GiNDok
Refine
Year of publication
- 2014 (279) (remove)
Document Type
- Article (162)
- Review (50)
- Part of a Book (36)
- Part of Periodical (12)
- Book (6)
- Conference Proceeding (6)
- magisterthesis (3)
- Report (3)
- Master's Thesis (1)
Language
- German (279) (remove)
Has Fulltext
- yes (279) (remove)
Keywords
- Rilke, Rainer Maria (34)
- Deutsch (31)
- Literatur (16)
- Germanistik (9)
- Türkei (9)
- Kongress (8)
- Sonette an Orpheus (8)
- Interkulturalität (7)
- Geld <Motiv> (6)
- Brief (5)
Institute
In dieser Arbeit setze ich mich mit den Themen Existenz, Tod und Absurdität in Thomas Bernhards Romanen 'Frost' und 'Verstörung' auseinander. Da beide Texte viele inhaltliche und formale Ähnlichkeiten aufweisen, bieten sie sich als Gegenstand für eine einzelne Analyse an. 'Frost' wurde 1963 veröffentlicht, 'Verstörung' 1967. Es sind die ersten umfangreichen Prosawerke Bernhards. Zuvor erschienen hauptsächlich Gedichte und kürzere Prosatexte. Thomas Bernhard lässt sich literarhistorisch als kanonisierter1 Autor der Moderne charakterisieren.
Liebe als Lebenswerk : Phyllis und ihre Verlobung mit Narciß im 6. Buch von Goethes "Lehrjahren"
(2014)
Die 'Schöne Seele' ist die Erzählerfigur des VI. Buchs von Goethes Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre". Ihr Leben erscheint dem Leser als eine Hinführung zu frei gewählter Ehelosigkeit und religiöser Askese; sie kündigt nämlich ihre Verlobung mit Narciß auf, dem Anschein nach wegen der damit verbundenen, vom wahren Verhältnis zu Gott ablenkenden Formen gesellschaftlicher Unterhaltung, wird Stiftsdame und Anhängerin des zeitgenössisch verbreiteten Pietismus in seiner Hallenser wie dann schließlich auch seiner Zinzendorfischen Form. Der Name "Schöne Seele" ist ihr von ihren jungen Verwandten zugedacht, weil sie ihren Verzicht angeblich nicht als Verlust erleidet, sondern als Moment glücklicher Selbstvervollkommnung.
Kawa zeigt, daß diese bislang vorherrschende Lesart den Chakakter der 'Bekenntnisse' als Dokument der (fiktiven) Romanempirie übersieht. Damit stehe dieser Text nämlich in einem vielseitigen Konfliktfeld, in dessen Kontext es seine spezifische Gestalt erst erhalte; er sei sowohl von der Verfasserin selbst wie von den Propagatoren des Manuskripts, also den Mitgliedern der 'Turmgesellschaft', entsprechend gekürzt und geschönt worden. Die schließlich an den Lesrer tradierte Fassung sei hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts fragwürdig und gebe nur bei gründlicher philologischer Bemühung den Blick darauf frei, daß Phyllis, wie sich die ansonsten namenlose Hauptgestalt gelegentlich nennt, sich der maitressenhaften Beziehung mit ihrem fürstlichen 'Mentor' und 'Oheim' zu entziehen versucht, dabei aber nicht die Unterstützung ihres Verlobten und nur teilweise die ihrer Familie erhält. Ihrem Verlobten sei nämlich für die Zweckehe und damit für die äußerliche Legitimation des Oheims, der auf diese Weise ungestört sein Verhältnis zu seiner Nichte fortsetzen wolle, eine außergewöhnliche Karriere als Kompensation versprochen worden.
Nach dem Zerwürfnis mit Narciß führt Phyllis aber noch ein langes, mit zahlreichen erotischen Affairen durchsetztes Leben, das bei entsprechend scharfsinnig ausgerichteter Lektüre auch in allen anderen Büchern des Romans und selbst noch in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" auf wie immer versteckte Weise in unterschiedlichsten Auftritten faßbar wird. Der Leser muß zum Zwecke der Einsicht in diese Handlungs-Stationen verborgene genalogische Zusammenhänge beim Figurenensemble auflösen und eine Person identifizieren, die im Roman unter mehreren Namen und Bezeichnungen auftritt.
Hingewiesen wird am Ende auf den Umstand, daß die Schreiberin sich dabei zunehmend von der Nicht-Existenz der Erbsünde und von einem künftigen Sündenerlaß überzeuge, wie er mit dem Theologem der "Herwiederbringung der Dinge" in der Gnosis (z.B. bei Origenes) verbunden ist und im radikalen Pietismus (z.B. bei Klopstock) wiederbelebt wird. Dieser Aspekt der prognostizierten 'Rettung', der erst noch bearbeitet werden muß, verknüpft das Schicksal der "Schönen Seele" eng mit dem Schluß von 'Faust II'.
Trojanows Roman über den britischen Kolonialoffizier Richard F. Burton wurde als Beispiel einer neuen deutschen Literatur gefeiert, die endlich "Vielstimmigkeit" zu ihrem Programm erhoben habe. In diesem Beitrag wird der spezifische Einsatz von Polyglossie im "Weltensammler" untersucht. Dabei interessiert im (post-)kolonialen Kontext, in dem der Roman verortet wird, ob man tatsächlich von einer "Poethik [!] der Mehrsprachigkeit" (Schmitz-Emans) ausgehen kann, oder ob die "fremden Stimmen" der "Subalternen", die der Roman hören lässt, nur ein weiteres Mal exotische Fremdheit vorführen.
