CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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What are called 'natural languages' are artificial, often politically instituted and regulated, phenomena; a more accurate picture of speech practices around the globe is of a multidimensional continuum. This essay asks what the implications of this understanding of language are for translation, and focuses on the variety of Afrikaans known as Kaaps, which has traditionally been treated as a dialect rather than a language in its own right. An analysis of a poem in Kaaps by Nathan Trantraal reveals the challenges such a use of language constitutes for translation. A revised understanding of translation is proposed, relying less on the notion of transfer of meaning from one language to another and more on an active engagement with the experience of the reader.
Die enorme Bedeutung der performativen Rede für den philosophischen Diskurs um 1800 macht Andrea Polaschegg auch für Friedrich Schlegels Wiener Vorlesungen "Geschichte der alten und neuen Literatur" von 1812 geltend. Nicht über deren weitgespannten Gegenstandsbereich, sondern über den Gebrauch des Deutschen reihe sich Schlegel in genau die Literaturgeschichte ein, die seine Vorlesungen überhaupt erst begründeten. Das entscheidende Medium dieser Geschichte sei für Schlegel unweigerlich die Muttersprache, denn nur in ihr könnten sich jene Nationalerinnerungen artikulieren, die eine Literatur bildeten. Von daher müsse der Ort seiner Rede in deren Analyse stets einbezogen werden, schließlich sei das Deutsche in Habsburg weder Schul- noch Amtssprache gewesen.
'The Staircase Wit; or, The Poetic Idiomaticity of Herta Müller's Prose' explores idioms and 'Sprachbilder' as poetic views of the mother tongue. This exploration involves a special focus on Müller's Nobel lecture, considered as both a compendium and an enactment of her meditations on language, on the nature of writing, and on the creative process. While Müller frequently employs idioms in her articles, lectures, and novel titles, she never uses them in a superficial way or as a mere reproduction of common or daily speech. Rather, as this essay argues, idioms in Müller's prose are indicative of her attitude toward language and toward the mother tongue in general. In the Nobel lecture as well as elsewhere, idioms serve a dual, occasionally conflicting purpose, combining the need for the 'singularity' of aesthetic experience with the search for a new kind of 'conventionality'.
Der Altphilologe Nietzsche verstand die Sprache einer Epoche als Merkzeichen deren kulturellen Klimas. Er sagte auch wie nebenher: "Die Geschichte der Sprache ist die Geschichte eines Abkürzungsprozesses". Damit bekommt er heute so drastisch Recht, wie Absturz das Fallgesetz beweist. Müssen die Sprechenden, die Schreibenden sich immer schneller und schneller verständigen, so dass vereinbarte Sprachkürzel wie Zuruf in der Not eben noch eine gemeinsame Fluchtroute durchs Leben melden? Was heißt überhaupt sich verständigen, da sie längst dazu übergegangen sind, sich zu 'informieren'? Urteile werden in der Kurzform geprägter Wort-Münzen akzeptiert und weitergereicht. Viele Landsleute können keinen vollständigen deutschen Satz mehr bilden. Die Zeitungen konzentrieren das Wahrnehmen auf die Stereotypen von Ereignissen, bei irregulären Zielstellungen des Staates (gegen 'Putin', gegen 'Terror') in regierungskonforme Sprachschablonen gefasst, die Denklinien vorgeben. Gutes Urteil steht fest vor dem Ereignis. Als Gefangene der wie Fesselungen verteilten Termini, finden sich die Wege zu eigenen Sätzen verlegt. Das tägliche Leben spielt in den mails und apps, und wie das Gespräch zwischen Personen verdrängt wird von der Technisierung der Nachrichtenzeichen für Partner und Freunde, die alle zu Bekannten werden, so verbreitet sich die ameriko-englische Geräte- und Hersteller-Sprache wie befreiender Auszug aus der Provinz in die große Welt.
