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Der vorliegende Band umfasst vier Themenkomplexe, die in insgesamt elf Aufsätzen behandelt werden. Während sich das erste Kapitel ausschließlich auf eine in der Vulkaneifel (in Duppach-Weiermühle) gelegene Nekropole mit ihren Grabmäler beschränkt, die wie aus dem Vorwort ersichtlich den eigentlichen Anlass und Schwerpunkt des Kolloquiums darstellt, wird der Fokus im zweiten Kapitel auf diverse Grabbauten im Saarland und in Rheinland-Pfalz erweitert. Im dritten Abschnitt werden exemplarisch einige ausgewählte Grabbezirke und Grabbauten aus dem Rheinland, Kärnten und dem Schweizer Jura vorgestellt, bevor im letzten Kapitel unter dem Gesichtspunkt "Struktur und Nutzung" sowohl Grabbauten in Villenkontexten auf der Iberischen Halbinsel gezeigt werden als auch in einem kurzen Aufsatz der Umgang mit römischen Grabbauten in Spätantike und Mittelalter angesprochen wird. ...
Während sich Peter Henrich im ersten Artikel (S. 13-37) auf die Topographie und den Grabungsbefund konzentriert, um gegen Ende noch einen kurzen Ausblick auf die chronologische Entwicklung, die Umnutzung sowie die darauffolgende Zerstörung zu bieten, unternimmt Marianne Tabaczek daraufhin (S. 39-65) den Versuch, die beiden stark zerstörten Grabmäler A und B zu rekonstruieren. ...
So berichten im zweiten Kapitel, welches die Überschrift "Grabbauten der Treverer und Mediomatriker" trägt, Klaus-Peter Henz und Anja Klöckner über Grabmäler bei Tholey im Saarland (S. 69-88), stellt Steven Ditsch Grabbauten des 2. und 3. Jh. n. Chr. aus der Pfalz vor (S. 89-107) und beschäftigt sich Gabrielle Kremer mit kaiserzeitlichen Grabmälern des Mosel- und Rheingebietes, wobei sie ihr Hauptaugenmerk auf den Grabbau von Mersch richtet (S. 109-135). Das Kapitel beschließt Markus Siedow, der mit Kammern versehene Grabbauten aus dem Trierer Raum behandelt (S. 137-164). Die verschiedenen Artikel setzen inhaltlich voneinander abweichende Schwerpunkte. ...
Etwas mehr als zwanzig Jahre nach seiner Entdeckung liegt nun endlich die vollständige Publikation des spätantiken Münzschatzes von Simitthus (das moderne Chimtou in Tunesien) vor. Dies ist sehr erfreulich, stellt er doch einen der umfangreichsten und am vollständigsten dokumentierten Goldschätze der Spätantike da. Umso trauriger ist es, dass der Bearbeiter dieses bedeutenden Fundes die Publikation seines Manuskriptes nicht mehr erleben konnte, starb Dr. Hans Roland Baldus doch in 2011. ...
Brutalität ist der Kunst Richard Jacksons inhärent. Sie zeigt sich jedoch nicht nur in der Darstellung sich bekriegender Enten oder in dem Blick auf eine augenscheinlich schmerzhafte und chaotische Geburt, sondern in etwas anderem. Etwas, das sich direkt vor unseren Augen abspielt, aber unbenannt bleibt. Ein Kommentar.
For the environs of the Late Bronze Age fortification enclosure Iarcuri the hydro-morphological relief characteristics are combined with archaeological evidences. Target of the study is to evaluate the impact of settlement activities in the surroundings of Iarcuri on the development of the channel network. Data analysis is based on topographic map-derived and high resolution DEMs provided by LiDAR scanning; derivatives of the DEMs are used to characterize the different sub-catchments that show varying influences by the fortification ramparts. The tributaries reaching the receiving stream close to the central settlement area source close to the gates in the ramparts in the Late Bronze Age built-up areas. Additionally, also the geometry of these tributaries differs from that of other tributaries. The distinct character of the channel network with repeatedly occurring rectangular bends indicates the capture of channels, which developed as gullies along paths by retrogressive erosion.
In this paper we propose a sociological concept of innovation capable of transcending the limitations faced by the approaches of common theories of action. The concept was formulated by Ulrich Oevermann and is based upon Max Weber’s theory of charismatic authority. We apply this concept to archaeological data, using the example of Neolithic copper metallurgy in central Europe, and discuss the importance of analyzing innovations that failed to materialize even though they might have been "in the air" at the time. The concept sketched here enables the scientific study of such a phenomenon.
