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Am 2. Mai 2009 war es wieder so weit: Deutschlandweit machten sich 524 Teams auf den Weg, möglichst viele Vogelarten innerhalb der Grenzen eines Landkreises nachzuweisen. Ein Team, bestehend aus mindestens drei, aber höchstens fünf Personen, meldet sich vor Beginn des großen Rennens online beim Dachverband Deutscher Avifaunisten an und verpflichtet sich zur Fairness, ohne die solch ein Wettbewerb keinen Spaß machen würde. Auch im Kreis Höxter fand sich im diesem Jahr wieder ein Team, bestehend aus Herbert SCHRÖDER, Hans-Peter MENKE, Dirk SCHILLER und David SINGER. Begleitet wurden sie von zwei Studentinnen aus Höxter.
Lässt man heute den Blick über die nördlich von Willebadessen gelegene Hügellandschaft – die „Kalktriften“ – schweifen, kann man erahnen, wie es vor über 100 Jahren hier gewesen sein mag: Ein Hirte steht mit seiner Herde genüsslich wiederkäuender Ziegen im aufsteigenden Nebel des frühen Morgens. Die Sonne taucht alles in ein warmes Licht und erweckt die karge, fast strauch- und baumfreie Landschaft zu einem wahren Blütenmeer. Neben dem dunklen Blau des Kreuz-Enzians und dem satten Violett des Acker-Wachtelweizens blühen verschiedenste Orchideen, hier das Stattliche Knabenkraut und dort die Fliegen-Ragwurz, deren Blüten wie kleine Kunstwerke ein kleines Männchen nachbilden wollen. Leuchtend gelb recken sich die Sonnenröschen gen Himmel und leiten den Blick auf diesen sonst leicht zu übersehenen Zwergstrauch. Später an diesem strahlenden Junitag stutzt das Auge. Unter den vielen verschiedenen Schmetterlingen, die Blüte für Blüte besuchen, flattern scheinbar ziellos blaue Farbtupfer, der Kreuz-Enzian-Ameisenbläuling und der Himmelblaue Bläuling, während im Hintergrund der freundliche Gesang der Grasmücken ertönt. Hier findet der Neuntöter im überschaubaren Wechsel von offenen, kargen Landschaftsabschnitten und versprengten Gebüschen so manch ertragreiche Sitzwarte, an manchen Dorn nebenan hat er Insekten aufgespießt – für später. Im Frühjahr 2009 weiden nach jahrzehntelanger Brachephase wieder Tiere auf den inzwischen unter Naturschutz gestellten Kalktriften (vgl. Abb. 1 und 2). Es sind nicht mehr Ziegen, sondern Schafe. Und sie werden auch nicht mehr gehütet, sondern gekoppelt, d. h. ein mobiler Elektrozaun und nicht der Hirte oder die Hunde halten die Tiere auf der vorgesehenen Fläche. Die Zeit ist nicht stehen geblieben. Schaut man sich den Gerlan oder den Schleusenberg genauer an, fallen größere frisch entbuschte Bereiche und ausgedehnte Rohbodenflächen auf (vgl. Abb. 3). Deutlich sind Spuren schwerer Geräte zu erkennen, die andeuten, dass hier vor kurzem noch ein anderes Bild der Landschaft vorherrschend war und dass es viel Kraft und Zeit gekostet hat, den heutigen Zustand wieder herzustellen.
Ist der Anstieg nitrophiler Flechten an Bäumen auf eine Erhöhung des Borken-pHs zurückzuführen?
(2009)
Der Anstieg nitrophiler Flechten an Bäumen in den letzten zehn Jahren wirft die Frage nach den dafür verantwortlichen Ursachen auf. Einer Hypothese zur Folge soll dieser Anstieg auf eine Erhöhung des Borken-pH beruhen, hervorgerufen durch die gesunkenen SO2-Emissionen, gestiegene Ammoniakemissionen oder auch Verkehrsstäube. Um diese Hypothese zu testen, wurden im Rheinland pH-Messungen unterschiedlicher Trägerbaumarten durchgeführt und mit Faktoren wie der Frequenz bzw. Diversität nitrophyischer Flechten oder der Verkehrsdichte korreliert. Dabei zeigte sich, dass der stärkere Verkehr den pH von Eichen mit pufferarmer Borke anhebt. Bei Linden lässt sich ein geringer, bei Ahornen kein Zusammenhang zum Verkehr finden. Ein Zusammenhang zwischen Frequenz oder Diversität von nitrophytischen Flechtenarten mit dem Borken-pH konnte nicht gefunden werden. Deswegen kann ein Anstieg der nitrophytischen Flechten generell nicht auf die Änderung des Borken-pHs zurückgeführt werden. Im Vergleich mit pH-Werten von Borken aus den Fünfziger Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Werte zu verzeichnen, der dann aber auf den Rückgang der Säurewirkung von SO2 und nicht auf die basische Wirkung von eutrophierenden Emissionen zurückzuführen ist. Als mögliche Ursache für den Anstieg nitrophytischer Flechten wird die Salzwirkung von trockenen Stickstoffdepositionen erwogen.
Der vorliegende Band beinhaltet Ergebnisse, die im Projekt ENFORCHANGE erarbeitet worden sind. ENFORCHANGE war eines von 27 Forschungsprojekten im Programmschwerpunkt "Nachhaltige Waldwirtschaft" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Von 2005 bis 2007 sind anhand von zwei Modellregionen Fragen zur Reaktion von Wäldern auf veränderte Umweltbedingungen und zur Übersetzung der Erkenntnisse in waldbauliche Handlungsempfehlungen bearbeitet worden. Ein wesentlicher Aspekt war auch die Frage eines besseren Transfers von Forschungsergebnissen in die Öffentlichkeit.
Heft 7 von Waldökologie, Landschaftsforschung und Naturschutz präsentiert neueste Forschungsergebnisse zu „Biodiversität und Naturnähe“ unserer Wald- Lebensräume. Es zeigt sich wieder einmal eindrucksvoll, dass nur eine breit angelegte und gut vernetzte Geobotanik und Standortskunde diesem herausfordernden und facettenreichen Thema gerecht werden kann. In dieser Hinsicht steht dieses Heft ganz im Geiste des am 19. Mai 2008 verstorbenen Begründers der komplexen nordostdeutschen Naturraumerkundung, Herrn Dr. habil. Dietrich Kopp, der von dem großen Ökologen Herrn Prof. em. Dr. Michael Succow geehrt wird. Neben seinen großen Verdiensten für die Entwicklung der Naturraumkunde hat sich Dietrich Kopp Ende 2002 auch maßgeblich für die Weiterführung des damals von der Einstellung bedrohten Archivs für Naturschutz und Landschaftsforschung eingesetzt, welches letztlich in unser heutiges Online-Journal aufging.
Das Vorkommen von Kalk-Halbtrockenrasen oder Kalkmagerrasen ist im Wesentlichen auf diejenigen Regionen beschränkt, die basenreiche Ausgangsgesteine aufweisen. Es handelt sich hierbei vorrangig um die aus Sedimentgesteinen des Muschelkalks bzw. des Juras und der Kreide aufgebauten Kalkgebirge, die sich in Mitteleuropa v. a. in der Frankenalb, der Schwäbischen Alb, an den Muschelkalkhängen von Kocher, Jagst, Tauber und Main mit Nebenflüssen, in der thüringischen und bayerischen Rhön, an den Hängen des Mittleren Saaletales in Thüringen und im Dreiländereck Ostwestfalen, Südniedersachsen und Nordhessen finden. In Nordrhein-Westfalen befinden sich die größten Vorkommen der Kalkmagerrasen in den Kreisen Euskirchen (Eifel) und Höxter sowie im Raum
Marsberg (Hochsauerlandkreis).
