CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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[Rezension zu:] Stephan-Alexander Ditze: America and the Americans in Postwar British Fiction
(2008)
Rezension zu Stephan-Alexander Ditze: America and the Americans in Postwar British Fiction. An Imagological Study of Selected Novels. Heidelberg (Winter) 2006. 368 S.
Die Ergebnisse imagologischer Forschung stehen gelegentlich unter dem Verdacht, Literatur nur als Quellenmaterial für eine im Grunde soziologische Fragestellung zu funktionalisieren, ohne dabei den spezifischen Bedingungen, unter denen in der Literatur Bedeutung generiert wird, Rechnung zu tragen. Insofern gibt es eine ganze Reihe methodologischer Probleme und erkenntniskritischer Vorbehalte gegenüber der komparatistischen Imagologie, die wissen will, wie Selbst- und Fremdbilder der Nationen in der Literatur entstehen und verhandelt werden. - Es ist das Verdienst der gleichermaßen gründlichen wie verständlich geschriebenen Arbeit von Stephan-Alexander Ditze, die methodologischen Probleme der Imagologie nicht zu ignorieren, sondern der Methodenfrage etwa ein Drittel des Umfangs zu widmen.
Die in diesem Artikel vorgestellten Überlegungen sind das Ergebnis breitflächiger empirischer Untersuchungen von Zeitungen und Zeitschriften aus den USA, Kanada, Großbritannien und Frankreich. Sie rekonstruieren also die Verwendungen des Begriffs in denjenigen Ländern, die sich seit Entstehen des Begriffs als 'westlich' verstanden haben und deren Zugehörigkeit zum 'Westen' kaum je in Frage gestellt worden ist. Es wird also die Binnenperspektive 'des Westens' dargelegt. Da das Anliegen dieses Artikels konzeptionell ist, wird darauf verzichtet, Quellenmaterial zu zitieren, stattdessen nur auf weiterführende Literatur verwiesen, die die Sachverhalte, auf die in der Analyse des Begriffs des Westens Bezug genommen wird, näher erläutern.
Mit der Identität der Literatur selbst und mit dem institutionellen Rahmen ihrer Produktion und Rezeption wird sich der vorliegende Beitrag nicht weiter beschäftigen. Statt dessen soll auf der Textebene eines einzelnen Romans nach Spuren bestimmter, eher auf Europa als auf seine Bestandteile bezogene Identitätsmuster gesucht werden. Das Werk, das dieser Untersuchung zugrunde gelegt wird, Hilde Spiels zunächst 1961 auf Englisch erschienener Roman 'Lisas Zimmer' ('The Darkened Room'), bietet für diese Suche einen in mehreren Hinsichten aufschlussreichen Untersuchungsgegenstand. Der Roman spielt unter europäischen Emigranten in New York, deren Blick für die europäische Herkunft durch die Distanz geschärft ist. Der Roman arbeitet geradezu modellhaft mit europäischen Amerika-Bildern und projizierten amerikanischen Europabildern, womit ihm eine imagologische Perspektive quasi eingebaut ist.