In der Krise sind wir um einiges fremdbestimmter und befolgen die unterschiedlichsten neuen Regeln; die Museen sind geschlossen und mit ihren Werken können wir uns nur aus der Ferne auseinandersetzen. Line Kroms Arbeiten geben die Möglichkeit, Strukturen und Abläufe, in denen wir leben, zu hinterfragen.
Im Forschungsvorhaben MGA werden anhand der numismatischen Zeugnisse, vor allem der Fundmünzen, die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen sowie die interregionalen Beziehungen eines vielgestaltigen natur- wie auch kulturgeographischen Raums, der sich von Britannien im Nordwesten Europas bis an die untere Donau in Südosteuropa erstreckt, von der späten Eisenzeit bis in das Frühmittelalter untersucht. ...
Leider geschlossen! Theater spielt sich normalerweise auf der Bühne und im besten Fall vor ausverkauftem Haus ab. Da gerade nichts normal ist und die Spielstätten geschlossen sind, versuchen viele Schauspielhäuser ihren kulturellen Beitrag online zu leisten. Ein kurzer Einblick in digitale Wege der Schauspielkunst zu Krisenzeiten.
Die Kunst der Nachkriegszeit sorgt zwar bisweilen für spektakuäre Besucherzahlen bei Ausstellungs-Ereignissen, doch auf dem Buchmarkt ist die "zweite Moderne" eigentlich nach wie vor ein Stiefkind. Um so bemerkenswerter ist es, daß soeben in der eher populären, von Klaus Herding begründeten "kunststück"-Reihe des Fischer Verlages eine Publikation von Regine Prange zu Jackson Pollock erschienen ist. ...
"Hans Holbein. Portrait of an Unknown Man": So lautet der Titel der im Jahre 1996 erschienenen Monographie von Derek Wilson, einer der zahlreichen Neuerscheinungen zu Leben und Werk Hans Holbeins des Jüngeren (1497/98-1543), die mit Blick auf dessen 500. Geburtstag in den letzten Jahren publiziert worden sind. ...
Die erstaunliche Fülle an wissenschaftlichen Arbeiten - Aufsätzen wie Monographien -, die Hans Holbein d.J. (1497/98-1543) in den letzten Jahren, namentlich im Hinblick auf seinen 500. Geburtstag, auf sich gezogen hat, wird neuerdings ergänzt durch die gewichtigen, gleichsam komplementären Bücher von Susan Foister, die den "englischen Holbein" - die in England zwischen 1526 und 1543 entstandenen Werke - behandelt, und von Jochen Sander, der Holbein als "Tafelmaler in Basel" - das heißt die Zeit bis zu dessen zweiter Reise und endgültiger Übersiedlung nach England 1532 - in den Blick nimmt.
Jochen Sander, Leiter der Gemäldeabteilung des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt a.M. und ausgewiesener Kenner namentlich der altniederländischen Malerei, bietet in seiner umfangreichen, vorzüglich ausgestatteten Untersuchung - zugleich seiner Freiburger Habilitationsschrift - vor allem zweierlei: eine kritische Auseinandersetzung mit der bisherigen Forschungsliteratur, mit deren Prämissen und Thesen, und eine genaue Darstellung des materiellen Befundes wie der Entstehungsgeschichte von Holbeins Tafelbildern (das heißt nicht seiner Wandbilder oder graphischen Arbeiten) vor 1532. ...
Der Begleitband zur Ausstellung Fantastische Welten. Albrecht Altdorfer und das Expressive in der Kunst um 1500 gliedert sich, nach einer kurzen Einführung durch Jochen Sander (15–19), in einen knappen Essayteil mit Beiträgen von Guido Messling, Matthias Weniger, Susanne Jaeger und einen Katalogteil der Ausstellungsexponate, die unterteilt in ihre Themengebiete wiederum durch einleitende Texte begleitet werden. ...
Hugo van der Goes - von keinem anderen niederländischen Maler seiner Zeit gibt es ausführlichere biographische Angaben, kaum ein Künstler der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist so intensiv bearbeitet worden wie gerade er. Und dennoch: Der überragenden Forschungsleistungen von Goldschmidt, Friedländer, Panofsky, Winkler und Pächt ungeachtet, ist bei kaum einem anderen altniederländischen Künstler die Diskussion um den Charakter seiner Kunst, mithin auch um die Datierung seiner Werke, bis heute derart kontrovers geblieben. Was kann angesichts dieser Sachlage von einer weiteren Untersuchung erwartet werden, die nicht nur mehr oder minder in der Form einer traditionellen Künstlermonographie daherkommt, sondern die sich darüberhinaus in der Analyse der dem Maler sicher zuzuschreibenden Werke genügt? Versuchen wir die Beantwortung dieser Frage von unterschiedlichen Richtungen aus. ...
