CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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Beginnend mit der Rahmenerzählung aus E.T.A. Hoffmanns "Die Serapions-Brüder" (1821) verbindet Tan Wälchli das poetologische Konzept des 'Scheinlebens' oder 'scheinlebendigen Bildes' mit theologischen Diskursen im frühen 19. Jahrhundert. Darüber hinaus analysiert er Achim von Arnims Inszenierung der Golem-Figur in "Isabella von Ägypten" (1812) und in der "Zeitung für Einsiedler" (1808). Sowohl bei Hoffmann als auch bei Arnim zeichnet sich ein poetologisches Konzept eines 'Körpers ohne Seele' ab, das von beiden Autoren polemisch gemeint ist. Mangelhafte künstliche Wesen werden aufgerufen, so Wälchli, um klassizistische und frühromantische Konzepte des Dichters als Nach-Schöpfer Gottes anzufechten. Dies ist wiederum dem auf dem Feld der romantischen Literatur belesenen Freud nicht entgangen, für den die Figur des Golems in seinem Aufsatz über das Unheimliche von besonderem Interesse war.
Der Golem ist keine Prager Figur, sondern eine verbreitete jüdische Legende. Dennoch sind die Stadt und der Golem nirgends so miteinander verwachsen wie in Prag. "Golem-City" nennt denn auch Louis Armand 2016 in seinem Roman The Combinations die böhmische Metropole. Diese Verschmelzung von Raum und Figur zur 'Golem-City' möchte ich am Prager Underground zeigen. Dabei handelt es sich um eine vielgestaltige, in der ČSSR weitgehend verbotene, poetologisch durchaus inhomogene Kunstrichtung der 1980er Jahre.