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"Am Ende wird alles gut, für die beiden Briefschreibenden - und auch für die beiden Herausgeberinnen, die annähernd so lange gemeinsam an der Edition der Briefe gearbeitet haben wie die Autoren an der Abfassung derselben" (S. 848), so resümieren Gabriele Schneider und Renate Sternagel am Schluss ihres "Nachwortes" des vorliegenden 3. und letzten, in jedem Sinne schwergewichtigen Bandes mit seinen 902 Seiten ebenso treffend wie persönlich ihr beachtliches Unternehmen. Nach 668 und 845 Seiten bringen die Bände zusammen 2.415 Seiten auf die Waagschale des "epistolarischen Verkehrs", wie Stahr selber das ersatzweise schriftliche Beziehungsduett - mitsamt den in der Regel liebevollen Bekundungen in noch so dramatischen Phasen oder mit gelegentlich sogar, dem schwer zu ertragenden Schwebezustand denn doch geschuldeten, hilflosen Phrasen - am 27. Mai 1852 charakterisierte. Bei dieser Gelegenheit lässt er in zweifellos richtiger Selbsterkenntnis nicht unerwähnt, dass "Briefe schreiben, und ich habe es Dir oft gesagt", sogar die für die Freundin bestimmten, für ihn "schwere Arbeit" bedeute, wohingegen Lewalds "Leichtigkeit" ihm "von jeher beneidenswert" erschienen sei (S. 808).
Die Leistung, den Faden partout nicht abreißen zu lassen, sondern an ein opulentes Ende zu führen, ist natürlich vor allem für Lewald und Stahr, doch auch für die Herausgeberinnen bemerkenswert.
In dieser Monographie fokussiert Veronica Butler einen vernachlässigten Schriftsteller des Vormärz, dem Zeitgenossen Anerkennung zollten als Innovator sowohl in Form als auch Gehalt. In den Publikationen des 'Forum Vormärz Forschung' erscheint August Lewald ausschließlich im Zusammenhang mit der Zeitschrift Europa: Nur Martina Lauster hat sich bislang mit Lewalds Skizzen befasst. Dennoch war Lewald "a key Vormärz player", dessen literarische Tätigkeit durch Lust am Experiment, Offenheit für neue Einflüsse und die Hinwendung zur Gegenwart gekennzeichnet war - alles Merkmale einer kulturellen "Labor-Zeit" (Peter Stein). Lewald war lange Zeit Opfer eines literaturhistorischen Wertungssystems, das im Vormärz "an era of comparative depression" sah und eine strikte Trennung zwischen Hoch- und Trivialliteratur voraussetzte, die der Tatsache einer journalistisch geprägten und operativen Literatur wenig gerecht wurde. Lewalds schriftstellerische Produktion wurde lange verkannt, weil sie nie den Anspruch auf die Anerkennung der Nachwelt erhoben hat, sondern immer "aus der Gegenwart herausgeschöpft und für die Gegenwart geschrieben" war, wie es der Lewald-Biograph Joseph Cruse schon 1933 formuliert hat.
Physiologie des Menschen
(2019)
Wir haben mit diesem Lehrbuch eine Brücke zwischen den "dicken Wälzern", die viele Dozenten empfehlen, und den Kurzlehrbüchern, die bei Studenten so beliebt sind, geschlagen. Physiologie ist ein Fach, das man verstehen muss. Denn gerade in mündlichen Prüfungen und im Physikum werden Transferleistungen eingefordert, die sich durch reines Auswendiglernen nicht ohne Weiteres lösen lassen. Im Gegensatz zu Kurzlehrbüchern findest du bei uns mehr Erklärungen, die dir beim Verständnis der Zusammenhänge helfen. Damit unser Buch nicht zu dick und unübersichtlich wird, haben wir all den Ballast, den du in den "dicken Wälzern" findest, weggelassen. Das hilft dir, dich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Diese wichtigen Dinge erklären wir dafür ausführlicher. Unser Buch ist daher der ideale Begleiter für die vorklinischen Semester, weil alle relevanten Themenkomplexe einfach und verständlich erklärt werden. Je nach Universität kann es natürlich vorkommen, dass speziellere Themen gelehrt werden, die nicht unbedingt dem Lernzielkatalog entsprechen. Diese Themen sind in unserem Buch unter Umständen nicht oder nur knapp erwähnt. Wir empfehlen dir deshalb, die Vorlesungen deiner Universität zu besuchen, damit du genau weißt, worauf deine Dozenten wert legen. ...
Was nach fast einem halben Jahrhundert, das seit der Monographie Benno von Wieses unter dem seine Schwerpunkte andeutenden Titel 'Karl Immermann. Sein Werk und sein Leben (1969)' vergangen ist, und gar nach dem umgekehrt gewichtenden Band von Harry Maync 'Immermann. Der Mann und sein Werk im Rahmen der Zeit- und Literaturgeschichte (1921)', der etwa das Doppelte an Zeit in der literarhistorischen Scheuer verbracht hat, vom Verfasser der neuen Immermann-Biographie einer vormärzlich interessierten Leserschaft angeboten wird, ist von Nüchternheit geprägt, mit Vorsicht und Vernunft formuliert und durch sehr viel mehr Quellen gespeist, als das den Vorläufern möglich war. Angesichts der speziellen philologischen Kenntnisse von Peter Hasubek lautet seine vorurteilsfrei entwaffnende Devise: akribische Unterrichtung durch sachliche Darstellung. Der Verfasser verabscheut nach Jahrzehnten der eigenen editorischen wie forschenden Beschäftigung mit unserem ein wenig ins Abseits geratenen Lyriker, Dramatiker, Begründer wie Leiter der Düsseldorfer Musterbühne und Romanschriftsteller Carl Leberecht Immermann (24.4.1796-25.8.1840), wie der aus Magdeburg stammende, in Düsseldorf verstorbene und dort auf dem Golzheimer Friedhof bestattete Schriftsteller nunmehr auf nobel historische Weise firmiert, jegliche Art und Weise einer andernorts gelegentlich allzu gern herbeigerufenen Spekulation, die im Hinblick auf ein nach bürgerlichen und wohl auch eigenen Maßstäben nicht unbedingt angepasstes Leben aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts allzu nahe gelegen hätte und bequem zu bedienen gewesen wäre.