Im Jahre 1548 erschien in Frankfurt am Main eine Schrift, die den merkwürdig modern anmutenden Titel „Psychopharmakon hoc est: medicina animae“ trug. Doch dieses, von einem Hadamarer Geistlichen herausgegebene, Werkchen illustriert[…] lediglich im Nach hinein einen Einbruch des Realen in die reinen Ordnungen des Wortes. Natürlich enthält es noch »nur« eine Sammlung von Gebeten und Trostsprüchen und keine chemischen Rezepte, doch sein Titel schlägt historisch eine Brücke von der vormaligen Macht der Geistlichkeit zu der Mach t, die in eben diesem Namen Psychopharmakon der Psychiatrie einmal zugekommen sein wird. Die heilsame institutionelle Macht, die Wörter über Seelen haben können und sollen, verwandelt sich mit der Geschichte eines griechischen Wortes in eine Macht, die auch eben jene organischen Zentren und Werkzeuge biochemisch affiziert, die Wörter allererst ausdenken und -sprechen; dass dies historisch in Gang gesetzt wird durch ein Psycholytikum, eine Droge, die dem Medikamentierten seine Seele lösen soll wie die Segensformel des Beichtigers einst die Zunge des reuigen Sünders, dies ist in der Tat eine Verschiebung im Feld eines Wissens vom Mensch en, die Macht und Mächte in diesem umstrittenen Geviert zwischen Geist und Seele, Physis und Logos historisch präzise umreißt.
In diesem Zusammenhang scheint vielleicht eine kurze Geschichte der Auffassungen von Sprache als Gegenstand von Psychiatrie und Neurologie von Philippe Pinel bis zu Sigmund Freud zunächst einen Seitenweg beschreiten zu wollen; doch wird sich im Verlauf meiner Ausführungen zeigen, dass weder die Entstehung der modernen Sprachwissenschaft oder Linguistik, noch die Abenteuer einer modernen Ästhetik sich davon unbeeinflusst darstellen lassen.
This chapter proposes the scar as a productive image to conceptualize the relation of speakers to the particular language otherwise called mother tongue, native or first language. Thinking of this relation in terms of a scar avoids the biopolitical implications of concepts derived from the context of family and birth that have, throughout the nineteenth and twentieth century, come to present language as basis of a nation state. The image of the scar also avoids the biographical normalization and linguistic hierarchization implied in the term first language, as both are equally important biopolitical strategies of forming individuals and communities. Thinking of the mother tongue in terms of a scar emphasizes the intensity of lasting formation and identification entailed by acquiring this particular language, and it highlights the violence inherent to these processes that tends to be covered up by the naturalizing and family-related imagery of native or mother tongue as well as by the favour implied in the term first language.
Repetition
(2019)
Der Beitrag sucht Georg Christoph Lichtenbergs Position im Sprachdenken der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu bestimmen. Diese ist durch eine Kombination von anthropologischen und technisch-pragmatischen, sprachhandwerklichen Überlegungen zur "Wörterfertigung" geprägt, bei der Fragen von Lexik und Nomenklatur im Vordergrund stehen. Zu den Leitkriterien des guten Stils gehören Lichtenberg zufolge Wahrheit und Genauigkeit sowie Natürlichkeit und Individualisierung.
Denis Thouard geht der Frage nach, inwiefern aufklärerische Forderungen nach Verständlichkeit und Popularität auf Inhalt und Zuschnitt der Philosophie zurückwirken. Indem das moderne Systemdenken nach den Bedingungen des (eigenen) Wissens frage und es folglich nicht mehr von außen darstellbar sei, müsse das System dem Leser nunmehr im Prozess des Entstehens vorgeführt und nachvollziehbar gemacht werden. Dies habe zwar - etwa bei Kant oder Hegel - oft eine besonders esoterische Ausdrucksweise zur Konsequenz, doch könne diese ihrer Intention nach nichtsdestotrotz eminent pädagogische oder gar populäre Zwecke verfolgen.
Law is other wor(l)ds
(2022)
This paper turns to the thought of Yan Thomas to address the way of constructing categories and operating through them that is typical of law. The art of law displays a special quality: the reduction of the 'things' of the social world through the construction of categories, and the use of these same categories to conduct legal operations. The paper argues that the quintessential legal performance is instituting, and it finally asks how to exercise a legal imagination for Gaia.