Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 2 (1982)
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Das Schlüchterner Becken, das Gebiet zwischen Rhön, Vogelsberg und Spessart, besitzt ein subatlantisches Klima mit leicht kontinentalem und submediterranem Einfluss. Die Halbtrockenrasen auf Kalk- und Hergelkalkstein des unteren Muschelkalkes sind dem von Knapp (1942) und Bornkamm (1960) beschriebenen Gentiano-Koelerietum zuzuordnen. Dieses lässt sich in eine trockenere Subassoziation mit Tortella inolinata und eine frischere mit Trifolium pratenee gliedern. An den unbeweideten Hängen strahlen vielfach Arten des Trifolio-Agrimonietum ein, das infolge zunehmender Verbuschung in Ausbreitung begriffen ist. In pflanzengeographischer Hinsicht sind die untersuchten Gesellschaften weitgehend durch die kontinental-mitteleuropäisch-submediterrane und die mitteleuropäisch-submediterrane Artengruppe gekennzeichnet. Als Pflegemaßnahmen für die Erhaltung der Gesellschaft sind Abschlagen der vordringenden Gebüsche und extensive Beweidung erforderlich.
Es werden verschiedene Kleinsäuger-Zoozönosen beschrieben: Clethrionomye-Apodemus flavicollis-Zönose der Laubmischwälder, Apodemus agrarius–Clethrinomye-Zönose der Gebüsche, Apodemus- Microtus arvalis-Zönose der Getreideäcker, Sorex-Apodemus agrarius-Zönose und Sorex-Microtus oeconomus-Zönose des Grünlandes, ihre Symmorphologie, Synökologie und Synchorologie (Tab. 1-23). Fehlende Kongruenz zwischen Phyto- und Zoozönosen sowie zahlreiche Zönose-eigene Merkmale (Tab. 24, 25 ) sprechen für eine den Phyto-Assoziationen analoge Eigenständigkeit strukturgleicher Zoozönosen. Unter Anwendung der Braun-Blanquetschen Nomenklaturregeln werden Vorschläge zu ihrer Syntaxonomie unterbreitet.
Eingedenk gestiegener Ansprüche bei der Aufnahmeflächenwahl werden für die Hydrophyten-Vegetation Flächenhomogenität, Strukturtypen, Vegetationsschichtung, Flächengröße, Flächenform und günstiger Aufnahmezeitpunkt behandelt. Das Veronico- Beruletum erectae, Callitricho-Potametum berchtoldii und Ranunculo-Myriophylletum spicati (Tab. 1-3) dienen als Beispiele.
Mit zunehmender Nährstoffanreicherung der oligotrophen Gewässer in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft ist ein stetiger Rückgang der Littorelletea-Gesellschaften verbunden. Diese oligotraphenten Wasser- und Sumpfpflanzengesellschaften gehören zum speziellen Vegetationsinventar der nährstoffarmen Diluviallandschaft, sie werden aber in fortschreitendem Maße an ihren natürlichen Standorten durch eutraphente Pflanzen und Pflanzengesellschaften verdrängt.
Einfluss der Streuzersetzung auf die Vegetationsentwicklung brachliegender Rasengesellschaften
(1982)
Die Vegetationsentwicklung auf Brachflächen hängt vor allem vom Ausgangspflanzenbestand, der Phytomassenproduktion und der Abbaugeschwindigkeit des toten Pflanzenmaterials ab. Bei sehr niedriger Phytomassenproduktion ist die Sukzessionsdynamik in der Regel gering, selbst wenn das tote Pflanzenmaterial langsam mineralisiert wird. Große Artenverluste sind in den Pflanzengesellschaften zu erwarten, die eine mittlere bis hohe Produktion an Pflanzenmasse und eine langsame Streuzersetzung aufweisen. Bei einem schnellen Streuabbau können dagegen neue Arten in den Bestand einwandern.
Mit Hilfe von Großrestuntersuchungen wurden die Vegetationsabfolgen von zwei nordwestdeutschen Moorstandorten näher bestimmt. Dabei ließ sich auch das Vorkommen von Birkenbruchwäldern nachweisen, deren Vegetationsstrukturen untersucht wurden. Stellenweise zeigt sich eine abnehmende Eutrophie. Gleichzeitige Untersuchungen an rezenten Birkenbruchwäldern bestätigen floristische Ähnlichkeiten. 14-C-Datierungen zeigen für einen subfossilen Bruchwald ein dreitausendjähriges Bestehen (6695 +/-185 bis 3615 +/-80 v.Chr.).
12jährige Untersuchungen eines Dauerquadrats, das in einer trockenen Heide (Genisto-Callunetum) des NSG "Heiliges Meer" bei Hopsten lag, ergaben folgendes: Der Schlag und die Mahd der angeflogenen Jungbirken sowie die Behandlung der Sträucher mit Herbiziden führten zur Verminderung der Holzgewächse. Infolgedessen vermehrten sich das Heidekraut (Calluna vulgaris) und die Moose. Das Heidekraut verdrängte wiederum die Gräser. Der Rückgang der Flechten ist wohl sicher auf Luftverschmutzung zurückzuführen.
Zur anthropogenen Beeinträchtigung stadtnaher Wälder : das Beispiel der Eilenriede bei Hannover
(1982)
Die Veränderungen, welche die Bodenvegetation eines stadtnahen, mesophilen Laubwaldes, der hinsichtlich seiner Baumartenzusammensetzung und seiner räumlichen Struktur außergewöhnlich naturnah ist, gegenüber dem Jahre 1946 erfahren hat, werden durch Vergleich alter und neuer Vegetationsaufnahmen untersucht. Zur Indikation des "Störungszustandes" dient u.a. eine auf Grund der schwerpunktmäßigen Verteilung der Arten auf Gesellschaften mit unterschiedlicher Umweltdynamik ermittelte "Dynamik-Zahl". Es ergab sich, dass in den letzten drei Jahrzehnten das Ausmaß der Störung erheblich zugenommen hat, was sich im Rückgang "echter" Waldpflanzen und in der Zunahme von Arten mit Verbreitungsschwerpunkt in Gesellschaften, die unter unbeständigeren Umweltbedingungen leben, zeigt. Diskutiert werden Beziehungen zwischen Artenzahl, Äquität und Störung.
Bücherschau
(1982)
Nach Freilanduntersuchungen, Auswertung von Herbarmaterial und Literaturangaben werden von den an der deutschen Nordseeküste vorkommenden Atriplex-Arten monographisch Nomenklatur, Beschreibung, Blütezeit, Standort und Verbreitung zusammengestellt und z.T. ihre Abgrenzung und Hybriden diskutiert. Dabei stellt sich u.a. heraus, dass A. proatrata und A. littoralis an der Küste weit verbreitet sind, während von A. glabriuscula nach 1970 nur noch zwei Standorte bekannt wurden und A. laciniata 1969 letztmalig gemeldet wurde. A. oalotheca kommt nicht an der deutschen Nordseeküste vor und A. patula meidet den halophytischen Bereich. Als neue Atriplex-Art für die deutsche Nordseeküste wird A. longipea nachgewiesen, die auch in älterem Herbarmaterial unter anderen Artnamen zu finden war. Ferner wird auf die zur Determination wichtigen speziellen morphologischen Charakteristika (z.B. Vorblätter, Kranztypus) der Atriplex-Arten eingegangen, ein Bestimmungsschlüssel für den Bereich der nord- und mitteleuropäischen Küsten aufgestellt, und es werden Laubblätter, Vorblätter und z.T. der Habitus der behandelten Arten abgebildet.