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In den letzten Jahren wird im Hochschulfach Deutsch als Fremdsprache eine intensive Diskussion hinsichtlich gewisser Defizite bei der Kulturvermittlung geführt, die das Ziel verfolgt, kulturbezogene Inhalte in den DaF-Unterricht zu (re)integrieren. Im Beitrag wird auf die Gründe des wenig zufriedenstellenden Ist-Zustandes eingegangen und auf die wichtige Rolle kulturwissenschaftlicher Theoriebildung für den DaF-Unterricht und das Potenzial des Konzeptes der Linguistic Landscapes hingewiesen, das auf kulturwissenschaftlicher Basis bereits ausgearbeitet ist und neue Perspektiven für einen Fremdsprachenunterricht eröffnet, der den engen Zusammenhang von Sprache und Kultur akzentuieren möchte. Im zweiten Teil des Beitrags wird das didaktische Potenzial dieses Konzepts an einigen konkreten Unterrichtsvorschlägen verdeutlicht.
Ziel des Beitrags ist die Darstellung der neuartigen Prototypen MultiGenera und MultiComb, die auf der Grundlage des multilingualen Valenzwörterbuchs zur Nominalphrase PORTLEX syntaktisch-semantische valenzbasierte Auskunft über die Nominalphrase sowie über ihren Satzrahmen anbieten. Nach der Schilderung der Haupteigenschaften der Ressourcen sowie des zugrunde liegenden methodologischen Verfahrens werden Hinweise über ihre möglichen didaktischen Anwendungsbereiche gegeben.
Der Beitrag geht anhand einer Fallstudie zur Textsorte Steckbrief auf das Potenzial und die Grenzen des Einsatzes von Texten aus Kinder- und Jugendzeitschriften im schulischen DaF-Unterricht ein. Er basiert auf den Ergebnissen eines studentischen Forschungsprojektes, in dessen Rahmen die Textsorte zunächst unter dem Gesichtspunkt einer mehrdimensionalen Textsortenanalyse beschrieben wurde. Anschließend wurden ausgewählte Steckbriefe didaktisch bearbeitet und an tschechischen Schulen evaluiert. Im Beitrag wird über die dabei gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen berichtet.
In unserem Alltag stehen wir im ständigen Kontakt mit multimedialen und visuellen Medien. Diese beeinflussen unser kommunikatives Handeln innerhalb eines kulturellen Bereichs mit seinen Zeichensystemen und Konventionen. Daher sollte die visuelle Kultur auch im Bildungskontext verstärkt berücksichtigt werden und folglich Eingang in Bildungsstandards finden. Visual Literacy beschäftigt sich mit den Objekten, Prozessen und Strategien im Umgang mit visuellen Medien und ihrer Integration in pädagogische Prozesse. Dieser Artikel befasst sich konkret mit der Visual Literacy im DaF-Unterricht. Beim Fremdsprachenerwerb sollten Bilder nicht nur als Unterstützung für ein besseres Verständnis eingesetzt werden – als rein instrumentales Medium werden ihre Möglichkeiten nicht adäquat genutzt. Ausgehend vom interdisziplinären Charakter der visuellen Kompetenz bieten die engere fächerübergreifende Zusammenarbeit sowie die systematische Verbindung mit neuen Medien in einem Diskurs zum Thema Visual Literacy eine Lösung zur Überwindung der üblichen Verfahren. Die theoretischen Überlegungen werden durch praktische Beispiele ergänzt.
Förderung von fremdsprachlichen Kompetenzen im tertiären Bildungsbereich in der digitalen Zeit
(2019)
Die Tatsache, dass heutzutage alle Lerner im tertiären Bildungsbereich ihre internetfähigen Smartphones oder Tablets immer griffbereit haben, bringt eine neue Dimension in die gesamte Gestaltung des fremdsprachlichen Lernkonzeptes an Hochschulen und Universitäten ein. Der vorliegende Beitrag setzt sich zum Ziel, in theoretischer und methodischer Hinsicht zu analysieren, wie M-Learning-gestützte Lehr- und Lernmethoden im fachbezogenen Fremdsprachenunterricht pädagogisch sinnvoll genutzt werden können, und zwar sowohl im Präsenzunterricht als auch in den Selbstlernphasen außerhalb des Kursraumes. Im Folgenden wird dargestellt, wie mit M-Learning die einzelnen fremdsprachlichen Kompetenzen gefördert und damit Defizite der einseitigen textbasierten Kompetenzorientierung behoben werden können.
Quo vadis Germanistik im 21.Jahrhundert? Diese Frage stellt man sich immer häufiger im Fach Germanistik. Die Probleme, die sich hinter einer so formulierten Frage verstecken, betreffen nicht nur curriculare Entwicklungen in Rahmenlehrplänen in den Grund- und Oberschulen in Polen, sondern auch sinkende Deutschkenntnisse und sinkende Studentenzahlen, die gewisse Änderungen in Studienprogrammen erzwingen. Die Curricula, die im Studiengang Germanistik dargeboten werden, scheinen jedoch den Veränderungen der heutigen Welt immer weniger gewachsen zu sein, daher werden in vielen Fällen vorläufige Korrekturen oder Neuerungen vorgeschlagen. Im Beitrag wird versucht, diese Lage zu diagnostizieren und nach den Ursachen und Gründen für diesen Zustand zu suchen. Den Hintergrund bilden Rahmenlehrpläne für polnische Schulen für alle Bildungsetappen sowie Studienprogramme für das Fach Germanistik, die in Bezug auf die grammatische Kompetenz hin beurteilt werden. Der zentrale Begriff ist die grammatische Kompetenz, deren Umsetzung auf allen Bildungsetappen im Lichte der genannten Vorgaben analysiert wird.
The aim of this study is to examine economic terminology using the terminology database developed in the e-learning platform Moodle. The focus is on English terms from the daily press, their current position in German and Czech, and also on different equivalence types in their translation. Using digital reference works (Duden online, Management Mania, the English-German-Czech specialist dictionary Magnus Expert), the definitions and translations were searched for and interpreted, and the selected terms subsequently categorized into groups. It is shown that the terminology database in Moodle is not a well-studied source for lexicographical, translational and general linguistic research, although it offers a wide range of different Internet-based methodological approaches.
In meinem Beitrag möchte ich einerseits die Hauptfunktionen von Multiethnolekten hervorheben, wie etwa Identitätsmarkierung, Gruppenzugehörigkeit, Sozialstatus und Protest, und andererseits möchte ich das Gebrauchsmuster solcher ethnisch geprägten Varietäten als spontane Ausdrucksweisen sozialer Lebenswelten darstellen. Meine Schlussfolgerung ist, dass Vielsprachigkeit heutzutage nicht als Bedrohung oder als Problem betrachtet werden sollte, sondern vielmehr als Bereicherung alltäglicher Interaktionen, als Gelegenheit für die Entfaltung des Menschen und als eine Chance für den Erfolg des interkulturellen Dialogs.
Die vorliegende Studie untersucht die lexikalisch-semantischen Charakteristika der passivischen und deagentiven Konstruktion "bleiben" + "zu"-Vollverbinfinitiv auf der Basis von Recherchen im Deutschen Referenzkorpus des Instituts für deutsche Sprache (DeReKo; TAGGED-T2-öffentlich). Aufgrund der Analyse wurden die in diese prädikative Konstruktion eintretenden Vollverben identifiziert und in Bezug auf ihre lexikalisch-semantischen Charakteristika erforscht. Daraus ergab sich ihre Gliederung in sechs lexikalische Felder, und zwar Einschätzung – "Wert", "Kommunikation", "Lösung", "unspezifische Aktivität", "Ziel" – "Endpunkt" und "Wunsch".
Der Beitrag widmet sich der Textsorte Videoblog und der Art und Weise, wie YouTuber in ihren Videoblogs und Texten ähnlicher Form mit ihren Rezipienten kommunizieren. Nach einer kurzen Vorstellung der Text-sorte Videoblog wird bei der Analyse von der Makrostruktur der Beiträge ausgegangen, wobei die typischen Eigenschaften der sprachlichen Elemente in den einzelnen Phasen der Beiträge betrachtet werden. Dazu wird ein Korpus von Videoblogs in der deutschen und in der tschechischen Sprache verwendet.
Der Beitrag widmet sich den okkasionellen Modifikationen von Phraseologismen in deutschen Online-Medien (spiegel.de, sueddeutsche.de) und im ZEIT-Korpus des Digitalen Wörterbuches der deutschen Sprache (DWDS). Ausgehend von verschiedenen Typen der Modifikationen wird auf die Intentionalität und Kontextgebundenheit der okkasionellen Modifikationen von Phraseologismen in medialen Texten eingegangen.
Netz / Netzwerk / Vernetzung
(2019)
Netz, Netzwerk und Vernetzung sind zu Schlüsselbegriffen für die Wissensorganisation der Gegenwart geworden. Wir begegnen uns im Netz, sind vom Netz gefangen, abhängig, begeistert und vor allem mit und durch Netzwerke verbunden; wir flirten, streiten, kaufen dort. Unsere Kühlschränke befinden sich in regem Austausch mit unseren Autos, Nachttischlampen, Kaffeemaschinen sowie den Firmen und Regierungen, die sich für diese Datenflut begeistern können. Dass wir vernetzt sind, würde gemeinhin niemand mehr bestreiten. Doch der Hang zur Vernetzung geht über den Cyberspace hinaus. Denn nebenbei betreiben wir fleißig Networking, halten Ausschau nach wertvollen Kontakten, begreifen das Netzwerk als effiziente wie raumrelativierende Kooperationsform und kartographieren komplexe Abläufe mithilfe feingliedriger Netzwerkmodelle. Dieser Umstand hat in den letzten Jahren viele geisteswissenschaftliche Arbeiten zur Reflexion angestoßen. Peter Fritz geht im Folgenden hauptsächlich auf zwei neuere Studien (Alexander Friedrich: Metaphorologie der Vernetzung. Zur Theorie kultureller Leitmetaphern, Paderborn 2015; Sebastian Gießmann: Die Verbundenheit der Dinge. Eine Kulturgeschichte der Netze und Netzwerke, Berlin 2016) ein, die die Dominanz von Netzen und Netzwerken in der Gegenwart als Ausgangsbeobachtung wählen, aber unterschiedlich mit dieser Gegenwartsdiagnose umgehen.
1967, im gleichen Jahr, in dem Richard Rorty seine Bestandsaufnahme zum 'linguistic turn' publiziert, hält Michel Foucault einen Vortrag über 'andere Räume'. Das 19. Jahrhundert, so Foucault, sei die Epoche der Geschichte und der Zeit gewesen, seine Themen waren "Entwicklung und Stillstand, Krise und Zyklus, die Akkumulation des Vergangenen". Das 20. Jahrhundert dagegen - für Foucault: die Gegenwart - sei als Epoche des Raumes zu begreifen: "Wir leben im Zeitalter der Gleichzeitigkeit, des Aneinanderreihens, des Nahen und des Fernen, des Nebeneinander und des Zerstreuten". Der Strukturalismus, so Foucault weiter, sei der Versuch, in diesem Sinne den Zusammenhang zwischen den Elementen nicht mehr als Abfolge, sondern als Ensemble von Relationen zu begreifen, als "Konfiguration". Der Raum, so könnte diese viel zitierte Passage gedeutet werden, wäre gegenüber der Sprache eine noch grundlegendere Kategorie; der 'linguistic turn' dann nur noch eine Variante des 'spatial turn'. In der Lesart von Stephan Günzel, dem Herausgeber des 2010 erschienenen interdisziplinären Handbuches "Raum", erscheint die Sprachwende in diesem Sinne als Teil der Vorgeschichte der späteren "Raumkehren". [...] David Kaldewey nimmt anhand des Handbuches eine über einzelne Autoren und Stichwortgeber hinausgehende Einschätzung der Bedeutung und Karriere des Raumbegriffs in verschiedenen Disziplinen und Forschungsfeldern vor.
