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Die Zeit danach vorstellen : Überlebensfiguren bei Goethe, Kleist, Nietzsche und Heiner Müller
(2009)
Das Böse – bereits die Nennung dieses Begriffes evoziert ein Faszinosum, das niemals nur auf den Bereich der Moral beschränkt bleibt. Vielmehr schwingt dabei stets ein poetischer Aspekt mit, der eine Spannung zwischen der ethischen und ästhetischen Sphäre schafft. Wenn Novalis darauf hinweist, dass "Gut und Böse [...] absolut poetische Begriffe" seien, honoriert er damit den in der philosophischen und theologischen Begriffsgeschichte häufig vernachlässigten künstlerischen Wert des Bösen. Die dialektische und spannungsvolle Verbindung von Ästhetik und Moral, wie sie bei der Reflexion des Bösen in den Vordergrund tritt, soll in diesem Beitrag in den Mittelpunkt gerückt werden, indem Heinrich von Kleists Text "Der Findling" als paradigmatisches Beispiel für diesen Zusammenhang hermeneutisch analysiert wird.
Hak ve adalet, bunların aksamasından kaynaklı sıkıntılar ve hak arayışı evrenselliğini daima koruyacak gerçeklerdir. Tarih boyunca toplumlar ve onların kurdukları devletler düzeni sağlamak adına kanun ve yasalara başvurmuşlar, ancak kimi zaman bu mekanizma çatlaklara, aksamalara ve yok sayılmalara maruz kalmıştır. Bu çalışmada Türk ve Alman edebiyatından seçilen eserlerde adaletsizliğin sebep olduğu problemler isyan ve eşkıyalık kavramı bağlamında mercek altına alınacaktır. Eşkıyalık, olumlu ve olumsuz etki ve işlevleri olması bakımından farklı şekillerde değerlendirilmiştir. Bunlardan olumlu olan görüş, yani eşkıyalığın mevcut düzensizliğe düzen getirme girişimi olarak değerlendirilmesi, incelenen romanlarda ağır basmaktadır. Birbirinden farklı zamanlarda ve toplumlarda yaşamış yazarların eserlerinde kahramanların maruz kaldıkları adaletsizlik karşısında isyana başvurarak gidişatı değiştirme çabaları, hak arayışının her çağda ve toplumda gerekli olduğunu gösterir. Bu çalışmada Sabahattin Ali'nin "Kuyucaklı Yusuf" adlı eseri ile Heinrich von Kleist'ın "Michael Kohlhaas" adlı eserinde işlenen adaletsizliğin doğurduğu isyan eylemi, benzer ve farklı yönleri karşılaştırılarak metne odaklı yorumsayıcı bir yöntem ile değerlendirilecektir.
Comment interpréter le terme de "Gewalt" dans 'Die heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik' (1811) de Heinrich von Kleist (1777-1811)? Faut-il le comprendre dans son sens figuré, en tant que métaphore (pouvoir, puissance), ou dans son sens littéral, en tant que phénomène physique et sensuel (violence)? Quoiqu'il en soit, le titre de la nouvelle suggère dans tous les cas un lien étroit, peut-être spécifique, entre la musique et la violence. Comment le texte représente-t-il cette relation? L'affirme-t-il comme allant de soi? Ou comme se manifestant seulement sous certaines conditions? Ce rapport à la violence se retrouve-t-il dans d'autres formes d'art invoquées dans ce texte? Qu'arrive-t-il à la musique quand elle-même est violente - ou jouée à des fins violentes? A travers ces questions, nous examinerons comment la 'Cäcilie' établit un raisonnement rigoureux en cinq étapes sur la relation entre musique et violence et comment Kleist remet en question les jugements esthétiques, critiques et religieux de son époque.
In Kleists Drama 'Penthesilea' (1806-1808) kämpfen wilde Amazonen gegen griechische Helden mit Hilfe verschiedenartiger Tiere. Als die Handlung ihren Höhepunkt erreicht und Achilles die Königin der Amazonen zum Zweikampf stellt, stürzt sie sich, begleitet von Jagdhunden, Pferden und Elefanten, auf ihn.
So beschreibt der Herold die Szene:
Der Herold.
Sie stellt sich, ja, Neridensohn, sie naht schon;
Jedoch mit Hunden auch und Elephanten,
Und einem ganzen wilden Reutertroß:
Was die beim Zweikampf sollen, weiß ich nicht. (2535-2539)
Genau auf diese indirekte Frage des Herolds, welche die ungewohnte Rolle der Jagdtiere in einem angeblichen Duell hervorhebt, richtet sich diese Untersuchung, die Kleists Drama im Lichte der Animal Studies zu interpretieren versucht und der Anwesenheit der Jagdtiere dabei eine politische Bedeutung zuschreibt.
Kleists kürzeste Novelle vermag bis heute eine "verstörende, die Erwartungshaltung der Leserschaft irritierende Wirkung" zu entfalten! Auch für Wissenschaft und Unterricht bleibt sie eine harte Nuss. Diese im schulischen Literaturunterricht zu knacken, fordert von Lehrenden wie Lernenden viel Frustrationstoleranz.
Davon gibt das folgende Gedicht bitteres Zeugnis:
Kleist, erster Versuch
1
Das Bettelweib von Lugano oder wo
also damit soll ich doch bitte nicht kommen
also wenn ich mal wirklich Gespenstergeschichten
dann könnte ich mich doch beraten lassen
oder mit Ehegeschichten und wie
einer verrückt wird und sonst was
2
wer da, ruft einer und haut
um sich herum
in allen Ofenecken
ein Grinsen
Im Gegenzug zu dem resignierenden Unterton in diesem Gedicht eines erfahrenen Deutschlehrers präsentiert der vorliegende Versuch über Kleists Mini-Novelle Argumente, die im Laufe vieler Jahre literaturwissenschaftlichen Unterrichts zusammengekommen sind, in dem mit Hunderten von Studierenden Probleme der Textanalyse, Interpretation und Kritik an Kleists kleiner Erzählung besprochen wurden.