Vor zwei Monaten traf ich Sascia Bailer, die Künstlerischen Leiterin des M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung in Hohenlockstedt, um über ihr Programm "Care" zu sprechen. Seitdem haben die dramatischen Geschehnisse uns gezwungen, die Realität neu zu überdenken. Bailers Konzept hat in der gegenwärtigen Krise nur an Aktualität gewonnen: Wir alle werden uns noch lange erinnern, wie sich die Care-Arbeitenden – Krankenschwestern, Pfleger*innen, Ärzt*innen und Sozialarbeiter*innen – in den Zeiten der höchsten Not, um uns gekümmert haben. Das Programm in der Ausstellungshalle M.1 hat das Ziel, die Unsichtbarkeit der Fürsorge und ihre Überlastung zu thematisieren und dieser entgegenzuwirken. Im Moment sind die Räume des M.1 sowie alle anderen Museen in Deutschland geschlossen, es lohnt sich aber, genau hinzuschauen, wie neue Dialoge in unserer Gemeinschaft hergestellt werden und welche Rolle dabei die Kunst spielen kann.
Seit der Studie Otto Brunners ist der Fehde führende Adlige rechtshistorisch rehabilitiert. Anders steht es umdas Bild des seiner Herrschaft unterworfenen Bauern: Ihm als dem unter grundherrlichem "Schutz und Schirm" Stehenden war – wie auch dem Bürger – das "subsidiäre Rechtsmittel" angeblich nur in der Ausnahmeform von Blutrache und Totschlagsfehde erlaubt. Der "neutralere" Kontext einer regulären Interessenkollision zwischen Parteien, den die Konfliktforschung nahe legt, wird für bäuerliches Handeln nicht in Erwägung gezogen; einen aktiven Part bei der Durchsetzung eigener Ansprüche erkennt man dabei höchstens im kollektiven "Widerstand". Eindimensionale soziale Rollenzuschreibungen bestimmen den Forschungshorizont. Nie ist z. B. die Frage gestellt worden, ob ein mittelalterlicher oder frühneuzeitlicher Mensch tatsächlich der Waffenfähigkeit oder Waffen bedurfte, um eine Fehde zu führen. So weckt der "gemeine Mann" in der viel besprochenen Untersuchung von Gadi Algazi zwar erstmals überhaupt das nähere Interesse einer Untersuchung zum Fehdewesen, tritt jedoch auch da nur als Objekt einer sich sozial reproduzierenden "Herrengewalt" in Erscheinung. Algazis Ansatz hat allerdings Denkanstöße gegeben, ohne welche wohl gerade Christine Reinles Habilitationsschrift nicht jene konzeptionelle Konturschärfe gewonnen hätte, die sie kennzeichnet. Selbstredend setzt sich die Autorin darin nicht nur mit Algazi auseinander – auch wenn dieser mit Abstand ihrHauptgegner bleibt. Die zugegeben nicht sehr quellengesättigte These des Historikers steht auf einer Beobachtungslinie mit den Studien von Joseph Morsel und Hillay Zmora. Allen dreien geht es, grob gesagt, um die soziale statt die seit Brunner oft strapazierte rechtliche Funktion der Fehden – um die Beobachtung einer engen Verknüpfung dieser Konfliktpraxis mit sozialer Stratifikation und adliger Herrschaftsbildung. ...
Sei es ein Stadtteil im Nordend oder ein Park samt dazugehörigem Schlösschen – der Name Holzhausen ist in Frankfurt am Main allgegenwärtig. Die von Holzhausen zählen zu den ältesten Familien Frankfurts. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts prägten ihre Vertreter die Geschicke der Stadt, vor allem im Bereich der Politik, aber auch dem der Kultur. Im frühen 19. Jahrhundert teilte sich die Familie in zwei Linien: Der ältere Zweig verblieb in Frankfurt und starb mit Adolph Freiherr von Holzhausen 1923 aus, die jüngere Linie hingegen ist seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Österreich ansässig. Mit dem Tod Adolph von Holzhausens ging das Erbe des Frankfurter Familienzweigs an die Stadt Frankfurt. Adolph von Holzhausens Vorhaben, schon zu seinen Lebzeiten mit dem Erlös aus dem Verkauf der Grundstücke im Holzhausenviertel den Bau der Universitätsbibliothek zu finanzieren, wurde durch die Hyperinflation vereitelt.
Im nachfolgenden Interview spricht Elena Holzhausen über die heutige Rolle ihrer Familie, deren Bezug zu Frankfurt, die Fortführung der Familientradition und das Mäzenatentum. Elena Holzhausen ist Diözesankonservatorin der Erzdiözese Wien und verheiratet mit Georg Holzhausen. Dessen Bruder, der Dokumentarfilmer Johannes Holzhausen, hatte für die im Jahre 2014 im Historischen Museum Frankfurt gezeigte Ausstellung "Die Holzhausen. Frankfurts älteste Familie" einen Film über das gegenwärtige private Leben der Familie gedreht.