Die Grenze der Kreise Höxter und Paderborn wird durch den Kamm des Nord-Süd verlaufenden Eggegebirges markiert. Nach Süden hin geht die Egge in ein stark bewegtes, kompaktes Waldbergland über, welches bis an die Diemel heranreicht und die Wälder der Egge mit denen des Rothaargebirges verbindet. Dieses vielfältig strukturierte, durch schmale, scharf eingeschnittene Täler gegliederte Waldgebiet wurde aufgrund seiner Bedeutung für zahlreiche seltene und bedrohte Waldvogelarten in das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 als Vogelschutzgebiet (VSG) „Egge" (7.169 ha) aufgenommen.
Mit den recht großen Vorkommen von Maculinea rebeli im Kreis Höxter – sie bilden zusammen mit den benachbarten niedersächsischen und nordhessischen Populationen einen Verbreitungsschwerpunkt, der im norddeutschen Raum einzigartig ist – weist der Kreis eine faunistische Besonderheit auf. Denn durch den Verlust seines Lebensraumes, des Kalkmagerrasens, zählt der Kreuzenzian-Ameisenbläuling mittlerweile zu den stark gefährdeten Arten: Fast alle Populationen von Maculinea rebeli (Hirschke, 1904), der wissenschaftlich auch als Phengaris rebeli (Hirschke, 1904) und in der Vergangenheit als Glaucopsyche rebeli (Hirschke, 1904) bzw. Maculinea alcon ssp. rebeli (Hirschke, 1904) bezeichnet wird bzw. wurde, sind in Deutschland heute hochgradig in ihrer Existenz bedroht! Die von der Autorin im Jahr 2008 erstellte Diplomarbeit „Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling Maculinea rebeli – Auswertung faunistischer und populationsökologischer Untersuchungen im Hinblick auf die Entwicklung eines Artenschutzkonzeptes“ beschäftigt sich daher eingehend mit dem aktuellen Zustand der hiesigen Vorkommen und deren Entwicklung seit 1990. Ziel der Arbeit war die Erarbeitung geeigneter Schutzmaßnahmen in Form eines auf die Biologie des Bläulings und die jeweilige Fläche abgestimmten Managements. Die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit sollen im Folgenden wiedergegeben werden.
Im Kreis Höxter stellt sich die Situation entgegen vielen anderen Landesteilen NRWs recht günstig dar. Grund ist der relativ geringe Verbauungsgrad der größeren Fließgewässer wie Nethe, Aa, Emmer oder Beber. Hinzu kommt, dass sich v. a. in den Auen von Nethe, Aa und Emmer mächtige Lehmablagerungen finden, in die sich die Gewässer tief eingeschnitten haben. Überall dort, wo die Gewässer die Ufer unterspülen können, bilden sich Steilufer aus, die sich ideal für die Anlage der Brutröhren eignen. Weiterhin finden sich in den Fließgewässern hinreichend Kleinfische (u. a. Elritzen), die vom Eisvogel bevorzugt aufgenommen werden. Für die Bevölkerung des Kreises ist es somit nicht allzu schwer, die fliegenden Juwelen an den heimischen Gewässern zu beobachten. Aber nicht nur an den Fließgewässern ist der Eisvogel anzutreffen. Er sucht auch gerne die zahlreichen Baggerseen im Wesertal zur Nahrungssuche auf. Selbst die Badeseen zwischen Höxter und Godelheim werden von ihm regelmäßig besucht. Dass der Eisvogel ausgerechnet im Jahr 2009, in dem er zum Vogel des Jahres auserwählt wurde, nur selten anzutreffen war, ist auf den sehr harten Winter 2008/2009 zurückzuführen, den zahlreiche Vögel nicht überlebt haben.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren in den Gewässern Deutschlands drei Flusskrebsarten beheimatet. Während der Edelkrebs (Astacus astacus; Abb. 1) ursprünglich in ganz Deutschland anzutreffen war, beschränkten sich die Vorkommen des Dohlenkrebses (Austropotamobius pallipes; Abb. 2) schon immer auf die Gewässer im äußersten Südwesten Deutschlands (Oberund Hochrhein sowie die Vorberge des Schwarzwaldes). Auch der ca. 8 cm große Stein- Abb. 2: Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes; Foto: C. LUKHAUP) krebs (Austropotamobius torrentium; Abb. 3) war nicht in ganz Deutschland zu Hause. Man fand ihn v. a. in Süddeutschland. In Nordrhein-Westfalen erreicht der Steinkrebs auf der Höhe von Köln seine nördliche Verbreitungsgrenze. Insbesondere Edelkrebse waren früher häufig in dichten Beständen anzutreffen, so dass sie fischereilich genutzt wurden. In vielen Regionen hatten sie eine große wirtschaftliche Bedeutung (GROß et al. 2008).
Die Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) ist mit einer Größe von bis zu 60 cm – in Ausnahmefällen gar bis zu 100 cm (ROTHMALER 1995) – eine der stattlichsten Orchideen der mitteleuropäischen Flora (Abb. 1). Ihren Gattungsnamen verdankt die Pflanze dem mehrere Zentimeter lang ausgezogenen Mittellappen des Labellums (der „Lippe“, Abb. 4). Ihr Artname verweist auf den der Pflanze entströmenden intensiven Geruch nach Ziegenbock.
War das ein Wendehals oder ein Steinkauz? Das war die erste Frage, die ich mir stellte, als ich am 17. Juli 2009 vom Fahrrad aus einen Vogel in einen Obstbaum bei Ottbergen fliegen sah. Als ich genauer hinsah, saß dort tatsächlich ein Steinkauz im Baum. Zum Glück hatte ich Fernglas, Digitalkamera und Camcorder dabei, sodass ich gleich Aufnahmen vom etwa 20 Meter entfernten Vogel mit der Digitalkamera durch das Fernglas machen konnte (Abb. 1), wobei der Steinkauz keine Anzeichen von Beunruhigung zeigte. Nachdem ich eine Zeit lang beobachtet hatte, fuhr ich schließlich weiter in Richtung Godelheim. Am nächsten Tag konnte ich dann sogar bei der Fütterung von drei Jungvögeln zuschauen, und in den nächsten Tagen traf ich bei jeder Kontrolle Steinkäuze an. Es gibt also wieder einen aktuellen Brutnachweis des Steinkauzes aus dem Nethetal. Aus diesem aktuellen Anlass möchte ich mich in diesem Artikel etwas genauer mit dem Steinkauz im Kreis Höxter beschäftigen.
Unsere reichhaltige und wunderschöne Kulturlandschaft bietet für alle Generationen einen breiten Fundus an Schätzen. Viele Naturschützer sind unterwegs und setzen sich für den Erhalt unserer natürlichen Ressourcen ein, indem sie z. B. an Vogelzählungen teilnehmen oder Pflegeeinsätze organisieren. Jegliche Naturschutzarbeit ist willkommen, ja notwendig, um die Natur für unsere nachfolgenden Generationen zu erhalten. Genauso wichtig ist es, mit den jüngeren Generationen in die Natur zu gehen und sie erlebbar zu machen. Dies wird seit dem Sommer 2004 auch vom NABU und UND gemeinschaftlich im Rahmen einer „Kinderspaß“-Veranstaltung der Stadt Höxter praktiziert. Und auch nach fünf Jahren gemeinsamer Arbeit ist das Team von Maria und Klaus MENGEL (BUND) und Doris BELTER (NABU) dem Motto treu geblieben, mit Freuden die Natur zu erleben. Die gemeinsame Entdeckungstour am 12. August 2009 wurde mit einem Spiel zum Kennenlernen eröffnet. Gemeinsam ging es dann hinein in den Wald am Ziegenberg in Höxter.