"Es sei. Dir wird ein Sohn geboren werden, / Dess' Name Herkules:" (III, 11, V. 2335 f.)1 , spricht Jupiter in der letzten Szene von Kleists 'Amphitryon' zur Titelfigur, dem Feldherrn der Thebaner. Hierbei handelt es sich, wie bereits oft bemerkt wurde, um ein Echo des Matthäusevangeliums, in dem der Engel des Herrn Joseph verkündet: "Und sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen" (Mt 1,21, Lutherbibel).
Nicht nur an dieser Einzelstelle werden im Amphitryon griechischer Mythos und christliche Heilsgeschichte übereinander geblendet. Die Parallelen reichen wesentlich weiter, ja man kann sie als strukturbildende Elemente weiter Teile der Dramenhandlung bezeichnen: Die Jungfrau Alkmene wird von einem Gott geschwängert. Die Beziehung zwischen ihr und ihrem Gatten Amphitryon scheint beendet, aber schließlich kann der Ehemann vom Gott durch die Geburt eines Kindes versöhnt werden, auch wenn dieser ihm dabei auferlegt - so zumindest ist es meine Lesart dieser Verse - seine Frau auch in Zukunft nicht anzurühren, also mit ihr eine sogenannte Josephsehe zu führen: "Sie wird Dir bleiben; / Doch laß sie ruhn, wenn sie dir bleiben soll!" (III, 11, V. 2346 f.) Herkules, der aus der Verbindung von Alkmene und Jupiter hervorgegangene Sohn, wiederum ist ebenfalls göttlich. Die biblische Heilige Familie mit Jesus, Maria, Joseph und Gottvater im Hintergrund ist in Kleists 'Amphitryon' damit vollzählig versammelt.
This edited transcript of a presentation by filmmaker/choreographer Laura Taler responds to Heinrich von Kleist's text by taking him on as a dancing partner. It follows a simple structure of proposal and response similar to that found in the movements between leader and follower in Argentine tango. Engaging Kleist's text in the double form of a speech and a tango performance, this critical contribution follows a twofold direction: it questions Kleist's representation of dance as a mechanical activity deprived of any form of intelligence and it refuses his attempt to force the aesthetic experience of dance into a framework that privileges theory over bodily experience. These two classical philosophical positions are questioned and provocatively opposed to the dynamic, situated, and dialogic thought performed within a witty tango interaction.
Kleists späte Novellen 'Der Findling' und 'Der Zweikampf' tragen die Verheerungen des Krieges in den Kreis der Familie. Damit prüfen sie nicht allein die Belastbarkeit von Familienstrukturen angesichts jener allumfassenden Erschütterung von Ordnungsvorstellungen, die Kleist im Gefolge der napoleonischen Kriege registriert und die er in seinem Schreiben in immer neuen Konstellationen sichtbar macht. Vielmehr reagieren sie ganz spezifisch auf die neuen Formen der Kriegsführung, die damit Einzug gehalten haben, und auf die neuartigen Szenarien der Bedrohung, die dadurch zu gegenwärtigen waren. Wie reflexionsbedürftig die geänderten Modalitäten von Krieg und Feindschaft waren, lässt sich schon dem Titel einer der zahlreichen Schriften entnehmen, die Kleist im Zusammenhang mit der österreichischen Erhebung im Jahre 1809 verfasst: Was gilt es in diesem Kriege? Im Aufsatz ist es weniger die abschlägige Antwort, die Kleist der aufgeworfenen Frage erteilt - was es in diesem Krieg, im Unterschied zu den vorausgegangenen, eben nicht mehr gelten kann - sondern es ist die Frageform selbst, die bezeichnend ist. Der Krieg, den Frankreich mit seinen patriotisch-enthusiasmierten Freiwilligen unter der Führung Napoleons - nach Carl von Clausewitz der "Kriegsgott selbst" - seinen Gegnern aufzwingt, stellt auch deshalb eine ungeheure Herausforderung dar, weil er von diesen erst einmal in seiner Neuartigkeit erfasst und bestimmt werden muss. Neben den geänderten Anforderungen an Auffassungsgabe und Reaktionsvermögen der Führung und den gesteigerten Manöverfähigkeiten einer selbstdisziplinierten, nicht mehr gedrillten Truppe, ist es nicht zuletzt die Unterscheidung von Kombattanten und Nichtkombattanten, die zunehmend verschwimmt.
Nicht von einer "Nähe" der Literatur "zum Ritual" [...] gehen die folgenden Überlegungen aus. Wenn als "Definitionsmerkmale des Rituals" "Wiederholung einer Handlung, Inszeniertheit, ästhetische Elaboriertheit, Selbstbezüglichkeit, Expressivität und Symbolizität" angeführt werden, dann stellt sich gerade die Frage, inwiefern ein literarischer Text Handlung 'ist', nicht aber nur ein Ritual oder eine Wiederholung einer Handlung thematisiert oder erzählt. [...] Das Verhältnis von Ritual und literarischem Text wird allein von deren Ferne und Entferntheit her gedacht werden können und damit erst die Versuche und die Notwendigkeit der literarischen Texte, im Verhältnis zum Ritual ihre eigene Performativität zu bestimmen.