Begriffe 'nach dem Boom'
(2019)
Mit ihrem Essay "Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970" haben Anselm Doering-Manteuffel und Lutz Raphael vor über zehn Jahren vielfältige Forschungen und Debatten zur Geschichte des 20. Jahrhunderts ausgelöst. Anders als Versuche, dieses Jahrhundert mit synthetischen Interpretationen wie der eines 'Weges nach Westen' oder eines Siegeszugs der liberalen Demokratie zu resümieren, beschrieb "Nach dem Boom" die drei Jahrzehnte seit 1970 als einen sozialen Wandel von revolutionärer Qualität. Dieser bis in die jüngste Gegenwart angenommene 'Strukturbruch' bündelt einschneidende ökonomische und sozialhistorische Zäsuren sowie politische und kulturelle Schwellen. Ernst Müller setzt sich im Folgenden mit dem von Ariane Leendertz und Wencke Meteling herausgegebenen Band "Die neue Wirklichkeit. Semantische Neuvermessungen und Politik seit den 1970er-Jahren, Frankfurt a. M./New York 2016" auseinander, der eine begriffsgeschichtliche Prüfung der 'Nach dem Boom-Thesen' vornimmt.
Heimat
(2019)
Heimat ist ein Begriff, der aktueller ist denn je. Die Süddeutsche Zeitung erklärte im April 2018: "Heimat ist der Debattenbegriff der Zeit." Im Kontext der weltweiten Migrationsbewegungen und der gleichzeitig erstarkenden rechtspopulistischen Tendenzen in Europa spielen 'Heimat' und verwandte Begriffe in den tagesaktuellen Diskussionen immer eine unterschwellige oder auch explizite Rolle: Vom Verlust der Heimat durch Krieg, Vertreibung oder wirtschaftliche Not über das 'Abendland' als konstruierte Heimat und die Angst vor ihrer Islamisierung bis hin zum seit 2018 um 'Heimat' erweiterten Namen des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat - es existieren viele Auslegungen und Bedeutungszuschreibungen für diesen Begriff. All diese gegenwärtigen Semantiken von 'Heimat' haben eine Geschichte und einen historischen Ursprung, denen die Sprachwissenschaftlerin Andrea Bastian in ihrer hier von Martin Schlüter besprochenen Untersuchung (Der Heimat-Begriff. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung in verschiedenen Funktionsbereichen der deutschen Sprache, Tübingen 1995) nachspürt.
Edebiyatta Polisiye Roman olarak adlandırılan bir türün ortaya çıkmasının en önemli nedenlerden biri, insanoğlunun gizem karşısında duyduğu meraktır. Ölüm, cinayet ve suç gibi içerisinde gizem barındıran konuları bir dedektif titizliği ile çözmeye çalışan polisiye roman okuru, okuma serüveni boyunca kendini gerilimin hiç eksilmediği bir evrende bulur. Bu suç evrenindeki en büyük destekçisi, suçluyu bulmak için görevlendirilmiş olan dedektif ya da polis memurudur. Okur, eserin içerisine yerleştirilen ipuçlarından yola çıkarak ve akıl yürüterek suçluyu bulmaya çalışır. Polisiye roman türünün böylesine ilgi görmesinin bir sebebi de, okurun kendisini eserin bir parçası olarak hissetmesidir. Polisiye romanda, dedektif karakteri genellikle kurnaz, atik, analitik, detaycı ve meraklı olarak betimlenir. Bu noktadan hareketle çalışmada, iki kurnaz kadın dedektif karakter ele alınmıştır. Çalışmanın amacı, Ernst Theodor Amadeus Hoffmann'ın "Das Fräulein von Scuderi" ("Matmazel Scuderi") ve Agatha Christie'nin "Ölüm Çığlığı" ("The Murder at the Vicarage") eserlerindeki kadın dedektif karakterleri Matmazel Scuderi ve Jane Marple'ı tanıtmak ve her iki kadın karakter arasındaki benzerlikleri ve farklılıkları ortaya çıkarmaktır. Çalışmada, eserler karşılaştırmalı ve metin odaklı bir yöntemle irdelenecektir.
Der Konflikt zwischen den Herrschenden und denen, die die Herrschaft begründen, kann durch kulturelle Artikulation verhindert werden. Einer der Faktoren, die zu diesen kulturellen Artikulationen beitragen, sind die Noemata der Kultur. Man kann also sagen, dass Noemata zur Bildung, Veränderung und Transformation von kultureller Gedächtnisakkumulation führen. Kulturelle Gedächtnisakkumulation ermöglicht den kulturellen Vergleich verschiedener Kulturen, indem die subjektive Identität einer Nation definiert wird. Die Grenzen des Raumes entsprechen auch einer abstrakten und symbolischen Verlängerung. Das Symbol ist mit der Sprache verbunden, das heißt mit dem Diskurs. An dieser Stelle kann man die Existenz von Noema in der Kultur und die Auswirkung auf den Punkt des Umsetzens in der Literatur sehen, der die Periodenmerkmale widerspiegelt. Das Ziel dieser Arbeit ist es, in den Werken "Wie kommt das Salz ins Meer?" von Brigitte Schwaiger und "Kadının Adı Yok" ['Die Frau hat keinen Namen'] von Duygu Asena anhand Edmund Husserls Begriffen Intentionalität und Noemas zu untersuchen.
Resistance I
(2019)
In an essay on Peter Weiss, W. G. Sebald remarked that 'the grotesque deformities of our inner lives have their background and origin in collective social history'. Weiss's works explore the relationships between writing and action, aesthetics and politics. This short essay discusses some fragments of texts by Weiss, asking how subjects formed and (grotesquely) deformed by history can continue to resist or intervene to alter its course.
Comment interpréter le terme de "Gewalt" dans 'Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik' (1811) de Heinrich von Kleist (1777-1811)? Faut-il le comprendre dans son sens figuré, en tant que métaphore (pouvoir, puissance), ou dans son sens littéral, en tant que phénomène physique et sensuel (violence)? Quoiqu'il en soit, le titre de la nouvelle suggère dans tous les cas un lien étroit, peut-être spécifique, entre la musique et la violence. Comment le texte représente-t-il cette relation? L'affirme-t-il comme allant de soi? Ou comme se manifestant seulement sous certaines conditions? Ce rapport à la violence se retrouve-t-il dans d'autres formes d'art invoquées dans ce texte? Qu'arrive-t-il à la musique quand elle-même est violente - ou jouée à des fins violentes? A travers ces questions, nous examinerons comment la 'Cäcilie' établit un raisonnement rigoureux en cinq étapes sur la relation entre musique et violence et comment Kleist remet en question les jugements esthétiques, critiques et religieux de son époque.
Das Kunstzitat als Selbstzitat? : verstimmte Einfühlung in Arthur Schnitzlers "Fräulein Else"
(2019)
In the 1924 novella "Fräulein Else" by Arthur Schnitzler, intermediality influences narrative empathy. Written in the stream of consciousness technique, the text presents an examination of the nineteen-year-old protagonist's inner struggle and its sexual implications (to save her father from jail, Else must approach an elderly acquaintance to borrow money from him), arousing the reader's empathy. The image of Else is supported, even overlapped by hidden art references - examples of how women have been portrayed and represented in art and cultural history. In the most famous moment of the novella - Else undresses herself during a public concert - the stream of consciousness is interrupted by musical excerpts. Mostly considered as an emotional catalyst, at this point the musical quotation is blocking narrative empathy. Else's thoughts as well as her naked body become unreadable, because the notation is indifferent towards the reader's desires. Paradoxically, the narrative turning point is represented by an intermedial censorship.
In den Nachrufen auf Bernhard Böschenstein, die in verschiedenen Zeitungen und im Internet erschienen sind, schien eine Formulierung unumgänglich, nämlich die, dass hier ein "herausragender" Vertreter seines Fachs von uns gegangen ist. Was war das Herausragende an diesem Literaturwissenschaftler? Anstelle eines Nachrufs im eigentlichen Sinne versucht Christian Villiger im Folgenden, Böschensteins Zugang zur Literatur genauer zu charakterisieren und dabei auch diese Frage zu beantworten.
Sprache und Schrift steuern Handlungen und Wahrnehmungen von Adressaten. Dabei praktizieren Texte eine Führungsmodalität, die sich im Spannungsfeld von Vorschreiben und Offenlassen bewegt. Gegenstand der Publikation sind vier Theaterstücke ohne Figurenreden von John von Düffel, Peter Handke und Franz Xaver Kroetz. Im Textraum der Regiebemerkungen reflektieren die Autoren die entmaterialisierenden Wirkungen in Bezug auf die Transformation des literarischen Textes ins Aufführungsmedium. Sie machen auf den Status des Schriftlichen im Umfeld von Regietheater und beginnendem digitalen Zeitalter aufmerksam.
Allesamt in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts entstanden, transportieren die Dramentexte ein verändertes Verständnis von Führung und 'Leadership'. Dieses verabschiedet sich von hierarchisch strukturierten Organisationsprinzipien sowie determinierenden Planbarkeits- und Kontrollvorstellungen.
Reversion: lyric time(s) II
(2019)
Is a 'history' of the lyric even conceivable? What would a 'lyric' temporality look like? With a focus on Rainer Maria Rilke's decision not to translate, but rather to rewrite Dante's "Vita nova" (1293–1295) in the first of his "Duineser Elegien" (1912), the essay deploys 'reversion' (as turning back, return, coming around again), alongside 're-citation', as a keyword that can unlock the transhistorical operations of the lyric as the re-enactment of selected gestures under different circumstances.
Thorsten Roelcke beleuchtet sowohl die Koexistenz als auch die Reflexion auf den Gebrauch von Volkssprache und Latein in Barock und Frühaufklärung. Dabei interessiert er sich insbesondere für die 'Arbeitsteilung' von Latein und Deutsch etwa in Kirche und Universität und für ihren Strukturvergleich unter grammatischen wie lexikalischen Gesichtspunkten im Hinblick auf die 'Eignung' der jeweiligen Sprache im Rahmen bestimmter (Spezial-)Kommunikationen.
Der Beitrag von Patrick Eiden-Offe schließlich verlässt den Komplex der Wissenschaftssprache und untersucht Deutsch als Literatursprache in der Hymnik Friedrich Hölderlins. Man könne Hölderlins Werk mit gutem Recht auf die Frage festlegen, "wie und ob überhaupt das Deutsche eine Sprache der Dichtung sein oder werden kann". Ähnlich wie die Wissenschaft und ihre Sprache werde Deutsch von Hölderlin dabei nicht als eine "Gegebenheit", sondern als eine "Aufgabe" betrachtet, die die eigene Lyrik maßgeblich (mit) zu realisieren habe. Hölderlin lasse dieses Projekt in eine komplexe geschichtsphilosophische Reflexion ein, die seine hochartifizielle Sprache der 'Natur' gerade wieder (oder überhaupt erst) nahebringen solle. Dass ein solches literarisches Programm strukturelle Affinitäten sowohl zur Grimm'schen Sprachwissenschaft als auch zum (system-)philosophischen Bemühen um Verständlichkeit und Popularität birgt, ist evident.
Konzepte digitaler (Re-)Präsentationen von Literatur zwischen Pluralisierung und Standardisierung
(2019)
Infrastrukturen sind die Basis jeder Form wissenschaftlicher Forschung. Was aber bedeutet der Einsatz von digitalen Infrastrukturen für die Ermöglichung und Fortentwicklung der digitalen Geisteswissenschaften konkret? Die Beiträge des Bandes sind anlässlich des Symposium "Forschungsinfrastrukturen in den digitalen Geisteswissenschaften. Wie verändern digitale Infrastrukturen die Praxis der Geisteswissenschaften?" im Jahr 2018 entstanden und nehmen sowohl digitale Infrastrukturen in den Geisteswissenschaften wie auch Infrastrukturen für die digitalen Geisteswissenschaften in den Blick.