Wolfram, Klopstock und Homer
(2009)
Jede Zeit führt ihren je eigenen Dialog mit dem Mittelalter; (...) je nach ihren Voraussetzungen und Bedingungen stellt sie ihre Fragen an die mittelalterlichen Relikte und findet eigene Antworten. Mein Beitrag geht der Frage nach, wie in der Mitte des 18. Jahrhunderts Wolframs „Parzival“ aufgenommen werden konnte und welche Dimensionen besonders faszinierten und irritierten. (...)
Großräumige Monitoringprogramme stellen eine zweistufige
Stichprobe dar: Zuerst wird eine räumliche Stichprobe ausgewählt
und danach eine Stichprobe an beobachteten Individuen,
besetzten Flächen oder Arten. Damit die in Monitoringprogrammen
gewonnenen Zahlen interpretierbar bleiben,
muss die räumliche Stichprobe „definiert zufällig“ erfolgen,
ansonsten können Verfälschungen auftreten. Außerdem muss
beachtet werden, dass Zählungen und Vorkommensbeobachtungen
(„Präsenz-Absenz-Daten“) binomiale Zufallsgrößen
sind, ganz analog zum Wurf einer Münze. Die Binomialverteiltung
stellt sozusagen das „Grundgesetz der Bestandserhebung“
dar und besagt, dass Zählungen (Z) erstens auch unter
identischen Bedingungen automatisch streuen, und dass sie
zweitens im Durchschnitt einem Anteil p der vorhandenen
Bestände N entsprechen, wobei p die Antreffwahrscheinlichkeit
darstellt. Drittens beinhaltet ein Vergleich zwischen zwei
oder mehr Zählungen immer gleichzeitig einen Vergleich der
Bestände N und der Antreffwahrscheinlichkeit p. Das bedeutet,
dass ein Zeittrend in Zählungen zustande kommen kann
durch einen realen Bestandstrend, durch einen Trend in der
Antreffwahrscheinlichkeit oder durch eine Kombination von
beidem. Eine direkte Interpretation von Zählungen impliziert
immer die Annahme, dass p = 1 oder dass p konstant sei. Es
ist nützlich, sich die Entstehung von Vogelzählungen hierarchisch,
d. H. mehrstufig vorzustellen: In einem ersten Schritt
entstehen die wahren Bestände und im zweiten die Zählungen
in Abhängigkeit der Bestände und der Antreffwahrscheinlichkeit
p. Extrainformation ist nötig, um die wahren Bestände
korrigiert für p zu schätzen. Diese Extrainformation besteht
in der Regel aus Distanzinformation
oder aus wiederholten
Beobachtungen, woraus Distance-Sampling- und Fangwiederfang-
Methoden die echten Bestände oder das wahre Vorkommen
zu schätzen vermögen. In den vergangenen Jahren
haben wir im Schweizer Brutvogelmonitoringprogramm
MHB mehrere Analyseverfahren vom Fangwiederfang-Typ
getestet und stellen diese und unsere Befunde zusammenfassend
kurz vor. Diese Methoden korrigieren für den binomialen
„Beobachtungsfehler“, der allen Vogelzählungen und
Vorkommensbeobachtungen inhärent ist. Wir glauben, dass
man an Methoden wie den hier illustrierten eigentlich nicht
vorbei kommt, wenn bei Monitoringprogrammen absolute
Bestandsgrößen vonnöten sind oder wenn man für „gefährliche
Muster“ in der Antreffwahrscheinlichkeit, z. B. Zeittrends
in p, korrigieren möchte.
Wir beschreiben eine ungewöhnliche Brutkolonie des Mauerseglers
unter einer Autobahnbrücke. Im Jahr 2007 bestand
die Kolonie aus 38 Brutpaaren, von denen 35 erfolgreich brüteten.
Trotzdem war die Überlebensrate der Nestlinge wegen
der schlechten Wetterbedingungen sehr niedrig. Nur 7 von
75 Nestlingen flogen aus. Der Standort bietet exzellente Möglichkeiten,
weitere Aspekte der Life-History von Mauerseglern
zu untersuchen.
Analyse des starken Bestandsrückgangs beim Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix im Bodenseegebiet
(2009)
In der Brutsaison 2003 wurden in 29 besetzten Revieren und
13 in früheren Jahren besetzten Revieren („verwaiste Reviere")
des Waldlaubsängers Vegetationsparameter der Kraut-,
Strauch- und Baumschicht erhoben, und der Bruterfolg von
zehn Brutpaaren kontrolliert. In zehn Revieren verpaarter
Männchen und zehn verwaisten Revieren wurde das Nahrungsangebot
abgeschätzt und Ellenbergsche Zeigerwerte
berechnet. Für den Waldlaubsänger wurde hiermit erstmals
ein Vergleich von besetzten und verwaisten Revieren durchgeführt,
um Einblicke in die Eignung der rezenten Lebensräume
als Bruthabitat zu bekommen.
Der festgestellte Bruterfolg (50 %) liegt im Rahmen entsprechender
Daten aus der Literatur. Auffällig ist die hohe Anzahl
unverpaarter Männchen (63 %). Es brütet nur ein kleiner Teil
der Population, und von diesen Bruten ist nur die Hälfte erfolgreich.
Der hohe Anteil unverpaarter Männchen ist möglicherweise
ein Hinweis darauf, dass die Habitate des Waldlaubsängers
im Untersuchungsgebiet fragmentiert sind.
Hinweise darauf, dass erhöhte Prädation an den Bestandsrückgängen
beteiligt ist, ergaben sich nicht.
Im Vergleich von besetzten und verwaisten Revieren des
Waldlaubsängers ergaben sich keine Unterschiede hinsichtlich
Nahrungsverfügbarkeit zur Nestlingszeit und am Neststandort.
Dies legt nahe, dass diese Faktoren nicht an den Bestandsrückgängen
im Untersuchungsgebiet beteiligt sind. Unterschiede
in besetzten und verwaisten Revieren ergaben sich in
strukturellen Parametern der Baumschicht. Verwaiste Reviere
haben einen älteren Baumbestand und wichtige strukturelle
Elemente, z. B. die Beastung von Bäumen unter 4 m, sind
dort in geringerem Ausmaß vorhanden. Da das Flächendurchschnittsalter
der Waldbestände in Deutschland und Mitteleuropa
höher wird, ist denkbar, dass sich die Habitatqualität
für den Waldlaubsänger weiter verschlechtert. Zur Zeit finden
aber vermutlich eher Verschiebungen innerhalb von Baumaltersklassen
statt, die noch für den Waldlaubsänger geeignet
sind. In Revieren verpaarter Männchen wurde öfter eine zusammenhängende
Grasfläche und mehr einzelne Grasbüschel
festgestellt als in Revieren unverpaarter Männchen und in
verwaisten Revieren. Sie sind im Zusammenhang mit dem
Neststandort wichtig und es ist denkbar, dass es an geeigneten
Nistplatzmöglichkeiten mangelt.
