Institutes
Refine
Year of publication
- 2009 (36) (remove)
Document Type
- Part of a Book (31)
- Article (3)
- Book (1)
- Conference Proceeding (1)
Language
- German (36) (remove)
Has Fulltext
- yes (36)
Is part of the Bibliography
- no (36)
Keywords
- Lehrdichtung (17)
- Mittelhochdeutsch (12)
- Rhetorik (9)
- Der Ritterspiegel (2)
- Epik (2)
- Handschrift (2)
- Kongress (2)
- Lyrik (2)
- Minne (2)
- Newcastle-upon-Tyne <2009> (2)
Institute
- Extern (36)
„Lehrhaftes Sprechen“ ist eine Grundgegebenheit mittelalterlicher Literatur. Unter dem Schlagwort „Dichtung und Didaxe“ stellen sich darum renommierte Germanisten die Aufgabe, zentrale deutsche Texte des 12. bis 15. Jahrhunderts auf ihre lehrhafte Dimension hin zu untersuchen und deren rhetorische Strategien zu durchleuchten. Der Band eröffnet eine grundlegend geänderte Sichtweise auf die Funktionszusammenhänge mittelalterlicher deutscher Literatur und entwirft ein konsistentes Gesamtbild der Literatursituation des ausgehenden Mittelalters.
Wegweisung zur Begegnung mit Gott : Religiöse Belehrung in einer Altzeller Predigthandschrift
(2009)
Vermutlich gibt es kaum eine Gattung in der Überlieferung mittelhochdeutscher Schriftlichkeit, die als solche mehr Rätsel aufgegeben hat als die Predigt. [...] Zwar legt die rhetorische Ausarbeitung mit Publikumsanreden und erkennbar geschulten Argumentationstechniken den Bezug zum Vortrag in der Messe stets nahe, aber keiner der überlieferten Texte kann als Schriftfassung einer im Wortlaut je so vorgetragenen Predigt verstanden werden. Der auf Performanz zielende Charakter verdankt sich auch der Verwurzelung der artes praedicandi in der traditionellen Rhetorik und kennzeichnet die Texte bei der stillen oder auch lauten Lektüre – mit oder ohne Zuhörerschaft – als Akte der Verkündigung. Dementsprechend nutzten die Rezipienten diese Lektüre zur eigenen Erbauung oder zum Studium von Musterbeispielen für eigene pastorale Arbeit. Die mittelhochdeutschen Predigten öffnen sich für diese Arten der Nutzung jeweils unterschiedlich stark: […] wie etwa die […] so genannten ›Schwarzwälder Predigten‹ oder die unter dem Namen Hartwigs / Hartungs oder auch Heinrichs von Erfurt überlieferten. Hier kam es in der Tradierung ganz offenbar weniger auf Authentizität an als vielmehr auf Anpassung an jeweils verschiedene Verwendungszusammenhänge. Auf den Überlegungen Ruhs aufbauend, haben die Arbeiten von Volker Mertens und Hans-Jochen Schiewer gezeigt, wie die jeweilige Einrichtung den Text verschiedenen Funktionen annähert. Demnach zeigen sich diese Predigten im Bild der divergenten Überlieferung als äußerst polyfunktionale Texte.
Inkompetente Instanzen, defizitäre Tugenden : Lehren von minne und mâze in der höfischen Lyrik
(2009)
Daß 'minne ' und 'mâze ' einander ausschließen, haben Interpretationen von Walthers Lied 'Aller werdekeit ein füegerinne ' (46,32ff.) seit fast einem halben Jahrhundert erwiesen. Wenn dennoch erneut der Versuch unternommen wird, dem Verhältnis dieser beiden Leitbegriffe der höfischen Literatur auf die Spur zu kommen, soll dies unter den Fragestellungen geschehen, welche Position der jeweilige Sprecher einnimmt, ob er Autorität beanspruchen kann, ob er als Lehrmeister oder als zu Belehrender auftritt und ob oder gegebenenfalls wie das im Text aufgestellte Dilemma gelöst werden kann. Mit Blick auf den Waltherschen Text werden solche Lieder ausgewählt, in denen 'minne ' durch ein zusätzliches Adjektiv wie 'nider' oder 'hôch ' näher qualifiziert wird oder in denen Begriffe wie 'werdekeit' oder 'herzeliebe' thematisiert werden, Lieder zudem, die nach Möglichkeit einen Lehrgestus präsentieren.