Einleitung
(2019)
Intellektuelle
(2019)
Zumeist im Plural als 'die Intellektuellen', weniger häufig im Singular als 'der Intellektuelle' und kaum je in der weiblichen Form als 'die Intellektuelle', zählt der Begriff zu den Neuschöpfungen im frühen 20. Jahrhundert. Er ist von stark vagabundierender Bedeutung und steht immer auf dem Prüfstand. [...] Akademiker, Ideenträger, Geistesführer, das sind nur drei und dazu sehr unterschiedliche Bedeutungen, auf die der Begriff 'Intellektuelle' verweist, als er um 1900 in Deutschland zu zirkulieren beginnt. Diese Zirkulation wird im Folgenden entlang der neueren Intellektuellenforschung unter drei Aspekten betrachtet: Zuerst wird die in Deutschland einflussreiche 'Schimpfwortgeschichte' als Abwehrgeschichte französischer Traditionen aufgegriffen, es werden aber auch die mit Beginn des 20. Jahrhunderts für den deutschen Sprachraum nachweisbaren positiven Semantiken und Aneignungsformen betrachtet (I); im Anschluss werden Forschungswege der Soziologisierung wie der diskursanalytischen Behandlung des Intellektuellenthemas verzeichnet, zugleich wird noch einmal an Reinhart Kosellecks Konzept von Begriffsgeschichte und Sozialgeschichte erinnert (II); schließlich wird das gesteigerte Interesse an einer präzisierenden und differenzierenden Intellektuellengeschichte seit den 1970er Jahren beschrieben, um einige Linien zu gegenwärtigen Verwendungskontexten zu ziehen (III).
Este artigo trata da questão do autor em tempos de inteligência artificial. A questão da intercambialidade do escritor empírico tem sido cada vez mais levantada desde a era da cibernética. Nas duas posições seguintes serão analisadas, a ideia de uma máquina-autor de Italo Calvino ("Cibernetica e fantasmi", 1967) e o bot de Clemens Setz ("Bot. Gespräch ohne Autor", 2018). A máquina combinada de Calvino, que é análoga a um procedimento algorítmico, substituiu o autor. O autor não é mais a origem do texto, como também enfatiza Roland Barthes. Contudo, a máquina não pode prescindir dos espíritos condicionados social e individualmente que a assombraram. O escritor contemporâneo Clemens Setz, por outro lado, deixa um robô abastecido com o arquivo de seus textos responder às perguntas de entrevista durante sua ausência. Para o leitor, a lógica humana e a técnica estão mais próximas do que o esperado. Paradoxalmente, é possível perceber em Clemens Setz que a encenação do autor ausente reforça sua própria figura, visto que esse precisa estar presente em entrevistas, cerimônias de premiação e discursos. Sinal de uma nova importância e visibilidade do autor?
Klassische Themen der Metaphysik sind - in Kants bündiger Zusammenfassung - Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Das sind nicht gerade Begriffe, die einem zu Herbert Marcuse als Erstes einfallen. Je berühmter er als Philosoph und Mentor der 68-Bewegung wurde, desto mehr traten seine philosophischen Grundlagen in den Hintergrund. Der Herausgeber der nachgelassenen Schriften von Marcuse in Deutschland hat zu Recht bemerkt: Die "engen Bezüge zu originär philosophischen Themen" in Marcuses Gesamtwerk sind "während der Studentenbewegung annähernd in Vergessenheit geraten". [...] Von anderen neomarxistischen Ansätzen unterschied sich die kritische Theorie nicht zuletzt durch ihr Verhältnis zur Metaphysik. Und gerade in diesem Punkt, so Schweppenhäusers These, stand sie Marx besonders nahe.
Celan hat sowohl Werke zugeeignet – neben einzelnen Gedichten sind auch zwei seiner Gedichtbände als Akt der symbolischen Schenkung Personen gewidmet – als auch Einzelexemplare mit handschriftlichen Widmungen versehen. Hinzu kommt der Sonderfall der widmungslosen Festschriftzugaben. Über die historisch-kritische Bonner Celan-Ausgabe und den sorgsamen Kommentar in Barbara Wiedemanns Gesamtausgabe der Celan-Gedichte sind die Zueignungen auch in den Fällen zu ermitteln, wo Celan sie für den Erstdruck oder nachfolgende Veröffentlichungen wieder entfernte. Abseits meiner eigenen Beschäftigung mit Celans Widmungslyrik in Vergleich zu Widmungsgedichten Ilse Aichingers existiert bisher keine Forschungsarbeit zu Celans Widmungspraxis. Dabei belegen Briefe, dass Celan selbst beim Vorabdruck einzelner Gedichte auf die vorangestellte Widmung bestand: Die Widmung ist für ihn als
"eigenständige poetologisch-relevante Aussage ernstzunehmen". Einige seiner Dedikationen finden sich nur in der Textgenese und werden wieder getilgt, andere entstehen erst in der Fassung letzter Hand, und manche Widmungsgedichte finden nie in den Druck. Was auf den ersten Blick unübersichtlich und uneinheitlich wirkt, enthüllt bei genauerer Analyse Züge einer ästhetischen Praxis, die grundlegende Maximen in Celans Poetik berührt.
115 mittelalterliche Handschriften werden in diesem Katalog präsentiert. Sie stammen aus Luzerner Kloster- und Privatbibliotheken, die über Jahrhunderte gewachsen sind, und reichen von Fragmenten aus dem 8. Jahrhundert bis zu Diebold Schillings 1513 fertiggestellter Schweizer Chronik. Enthalten sind theologische, liturgische, kirchenrechtliche und -geschichtliche, historische, literarische, rhetorische, medizinische und juristische Texte aus dem Franziskanerkloster St. Maria in der Au Luzern und den kleinen Provenienzen in der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern sowie dem Staatsarchiv Luzern, dem Provinzarchiv der Schweizer Kapuziner Luzern und den Kapuzinerbibliotheken Luzern und Sursee. Der Katalog beschreibt im Detail Inhalt, materielle Beschaffenheit, Entstehung und Geschichte der Handschriften. Erschlossen sind die Inhalte durch Register der Verfasser, Namen, Orte und Sachen sowie durch zwei Initienregister. Eine ausführliche bibliotheksgeschichtliche Einleitung stellt die beschriebenen Handschriften in den Kontext der Luzerner Kultur- und Geistesgeschichte.
Wer sich mit Kinderliteratur aus wissenschaftlicher Perspektive befasst, kommt nicht umhin, über age nachzudenken. Age spielt in seinen vielen Formen und Facetten im gesamten System Kinderliteratur eine entscheidende Rolle. In Fundamental Concepts of Children’s Literature Research beschreibt Hans-Heino Ewers den Beginn der Kinderliteratur als den Moment, in dem Kinder als die Adressaten eines Textes benannt werden (vgl. Ewers 2009, S. 10). Perry Nodelman geht in seinem Buch The Hidden Adult der Frage nach, warum Texte an Kinder adressiert werden und rückt Konstruktionen von Kindern als besonderer, literarischer Nachrichten bedürfend in den Fokus.
Carson Ellis’ Bilderbuch "Du Iz Tak?" (2016) stellt eine besondere Herausforderung der Bilderbuchübersetzung dar, da der Schrifttext ausschließlich in einer fiktiven Sprache verfasst ist. Eine Übersetzung erscheint damit zwar auf den ersten Blick überflüssig. Eine nähere Untersuchung des Ausgangstextes legt jedoch vielfaltige intermodale, inter- und intralinguale Bezuge frei, die einerseits ein Feld der Polyvalenz entfalten und die Übersetzung erschweren, andererseits eine Übersetzung unumgänglich machen.
In German children’s literature around 1900, the representation of childhood in pseudo-colonial realms participates in a construction of racial identities based on transcultural play. Acts of reading and scenes of instruction intersect with material objects to convey a pedagogy of race dominated by learned whiteness. This article asks: How does German children’s fiction around 1900 reconfigure national identity as imperial experience? An analysis of a noncanonical though exemplary fictional text about a jungle adventure demonstrates strategies used to include the child in the colonial experience. Imagining this ›play world‹ replicates for the child reader a sense of agency and citizenship through encounters with an indigenous mediator, an impish primate and imaginary landscapes – each represented through the lens of European epistemologies. These tropes produce tension between historical fact and imaginative fiction, working together to map a colonial geography of German identity on to a model transatlantic German childhood. Framed by theories of material objects and toys, and supported by the work of literary scholars and cultural historians, I examine the brief story »Die kleine Urwälderin« [The Little Jungle Girl] from Auerbachs Deutscher Kinder-Kalender auf das Jahr 1902 [Auerbach’s Almanac for German Children, 1902]. In it, the Amazonian setting aspires to historically factual representation, which, however, cedes considerable territory to the realm of fantasy. The projection of a German forest adventure on to a Brazilian geography elides historical truths, such as centuries of the transatlantic slave trade, and instead inserts imperial signifiers into an established syntax of the European child at play. The resulting national ideology of childhood identity in this German language story imposes colonial order on a reimagined play world.
Die Verlags- und Buchhandelsgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts ist sowohl »faszinierende Blütezeit des Buchhandels in Deutschland« (Raabe 1984, S. IX) als auch reich an Innovationen des Kinder- und Jugendbuchmarkts im Prozess der Institutionalisierung und der Modernisierung (vgl. Schmid 2018, S. 22 ff.; Ewers 1982, S. 13 u. a.). Zu Recht wurde betont, dass sich Verlage als »eigentlich bestimmende und dynamische« Instanz der Kinder- und Jugendliteratur herausstellten, weil sie »als erste die enorm gestiegenen Lese- und Bildungsbedürfnisse immer breiterer Schichten wahrnahmen« und darauf strategisch geschickt reagierten (vgl. Dettmar u. a. 2003, S. 128)...
If They Only Knew : die Doppelidentität maskierter Superhelden zwischen Täuschung und Authentizität
(2019)
Zahlreiche Superheldenfiguren sind dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht nur über Superkräfte verfügen, sondern auch eine Doppelidentität besitzen: In der äußerlich durch eine Maske sichtbar gemachten Heldenidentität vollbringen sie öffentlich Heldentaten, in der zivilen Identität dagegen verbergen sie ihre Kräfte und verschweigen ihrem Umfeld ihr Heldentum. Solche Figuren lassen sich als maskierte Helden und Heldinnen beschreiben; die Maskerade bzw. das Geheimnis um die Doppelidentität ist eine Grundlage ihres Heldentums.
Am 1. April 1989 wird das Empire State Building von einem reichen Ölscheich gekauft, der es Stein für Stein, Stahlstrebe für Stahlstrebe, im Wüstensand wieder aufbauen lassen will. Der Schotte James Mac Killian reist von 1923–1925 in einem Heißluftballon um die Welt und berichtet davon. Und in den Fragmenten des Geographenvolks der Orbæ lassen sich versunkene Welten erahnen, die sich mutige Reisende erschlossen und dokumentiert haben. Irritiert mag man sich fragen, ob einem diese Fakten entgangen sind, oder ob David Macaulays Unbuilding (1980) fake news ist, Caroline Mac Killians Journey of the Zephyr (2010) eine Lüge und die beeindruckende Bildbandtrilogie von François Place, Atlas des géographes d’Orbæ (1996–2000), eine unverfrorene Fälschung. Oder sind alle drei ›einfach‹ Bilderbücher und somit ohnehin Fiktion, ja Kunst mit all den ihr zustehenden Freiheiten? ...
Seit der Jahrtausendwende wird in den Kommunikations- und Kulturwissenschaften ein sogenannter pictorial turn bzw. eine ›visuelle Wende‹ diskutiert (vgl. Mirzoeff 1998; ders. 1999; Mitchell 2008). Inzwischen präzisiert Bucher:
»Der grundlegende Wandel der Kommunikationsverhältnisse besteht nicht darin, dass zunehmend Abbildungen die Textkommunikation ergänzen oder einschränken [...]. Der grundlegende Wandel besteht darin, dass neue und neuartige Mischformen der verschiedensten Kommunikationsmodi und Kanäle entstanden sind, die man als multimodale Kommunikationsformen bezeichnen kann.« (Bucher 2011, S. 123)
Gudrun Marci-Boehncke macht als wesentliche Ursache dieser Hybridisierungen die durch das Internet, den »Ort [...] der Medien schlechthin«, in immer umfassenderer Weise gegebene Medienkonvergenz aus (Marci-Boehncke 2013, S. 507)...
