Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 2 (1982)
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12jährige Untersuchungen eines Dauerquadrats, das in einer trockenen Heide (Genisto-Callunetum) des NSG "Heiliges Meer" bei Hopsten lag, ergaben folgendes: Der Schlag und die Mahd der angeflogenen Jungbirken sowie die Behandlung der Sträucher mit Herbiziden führten zur Verminderung der Holzgewächse. Infolgedessen vermehrten sich das Heidekraut (Calluna vulgaris) und die Moose. Das Heidekraut verdrängte wiederum die Gräser. Der Rückgang der Flechten ist wohl sicher auf Luftverschmutzung zurückzuführen.
Bücherschau
(1982)
Aus Bayern, Österreich und Südtirol wird das Sambucetum ebuli Felf. 1942 mit pflanzensoziologischen Aufnahmen belegt. An Hand einer Sammeltabelle wird die geographische Gliederung dieser Assoziation diskutiert. Es lassen sich deutlich drei Ausbildungen unterscheiden, die hier als Rassen und nicht als Gebietsassoziationen eingestuft werden: Rasse von Heracleum sphondylium (südliches und westliches Mitteleuropa), Rasse von Carduus acanthoides (südöstliches Mitteleuropa, Rumänien), Rasse von Ballota nigra ssp. alba (nördliches Mittelmeergebiet).
Nach Freilanduntersuchungen, Auswertung von Herbarmaterial und Literaturangaben werden von den an der deutschen Nordseeküste vorkommenden Atriplex-Arten monographisch Nomenklatur, Beschreibung, Blütezeit, Standort und Verbreitung zusammengestellt und z.T. ihre Abgrenzung und Hybriden diskutiert. Dabei stellt sich u.a. heraus, dass A. proatrata und A. littoralis an der Küste weit verbreitet sind, während von A. glabriuscula nach 1970 nur noch zwei Standorte bekannt wurden und A. laciniata 1969 letztmalig gemeldet wurde. A. oalotheca kommt nicht an der deutschen Nordseeküste vor und A. patula meidet den halophytischen Bereich. Als neue Atriplex-Art für die deutsche Nordseeküste wird A. longipea nachgewiesen, die auch in älterem Herbarmaterial unter anderen Artnamen zu finden war. Ferner wird auf die zur Determination wichtigen speziellen morphologischen Charakteristika (z.B. Vorblätter, Kranztypus) der Atriplex-Arten eingegangen, ein Bestimmungsschlüssel für den Bereich der nord- und mitteleuropäischen Küsten aufgestellt, und es werden Laubblätter, Vorblätter und z.T. der Habitus der behandelten Arten abgebildet.
Das Schlüchterner Becken, das Gebiet zwischen Rhön, Vogelsberg und Spessart, besitzt ein subatlantisches Klima mit leicht kontinentalem und submediterranem Einfluss. Die Halbtrockenrasen auf Kalk- und Hergelkalkstein des unteren Muschelkalkes sind dem von Knapp (1942) und Bornkamm (1960) beschriebenen Gentiano-Koelerietum zuzuordnen. Dieses lässt sich in eine trockenere Subassoziation mit Tortella inolinata und eine frischere mit Trifolium pratenee gliedern. An den unbeweideten Hängen strahlen vielfach Arten des Trifolio-Agrimonietum ein, das infolge zunehmender Verbuschung in Ausbreitung begriffen ist. In pflanzengeographischer Hinsicht sind die untersuchten Gesellschaften weitgehend durch die kontinental-mitteleuropäisch-submediterrane und die mitteleuropäisch-submediterrane Artengruppe gekennzeichnet. Als Pflegemaßnahmen für die Erhaltung der Gesellschaft sind Abschlagen der vordringenden Gebüsche und extensive Beweidung erforderlich.
Das im Süden der Hohen Rhön gelegene NSG Lösershag und das daran anschließende Zintersbachtal wurden pflanzensoziologisch untersucht. 80% der NSG-Fläche werden von Waldungen eingenommen. 60% von naturnahen Laubmischwäldern. Flächenmäßig bedeutendste Waldgesellschaft ist das Dentario-Fagetum das im Gipfelbereich des Lösershags in einer besonders geophytenreichen Form der Subassoziation corydaletosum ausgebildet ist. Eine Höhengliederung des Dentario-Fagetum findet ihre Parallele im Geranio-Trisetetum des Zintersbachtales, dessen Grünlandbereiche infolge kleinflächigen Wechsels des geologischen Untergrundes und der Bodenwasserversorgung ein auch floristisch reichhaltiges Gesellschaftsmosaik darstellen.
Einfluss der Streuzersetzung auf die Vegetationsentwicklung brachliegender Rasengesellschaften
(1982)
Die Vegetationsentwicklung auf Brachflächen hängt vor allem vom Ausgangspflanzenbestand, der Phytomassenproduktion und der Abbaugeschwindigkeit des toten Pflanzenmaterials ab. Bei sehr niedriger Phytomassenproduktion ist die Sukzessionsdynamik in der Regel gering, selbst wenn das tote Pflanzenmaterial langsam mineralisiert wird. Große Artenverluste sind in den Pflanzengesellschaften zu erwarten, die eine mittlere bis hohe Produktion an Pflanzenmasse und eine langsame Streuzersetzung aufweisen. Bei einem schnellen Streuabbau können dagegen neue Arten in den Bestand einwandern.
Eingedenk gestiegener Ansprüche bei der Aufnahmeflächenwahl werden für die Hydrophyten-Vegetation Flächenhomogenität, Strukturtypen, Vegetationsschichtung, Flächengröße, Flächenform und günstiger Aufnahmezeitpunkt behandelt. Das Veronico- Beruletum erectae, Callitricho-Potametum berchtoldii und Ranunculo-Myriophylletum spicati (Tab. 1-3) dienen als Beispiele.
Mit zunehmender Nährstoffanreicherung der oligotrophen Gewässer in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft ist ein stetiger Rückgang der Littorelletea-Gesellschaften verbunden. Diese oligotraphenten Wasser- und Sumpfpflanzengesellschaften gehören zum speziellen Vegetationsinventar der nährstoffarmen Diluviallandschaft, sie werden aber in fortschreitendem Maße an ihren natürlichen Standorten durch eutraphente Pflanzen und Pflanzengesellschaften verdrängt.