Spruchreihen im Lied
(2009)
In der Innsbrucker Handschrift der Lieder Oswalds von Wolkenstein steht als eines der letzten Lieder Kl. 115, eingetragen nach 1438, offenbar eines der spätesten Lieder Oswalds. Schon Wilhelm Grimm hat gesehen und Josef Schatz und Albert Leitzmann4 haben es im Einzelnen nachgewiesen, dass es sich bei diesem Lied um eine Umarbeitung von Freidank-Sprüchen in Liedstrophen handelt, die freilich als Oswalds eigene Lehre dargeboten werden […]. Die enge Anlehnung an die Quelle lässt erkennen, dass Oswald einer Handschrift folgte, die in etwa der von Hermann Paul als ursprünglich postulierten Anordnung von Freidanks Sprüchen entsprach. [...] Versucht man, Inhalt und Aussageweise des Lieds zusammenfassend zu charakterisieren, ist man auf höchst allgemeine Stichwörter angewiesen: Es handelt sich um elementares geistliches und weltliches Orientierungswissen und um konsensfähige Urteile, dargeboten in kurzen Sprüchen, prägnanten gnomischen Feststellungen. Derartige Sprüche hat Oswald auch sonst gern zitiert. Nirgends aber hat er diesen vielfältigen Weisheits- und Erfahrungsschatz so ausschließlich benutzt wie in dieser Bearbeitung von Freidanksprüchen, nirgends hat er so wenig auf Kohärenz der Aussagen geachtet. Haben die Zeitgenossen beim Vortrag dieses Liedes nicht ebenso wie wir die gedankliche Einheit vermisst?
Bobrowskis Roman 'Levins Mühle' spielt im westpreußischen Grenzland, "immer im Polnischen, aber zwischen Deutschland und Rußland". Es treten darin "katholische Polen und polnische Juden und jüdische Zigeuner [...] und zigeunerische Italiener" sowie einige "ganz ausnehmend" Deutsche auf. Die vor allem vonseiten Letzterer betriebene Zurichtung dieses 'unheilbar pluralen Raums' gemäß einer Homogenität betonenden und auf Abgrenzung abzielenden nationalstaatlichen Erzählung wird in Bobrowskis Text als ideologisch aufgeladene Verschiebung sozialer Konflikte vor Augen geführt. Während die ironisch-kritische Darstellung der nationalen Diskurse in Ostmitteleuropa in 'Levins Mühle' sehr deutlich angelegt ist, zeigt eine Lektüre unter Bezug auf Homi K. Bhabhas 'Verortung der Kultur' darüber hinaus gehende Momente von Hybridisierung und ambivalenter Mehrfachkodierungen. Vor dem Hintergrund postkolonialer Theorie verlieren die Besonderheiten der Figuren - wie der Erzählersprache, der Namengebung und der Lokalisierung jeden lokalanekdotischen Charakter und zeigen ein Widerstandspotenzial gegenüber den Homogenisierungs-und Abgrenzungsbewegungen nationaler Diskurse.
Der goldene Topf
(2009)
E.T.A. Hoffmanns Der goldene Topf, ein "Märchen aus der neuen Zeit", wie es im Untertitel heißt, erschien 1814 als dritter Band der "Fantasiestücke in Callot's Manier". Der Goldene Topf ist ein "Entwicklungsroman in Märchenform", in dem das Verhältnis von 'bürgerlicher' und 'wunderbarer' Welt in Form einer Liebesgeschichte erzählt wird, die sich als merkwürdige Dreiecksbeziehung entpuppt: Protagonist ist der Student Anselmus, der, hin- und hergerissen zwischen der bürgerlichen Veronika und der wunderbaren Serpentina, im Verlauf der Handlung seine 'romantische Metamorphose' vom Schreiber zum Schriftsteller erfährt. Anselmus hat eine Begabung zur Kalligraphie, zur Schönschrift also, und so macht er das Kopieren zum Beruf – doch seine Berufung ist die Poesie: die sublimierte Kalligraphie, bei der die schöne Schrift zu wahrer Schrift veredelt wird.