Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen, Band 20/21 (1995)
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Es werden Milben der Gattung Halolaelaps Berlese & Trouessart, 1889 bearbeitet und die neue Untergattung Halolaelaps (Halogamasellus) etabliert. Folgende neue Arten werden in dieser neuen Untergattung beschrieben: Halolaelaps (Halogamasellus) evansi, Halolaelaps (Halogamasellus) janinae und Halolaelaps (Halogamasellus) willmanni. Für die Männchen und Weibchen der Halolae/aps (Halogamasellus)-Arten wird ein Bestimmungsschlüssel aufgestellt. Die Typus-Art der Gattung Saprolae/ aps Leitner, 1946 Saprolaelaps subtilis Leitner, 1946 wird in die neue Untergattung übertragen.
Die Bedeutung der Pyrenäen und anderer südfranzösischer Gebirge als eiszeitliche Refugialräume (massifs de refuge) wird anhand von Verbreitungsanalysen dargestellt. Endogäische und hypogäische, anophthalme Käferarten zeigen eine Verbreitungslücke in den während der letzten Eiszeit stark vergletscherten Zentralpyrenäen. Diese Region wird von einer alpinen Fauna besiedelt, die sich durch eine reduzierte Artenzahl endemischer, flugunfähiger Carabiden auszeichnet, während in den nicht vergletscherten Regionen die Zahl solcher Arten hoch ist. Carabus punctatoauratus ist auf bestimmte Regionen in den östlichen und nördlichen Randpyrenäen beschränkt. Bis auf ein kleines Gebiet in den Zentralpyrenäen verhält sich die Art endemisch und lebt noch heute nahezu ausschließlich in den ehemaligen eiszeitlichen Refugialräumen. Die Bedeutung der nördlichen Pyrenäen als ein altes Refugialgebiet für C. punctatoauratus wird durch den Nachweis einer hohen genetischen Variabilität an einigen Enzym-kodierenden Genen bestätigt. Die morphologische Differenzierung der Subspezies erfolgte wahrscheinlich während der Eiszeiten, als die Populationen durch Gletscher und ihre Vorfelder lange voneinander getrennt waren. In montanen Lagen scheinen die Käfer auf Wälder begrenzt zu sein, während sie in der subalpinen Zone auch in baumfreien Bereichen leben. Die Art ist hygrophil und kommt ausschließlich auf wasserzügigen Böden mit hoher Feuchtigkeit vor. C. punctatoauratus ist demnach eine petrophile Art nach den Definitionen von Holdhaus (1954) und Brandmayr (1983). Carabus auronitens ist die Schwesterart von Carabus punctatoauratus. Für eine lang andauernde, bereits vor der letzten Eiszeit begonnene Separation der beiden Arten spricht das Ausmaß an genetischer Differenzierung auf dem Allozym- und mtDNA-Niveau. Carabus auronitens bewohnt in Südfrankreich drei glaziale Refugialgebiete: die Montagne Noire (inkl. die Monts de Lacaune), die Umgebung von Rodez (Dep. Aveyron) und die Cevennen. Nördlich und westlich der Cevennen ist die Art weit und relativ kontinuierlich verbreitet. Auch in den Ostalpen und Karpaten werden von C. auronitens eiszeitliche Refugialgebiete bewohnt. Nördlich der potentiellen Refugialgebiete besiedelt C. auronitens ein großes Verbreitungsgebiet von Westfrankreich bis Polen. Da die Art nicht in der alpinen Zone und auf Permafrostboden lebt, scheint eine Überdauerung von C. auronitens während der Eiszeiten nördlich der Holdhaus-Linie nicht möglich gewesen zu sein. Verbreitung und genetische Differenzierungen zeigen ein unterschiedliches Ausbreitungspotential der Populationen von C. auronitens in den drei südfranzösischen Arealen: Wenigstens in einem Refugium (Montagne Noire) verhielten sich die Populationen endemisch, während zumindest die Populationen aus den Cevennen West-, Nordfrankreich und möglicherweise auch Westdeutschland besiedelt haben. Diese Populationen verhielten sich als Rückwanderer über weite Distanz (Hold haus 1954). Conspezifische Populationen anderer Arten zeigen ebenfalls Unterschiede hinsichtlich ihres postglazialen Ausbreitungsverhaltens. Da ökologische oder geographische Ausbreitungsschranken in einigen Fällen nicht erkennbar sind, kann die postglaziale Rückwanderung durch besonderes Lokomotions- und Orientierungsverhalten bedingt sein.
