) untersuchen. Mögliche differente Verhaltens- bzw. Handlungsweisen werden hier anhand von arabischen Germanistikstudierenden geschriebener Aufsätze bzw. E-Mails diskutiert.
Die "Börsen-Nachrichten der Ostsee/Ostsee-Zeitung" waren eine der wichtigsten publizistischen Stimmen Pommerns und Preußens. Ihre liberale Haltung und ihr Mut angesichts widriger Umstände machen deutlich, was Journalismus leisten konnte - und leisten sollte. In der publizistischen Konkurrenzsituation während der Medienrevolution 1848/49 war das weltoffene, fortschrittsfreundliche, die alte sogenannte Unparteilichkeit bekämpfende, freiheitliche Blatt führend; es wurde erst unter polizeilichem Druck aufgehalten. Stofffülle und argumentative Kraft der "Börsen-Nachrichten" ringen noch heute Respekt ab.
In den ersten beiden Dezennien nach der Wende zum 20. Jahrhundert revoltierte die junge, intellektuelle Generation in mehreren Wellen sowie zahlreichen Lebensbereichen gegen das erstarrte Selbstbild einer "Gesellschaft der Väter", die im ausgehenden 19. Jahrhundert zu Macht und Selbstbewusstsein gekommen war. Die Revolte fand ihren Ausdruck in verschiedenen Bewegungen der Zeit wie beispielsweise dem Anarchismus und dem Linksradikalismus in der politischen Theorie und Praxis oder dem Expressionismus und dem Dadaismus in den Künsten. Für die im Zusammenhang einer Erziehung zum "neuen Menschen" besonders interessierende Erziehungspraxis und Erziehungstheorie dieser Jahre schlug sich die Revolte in den Jugendbewegungen unterschiedlicher Couleur, praktischen Initiativen zur Lebensreform und einer Reformpädagogik nieder, die eine "Erziehung vom Kinde aus" auf ihr Banner schrieb.
Wien, das im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen wird, war geradezu ein europäisches Zentrum höfischer Unterhaltungsangebote. An seinem multinationalen Hof bestand das Theaterrepertoire im 18. Jahrhundert vor allem aus italienischen Opern und französischen Stücken. Daneben bestand seit dem frühen 18. Jahrhundert eine Tradition volkstümlichen Theaters mit einer permanenten Spielstätte. Erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts wurden aber privat geführte und kommerziell orientierte Theater gegründet.
Zusammen mit diesen Entwicklungen wurde eine systematische Theaterzensur etabliert. Zunächst stellte sich die Zensur in den Dienst der Aufklärung, unterdrückte Obszönitäten, Unsinniges und Derbheiten, im 19. Jahrhundert wandelte sie sich zu einem Instrument der Unterdrückung der politischen Veränderung. Ihr Hauptziel war die Verteidigung des monarchischen Systems, daher wurden der Kaiser und seine Beamten gegen Angriffe verteidigt, und zwar mit einem heute geradezu lächerlich erscheinenden Eifer. Eine ständige Bedrohung für die multinationale Monarchie bildeten die Unabhängigkeitsbestrebungen der regierten Völker. Nationale Propaganda wurde daher von der Zensur ebenso sorgsam überwacht und nach Kräften verhindert. In der zweiten Jahrhunderthälfte trat die soziale Frage in den Vordergrund und lieferte Motive für Verbote und Eingriffe in die Spieltexte. Insgesamt wurden das herrschende gesellschaftliche System und seine Hierarchie gegen Angriffe und Kritik aller Art verteidigt. Die Aristokratie, der Klerus, die Beamten, nicht einmal einzelne Gewerbe oder Unternehmenssparten, sollten auf der Bühne in unvorteilhaftem Licht dargestellt werden.
Die starke Expansion des deutschen Buchhandels ab etwa 1820 stellte an das Übersetzungswesen neue Anforderungen: Übersetzungen fiel nun die Aufgabe zu, den Buchmarkt mit Belletristik, vor allem mit Romanen sowie Beiträgen für Taschenbücher und Zeitschriften zu versorgen. Einige wichtige Faktoren dieser Entwicklung können hier nur stichwortartig aufgezählt werden: neue Leserschichten vergrößerten das Publikum, das nun eine anonyme lesende Öffentlichkeit bildete; die evasorische und kompensatorische Funktion der Lektüre trat in zunehmendem Maße neben das ältere Lesemotiv der Bildung; die Leihbibliotheken boten sich als größtenteils billige Bezugsquelle für Romanliteratur an und erlebten in der Restauration ihre Blütezeit; der Buchhandel trug seinen Teil zu dieser Entwicklung bei, indem er - unter Ausnützung der technischen Innovationen, die es ermöglichten, in kurzer Zeit große Auflagen herzustellen - billige Romanreihen produzierte, von denen einige ausschließlich der Übersetzungsliteratur vorbehalten waren. Ein zweiter literarischer Sektor, der für starke Nachfrage nach Übersetzungen sorgte, war das Theater.
A lot has already been written on Heinrich von Kleist's "Über das Marionettentheater" ("On the Marionette Theater"). I will engage in a reading that is based on deconstructivist approaches as well as on queer- and cyberfeminist-thoughtboth of which reform concepts of the subject by taking into question bodily and gender coherence and gender identity. Queer Studies provoke a thinking of the multiplication of difference as well as a thinking of difference within ('entities') rather than of difference between ('entities'). Cyberfeminism explores the possibilities of manipulating and changing the physical body and provides metaphors for thinking 'posthuman' identities. Donna Harawayin allusion to the hybridization of gender relations and gender conceptionsposits the cyborg as a leading figure/figuration of feminist politics.