Als global bekanntes Erinnerungsnarrativ nimmt Das Tagebuch der Anne Frank (erste deutsche Fassung 1950) einen bedeutenden Part in der Holocaust Education ein. Dabei beteiligt sich die grafische Adaption von Ari Folmans und David Polonskys Das Tagebuch der Anne Frank. Graphic Diary (2017) auf zweierlei Art am Fortschreiben des kulturellen Gedächtnisses; einerseits in seiner Geformtheit durch die Publikation selbst und darüber hinaus in seiner Organisiertheit aufgrund der institutionalisierten Kommunikation (vgl. Assmann 1988, S. 12).
Alles Fake, reine Konstruktion. Oder? : narrativierte Unsicherheit in Tamara Bachs "Marienbilder"
(2019)
Im Strukturalismus wird Literatur verstanden als ein sekundäres modellbildendes System (vgl. Titzmann 1977, S. 69). Sekundär bedeutet, dass Literatur ein neues zeichentheoretisches System konstituiert, in dem die Signifikate der normalsprachlichen Zeichen eine neue Bedeutung bekommen; der Text erschafft folglich das Modell einer Welt und entspricht demnach nicht nur nicht der Realität, sondern soll es auch erst gar nicht (vgl. ebd., S. 65– 85). Dieses erschaffene Modell einer Welt meint das, was im Folgenden als Konstruktion bezeichnet wird. Was geschieht jedoch, wenn nicht einmal auszumachen ist, ob dem, was in der erzählten Welt geschieht, ein diegetischer Wahrheitsgehalt zugesprochen werden kann oder nicht? Und wie wird diese Unsicherheit narrativ erzeugt? ...
Dass im Sachbuch allgemein und im bebilderten Sachbuch für Kinder im Speziellen mittlerweile verschiedene Formen der Informationsvermittlung existieren, bei denen einerseits die Erzählung, und andererseits die Sache selbst im Vordergrund stehen können, spiegelt sich unter anderem in Begriffen wie Sachbilderbuch, Erzählsachbuch oder Informationssachbuch (vgl. Ossowski 2000, S. 673) wider. Diese Begriffe legen offen, dass Sachbücher mittlerweile verschiedene Akzentuierungen der Kombination erzählender und informierender und daraus folgend fiktionaler und faktualer Narrationselemente aufweisen, denen die dem Sachbuch unterstellte Dichotomie dieser beiden Aspekte (vgl. Hussong 1984, S. 71) nicht gerecht wird...
Lange Zeit herrschte im Forschungsdiskurs die Meinung vor, dass Kinder- und Jugendliteratur »aus sich selbst heraus verständlich sei und keiner literaturwissenschaftlichen Interpretationskunst bedürfe« (Gansel / Korte 2009, S. 7). Aus diesem Grund standen Fragen nach der Machart der Texte im Verhältnis zu Fragen nach ihren »Inhalte[n], Themen, pädagogische[n] Strategien und so genannte[n] ›Botschaften‹« (ebd.) häufig im Hintergrund. Diese Vorstellung hat sich mittlerweile jedoch gewandelt, was nicht zuletzt auf eine grundlegende Veränderung in der literarischen Landschaft seit Ende des 20. Jahrhunderts zurückzuführen ist...
Um seine deutschtümelnden Leser zu unterhalten, die auch zur Faschingszeit die deutsch-nationale Bewegung nicht vergessen sollten, verwendete "Der Treue Eckart" (Brünn, 1884-1887) verschiedene Textsorten. Angesichts der politischen Entwicklung in Wien, wo Alois Pražák in den Jahren 1879-1892 als Minister-Landsmann in der Regierung von Eduard Taaffe tschechische Interessen vertrat, verstärkt das Brünner Periodikum seine antitschechische Tendenz. Nicht nur die ernsthaften journalistischen Textsorten, wie Leitartikel, Bericht oder politischer Kommentar, sondern auch leicht satirische Korrespondenz mit einem Autor von Leserbriefen, gehen in diese Richtung. Eine dieser Satiren ist Gegenstand der Analyse.
Der Beitrag enthält eine Analyse der Repräsentationsweisen der mährischen Walachei in den Werken der aus dieser Region stammenden, hier ebenden oder vorübergehend wirkenden deutschschreibenden Autoren. In der Lyrik Nina Wostalls (1901–1996) ist die Walachei Zentrum einer mythisch anmutenden Gemeinschaft mit multikulturellem Hintergrund. Marianne Bohrmann (1849–1916) zeigt die Walachei in ihrem Prosaband "Mährische Novellen" als beschauliche Idylle, die eine Gegenwelt zu allem Neuen und Authentischen darstellt, das sich gegen gesellschaftliche Konventionen stemmt. In Paul Zifferers (1879–1929) Roman "Die fremde Frau" entpuppen sich die idyllische Gegend als permanentes Konfliktfeld und die harmonische Gemeinschaft als Quelle für soziale und nationale Probleme. Walter Seidl (1905–1937) transformiert in seinem Roman "Der Berg der Liebenden“ die mährischwalachische Idylle in eine moderne Utopie.
Alfred Döblins Roman "Berlin Alexanderplatz" zählt seit seinem Erscheinen im Jahr 1929 zu den wichtigsten Werken der Großstadtliteratur des Jahrhunderts. Seine Bedeutung für die experimentelle Qualität des Montageromans fußt jedoch nicht nur auf der Großstadterfahrung an sich, sondern ganz wesentlich auf den Folgen des Ersten Weltkriegs, die in "Berlin Alexanderplatz" in einer spezifischen Weise wirksam werden. Es werden die Möglichkeiten und Grenzen des literarischen Schreibens über Traumata der Nachkriegszeit untersucht und Bezüge zur Interpretation von Rainer Werner Fassbinder hergestellt. Die gängige Interpretation des experimentellen Montageromans wird dabei in Frage gestellt.
Franz Carl Weiskopf wurde in der sozialistischen Literaturwissenschaft als politischer Autor interpretiert. Schaut man sich seine literarischen Anfänge im Prag der 1920er Jahre an, wird ein weiterer Aspekt seines Schaffens sichtbar: die Arbeit als Mittler zwischen deutscher und tschechischer Literatur. In diesem Beitrag wird sein Frühwerk in die Experimentierräume der Avantgarde und urbanen und kulturellen Zwischenräume Prags eingeordnet.
Vorgestellt werden zwei Neuerungen im DaF-Curriculum an der Westböhmischen Universität Pilsen: KOMIN ist ein Komplexpraktikum, in dem die Studierenden einen literarischen Text unter literatur- und sprachwissenschaftlichen Aspekten analysieren und darauf aufbauend einen Unterrichtsentwurf entwickeln. IMAG bedeutet "Einführung in die komparatistische Imagologie": an literarischen Beispielen wird gezeigt, wie Images entstehen und im interkulturellen Dialog funktionieren.
Der Text geht der Frage nach, inwieweit der Begriff des literarischen und künstlerischen Experiments heute zu einem beliebig vergebenen Etikett geworden ist. Dazu werden einige Stationen aus seiner Geschichte sowie sein Verhältnis zum naturwissenschaftlichen Experimentbegriff kurz erörtert; ebenso einige Beispiele experimenteller Arbeiten, die ihren Anfang und ihr Ende verschleiern.
Das "Prager Wintermärchen" als literarisches Motiv "Böhmen liegt am Meer" (Shakespeare, 1611, Das Wintermärchen) entstand vor etwa fünfzig Jahren neu. Ingeborg Bachmann schuf ein bedeutsames Gedicht während einer Reise durch Prag. Gleichzeitig erlebte Volker Braun 1968 ein "Böhmen im Meer von Blut". Eine aktuelle Biografie zu I. Bachmann von Ina Hartwig zwingt zum neuerlichen Umgang mit dem literarischen Motiv.
Deutschbücher dürfen auch aktuell als zentrales Lehr-Lernmittel des Deutschunterrichts gelten, dennoch findet kein Diskurs um ihre Inhalte und Konzeption statt, der die Schulpraxis und die Autorenteams zufriedenstellend einbinden würde. Zudem wird das Deutschbuch weder vonseiten der Fachdidaktik noch der Fachwissenschaften systematisch und kontinuierlich beforscht. Anliegen des Beitrags ist es, bisherige Forschungsaktivitäten sichtbar zu machen, neuere Entwicklungen sowie Entwicklungsfelder aufzuzeigen und für mehr Engagement der Deutschdidaktik im Bereich der Schulbuchforschung zu werben.
Für eine Literatur, die sich im Interim von Territorien und kulturspezifischen Denkstilen bewegt, ist das verbindende Dazwischen von anthropologischen Themen wie Heimat, Geschlecht, Tod, Identität etc. ebenso von Bedeutung wie Reflexionen über ihre literarische Gestaltung. In dieser Hinsicht gehören die Romane der Schriftstellerin und Übersetzerin Esther Kinsky "Am Fluss" (2014) und "Hain: Geländeroman" (2018) sicherlich zu den aktuell sehr interessanten und facettenreichen Texten. Der River Lea wird in Esther Kinskys Roman "Am Fluss" zur Grenzmarkierung und zugleich zu einem Wegweiser für zahlreiche Erzähltraditionen. Gleiches gilt für die Kleinstadt Olevano, die die Ich-Erzählerin in "Hain: Geländeroman" bereist. Der Beitrag möchte der Frage nachgehen, worin in beiden Texten Anteile eines gestalteten sowie gestaltenden Schreibens im Zusammenhang von Migration als einem literarästhetischen Experimentierfeld zu suchen sind.
The paper will focus on the analysis of selected linguistic markers of argumentation structures in Czech and German. On the basis of corpus‑based analysis, I work with the assumption that argumentation structures are one of the parameters of equivalence in translation. The theoretical starting point for this analysis is the hypothesis that the linguistic form of arguments has a significant impact on their identification and potential. In my paper, I will pursue the following specific questions: 1) What are the linguistic markers of argument strength / weakness in German and in Czech? 2) How do the mutual relationships between structure and linguistic outcome change as a result of the translation? 3) Might the effects resulting from the translation of the argumentation structures be interpreted as processes of explicitation and implicitation? 4) What are the advantages and disadvantages of working with a parallel corpus as a basis for the analysis of the translation of local argumentative structures? Since the structures of argumentation are one of the elementary fundamentals of a text, issues connected to their translation represent one of the central research interests in Translation Studies.
Dieser Beitrag befasst sich mit der Entwicklung von Wissen und Praktiken der Dada-Bewegung im Hinblick auf die 8. Dada-Soirée in Zürich am 9. April 1919. Innerhalb der Dada-Gruppe sticht insbesondere die Figur von Walter Serner hervor, der mit anderen als VertreterInnen der Dada-Bewegung mit zentralen Themen dieser Avantgarde auftritt, wie zum Beispiel: der Ablehnung der Autorschaft, der Vermischung von Kunst und Leben, mit Spiel oder Nihilismus als Reaktion auf den Krieg oder dem propagandistischen Element.
Die vorliegende Arbeit untersucht die Motivation des Wechsels von der Lyrik zur Prosa im Frühwerk von Thomas Bernhard und bemüht sich zu zeigen, wie sich die 'neue' Gattung als Experimentierraum sprachlicher Konstruierbarkeit einer literarischen Wirklichkeit und die Existenzialphilosophie als neues Ausdrucksmittel des leidenden Subjekts erweist. Beide bilden die Voraussetzungen für den neuen Bernhard'schen Ton, der sich im Roman 'Frost' (1963) zum ersten Mal zeigt. Das Experimentelle im Romanerstling Bernhards ist soziologisch motiviert und äußert sich sowohl erzähltechnisch als auch konzeptuell in der 'experimentellen Sprache' des Malers Strauch.
