CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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Dummheit und Witz bei Kant
(2009)
In der Auseinandersetzung mit Kants Ästhetik haben sich drei Formen abgezeichnet, die ihren Ort weniger im Scharfsinn der Philosophie als vielmehr im Witz der Poesie finden: die Einfalt, die zugleich den inneren Zusammenhang von Ethik und Ästhetik in Kants System verkörpert, das Monströse, das auf die Konfrontation des Menschen mit der furchterregenden Größe der Natur zurückgeht, und das Phlegma, das eine eigentümliche Leerstelle zwischen dem ästhetischen Gebrauch der Urteilskraft und den ethischen Ansprüchen der Vernunft markiert. Die drei Begriffe der Einfalt, des Monströsen und des Phlegmas verkörpern eine Ambivalenz von Natur und Vernunft, ästhetischem Spiel und moralischem Ernst, Witz und Dummheit, die Kant nur in ein philosophisches System einfangen kann, indem er ihre bedrohliche Seite suspendiert. Wie Jean Paul zeigt, ist die Literatur der Ort, an dem sie eine andere Sprache finden.
Die Dummheit
(2017)
Suttner meint in ihrer Betrachtung von 1890, dass man in der Dummheit deshalb "nichts 'Unmoralisches' sieht", da sie "noch zu allgemein verbreitet [ist], um das öffentliche Gewissen zu beunruhigen. Es gibt noch keine 'öffentliche Vernunft', gegen die man verstoßen könnte, wie etwa gegen die 'öffentliche Sittlichkeit'". Während die Dummheit von ihren Zeitgenossen oft als harmlos bewertet wurde, sieht Suttner in ihr das "allerverbreitetste Uebel", dessen "Bethätigungen" mitunter "gemeingefährlich" seien. Als Beispiel hierfür führt sie die Folter an: Die "Torturjustiz" beruhe auf unzulänglicher Denkkraft, zumal es einleuchtend sei, dass man unter den Qualen jegliches Geständnis erzwingen könne, dieses also nichts beweise. Suttner erklärt deshalb die Dummheit zu einem mit Bosheit und Habgier vergleichbaren Übel. Die Folgen einer dummen Tat seien nicht weniger verderblich als jene der angewandten Bosheit.