Hurra die Welt geht unter! Zwar sitzen wir noch nicht im Atomschutzbunker, aber tausende Menschen sind auf der Flucht, es herrscht ein globaler Kampf um Ressourcen und die Welt ertrinkt im Müll. Die Ausstellung "Making Crisis Visible" wirft einen spektralen Blick auf das Potential, das Krisenzeiten innewohnt.
Wir konnten unseren eigenen Weg gehen, jeder von uns hatte am Ende ein anderes Ergebnis und es war keines falsch. Das macht für mich die Qualität beim Lernen aus, dass mir genug Platz für meine Gedanken gegeben wird und ich ernst genommen werde. […] Dieses Gefühl ist bis heute nicht verloren gegangen und der Gedanke, wie es sein könnte, hilft mir, aus mir raus zukommen und andere zu motivieren, das ebenfalls zu tun, um auch um mich herum anregende Gespräche zu führen, die an die während der Akademie geführten heranreichen. (Feedback einer Teilnehmerin der HSAKA-M 2018)
Bildung durch Wissenschaft im Sinne des Forschenden Lernens ist ein zentrales Thema schulischer Bildung und findet beispielsweise im Konzept Kultur.Forscher! eine didaktische, schulische Umsetzung und wird vom Wissenschaftsrat als Leitgedanke ebenfalls für Universitäten mit dem Ziel empfohlen, Studium und Lehre deutlicher an der Forschung auszurichten.
Die Erfahrung, "…dass alles auch ganz anders sein könnte" ist die wohl wichtigste Erfahrung in Bildungsprozessen. Die Entdeckung von Möglichkeiten, Perspektivwechseln und transformatorischen Selbst-Bildungsprozessen ist zentral für eine gelungene kulturelle Bildungssituation. (Birgit Mandel, 2005).
Die Hessischen Schülerakademien zur Förderung besonders engagierter und begabter junger Menschen wurden bewusst als ein Unterfangen des Forschenden Lernens gegründet und fühlen sich diesem Leitgedanken im Kontext kultureller Bildung verpflichtet. Dieser Satz klingt zunächst einmal gut und zeitgemäß. Doch was steckt genau dahinter?
Als wir im Herbst 2015 auf den Homepages von BURG FÜRSTENECK und der Schülerakademie unsere Ausschreibung für die Akademie 2016 veröffentlichten, ahnten wir noch nicht, dass wir uns weitere Werbung mit dem jährlichen Flyer, den wir zum Jahreswechsel an die hessischen Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialen Zweig versenden, hätten (fast) sparen können. Zu unserer Überraschung und großer Freude zählten wir bereits im Februar 2016 "58" Anmeldungen von Schülerinnen und Schülern. Die Werbung hat uns im Anschluss über 20 weitere Bewerbungen beschert und in die unangenehme Situation gebracht, (zu) vielen Schülerinnen und Schülern absagen bzw. sie auf das nächste Jahr vertrösten zu müssen.
Eine junge schwarze Frau lässt sich in einem mehrstündigen Prozess vor den Augen der Zuschauer*innen ihr krauses Afrohaar glätten, dann schüttet sie einen Eimer Wasser über ihr Haupt – die Performance "El tanque" der afrokubanischen Künstlerin Susana Pilar Delahante Matienzi in der neuen Werk-Kolumne "Kurz vorgestellt".
The photogrammetric acquisition of 3D object models can be achieved by Structure from Motion (SfM) computation of photographs taken from multiple viewpoints. All-around 3D models of small artefacts with complex geometry can be difficult to acquire photogrammetrically and the precision of the acquired models can be diminished by the generic application of automated photogrammetric workflows. In this paper, we present two versions of a complete rotary photogrammetric system and an automated workflow for all-around, precise, reliable and low-cost acquisitions of large numbers of small artefacts, together with consideration of the visual quality of the model textures. The acquisition systems comprise a turntable and (i) a computer and digital camera or (ii) a smartphone designed to be ultra-low cost (less than $150). Experimental results are presented which demonstrate an acquisition precision of less than 40 μm using a 12.2 Megapixel digital camera and less than 80 μm using an 8 Megapixel smartphone. The novel contribution of this work centres on the design of an automated solution that achieves high-precision, photographically textured 3D acquisitions at a fraction of the cost of currently available systems. This could significantly benefit the digitisation efforts of collectors, curators and archaeologists as well as the wider population.
