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Argentinien gedenkt 2010 der zweihundertjährigen Unabhängigkeit, und es ist nach Mexiko 1992 und Brasilien 1994 das dritte lateinamerikanische Gastland der Frankfurter Buchmesse. Auf beiden Seiten des Atlantiks steigen die Zahlen der Buchpublikationen und der Übersetzungen. Grund genug, um im jährlich wiederkehrenden Termingeschäft des Markts Ausschau zu halten nach der die Jubelfeiern und Bestsellerlisten überdauernden Literatur. Auch in einer Phase der beschleunigten globalen Kommerzialisierung existiert sie noch.
»Sie haben, verehrte Frau, die deutsche Literatur (…) konsternirt, und den Vortheil, den man davon geistig hat, zu schreiben, ohne Schriftstellerin zu sein, denen die es sind, (…) frappant und demüthigend gemacht« – als die jungdeutschen Autoren Karl Gutzkow und Ludolf Wienbarg die von ihnen verehrte Bettine von Arnim mit diesen Worten 1835 zur Mitarbeit an der geplanten Zeitschrift »Deutsche Revue« einluden, benannten sie nicht nur, was die zeitgenössische Öffentlichkeit an dieser Frau faszinierte, sondern charakterisierten auch die Besonderheit ihres Schreibens sehr präzise. Denn Bettine von Arnim, die erst im Alter von 50 Jahren ihr erstes Buch veröffentlichte, ist streng genommen eine Autorin ohne Werk (darin am ehesten Rahel Varnhagen vergleichbar), die zeitlebens nur Briefe und Gespräche verfasste. Genau damit aber traf sie den Nerv der Zeit: Da sie die kanonisierten Formen literarischen Ausdrucks mied, wirkten ihre Texte lebensnah, ursprünglich und unverbraucht; weil sie ihr Schreiben eng an die eigene Biografie ankoppelte, schien es die von der Romantik geforderte Ungeschiedenheit von Leben und Werk einzulösen; und indem sie private Dokumente bedenkenlos öffentlich machte, verfuhr sie ähnlich wie ihre jungen Schriftstellerkollegen, die aus Gründen der Zensur ihre Stellungnahmen zur Zeitgeschichte als Zweckformen tarnen mussten.
Sechzig Jahre nach Kriegsende melden sich die Jahrgänge verstärkt zu Wort, die ihre Kindheit, teils auch ihre Jugendzeit, während der NS-Diktatur, der Kriegs- und der ersten Nachkriegszeit verbracht haben. Zahlreiche deutsche Schriftsteller – auch solche, die für Kinder und Jugendliche geschrieben haben – gehören dieser Generation der Kriegskinder an. Viele von ihnen wenden sich wiederholt ihren teilweise sehr belastenden Kindheitserlebnissen zu. Wie diese Erfahrungen literarisch verarbeitet werden, untersucht der Kinder- und Jugendbuchforscher Hans-Heino Ewers am Beispiel von Peter Härtling.
This paper addresses a set of issues related to language documentation that are not often explicitly dealt with in academic publications, yet are highly important for the development and success of this new discipline. These issues include embedding language documentation in the socio-political context not only at the community level but also at the national level, the ethical and technical challenges of digital language archives, and the importance of regional and international cooperation among documentation activities. These issues play a major role in the initiative to set up a network of regional language archives in three South American countries, which this paper reports on. Local archives for data on endangered languages have recently been set up in Iquitos (Peru), Buenos Aires (Argentina), and in various locations in Brazil. An important feature of these is that they provide fast and secure access to linguistic and cultural data for local researchers and the language communities. They also make data safer by allowing for regular update procedures within the network.
