Literatur zum Film
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Ein Film von Claude Simon? Im Gegensatz zu Alain Robbe-Grillet und Marguerite Duras kennt man Simon nicht als Filmregisseur. Seine Vorliebe scheint im Bereich der technischen Bildmedien eher der Photographie zu gelten als dem Film: Simon veröffentlichte zwei Bände mit eigenen Photographien (Album d’un amateur von 1988 und Photographies von 1992) und auch seine Romane machen insgesamt weniger den Film zum Thema als die Photographie: Nicht nur enthalten Simons Romane immer wieder lange Beschreibungen fiktiver (oder realer) Photographien und Postkarten (in L’Herbe, Histoire, La Bataille de Pharsale, L‘Acacia), auch modelliert er Bewußtsein und Gedächtnis seiner Protagonisten häufig als ein photographisches. Erinnerungen – das läßt sich vor allem an Le Vent (1957) zeigen – können jederzeit die Qualitäten einer photographischen Aufnahme annehmen, werden charakterisiert und beschrieben, als wären es sich nicht mentale Bilder, sondern tatsächliche Photographien. Die Mediatisierung der visuellen Wahrnehmung stellt für Simon dabei keine Entfremdung von einer nicht-medial unterstützten Wahrnehmung dar; vielmehr erlaubt sie es allererst, die subjektive und körperliche Gebundenheit einer je partikularen Perspektive zu denken.
Dokumentation, Rekonstruktion, Transformation : Plädoyer für einen offenen Umgang mit der DDR-Kultur
(2002)
Die DDR »kommt nicht wieder, sowenig wie die Römer«, lautete bereits 1994 der ultimative Befund des Berliner Kulturredakteurs Harald Martenstein. Selbst der Name ist nicht geschützt, so dass die Suchmaschinen im Internet unter »DDR Memory« nicht nur die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik finden, sondern auch einen PC-Speicher mit Double- Data-Rate-Technik. Trotzdem oder gerade deshalb versuchen sich Betroffene wie Berufene auch nach mehr als zehn Jahren deutsch-deutscher Vereinigung in Erinnerung und Aufarbeitung des gescheiterten Modells DDR und seiner ideellen wie materiellen Errungenschaften.
Im Falle der Kinematographie hat es hundert Jahre gedauert, bis der Metzler-Verlag 1993 eine vielbeachtete "Geschichte des deutschen Films" veröffentlichte. Die Television mußte nicht so lange warten. Eine "Geschichte des deutschen Fernsehens" haben schon jetzt der Hamburger Medienwissenschaftler Knut Hickethier und sein Co-Autor Peter Hoff geschrieben. Nachdem in den letzten Jahren insbesondere aus dem Kreis des Siegener Sonderforschungsprojektes "Bildschirmmedien" verschiedene Chroniken, Sammelwerke und Einzelstudien zu allen Programmformen publiziert wurden, erscheint hier nun erstmalig eine in sich geschlossene Gesamtdarstellung. Auch wenn ein solcher Überblick von den frühen Visionen und Träumern über den Beginn eines Fernsehdienstes im NS-Staat bis zur heutigen Konvergenz von Telemedien und PC-Welten nicht in allen Details erschöpfend Auskunft geben kann, so ist doch eine hinreichend umfassende Beschreibung dieser Etappe der Audiovision - nach der Photographie, dem Film, dem Radio, aber vor dem Internet - gelungen.
DEFA News
(2002)
Im Westen war und ist der DEFA-Film recht unbekannt. Zu den wenigen Einrichtungen in den alten Bundesländern, die sich mit der Entwicklung und den Ergebnissen des DDR-Kinos auseinandergesetzt haben, zählt vor allem das Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart. Dieses "Europäische Medienforum" hat sich in den zehn Jahren seines Bestehens auf verschiedenen Symposien mehrfach um einen Ost-West-Vergleich bemüht und die wechselseitige Aufarbeitung der jeweiligen Mediengeschichten ohne konfrontativen Gestus gesucht. Die Relevanz dieses Themenspektrums läßt sich schon daraus ersehen, daß die Publikation zur ersten Veranstaltung DEUTSCHLANDBILDER OST (1992) bereits vergriffen ist. Hingewiesen werden soll hier aber vor allem auf eine der aktuellen Publikationen, die - neben einem Neudruck der Tagebücher und Arbeitshefte des wegweisenden Avantgardisten Dziga Vertov sowie der spannenden Habilitation von Gerhard Lampe über die politischen Fernsehmagazine Panorama, Report und Monitor - als Band 13 in der hauseigenen Schriftenreihe CLOSE UP erschienen ist: Die Dokumentation DER GETEILTE HIMMEL, in der die Beiträge zweier Veranstaltungen in Berlin und Oldenburg zusammengestellt sind.