Das "Herz" (arabisch "Qalb") gehört zu den bedeutungsreichsten und vielfältigsten Begriffen im Islam. Seine Bedeutung geht weit über das Herz als "Körperorgan" hinaus: Es ist das Zentrum aller Emotionen, der Ort der kognitiven Fähigkeiten, der Sitz der Seele und die Quelle der "Erkenntnis". Dementsprechend finden wir in den islamischen Quellen verschiedene Begriffe für das Herz: "qalb", "fuʾād", "rūḥ", "sirr", "ṣadr". ...
Die Dissertation „“Man at the Crossroads“ - “El Hombre Controlador del Universo“ - Diego Rivera zwischen New York und Mexiko 1933/34“, vorgelegt von Elena Stiehr im Fachbereich 9 am Kunstgeschichtlichen Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt unter Betreuung von Prof. Dr. Hans Aurenhammer und Dr. Antje Krause-Wahl, leistet das erste Mal in der Forschung eine umfangreiche Untersuchung der Zweitversion des Freskos „Man at the Crossroads“. Diese realisierte Diego Rivera 1934 unter dem Titel „El Hombre Controlador del Universo“ etwa ein halbes Jahr nachdem „Man at the Crossroads“ im Rockefeller Center, New York aufgrund seines kommunistischen Bildinhalts zerstört wurde. Ziel der Untersuchung ist es, die verschiedenen Kriterien aufzuzeigen, unter denen Rivera die mexikanische Version verwirklichte, die noch heute im Palacio de Bellas Artes in Mexiko-Stadt zu sehen ist. So soll dargestellt werden, dass sich das Fresko trotz seines auf den ersten Blick hin ähnlichen Erscheinungsbildes prägnant von der Erstversion unterscheidet. Darauf weist auch bereits die Umbenennung des Werkes hin. Gleichzeitig jedoch ist „El Hombre Controlador del Universo“ ganz und gar amerikanisch. Durch die detaillierte Schilderung der Realisierung von „Man at the Crossroads“ von März bis Mai 1933 anhand von Primärquellen, wie das Tagebuch von Riveras Assistentin Lucienne Bloch und Berichte aus der amerikanischen Presse, der Analyse, ob und wie Rivera die Richtlinien des Kunstprogramms des Rockefeller Center befolgte und durch Vergleiche mit Werken anderer Künstler, die wie Rivera im Auftrag der Rockefellers arbeiteten, wird das New Yorker Erbe in „El Hombre Controlador del Universo“ aufgezeigt. Maßgeblich dafür ist überraschenderweise jedoch nicht die Wiederholung der amerikanischen Motive aus der Erstversion, wie der US-amerikanischen Kapitalistenklasse, der desolaten Situation der USamerikanischen Arbeiter und Bauern im Zuge der Weltwirtschaftskrise und der technischen und naturwissenschaftlichen Errungenschaften, die erstmals in der Forschung identifiziert und kontextualisiert werden, sondern vor allem die Integration neuer Motive, die fest mit den USA verbunden sind. So erlebte Rivera in New York einen intensiven Austausch mit den USamerikanischen Trotzkisten Max Shachtman und James Cannon, die der Künstler nun in der Zweitversion zusammen mit Trotzki selbst und dem Aufruf zur IV. Internationalen für die Bekämpfung des Kapitalismus, Imperialismus und Faschismus darstellt. In diesem Kontext steht im Bild weiterhin das Portrait des deutschen Widerstandskämpfers Willi Münzenberg, der erstmals in der Literatur identifiziert wird. Rivera zeigt in der Zweitversion nun aber auch in konkreter Gestalt die zu bekämpfende Gegenposition, die in Joseph Goebbels, Adolf Hitler, Josef Stalin und dem japanischen Kaiser Hirohito zu finden ist. Auch diese Portraits wurden in der Forschung bislang übersehen.
