CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Refine
Year of publication
Document Type
- Article (7)
- Part of a Book (3)
- Book (1)
- Review (1)
- Working Paper (1)
Language
- German (10)
- Portuguese (2)
- English (1)
Has Fulltext
- yes (13)
Keywords
- Sprachphilosophie (13) (remove)
Institute
- Extern (1)
In ihrem Beitrag stellt Sara Fortuna die Verschränkung von Sprachnot und Lebensnot mit den Thesen vom Ursprung der Menschheit bei Giambattista Vico dar und geht hierbei auch dem kulturellen, materiellen und lebenspraktischen Hintergrund des Philosophen nach, um ihre Überlegungen auf eine Subversion der patriarchalen Ordnung abendländischer Philosophie hin zuzuspitzen. Übergeordnete Bedeutung hat bei Vico die Sprachnot bzw. die Not auf der symbolischen Ebene, und der Beitrag zeigt im Detail, dass und wie sich Lebensnot (inopia) und Sprachnot in Vicos Philosophie verbinden. Von Spinoza grenzt sich Vico unter anderem ab, weil er dessen "monastische Philosophie" ablehnt und auch die entsprechende von Spinoza gewählte Lebensweise nicht teilt, aber auch aufgrund seiner Religionskritik. Dies betrifft ebenso den Conatus oder Conato (Impuls), den - so Fortuna - Vico in die Nähe des göttlich geleiteten freien Willens rückt. Der Beitrag verbindet Betrachtungen zur Philosophie der Sprache, des Bildes und der Einbildungskraft mit aktuellen kulturhistorisch-materialistischen Überlegungen im Anschluss an die Matriarchal Studies zu Vico und seinem frühneuzeitlichen Umfeld.
Schon bei einer rein lexikalisch orientierten Lektüre von Kafkas Erzählung 'Das Urteil' drängt sich die Hypothese auf, dass die Semantik des 'Verkehrs' das Sinnzentrum dieser Novelle bildet: Kumulativ und mit einer geradezu pointenhaften Zuspitzung verdichtet sich der Kern des narrativ gestalteten Konflikts in diesem Wortfeld und lädt zu einer Analyse ein, die Rekurrenz als Varianz (im Sinne einer metamorphotischen Wiederkehr des Verdrängten) verstehbar macht. Eine Analyse der 'Verkehrs'-Semantik in Kafkas Urteil, die in der Forschung bislang noch nicht unternommen wurde, scheint daher lohnend. Stehen das leitmotivisch wiederholte mot-clé 'Verkehr' bzw. seine Synonyme doch offenbar für das Sinn-Zentrum der Erzählung und erfüllen damit jene Funktion, die dem 'Falken' im Rahmen der traditionellen Novellen-Typologie zugeschrieben wird: die kognitive Funktion, eine zunächst verborgene oder verschlüsselte Botschaft verstehbar zu machen. Dabei ist es keineswegs damit getan, die übliche Semantik des Wortes 'Verkehr' lexikologisch aufzufächern, vielmehr ergibt sich - so meine These - die 'Bedeutung' dieses Wortes im Urteil erst aus dem Zusammenspiel affiner und assoziativ vernetzter bzw. kontaminierter Semantiken, die für diesen und nur für diesen Einzeltext charakteristisch sind.
Dinge, die warten
(2018)
Das Wort 'warten' gehört zu den Verben, die wir ohne Probleme allem anhängen können. Die Menschen können nicht nur den Menschen, sondern auch den Dingen jederzeit ein Warten unterschieben und allem, was dazwischen ist, sowieso. Die Raubtiere warten darauf, gefüttert zu werden; die berühmte Zecke wartet, bis etwas vorbeikommt; die Pflanzen warten auf den Regen. Vor dem Gewitter scheint die Natur auf etwas zu warten. All das sagt sich so: Diese Worte warten darauf, ausgesprochen zu werden. Hier geht es nicht bloß um die Banalität, dass wir den Dingen mit unseren Worten unablässig Tätigkeiten anhängen, die ihnen im wörtlichen Sinne nicht zukommen. Der Versuch, eine Grenze zu ziehen zwischen einer eigentlichen und einer uneigentlichen - also metaphorischen - Verwendung des Wortes warten, würde das Problem lediglich zudecken.