Wir haben alle in- und auswendig gelernt, dass der Lehrerberuf "heilig" ist, zumal Lehrer "Persönlichkeiten" ausbilden würden. Aber auch Ärzte retten Menschenleben, womit sie einen "heiligen Akt" vollziehen. Das heißt, dass jedes Berufsfeld eigene Relevanz hat. Allerdings auch dieser Arzt aus dem Beispiel hatte eine Lehrperson, die ihn beeinflusst und in seinen Entscheidungen "gesteuert" hat. Das bedeutet, neben der Tatsache, dass die Lehrer auf uns entweder einen postiven oder negativen Einfluss haben können, spielen sie auch bei den grundlegenden Entscheidungen unseres Lebens eine wichtige Rolle, was dazu führt, dass sie uns in allen Facetten unseres Lebens "begleiten". Zudem sprechen sie i.d.R. große Zielgruppen an. Wenn die Ausbildungsphase nicht effektiv erfolgt, dann ist es unvermeintlich, dass all die erhofften gesellschaftlichen aber auch individuellen Ziele nicht realisiert werden. Das Ziel dieses Aufsatzes ist, den (Fremdsprachen-) Lehrerausbildungsprozess zu beleuchten. Aus diesem Grund wird zunächst einmal auf die gesellschaftlichen und digitalisierungsbedingten Herausforderungen eingegangen, vor denen die Schule steht. Danach wird recherchiert, über welche Kompetenzen Lehrerschaften verfügen sollen, damit sie auf die Anforderungen entsprechend reagieren können. Nachdem diese inhaltlichen Aspekte der Lehrerausbildung erläutert werden, wird auf die oft ignorierten, strukturellen und organisatorischen Schwerpunkte eingegangen. Abschließend wird die Rolle eines Praktikums und eines Praxissemesters im zielsprachigen Land verdeutlicht.
Der Sprachwandel ist ein lebendiges Geschehen, ein Prozess, den man in der Sprache selbst kaum merkt. Er wird u. a. sichtbar im Gebrauch von anachronistischen Redensarten, die in ihrer Substanz veraltete Inhalte verwenden und in ihrem aktuellen Gebrauch dadurch oft für den Laien unerklärbar sind. Die ältere Sprichwörterforschung stellt nützliche Hilfsmittel, aber zur Erläuterung muss man manchmal Interpretationen suchen. Ältere Redensarten beruhen oft auf (ebenso veralteten) Vorurteilen, sind aber häufig interessante Zeugnisse zur Kulturgeschichte. Für uns heute völlig unverständlich ist zum Beispiel die traditionelle Verachtung des Schneiders, die sich in Redensarten niederschlägt. Andere Redensarten sind Überreste von "Rechtsaltertümern", die seit langem nicht mehr gelten. Überlieferte Vorurteile, im Orientalismus (Interesse und Begeisterung für die Osmanen u. a.) allerdings durchaus positiv assoziiert, verbinden sich im Deutschen mit dem Begriff des "Türkischen" [richtig: Osmanischen]. Dazu gibt es viele Beispiele, auch z. B. historische Brunnen mit der Figur des Osmanen, die mit der Zeit erklärungsbedürftig, also ebenfalls "anachronistisch", geworden ist. Gegenläufig sehen wir viele positive Einflüsse "westlicher" Staatsstrukturen auf den modernen türkischen Staat.
Yabancı dil öğreniminde kullanılan en önemli materyallerden biri de sözlüktür. Öğrenci öğreneceği kelimenin anlamını ilk önce sözlükten bakmaktadır. Yabancı dil öğreniminde sözlük anahtar konumdadır. Günümüzde yabancı dil öğrenirken aranan kelimenin anlamına mobil ve çevrimiçi sözlükler vasıtasıyla oldukça hızlı ulaşılmakta, yabancı dil öğrenenler artık akıllı telefonlara yüklenen programlardan ve çevrimiçi çeviri internet sitelerinden sıklıkla yararlanmaktadır. Bu çalışmada Almanca Öğretmenliği Hazırlık programı sınıflarındaki öğrencilerin sözlük kullanım durumları incelenmiş, öğrencilerin basılı sözlük ve mobil-çevrimiçi sözlükleri kullanım durumları nitel ve nicel açılardan incelenmiştir. Çalışmada OMÜ Yabancı Diller Yüksekokulu, Almanca hazırlık sınıflarında öğrenim gören 42 öğrenciye anket uygulanmış, mobil-çevrimiçi ve basılı sözlükleri kullanım durumları karşılaştırmalı olarak incelenmiş ve belirlenen alt problemlere cevap aranmıştır. Ayrıca öğrencilerin kullandığı mobil-çevrimiçi ve basılı sözlüklerin isimleri ve kullanım sıklıkları tespit edilmiştir. Araştırma sonuçlarına göre öğrencilerin % 95' e yakını çevrimiçi ve mobil sözlük kullanmakta, yarıya yakını (%47,6) ise nadiren basılı sözlük kullanmaktadır. Mobil /çevrimiçi sözlükler söz varlığı açısından kısmen yeterli görülürken, basılı sözlükler büyük oranda yeterli görülmektedir. Kelimeye hızlı erişim ve kullanım kolaylığı mobil sözlüklerin avantajlı tarafı olarak belirlenmiştir. "Google Translate" (% 65,7) en sık kullanılan çevrimiçi sözlük olarak belirlenmiştir. TDK Almanca-Türkçe sözlük (% 41,5) en çok kullanılan basılı sözlük olarak belirlenmiştir.
İletişim artık sadece bilimsel literatürün değil aynı zamanda günlük hayatın da konusu olmuştur. Bu gerçekten hareketle iletişimin daha detaylı bir şekilde mercek altına alınmasında yarar vardır çünkü iletişimin genellikle sadece iki kişinin karşılıklı konuşması olarak algılanması bu alanda bazı yanlış anlaşılmaların ortaya çıkmasına sebebiyet vermektedir. Çalışmanın amacı iletişim kavramını eylem odaklı bir bakış açısıyla analiz etmektir. Bunun için iletişim kavramı öncelikle Bühler’in bakış açısıyla ele alınacaktır; çünkü Bühler’in iletişim modeliyle biraz daha anlaşılır hale gelen iletişim eylemi, Schulz von Thun'un mesajın dört yönünü ortaya koyduğu modeliyle daha net bir izahata kavuşmuştur. Thun iletişimi "nesnel ifade", "ilişki düzeyi", "iç dünyanın ifşası" ve "çağrı" kavramlarıyla çok ayrıntılı bir şekilde izah ederek bu alanda var olan önemli bir boşluğu doldurmayı başarmıştır. İletişim alanına katkı sunan bir başka bilim adamı ise Watzlawick ve arkadaşlarıdır. Watzlawick ve arkadaşları "iletişim kuramamak imkânsızdır." düsturuyla hiçbir şey söylememenin de bir iletişim şekli olduğunu ortaya koyar. Bir başka deyişle Watzlawick hiçbir şey söylememenin de bir şey söylemek olduğu gerçeğini savunarak bu alana yeni sayılabilecek bir bakış açısı kazandırmıştır.
Hofmannsthal 27/2019
(2019)
Als der gerade frühpensionierte Lehrer und Reformpädagoge Ludwig Gurlitt (1855–1931) im Spätherbst 1907 nach Wien kommt, um die Festrede beim neugegründeten Österreichischen Verein für Schulreform zu halten, legt Hofmannsthal sich ins Zeug. Unter der Überschrift "Ludwig Gurlitt. (Gelegentlich seines heute stattfindenden Vortrages im Verein für Schulreform.)" erscheint am 19. November 1907 in der Wiener "Zeit" eines seiner schönsten Personenporträts (Anhang III). Anlass genug, den Festredner, einen 'geometrischen Ort' der Schulreformbewegung um 1900, und die Situation einmal genau in den Blick zu nehmen. Es soll darum gehen, Hofmannsthals Artikel im Hinblick auf Personen und Themen zu kontextualisieren, was, abgesehen von den notwendig knappen Hinweisen in der Kritischen Hofmannsthal-Ausgabe, die Forschung bislang nicht weiter interessiert hat. Gurlitts Familiennetzwerk, seine Ausstrahlung, sein pädagogisches Programm und sein Auftritt in Wien können aber Hofmannsthals Faszination begreifbar machen und auch ein Supplement liefern zu den "Briefen des Zurückgekehrten" (1907) und zu Hofmannsthals kulturpolitischer Position am Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Anhang präsentiert ein Zeitschriftendokument und Zeitungsquellen; bei Else Gurlitts späten Erinnerungen an ihre Begegnungen mit Hofmannsthal handelt es sich um einen Erstdruck aus dem Privatarchiv der Familie Gurlitt.
In seinem Tagebuch erwähnt Arthur Schnitzler über 8 500 Personen namentlich. Zumeist hält er nur kurz fest, dass ein Gespräch stattgefunden hat. Selten sind Rede und Gegenrede ausführlich dokumentiert. Die zweite Seite des Gesprächs, die persönliche Wahrnehmung des Gegenübers, ist in den wenigsten Fällen überliefert. Drei dieser seltenen Fälle finden sich in den Schriften von Albert Ehrenstein, Victor Klemperer und Robert Adam. Schnitzlers Tagebucheintragungen zu den Begegnungen mit den drei jungen Autoren werden durch deren Aufzeichnungen ergänzt, kommentiert und teilweise konterkariert. Der (mit der Ausnahme Klemperers) hier erstveröffentlichte Austausch besteht aus Gesprächen über literarische Texte und wie sie ihre Wirkung entfalten. Wenn man diese Aufzeichnungen Schnitzlers Tagebuch gegenüberstellt, gelingt es zudem, an mehreren Stellen blinde Flecken in den Notizen des jeweils anderen aufzuzeigen und teilweise zu beheben.
In der Festschrift zu Hugo von Hofmannsthals 50. Geburtstag zählt Rudolf Borchardt im 'Eranos-Brief' noch einmal die schon verstorbenen Vertrauten des Jubilars auf. Darunter auch der Münchner Privatdozent für Medizin, Dr. med. Wilhelm Freiherr Schenk von Stauffenberg (1879–1918). [...] Ungeachtet eines solchen Fingerzeigs dominiert im Hinblick auf die Beziehung Hofmannsthal / Stauffenberg in der Forschung noch immer die Leerstelle. Zwar finden sich sowohl in der kritischen Ausgabe der Sämtlichen Werke Hofmannsthals als auch in seiner Korrespondenz diverse Verweise auf den Münchner Arzt, dennoch ist der Blick auf ihre Beziehung bis dato insgesamt eher diffus geblieben. Dies mag einerseits daran liegen, dass nur wenige Belege dieser Verbindung überhaupt überliefert sind, andererseits aber auch daran, dass die spärlich vorhandenen schriftlichen Zeugnisse Stauffenbergs entweder verschollen geglaubt oder bislang nur schwer zugänglich waren. Der vorliegende Beitrag ergänzt nun das noch vage Bild eines für Hugo von Hofmannsthal so wichtigen Gesprächspartners, Kritikers und Gegenübers und stützt sich dabei auf bislang unveröffentlichte Archiv- bzw. Nachlassfunde.
Der hier edierte und übersetzte Text erschien zuerst 1895 in der niederländischen Zeitschrift "De Nieuwe Gids". Er wurde von Maurice Barrès nicht wieder gedruckt und auch nicht in die posthume Ausgabe der Werke aufgenommen. Barrès' Zeitschriftenbeitrag ist eine Auftragsarbeit, die ihm sein niederländischer Freund Frans Erens (1857–1935) vermittelte, der zu den Beiträgern des "Nieuwe Gids" gehörte. Erens lebte von 1880 bis 1883 in Paris, wo er Barrès kennenlernte und mit dem vertraut wurde, was er in den "Erinnerungen" "la jeune génération littéraire de Paris" nennt. Und damit sind nicht nur Zola und die Naturalisten gemeint, sondern auch die jungen Schriftsteller, die im Jahr von Barrès' Aufsatz über eine "Ästhetik von morgen" begannen, den Naturalismus als das 'Gestern' der Literatur zu schelten und die von den Kennern der Literaturszene als "Symboliques" oder "Décadents" registriert wurden. Ein in den Erinnerungen von Erens mitgeteilter Brief von Barrès an ihn vom 30. August 1885 lässt aufgrund einer Bemerkung über den aktuellen Literaturkampf in Paris vermuten, dass beide eine negative Einstellung gegenüber dem 1885 noch dominierenden Naturalismus teilten und dass Erens mit einem entsprechend getönten Beitrag aus Paris zu rechnen hatte.