Entgegen der in der Literatur vertretenen These, dass die Zweitversion an Kraft verloren hätte, da sie sich nicht mehr im Herzen des Kapitalismus, also dem Rockefeller Center, befinde, macht die Untersuchung deutlich, dass Rivera mit dem Fresko in Mexiko dringlicher als je zuvor für eine marxistisch-trotzkistische Internationale wirbt. Diese sollte sich von Mexiko aus über den gesamten amerikanischen Kontinent erstrecken und der kapitalistisch-imperialistischen Allianz Einhalt gebieten. Die Arbeit leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag für den Diskurs über die Rezeption der prähispanischen Kunst im Werk von Diego Rivera. So wird erstmals aufgezeigt, dass Rivera auch in „El Hombre Controlador del Universo“ Motive aus der altmexikanischen Kultur ableitet. Im Gegensatz zu anderen Fresken wurde das Wandbild noch nicht unter dieser Fragestellung untersucht. Grund dafür könnte sein, dass Rivera die ursprünglich mexikanischen Motive, wie die der Sonne und des Mondes, der Nutzpflanzen, der Tiere und des Totenkultes, in einen wissenschaftlichen Kontext einbettet und sie daher nicht auf dem ersten Blick als originär mexikanisch wahrgenommen werden. Der Epilog der Arbeit führt einen Vergleich mit dem für die Pariser Weltausstellung 1952 realisierten Freskos „Friedenstraum und Kriegsalbtraum. Realistische Phantasie“ fort, den 2008 erstmals in der Forschung Ana Isabel Pérez Gavilan Ávila angestoßen hat. Aufgrund der Darstellung von Stalin und Mao als Initiator einer Friedensbewegung und der USA als Atommacht und Folterer von Koreanern und Chinesen hatte dieses Fresko ähnlich wie „Man at the Crossroads“ eine scharfe Zensur erhalten. Rivera behauptete daraufhin sein Bild verteidigend, dass das Fresko eine inhaltliche und formale Fortsetzung von „El Hombre Controlador del Universo“ sei. Ein bislang nicht publizierter Brief, der sich im Archiv des CENIDIAP in Mexiko befindet, legt jedoch dar, dass Rivera mit Hilfe des Wandbildes lediglich versuchte, nach über 20 Jahren wieder von der Kommunistischen Partei aufgenommen zu werden.
Das Bildnis des sogenannten "Lübecker Wunderkinds" stellt eine Kuriosität in der Porträtsammlung Holzhausen dar. Anhand zweier Porträts wird die märchenhaft anmutende, doch in Wahrheit zutiefst traurige Lebensgeschichte des Christian Heinrich Heinecken erzählt, dem seine zu jener Zeit einzigartigen Talente zum Verhängnis werden sollten.
Der Maler und Grafiker Georg Heck (1897-1982) führte ein bewegtes Leben: Seinen unbändigen Schaffensdrang konnten weder zwei Weltkriege noch der Verlust seines rechten Augenlichtes schmälern. Das Museum Giersch der Goethe-Universität präsentiert das Œuvre des Frankfurter Künstlers zwischen "Entartung" und Sezession in einer umfangreichen Retrospektive.
Faul sein. Den Sonntag gemütlich auf der Couch verbringen. Die To-Do-Liste zur Seite legen. Mal keinem getakteten Tagesablauf folgen. Die Zeit einfach vorbeiziehen lassen. Zur Ruhe kommen und nichts tun geht häufig mit einem negativen Gefühl einher. Von Vorwürfen der Unproduktivität bis hin zu rassistischen Ressentiments, die mit dem Nichtstun verknüpft werden: Faulheit gehört zu den Dingen, die in der kapitalistischen Gesellschaft keinerlei Wertschätzung erfahren. Neu ist die negative Konnotation des Begriffs allerdings nicht. Bereits im vierten Jahrhundert verpönt die christliche Theologie die "Trägheit" als eine der sieben Todsünden. Die abschätzige Bewertung überdauerte den christlichen Glauben, wurde sozusagen profanisiert und ist heute – in Zeiten von Überstunden, Zweit- oder auch gleich Drittjobs und ständiger Verfügbarkeit – ein No-Go. ...
Die Idee und inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung HOUSE OF NORWAY stand bereits fest, als ich Mitte März in das Frankfurter Museum Angewandte Kunst als Projektkoordinatorin für eben diese Ausstellung kam. Dass die gesamte Fläche des Museums bespielt werden sollte, erinnerte mich an die Schau The Empty House im Jahr 2013, bei der ich damals als Praktikantin mitgewirkt hatte: Auch die Performance des Konzeptkünstlers Olaf Nicolai fand im gesamten Richard-Meier-Bau statt, welcher zuvor in seinen Originalzustand von 1985 zurückversetzt worden war. HOUSE OF NORWAY war so zumindest in seiner Dimension vorangegangenen Ausstellungen nicht unähnlich – auch die Ausstellung Jil Sander. Präsens vor zwei Jahren wurde im gesamten Museumsgebäude gezeigt. ...
Wir lassen die überwältigende Fülle an Werken im Arsenale hinter uns. Das Ziel sind die Giardini, der ursprüngliche und neben dem Arsenale zweite große Ausstellungsort der Kunstschau. Dort befindet sich einer der Hauptanziehungspunkte der Biennale: Im Zentralpavillon steht die in den Medien bereits oft erwähnte und gezeigte sogenannte "Blutmaschine". Ein riesiger Roboterarm mit überdimensionaler Wischschaufel, wirkt sie in ihrer Motorik dennoch ausgesprochen menschlich. Die 32 Bewegungen, die das chinesische Künstlerduo Sun Yuan und Peng Yu dem Industrieroboter "in den Leib" programmiert haben, erinnern an Winken, Tanzen, Po-Wackeln, Innehalten und Überlegen. ...
