Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen, Band 13 (1987)
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Das bislang kaum dokumentierte, im nordwestdeutschen Tiefland sehr häufige Rubetum grati Tx. & NEUM.ex WEBER 76 ist in einer Tabelle mit Aufnahmen aus dem westlichen und mittleren Niedersachsen dargestellt. Die Assoziation ist kennzeichnend für die ärmsten Standorte im potentiell natürlichen Wuchsbereich des Querco-Betuletum molinietosum. Rubus silvaticus und die übrigen Arten des Rubenion silvatici fehlen hier vollständig. Als zweites sind Besenginstergebüsche (Rubo plicati-Sarothamnetum ass. nov., Rubion plicati) behandelt. Sarothamnus scoparius wurde früher meist zu den Borstgras- und Heidegesellschaften gestell
t. Dieser Auffassung liegen Nardo-Callunetea-Gesellschaften zugrunde, die mit einzelnen Besenginsterexemplaren durchsetzt sind, ähnlich wie auch Birken sich zunächst in Einzelexemplaren auf solchen Standorten ansiedeln. Auch das Cytiso-Callunetum Malc. 29 (Calluno- Sarothamnetum auct.) beruht nach den Originalaufnahmen ebenso wie der hierdurch typisierte Verband Sarothamnion auf der Vermengung zweier Gesellschaften (meist Sarothamno-Calluno-Sigmetum). Der Besenginster ist jedoch nicht Kennart von Rasen- und Zwergstrauchgesellschaften, sondern von Gebüschen, wie sie hier in einer Tabelle mit Aufnahmen aus dem nordwestdeutschen Tiefland dargestellt sind. Die im Tiefland vorhandene Ausbildung quercetosum roboris subass. nov. wird der im Bergland verbreiteten Form teucrietosum scorodoniae subass. nov. gegenübergestellt. Schließlich ist eine Rubus armeniacus-Gesellschaft beschrieben. Sie wird von der im vorigen Jahrhundert nach Mitteleuropa eingeführten Gartenbrombeere Rubus armeniacus gebildet, die auf Ruderalstandorten häufig verwildert ist und ausgedehnte Gebüsche bildet.
Senecio inaequidens De., ein in Natal und Transvaal beheimateter, sich im westlichen Europa zunehmend ausbreitender Neophyt, ist seit 1985 auch bei Osnabrück nachgewiesen. Die pflanzensoziologische Situation des 1986 noch vorhandenen Standorts in einem fragmentarischen Echino-Melilotatum Tx. 42 bei Bramsche-Achmer ist durch eine Vegetationstabelle veranschaulicht.
Die früher im Osnabrücker Raum fehlende Erzengelwurz (Angelica archangelica L.) hat sich im Zuge einer allgemeinen Ausbreitung in den letzten beiden Jahrzehnten am Mittelland- und Stich kanal angesiedelt. Sie tritt hier in der ssp. archangelica auf. Das am noch unverbauten Westufer des Stichkanals zwischen Osnabrück und Pente besonders reichlich entwikkelte Calystegio-Archangelietum PASS. 64 ist durch eine Vegetationstabelle dokumentiert. Die Ufer der parallel zum Kanal verlaufenden Hase werden von der Art nicht besiedelt.
In der Vegetationsperiode 1984 wurde die aktuelle Flora und Vegetation von 28 Altwässern der unteren Hase zwischen Herzlake und Meppen untersucht. Die Flora wurde anhand einer Artenliste dokumentiert, aufgeschlüsserl nach Fundorten. Einige seltene Arten wurden gesondert behandelt: Potamogeton x undulatus, Carex aquatilis, Rumex palustris und Stratiotes aloides. Carex aquatilis konnte erstmals für das untere Hasetal nachgewiesen werden. Mit dem Vorkommen im Hase-Altarm bei Wester erreicht sie nach dem derzeitigen Erkenntnisstand die Südgrenze ihres Areals in Mitteleuropa. Die Flora des Gebietes zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Arten und Pflanzengesellschaften aus, die für Niedersachsen als gefährdet angesehen werden. Jedoch verhindert das trübbraune Wasser eine großflächige Entwicklung submerser Makrophyten.
Aus dem Obercampan von Münster und Umgebung werden neben 5 biostratigraphisch leitenden Foraminiferen noch 9 Arten beschrieben und abgebildet, die bisher in N-Deutschland nur aus der höchsten Oberkreide und dem Dan publiziert worden sind. Viele der letztgenannten Foraminiferen sind in den Ablagerungen der Tethys häufig, sogar in der Oberkreide unterhalb des Maastricht.
