CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
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Report on the Workshop "Trust, Crisis, Catastrophe III: Practices," organized by Nina Doejen, Gerald Hartung, Katharina Kalthoff, Florian Kappeler, and Cécile Stehrenberger, January 18–20, 2023, University of Wuppertal (Germany).
Sophie-C. Hartisch untersucht die Funktion der Konstellationsmetapher im Diskurs der geisteswissenschaftlichen Selbstbeschreibungen im frühen 20. Jahrhundert. Die doppelte Grundlagenkrise sowohl der Naturwissenschaften als auch der historisch arbeitenden Geisteswissenschaften bewirken in ihren Augen die Attraktivität eines Denkens in 'Konstellationen'. Mit der (streng genommen) falschen Suggestion eines sogenannten 'Sternbildes' würden abstrakte Strukturen vermeintlich anschaulich und könne Totalität als "Kippfigur zwischen Werden und Darstellung" repräsentiert werden, die die Ganzes-Teil-Problematik neu konfiguriere. Zwar verspreche die 'Konstellation', die Geisteswissenschaften mittels einer Anlehnung an die Astronomie gegen die zeitgenössischen Naturwissenschaften zu profilieren. Allerdings ist die für die Konstellation zentrale Kategorie der 'Bedeutsamkeit' (der Sterne) keine astronomische, sondern eine astrologische Vorstellung. Die als Pseudowissenschaft verpönte Astrologie wird in den Geisteswissenschaften unter der Hand zum Garanten für die Legitimität und Objektivität historisch ausgerichteter Wissenschaften.
Towards a visual middle voice : crisis, dispossession, and spectrality in Spain's hologram protest
(2018)
As a legitimizing mechanism for a doctrine of 'no alternatives,' crisis rhetoric tends to rely on distinctions between 'right' and 'wrong' that often turn political decisions into pseudo-choices between a legitimate and an illegitimate (even catastrophic) alternative. This binary logic also pervades the ways subjects are cast in this rhetoric as either active or passive, guilty or innocent, masters or victims. [...] The rhetorical reliance on the oppositions of passive/active or victims/perpetrators extends to several contexts of 'crisis' in Europe today, as Maria Boletsi shows. Against the backdrop of the crisis rhetoric and the monologic narratives and dualistic distinctions it produces, the need for alternative forms of expression is amplified. In this article, Boletsi makes a case for the "middle voice" as an expressive modality that can introduce alternative 'grammars' of subjectivity and agency to those on which dominant crisis rhetoric hinges. [...] To that end, Boletsi centers on a peculiar public protest in front of the Spanish Parliament in Madrid in April 2015, opposing a (then) newly introduced Spanish law—the "Law of Citizen Security" - which significantly restricted the citizens' freedom of assembly and expression in the name of security and crisis-management. Unlike any other protest, this one was not carried out by actual people, but by holographic projections of protesters. This 'hologram protest' put forward a form of dispossession, whereby bodies asserted presence in public space through their absence. Unsettling the boundaries between fiction and reality, materiality and immateriality, power and impotence, past and present, the protest fostered a spectral space that functioned as a visual analogue of the middle voice. The spectral subjectivity that this 'ghost march' enacted, both underscored and challenged politically induced conditions of dispossession and precarity, through and against these conditions. As a result, the protest recast crisis as a critical threshold from which alternative narratives of the present and the future can emerge.
Das Thema der Entstehung der modernen Welt steht im Zentrum des Interesses Reinhart Kosellecks, sowohl in Bezug auf die historische Semantik der politischen Begriffe, als auch bezüglich der sozialen Veränderungen der gesellschaftlichen Strukturen. Kosellecks Begriffsgeschichte geht es darum, den "Umwandlungsprozess zur Moderne" zu zeigen, wie er sich in der Verwendung der politischen Sprache ereignet. Mit der Theorie historischer Zeiten entwickelt Koselleck eine eigene Theorie der Entstehung der Neuzeit, die die Absicht hat, die spezifischen und charakteristischen Merkmale der modernen Welt und ihrer Zeitlichkeit durch die Darstellung der Beziehung zwischen den Erfahrungsräumen und den Erwartungen zu beschreiben. In seiner Doktorarbeit hat Koselleck die Diagnose über den Beginn der modernen Welt auf die Beziehung zwischen aufklärerischer Kritik und politischer Krise zurückgeführt; 1959 wurde die Doktorarbeit verbessert und veröffentlicht. Nun wird die Genese der modernen Welt zur "Pathogenese der bürgerlichen Welt", also vor allem im Sinne einer Krankheit verstanden: die Krise der Moderne entspricht also einer Pathologie. Der Horizont des strukturellen Verhältnisses zwischen der Neuzeit und der Krise bleibt auch in den folgenden Schriften das Thema Kosellecks, wenn er sich mit der historischen Zeitlichkeit beschäftigt. Das Ziel dieses Aufsatzes besteht darin, diese Beziehung zu rekonstruieren, und zwar darzustellen, wie Koselleck den auf den semantischen Raum der Krankheit und der Pathologie verweisenden Krisenbegriff als diagnostische und prognostische Kategorie verwendet, um die spezifische Natur der historischen Wandlung zur modernen Welt festzulegen.