Die Bestandsrückgänge des Waldlaubsängers sind eine überregionale
Entwicklung und treffen zumindest auf das südliche
und westliche Mitteleuropa zu. Das Ausmaß des Bestandsrückganges
im Untersuchungsgebiet innerhalb von 20 Jahren
(Rückgang um 87 %) legt den Schluss nahe, dass neben der
Fragmentierung und Verschlechterung der Bruthabitate Ursachen
außerhalb des Untersuchungsgebietes in erheblichem
Maße an dem Populationsrückgang beteiligt sind. Am wahrscheinlichsten
sind Veränderungen in Rast- oder Überwinterungsquartieren
und/oder ein großräumiger Wandel im
Verbreitungsareal infolge klimatischer Veränderungen.
Auf einer vom 25.12.2007 bis 15.1.2008 stattgefundenen
Reise nach Libyen, die schwerpunktmäßig auf Exkursionsziele
im Fezzan ausgerichtet war, wurden 96 Vogelarten
nachgewiesen, von denen 76 in dieser Arbeit
näher kommentiert werden. Es handelt sich dabei um
Beobachtungen, deren Auswertung aufgrund spärlicher
oder gar fehlender Angaben in der einschlägigen Literatur
relevant ist. In einer Tabelle sind die registrierten
Erstnachweise, Höchstzahlen etc. für Libyen bzw. den
Fezzan aufgeführt.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Teile des
Landes für mehrere europäische Vogelarten eine bislang
nicht erkannte hohe Bedeutung als Durchzugsund
Winterquartier haben. Vor allem die Gewässer
und Feuchtgebiete, in den in der östlichen Zentralsahara
liegenden Fezzan-Oasen bieten gute Rast- und
Überwinterungsbedingungen für wassergebundene
Vogelarten und sind bis heute ein im Zugablauf paläarktischer
Vogelarten unterschätzter Lebensraum.
Einen besonderen Stellenwert scheint neben den stark
anthropogen überprägten, von Menschen besiedelten
Oasen die isoliert in der offenen Wüste liegende Krateroase
Wau an Namus mit ihren Salzseen zu haben.
Zu erwähnen ist hier ein zahlenstarker Trupp des
Schwarzhalstauchers. Eine so große Ansammlung
wurde in der Sahara noch nicht beobachtet. Zudem
sind der Erstnachweis der Schnatterente für den Fezzan, mehrere Rufer der Wasserralle und der wahrscheinlich
größte Winterbestand des Blässhuhns in der
libyschen Wüste bemerkenswert. Eine Bedeutung haben
aber auch die ausgedehnten Phragmites-Bestände
als Winterquartier für diverse Singvogelarten. Die
häufigsten Arten waren Zilpzalp, Blaukehlchen und
Samtkopfgrasmücke.
Als eine weitere Überraschung sind 650-700 Weißstörche
und 130 Turmfalken auf den kreisrunden Landwirtschaftsflächen
bei Maknusa zu werten. Für beide
Arten wurden solche Konzentrationen im Winter in
Nordafrika noch nicht registriert. Es ist davon auszugehen,
dass sich hier inmitten der Zentralsahara seit
Jahren ein individuenreiches Überwinterungsgebiet des
Weißstorches etabliert hat, das bisher unentdeckt blieb.
Dieser Nachweis ist möglicherweise ein Hinweis auf die
zunehmende Teilzieher-Entwicklung bei einigen Transsahara-
Migranten. Aber auch bei anderen Arten muss
in diesen Gebieten mit zahlenstarken Winter-Ansammlungen
gerechnet werden, was u.a. 100-120 rastende
Rotkehlpieper zeigten.
Schließlich wurde in mehreren Feuchtgebieten der
Fezzan-Oasen beobachtet, wobei auch hier zunächst die
Bedeutung, u.a. als Überwinterungsgebiet für diverse
wassergebundene Vogelarten nur erahnt werden kann.
Dafür sprechen z.B mind. 60 Bekassinen und viele rufende
Wasserrallen bei Bergin, die Rekordzahlen für
Libyen bedeuten, aber auch eine Reihe erster Winter-
Nachweise verschiedener Limikolenarten für den Fezzan
und die Präsenz von Teichrohrsänger und Blaukehlchen.
Abschließend wird auf den Nachholbedarf an speziellen
Felduntersuchungen zum Durchzugs- und Rastgeschehen
paläarktischer Zugvögel in der libyschen
Sahara eingegangen. Besonders wichtig ist eine Kartierung
der avifaunistisch bedeutsamen Gebiete. Vor allem
sollten auch Schutzbemühungen nicht ausbleiben, da
viele der Oasen-Landschaften, insbesondere die Süßwasserstellen
und deren Vegetation durch Verkippung
und Müllablagerungen äußerst gefährdet sind.
Unsere Studie hat am Steinschmätzer die Folgen einer verlängerten
Brutzeit durch zusätzliche Spätbruten für das Zeitmanagement
von Weitstreckenziehern untersucht. Wir fragten,
ob der Zeitverlauf der Mauser verändert wird, ob saisonale
Aktivitäten verschachtelt werden und ob die Geschlechter
unterschiedlich auf spätes Brüten reagieren. Zudem erwarteten
wir eine verminderte Rückkehrrate von Spätbrütern. Die
Ergebnisse zeigen, dass Steinschmätzer beider Geschlechter
ohne Spätbruten kurz nach dem Ausfliegen der Jungen gleichzeitig
mit der Mauser beginnen, während spät brütende Steinschmätzer
den Mauserbeginn verzögern. Die Verzögerung ist
bei den Weibchen (23 Tage) viel ausgeprägter als bei den
Männchen (6 Tage). Infolgedessen überlappten spätbrütende
Männchen häufig Brut und Mauser, während die Weibchen
möglicherweise vor dem Zugbeginn in Zeitdruck gerieten.
Trotz des späten Mauserbeginns wechselten Spätbrüter beider
Geschlechter ihr Gefieder tendenziell um etwa eine Woche
langsamer und konnten somit ihre Verspätung nicht kompensieren.
Obwohl zwei Bruten für den Steinschmätzer sicher
eine höhere Belastung darstellen, zeigten die Rückkehrraten
keine Benachteiligung auf. Unabhängig von Alter, Geschlecht
und Anzahl der Bruten lag die Rate im Populationsmittel bei
23,5 %. Vermutlich ziehen nur Steinschmätzer in ausgezeichneter
körperlicher Verfassung Spätbruten auf und gleichen
die zusätzliche Belastung aus.
Schwanzwippen ist bei einer Reihe von Vogelarten ein sehr
auffälliges Verhalten, dennoch ist die Funktion dieses Verhaltens bislang wenig geklärt. In dieser Arbeit werden verschiedene
Hypothesen vorgestellt und diskutiert. Dabei erscheinen
Hypothesen am überzeugendsten, die dieses Verhalten in
einem Räuber-Beute-Kontext platzieren. Wippen signalisiert
die Wachsamkeit eines Individuums an einen potenziellen
Beutegreifer. Mögliche weitere Interpretationen sind Alarmsignale
oder Kommunikation innerhalb eines Paares, sowie
eine lokomotorische Funktion. Die letzten drei Hypothesen
wurden bislang allerdings noch nicht experimentell getestet
oder durch Beobachtungen bestätigt.