Der poetologische Begriff der Katharsis aus der "Poetik" des Aristoteles hat in einer langen Rezeptionsgeschichte viele widersprüchliche Lesarten erfahren. Im Wien der Jahrhundertwende erlebte diese Rezeption einen Höhepunkt. Die Neubestimmung des aristotelischen Katharsisbegriffs durch den Klassischen Philologen Jacob Bernays (1824–1881) fiel besonders in Wien auf fruchtbaren Boden und betrifft - wenn auch nur indirekt und vermittelt - auch die Werke Arthur Schnitzlers. [...] Die folgende Studie stellt sich die Frage, wie Arthur Schnitzler sich in dieser vielstimmigen Diskussion des aristotelischen Begriffs positionierte und wie er in seinen Werken, besonders in seinen Tragödien, den Katharsisbegriff verstand und einsetzte. Schnitzlers Part im Konzert der Wiener Katharsisrezeption ist zunächst einmal durch seine frühen Verbindungen zu den "Hysterie"-Studien von Breuer und Freud von Interesse, hat er doch therapeutische Einsichten dieser Schrift, wie vor allem die Technik der Hypnose, geteilt oder sogar vorweggenommen.
"Josefine Mutzenbacher oder die Geschichte einer Wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt",ein 1906 als Privatdruck in Wien anonym veröffentlichter Roman, ist gekennzeichnet durch zahlreiche Anknüpfungen an die literarische Tradition: und zwar nicht nur an die pornografische, sondern auch ausdrücklich an die hochliterarische Tradition. Die Frage, wie diese Traditionsbezüge vom Text aufgerufen werden, steht im Zentrum der vorliegenden Ausführungen. Dabei sollen Überlegungen zu den Gattungsverhandlungen des in den Blick genommenen Romans, der auch als Schelmenroman und als Persiflage und Parodie des Bildungsromans daherkommt, genauso thematisiert werden wie die Verhandlungen und Inszenierungen des Pornografischen. "Josefine Mutzenbacher", so die These, bedient die Muster des pornografischen Genres und stellt sie gleichzeitig metareflexiv aus. Dem Roman lässt sich ein kritischer Impetus also nicht absprechen; und zwar gerade in Bezug auf die gesellschaftlichen Institutionen, die das Pornografische vorgeblich verdammen, obwohl - oder weil - es doch tatsächlich, um mit Slavoj Žižek zu sprechen, ihre obszöne Unterseite darstellt. Berichtet zwar in der Erzählfiktion die gealterte Protagonistin von ihrer Lebensgeschichte, so ist dennoch der Blick der Ich-Erzählerin auf das Erlebte ein für alles Neue und Interessante offener Kinderblick. Diese spezifische kindliche Froschperspektive, aus der die fiktive Autobiografie erzählt wird, stellt sich als Beobachtungsanordnung heraus, in der das Feld mit quasi-ethnografischem Zugriff vermessen wird, innerhalb dessen sich Josefine bewegt.
Ein wichtiger Ansatzpunkt zum Verständnis von Kafkas Roman "Das Schloss" liegt in der bislang zu wenig beachteten Korrespondenz zwischen der geistigen Verfassung des Protagonisten auf der einen und den äußeren Strukturen auf der anderen Seite - ein Zusammenhang, für den sich im zeitgenössischen Wissenschaftsdiskurs auffällige Parallelen finden. Bereits für die "Beschreibung eines Kampfes" konnte von Barbara Neymeyr aufgezeigt werden, dass zeitgenössische Debatten aus den Bereichen Psychologie und Psychiatrie in Kafkas Werk größere Spuren hinterlassen haben, als bislang wahrgenommen wurde. Dies gilt in besonderem Maße auch für das "Schloss": In der Debatte um den Hypnotismus findet sich mit dem Dipsychismus ein dynamisches Modell, vor dessen Hintergrund sowohl die Topografie als auch entscheidende inhaltliche Szenarien des Romans verständlicher werden. Insbesondere das grundlegende Strukturprinzip des Romans, das Ineinander von äußerer und innerer Welt, wird hierin in bemerkenswerter Art und Weise vorgezeichnet.
Um die Jahrhundertwende tauchen in Bildender Kunst, Literatur, Tanz und Musik verstärkt Figuren der Commedia dell'Arte auf. Insbesondere Pierrot ist, neben seinen Verwandten Harlekin, dem deutschen Hanswurst und dem russischen Kollegen Petruschka, eine beliebte Figur, die ein intermediales Spielfeld zwischen den Künsten eröffnet. [...] Im Bild des Pierrot, mitunter auch im Zusammenspiel mit seinem Kontrahenten Harlekin, verdichtet sich das Ambivalente, die Gleichzeitigkeit des Ungleichen, die so typisch für die Wiener Moderne ist, und unter anderem auch Hofmannsthals Schreiben und Denken kennzeichnet, deren paradoxe Strukturen in der Forschung hinreichend belegt wurden. Die Wandelbarkeit der Figur eignet sich hervorragend, um die Vieldeutigkeit der modernen Existenz darzustellen, die sich einem endgültigen Urteil entzieht. [...] Im ersten Teil der vorliegenden Untersuchung werden zwei wegweisende Pierrottexte vorgestellt, mit denen sich der Wiener Dichter befasst hat. Diese Auseinandersetzungen zeigen, dass es Hofmannsthal bei seinen Studien im Wesentlichen um das widersprüchliche Auftreten der Figur geht. Der zweite Teil widmet sich drei Pantomimenfragmenten, die als 'erzählte Pantomimen' zunächst formale Gemeinsamkeiten besitzen. Darüber hinaus porträtieren diese Dichtungen Protagonisten, die als Pierrot bzw. als sein Verwandter, der 'liebe Augustin', clownesk-melancholische Zwischentöne schaffen und dabei die Wandelbarkeit der Figur zum Ausdruck bringen. Auf figuraler Ebene tragen die komisch-traurigen Gestalten so zur ambivalenten Atmosphäre bei, zu Spannungsfeldern also, die Hofmannsthals Werk kennzeichnen.
In der folgenden Lektüre soll die Überlagerung von Schreib- und Beobachtungstechnik in Hofmannsthals "Aufzeichnungen" herausgearbeitet werden. Hinsichtlich der Reflexion des eigenen Ichs wird die Untersuchung vor allem zwei komplementäre Haupttendenzen innerhalb der Notate herausstellen: die Tendenz der Ich-Pluralisierung und die der Totalitätssehnsucht. Hofmannsthal nutzt die Schreibtechnik der notathaften Aufzeichnung dazu, so die These, das eigene Ich in seinen widersprüchlichen Facetten zu reflektieren und gleichzeitig eine Sehnsucht nach Geschlossenheit und Ganzheit zu artikulieren. Diese Tendenzen gehen mit Reflexionen zweier widersprüchlicher zeitgenössischer Diskursfelder einher, des von Bourget inspirierten Dilettantismusdiskurses einerseits und des auf 'Ganzheit' hinzielenden Lebensdiskurses der Jahrhundertwende andererseits. Hinsichtlich der Chronologie der "Aufzeichnungen" soll in etwa der Zeitraum zwischen den Jahren 1890 und 1910 in den Blick genommen werden, also jene gemeinhin als 'Jahrhundertwende' bezeichnete historische Phase, in der Hofmannsthal in besonderer Weise zwischen einer reflexiv-ästhetischen Lebenshaltung und Plänen zu einer Überwindung dieser Lebenshaltung schwankt. Die "Aufzeichnungen" stellen sich insofern als intellektuelle 'Reflexionen' von Ich und Welt dar, als sie keinen emotional-bekenntnishaften, sondern vielmehr einen intellektuell-analytischen Charakter haben. Der Anschein vorreflexiver Authentizität wird also von vornherein verhindert.
"El Danubio" (1986), del germanista triestino Claudio Magris (n. 1939), está considerada una de las obras paradigmáticas de las nuevas formas de la escritura en que la libertad expresiva se manifiesta en la ruptura de las fronteras entre ficción, testimonio e historia, esenciales al ensayo. Al mismo tiempo, es pionera en la colección de obras que, a partir de la figura del río, reflexionan sobre historia cultural. Escrito en primera persona del singular (forma prototípica del género desde su fundación con Michel de Montaigne, en 1580), y con una concepción de la temporalidad inspirada en Fernand Braudel y su "El Mediterráneo y el mundo mediterráneo en la época de Felipe II" (1949), este libro es un recorrido por el Danubio, desde su nacimiento en la Selva Negra hasta su desembocadura en el Mar Negro. A través de este viaje, el escritor triestino navega no sólo por la superficie, sino también por las aguas profundas y antiguas de las culturas de la Europa Central que el río baña en su travesía. Ahí, se pregunta por la relación de esos territorios con Europa, los avatares históricos de las culturas germánicas, y su relación no sólo con el esplendor de la modernidad (tanto capitalista como su alternativa comunista) y sus constantes flujos y reflujos de civilización y barbarie, sino también con su colapso - lo que se constata en la época histórica en que la obra es pensada: en el vislumbre de la caída del Muro de Berlín y el ocaso de la Unión Soviética. En ese paisaje de renovación, el "yo" que se busca en las aguas turbulentas del Danubio explora al mismo tiempo los límites de la escritura, tanto de la Historia como de la ficción. De esta manera, "El Danubio" renueva la siempre vigorosa tradición germánica de la literatura de viajes.
Nossa contribuição visa a um estudo de relatos de testemunho sobre a repressão política na República Democrática Alemã, publicados na obra "Gefangen in Hohenschönhausen. Stasi-Häftlinge berichten" (2007; "Presos em Hohenschönhausen. Prisioneiros da Stasi relatam"), organizada por Hubertus Knabe. Embora o subtítulo "Stasi-Häftlinge berichten" ("Prisioneiros da Stasi relatam") sinalize para o leitor de que estaríamos diante de relatos stricto sensu, a leitura revela outro quadro, em que nos deparamos também com outros tipos textuais, não apenas relatos, como diários ou mesmo textos ficcionais, sendo que vários deles foram adequados à publicação em termos de tamanho e, portanto, revelam-se fragmentários. A leitura dos 24 textos que compõem o livro "Gefangen in Hohenschönhausen" nos permitiu sistematizá-los a partir de sete aspectos que, em certa medida, nos pareceram recorrentes: chegada; descrição; condições; interrogatório; tortura; cela; reflexão. As marcações textuais passam pela questão da autoria e da construção do foco narrativo, em que aquele que esteve preso se instaura como um "eu" ("ich") ao falar de si e da carga psicológica a qual fora exposto, mas que às vezes muda para a primeira pessoa do plural "nós" ("wir") ao narrar sobre algo da ordem do coletivo dentro da prisão, e também para a terceira pessoa do singular ("er", "es", "sie"), ao simular objetividade em descrições ou mesmo ao narrar sobre terceiros. Cabe lembrar que os 24 textos contam com um elemento paratextual que informa o leitor sobre cada autor, logo abaixo do título do texto, em texto destacado em itálico: nome; ano de nascimento e, se for o caso, de falecimento; idade no momento da detenção; profissão; motivo alegado para a detenção; período em que esteve recluso na prisão de Hohenschönhausen. Através do estudo de textos memorialísticos e autobiográficos, cujos autores, na maioria, perseguidos e ex-presos políticos, relatam sobre suas vivências sob o regime totalitário do SED - Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (Partido Socialista Unitário da Alemanha), pudemos vislumbrar as diversas formas e fases da violência praticada pelo Estado contra possíveis dissidentes políticos na República Democrática Alemã.
