Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 15 (1995)
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Trotz klar umgrenzbarer Artenverbindung wird die synsystematische Stellung artenarmer Buchenwald-Gesellschaften ("Flattergras-/Sauerklee-Buchenwälder") bislang unterschiedlich beurteilt. Es wird vorgeschlagen, aufgrund fehlender Kennarten "Flattergras-Buchenwälder"nicht als eigenständige Assoziation, sondern als Untereinheit bislang beschriebener Gesellschaften bzw. Assoziationen aufzufassen (z.B. des Galio odorati- oder des Luzulo-Fagetum). Sofern im Einzelfall ein entsprechender Anschluß floristisch nicht begründbar ist, kann eine Rangstufen-Zuordnung der Bestände gemäß ihrer Ausstattung mit Kennarten ranghöherer Syntaxa vorgenommen werden. Danach gehören Bestände mit Fagetalia-Kenn- und-trennarten zur Ordnung Fagetalia, jene mit Quercetalia-Kenn- oder-trennarten zur Ordnung Quercetalia. Die Zweckmäßigkeit der aufgezeigten Synsystemtik wird zugleich unter Bezug auf bodenökologische Aspekte erörtert.
Mehrere Neufunde des submediterran verbreiteten Neophyten Pastinaca sativa subsp. urens im Westen Deutschlands ermöglichten eine Überprüfung der diagnostischen Merkmale zur Abgrenzung von der Nominatsippe Pastinaca sativa subsp. sativa. Wichtige Merkmale sind die Anzahl der Doldenstrahlen in der Hauptdolde sowie die Länge des längsten Doldenstrahls. Weitere Merkmale, wie Behaarung, Form der basalen Stengelinternodien, Blühzeit und Form der Blätter werden diskutiert. Die Vorkommen entlang anthropogener Verkehrswege belegen, daß die Sippe hauptsächlich durch den Bahn- und Straßenverkehr verbreitet wird. Die dritte Unterart, Pastinaca sativa subsp. sylvestris, die in Deutschland aktuell nur ein Vorkommen in der Oberpfalz besitzt, ist vermutlich aus der Bastardierung der beiden vorgenannten Unterarten entstanden.
Das Solorino-Distichietum capillacei Reimers 1940 gehört in Thüringen zu den bemerkenswerten Bryophytengesellschaften, die dolomitische Kalkstein- und Gipsböden besiedeln. Berücksichtigung finden Syntaxonomie, soziologische Struktur (mit 2 Vegetationstabellen), ökologisches Verhalten und geographische Verbreitung.
Ausgehend von der für eine Assoziation notwendigen charakteristischen Arten- bzw. Artengruppenkombination wird vorgeschlagen, daß für die Festlegung der Rangstufe einer Vegetationseinheit die diagnostisch wichtige Artenkombination herangezogen wird. Zu ihr gehören: die Charakterarten; hochstete Arten mit hohem Strukturwert; hochstete Differentialarten zur floristisch nächstähnlichen Vegetationseinheit. Zur besseren und ökologisch sinnvolleren Verwendung von Charakterarten werden die Vorschläge zur Einschränkung ihres Gültigkeitsbereiches auf verschiedene Formationen und Erdräume begrüßt. Es werden als Formationsbereiche vorgeschlagen: Wälder; Gebüsche und Zwergstrauchheiden; Grasländer, Kraut- und Pionierfluren; Wasserpflanzengemeinschaften; Kryptogamengemeinschaften. Für Europa werden als pflanzengeographische Gültigkeitsbereiche vorgeschlagen: Makaronesisch-Mediterrane Region; Pontisch-Südsibirische Region; Orientalisch-Turanische Region; Mitteleuropäische Region; Zirkumboreale Region; Zirkumarktische Region.
Um den Stand der gegenwärtigen Verbreitung der drei in der Ufervegetation des Niederrheins vorkommenden Cuscuta-Arten C. lupuliformis KROCKER, C. europaea L. und C. gronovii WILLD. festzustellen, wurde eine Kartierung beider Rheinufer zwischen Monheim-Baumberg (Kr. Mettmann) und der niederländischen Grenze durchgeführt. Cuscuta europaea und Cuscuta lupuliformis sind im gesamten Rheinverlauf häufig zu finden, wobei letztere Art die Prallufer des Rheins bevorzugt. Die seltenere Art Cuscuta gronovii konnte an vier Fundorten nachgewiesen werden. Des Weiteren wurde die soziologische Eingliederung der Cuscuta-Arten in der Ufervegetation untersucht. Die Auswertung von insgesamt 112 Vegetationsaufnahmen ergab, daß sich Cuscuta lupuliformis und Cuscuta europaea aus vegetationskundlicher Sicht deutlich unterscheiden. Vom Cuscuto europaeae-Calystegietum Tx. 1947 wurde deswegen ein Cuscuto lupuliformis-Rubetum caesii ass. nov. abgegliedert und neu beschrieben.
