Archive for Bryology
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135
Moose spielen in Nahrungsketten meist nur eine kleine Rolle und nur wenige Tiergruppen treten bei Moosen als Herbivore auf. Im Winter 2009 konnten Pilzmücken (Mycetophilidae) bei der Aufnahme von Sporenpulver an Buxbaumia aphylla beobachtet werden. Mehrere adulte Individuen saßen an von Schnecken geöffneten Kapseln und nahmen grünes Sporenpulver auf. Während es bekannt ist, dass Schnecken als Konsument an Sporophyten auftreten, ist dies für adulte Pilzmücken neu. Möglicherweise profitieren Moosarten wie Buxbaumia durch diese Herbivorie, da hier auch eine zoochore Ausbreitung von Sporen durch Pilzmücken zu Stande kommen kann.
131
In der letzten Ausgabe der Bryologischen Rundbriefe wurde darauf hingewiesen, dass die Vorkommen von Bartramia stricta im Mosel- und Lahngebiet zu Anacolia laevisphaera gehören (Frahm 2005). Molekularsystematische Untersuchungen hatten klären sollen, ob „Bartramia stricta“ von der Mosel ein Relikt aus dem nacheiszeitlichen Klimaoptimum war oder eine rezente Einwanderung (die Art ist erstmalig 1932 in Deutschland gefunden worden). Dabei wurde Material von der Mosel mit solchem aus dem Mittelmeergebiet verglichen und keinerlei Übereinstimmung gefunden. In einer weiteren Untersuchung, die andere Bartramiaceen einschlossen, kamen die Sequenzen im Stammbaum bei solchen von Anacolia laevisphaera heraus. Anacolia laevisphaera ist aus der amerikanischen Gebirgskette von Bolivien bis bekannt, ferner aus Zentralafrika, von den Kapverdischen Inseln, Seychellen und Oman.
128
Die Protonemablätter von Tetraphis pellucida werden beschrieben und illustriert. Sie ähneln Farn-Prothallium und werden in Literatur und Moosflora weitgehend ignoriert. Bruträume wurden erstmals an den Rändern von Protonemablätter beobachtet. Die besser bekannte Präsenz von Protonemablätter der Gattung Tetrodontium zeigt, dass diese Charakteristik wesentlich für Tetraphididae ist.
130
Der Teutoburger Wald ist ein 120 km langer NW-SE streichender niedriger Gebirgszug auf der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Das südöstlich anschließende Eggegebirge ist hier mit eingeschlossen, da es geologisch die Verlängerung bildet und zu demselben Naturraum gehört. Dieser Naturraum besteht aus einer kompletten Abfolge des Mesozoikums (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper, Jura, Kreide), die im Laufe der alpidischen Gebirgsfaltung aufgeschoben worden ist, allerdings dann auch gefaltetet, gestaucht, überschoben und verworfen worden ist.
175
Neue Nachweise von Baltischem Bernstein durch den zweiten Autor zeigten mehrere Moose und Lebermoose, die beschrieben werden, und hier dargestellt sind. Unter den Lebermoosen war eine zweite Aufzeichnung von Ptilidium pulcherrimum sowie der Jungermannia berendtii, Aufzeichnungen von Cylindrocolea dimorpha in drei verschiedenen Proben und Frullania Baltica. Die Moose beinhalten eine unbekannte Art, die neu beschrieben wird als Ditrichites ignotus.
160
In Europa wurden 30 Arten identifiziert, welche in Nordamerika in einem geschlossenen Bereich vorkommen, in Europa jedoch nur lokal vertreten sind. Wahrscheinlich wurden sie während dem Holozän verteilt. Diese Annahme wird durch die weitreichende Verstreuung in der nördlichen Hemisphäre unterstützt.
155
Fährt man mit dem Zug durch das Rheintal zwischen Bonn und Bingen, so ist man von dem schroffen Kerbtal mit seinen Efeu-bewachsenen Schieferfelsen, nackten Felskuppen, niedrigen Eichenwäldern, Weinbergen und nicht zuletzt Burgen fasziniert. Bei genauerem Hinsehen vor Ort erweisen sich diese Habitate jedoch ganz überwiegend bryologisch als langweilig. Es herrscht sauerer Schiefer vor, auf dem Hypnum, Ceratodon und Polytrichum piliferum doninieren; die Wälder sind trocken, Die Felsen von Brombeeren und Schlehen überwachsen und undurchdringlich, nackte Felsen mit Bryum argenteum bestanden. Interessante Orte gibt es nur wenige, die im Folgenden zusammen- und vorgestellt sind.
173
Der Südrand des Kyffhäuser im nördlichen Thüringen ist eine der trockensten (500 mm Jahresniederschlag) und wärmsten (10° Jahresmitteltemperatur) Regionen Deutschlands. Zudem wird er von Zechstein-Gipsen gebildet, die sehr wasserdurchlässig sind und nur eine geringe Bodenauflage haben, sodass große Partien von Natur aus waldfrei sind. Daraus resultiert eine für Deutschland ziemlich einzigartige Vegetation, die nur in Anklängen auch im Südharz und im Unstruttal zu finden ist. Sie besteht aus kontinentalen Steppenelementen (Stipa, Adonis, Mannia fragrans), mediterranen Elementen (Riccia ciliifera, Tortula brevissima, Tortula revolvens, letztere von Reimers als Wüsten-Steppenmoose bezeichnet) und arktisch-alpinen Elementen (Athalamya hyalina, Tortella densa).
179
Die Beobachtung einer verbreiteten Sippe aus dem Bryum capillare Komplex mit nicht schraubig zusammengedrehten Blättern, nicht austretender Rippe und schmalem Blattsaum warf die Frage auf, ob es sich dabei um einen Genotyp handelt und wenn ja, welchen Namen er tragen muss. Zunächst wurde geklärt, dass die Nominatform von Bryum capillare Pflanzen mit stark schraubig zusammengedrehten Blättern, austretender Rippe und starkem Blattsaum umfasst, die genannte Sippe also nicht dazu gehört. Ein Versuch belegte, dass die Nominatform in hyperhygrischer Kultur unverändert blieb, die abweichende Sippe also keine Hygromorphose oder durch Übergänge mit der Nominatform verbunden ist. Sie war von Schimper als Bryum capillare var. α bezeichnet worden und wird hier als var. schimperi legitimisiert. Gleichzeitig wird die im Flachland und Mittelgebirge auf basischen Felsen und Mauer beheimatete Sippe aus dem Bryum capillare Komplex, welche fälschlicherweise als Bryum elegans bezeichnet wurde, als Bryum capillare var. simile neu beschrieben.
182
Die Energiedispersive Röntgenspektroskopie (EDX) ist so empfindlich, dass sie physiologische Chloridwerte bei Moosen und Gefäßpflanzen leicht erfassen kann. Bei dem halophilen Moos Desmatodon heimii werden hohe Cl-Werte in stoffwechselaktiven Teilen (unreife Sporogone) wie auch in abgestorbenen und abgestoßenen Blättern nachgewiesen. Als Vergleich zu salztoleranten Gefäßpflanzen diente die Salzsode (Suaeda maritima (L.) DUMORT.).