Deutsch-jüdisch, griechisch-deutsch : Walter Benjamin, Maurice Blanchot und die 'reine Sprache'
(2015)
Zwar ist Benjamins Werk in deutscher Prosa verfasst, die ihresgleichen suchen muss, doch wird die deutsche Sprache in seinen sprachtheoretischen Schriften kaum behandelt. Vielmehr geht es Benjamin darin um eine tiefere Schicht der Sprache überhaupt, die er in ihrer ontologischen, metaphysischen und theologischen Erscheinungsform ins Auge fasst. Zudem spielt, nicht zuletzt über den Austausch mit Gershom Scholem, das Hebräische, dessen Benjamin allerdings kaum mächtig war, als Ursprache eine bedeutende Rolle. Die Rezeption der jüdischen Dimension von Benjamins Sprachtheorie, die sich explizit auf die hebräische Bibel beruft und zumindest teilweise kabbalistischen Vorstellungen entspringt, gilt es im Folgenden am Beispiel der Aufnahme von Benjamins Theorie der 'reinen Sprache' im Denken Maurice Blanchots zu erkunden.
Rezension zu Geoffrey Galt Harpham: Language Alone. The Critical Fetish of Modernity, New York, London (Routledge) 2002. 261 Seiten.
Der amerikanische Literaturwissenschaftler Geoffiey Galt Harpham, Präsident und Direktor des National Humanities Center in North Carolina, Gastprofessor für Anglistik an verschiedenen amerikanischen Universitäten sowie Gutachter des Wissenschaftskollegs zu Berlin, der bereits zahlreiche Beiträge zum Thema Sprache und Ethik veröffentlicht hat, legt mit diesem Buch eine in vier Kapitel untergliederte, herausfordernde Studie vor, die vor dem Hintergrund einer erkenntnistheoretischen und humanwissenschaftlichen Argumentation eine grundlegende Kritik am 'linguistic turn' des transdisziplinären wissenschaftstheoretischen Diskurses im 20. Jahrhundert unternimmt.
At the forefront of those who tenaciously pondered this issue are, I would claim, Walter Benjamin and Ludwig Wittgenstein. Benjamin and Wittgenstein both are philosophers of language who tried to establish in unique ways the doctrine of resemblance respectively: "Lehre vom Ähnlichen" and "[Lehre der] Familienähnlichkeit." What they see and find in language are not communication and mutual understanding but instead one of the weirdest phenomena in/of the world, viz., resemblance (likeness) in/of language. This phenomenon, I would insist, indicates the correlation of appearing and disappearing, of differentiating and integrating, and of dividing and imparting of language as such. For Benjamin and Wittgenstein, to sum up, language is a paradigmatic paradoxical site of (dis)appearance, differentiating integrity, and divisive imparting. For this reason, it is worthwhile to pin down where their thoughts on language converge and where they diverge.
Barth und Benjamin verbindet ein radikales Bemühen, um ein neues Wort- und Sprachverständnis, das der eine gegen die traditionelle Theologie, der andere gegen eine positivistische Geisteswissenschaft vorbringt. Damit nehmen sie gewollt oder ungewollt eine prophetische Haltung ein, die sie zeitweise zu absonderlichen Einzelgängern und zu Protagonisten auf verlorenem Posten macht. Barths Diagnose der Erfahrungsarmut traditioneller Exegese für die Arbeit des Theologen ebenso wie Benjamins Sprachduktus und die teils surrealistisch anmutende Themenwahl seiner wissenschaftlichen Fragestellungen lassen vermuten, dass der prophetische Gestus ihres Selbstverständnisses die Ablehnung der Umwelt schon einbezieht und Benjamins Text "Der destruktive Charakter" den Keim einer Theorie der Prophetie 'en miniature' für beide bereitzuhalten scheint. Denn der "destruktive Charakter steht in der Front der Traditionalisten" (GS IV, 398), von denen sich Barth und Benjamin umgeben sahen. Und so könnte man sagen, der Prophet (ebenso wie der destruktive Charakter) zertrümmert nicht einfach das Überlieferte. Er erarbeitet "Trümmer [...] um des Weges willen, der sich durch sie hindurchzieht" (ebd.). "[N]ur eine Parole: Platz schaffen", schreibt Benjamin, "nur eine Tätigkeit: räumen ", in einem Bedürfnis "nach frischer Luft und freiem Raum" (396).