Dieser dritte Beitrag in unserer Reihe über neue Vogeltaxa gibt eine Übersicht der im Jahre 2007 neu beschriebenen Gattungen, Arten und Unterarten rezenter Vögel und basiert auf umfangreicher Literaturrecherche. Im Berichtszeitraum wurden drei neue Gattungen, sieben neue Arten und 135 neue Unterarten den Nomenklaturregeln entsprechend benannt. Neue Gattungen wurden für Arten bzw. Artengruppen innerhalb der Familien der Schwalme (Podargidae), Töpfervögel (Furnariidae) und Ammern (Emberizidae) aufgestellt. Sechs der neuen Arten entfallen auf die Passeriformes, nur eine auf die Non-Passeres, ein Kolibri. Die meisten neuen Unterarten (133) gehören den Non-Passeres an, davon allein 132 der Familie der Gänse-und Entenvögel (Anatidae), nur zwei sind Sperlingsvögel. Zoogeografisch geordnet entfallen eine neue Gattung, sechs neue Arten und eine Unterart auf Süd- und Mittelamerika, die anderen Taxa wurden für Nordamerika und die Karibik (1/0/133), Asien (0/0/1) und Ozeanien (1/1/0) beschrieben. Eine im Jahre 2006 erschienene Publikation mit der Beschreibung von 26 neuen Unterarten einer nordamerikanischen Gänseart musste in unserer letzten Jahresübersicht unberücksichtigt bleiben (Martens & Bahr 2008). Da sie in engem Zusammenhang mit einer Publikation des Jahres 2007 steht, behandeln wir hier beide gemeinsam. Für die Paläarktische Region und die Indomalayische Region erfassen wir erneut die Aufspaltungen bereits bekannter Arten in Tochterarten, zumeist Allospzies. Im Berichtzeitraum sind davon Fledermauspapageien (Loriculus), Timalien (Alcippe), Seidensänger (Cettia), Finken (Rhodopechys, Rhynchostruthus) und Ammern (Emberiza) betroffen. Nach wie vor verändern diese Aufspaltungen das Bild der Vogel-Taxonomie und Vogel- Diversität weltweit besonders nachhaltig, und alle entsprechenden nomenklatorischen Handlungen bedürfen genauer und kritischer Dokumentation.
Kolbenenten sind nach dem simultanen Abwurf der Schwingen
über zwei Wochen anhand einer veränderten Rückenpartie
rasch als flugunfähig erkennbar. Im letzten Drittel des
Federwachstums wird die Schwingenmauser aber nur deutlich,
wenn der Flügel beim Putzen geöffnet wird. Ein markiertes
Weibchen zog 35 Tage nach Abwurf - dann offenbar
gut flugfähig - vom Mauserplatz ab. Mit diesem Wert und
mittels einer Zuwachsrate der HS 9 eines gefangenen Männchens
von 5,6 mm/Tag (bzw. 5,0 mm/Tag bei Schwingenlängen
zwischen 60 und 100 mm) wurden die Daten von Schwingenabwurf
und wiedererlangter „guter“ Flugfähigkeit von 80
Kolbenenten kalkuliert, die 1980-1986 am „Ismaninger Speichersee
mit Fischteichen“, Oberbayern, während ihrer Mauser
gefangen wurden. In den Jahren 2002, 2005, 2006 und 2008
wurde die Phänologie der Schwingenmauser hingegen durch
Feldbeobachtung ermittelt (41 Stichproben bei 3477 Männchen
bzw. 976 Weibchen).
In beiden Zeiträumen gleichen sich die Verläufe der Schwingenmauser
hinsichtlich Beginn, Anstieg und Lage der Maxima
weitgehend. Männchen warfen die Schwingen frühestens
zwischen 15.06. und 20.06. ab. Anfang Juli stiegen die Anteile
Mausernder von unter 20 % rasch auf über 80 % Mitte Juli.
Gipfelwerte über 90 % lagen übereinstimmend Ende Juli. Ab
25.07. konnten die ersten Männchen wieder gut fliegen, Mitte
August schon zwei Drittel, Ende August über 90 %. In den
1980er Jahren mauserten die zentralen zwei Drittel der Männchen
ihre Schwingen innerhalb von 7 Wochen zwischen 05.07.
und 23.08.
Erste Weibchen warfen die Schwingen zwischen 02. und
05.07. ab. Ab Mitte Juli stiegen die Anteile Mausernder von
5-23 % langsam auf über 90 % Mitte August. Die frühesten
Weibchen konnten ab dem 06.08. wieder gut fliegen, Ende
August waren es schon um 40 %, nach der ersten Septemberwoche
zwei Drittel. Die zentralen zwei Drittel der Weibchen
mauserten 1980-1986 zwischen 10.07. und 12.09. innerhalb
von 9 Wochen. Letzte, isolierte Abwurfdaten waren 16.09. für
ein Männchen bzw. 10.10. für ein Weibchen, wieder gut flugfähig
waren diese Individuen am 21.10. bzw. 14.11.
Die beiden Zeiträume unterscheiden sich erheblich hinsichtlich
der Herkunft der Mausergäste. 1980-1986 kamen sie
vor allem aus dem südlichen Mitteleuropa, 2002-2008 dominierten
neu hinzu gekommene Vögel aus Spanien. Trotz
dieser Veränderung ist ein Einfluss auf den zeitlichen Ablauf
der Schwingenmauser nicht erkennbar.
Die Sommermaxima der Kolbenenten am „Ismaninger Speichersee
mit Fischteichen“, Bayern, sind von 1967 bis 1997
langsam von etwa 750 auf über 2.500 gestiegen. Das entsprach
etwa der Größenordnung und dem Trend der Brutbestände
im südlichen Mitteleuropa und Teilen Frankreichs. Ab 1998
kletterten die Maxima rasch auf mehr als 13.500 im Jahr 2003.
Dieses hohe Niveau blieb unter Schwankungen bis 2008 mit
immer noch 11.500 Ind. erhalten (Allzeit-Maximum: 16.093
Ind. am 30.07.2005).
Die hohen Zahlen im letzten Jahrzehnt sind Ausdruck einer
Verlagerung großer Mauserbestände aus Südwest- nach Zentraleuropa,
der die Verlagerung noch größerer Teile der Winterbestände
seit Beginn der 1990er Jahre entspricht. Aus
europäischen Mittwinter- und Brutbestandszahlen lässt sich
ableiten, dass in den Jahren um 2005 bis zu 40 % der zentral-/
südwesteuropäischen Flyway-Population in Ismaning die
Schwingen gemausert haben. An diesem Mauserzug waren
teils mehr als 10.000 Vögel aus Spanien beteiligt.
Die saisonale Dynamik war auch 2002 bis 2008 stark vom
Mauserzug dominiert: Mitte Juni waren bereits 2.400 bis 4.600
Mausergäste anwesend. Bis Ende Juli zogen in jeder Woche
durchschnittlich 1.050 bis 1.900 Ind. zu. Die Maxima, meist
Ende Juli, bestanden vor allem aus flugunfähigen Vögeln. Ab
Anfang August zogen im Mittel wöchentlich knapp 1.600 mit
neuen Schwingen wieder ab, vom 28.07. bis 11.08.2003 sogar
6.830 Ind. Dies sind aber nur Bilanzwerte aus abwandernden
Männchen und noch zuwandernden Weibchen, auch der
geschlechtsspezifische Turnover ist nicht bekannt. Zwischen
November und Februar waren höchstens Dutzende anwesend,
ausnahmsweise 450 bis 1.000 Vögel.
Fertig Vermauserte blieben bis 1984 gelegentlich bis in den
September. Ein Trend zum Verlassen des Gebietes bereits ab
Juli/Anfang August wird ab 1999 zur Regel, vielleicht infolge
einer rascheren Verknappung der Nahrungsgrundlage. Dagegen
blieben Beginn und Höhepunkt der Schwingenmauser
seit den 1980er Jahren etwa gleich.