Der Beitrag untersucht Polyglossie als eine Form der ästhetischen Polyphonie. Damit rücken die Aspekte der Vielstimmigkeit und Multiperspektivität in den Blick, poetologische Verfahren, die wesentlich die literarische Moderne des 20. Jahrhunderts prägen. Die zivilisatorische Moderne ist gekennzeichnet durch Dialogizität und Vielstimmigkeit, Dezentralisierung und Heterogenität, Simultanität und Interferenz. Über eine Ästhetik des Polyphonen re-lektieren literarische Texte so Merkmale einer modernen Lebens- und Erfahrungswelt, was anhand von Alfred Döblins modernem Großstadtepos "Berlin Alexanderplatz" veranschaulicht wird.
Der Beitrag macht Polyglossie als wesentliche Komponente der kunstvoll literarisch gestalteten Redevielfalt deutlich, die allgemein als Kennzeichen von Fontanes Gesellschaftsromanen gilt. Polyglotte Rede umfasst in Fontanes Texten fremdsprachige Elemente, Dialekt und Soziolekt und betont so die soziale Funktion von Sprache. An konkreten Textbeispielen, insbesondere aus den Romanen Irrungen, Wirrungen, Frau Jenny Treibel und Quitt, wird gezeigt, wie variabel Fontane Sprachenvielfalt einsetzt: als Polyphonie der sozialen Stimmen und als Spiegel einer komplexen modernen Realität, die in vielfältige soziale, kulturelle und geographische Teilräume zerfallen ist.
Innerhalb der barocken, von der Rhetorik dominierten Poetik gilt Sprachmischung als Abweichung von der puritas und folglich als ein Fehler (vitium), weshalb sie auch als "barbarolexis" bezeichnet wird. In Andreas Gryphius' Scherzspiel "Horribilicribrifax Teutsch" (1663) wird diese Fehlerhaftigkeit nicht bloß ausgestellt, sondern zugleich ethisch instrumentalisiert. Es kommt so zu einer Spannung zwischen den guten und sprachlich reinen Charakteren auf der einen Seite und den schlechten, sprachlich verunreinigten Charakteren auf der anderen Seite. Die Struktur der Sprachmischung macht dabei das Konzept des verunreinigten Charakters sichtbar. Gryphius entwickelt anhand des Liebeswerbens der soldatischen Maulhelden und des Gelehrten, die als Komödientypen die barbarolexis verkörpern, das Prinzip der Hybris als des Grenzen verletzenden Hochmuts. Dieser bedroht Sprache und Erotik gleichermaßen, kann aber vom impliziten Autor des Stückes abgewehrt werden. Mittels der Überblendung ethischer, erotischer und linguistischer Verunreinigung entfaltet der barocke Autor eine purgatorische Komik und geht mit dieser dichterischen Lösung der "barbarolexis" über die bloße sprachpuristische Polemik hinaus.
Autobiographie, Autofiktion, Metafiktion und Literatur : der Fall "Stadt der Engel" von Christa Wolf
(2014)
Hauptthema des "Buches Stadt der Engel" von Christa Wolf (1929-2011) ist die problematische Feststellung der Realität in unseren heutigen Tagen. Dieses Buch, ein Erzählrahmen funktioniert, der alle Diskurse im Text stützt: den romanhaften, den historischen, den autobiographischen. Sogar die surrealistische Figur eines Schutzengels wird dem Leser geboten, eine Figur, die der Protagonistin als Ausländerin in einem fremden Land hilft, Schicksalsschläge wie die "Entdeckung" der eigenen Vergangenheit als IM Margarete der Stasi zu überwinden. Absicht dieses Essays ist es zu zeigen, wie alle diese Diskurse im Text zu einem literarischen Gewebe artikuliert werden.
Dieser Beitrag untersucht die Beziehung zwischen den Diskursen Literatur und Recht in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Ausgehend von der langen Tradition der sogenannten Dichterjuristen (Goethe, Kleist, Kafka) werden aktuelle Tendenzen dieser Beziehung in den Blick genommen. Nach theoretischen Überlegungen zum Teilaspekt law in literature (Recht in der Literatur) erfolgt die Bestimmung von spezifischen Themen, Genres und ästhetischen Besonderheiten der in Frage stehenden Texte. Als Textgrundlage dienen Romane von Juli Zeh und Ferdinand von Schirach. In dieser Analyse werden auch die Adaptionen für Kino und TV einbezogen (die Serie "Verbrechen" für den TV-Sender ZDF, die auf Ferdinand von Schirachs gleichnamiger Kurzgeschichtensammlung beruht, und die Miniserie "A Menina sem Qualidades", eine Adaption von Juli Zehs "Spieltrieb" für MTV Brasilien).
Geschichtsdarstellung in der Gegenwartsliteratur : Florian Illies' Pop-Chronik der Welt von Gestern
(2014)
Florian Illies' book "1913. Der Sommer des Jahrhunderts" ("1913. The Year before the Storm") has been a major success with critics and readers. Based on documented facts, the author tells a kind of cultural history of the last year before the Great War, formed by independent episodes from the lives of innumerable persons, mainly artists, writers and other celebrities. Using his imagination and techniques of fictional writing the text shows remarkable proximity to fiction although it does not invent characters or events. The article compares the book to other recent literary representations of history and analyses its narrative structure. It will be shown that the author chose a casual ironical style and an intimate perspective on the protagonists in order to entertain the reader with elements still relevant in our contemporary popular culture. It seems to be intended that the reader develops a kind of counterfactual fantasy that links his present directly to the Golden Age of art, omitting the catastrophes of 20th century.