Was war und ist heute die Rolle der Griots im alten Afrika? Es besteht darin, über das Leben der Gemeinschaft durch die verschiedenen historischen Begebenheiten zu berichten. So begreift auch Sembene Ousmane seine Bestimmung als Filmemacher. Er soll ein "Griot der modernen Zeiten sein". Diese Rolle als Vertreter der eignen Gemeinschaft in den modernen Medien, wie z. B. dem Kino, entspricht auch Djibril Diop Mambetys Auffassung, jenes Filmemachers aus dem Senegal, der den Film als revolutionäres Vehikel begreift. Aber was wäre der afrikanische Film, fragt sich Signer, hätte man nicht Regisseure wie Idriss Ouadreogo oder die regionale Institution des FESPACO, die jährlich Preise für afrikanische Filmemacher vergibt. Dies bedeutet, dass der afrikanische Film seit der Unabhängigkeit präsenter geworden ist und versucht, selber als Vehikel realer oder fiktionaler Faktenin Afrika zu sein. So verspricht es auch der 1988 gedrehte Film Camp "Thiaroye" von Sembene Ousmane und Thierno Faty Sow, der kolonialgeschichtliche Geschehnisse in Afrika möglichst authentisch zu erzählen.
Vorwort
(2020)
Lange waren Formkonzepte dem Zug der Zeit entzogen, um dann am Ende des 18. Jahrhunderts, und prominent in Goethes Naturforschung, massiv unter ihren Einfluss zu geraten. Wenn Goethes Überlegungen zu Morphologie und Metamorphose Manifestationen der im späten 18. Jahrhundert auf breiter Front beobachtbaren Verzeitlichungsprozesse darstellen, drängt sich die Frage auf, wie das Verhältnis von Zeit und Form in der als Zeitkunst verstandenen Literatur des Autors wirksam wurde.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts werden das Volkslied und die Ballade als Ausdruck der Natur verstanden, der unvermittelt und darum echt ist. Doch nicht nur editorische Eingriffe im Zuge der Herausgabe dieser zumeist nur vermeintlich mündlich tradierten Dichtung lassen die Echtheit der Texte problematisch erscheinen. In der Kunstballadendichtung bildet sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts der so genannte Volksliedton heraus. Die epigonale oder ironische Imitation dieses einfachen Stils kann nicht mehr im Paradigma der Herder'schen Ausdrucksästhetik verstanden werden. Insbesondere Heinrich Heines Lieder gelten als ironische Nachahmung volksliedhafter Dichtung und als Ausweis, dass diese Form von "Lied [...] keine authentische Kunst" sei.
Heine verhandelt die Problematik der Echtheit in seinen Schriften zu Volkslied und Ballade über die zentralen Begriffe des Diskurses - Einfachheit und Wahrhaftigkeit. Er verwirft diese Konzepte jedoch nicht einfach, sondern modifiziert sie. Heine, so soll im Folgenden gezeigt werden, variiert die Idee eines 'echten' Volksliedes, indem er den Gedanken ausprägt, bestimmte Texte stünden im Zeichen eines "Geist[es] der Volkslied-Formen". Die Problematik der Wahrhaftigkeit verhandelt Heine in 'Die romantische Schule' sowie in seinem Buch der Lieder im Bild der Kostümierung und Maskierung. Sie wird hier zur Frage der Ehrlichkeit und Treue, die interpersonell und kommunikativ gefasst ist.
19. yüzyılda misyoner, oryantalist, asker, yönetici ve araştırmacılar olmak üzere farklı meslek gruplarından birçok Avrupalı, Osmanlı topraklarını dolaşarak arkalarında seyahat kitapları bırakmışlardır. Klasik bilimsel çalışmaların aksine alternatif bir araştırma modeli olarak kabul edilebilecek olan seyahat yazını bir anlatı türü olarak sosyal bilimlerin farklı disiplinleri için oldukça sübjektif verilere dayansa da yoğun ve zengin bir bilimsel materyal sunmaktadır. Bu bağlamda bir Alman oryantalist ve seyyah olan Eduard Sachau (1845-1930) Osmanlı toprakları içerisinde 1879'da başlayarak yaklaşık altı ay süren bir seyahat gerçekleştirmiş ve seyahat notlarını "Reise in Syrien und Mesopotamien" ("Suriye ve Mezopotamya Seyahati") adıyla 1883 yılında Almanya'da kitap olarak yayımlamıştır. Aslında bir filolog olan Sachau, tıpkı bir sosyolog, antropolog ve arkeolog gibi dolaşarak Osmanlı taşrasında yaşayan Arap, Kürt, Türk, Nasturi, Yakubi ve Yezidiler hakkında önemli bilgiler sunmuştur. Bu çalışma, bir bilim insanı olarak Sachau'nun seyahatinin oryantalist bilgi üretim süreci olduğunu iddia etmekte ve onun süreçte bu topladığı bilgiyi farklı yollarla akademik metinlere transfer ettiğini öne sürmektedir.
Obwohl Fragment geblieben, steht der "Andreas" im Zentrum von Hofmannsthals Schaffen. Um die Bedeutung und den fragmentarischen Status des "Andreas" zu erklären, ist ein Blick auf seine Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte unerläßlich.