Errechnete Männchenzahlen stiegen 2005 und 2006 rasch
auf Maxima von 11.000 bis 12.000 Mitte oder Ende Juli, ab
Anfang August fielen sie ebenso rasch wieder, Mitte September
waren nur noch 140 bis 300 anwesend. Die Zahlen der
Weibchen begannen später und langsamer zu steigen und
erreichten erst im August Höchststände über 5.300 bzw. 2.700.
Damit waren ein Drittel bzw. ein Fünftel aller Mausergäste
Weibchen, was in dieser Höhe bisher noch nicht dokumentiert
wurde. Selbstständige Jungvögel blieben in den Jahren 2002
bis 2008 bis Ende August stets unter 1 %.
Die Nahrungsgrundlage für bis zu 5.000 Individuen in den
Teichen sind nach wie vor makrophytische Grünalgen. Im
See mausernde Vögel ernähren sich seit der Verringerung des
Nährstoffeintrages von der Armleuchteralge Chara vulgaris
und Laichkraut-Arten Potamogetonaceae. Kolbenenten sind
also selbst während der Schwingenmauser keineswegs auf
Chara oder auf Makrophyten angewiesen. Das typische Habitat
für mausernde Kolbenenten sind offene Wasserflächen.
Schilfbestände wurden nicht aufgesucht.
In Ismaning beringte Brutvögel und Mausergäste sind 1970
bis 1989 im Winter vor allem in der Camargue, Frankreich,
aber auch in Spanien gefunden worden. Ein Mauserzug von
französischen Brutzeitfänglingen nach Ismaning wurde erstmals
2007 und 2008 nachgewiesen.
Eine Analyse von Bestandsverlagerungen braucht gerade
im Sommerhalbjahr streng simultane Erfassungstermine. Weil
große Verbände innerhalb weniger Stunden von Ismaning
zum Bodensee, in die Schweiz oder anderswo hin ziehen
können, empfehlen wir bei der Beschreibung von Sommervorkommen
eine klare Trennung zwischen nachgewiesener
und vermuteter Schwingenmauser.
Das Helgoländer Ringfundmaterial ist durch eine extrem
weit zurück reichende und bis auf die Kriegsjahre kontinuierliche
Beringungstätigkeit sowie die isolierte Lage
der Insel in der Nordsee charakterisiert. Seit dem Beginn
der Beringung auf Helgoland im Jahr 1909 konnte die
Beringungszentrale der „Vogelwarte Helgoland“ mehr
als 11.100 Fundmeldungen auf Helgoland beringter
Vögel sammeln. Die vorliegende Auswertung umfasst
alle seit 1909 auf Helgoland beringten und abseits gefundenen
sowie an anderen Orten beringten und auf
Helgoland gefundenen Vögel.
Die ausgewerteten 6.914 Funde auf Helgoland beringter
Vögel stammen von insgesamt 108 Arten, von weiteren
134 beringten Arten gibt es keine Funde. Rund 18 % aller
Funde auf Helgoland beringter Vögel stammen aus der
Zeit von 1909 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
Von 1959 bis 1985 gab im Mittel 134 Funde pro Jahr,
danach sank die Zahl auf im Mittel nur noch 82 Funde
pro Jahr. Für fast jede Art gibt es Angaben zur Fundrate,
zur größten Entfernung des Fundortes, zur maximalen
Tagesleistung sowie zum Höchstalter. 116 Funde, die
hinsichtlich ihres Fundortes aus der Masse heraus ragen,
besonders selten sind oder sich durch ein hohes Alter,
hohe Zuggeschwindigkeit oder besondere Fundumstände
auszeichnen, werden einzeln vorgestellt.
Die Funde aus 41 Staaten verteilen sich von Spitzbergen
bis nach Namibia und von Island bis fast an den Ural.
Die meisten Vögel wurden in Deutschland gefunden,
gefolgt von Frankreich, Großbritannien, Dänemark, den
Niederlanden und Norwegen. Einige Funde wurden aus
Afrika, aber nur sehr wenige aus den osteuropäischen
Ländern und aus Asien gemeldet. An den hier zusammengestellten
Funden auf Helgoland beringter Vögel sind
Amsel Turdus merula und Singdrossel Turdus philomelos
mit jeweils über 1.000 Meldungen am häufigsten beteiligt,
an dritter Stelle rangiert die Trottellumme Uria aalge
mit über 500 Funden. Von 11 weiteren Arten gibt es
noch jeweils über 100 Funde. Etliche Individuen wurden
mehr als einmal abseits von Helgoland gemeldet.
In nördlichen Richtungen erfolgten die meisten Funde
bis zu einer Entfernung von 600 km mit einem Peak bei
70 bis 80 km an der schleswig-holsteinischen Westküste
und einem weiteren bei 420 bis 600 km im südlichen
Skandinavien. Nur wenige Funde wurden aus mehr als
2.000 km in nördlichen Richtungen gemeldet. In südlichen
Richtungen lagen vergleichsweise viele Funde
innerhalb einer Entfernung bis 2.300 km mit vier Peaks
bei 40 bis 80 km, 400 bis 500 km, 1.000 bis 1.300 km und
2.000 bis 2.300 km. Nur wenige Funde wurden aus mehr
als 3.000 km in südlichen Richtungen gemeldet. Den
Fundorten entsprechend wiesen die meisten Zugrichtungen
im Frühjahr nach Nordosten und im Herbst
nach Südwesten.
Die (scheinbaren) mittleren Zuggeschwindigkeiten
der auf Helgoland beringten Vögel variierten stark in
Abhängigkeit von der ausgewerteten Tagesdifferenz
zwischen Beringung und Fund: Bei gleich gewählten
Fundzeiträumen unterschieden sich die mittleren
Heimzug- und Wegzuggeschwindigkeiten weder bei
Kurz/Mittelstreckenziehern noch bei Langstreckenziehern.
Dagegen war die mittlere Wegzuggeschwindigkeit
der Langstreckenzieher höher als die der Kurz/Mittelstreckenzieher.
Bei einer gemeinsamen Fundrate aller auf Helgoland
beringten Vögel von 0,91 % war die der Nonpasseres
mit 5,65 % bedeutend höher als die der Passeres mit
0,67 %. Die Drosseln hatten mit 0,94 % eine wesentlich
höhere Fundrate als die übrigen Passeres mit 0,48 %. Bis
zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren die Fundraten
sowohl für alle Funde zusammen als auch für verschiedene
Artengruppen etwas höher als danach, der Unterschied
ist jedoch nur bei den Drosseln signifikant.
Die meisten Funde wurden mit unbekanntem Fundumstand
oder als geschossen gemeldet, an dritter Stelle
standen Wiederfänge. Mit jeweils unter 10 % war der
Anteil der natürlichen Fundumstände, der abgelesenen
Vögel sowie der durch Technik oder Verschmutzung in
Menschenhand gelangten Tiere vergleichsweise klein.
Die meisten Vögel wurden tot gefunden, als lebend
wurde weniger als ein Viertel aller Funde gemeldet und
bei weniger als 10 % der Funde wurde kein Fundzustand
angegeben. Sowohl die Fundumstände als auch die
Fundzustände der auf Helgoland beringten Vögel haben
sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts verändert.