Klar scheinen die Berge vor dem nachtblauen Himmel. Ihre sanften Wölbungen geben in ihrer Mitte den Blick frei auf einen hell leuchtenden Stern. Die Landschaft ist ausgestorben, der Boden von Schnee bedeckt, die aus ihm herausragenden Bäume karg und ausgedörrt. Der einzige Abdruck menschlicher Existenz ist kaum sichtbar. Er zeigt sich in einem kleinen Kreuz an der Spitze des höchsten Berges. Doch die Szenerie hat nichts Bedrohliches oder gar Trauriges an sich, vielmehr strahlt das Gemälde eine inhärente Ruhe aus. Die Komposition ist harmonisch, die Anwendung verschiedener Nuancen von Blau tragen zur Ausgewogenheit bei. Bei der Betrachterin hinterlässt die dargestellte Landschaft, trotz ihrer Kargheit, den Eindruck einer Vollkommenheit der Natur. ...
Kunstmekka und kitschig-schöne Serenissima : Teil 1/2: Rundgang über die 58. Biennale in Venedig
(2019)
Ein guter Grund alle zwei Jahre in die Serenissima zu reisen ist ihre Kunstbiennale. Seit über 100 Jahren, genauer seit 1895, öffnet von Mai bis November die größte Kunstschau der Welt in Venedig ihre Pforten.
Die Biennale verteilt sich auf mehrere Ausstellungsorte. Da sind die Giardini, ein für venezianische Verhältnisse großzügiger Park und zudem die einzige Grünanlage der Stadt. Sie beherbergen neben dem Zentralpavillon auch 28 nationale Länderpavillons, darunter einen deutschen Pavillon. 1999 kam aus Platzgründen das Arsenale, die Schiffswerft des ehemaligen Militärhafens, als Ausstellungsfläche hinzu. Zusätzlich verteilen sich weitere Länderpavillons und Ausstellungen über die Stadt, in angemieteten Etagen verschiedener Palazzi. Letztere zeigen sich zumeist als sehenswerte Architektur. Nicht selten lassen sich dort Kronleuchter aus Muranoglas, wertvolle Stofftapeten oder Wandmalereien sowie monumentale und reichverzierte Treppen bewundern.
May You Live in Interesting Times lautet der Titel, den der Amerikaner Ralph Rugoff, diesjähriger Kurator für die zentrale Ausstellung, der 58. Kunstbiennale gegeben hat. Die Besonderheit in diesem Jahr: Es stellen nur lebende Künstler aus und davon sind alle einmal sowohl in den Giardini als auch im Arsenale mit Werken vertreten. Die nationalen Länderpavillons haben jeweils eigene nationale Kuratoren und Künstler ausgewählt und bespielen ihre Häuser unabhängig vom Hauptmotto. Es kommen darüber hinaus auch noch viele sogenannte Kollateral-Ausstellungen in den berühmten Museen oder in bekannten Kirchen und Palazzi hinzu. Selbst ein einwöchiger Aufenthalt böte nicht genug Zeit, um alles zu sehen.
The artworks of the Peruvian artist Carlos Runcie Tanaka, who has his British and Japanese Roots combined in his surname, refer to pre-Columbian ceramics and traditional Peruvian, Japanese and European practices. He represented Peru in ARCOmadrid 2019, the 12th Havana Biennial, the XXVI Sao Paulo Biennial, the 49th Venice Biennale, and the I Bienal Iberoamericana de Lima. In August, we sat down to talk about music, the past, the present, and the future. We discussed how all references of time can be combined into one material.
By studying pre-Columbian ceramics, researchers have developed several interpretations about the lifestyle and cosmovision of the ancient Peruvian people. Many of the techniques and motifs included in these traditional practices are still being passed on to communities throughout the country today. This ancestral knowledge is a fundamental element of identity. Therefore, ceramic is a material that has made the generation of historical discourse and the preservation of cultural memory possible. At the same time, ceramics are connected to aspects of our daily life. As objects of daily use (such as mugs, plates and bowls) they contribute to the fulfillment of basic needs. They are also included in ritual and funerary practices. In conclusion, the use of ceramics can be understood not only in a practical sense, but in an artistic sense as well.