Hofmannsthal arbeitete an seinem Romanprojekt "Andreas" zwischen 1907 und 1927. Circa 500 Manuskriptseiten umfaßt der "Andreas" im Nachlaß Hofmannsthals. Davon entfallen annähernd 100 Seiten auf den relativ geschlossenen Hauptentwurf von 1912/13, - er wurde postum, im Jahre 1930, unter dem Titel "Andreas oder die Vereinigten" erstmals veröffentlicht - der Rest verteilt sich auf insgesamt knapp 400 Entwürfe, Skizzen, Notizen und Exzerpte.
Although there are many dialect speakers in Bavaria, the dialect - mainly because of its non-standardized spelling - is usually not used in common print media or on nationwide television. Nevertheless, the Bavarian dialect appears on Bavarian television (BR) and in cinema films. However, the Bavarian used on television or in films is frequently not a genuine dialect; instead it is a synthetic language which resembles the German standard and merely refers to the dialect. This is mainly due to the needs of non-dialect speakers, who would definitely have comprehension problems with the genuine dialect. Furthermore, the Bavarian dialect is often used on online platforms, such as Facebook or YouTube. In these conversational situations, face-to-face communication is replaced by written texts. In the case of dialect speakers, these texts can appear as written dialect; due to the non-standardized spelling, the texts are strongly individualized.
Ich spreche im Folgenden über ein Thema, das 'Hermeneutik nach Luther' heißen soll. Als Hermeneutik verstehe ich dabei im Anschluss an Friedrich Schleiermacher - also im Anschluss an einen protestantischen Theologen, der seine eigene Hermeneutikkonzeption vorwiegend mit Bezug auf die Auslegung des Neuen Testamentes entwickelt hat, das heißt in einem dezidiert christlichen und zugleich mehrfachen, noch näher zu klärenden nach-Luther'schen Sinn - die "Kunst des Verstehens". Die Bestimmung verdeutlicht, dass das Verstehen nichts Selbstverständliches ist. Verstehen versteht sich nicht von selbst. Es muss selbst verstanden werden. Hermeneutik bezeichnet nach diesem Verständnis eine Aufgabe, und zwar, wie Schleiermacher zu betonen nicht müde wird, eine niemals abgeschlossene, immer weiter fortzusetzende Aufgabe.
"Von einer Vereinigung des Christenthums mit der Philosophie kann ich mir nichts Bestimmtes denken", schreibt Friedrich Schleiermacher am 28. März 1801 an Friedrich Heinrich Christian Schwarz, den später nach Heidelberg berufenen Theologen und Pädagogen. "Was wollen Sie vereinigen, wo gar kein Streit ist? Die Religion kann nicht umhin, die philosophierende Anlage im Menschen anzuerkennen, und das tut sie auch wohl jetzt durchaus; und ebenso kann man die Philosophie nötigen, die religiöse Stimmung anzuerkennen, wenn sie sich gleich etwas ungebärdig dabei anstellt." Man glaubt in diesen Worten das irenische, zum Ausgleich geneigte Gemüt Schleiermachers zu vernehmen, welches gleichwohl nicht hat verhindern können, dass er mehrfach in seinem Leben in heftigen religiösen, politischen und literarischen Streit verwickelt wurde.
In seinen Worten klingt jedoch auch noch das Bewusstsein nach, dass die Harmonie von Philosophie und Religion, falls es sie überhaupt gibt, jedenfalls jüngeren Datums ist. Die Philosophie stellt sich immer noch ungebärdig dabei an, die religiöse Stimmung anzuerkennen. Umgekehrt scheint die Religion eben erst jetzt - um 1800 - ihren Frieden mit der philosophierenden Anlage im Menschen gemacht zu haben. Man muss hier nicht unbedingt an jene jahrtausendealte Tradition der Auseinandersetzung zwischen Philosophie und Religion denken, die wir heute noch mit dem Stichwort Athen vs. Jerusalem bezeichnen.
Es genügt, sich ans 17. und 18. Jahrhundert zu erinnern, an die philosophes, die kritischen Intellektuellen Frankreichs, die einen zähen, nach und nach immer besser organisierten Kampf gegen die katholische Kirche führen, oder an die nach der Massenflucht der Hugenotten aus Frankreich vor und nach 1685 und der Glorious Revolution (1688) besonders in England und den niederländischen vereinigten Provinzen intensiv und erbittert geführte Debatte über religiöse Toleranz und katholische wie protestantische Intoleranz.
Ellen Keys Goethebild
(2007)
Am Anfang des 20. Jahrhunderts waren Selma Lagerlöf, August Strindberg und Ellen Key die in Deutschland meistgelesenen schwedischen Schriftsteller. Im Gegensatz zu Lagerlöf und Strindberg schrieb die Reformpädagogin und Frauenrechtlerin Ellen Key (1849-1926) aber keine Belletristik, sondern von ihr wurden in erster Linie der pädagogische Text "Das Jahrhundert des Kindes" und die feministisch-theoretische Arbeit Über "Liebe und Ehe" gelesen. Als ihre Vorbilder wurden Jean-Jacques Rousseau und dessen Überlegungen zu "natürlicher Erziehung" des Kindes bzw. Friedrich Nietzsches Gedanke vom Übermenschen erwähnt. Daß Ellen Key sowohl zu ihrer Auffassung in Erziehungsfragen als auch zu ihrer Frauenrolle durch ihre Bewunderung für Goethe gekommen war und sogar die erste schwedische Goethebiographie geschrieben hatte, war aber damals und ist noch heutzutage in Deutschland kaum bekannt. [...] Im folgenden möchte ich zeigen, welche entscheidende Bedeutung Goethe für Ellen Keys Leben und Werk und in Anlehnung daran für die Formung des Goethebildes in Schweden gehabt hat, und auch wie Ellen Keys Goethebild entstanden ist.
