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Integrale Realität als mehrdeutige Raumerfahrung : zur Räumlichkeit der dynamischen Kompressionszeit
(2007)
[...] Diese Auflösung von Mensch und Ding im dynamischen Globo-Behälter (die Welt als Objekt unserer Süchte und Wünsche) scheint mir dann exakt den heutigen "informellen" Topos abzugeben, der inzwischen kein festes Objekt mehr stehen läßt. Ein abstrakter Raum, wo der Weltmarkt, die moderne Technologie der audiovisuellen Medien und die Totalität des Marktes die Raumkonstellationen zugunsten der Zeitkategorie vernichten. Bilder, Texte, Töne, Kommunikation, Sichtbarkeiten und Menschen sind zu einem Zustand des ungreifbaren Kapitals geworden. Damit können wir heute feststellen, daß der Fetischismus seinen Höhepunkt gerade dann erreicht, wenn er sich "entmaterialisiert" und sich in eine fliehende "immaterielle" virtuelle Wesenheit verwandelt.
"Ich mache die Orte zu meinen Sehnsuchtsorten, an die es mich zufällig verschlägt. Und ich lade diese Orte mit dem auf, was ich mitbringe – ganz ohne Erwartungen. So erstaunt es mich auch immer wieder, wie viel man aus einem Ort "herausholen" kann." So beschreibt Felicitas Hoppe im Interview mit dem Journalisten und Geografen Jens Nommel ihr Vorgehen bei der Konstituierung von Räumen in der diegetischen Welt. Diese Aussage ließe sich paradigmatisch auf das Gesamtwerk der Autorin übertragen, so sind es weniger Beschreibungen von realen Orten und Topografien, die sich hier finden, als vielmehr im Schreibprozess entstehende Imaginationsorte, die durch das Zusammentreffen eines den Orten Bedeutung zuweisenden Bewusstseins und der äußeren Beschreibung derselben entstehen. Dies geschieht, so die These dieses Beitrags, mithilfe einer Destabilisierung der strukturbildenden Elemente von Raum, Zeit und Kausalität, die in der Folge einen Vorstellungsraum öffnen, in dem physikalische Grenzen überwunden und im Modus der Gleichzeitigkeit alternative Seinsweisen erprobt werden können. Hoppe schließt dabei an die Darstellungstechniken der Literarischen Moderne an, greift die Diskussionen der Postmoderne vom Ende der großen Metaerzählungen, dem Tod des Subjekts und allgemeiner Geschichtslosigkeit auf und entwirft im Sinne einer Transmoderne alternative Darstellungsformen. […] Ziel des vorliegenden Beitrags ist demnach zunächst das Aufzeigen der Destabilisierungsprozesse in Bezug auf die genannten Elemente mithilfe einer textimmanenten Analyse der zeitlichen und räumlichen Struktur. Dabei werden, erstens, die verschiedenen Spielarten des Zeitbegriffs sowie Raumsemantiken auf der intradiegetischen Ebene in den Blick genommen, zweitens, Möglichkeiten der Zeit- und Raumgestaltung auf der Ebene des discours untersucht und schließlich der Prozess der Refiguration beleuchtet. Im Anschluss wird der Frage nach dem Funktionspotenzial der erarbeiteten Destabilisierungsprozesse sowie der Entwicklung derselben als ästhetisches Programm nachgegangen. Da die angeführten Destabilisierungsprozesse je nach thematischer Schwerpunktsetzung unterschiedliche Funktionen einnehmen, werden Hoppes Romane 'Pigafetta', 'Paradiese, Übersee', 'Johanna' und 'Der beste Platz der Welt' chronologisch analysiert und im Anschluss einem synthetisierenden Vergleich unterzogen.
The aim of this introductory article [to the volume of the same title], firstly, is to recapitulate the basic principles of Bakhtin’s initial theory as formulated in “Forms of Time and of the Chronotope in the Novel: Notes toward a Historical Poetics” (henceforth FTC) and “The Bildungsroman and its Significance in the History of Realism (Toward a Historic Typology of the Novel)” (henceforth BSHR). Subsequently, we present some relevant elaborations of Bakhtin’s initial concept and a number of applications of chronotopic analysis, closing our state of the art by outlining two perspectives for further investigation. Some of the issues which we touch upon receive more detailed treatment in other contributions to this volume. Others may offer perspectives for future Bakhtin scholarship.
