CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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In der außerordentlichen Pandemie-Situation wurden wertvolle Erfahrungen mit Vollzeit-Online-Lehre gesammelt, welche der strategischen, online-didaktischen und technischen Weiterentwicklung und dem sinnvollen Ausbau von Blended Learning und digitaler Lehre an den Universitäten in der Zeit nach der Covid-19 Pandemie dienen können. Die auf breiter Basis gewonnene praktische und konzeptuelle Kompetenz im Bereich digitaler Lehre bei Lehrenden und Studierenden ist als eine Zukunftsressource zu betrachten. In Verbindung mit der zunehmenden Verbreitung von Digital Humanities sind die Voraussetzungen für die Herausbildung einer neuen didaktischen Normalität gegeben. Der vorliegende Beitrag basiert auf Erfahrungen mit der digitalen Lehre an der Universität Regensburg im Sommersemester 2020, einer Umfrage unter Studierenden zur digitalen Lehre im Frühjahrs-Semester am Dept. of Germanic Studies an der University of Texas at Austin, USA, und Beobachtungen und Gesprächen mit Studierenden und Lehrenden an der Universität Gent, Belgien. Die Bemerkungen versuchen, aus diesen ersten Erfahrungen ausgewogenere und für die Entwicklung der digitalen Didaktik produktive Perspektiven zu gewinnen und greifen der systematischen Auswertung der derzeit noch laufenden Umfragen und Studien mit breiterer Datenbasis nicht vor.
Bevor ich auf meine eigene Lehre zu sprechen komme, möchte ich eine kleine Akzentverschiebung vornehmen und hoffe, damit vielleicht doch noch einen neuen Punkt in die Diskussion einbringen zu können. Am Anfang meiner Ausführungen steht eine hochschuldidaktische Perspektive, die dazu beitragen soll, nicht vorrangig die technische Umsetzung oder praktische Planung von asynchronen Lernphasen zu beleuchten, sondern die Aufmerksamkeit auf Lernprozesse zu lenken. Als Frage formuliert: Was motiviert die Lernenden zum Lernen? Das betrifft nicht nur die digitale Lehre. Ich schließe damit an die Debatten der Hochschuldidaktik an, die sich in den letzten Dekaden zum Ziel gesetzt haben, die Aktivität von Lernenden zu steigern. Zentral ist dabei die Wende vom Lehren zum Lernen – bzw. vom teaching zum learning, wie es in der international geführten Debatte heißt. Wesentlich für diesen Paradigmawechsel ist das neue Interesse am studentischen Lernprozess: die Studierendenzentrierung. Übernimmt man als Dozierender Verantwortung für den ganzen Lernprozess und nicht nur für den Ablauf des Seminars, dann ergibt sich ein fundamental neues Selbstverständnisfür Lehrende.