Benjamin liest Wittgenstein : zur sprachphilosophischen Vorgeschichte des Positivismusstreits
(2008)
Ludwig Wittgenstein und Walter Benjamin haben eine Gemeinsamkeit, die sie von anderen Autoren ihrer Generation unterscheidet. Während ihre Texte und Theorien zu Lebzeiten nur einem kleinen Freundeskreis vertraut waren, haben sie postum eine ungeheure Wirkung entfaltet, die zu neuen Denkweisen führte und akademische Disziplinen veränderte. "Diskursivitätsbegründer" hat Michel Foucault diesen Ausnahmetypus des gelehrten Schriftstellers in seiner 1969 gehaltenen Rede 'Was ist ein Autor?' genannt und auf Marx und Freud als Beispiele verwiesen. In der Tat übernahmen Marxismus und Psychoanalyse in den 60er Jahren eine orientierende Funktion in den Geistes- und Sozialwissenschaften, während die Schriften Benjamins und Wittgensteins seit den 80er Jahren ihre Wirkung entfaltet haben, weil nun nicht mehr die Erkenntnis bildende Funktion von Geschichte und Psyche, sondern die von Sprache und Kultur in den Mittelpunkt des Interesses rückte. Glaubt man den Biographen, dann gab es zwischen Benjamin und Wittgenstein keine Verbindung, obwohl sie Zeitgenossen waren und die Schriften viele theoretische und literarische Berührungspunkte haben. Benjamin, 1892 geboren, war drei Jahre jünger als Wittgenstein und starb elf Jahre früher 1940. Beide publizierten seit 1921, hätten also durchaus zwanzig Jahre lang von einander lesen oder hören können. Dass Wittgenstein Schriften von Benjamin zur Kenntnis genommen hat, ist allerdings unwahrscheinlich, weil er als Autor und Leser ein Sonderling war. Anders liegen die Dinge bei Benjamin, der sich die philosophische Literatur seiner Zeit umfassend anzueignen versuchte. Doch geht es hier nicht nur um Benjamin als Leser, sondern um den Kontext seiner Lektüre. Wenn man ihn berücksichtigt, wird man mit einer der wichtigsten wissenschaftstheoretischen Debatten des 20. Jahrhunderts konfrontiert: der Auseinandersetzung zwischen der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule und dem logischem Positivismus bzw. Empirismus, die in den 30er Jahren begann und in den 60er Jahren als Positivismusstreit in der deutschen Soziologie Wissenschaftsgeschichte geschrieben hat. Benjamin und Wittgenstein waren hier zwar keine Protagonisten, aber durch ihre sprachtheoretischen Reflexionen wichtige Ideengeber.
A seguir, procuraremos identificar na obra "Die Lehrlinge zu Saïs", de Novalis, um dos autores mais significativos do assim chamado Primeiro Romantismo Alemão, os pressupostos de uma teoria da linguagem que se sustenta no Idealismo Alemão. O problema se delineia à medida que, para Novalis, contemporâneo do estabelecimento das bases da lingüística moderna, e, ele próprio, estudioso de filologia, observar-se-ia no fenômeno da linguagem uma possível relação entre espírito e mundo, o que, por sua vez, se opõe ao conceito hoje clássico da arbitrariedade do signo. Considerada pela crítica como um fragmento de romance, a narrativa de Novalis em questão apresenta um elenco bastante rico no que se refere aos pressupostos de uma possível teoria da linguagem de caráter simbólico-poético e messiânico. Assim sendo, a abordagem a "Os Discípulos em Saïs" terá como perspectiva a possível identificação, no texto literário, de características desta filosofia ou teoria romântica da linguagem.
Die Neuartigkeit des hier gewählten Ansatzes besteht darin, Komiktheorie, Wissenschaftslogik und Sprachphilosophie so aufeinander zu beziehen, daß die komische Abweichung als Resultat diskursiver Dummheit beschrieben werden kann. In diesem Zusammenhang soll die Entfaltung des Peirceschen Abduktionsbegriffs dazu dienen, die bei der "komischen Abweichung von der Norm" zusammenspielenden anthropologischen, kulturellen und diskursiven Theorien des Lachens und des Komischen unter einem einheitlichen systematischen Gesichtspunkt zu explizieren. Dies wirft insofern ein neues Licht auf die bisherigen Komiktheorien, als diese die komische Unangemessenheit in erster Linie als Abweichung von konventionalen Normen begriffen hatten, deren offensichtlichste Form die karnevaleske Verkehrung ist. Dagegen werde ich mit Blick auf die "Logik der Abduktion" zeigen, daß die komische Unangemessenheit als karnevalisierende Verkehrung der ökonomischen Leitprinzipien abduktiven Folgerns aufzufassen ist – und zwar hinsichtlich der psychologisch motivierten Denkökonomie des einzelnen, der forschungslogisch motivierten "Economy of Research" und der dialogisch-kommunikativ motivierten "Ökonomie des Diskurses".