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Im Rahmen des hessischen LOEWE-Schwerpunkts „Prähistorische Konfliktforschung – Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten“ werden die Burgen der Bronzezeit sowohl interdisziplinär auf verschiedene Kriterien hin untersucht und das Phänomen der bronzezeitlichen Burg durch theoretische Grundlagen zu Herrschaft und Krieg in der Bronzezeit erarbeitet, als auch exemplarisch archäologische Ausgrabungen an Befestigungen in Hessen und in Rumänien durchgeführt. Befestigte Höhensiedlungen oder Burgen stellten zwischen Karpaten und den Mittelgebirgen ein neues Phänomen dar, das im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen stand. Sie boten Schutz vor Überfällen bewaffneter Gruppen, zugleich konnten Ressourcen und Verkehrswege kontrolliert werden. Mit dem Aufkommen neuer Waffen, wie der Lanze oder den Hieb- und Stichschwertern, sowie der Errichtung von wehrhaften Höhensiedlungen wird in der Bronzezeit Europas im 2. Jt. v. Chr. eine Ausweitung von Konflikten, Gewalt und Krieg greifbar. Die bronzezeitlichen Burgen können bei allen differenzierten Funktionen insgesamt als Ausdruck eines gewachsenen fortifikatorischen Bedürfnisses vor dem Hintergrund sich wandelnder Kampftechniken und eines zunehmenden Konfliktpotentials gedeutet werden.
In den hessischen Mittelgebirgen wurden in der späten Bronzezeit erste befestigte Höhensiedlungen errichtet. Während für diese Zeit in den benachbarten fruchtbaren Beckenlagen eine intensive landwirtschaftliche Nutzung belegt ist, wissen wir über die Nutzungssysteme sowie die Entnahme von Ressourcen in den Mittelgebirgen noch vergleichsweise wenig. Im Rahmen des LOEWE-Projektes „Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten“ werden mit Hilfe archäobotanischer Analysen die Art und Intensität der Nutzung, mögliche Auswirkungen durch die Befestigungen auf die Vegetation der Umgebung sowie ihr Verhältnis zu den zentralen Altsiedellandschaften untersucht. Die pollenanalytischen Arbeiten konzentrieren sich auf den Taunus, den Raum Fulda und die Rhön. Erste Ergebnisse zeigen dort im ausgehenden 2. und beginnenden 1. Jt. v. Chr. eine deutliche Veränderung der Vegetation, die sich insbesondere durch einen raschen Wandel der von linden- zu buchendominierten Wäldern auszeichnet. Inwieweit der Bau der befestigten Höhensiedlungen in der späten Bronzezeit für die großen waldgeschichtlichen Umbrüche mit verantwortlich war oder eher als Reaktion darauf zu verstehen ist, soll im Zuge der weiteren Untersuchungen geklärt werden.
In this contribution the sub-project of the LOEWE initiative which is researching Late Bronze Age hilltop sites between the mountain ranges of the Vogelsberg and Taunus is presented. Special emphasis is placed on the first results from an evaluation of the data from archives and remote sensing as well as from geophysical examinations of particular sites.
Osthessen ist ein stark gegliederter Mittelgebirgsraum. Fruchtbare Tal- und Beckenlandschaften eignen sich für Ackerbau, die höheren Regionen vor allem zur Wald- und Weidewirtschaft. Es gibt zahlreiche salzhaltige Quellen. Kupferschiefer steht im nördlich gelegenen Richelsdorfer Gebirge an, und Eisenerze sind aus dem Vogelsberg und in lokalen Vorkommen zwischen Kalbach um Motten belegt. Während der Bronze- und Eisenzeit vollzieht Osthessen eine vielschichtige Entwicklung. Die Fulda-Werra-Gruppe, die in der Mittelbronzezeit einen einheitlichen Kulturraum bildet, zerfällt am Übergang zur Spätbronzezeit. Stattdessen befindet sich die Region nun im Kontakt- und Übergangsbereich verschiedener Kulturen. Auch in der Eisenzeit liegt Osthessen zunächst am nördlichen Rand der Hallstattkultur, bevor es in der Frühlatènezeit vorübergehend unmittelbarer Teil der Latènekultur wird. Nach den sog. Keltischen Wanderungen während der ausgehenden Mittel- und Spätlatènezeit rückt die Region dann wieder an die Peripherie der Latène- bzw. Oppidakultur. Während der gesamten Zeit ist Osthessen eine wichtige Kontakt- und Distributionszone, die stark durch Güter- und Ideenaustausch, aber auch durch Migration geprägt wird. Bei ersten Grabungen im Jahr 2016 wurde im Rahmen des LOEWE-Projekts der Stallberg näher untersucht, der von der älteren Forschung in die Eisenzeit datiert wurde, durch die Auffindung eines spätbronzezeitlichen Messers aber eine größere zeitliche Tiefe vermuten ließ. Bei den Ausgrabungen traten überraschenderweise Funde aus der Michelsberger Kultur zutage. Einige 14C-Daten konnten ein jungneolithisches Alter bestätigen, lieferten aber auch Daten aus dem Hochmittelalter.