Günümüz genç nesli bilgisayar, akıllı telefon ve internetle çocukluk çağında tanışan bireylerden oluşur. Bir yandan, yeni nesle dair yapılan çalışmalar gençlerin medya yetilerinden övgüyle bahseder, diğer yandan bu medya yetileri bazı sorunları beraberinde getirir. Teknolojik olanakların bilgiye erişimi kolaylaştırması ve art niyetli kullanıcılara fırsat yaratması dijitalleşmenin sorunlarından biridir. Ne var ki, sanal ortamdaki bilgilerin ele geçirilmesi, kötüye kullanımı, telefon ve bilgisayarın ele geçirilmesi, hatta kısa mesaj yoluyla tehdit "siber zorbalık" sorununu ortaya çıkarır. "Siber zorbalığı" ele alan gençlik romanları incelenmesi gereken bir konudur ve çalışmada bunu konu edinen Alman gençlik romanlarının kurgusu irdelenerek ülkemizde örneklerine pek rastlanmayan bu yeni olgunun kurgusal özelliklerinin tanıtılması amaçlanmıştır.
Erkan Atalays Studie zeigt den aufklärungskritischen Impuls der frühen Dramatik Schillers auf; behandelt werden insbesondere Die Räuber sowie Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Im Mittelpunkt steht dabei Schillers Absicht, eine Kritik der neuzeitlichen Subjektivität zu liefern. Leitender Begriff der Untersuchungen Atalays ist der Gigantismus und damit jene nicht mehr durch ständische Regeln und Traditionen bestimmte Subjektivität, die an ihrer autonomen Selbstbegründung scheitert, weil Selbstbefreiung in Solipsismus und schließlich in Größenwahn überzugehen droht. Die Arbeit zeigt mit kritischem und ausgesprochen selbständigem Blick auf die Forschung, wie es Schiller in Anlehnung an Konzepte des englischen Sensualismus und der Moralphilosophie um den "ganzen Menschen" zu tun ist. Das in Schriften Kants, Mendelssohns oder Wielands explizit oder implizit formulierte "Gefahrenpotential" "der Aufklärung" für das in den Prozess des Mündigwerdens entlassene Individuum bereitet die kritischen Positionen Schillers vor, die Atalay – im Sinne nachträglicher Setzungen zu den frühen Dramen – der epochalen Abhandlung Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen entnimmt. Im Vordergrund steht dabei Schillers Absage an jene aufklärerischen Konzepte, die sich nicht etwa um eine „Rehabilitation der Sinnlichkeit“ (P. Kondylis) verdient machen, sondern die eine einseitige Orientierung an der Verstandeskultur propagieren und so "den ganzen Menschen" marginalisieren. Auf diese Weise gelingt es Atalay, den "Egoismus" etwa eines Franz Moor aus unterschiedlichen Blickrichtungen zu erklären: zum einen in der Konfrontation mit Kants Konzept einer Kultur der Mündigkeit, deren Konsequenzen, insbesondere bezogen auf die ablehnende Haltung gegenüber der Religion, das Drama vorführt; zum anderen in Erinnerung an Mendelssohns Warnung vor den "inhumanen" Folgen einer bloß "theoretischen" Aufklärung; und zum dritten mit Wielands Forderung nach einer enttabuisierten (nämlich der „uneingeschränktesten“) „Untersuchung“, die keinerlei Denkverbote zulässt. Aus dieser Perspektive verkörpern Karl und Franz einerseits die zwei entgegen gesetzten Tendenzen des Zeitalters: den prometheischen Individualismus (Karl) und den konsequenten Materialismus (Franz). Andererseits führen sie genau darin die möglichen Gefahren einer sich einseitig verselbständigenden Aufklärung in den jeweiligen Extremen vor. Als "tertium comparationis" dieser "Perversionen" kann der Egoismus des gekränkten "Genies" gelten, der sich etwa auch in der Figur des Grafen von Lavagna, Fiesco, wiederholt, und in diesem Fall zudem mit der politischen Philosophie des Jahrhunderts begründet wird.
Der Name "Comic" ist eine Folge der oft komischen Erzählungen, die in den kurzen Bildabfolgen oder Bilder erzählt wurden. Diese kurzen Bildabfolgen wird man als Comic Strips genannt. Neben den zahlreichen humoristischen Serien gibt es jede Art von Comics, die politischen, gewaltverherrlichenden oder gesellschaftlichen Inhalte haben. Diese Comics, die unterschiedlichen Themen haben, werden von sowohl Kinder und Jugendlich als auch Erwachsenen lieber gefolgt und gelesen, obwohl man denkt, dass nur Kinder und Jugendlich Comics lesen. Comics sind populäre Kultur, die Ursprung als Bestandteil der Sonntagszeitungen nehmen, und haben heutzutage große Bedeutung in der Kinder und Jugend Literatur. Das Ziel der vorliegenden Studie ist eine Einführung zu machen, was Ziel und Bedeutung von Comics sind, welche Eigenschaften Comics vorliegen, z.B. Sprechblasen, Schreiben oder Bilder etc. und zu vergleichen die Geschichte von Comics in Amerika, Deutschland und in der Türkei. Der Ursprung der Comics beruht auf die Höhlenmalereien, Fresken, Bildsäulen und Bildteppiche. Mit Symbolen in den Höhlenmalereien, Fresken, Bildsäulen und Bildteppiche wurde es sich beschäftigt und mit den Bildern eine Geschichte erzählt. In diesem Zusammenhang ist "The Yellow Kid (Das gelbe Kind)" von Richard Felton Outcault der erste Comicstrip und der Geburtsort von Comics ist Amerika. Deswegen sind Comics in Deutschland und in der Türkei unter dem Einfluss von Amerika geblieben. Auch die italienischen Produkte hatten große Wirkung in der Türkei. Trotzdem entwickelten eigene Comics sich sowohl in Deutschland als auch in der Türkei.