Im Botanischen Garten Osnabrück wurden 1986 Dauerflächen zur Beobachtung von Vegetationsveränderungen bei verschiedenen Bewirtschaftungsformen angelegt und bis 1992 erfaßt. Ein Schwerpunkt lag in der Untersuchung des Diasporenvorrates im Boden, seiner Zusammensetzung sowie vertikalen Schichtung. Über das Auffangen von Samen wurde der Sameneintrag bei verschiedenen Fallengrößen festgestellt. Der Diasporenvorrat im Boden zeigt die zeitlichen Veränderungen der Vegetation an. Alle untersuchten Bodenproben weisen hohe Arten- und Diasporenzahlen auf. In allen Bodenschichten sind Diasporen vorhanden. Der Haupteintrag der Samen erfolgt mit Hilfe des Windes.
Im Rahmen einer umfassenden geländeökologischen Bestandsaufnahme der gefährdeten Farnpflanzen in Deutschland wurden die aktuellen Vorkommen der Flachbärlappe in Nordrhein-Westfalen untersucht. Ermittelt wurden standortökologische (Meereshöhe, Exposition, relativer Lichtgenuß sowie pH-Wert und Stickstoffgehalt des Bodens) und populationsökologische Parameter (besiedelte Fläche, Anzahl der Zähleinheiten [Sproßbüschel], Vitalität und Fertilität) sowie die Vergesellschaftung der Arten. Umfangreiches Herbarmaterial wurde ausgewertet, um die historische Verbreitung darstellen und die aktuelle Gefährdungssituation besser beurteilen zu können. Während bei L. issleri die Anzahl der Vorkommen unverändert geblieben und bei L. alpinum sogar eine Zunahme eingetreten ist, zeigen die übrigen Arten (L. complanatum, L. zeilleri und L. tristachyum) unterschiedlich starke Rückgangstendenzen, die bei einer Neubewertung der Einstufung in der Roten Liste berücksichtigt werden sollten. Möglichkeiten zum Schutz dieser konkurrenzschwachen Arten, die aktuell fast ausschließlich an anthropogen entstandenen Sekundärstandorten vorkommen, werden diskutiert und konkrete Maßnahmen hierfür vorgeschlagen.
Von 16 Seen in Litauen und 10 Seen in Masuren wurde tauchend die Vegetation erkundet. 15 Seen erwiesen sich als Chara-Seen, sie waren klarer, elektrolytärmer und artenreicher als die übrigen Seen, in denen die Elodeiden dominierten. Der masurische See Lazduny ist als Standort von Lychnothamnus barbatus hervorzuheben.
Es werden die Ergebnisse pflanzensoziologischer und standörtlicher Untersuchungen (physikalisch-chemische Wasser- und Grundboden-Analysen) dargestellt, welche 21 Bestände des Calletum palustris, 20 des Menyanthetum trifoliatae und 20 von Potentilla palustris dominierte Bestände betreffen. Die pflanzensoziologischen Untersuchungen zeigen, daß sich die verglichenen Phytozönose-Typen durch ihre Struktur und Physiognomie unterscheiden, welche durch die Dominanz der aufbauenden Art und teilweise durch die floristische Zusammensetzung bedingt sind. Ihre gemeinsamen Eigenschaften sind große Stabilität, die Fähigkeit, einen Schwingrasen zu bilden, sowie die Entwicklung auf großen Flächen. Diese Daten sprechen für eine Klassifikation dieser drei Phytozönose-Typen als selbständige Gesellschaften. Dies bestätigen gleichfalls die deutlichen Standortunterschiede zwischen ihnen. Das Auftreten des Calletum palustris deutet auf sehr weiches, saures, mesotrophes Wasser und auf eine saure Torfunterlage hin. Die weitere Entwicklung verläuft in Richtung eines Übergangsmoores. In den untersuchten astatischen Kleingewässern zeugt das Erscheinen von Beständen mit Potentilla palustris und besonders das Menyanthetum trifoliatae von Eutrophierungen des Standorts und von einer Vegetationsentwicklung in Richtung nährstoffreicher Niedermoore.
Aufgrund der Ergebnisse für die von Potentilla palustris dominierten Bestände wird das Potentilletum palustris als neue Assoziation beschrieben. Nach Datenvergleich mit der Literatur wird das Calletum palustris in die Klasse Scheuchzerio-Caricetea fuscae eingeordnet.
Das Waldviertel ist der südöstliche Ausläufer des zentraleuropäischen Mittelgebirges. Der geologische Untergrund besteht aus Granit und Gneisen. 350 Aufnahmen wurden nach der Methode von BRAUN-BLANQUET in Quellfluren und Quellmooren sowie in den eng verzahnten Übergangsbereichen erhoben. Diese Aufnahmen wurden unter Verwendung von numerischen Klassifikations- und Ordinationsmethoden analysiert. Die Bestände wurden 20 Assoziationen zugeordnet, 8 Subassoziationen wurden neu benannt. Die räumliche und zeitliche Veränderung der Vegetation unter dem Einfluss von Meliorationsmaßnahmen wird diskutiert.