Die 1.516 von 1909 bis 2008 auf Helgoland gefundenen
Vögel von anderen Beringungsorten verteilen
sich auf 96 Arten. Dabei war die Amsel mit 275 Funden
von allen Arten am häufigsten vertreten, an zweiter
Stelle lag die Silbermöwe Larus argentatus mit 197 Funden,
an dritter die Mantelmöwe Larus marinus mit 86
Funden. Nennenswerte Zahlen fremdberingter Vögel
wurden auf Helgoland nicht vor 1960 gefunden (seitdem
im Mittel 28 fremdberingte Vögel pro Jahr). Für fast
jede Art, von der Funde fremder Vögel auf Helgoland
vorliegen, gibt es Angaben zur größten Entfernung des
Fundes vom Beringungsort, zur maximalen Tagesleistung
sowie zum Höchstalter. 54 Fremdfunde, die hinsichtlich
des Beringungsortes aus der Masse der Funde
heraus ragen, besonders selten sind oder sich durch ein
hohes Alter oder hohe Zuggeschwindigkeit auszeichnen,
werden einzeln vorgestellt.
Die fremden auf Helgoland gefundenen Vögel stammen
von 950 unterschiedlichen Beringungslokalitäten
aus 22 verschiedenen Staaten. Die meisten Individuen
waren auf den Britischen Inseln beringt worden, gefolgt ischen
Staaten stammen nur wenige Fremdfunde, kein
einziger aus Afrika oder Asien. Die weitaus meisten
Fremdfunde auf Helgoland wurden wieder gefangen,
mit größerem Abstand folgen unbekannter Fundumstand,
geschossene sowie im Feld abgelesene Vögel.
Fremdfunde durch natürliche Umstände, Verschmutzung
oder Technik spielten auf Helgoland kaum eine
Rolle. Zwei Drittel der fremden Vögel wurden auf Helgoland
lebend und ein Drittel tot gefunden.
Die Funde der Trottellumme, einer innerhalb Deutschlands
besonderen Art, werden in einem eigenen Kapitel
betrachtet. Diese Art zeichnet sich nicht nur durch die
dritthöchste Zahl von Funden auf Helgoland beringter
Vögel (653, davon die meisten aus Skandinavien), sondern
auch durch eine relativ hohe Fundrate von 7,6 %
aus. Die meisten Trottellummen wurden geschossen (v. a.
in Norwegen) oder kamen durch Verölung (meist entlang
der Schifffahrtsstraßen in der südlichen Nordsee) bzw.
durch Fang in Fischereigeräten (überwiegend in Schweden
und Dänemark) in die Hand von Menschen.
In den Jahren 2002 bis 2005 wurden in Thüringen zwei
Jungvögel und sieben Altvögel mit Solar-Satelliten-
Telemetriesendern markiert, die bis Ende 2008 2686
Ortungen auf der Basis des Dopplereffektes ermöglichten.
Die Genauigkeit der meisten Ortungen war nicht
sehr groß, jedoch für Untersuchungen zum Zugverhalten
ausreichend.
Insgesamt konnten im Herbst acht Wegzüge nach
Spanien und im Frühjahr vier Heimzüge ins Brutgebiet
telemetriert werden. Außer bei einem Jungvogel, der
bereits im August abzog und 47 Tage bis nach Spanien
benötigte, lag der Zugbeginn in der ersten Oktoberhälfte.
Die Ankunft im Frühjahr erfolgte vom 5. bis 12.
März. Die Rotmilane überwanden auf dem Zug ins
Winterquartier Entfernungen zwischen 1450 und 2320
km, wofür die Altvögel 12 bis 28 Tage benötigten. Der
Frühjahrszug verlief etwas zügiger in 8 bis 22 Tagen.
Ein Weibchen, das über fünf Zugperioden telemetriert
werden konnte, verbrachte die ersten beiden Winter
im selben Gebiet in Südwestspanien und flog in der
dritten Zugperiode nur noch bis Nordspanien. Dort
fand Ende Dezember ein Wechsel des Winterquartiers
über 130 km statt. Im vierten Untersuchungsjahr überwinterte
es im Brutgebiet. Im folgenden Jahr zog das
Weibchen bereits eine Woche früher als in den ersten
drei Jahren nach Westspanien ab, wo es im Dezember
tot gefunden wurde.
Drei Mitglieder einer Familie (Männchen und zwei
Junge) zogen getrennt, und die Jungvögel suchten unterschiedliche
Winterquartiere auf. Neben den Ergebnissen der Telemetrie wurden
durch die individuelle Erkennbarkeit der Rotmilane
anhand der PTTs weitere Erkenntnisse gewonnen. So
konnte die Verdrängung eines Paares aus dem Brutgebiet
durch andere Rotmilane nachgewiesen werden
und ein über fünf Brutperioden kontrolliertes Weibchen
hatte in dieser Zeit mindestens vier verschiedene
Partner.
Von den neun besenderten Vögeln kamen vermutlich
sieben Tiere um, zwei Männchen und ein Weibchen im
Brutgebiet, ein Männchen auf dem Zug und zwei Jungvögel
und ein Weibchen im Überwinterungsgebiet. Ein
Weibchen trägt derzeit (Sommer 2009) noch den Sender
und hat seit der Besenderung im Alter von drei
Jahren jährlich (bisher siebenmal) erfolgreich Jungvögel
aufgezogen. Bei einem Altvogel wurde der Sender
entfernt, als er wiedergefangen wurde.
Die Habitatpräferenzen des Baumpiepers wurden auf
einer 30 km2 großen Fläche in der Wahner Heide (Nordrhein-
Westfalen) untersucht. Datengrundlage war eine
rationalisierte Revierkartierung aus dem Jahr 2007, die
mit Hilfe von digitalen Karten und einem Geographischen
Informationssystem analysiert wurde. Hauptaugenmerk
lag dabei auf der Habitatwahl, auf der Assoziation
mit dem Waldrand und der Exposition der
gewählten Waldränder. Ein Großteil der 162 untersuchten
Brutreviere lag auf Offenlandflächen und in
Laubwäldern, hingegen nur 8 % in Nadelwäldern. Die
Siedlungsdichte ist positiv dem Vorkommen von Offenlandflächen
korreliert. Außerdem wurde eine signifikante
Präferenz für Waldrandhabitate ermittelt, wobei
62 % der Reviere nicht weiter als 50 m vom Waldrand
entfernt lagen. Waldränder mit westlicher Exposition
wurden tendenziell gemieden.
Im Oktober 2006 fanden Untersuchungen im erst kürzlich
entdeckten Brutgebiet des Kapverdenrohrsängers
auf Fogo statt. Dabei wurde festgestellt, dass die Art im
Kulturland im Norden der Insel weit verbreitet ist. Insgesamt
konnten in der Höhenzone zwischen 222 und
973 m über NN 129 Reviere kartiert werden. Eine auffällige
Konzentration war in der Region um Pai António
feststellbar. Die Siedlungsdichte betrug 0,65 Reviere/10
ha. Im Dichtezentrum wurden sogar 1,9 Reviere/10 ha
festgestellt. Die Gesamtpopulation der Insel wird auf
mindestens 500 Brutpaare geschätzt. Eine umfassende
Habitatanalyse zeigt, dass der Rohrsänger insbesondere
in Kaffeeplantagen mit großen Obstbäumen und
-sträuchern vorkommt. Neben dem dominanten Kaffee
sind weitere eingeführte Nutzpflanzenarten, vor allem
Mais vorherrschend. Auch das Wandelröschen ist stellenweise,
hauptsächlich in oberen Berglagen oder in
schwer zugänglichen Schluchten ein wichtiges Habitatelement.
Riesenschilf spielt dagegen auf Fogo nur eine
untergeordnete Rolle. In einem montan gelegenen Aufforstungsgebiet
konnte der Rohrsänger nicht nachgewiesen
werden.