Von Passivität, Abneigung, gar einem "tief verwurzelte[n] Mißtrauen" gegenüber dem Interview, wie es Volkmar Hansen als typisch für Schriftstellerinnen und Schriftsteller diagnostiziert, kann im Falle Peter Kurzecks keine Rede sein. Der Autor zeigt sich in journalistischen Gesprächen deutlich engagiert, er gibt bemerkenswert ausführlich Auskunft: über den Inhalt seiner Romane, den Prozess des Schreibens und dessen Motivation; über die Erinnerung an die eigene Kindheit im hessischen Staufenberg und die Flucht aus Westböhmen dorthin; über bereits geschriebene oder noch zu schreibende Bücher, über Möglichkeiten und Grenzen der eigenen autobiographisch grundierten Erinnerungsarbeit. Wo andere mit Abneigung reagieren und ausweichen, legt Kurzeck sein Schreiben bereitwillig offen, um dabei eben nicht nur zu erläutern, worum es in den Texten seiner "Serie" inhaltlich, motivisch oder konzeptionell geht oder gehen wird, sondern auch, um dezidiert Einblicke in die eigene Dichterwerkstatt zu ermöglichen.
Den berühmten Text, um den es hier geht, schrieb Hugo von Hofmannsthal im Sommer 1902 und veröffentlichte ihn im selben Jahr in zwei Folgen in der Berliner Zeitschrift "Der Tag". Aus demselben Sommer sind viele persönliche Briefe Hofmannsthals erhalten, die dasselbe Thema der Sprach- und Schreibkrise behandeln. Hofmannsthal erlebte in dieser Zeit längere unproduktive Phasen, die mit einem Vertauensschwund in das Wort als künstlerisches Medium und Ausdruck von Realität zusammenhingen. Im OEuvre des Autors markiert der Brief eine Zäsur zwischen den Jugendwerken und denen des reiferen Alters, die zugleich auf einen Wechsel der Gattungen verweist. Hofmannsthal verkündet hier, so schreibt Gotthart Wunberg, "seine große Absage an die lyrische Produktion seiner frühen Jahre, an die Werke, die ihn berühmt gemacht haben." Es ist der Abschied von der Magie des lyrischen Worts und die Hinwendung zu einer Prosa, die er ebenfalls als als 'reine Form' zu binden erhofft. Das Prinzip der Form - wie immer wieder bemerkt worden ist, wurde dieser Essay über das Verstummen in einer meisterhaften Prosa artikuliert - überbrückt nicht nur den Abstand zwischen Lyrik und Prosa, sondern auch den zwischen den biographischen Briefen und dem literarischen Brief.
Wem gehört die Geschichte? : Fakten und Fiktionen in der neueren deutschen Erinnerungsliteratur
(2011)
This essay discusses the distinct features of memory fiction, a new genre that has emerged during the last two decades. It works through memories of the Nazi past and traumatic episodes of the Second World War within new literary frameworks. In this orientation towards the past the memory novel maintains distance from the research of historical reconstruction, as well as from the popular presentation of the past in the visual mass media. With respect to the new literary genre, various questions arise concerning its status and quality. One of these concerns the distinction anti interplay between fictional and documentary features in the new format. Another one has to do with the emphasis on biographical experience that in many cases has become an important trigger and source for the text, endowing it with the stamp of authenticity or moral authority. It is also true, however, that war-related experience, trauma and suffering can no longer be claimed by members of the second and third generation who either write their own lives into the chain of generations connected with the Second World War and the Holocaust, or create a new access to central events of the traumatic national history from the perspective of a fictional private family. In both ways they testify to the aftermath of the traumatic past which, as they show, is still part of the present.
This paper is a comparative imagological analysis of the novels Die Schrift des Freundes (1998) by Barbara Frischmuth and Über Land (2016) by Hannah Dübgen. It aims to examine the direct communication with the stranger because the discussion with the stranger includes the discussion with the Self. The encounter with other religions and cultures opens up new ways for the self, to understand one’s own self from different angles. In this context, this study is to analyze the two novels with respect to interpretive models of experiencing the strangeness by Ortfried Schäffter and tries to answer the question about the influence of the stranger on the Self and the complementarity between them.