This article shows that 'tension' cannot be conceived as a specific object of an analysis for which one could determine a precise field of enquiry. Instead, it establishes tension as a specific mode or angle of approach with which any given contingent object or set of objects can be explored. The wideness of its applicability and the specificity of its angle suggest that research on tension can help to unfold a better understanding of a classical ontological question concerning the essential value of actions and relations in the definition of what a thing is. The text follows this line of argumentation by pairing contemporary philosophical sources and specific aesthetic and political examples. Suggesting the possibility of an open classification of different modes of tension, it clarifies the extent to which the essential definition of a thing is bound to the contingent analysis of its transformations.
Die Meridian-Rede ist als die zentrale poetologische Schrift Celans anzusehen, in der er sich mit unterschiedlichen poetologischen und philosophischen Konzepten auseinandersetzt. Im Folgenden werden die vielen für die Rede bedeutsamen Intertexte jedoch nicht nochmals thematisiert; es soll vielmehr das Augenmerk auf die Rhetorik des Raums gerichtet werden. [...] Aufbauend auf Celans Poetik des globalen Raums soll der Versuch unternommen werden, dessen Konzeption einer dichterischen Toposforschung anhand eines Gedichts aus dem im Jahr 1967 erschienenen Band "Atemwende" plausibel zu machen. Es handelt sich um das letzte Gedicht des zweiten Zyklus und trägt den Titel "Hafen".
What is an exilic law? The Talmud was itself located 'in exile' without ever being considered 'exilic': the self-representation of the Talmud is consistent with the idea that Jewish law might be redacted in diaspora but is still centred on the Temple of Jerusalem. Yet the Zohar offers a unique representation of Jewish law as a central legal product and a metaphysically exiled reality. Hence, Jewish law has not only been born 'in exile' but also has an 'exilic' nature. An exilic law, then, is a tenebrous 'path' that inverts the 'moral ways' of Jewish law, as it departs from the 'exilic centre' of Babylon and installs a 'non-exilic centre' on Mount Moria, where Isaac was almost sacrificed and the Temple of Jerusalem was erected. When Scripture is brought out in an 'exodus', it departs from the solid terrain of an 'exilic law' and radicalizes the event of Abraham's being called to sacrifice his own son by producing a notable inversion of the notion of 'literal sense'. And yet this 'literal sense' that has always been there had almost been neglected, just like a 'purloined letter' - in every sense of the expression.
Die Bühne der klassischen Episteme ist [...] in ihrem entweltlichten Status einem gerahmten Gemälde oder der Seite eines Buches näher als dem Zuschauerraum, von dem sie abgegrenzt wird: Die die Kulisse bildenden Objekte invertieren zu Zeichen, welche das Kontinuum des simulierten Ortes bedeuten. Das Licht, das die Bühne beleuchtet, bedeutet das Tageslicht, das das Gemach der Maria Stuart erhellt, die in Schillers Tragödie auf ihre Hinrichtung wartet.
Der von Ursula Kern herausgegebene Sammelband dokumentiert mit acht wissenschaftlichen Essays und einem ausführlichen Katalogteil den gegenwärtigen Stand der Forschung zu bürgerlichen Frauen in Frankfurt am Main zwischen 1750 und 1820. Der Band veranschaulicht die kulturellen, sozialen und ökonomischen Handlungsspielräume von bürgerlichen Frauen innerhalb einer städtischen Kultur, die ihnen den Zugang zur politischen Macht verwehrte.
Mit ontologischen Problemen des Ganzen beschäftigt sich Robert Matthias Erdbeer in seiner Untersuchung des modernen Computerspiels. Er knüpft dabei an moderne Spielkonzeptionen von Schiller über Gadamer bis hin zu Wolfgang Iser an, die das Spiel als Vermittlung von Verstand und Sinnlichkeit, Notwendigkeit und Freiheit, v. a. aber in der Koppelung von Vorhandenem und Möglichem einer außerordentlichen "ontologischen Belastung" ausgesetzt hätten. Diese Belastung setze das Computerspiel in seinem eigenen Medium konsequent um und fort. Beim Gaming gehe es um eine grundlegende "Inszenierung von Handlungsmodalität" im Sinn einer "kohärenten Selbst- und Welterfahrung". Ganzheit komme dabei insbesondere über das Weltmodell der virtuellen Storyworld, über das Selbst als Avatar und in der Reflexion und Gestaltung des Spiels als Integral der Medienkünste zum Ausdruck.