Das pathetische Diktum von den drei Kränkungen des Menschen durch Kopernikus, Darwin und Freud antwortet auf die zunehmend komplexer werdende wissenschaftliche Modellierung des Bildes vom Menschen. In der Tat wird der, wie Derrida und andere mit guten Gründen betonen, letztlich metaphysische Entwurf des zu Vernunft und Sprache begabten menschlichen Subjekts im 20. Jahrhundert durch Physiologie und Psychoanalyse, aber auch durch Diskurs- und Medientheorie systematisch infrage gestellt. Rolf G. Renner skizziert zunächst kursorisch einige Aspekte dieser wissenschaftlichen Neukonstruktionen des Menschen, bevor er sich ihrem Reflex in literarischen Texten zuwendet. Als verbindenden Bezugspunkt zwischen dem wissenschaftlichen und dem literarischen Diskurs wählt Renner die Sprache als Charakteristikum des Menschen und seiner Individualität.
Muitas vozes e ecos ressoaram no Pós-Guerra, elementos esses, que continuam sendo analisados na contemporaneidade. Neste sentido, propõe-se um estudo comparado entre os livros "Morte no paraíso: a tragédia de Stefan Zweig", de Alberto Dines e a quarta narrativa - "Max Aurach" - de "Os Emigrantes", de W. G. Sebald. O primeiro remete ao destino de Zweig, como protagonista que viveu os embates, tristezas, fuga, sentimento de (des)pertencimento. O segundo, nas vozes do narrador, que ouve os ecos ressoantes de pessoas que vivenciaram a Segunda Guerra e do personagem Aurach, representando uma vida assombrada pela guerra. Ambas as obras evidenciam traços da memória como discurso de resistência e infelicidade, dando lugar à escrita melancólica: uma em que há o padecimento trágico e a outra que busca desvendar um passado velado. Apoiados principalmente nos estudos de Homi Bhabha, em "O local da cultura", e em Stuart Hall, "Da Diáspora", estudaremos aspectos como a dispersão dos povos, de exilados, emigrantes e refugiados, marcando o entre-lugar e a experiência diaspórica. Os danos para Zweig foram irreparáveis na vida, encontrou solução na morte. Já Sebald tentou reparar os danos através dos ecos de outrem, seu protagonista termina em um hospital, com o rosto cor de cinza.
Falar sobre as relações que se estabelecem entre o estrangeiro e a sociedade que oferece asilo, as que possuem o poder da hospitalidade, parece urgente. Principalmente quando pensamos nas crescentes ondas migratórias que têm levado muitos emigrantes e refugiados para países emergentes, tais como Brasil, na América do sul, e Alemanha, na Europa. No entanto, sempre abordamos a temática, ou sempre que a temática é abordada, observamos um padrão: falar sobre o tema a partir da perspectiva do portador da linguagem de direito excluindo do debate a visão do principal agente das ações migratórias; o estrangeiro. O presente artigo surge como uma tentativa de análise e caracterização desse sujeito estranho a partir da teoria de Jacques Derrida (2003), que afirma ser essa entidade, e somente ela, a portadora da questão dos valores agregados nas relações que se estabelecem entre estranho e sociedade. Além disso, segundo Jean-Luc Nancy (2006), experimentar a chegada do estrangeiro é apreciar uma série de mudanças nos nossos comportamentos morais, e por isso tão importante que esta entidade deixa de ser o tema e passa a ser o foco. Para que tal análise fosse realizada, tomamos como objeto de leitura a novela escrita por Thomas Mann (1971), intitulado "Tonio Kröger" (1902). O enredo da obra e a própria construção do personagem Tonio nos proporciona uma visão interessante da problemática que é a do sujeito, que apesar de pertencer e estar inserido no contexto social que invade, questiona as convenções morais vigentes a partir da sua própria constituição de estranho, e por isso, é constantemente classificando como um estrangeiro social. A partir disso, buscamos traçar caracterizações identificadas no personagem com o intuito de responder as seguintes perguntas: quem é esse estrangeiro? E o que faz dele um estrangeiro? Chegando então a tripla caracterização deste indivíduo social, do estranho que em mim habita.
O passado histórico da Alemanha figura não apenas em textos de caráter biográfico, mas também em produções ficcionais que objetivam lançar um olhar singular para diversos fatos reais que penetram na história do país. Os horrores do Holocausto, das duas Guerras Mundiais, a questão da divisão da Alemanha e da Queda do Muro de Berlim são eventos que perpassaram, e ainda perpassam, várias gerações que vivenciaram ou que questionam o desenrolar desses acontecimentos. A literatura surge, deste modo, como um dos meios que promovem não somente a discussão sobre as diferentes formas de lidar com esse passado tão presente, mas antes como uma espécie de palco onde as várias histórias dessas inúmeras gerações ganham voz. Bernhard Schlink parece querer, por meio de uma viagem temporal pelos principais episódios da Alemanha contemporânea, proporcionar a reflexão sobre o passado alemão sob a perspectiva dos filhos e dos pais, dos perpetradores e das vítimas. Desta forma, pretendeu-se, aqui, analisar de maneira breve as relações entre gerações presentes em algumas obras do autor e compreender como elas impactam a questão da culpa e da superação do que se passou naquela sociedade.
Diverse approaches within linguistic-stylistic analysis clarify that the emotions at various text levels are conveyed appropriately in terms of this novel's narrative. This paper focuses on the emotions in the text with regard to the female character Klementine. Based on her speech profile, it can be demonstrated that she deliberately employs all the different aspects of both explicit and implicit conveyance of emotions. From the linguistic-stylistic viewpoint, it is manifest that with respect to her environment, the emotions surrounding this figure include a racial element. The analysis shows that the author is an outstanding narrator capable of creating suspense and depicting emotionally detailed situations. However, the expectations of the reader may not have been completely met.
Zu ausgewählten Aspekten der Selbstdarstellung von Ärzten auf deutschen Arztbewertungsportalen
(2019)
Doctors, like other professional groups, are subject to competition rules on the market. As a result, the issue of marketing in the field of medical services is becoming increasingly important. In recent years, the growing importance of doctor evaluation websites can be viewed from this perspective, as these websites give doctors opportunities for online self-presentation. The subject of this analysis is the profiles of doctors on one of the leading German doctor evaluation websites. The starting point for the analysis is the assumption that these websites not only contain information, but also appeal to readers, attempt to influence readers' attitudes, and consequently also contribute to the creation of a positive image of the doctor. Profiles are analyzed starting from a division into thematic blocks, with the help of which specific functions of these texts are implemented.
The article analyzes Marlen Haushofer's novel 'The Wall' by means of the innovative research methods of Cultural and Literary Animal Studies. The paper focuses particularly on the analysis of human‑animal interactions in the novel and the differences in the behaviour of the literary human and animal characters (Animal Agency).
Steffen Kopetzkys im Jahre 2015 erschienener Roman "Risiko" kann in der Tat als ein historischer Abenteuerroman gesehen werden. Bei genauerer Betrachtung seines Erzählgegenstandes wird deutlich, dass der Roman eine am Anfang des Ersten Weltkriegs angesiedelte deutsche Expedition nach Afghanistan behandelt, bei der das Osmanische Reich ebenfalls mitgewirkt hat. Das Ziel der Deutschen bestand hierbei darin, die Muslime in dieser Region und vor allem in Indien zu einem Aufstand zu bewegen, um auf diese Weise eine Überlegenheit gegenüber den Briten zu begründen. Entlang der Thematisierung einer in Vergessenheit geratenen historischen Facette der deutschen Kolonialpolitik legt Kopetzkys Roman, so die These der vorliegenden Arbeit, unterschiedliche Facetten des deutschen Kolonialismus frei und bietet vor allem anhand der Darstellung dieser exzentrischen Expedition in den Orient eine dezidiert kritische Perspektive auf die kolonialen Machtdiskurse des Westens. Vor allem die kuriose Verfasstheit des erzählten Gegenstandes, den der Roman fiktional bearbeitet, stellt eine produktive Grundlage für einen Perspektivenwechsel im Sinne einer postkolonial orientierten Literaturwissenschaft dar. Nach einer kurzen Skizzierung der theoretisch-methodischen Grundannahmen der postkolonialen Literaturwissenschaft sowie der Erläuterung des Begriffs 'postkolonial' fokussiert die vorliegende Arbeit zunächst die Fiktionalisierung der Diskurse des Kolonialismus und Orientalismus und nimmt dabei auf die Ansätze von Edward W. Said, Homi K. Bhabha und Gayatri Ch. Spivak Bezug. Anschließend konzentriert sich die Arbeit auf die 'subalternen' bzw. postkolonialen Blicköffnungen, die mit der Darstellung der Niedermayer-Expedition verknüpft sind.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen meiner biographie- und interaktionsanalytischen Pilotstudie zur Darstellung narrativer Identitäten und zum biographischen Werdegang von in Deutschland sozialisierten türkischstämmigen Germanistik-StudentInnen in Istanbul, die als Jugendliche bzw. junge Erwachsene meist auf der Basis von Familienentscheidungen in die Türkei migriert sind. Im Fokus der folgenden Analyse des biographischen Interviews mit dem Informanten Ali steht der biographische Entwicklungsprozess und die sukzessive Herstellung seiner Selbstverortung jenseits ethnisch-nationaler Kategorien. Bei der Rekonstruktion des biografischen Werdegangs lassen sich direkte Bezüge zu den Pries'schen Modellen zum Verhältnis von Migration und Integration herstellen: Während sich Alis Eltern an dem Modell des "Gastarbeiters" orientieren, der nach einer begrenzten Zeit im Ausland in sein Heimatland "zurückkehrt", entwickelt Ali für sich das Lebensmodell als "Transmigrant". Bei der narrativen Herstellung von Identitätsaspekten gibt es außerdem deutliche Übereinstimmungen mit den von Sievers et. al. beschriebenen Eigenschaften eines Transmigranten. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass in der Kindheit und Jugend des Gastarbeiterkindes einschneidende Erlebnisse im deutschen Bildungskontext fokussiert werden. Bei der Bewältigung der Probleme gelingt es dem Erzähler jedoch sich als agentivisch starker und durchsetzungsfähiger Akteur zu präsentieren. Nach der familiären "Rückkehr" in die Türkei spielt die Auseinandersetzung mit der türkischen Umwelt die zentrale Rolle, die zur sukzessiven Loslösung aus beiden Lebenswelten und hin zur Herausbildung eines neuen transmigrantischen Selbstbildes führt.
Es wird bei dieser Arbeit bezweckt, zu erforschen, wie und was für eine Sprachkunst Herta Müller in ihrem Nachkriegsroman "Atemschaukel" angewendet hatte. Herta Müller, Rumäniendeutsche, Nobelpreisträgerin für Literatur des Jahres 2009 hat im Roman "Atemschaukel" vom Leben eines siebzehnjährigen Jungen erzählt, der wie alle deutschstämmigen Männer und Frauen in Banat-Rumänien zwischen 17 und 54 Jahren ins russische Gulag-Arbeitslager gesteckt wurde und nach fünf Jahren als Betroffener heimgekehrt ist. In dem aus einer Aneinanderreihung von 64 Kapiteln bestehenden Roman werden Totalitarismus, Verhaftung, Deportation, Lagerleben, Heimkehr und Überlebende, durch den fiktiven Siebenbürger Sachsen Leopold in der Ich-Form erzählt. Die Erzählkunst wird in diesem Roman mit literarischen Bildern für das Auβersprachliche, für das Unsagbare mit Vor- und Rückblenden, Wortbildungen, mit den nächsten auto-biographischen Zügen und besonders mit sprachlichen Verwandlungen, Metaphern beseelt und bereichert. Dadurch veranlasst es, dass die subversive Kraft der poetischen Sprache in der Nachkriegszeit zu einem überragenden Denkmal wird.