Die afrikanische Literatur existiert genau so wenig wie die europäische, zu vielfältig und vielschichtig sind die beteiligten Gesellschaften, Sprachen, Kulturen und Nationen. Afrika als einheitlicher Kulturraum wurde historisch von Europa erfunden: als Inspirationsquelle zivilisationsmüder Avantgarde-Bewegungen und als Projektionsfläche europäischer Phantasien und Exotismen. Tatsächlich sind auf dem Boden wirtschaftlicher Ausbeutung, religiöser Missionierung und politischer Allmachtsvorstellungen überall in Afrika höchst unterschiedliche postkoloniale Kulturen und Literaturen entstanden, die "afrikanische Identität" permanent überdenken und auf neue Weise zum Ausdruck bringen. Die Konturen dieser afrikanischen Vielfalt werden vor dem Hintergrund der Einbindung und Vernetzung der afrikanischen Literatur in der globalisierten Welt besonders deutlich.
Ein deutsches Bilderbuch des 19. Jahrhunderts hat weltweiten Ruhm erlangt und bewegt auch heute noch die Gemüter: Gemeint ist »Der Struwwelpeter«, dessen ursprünglicher Titel »Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3 bis 6 Jahren« lautet. Verfasst wurde das Buch von dem Frankfurter Arzt, Psychiatriereformer und Gelegenheitsliteraten Heinrich Hoffmann. Dessen 200. Geburtstag gibt der Stadt Frankfurt wie auch der Goethe-Universität Gelegenheit, sich erneut mit einer überaus interessanten und vielseitigen Gestalt der Stadt-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte auseinanderzusetzen.
Schon früh hatte das Unbekannte viele mit Versprechungen gelockt. Aber das Reisen war mit Gefahren verbunden. Vor allem Seereisen erforderten Mut. Nicht immer waren es Abenteuerlust oder Neugier, die Menschen hinaustrieben. Viele Reisende waren Pioniere und Entdecker. Inseln und Berge, Ströme und Meeresengen sind nach ihnen benannt. Von den Anstrengungen des Reisens, den oft seltsamen oder auch überraschenden Begegnungen mit dem Fremden, den Beobachtungen von Flora und Fauna wissen wir durch ihre Aufzeichnungen, die später als Reiseberichte publiziert wurden. Besonders im 18. Jahrhundert waren Reiseberichte ein äußerst beliebtes Genre, weil sie auf unterhaltsame und spannende Weise über die nahe und ferne Fremde informierten. Gelegentlich fungierten sie auch als kritischer Spiegel der alten Welt.
Das überlieferte Bild einer unglücklichen Ehe, die Therese und Georg Forster geführt haben, ist korrekturbedürftig. Ihre Ehe ist nicht nur die Geschichte einer gescheiterten Liebe, ihre Ehe ist auch die Geschichte wechselseitiger Anerkennung und einer darauf gründenden außergewöhnlichen Freundschaft. Was 1784/85 als mehr oder weniger konventionelle Paarbeziehung beginnt, verwandelt sich seit 1788/89 zu einer mehr oder weniger offenen Dreierbeziehung mit Ludwig Ferdinand Huber, einem sächsischen Legationsrat, den Therese Forster später heiratet, kurz nach dem frühen, überraschenden Tod ihres Mannes im Januar 1794 in Paris. Als Therese Huber ist die Tochter des berühmten Göttinger Altphilologen Christian Gottlob Heyne in die Literaturgeschichte eingegangen. (Magdalene Heuser, die sich um die Edition und Rezeption Therese Hubers sehr verdient gemacht hat, publiziert deren Briefe – auch die Mädchenbriefe – unter dem Autorennamen Therese Huber. Auch ich werde, wenn ich von der Autorin spreche, Therese Huber sagen: Es ist allerdings nicht immer leicht, den richtigen Namen zu finden. Zum Thema Das literarische Paar. Intertextualität der Geschlechterdiskurse sind Therese und Georg Forster in dreifacher Hinsicht von Interesse: 1) bezüglich der literarischen Produktivität der Ehegatten; 2) wegen der kulturwissenschaftlichen und mentalitätsgeschichtlichen Relevanz ihrer Briefe, wobei das literarisch geprägte Selbstverständnis der Briefschreiberin besonders hervorzuheben ist; und schließlich 3) im Hinblick auf die Asymmetrie der Überlieferung ihrer Korrespondenz, die – erstaunlicherweise – eine auf die Werke hin orientierte Lektüre impliziert.