Vor zehn Jahren hatte der in seiner letzten Phase sichtbar gewendete Deutsche Fernsehfunk die gerade erst erlangte Selbständigkeit schon bald wieder verloren: Ende 1991 wurde er als DFFFernsehkette endgültig eingestellt. Was ist geblieben? Eine unglückliche, aber politisch gewollte Neuaufteilung der ostdeutschen Rundfunklandschaft auf der einen und das gesamte Programmvermögen auf der anderen Seite, das - vor den Begehrlichkeiten privater Unternehmen gerettet - in öffentlich-rechtliche Obhut gelangt ist. Eine spannungsreiche Entwicklung, die sich als Wissenschaftsthema geradezu aufdrängt: Welche Geschichte(n) können uns diese gesammelten Kommunikate heute erzählen?
Trotz ständiger Kritik scheint das Fernsehen als Wirtschaftsfaktor, Meinungsmacher und Unterhaltungsmaschine so schnell nichts von seiner Bedeutung zu verlieren. Im Gegenteil: Nicht nur neue Formate wie BIG BROTHER oder TV TOTAL beweisen eine erstaunliche Innovationsfähigkeit, auch technisch ist das klassische Bildmedium angesichts neuer Online- Formen wie WEB-TV oder digitaler Distributionswege keineswegs ohne Zukunft. Und ökonomisch ist die TV-Produktion längst zu einem relevanten Standortfaktor geworden, was der Branche nun sogar in Deutschland einen illustren Programmarkt beschert. Die "cologne screenings" - eine Initiative des ehemaligen RTL-Chefs Helmut Thoma - ergänzen auf dem diesjährigen Medienforum NRW erstmals das etablierte Internationale Fernsehfest Köln.
Spartacus mußte, als bis dahin teuerste Filmproduktion überhaupt, ein kommerzieller Erfolg werden – was auch gelang. Den weiteren historischen Rahmen des Films bildet das gereizte antikommunistische Klima, das die Vereinigten Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg beherrschte und in dem man sehr schnell auch gegen Künstler mißtrauisch geworden war. Dalton Trumbo, einer der gefragtesten Drehbuchautoren seiner Zeit, gehörte zu den „Hollywood Ten“, die 1947 vor dem House Un-American Activities Committee die geforderten Denunziationen vermeintlicher Kommunisten verweigert hatten. Folge für sie waren Gefängnisstrafen und Beschäftigungsverbote: die schwarzen Listen. Diese waren 1958, bei Beginn der Arbeiten zu Spartacus, nach wie vor intakt. Viele Drehbuchautoren arbeiteten aber doch für die Produktionsfirmen: unter falschem Namen und größter Geheimhaltung – so auch Trumbo für Spartacus. Während der Dreharbeiten erschien Douglas irgendwann das Risiko tragbar, Trumbo nach 1947 zum ersten Mal namentlichen screen credit zu geben: eines der Ereignisse, die zur Auflösung der blacklist führten. Daß Spartacus offen mit Trumbo und auch Howard Fast, dem kommunistischen Autor der Vorlage, firmieren konnte, ist zunächst erstaunlich. Gibt es doch kaum ein antikes Thema, das kommunismusaffiner erschiene als der Aufstand der Sklaven gegen ihre römischen Unterdrücker, kaum einen Helden, der subversiver zur Identifikation mit dem gefürchteten politischen Gespenst verführen könnte. Zwei Aspekte sollen die folgenden Ausführungen beleuchten: Wie sieht der Held aus, der den Amerikanern seinen Aufstand vorführen darf? Und: Wohin zielt diese Rebellion, die von vornherein auch im Kassenhäuschen der Kinos Epoche machen wollte?