Die Prähistorische Archäologie ist neben zahlreichen anderen Wissenschaftsdisziplinen damit befasst, menschliche Gewalt und Krieg zu beschreiben und historisch einzuordnen. Sie ist darüber hinaus in der Lage, einen Blick in vorstaatliche Zeiten zu werfen und Entwicklungen über lange Zeiträume zu verfolgen. Gleichwohl spielen Modellvorstellungen, die sich an Staaten der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit orientieren, bei der Deutung prähistorischer Befunde eine dominante Rolle – so entsteht der Eindruck, dass Gewalt und Krieg die menschlichen Gesellschaften schon immer in ähnlicher Weise prägten, wie sie es bis heute tun. Dabei wird selten zwischen Gewaltformen unterschieden, Traumata gelten generell als Belege für Krieg, und auch die Gründe für die Kriege scheinen den heutigen zu gleichen – genannt seien Ressourcen, Territorien und Besitz. Schon ein kleiner Blick in ethnologische Quellen zeigt, dass dieses Bild nicht stimmen kann, und eine genauere Analyse archäologischer und anthropologischer Befunde ergibt erhebliche Unterschiede zwischen Zeiten und Regionen, die mit den gängigen Modellen nur schwer erklärbar sind. Diese Problematik wird anhand einiger Beispiele verdeutlicht.
This article pinpoints the double being and doing of weapons, warriors and warrior fraternities as quite possibly a characterising trait from the onset of the Corded Ware period well into the mature Bronze Age and beyond. Exquisitely crafted weapons of bronze – many spirited with a life-energy of their own – were used to wage war and sometimes to hack victims into pieces with strong indications that the beautiful warrior with his trained well-groomed body was capable of extreme violence. The companionship of warrior peers in the fraternity was a social construct enabling effective waging of war as well as fulfilling other roles in Bronze Age society, contributing to rituals and social interaction.
Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht der Versuch der Klärung einiger für das LOEWE-Projekt zur bronzezeitlichen Burgenforschung zentraler theoretischer Begriffe und Konzepte wie Burg/Befestigung, Gewalt und Konflikt. Sie verweisen auf drei unterschiedliche und bislang nur ungenügend miteinander verknüpfte Forschungsfelder, nämlich die prähistorische Burgenforschung, die historisch-kulturwissenschaftliche Gewaltforschung und die politik- und sozialwissenschaftliche Konfliktforschung. Im Anschluss an eine kurze Vorstellung dieser Forschungsfelder, in der auch ihre jeweilige Genese beleuchtet wird, diskutiere ich vor allem die Frage nach möglichen Schnittstellen, aber auch nach existierenden Unverträglichkeiten bzw. Widersprüchen zwischen diesen Konzepten. Ein abschließendes Fallbeispiel kombiniert Ideen aus dem Bereich des frühneuzeitlichen Festungs- und Herrschaftsdiskurses (Machiavelli) mit zeitgenössischen Erklärungsansätzen zum bronzezeitlichen Burgenbau.