Die Weber-Karde (Dipsacus fullonum L.) als Kulturpflanze und ihre Verwendung bei der Tuchherstellung
(1987)
Die schon im Mittelalterzum Rauhen von Tuchen verwendete Karde (Dipsacus fullonum L.) wurde im Osnabrücker Raum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angebaut. Von dem Tuchfabrikanten WILHELM VON GÜLlCH sind Angaben über Anbau und Ernte überliefert. Nach der Verdrängung des handwerklichen Rauhens arbeiteten Rauhmaschinen weiterhin mit den Blütenköpfen der Karde.
Anhand morphologischer und struktureller Befunde werden die Glieder der Rehburger Eisrandlage als Stauchendmoränen gedeutet. Die Aufstauchung erfolgte im Zuge eines kontinuierlichen Eisvorstoßes während der Saale-Eiszeit (Drenthe-Stadium) durch sog. Stirnoder Frontalstauchung. Es wird ein Modell dieser Stauchung vorgestellt ("Modell Kellenberg"). Als Steuerungsfaktoren der Stauchungsprozesse werden angenommen: 1. das dynamische Verhalten des Inlandeises (Vorschub, Belastungsdruck); 2. die bodenmechanischen Eigenschaften des gestauchten Substrates (Plastizität, Scherfestigkeit, Permafrost-Zementierung, Schmiermitteleffekt); 3. das präexistente Relief (Widerlager- oder Rampeneffekt). Nach der Aufstauchung wurde die Stau ehzone vom Eis der "Hamelner Phase" überfahren und in unbekanntem Ausmaß erniedrigt (eingerumpft). Im periglaziären Milieu der späten Saale-Eiszeit (Warthe-Stadium) und der Weichsel-Eiszeit erfolgte durch selektive Erosion eine Akzentuierung der Mesoformen (Bildung von Härtlingsrükken); gleichzeitig wurde die Prägnanz der Makroformen durch das gegenläufige Nebeneinander von subaerischer Abtragung auf den Höhenrücken und periglazialablualer Aufschüttung in den Niederungen (Talsande) verringert.
Nach einem allgemeinen Überblick über Struktur, Genese und Bedeutung der städnschen Wärmeinsel wird die Untersuchungsmethode dargestellt, mit der die räumliche Temperaturverteilung in der Stadt Osnabrück bei strahlungsreichem Hochdruckwetter ermittelt wurde. Die zeitliche und räumliche Entwicklung des Temperaturfeldes wird an Hand von drei aufeinander folgenden Meßfahrten aufgezeigt und abschließend die mittlere Temperaturverteilung dargestellt.
Dem jungen, künstlich geschaffenen Alfsee im Flußgebiet der Hase, einem Nebenfluß der Ems, NW-Deutschland, wurden vom Februar bis Oktober 1986 insgesamt an neun Tagen je eine Plankton- und Aufwuchsprobe entnommen und auf ihren Rotatorienbestand hin untersucht. Es wurden in der Untersuchungszeit 136 Rädertier-Arten incl, einiger infrasubspezifischer Taxa festgestellt, davon waren 34 Plankter, 90 Aufwuchsformen und 12 semiplanktonische Formen. Zur massenhaften Entwicklung im Plankton neigten Brachionus angularis, B. calyciflorus incl. versch. forma, Keratella cochlearis, K. quadrata, Notholca squamula, Polyarthra vulgaris, P. dolichoptera, P. vulgaris var.longiremis, Synchaeta oblonga und S. tremula; im Aufwuchs waren es Cephalodella catellina und C. ventripes. Perennierend waren nur wenige Species. Die meisten Arten insbesondere im Aufwuchs traten nur sporadisch und in geringer Individuendichte auf. Die Probenentnahmen wurden von synchronen chemisch-physikalischen Messungen begleitet. Extreme im Jahresgang waren für die Wassertemperatur 1,5 °C (11.02.1986) und 29,8 °C (01.07.1986); Sauerstoff 9,4 mgll O2 (28.10.1986) und 22,0 mg/I O2 (01.07.1986).15 Einzelbesprechungen erwähnenswerter Species mit originalen Abbildungen werden vorgelegt, darunter zwei für NW-Deutschland neue Arten: Resticula plicata WULFERT1935 und Encentrum longipes WULFERT 1960.
Eier und Handschwingen (juvenile und adulte) von Elstern aus der Stadt Osnabrück, dem Osnabrücker Umland und aus dem Kreis Vechta wurden mit Hilfe der Atomabsorptionstechnik auf die Schwermetalle Blei, Cadmium, Eisen, Kupfer und Zink analysiert. Die Belastung von Landschaftsteilen mit Schwermetallen läßt sich mit Ausnahme von Eisen durch die Metallgehalte in den Federn ermitteln. Elstereier eignen sich im Gegensatz zu Federn nicht - oder aber nur in beschränktem Maße -, um als Bioindikatoren für die untersuchten Metalle verwendet zu werden. Die Elster erfüllt die Anforderungen an einen Biomonitor für die Kontaminierung von Nahrungsnetzen oder -ketten durch diese Schwermetalle.