Die Übersetzung, insbesondere die literarische, ist vor allem eine Art Kulturübertragung. Neben der Beherrschung der Sprachen setzt sie die Kenntnis des Allgemeinen und Besonderen des Landes wie Kultur, Tradition, Glauben, geschichtliche und gesellschaftliche Begebenheiten und auch soziale Strukturen voraus. Wenn die Sprachen und Kulturen tiefgreifend wahrgenommen werden, können die übersetzten Texte die Adressaten erreichen, d.h., dass die Ausgangssprache und -kultur für die Zielrezipienten verständlich sein können. So wird der Übersetzer als Kulturträger angenommen. Cornelius Bischoff ist beispielsweise ein wohlbekannter Name für den deutschen und türkischen Literaturkreis. Er ist vor allem bekannt als "der deutscheste Türke und der türkischste Deutsche" sowie als eine Brücke zwischen Deutschland und der Türkei. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Cornelius Bischoff, einen Kulturträger zwischen der deutschen und türkischen Übersetzung, zu behandeln. Als ein "Haymatloser" fand er in der Türkei die Möglichkeit, die türkische Sprache und Kultur wesentlich kennenzulernen und viele türkische Werke ins Deutsche zu übersetzen. Als ein Übersetzer trug er zuallererst dazu bei, die türkische Literatur, die bedeutenden türkischen Schriftsteller, die türkische Kultur und Tradition sowie den türkischen Sprachgebrauch in Deutschland bekannt zu machen. In der vorliegenden Arbeit wird die Besonderheit Bischoffs in der Übersetzungswelt im Hinblick auf drei Aspekte diskutiert: zuerst im Hinblick auf den Zusammenhang seiner Wurzeln in der Türkei und im Türkischen - schon in seinen Wurzeln, besonders mütterlicherseits, wurde das Türkische verinnerlicht -, dann auf die in der Türkei verbrachten Jahre - die Jahre, in denen er "haymatlos" genannt wurde - und zuletzt auf die Wahrnehmung und Aneignung der türkischen Sprache, Kultur und Gesellschaft - was auf ihn lebenslang einwirkte. In diesem Kontext wird versucht, sein Leben, seine Werke und seine Wirkung im Rahmen der übersetzerischen Tätigkeit zu analysieren.
A língua como pátria
(2006)
It is our aim to focus on certain aspects of the complex relationship between language – particularly German – and homeland/identity as seen in the work of a number of Jewish poets and authors. Initially we wish to point out this conflicting relationship in the work of Paul Celan and Rose Ausländer, two Jewish poets born in Romania. The examples of Viktor Klemperer and Ruth Klüger emphasize the complexity of this specific characteristic in the biography/work of German authors of Jewish origin. Elias Canetti, the Nobel Laureate born in Bulgaria, is a literary personality whose biography shows the importance of German culture influence in Eastern Europe at the beginning of the Twentieth Century: Canetti considers himself a German poet who belongs to the German-speaking cultural and literary world.
Der jüdische Intellektuelle Ludwig Börne (1786-1837), der einer breiten Öffentlichkeit als Journalist, Literatur- und Theaterkritiker sowie Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland bis in die Gegenwart ein Begriff ist, soll 1821 geurteilt haben, dass Johannes Weitzel der beste deutsche politische Schriftsteller sei. Umso erstaunlicher bei einer solchen Eloge durch eine weithin bekannte und seine Zeit prägende Geistesgröße ist, dass der Name Johannes Weitzel und dessen Werk heute weitestgehend unbekannt sind. Wenn man weiterhin berücksichtigt, dass Weitzels schriftstellerisches Werk mit den Werken und den Lebenswegen von Johann Joseph von Görres (1776-1848), Karl August Fürst von Hardenberg (1750-1822) und Karl Wenzeslaus Rodeckher von Rotteck (1775-1840), Karl Theodor Georg Philipp Welcker (1790-1869) sowie Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) korrespondierte, mit allen denen er in einem direkten Austausch stand, wundert man sich umso mehr, dass ein solch wichtiger ideengeschichtlicher Impulsgeber - was sich übrigens auch daran zeigt, dass er als eher bürgerlicher politischer Autor selbst für das Demokratieverständnis der deutschen Frühsozialisten von großer Bedeutung war - dermaßen in Vergessenheit geraten konnte. Wolfgang Kötzlers 1961 aufgeworfene Frage "Und wem, außer wenigen Fachhistorikern, ist sein Name heute noch ein Begriff?" gilt jedenfalls auch heute noch.
Dieser Beitrag untersucht die Beziehung zwischen den Diskursen Literatur und Recht in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Ausgehend von der langen Tradition der sogenannten Dichterjuristen (Goethe, Kleist, Kafka) werden aktuelle Tendenzen dieser Beziehung in den Blick genommen. Nach theoretischen Überlegungen zum Teilaspekt law in literature (Recht in der Literatur) erfolgt die Bestimmung von spezifischen Themen, Genres und ästhetischen Besonderheiten der in Frage stehenden Texte. Als Textgrundlage dienen Romane von Juli Zeh und Ferdinand von Schirach. In dieser Analyse werden auch die Adaptionen für Kino und TV einbezogen (die Serie "Verbrechen" für den TV-Sender ZDF, die auf Ferdinand von Schirachs gleichnamiger Kurzgeschichtensammlung beruht, und die Miniserie "A Menina sem Qualidades", eine Adaption von Juli Zehs "Spieltrieb" für MTV Brasilien).
Der vorliegende Beitrag untersucht Wolfgang Herrndorfs Roman "Sand" (2011) auf die ihm zu Grunde liegenden Verkettungen von Fehlern, Zufällen und die Logik des Absurden. Es werden dabei zunächst die verschiedenen Konnotationen des Wüstenmotivs und ihre dazugehörigen Traditionslinien in den Blick genommen. Im Anschluss wird gezeigt, inwiefern diese thematische Ausprägung des Antilogischen auch auf die Ebene der Rezeption übertragen werden kann, indem formale Kategorien wie Erzählposition, Zeitstruktur und Plotmuster untersucht werden. Am Beispiel des Homonyms 'Mine' und seines Homophons 'Miene' wird schließlich herausgearbeitet, wie der Roman mit (semantischen) Missverständnissen und Fehlinterpretationen spielt und solchermaßen zum "Aufbewahrungsort des Falschen" wird.