Das Fränkische Reich erreichte unter Karl dem Großen seine weiteste Ausdehnung und hatte sich in Europa als weitere Großmacht neben dem Byzantinischen Reich, den Slawen und den Arabern etabliert. Der Burgenbau spielte hierbei eine entscheidende Rolle. Wie sahen diese Burgen aus, sowohl die Befestigung als auch die Innenbebauung und –struktur? Welche Funktionen hatten die Anlagen, gab es Veränderungen in Funktion und demgemäß Struktur, eventuell neue Funktionen oder neuartig gestaltete, strukturierte Burgen? Welche Rolle spielte der Burgenbau vom 7. bis 10. Jh. ‒ auch aufgrund der politisch-sozialen Entwicklungen? Diesen Fragen wird vor allem unter archäologischen Gesichtspunkten nachgegangen, ohne dabei die historische Gesamtsituation und deren regionale und überregionale Ursachen und Auswirkungen aus den Augen zu verlieren. In einem Überblick wird zunächst auf die zeitliche und geographische Entwicklung des frühmittelalterlichen Burgenbaus eingegangen. Der Hauptteil behandelt verschiedene wichtige Funktionen mit einschlägigen Beispielen: Burgen als administrative Zentralorte, als Refugien, zur Sicherung von Verkehrswegen, in militärischer Funktion, in der Bedeutung für den Bau von Pfalzen, als fortifikatorische Absicherung von Bistumssitzen sowie von Königs- und Klosterhöfen, als frühe Adelsburgen oder die Rolle der Burgen in frühterritorialen Landesherrschaften sowie im frühmittelalterlichen Landesausbau und zuletzt bei der Herausbildung und Befestigung von Städten. Das 10. Jh. stellt eine Blütezeit für den Burgen- und Befestigungsbau dar, der wie nie zuvor im Frühmittelalter vielschichtig und differenziert-multifunktional war. Darüber hinaus waren die Burgen immer auch ein Symbol der Macht bzw. Herrschaft als Ausdruck des adligen Schutzverständnisses mit repräsentativer Funktion.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der historischen Überlieferung zu Burgen und anderen Befestigungen zwischen ca. 750 und 900 u. Z. Anhand von vier Beispielen aus unterschiedlichen Quellengattungen wird gezeigt, dass Befestigungen ein zentraler Bestandteil der karolingischen Welt waren. Die Bezeichnungen für Befestigungen umfassen ein großes terminologisches Spektrum, das sich mit den Begriffen deckt, die auch für städtische Siedlungen verwendet wurden (urbs, civitas, castellum, oppidum). Dies zeigt, dass Befestigungen und städtische Siedlungsformen zeitgenössisch nicht konsequent unterschieden wurden. Sie müssen daher zusammen betrachtet werden. Im zweiten Teil des Beitrags geht es um die Träger von Befestigungen, zunächst um die fränkischen Könige, die man in der Forschung zumeist für die alleinigen Träger des Burgenbaus hält. Aber auch andere Träger waren bedeutend: Bischöfe übernahmen die Verantwortung für die Befestigungen ihrer Städte, wie an den Beispielen Worms und Rom gezeigt wird, und auch Laien, wie etwa die bayerische Familie der „Waltriche“ und der Franke Iring, verfügten über Burgen. Unterhalten und erbaut wurden Burgen in fränkischer Zeit mithilfe von Dienstverpflichtungen, die für alle Freien galten, aber auch im Rahmen von Grundherrschaften.
Die archäologische Forschung zu befestigten Anlagen der Vorgeschichte, vor allem zu jenen Komplexen der Bronze- und Eisenzeit Mitteleuropas, basierte in der Vergangenheit maßgeblich auf Postulaten, die sich von Analogien zu antiken Quellen ableiteten. Demnach waren Befestigungen vor allem Ausdruck zentralisierter Sozialsysteme, errichtet auf Weisung von Führungspersönlichkeiten, die an der Spitze einer Hierarchie standen und mit den Befestigungen ihre Zentralorte gegen feindliche Übergriffe absicherten. In dem Beitrag wird jedoch gezeigt, dass sowohl die Notwendigkeit einer hierarchischen Sozialstruktur zur Errichtung von Fortifikationen als auch die vermutete zentralörtliche Funktion von Befestigungen im Lichte ethnographischer Quellen durchaus keine Universalien darstellen.