Hudelandschaften stellen im nordwestdeutschen Tiefland Lebensräume besonders hoher biologischer Diversität dar. Während einer über lange Zeiträume andauernden extensiven Bewirtschaftung durch den Menschen entstand ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Vegetationseinheiten. Die von geobotanischer Seite gut untersuchten Pflanzengesellschaften und Vegetationskomplexe bieten sich als Objekte biozönologischer Forschung an. Von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung ist das Studium von Reliktarten-Gemeinschaften alter Wälder. Unter den Carabiden, Chilopoden und Limaciden können Reliktarten benannt werden. Freilandexperimente zum Ausbreitungsverhalten und populationsgenetische Untersuchungen an Cerabiden wurden durchgeführt, um Unterschiede zwischen einer Reliktart und einer weit verbreiteten Art untersuchen zu können. Strukturreiche, ehemalige Hudewälder besitzen im Vergleich zu den strukturarmen Wirtschaftshochwäldern unterschiedliche Artengemeinschaften an Chilopoden, Diplopoden und Carabiden. Die Hudelandschaften weisen eine Reihe von Teil-Lebensräumen auf, die heute landesweit hochgradig gefährdet sind. Hierzu gehören z.B. die Tot- und Altholzbestände, die durch besonders typische Zersetzer-Gemeinschaften unter den Arthropoden charakterisiert sind; auch diese sind Gegenstand unserer biozönologischen Untersuchungen. Ein Schwerpunkt unserer Forschung liegt in der Charakterisierung einzelner Zoo- Taxozönosen (Coleoptera, Lepidoptera, Diptera, Orthoptera) auf der Basis des pflanzensoziologischen Rasters. Im Bereich der Ornithofauna haben wir uns bisher intensiver mit den Meisen-Gemeinschaften ausgewählter Hudegebiete befaßt und die verschiedenen Bindungsgrade an spezifische Ressourcen der Standorte analysiert. Im Rahmen dieser Arbeit wird gezeigt, daß die Erforschung von Biozönosen unter Landschaftsbezug und unter Berücksichtigung von Pflanzengesellschaften und Vegetationskomplexen wichtige Ergebnisse liefert. Im Falle der Hudelandschaften kommt auch kulturgeschichtlichen Zusammenhängen eine große Bedeutung für das Verständnis des Aufbaues solcher Ökosysteme zu.
Im Wiehengebirge (Osnabrücker Bergland) wurden die lithostratigraphisch gegliederten Gesteinsfolgen des Oberjura (Oxford, Kimmeridge, Gigas-Schichten bis Eimbeckhäuser Platten kalk) in zwei Tagesaufschlüssen am Linken-Berg bei Preußisch Oldendorf und am Osterberg bei Wehrendorf mit einer Gamma-Sonde nach dem Scintillometer-Prinzip vermessen. Oie synthetisch erzeugten Gamma- Kurven lassen sich eindeutig mit den Gamma-ray-Kurven der in der Nähe niedergebrachten Bohrungen vergleichen.
Die Vegetation der Hase und ihres Auegebietes wurde 1992 mit Ausnahme des Stadtgebietes Osnabrück von der Quelle bis Bramsche untersucht. Die Pflanzengesellschaften werden beschrieben und synsystematische Fragestellungen angeschnitten. Problematisch ist die Bewertung fragmentarisch ausgebildeter Pflanzengesellschaften, die in dem durch zahlreiche anthropogene Einflüsse überformten Gebiet häufig auftreten. Dennoch weist der bearbeitete Bereich des Hase-Aue-Komplexes eine Anzahl floristisch und ökologisch wertvoller Flächen auf. Mit 454 nachgewiesenen Gefäßpflanzen ist die floristische Diversität des untersuchten Gebietes recht hoch, in den verschiedenen Untersuchungsabschnitten jedoch sehr uneinheitlich. Auch wenn im Vergleich mit einer 1975 durchgeführten Kartierung ein leicht erhöhtes Arteninventar des Flusses registriert wird, darf dies nicht über die anhaltend hohe, für einige Schadstoffe sogar steigende Belastung des Flusses und die immer noch andauernde Intensivierung der Landwirtschaft im Auebereich hinwegtäuschen.
Während der zweiten Feldphase (März bis April 1994) des Forschungsvorhabens über die Rotatorienfauna Jamaikas wurden 39 Proben genommen. Es konnten 135 Morphen nachgewiesen werden, davon 120 monogononte und 15 digononte Formen. Daneben wurden Formen aus 6 Gattungen beobachtet, deren Identifikation aufgrund von Konservierungsartefakten nicht möglich war. Von den 135 Morphen sind 61 zum ersten Mal für Jamaika nachgewiesen; insgesamt sind für diese Insel jetzt 211 Rotatorien bekannt. Die wichtigsten Arten werden mit Bemerkungen zu ihrer Taxonomie, Biogeographie und Ökologie dargestellt.
Die Schwefelquellen von Bad Iburg, von denen früher eine balneologisch genutzt wurde, sind mit Hilfe von hydrophysikalisch-hydrochemischen Untersuchungen und Schwefel-Isotopenbestimmungen hydrogeologisch bearbeitet worden. Das für die mikrobielle Sulfatreduktion notwendige Sulfat ist auf gipshaltige Horizonte im Münder Mergel zurückzuführen. Die für die Schwefelbakterien entscheidende organische Substanz entstammt bituminösen Einschaltungen des Serpulits bzw. kohligen Lagen der Bückeberg-Folge.