Masha Bruskina wurde im Jahr 1924 in Minsk als Jüdin geboren und genoss eine gute Bildung. Doch als sie gerade einmal 17 Jahren alt war, brach der Krieg über die Sowjetunion herein und es dauerte bloß sechs Tage, bis die deutschen Truppen die Stadt einnahmen. Bruskina war als überzeugte Kommunistin schon im jungen Alter Leiterin einer Pioniereinheit und doch gezwungen, im Minsker Ghetto zu leben. In dem Unwillen ihr Schicksal hinzunehmen, wechselte sie auf die sogenannte "arische Seite" und gab sich als Nichtjüdin aus: Sie färbte ihre Haare und nahm den Namen ihrer Mutter an. Bald darauf schloss sie sich dem im Untergrund operierenden Minsker Widerstand an und arbeite als Krankenschwester, um sowjetische Soldaten in einem Krankenhaus zu versorgen und ihnen bei der Flucht zu helfen. Sie schmuggelte zivile Kleidung und Medikamente, zudem eine Kamera, mit der sie gefälschte Ausweise herstellte. Waren die Soldaten wieder auf den Beinen, führten die anderen Widerständler sie durch die Wälder zur Partisanenbewegung. ...
As Alex Potts points out in his essay, "Colors of Sculpture", "all sculpture is colored, in a literal sense". Yet, despite the fact that the addition of colour to objects as well as its presence as an inescapable fact of sculptural media makes imperative its inclusion in any consideration of sculptors’ intentions and the meaning of their work, Amanda Claridge is right to note in her review, that polychromed sculpture has been given short shrift in the post-enlightenment settlement. ...
Der betongraue Bunker ist von Zwangsarbeitern der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg errichtet worden. Geplant war er als Luftschutzbunker für die Mitarbeiter und Kunden der Reichsbahn, damit sie sich im Ernstfall vom nah gelegenen Bahnhof, dem heutigen Bahnhof Friedrichstrasse, vor dem Bombenhagel retten konnten; bis zu 2.500 Menschen finden darin Platz. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bunker sehr unterschiedlich genutzt: Zuerst diente er als Kriegsgefängnis der Roten Armee, danach als Lager für Textilien und anschließend für Südfrüchte, was ihm den Namen „Bananenbunker“ einbrachte. Nach dem Mauerfall ging das Gebäude in den Besitz des Bundes über und die Kultur Berlins zog ein: Erst in Form eines Techno-Clubs, in welchem auch Theaterstücke aufgeführt wurden, bis der Bund das Gebäude vorerst schloss. Der Werbeagentur-Inhaber Christian Boros erwarb zusammen mit seiner Frau Karen Boros den Bunker schließlich und baute ihn fünf Jahre lang um: Seit 2008 werden die Kunstwerke aus Boros’ privater Kunstsammlung präsentiert. ...
Bereits im Erdgeschoss der Sophie-Gips-Höfe, einer ehemaligen Fabrikanlage für Nähmaschinen und Fahrradketten, die heute die Sammlung Hoffmann beherbergt, begegnet einem eine große, rostige, konvexe Stahlplatte von Richard Serra. Wie so oft bei Serra beeindrucken die Materialeigenschaften: die Oberfläche, das Gewicht und die Stabilität dieser Metallscheibe. Mit zwei weiteren Skulpturen zusammen begrüßen die Werke als Ensemble die Kunstinteressierten. Im 3. Stock angekommen, ist der Eintretende bei schlechtem Wetter zum Schutze des Parketts aufgefordert, Filzpantoffeln anzuziehen und darf erst dann durch die repräsentativen Räume schlurfen. Bis die Besuchergruppe vollständig ist, wartet man in dem ersten Raum der bereits bis zur Decke voll mit Kunst von Joëlle Tuerlinckx ist. ...
Archaeological evidence indicates that pig domestication had begun by ∼10,500 y before the present (BP) in the Near East, and mitochondrial DNA (mtDNA) suggests that pigs arrived in Europe alongside farmers ∼8,500 y BP. A few thousand years after the introduction of Near Eastern pigs into Europe, however, their characteristic mtDNA signature disappeared and was replaced by haplotypes associated with European wild boars. This turnover could be accounted for by substantial gene flow from local European wild boars, although it is also possible that European wild boars were domesticated independently without any genetic contribution from the Near East. To test these hypotheses, we obtained mtDNA sequences from 2,099 modern and ancient pig samples and 63 nuclear ancient genomes from Near Eastern and European pigs. Our analyses revealed that European domestic pigs dating from 7,100 to 6,000 y BP possessed both Near Eastern and European nuclear ancestry, while later pigs possessed no more than 4% Near Eastern ancestry, indicating that gene flow from European wild boars resulted in a near-complete disappearance of Near East ancestry. In addition, we demonstrate that a variant at a locus encoding black coat color likely originated in the Near East and persisted in European pigs. Altogether, our results indicate that while pigs were not independently domesticated in Europe, the vast majority of human-mediated selection over the past 5,000 y focused on the genomic fraction derived from the European wild boars, and not on the fraction that was selected by early Neolithic farmers over the first 2,500 y of the domestication process.