Von neun gefundenen Nestern befanden sich sieben
in Mangobäumen. Diese waren stets in einer aus drei
Zweigen bestehenden Gabel eingeflochten. Die Standhöhe
lag zwischen 2 und 15 m. Zudem konnte das Brutverhalten
an einem Nest mit Gelege studiert werden.
Bemerkenswert war vor allem, dass beide Geschlechter
sich bei der Bebrütung abwechselten.
Vermutlich brütete die Art schon vor der menschlichen
Besiedlung (häufig) auf Fogo, fand jedoch auch
nach der Kultivierung in den Kaffeeanpflanzungen einen
geeigneten Ersatzlebensraum. Die Zukunft des
Kapverdenrohrsängers ist auf dieser Insel bei Erhalt der
Kaffeekultur und Beibehaltung der derzeitigen Bewirtschaftungsweise
anscheinend gesichert.
[Alfred Ebenbauers] altertumswissenschaftliche Prägung äußert sich in seinen Arbeiten zur skandinavischen und mittellateinischen Literatur: die Dissertation widmet sich der Helgi-Sage und dem Helgi-Kult (...), einer der ersten Aufsätze gilt dem Altisländischen (...), un der Germanischen Religionsgeschichte bleibt er treu (...), schreibt den einschlägigen Artikel in der Theologischen Realenzyklopädie. (...) Als Perspektive durchzieht das Denken vom Mythos (...) her viele Arbeiten, der Blick in den "Brunnen der Vergangenheit" reicht bei ihm weiter als bei den Fachkollegen, und die "Frühzeit menschlichen Bildträumens", umd mit Thomas Mann zu sprechen, ist als Horizont oft präsent.
Die Arbeit analysiert den Begriff sowie den Wert der Freiheit in den Schriften des kanadischen Philosophen Charles Taylor, unter Bezugnahme auf dessen politische Philosophie und philosophische Anthropologie. Die begriffliche Klärung basiert auf einer Systematisierung der positiven Verwendung des Freiheitsbegriffes in Taylors Gesamtwerk. Die Wertanalyse interpretiert die Ergebnisse der Systematisierung in Bezug auf die Frage, ob Freiheit in Taylors Verständnis ein extrinsischer oder ein intrinsischer Wert ist.
kurz und kn@pp news : Nr. 17
(2009)
kurz und kn@pp news : Nr. 16
(2009)
* Kooperation von "jeder-Fehler-zaehlt.de" mit der Techniker Krankenkasse
* "PRIorisierung von MUltimedikation bei Multimorbidität" – PRIMUM-Pilotstudie erfolgreich gestartet
* Neuer Arbeitsbereich: Qualitätsförderung und Konzeptentwicklung
* Neu im Institut ist Sabine Pommeresch
* Frankfurter Fortbildungsreihe Evidenzbasierte Medizin
* 2. Frankfurter Tag der Allgemeinmedizin: Jetzt online
kurz und kn@pp news : Nr. 15
(2009)
Zur aktuellen Verbreitung von Gagea bohemica (ZAUSCHN.) SCHULT. & SCHULT. f. in Sachsen-Anhalt
(2009)
Nach neueren genetischen Untersuchungen stellt Gagea bohemica eine hoch variable Spezies dar, wobei die Unterscheidung spezifischer oder infraspezifischer Taxa, charakterisiert durch morphologische und genotypische Merkmale mit unterschiedlicher geographischer Verteilung oder Habitatanforderungen, nicht länger aufrechterhalten werden kann. Für die Vorkommen von Gagea bohemica s. l. wurde unter Einbeziehung von Gagea saxatilis für Sachsen-Anhalt eine Rasterkarte erarbeitet, aus der hervorgeht, dass der Felsen-Goldstern aktuell noch an einer großen Zahl von Fundorten im mittleren und südlichen Gebiet Sachsen- Anhalts auftritt.
Es werden Funde von gefährdeten und bemerkenswerten Moosarten aus dem Harz und der Umgebung von Halle/S. mitgeteilt. Neu für Sachsen-Anhalt sind Schistidium pruinosum und Schistidium trichodon. Für Gymnostomum calcareum wird die erste gesicherte Angabe aus Sachsen-Anhalt mitgeteilt. Wiederfunde verschollener Arten konnten von Asterella gracilis, Encalypta trachymitria, Frullania fragilifolia, Hypnum pratense und Pterogonium gracile gemacht werden.
In dem bei Halle (Saale) gelegenen Naturschutzgebiet „Muschelkalkhänge zwischen Lieskau, Köllme und Bennstedt“ wurden die Moosgesellschaften und die Moosflora erfasst. Bedeutungsvolle Gesellschaften sind die basiphytischen, epigäischen Assoziationen Tortelletum inclinatae, Barbuletum convolutae, Astometum crispi, Aloinetum rigidae und Dicranelletum rubrae, die epilithischen Assoziationen Orthotricho anomali-Grimmietum pulvinatae und Homomallietum incurvati sowie die epixylen Assoziationen Orthotrichetum fallacis, Ulotetum crispae, Pylaisietum polyanthae und Brachythecio rutabuli-Hypnetum cupressiformis. Alle Gesellschaften sind durch zahlreiche Aufnahmen in 14 Tabellen dargestellt. Insgesamt konnten 20 Moosgesellschaften, 2 Flechtengesellschaften und 108 Moosarten (3 Lebermoose, 105 Laubmoose) nachgewiesen werden.
GOeTHEO : Ausgabe 1
(2009)
GoeTheo ist ein Projekt, welches der Transparenz des Fachbereichs und der Informationsweitergabe an Studierende, Förderer und Interessierte dient.
Die Fachbereichszeitschrift ist eine gemeinsame Publikation des Vereins der Freunde und Förderer der Evangelischen Theologie in Frankfurt/Main und des Fachbereichs Evangelische Theologie der Goethe-Universität. Seit Wintersemester 2009/10 erscheint GoeTheo immer zum Semesteranfang und informiert über die Lehrveranstaltungen des kommenden Semesters, sowie über aktuelle Entwicklungen des Fachbereichs in Forschung und Lehre.
Alle bekannten Bolboschoenus-Vorkommen im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) wurden überprüft. Bolboschoenus maritimus s. str. hat seinen Verbreitungsschwerpunkt auf salzbeeinflussten Standorten, B. laticarpus wurde auf kaum salzbeeinflussten Wuchsorten neu für das Gebiet nachgewiesen. Erstmals für Sachsen-Anhalt konnte der Neophyt B. planiculmis belegt werden. Diese Art besiedelt insbesondere Nassstellen auf Äckern.
Nach einer kurzen Einführung zur Ökologie und zur Erforschung der Armleuchteralgen werden das Untersuchungsgebiet im Südteil von Sachsen-Anhalt umgrenzt und die Methoden der Erfassung der Armleuchteralgen erläutert. Bei den Untersuchungen konnten 15 Characeen-Arten nachgewiesen werden. Die Häufigkeiten der einzelnen Sippen werden in einer Tabelle und die Artenzahlen in einer Karte dargestellt. Für die seltenen Arten werden die konkreten Fundorte genannt. Darauf folgen Hinweise für eine Aktualisierung der Roten Liste und ein Aufruf zur Erfassung sowie Tipps zum Sammeln von Armleuchteralgen.
Es werden Funde von seltenen und gefährdeten Wasser- und Sumpfpflanzen in Auengewässern, Altwasserflachseen und Sekundärgewässern des Elbe-Havel-Winkels im Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ (Nordosten von Sachsen-Anhalt) dokumentiert. Wasserpflanzen (38 % Rote Liste-Arten) des Lebensraumtyps 3150 „Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions“ indizieren eine natürliche Wasserqualität.