Faktoren des Studienerfolges im klinischen Abschnitt : eine retrospektive Analyse

  • Das Studium der Medizin umfasst eine sehr heterogene Zusammenstellung von Fächern. Die große Anzahl unterschiedlicher Leistungsnachweise im klinischen Studium macht es dabei fast unmöglich, sich auf alle Fächer intensiv vorzubereiten, so dass vom Studenten eine Auswahl getroffen werden muss. Bisher liegen keine Untersuchungen dazu vor, nach welchen Kriterien Studenten ihren Lernaufwand einteilen. Anhand der fachspezifischen Prüfungsleistungen von etwa 1000 Medizinstudenten der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main mit dem Beginn des klinischen Studiums zwischen dem Sommersemester 2003 und dem Wintersemester 2005/2006 wurde untersucht, welche Korrelationen zwischen den 33 Fachnoten des klinischen Studienabschnitts vorliegen, die durch schriftliche Prüfungen ermittelt wurden. Dazu wurden die Noten der Erstprüfung verwendet, bei erst im Wiederholungsversuch bestandenen Fächern wurde für Korrelationen die Note auf 5 gesetzt. Zusätzlich wurde untersucht, ob es Unterschiede der Prüfungsleistungen zwischen den Studentenkohorten gibt, die zum Wintersemester (überwiegend Regelzeitstudenten) oder Sommersemester (keine Regelzeitstudenten) den klinischen Studienabschnitt beginnen. Für diese Berechnungen wurden alle Studenten in Kohorten zusammengefasst, die zum gleichen Zeitpunkt mit dem klinischen Studium begannen. Zur Klassifizierung von Fächern wurden diese nach inhaltlichen Gesichtspunkten zusammengefasst (internistische Fächer, operative Fächer, neurologische Fächer, Reproduktionsblock); daneben wurde eine Gruppierung nach Relevanz im Staatsexamen vorgenommen (Kernfächer des Studiums, Nebenfächer). Die Ergebnisse legen nahe, dass die Studenten kein interessensgesteuertes Lernen anwenden, wie sich an den relativ niedrigen Korrelationen zwischen inhaltlich ähnlichen Fächern zeigt. Dagegen zeigen sich hohe Korrelationen zwischen den Kernfächern des Curriculums, die eine große Fragenanzahl im Staatsexamen besitzen, sowie zwischen Fächern, die im gleichen Zeitraum gelehrt und geprüft wurden. Niedrige Korrelationen (auch negativ) wurden nur für wenige Fächer gefunden, bei denen keine inhaltliche Übereinstimmung vorliegt und offensichtlich keine Bedeutung für das Staatsexamen angenommen wird. Andererseits spricht die deutliche Korrelation zwischen Innerer Medizin und Pädiatrie dafür, dass eine inhaltliche Übereinstimmung in relevanten Fächern den Prüfungserfolg beeinflussen kann, auch wenn die Prüfungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden. Als Nebenergebnis wird ein deutlicher Leistungsunterschied zwischen den Kohorten gefunden, die im Wintersemester bzw. im Sommersemester ihr klinisches Studium beginnen; hierbei haben die Kohorten ohne Studenten in der Regelstudienzeit deutlich schlechtere Noten. Diese Leistungsunterschiede sind in den Kernfächern mit einer angenommenen großen Relevanz für das Staatsexamen besonders ausgeprägt. Insgesamt bestätigen die Ergebnisse die aus anderen Fächern bekannten Daten, dass von den Charaktereigenschaften nur der Parameter „Fleiß/Gewissenhaftigkeit“ mit einem schnellen, erfolgreichen Studium korreliert, während andere Persönlichkeitseigenschaften keinen Bezug zum Studienerfolg haben. Die Lernsteuerung durch Fleiß mit dem Kriterium „Prüfung zum gleichen Zeitpunkt“ steht in einem Gegensatz zur Tatsache, dass etwa 50% der Studenten bereits zum Studienbeginn genaue Vorstellungen über ihr späteres ärztliches Tätigkeitsfeld haben.
  • The medical studies comprise a heterogeneous compilation of topics. The large number of different certificates especially in the clinical studies makes it difficult to impossible for a student to prepare intensely for all topics; therefore students have to select the specialties into which they invest learning time. Currently there are no data which criteria students use to make this selection. This thesis investigates which correlations exist between the 33 different grades in the clinical studies that are obtained by written examinations; for this all grades from appr. 1000 medical students were analyzed that began their clinical studies between summer term 2003 and winter term 2005/2006. Only grades from the first test were used; if grades were failed in the first attempt and only obtained by repeated examination these grades were calculated as 5 (failed). Additionally, differences in scores were investigated between student groups that began their clinical studies with a winter term (most students in the minimal required time) and summer term (no students in the minimal required time). For the calculations all students were grouped as a cohort if they began their clinical studies at identical times. Clinical specialties were classified according to their medical content (internal medicine, surgery, neurology, reproduction); additionally groups were made in accordance with their relevance to the Federal licensing examination (Staatsexamen; core topics, others). The results suggest that students do not follow their special interests when preparing for examinations as evidenced by rather low correlations between specialties with similar contents. On the contrary rather high correlations were obtained between core specialties with a high question number in the Federal examination, as well as between specialties taught and examined at the same time. Low, even negative correlations were calculated for a few topics if no content overlap is evident and no obvious relevance for later examinations is seen. On the other side the high correlation between internal medicine and paediatrics suggest that similar contents may be relevant for examination grades even if the examination takes place at different times. An additional result is the pronounced difference in grades between the cohorts beginning their clinical studies in a winter term as compared to cohorts with begins in a summer term with the latter group usually showing much lower grades. These differences are especially large in core curriculum topics with a large assumed relevance for the Federal examination. In conclusion the results support data from other areas that among the five personality traits only “conscientiousness” correlates with a good and fast academic study whereas other traits have no correlation to a successful university study. These results, with learning effort mainly determined by the criterion “examination time point” is in contrast to the fact, that 50% of all students have exact ideas about their latter medical area of interest.

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Metadaten
Author:Jana JakobiGND
URN:urn:nbn:de:hebis:30-88676
Referee:Johannes B. SchulzeORCiDGND, Udo BenzenhöferGND
Advisor:Johannes B. Schulze
Document Type:Doctoral Thesis
Language:German
Date of Publication (online):2011/01/04
Year of first Publication:2010
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Granting Institution:Johann Wolfgang Goethe-Universität
Date of final exam:2010/09/28
Release Date:2011/01/04
HeBIS-PPN:229967647
Institutes:Medizin / Medizin
Dewey Decimal Classification:6 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften / 61 Medizin und Gesundheit / 610 Medizin und Gesundheit
Sammlungen:Universitätspublikationen
Licence (German):License LogoDeutsches Urheberrecht