Als Peter Härtling am 7.11.2014 mit dem Hessischen Kulturpreis ausgezeichnet wird, spielt er auf die reformpädagogischen "fromme[n] Wünsche" an, die mit dem von Ellen Key 1902 ausgerufenen "Jahrhundert des Kindes" für das 20. Jahrhundert postuliert worden waren, und die, wie er selbst als Kind während und nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren musste, "unerfüllbar" gewesen seien. Sein Rückblick lässt ihn allerdings zu dem Schluss kommen, dass das 21. Jahrhundert noch "schlimmer" sei, denn es handele sich um das "Jahrhundert des Flüchtlingskindes". Es liegt folglich nahe, angesichts seines im Herbst 2016 erschienenen "Romans für Kinder", Djadi, Flüchtlingsjunge, auf den erinnernden Autor zu blicken, der mit 13 Jahren kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Waisen wurde. ...
Im Rahmen der vorliegenden Fallstudie zur Bewusstmachung der Lese- Verstehens- und Recherchekompetenz bei Studierenden des Fachbereichs Übersetzen und Dolmetschen wird der Vorschlag einer didaktischen Progression bei der Strukturalisierung des Unterrichts für literarische Übersetzung erarbeitet. Dies wird am Beispiel der türkischen Übersetzungen von Goethes Briefroman "Genç Werther'in Acıları" versucht darzustellen. Zu unterstreichen ist hier jedoch, dass die Unterrichtseinheit nicht, wie es nach übersetzungstheoretischem Ansatz zu verfolgen ist, mit der Analyse des Ausgangstextes "Die Leiden des jungen Werther" (Goethe, 1774) strukturiert ist. Diese Arbeit hat zum Ziel, den Versuch einer (in Anlehnung an die kognitions- und psychologisch wissenschaftlichen Erkenntnisse) didaktisch modellierten Vorgehensweise mehrerer aufeinanderfolgenden Unterrichtsphasen zu veranschaulichen. Der Fokus liegt jedoch hierbei auf dem Einstieg in die Unterrichtseinheit, wobei der Lese- und Verstehensprozess auf seinen Verlauf hin empirisch zu untersuchen gilt. Dazu wird die Datenerhebungsmethode angesetzt, die in der Kognitionspsychologie und der Übersetzungsprozessforschung fundiert. Die Datenauswertung erfolgt deskriptiv. Dieses Orientierungsmuster, welches zum Ziel hat, die Selbstsicherheit der Studierenden in Bezug zu unterschiedlichen Teilkompetenzen wie Lesen, Verstehen und Recherchieren, zu fördern, soll aus der Grundvorlage selbstkritischer Unterrichtserfahrung zur Durchführung des angegebenen Materials im Übersetzungsunterricht anregen.
Neste artigo, abordam-se questões pertinentes às categorias do regional e do universal e ao consequente esvaziamento desta última como critério de qualificação de obras literárias regionais. Na contrapartida, trazem-se contribuições teóricas e metodológicas desenvolvidas no meio acadêmico alemão (SCHEICHEL 1993; STÜBEN 2002; GRYWATSCH 2008), onde a literature regional encontra um espaço privilegiado nos debates, e os critérios de mensuração da qualidade das obras são construídos com base em aspectos sociológicos de produção e recepção dentro dos âmbitos regional e suprarregional.
Ao analisar o drama "Os bandoleiros" (1781), de Friedrich Schiller, este artigo defende a tese segundo a qual o pensamento antropológico desenvolvido à época do iluminismo tardio alemão serve de fundamento não apenas para os discursos médico e historiográfico, mas também para uma parcela significativa da produção literária do período. Para tanto, na primeira seção deste artigo, investigam-se as bases de formação da cultura letrada e, particularmente, da cultura médica alemã na segunda metade do século XVIII, bem como as discussões à época vigentes em torno do conceito de antropologia. Na segunda e na terceira seções, discutem-se as tendências da pesquisa contemporânea que exploram os pontos de contato entre o conhecimento histórico, o pensamento antropológico e a produção literária no século das Luzes. Esses passos fundamentam a tese aqui defendida e segundo a qual o modo de representação literária operado por Schiller em "Os bandoleiros" é expressão direta do projeto de compreensão - em termos antropológicos - das totalidades integradas do homem e da história da humanidade.
Sigmund Freud'un psikanaliz kuramını felsefi açıdan yeniden temellendiren psikiyatr Jacques-Marie Emile Lacan, 13 Nisan 1901'de doğduğu Paris'te 9 Eylül 1981 yılında ölmüştür. Bilinçdışının dil gibi yapılandığı görüşünden hareket eden ve yapısalcı dilbiliminden yararlanan Lacan, Freud'un psikanalitik kuramından yola çıksa da Freud'un bilinçdışında aradığı öznenin psişik yapısını, dış gerçeklikteki öteki ile bağıntılı olarak ele almıştır. Bunun sonucunda insanın bilinçdışı tarafından şekillendirildiğine değil, aksine bilinçdışının insanın içinde bulunduğu dış gerçeklik tarafından biçimlendirildiği görüşünü dile getirmiştir. Kısacası imgesel, sembolik ve gerçek olmak üzere doğası gereği bölünmüş haldeki insan psişesinin bütün unsurlarının dış dünyadaki bir ötekinin / Ötekinin bakışı altında dönüşüme uğradığını, bütün psikolojik sorunların temelinde yatanın da özne ile öteki arasındaki gerilim olduğunu ileri sürmüştür. Biz de bu çalışmamızda Lacanyen psikanalizin bahsi geçen unsurlarını ve psişik öznenin geçirdiği üç dönemi (imgesel, sembolik ve gerçek) ele alacağız. Bu teorik bilgilerin ardından Marie Luise Kaschnitz'in kısa öyküsü "Kuş Rock" taki kuş imgesini Lacanyen psikanalizmin bu bilgileri ışığında metne bağlı inceleme yöntemi ile inceleyeceğiz. Öznenin Ayna Evresi ile başlayan ve benliğini bütünleştirmek uğruna girdiği ötekileşme ve Ötekileşme süreçlerinin eserdeki izdüşümlerini tespit etme girişiminde bulunacağız.