Hasan Kayıhan sonradan Almanya'ya giden ve Türkçe eserler kaleme alan ilk kuşak göçmen yazarlar arasında yer alır. Türkçeyi iyi kullanması ile bilinen yazarın birçok ödüle layık görülen eserleri, yurt dışında yaşayan Türk insanının zamanla kendine karşı yabancılaşmasını ele alır. Kitaplarının yanında dergi ve makalelerde de çalışmaları yayımlanan Kayıhan, özellikle Almanya'da yaşayan Türk gençlerinin ana dillerini unutmamaları noktasında gayret sarf etmektedir. Bu çalışmada yazarın "Gurbet Ölümleri" adlı romanı yapısal ve tematik bakımdan ele alınarak yabancılaşma olgusuna olan yaklaşımı irdelenmeye çalışılmıştır. Hasan Kayıhan, bireyin öz kültürünü, dilini, milli ve dini değerlerini korumakla sorumlu olduğunu dile getirerek bu manevi değerleri korumak için her türlü fedakârlığı yapmak zorunda olduğunu eserlerinde ifade eder. Bu yabancılaşma sürecine kimi zaman kişi farkında olmadan girmekte ve dönüşüm kendiliğinden gerçekleşmektedir. Söz konusu eserde de başkişi yabancılaşarak dönüşüm geçirmiş ve bu da hayatına mal olmuştur.
One of the main controversial topics of German language is the definition of word types and the classification of the principles. There are different views on the definition of 'particle' and 'intensive particle'. An interesting object of study of linguistics in this context are primarily grammaticalized words that lose their actual lexical meaning, assume grammatical functions and act as lexical intensifiers. In the first part of this article, general information is given about the definition and classification of the concepts of 'particle' and 'intensive particle'. The second part of the study handles the 'intensive particle', so called by the German language linguist Hentschel (1998), which have partly metaphorical features. The use of these words as 'intensive particle' in certain areas has been examined with German and Turkish examples and the differences and similarities have been revealed in two languages.
Kariyer planlama bireyin geleceğe yönelik meslek/iş yaşamı konusunda planlama yapmasıdır. Kariyer planlamasının temeli, çalışan değerlendirmesidir. Kariyere yönelik ilk ciddi tercihlerin yapıldığı ve potansiyel meslek profesyonellerinin yetiştirildiği alanların başında üniversiteler gelmektedir. Alman Dili ve Edebiyatı Bölümü ise dönem içerisinde yaklaşık 250 öğrenci kapasitesi bulunan ve sıkça tercih edilen üniversite bölümlerinden biridir. Mezunlarına farklı alanlarda pek çok kariyer imkanı sunan bu bölümün öğrencilerinin kariyer planlarının belirlenmesi meslek adaylarının gelecekteki istihdamı ve kariyer planlama yapması için önemli ve gereklidir. Toplanan veriler SPSS programında yüzde, ki-kare testi ve frekans dağılımı ile değerlendirilmiştir. Öğrencilerin planlama sonuçları tüm detaylarıyla sunulmuştur.
Am 9. und 10. Mai 2019 fand die internationale Tagung des Germanistischen Instituts der Universität Pécs statt. Die Tagung wurde durch die Förderung von der Konrad-Adenauer-Stiftung, vom Österreichischen Kulturforum Budapest, von Grawe Életbiztosító Zrt., von Herrn Lorenz Kerner, Vorsitzendem des Kulturvereins Nikolaus Lenau und von der Universität Pécs durchgeführt. Die Konferenz hat sich die Untersuchung der Frage der Freiheit des Geistes in der deutschen Literatur im Laufe der europäischen Geschichte zum Thema gemacht. Rund 30 Teilnehmende aus acht Ländern diskutierten darüber, wie Geistesfreiheit in der deutschen Literatur zwischen Autonomie und Fremdbestimmung zum Vorschein kommt oder eben nicht. Die Vorträge umfassten einen Zeitraum von beinahe 300 Jahren. Die Liste der behandelten Autoren ist ebenfalls lang, von Lessing und Goethe bis zu den Schriftstellern und Journalisten unserer Zeit.
Als ich im Verlaufe des Jahres 2000 meine Vorlesung 'Der Ewige Jude' vom 'Volksbuch' bis zu Stefan Heym für das WS 2000/01 vorbereitete, stieß ich bei Werner Zirus (1928) auf einen drei Seiten umfassenden Passus über den "Märchenroman" 'Ahasvers Wanderung und Wandlung' eines gewissen Heinrich Nelson. Selbstverständlich fand sich dieser Titel auch bei George K. Anderson (1965), dem Grundlagenwerk zum Thema. Beide Darstellungen, ohnehin einander bis in Einzelheiten hinein sehr ähnlich, wiesen eingangs auf den Befund hin, dass der Roman vor dem Ersten Weltkrieg geschrieben, aber erst 1922 veröffentlicht worden sei. Näheres über Autor und Kontext freilich suchte ich hier wie dort vergeblich. Bei solcher Sachlage empfahl es sich nicht, das Buch in das Korpus einer Vorlesung einzureihen. Das Änigma Nelson/Ahasver freilich blieb und verlangte nach Lösung, in welchem Schlendrian auch immer. Schon der erste Schritt, den ich dann allerdings doch bald unternahm, war verblüffend erfolgreich: Das Buch fand sich in meiner Hamburger Staatsbibliothek, einem Standort unter nur vier weiteren in der ganzen Republik. Die Identität Heinrich Nelsons klärte sich in Zeiten des Netzes gleichfalls bald: Heinrich war der Vater des Philosophen Leonard Nelson.
Kontingenz / Zufall
(2019)
Bis zum Jahr 2003, als Peter Vogt, auf dessen Habilitationsschrift "Kontingenz und Zufall. Eine Ideen- und Begriffsgeschichte" Verena Wirtz im Folgenden eingeht, Teil des von Hans Joas geleiteten Forschungsprojekts "Kontingenz und Moderne" wurde und der Begriff von der Peripherie ins Zentrum interdisziplinärer Forschung rückte, handelte es sich um eine noch nicht begriffene Geschichte. Dabei war 'Kontingenz' als Mode- und Schlagwort der klassischen Moderne längst zu einem Grundbegriff der Postmoderne avanciert. Zunächst und primär Gegenstand der Philosophie, dann Leitbegriff der Soziologie, Ökonomie und Politikwissenschaft, hat sich im vergangenen Jahrzehnt auch die kontingenzscheue Geschichtswissenschaft des Begriffs und Sachverhalts des Unverfügbaren in der Geschichte angenommen.
Ao desconstruímos, neste ensaio, o conceito Monstruosidade apresentamos as pretensões dos "níveis de malevolência" nos estereótipos da feiura advindos de personificações tais como o Golem, o Ciclope ou as personagens bestiais made in Hollywood - em sua maioria, discursos preconceituosos contra a Alteridade. Dito isso, o problema do mal será considerado aqui a partir da condição de inescapabilidade em face de imensos acontecimentos, dentro dos quais o homem se encontra implicado - disso conceituamos Monstruosidade em correlação com o Mal e o Inescapável. Assim, este texto objetiva investigar tal conceito na imanência dos acontecimentos de "A Metamorfose", de Franz Kafka. Para isso, nossas hipóteses são: a) a Monstruosidade se configura tanto mais quanto maior for à inescapabilidade dos fatos nos quais os homens são vitimados; b) o homem não é monstro nem algoz em si, mesmo que se revista de fealdade de aparência; c) o Mal se constitui através dos acontecimentos caudalosos e sequenciados da história humana nos quais os homens se engajam; d) inocência e culpa se constituem em arbitrariedades no regime de monstruosidade. Assim, efetuamos uma pesquisa textual de cunho filosófico e literário, sobre o texto de Kafka em busca destas questões.
Leistung
(2019)
Das 20. Jahrhundert hat zahlreiche Begriffe seiner Selbstbeschreibung hervorgebracht: Die 'Leistungsgesellschaft' ist eine dieser gängigen Selbstzuschreibungen, die sich im Kern auf einen Begriff zurückführen lassen: 'Leistung' erscheint auf den ersten Blick als klar zu fassen - wenn nicht sogar mathematisch-physikalisch präzise definiert als 'Arbeit pro Zeit'. Doch erschöpft sich das Bedeutungsspektrum des Leistungsbegriffs in dieser Formel? Was will eine Gesellschaft von sich aussagen, wenn sie sich als 'Leistungsgesellschaft' versteht? Jasmin Brötz geht im Folgenden auf Nina Verheyens populärwissenschaftliche Vorschau (Die Erfindung der Leistung, München 2018) auf ihr Habilitationsprojekt ein. [...] Grundlegende These des Buches ist, dass in der Gesellschaft Leistung gemeinhin als "individuelle Leistung" verstanden wird. Kollektive Anteile an einer Leistung, so Verheyen, werden dabei systematisch ausgeblendet. Die Autorin wirbt daher für ein "soziales Leistungsverständnis", das kollektive Aspekte von Leistung ebenso berücksichtigt, wie es ein Bewusstsein für das historisch gewachsene und wandelbare Konzept von Leistung entwickelt. Diesen eigenen normativen Anspruch verbindet sie mit einem konstruktivistischen Ansatz, indem sie die Zuschreibungen von Leistung dekonstruiert und darüber hinaus ganz im Sinne von Foucault Leistung als Mittel der Disziplinierung und Hierarchisierung hinterfragt.
Die Rezeption der experimentellen Literatur aus Österreich, die bis in die 1980er Jahre hinein nicht zum Literaturkanon gehört hatte, wurde maßgeblich durch den Wiener Germanistikprofessor und Leiter des Österreichischen Literaturarchivs Wendelin Schmidt-Dengler (1942-2008) geprägt. In seiner Funktion als Mitbegründer und wissenschaftlicher Betreuer des Franz-Werfel-Stipendienprogramms, in dessen Rahmen NachwuchswissenschaftlerInnen nicht nur aus Osteuropa bei ihren Dissertationen zur österreichischen Literatur gefördert beziehungsweise betreut werden, baute er ein internationales Netz von jungen AkademikerInnen auf, unter denen viele seine Vorliebe für das literarische Experiment teilen. Ende Mai 2018 trafen sich im Rahmen der internationalen Konferenz des Tschechischen Germanistenverbandes, die unter dem Titel 'Experimentierräume: Herausforderungen und Tendenzen' an der Westböhmischen Universität in Pilsen stattfand, viele ehemalige SchülerInnen von Prof. Schmidt-Dengler, darunter auch einige ehemalige Franz-Werfel-StipendiatInnen, in einer Sektion, um gemeinsam die experimentelle Literatur aus Österreich zu analysieren. Ihre Beiträge bilden den Kern des vorliegenden Konferenzbandes.
Mit der Idee, neue Ansätze und Querverbindungen zwischen verschiedenen Disziplinen und Traditionen zu fördern, rückte die Konferenz des Tschechischen Germanistenverbands an der Westböhmischen Universität Pilsen im Mai 2018 sprachliche, literarische und didaktische Experimente in den Mittelpunkt der Betrachtung. Aus Sicht der Veranstalter sollten dabei die positiven Potenziale betont werden. Das Experimentieren wurde als Lust, Spiel und Herausforderung verstanden. Diese Perspektive haben die Teilnehmer auch mit großem Interesse aufgenommen. Zu den Experimentierräumen in der Literatur haben sich zwei getrennte Sektionen zur deutschen und zur österreichischen Literatur gebildet, die unterschiedliche Dynamiken in Bezug auf die Thematik entwickelt haben. In der Sektion zur deutschen Literatur, die die Grundlage des vorliegenden Bandes bildet, gingen die Ansichten zum literarischen Experiment sehr auseinander. Die meisten Positionen, die in der Zusammensicht eine kleine Auswahl von Wegen quer durch das 20. bis ins 21. Jahrhundert aufzeichnen, unterscheiden sich deutlich von der Affirmation des Experimentierens mit Sprache, wie sie noch vor 100 Jahren nach dem Ersten Weltkrieg die Avantgarden propagiert haben. Dies hängt nicht nur mit dem zeitlichen Abstand und der Wahrnehmung unterschiedlicher kultureller Perspektiven zusammen.