O presente artigo tem como objetivo analisar a construção de imagens discursivas de aprendizes em sumários e em atividades contidas em livros didáticos de Alemão como Língua Estrangeira (ALE), e de que modo essas construções antecipam que tipo de inserção esse aprendiz teria de/poderia ocupar nessa comunidade de produção/circulação de textos na língua alvo. Nesse sentido, o quadro teórico se constrói a partir da articulação entre a perspectiva polifônica da linguagem (BAKHTIN 2011), a noção de práticas discursivas (FOUCAULT 2004; MAINGUENEAU 2008) e o disciplinamento de saberes (FOUCAULT 2002), considerando a relevância de tal articulação para uma crítica à Linguística Aplicada a partir de Rocha e Daher (2015). Por meio das análises de livros didáticos de ALE, observamos a construção de imagens de aprendiz que parece retirá-lo das situações de interação, considerando-o mero espectador, que se ocupará de repetir sentenças e estruturas determinadas por uma simulação artificial de situações comunicativas, mais do que permitir a ele espaços de interação e de inserção nessas situações. Além disso, os materiais comunicam uma imagem de aprendiz-consumidor-turista, interessado em aprender a língua para fazer viagens, realidade essa distante da brasileira.
Friedrich Kittler gilt als "Begründer einer der eigenwilligsten und zugleich umstrittensten Medientheorien." Bekannt wurde er mit seiner Frühschrift 'Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften' von 1980, wo er den Geist aus den Geisteswissenschaften zugunsten von Naturwissenschaft und Technik austreiben wollte. Gegen dieses Phantom ging dann auch seine spätere Schrift 'Grammophon, Film, Typewriter' von 1986 an, um den Geist endgültig in den "Schaltungen" dingfest zu machen. Denn, so heißt es wenig später, "nichts ist, was nicht schaltbar ist". Aber nicht dieses "technische Apriori" hat ihm den Ruf eingebracht, sondern dass er alle zivile Medientechnik von der Kriegstechnologie herleitete. Darüber hinaus lautet ein gegen Kittler vorgebrachter Einwand, er verwechsle die technischen, mathematischen, formalen Sprachen der Medien mit symbolischen Sprachen, mit Bedeutung, Sinn, Denken, Deutung, Reden und Kommunikation. Diese Verwechselung funktioniert dann nach dem Dualismus - denn von Dialektik kann man hier kaum noch reden - von Wesen und Erscheinung, wobei hinter der medialen Erscheinung immer das Wesen der Medien als militärische Natur steckt.
Genau diese Interpretation von Kittlers Medientheorie - obwohl sie nicht ganz falsch liegt - geht aber, wie ich zeigen möchte, an Kittlers Denken vorbei, wie wir inzwischen auch dem Buch 'Die Wahrheit der technischen Welt' entnehmen können, wie aber spätestens seit 'Musik und Mathematik I/1' oder 'Musen, Nymphen und Sirenen' ganz deutlich wurde. So zeigen auch die dreiundzwanzig zwischen 1978 und 2010 veröffentlichten Kittler-Essays, die das neue Buch zusammenbringt, dass das "technologische Kriegswesen" hinter der Erscheinung nur eine Tarnung war.
Dieser Aufsatz widmet sich den Problemen der "Medienphilosophie", die vor allem vom gerade erschienenen Handbuch der Medienphilosophie in aller Schärfe aufgeworfen wurden – auch vom Autor dieser Zeilen, der selbst mit einem Beitrag im Buch vertreten ist. Er ist so etwas wie der Versuch einer Klärung der Probleme, die sich in den letzten 50 Jahren in den Medien angesammelt haben.
Integrale Realität als mehrdeutige Raumerfahrung : zur Räumlichkeit der dynamischen Kompressionszeit
(2007)
[...] Diese Auflösung von Mensch und Ding im dynamischen Globo-Behälter (die Welt als Objekt unserer Süchte und Wünsche) scheint mir dann exakt den heutigen "informellen" Topos abzugeben, der inzwischen kein festes Objekt mehr stehen läßt. Ein abstrakter Raum, wo der Weltmarkt, die moderne Technologie der audiovisuellen Medien und die Totalität des Marktes die Raumkonstellationen zugunsten der Zeitkategorie vernichten. Bilder, Texte, Töne, Kommunikation, Sichtbarkeiten und Menschen sind zu einem Zustand des ungreifbaren Kapitals geworden. Damit können wir heute feststellen, daß der Fetischismus seinen Höhepunkt gerade dann erreicht, wenn er sich "entmaterialisiert" und sich in eine fliehende "immaterielle" virtuelle Wesenheit verwandelt.