The morphology of presynaptic specializations can vary greatly ranging from classical single-release-site boutons in the central nervous system to boutons of various sizes harboring multiple vesicle release sites. Multi-release-site boutons can be found in several neural contexts, for example at the neuromuscular junction (NMJ) of body wall muscles of Drosophila larvae. These NMJs are built by two motor neurons forming two types of glutamatergic multi-release-site boutons with two typical diameters. However, it is unknown why these distinct nerve terminal configurations are used on the same postsynaptic muscle fiber. To systematically dissect the biophysical properties of these boutons we developed a full three-dimensional model of such boutons, their release sites and transmitter-harboring vesicles and analyzed the local vesicle dynamics of various configurations during stimulation. Here we show that the rate of transmission of a bouton is primarily limited by diffusion-based vesicle movements and that the probability of vesicle release and the size of a bouton affect bouton-performance in distinct temporal domains allowing for an optimal transmission of the neural signals at different time scales. A comparison of our in silico simulations with in vivo recordings of the natural motor pattern of both neurons revealed that the bouton properties resemble a well-tuned cooperation of the parameters release probability and bouton size, enabling a reliable transmission of the prevailing firing-pattern at diffusion-limited boutons. Our findings indicate that the prevailing firing-pattern of a neuron may determine the physiological and morphological parameters required for its synaptic terminals.
Eine Biographie über einen weltberühmten Autor vorzulegen, zu dem es eine unüberschaubare Fülle an Literatur gibt, rechtfertigt sich nur, wenn man entweder substantiell neue Erkenntnisse zu bieten hat, eine neue Perspektive anzulegen vermag oder so mitreißend schreibt, dass die Biographie als Einstieg für Neugierige taugt und ihnen Lust macht auf mehr, nämlich auf die Lektüre des Autors im Original. Nun ist zwar Hosfeld seit seiner Dissertation (Die Welt als Füllhorn: Heine. Das neunzehnte Jahrhundert zwischen Romantik und Moderne, 1984) als Heine-Spezialist ausgewiesen, jedoch hat er substantiell Neues nicht zu bieten: Sein Buch ist nicht monumental wie Werner Kaegis Jacob-Burckhardt-Biographie, nicht detailversessen wie Martin Gregor-Dellins Werk über Richard Wagner. Dafür ist es exzellent geschrieben, schön zu lesen, die Proportionen stimmen, und man bekommt wie in einem Kaleidoskop eine Epoche in ihrer ganzen Vielfalt zu sehen, mit immer neuen Aspekten, aus denen sich ein faszinierendes Gesamtbild zusammensetzen lässt.
Als 1848/49 die Deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche tagte, konnte sie auf Wissensbestände zurückgreifen, die parlamentarische Versammlungen im Vormärz in verschiedenen Teilstaaten des Deutschen Bundes hatten sammeln können. Wenn auch viele Abgeordnete keine oder nur wenig parlamentarische Erfahrung besaßen, so fanden sich unter ihnen doch erfahrene und bekannte Köpfe wie Friedrich Bassermann, Heinrich von Gagern, Friedrich Dahlmann, Gustav von Mevissen und Karl Mathy. In Abgrenzung zu ihren Vorgängerinstitutionen verstand sich die Nationalversammlung dezidiert als eine öffentliche Versammlung. Aus diesem Grund lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Ständeversammlungen des Vormärz zu werfen.
Das Ausmaß der parlamentarischen Öffentlichkeit im Vormärz variierte in den deutschen Staaten stark. Die rechtlichen Grundlagen der Parlamente, der obrigkeitliche Umgang mit ihnen, die unterschiedlich strenge Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse sowie die Stärke respektive Schwäche der liberalen Bewegung definierten den Rahmen. Die süddeutschen Staaten, allen voran das Großherzogtum Baden, galten dabei als am liberalsten, Preußen als reaktionärster Staat. Baden und Preußen sind somit das klassische Gegensatzpaar, mit dem der Umgang mit parlamentarischer Öffentlichkeit verglichen und Schlaglichter auf die Entwicklung des deutschen Parlamentarismus geworfen werden kann.
Der Indianer ist eine Figur, die mit James Fenimore Cooper (1789-1851) Eingang in deutsche Wohnzimmer erhalten hat und nicht erst mit Karl May (1842-1912) ein fester Bestandteil des deutschen kulturellen Gedächtnisses geworden ist. Den Phänomenen Cooper und May ist bereits weitreichende Aufmerksamkeit in unterschiedlichen Disziplinen zuteil geworden, allerdings werden dabei zum einen verschiedene Schriften anderer Autoren zur Thematik ausgeblendet und zum anderen wird die Frage nach der Funktion der Konstruktion des deutschen Indianers nur an der Oberfläche behandelt. Zumeist beschränken sich die Betrachtungen auf den Verweis auf Exotismus, Abenteuer und Sehnsucht nach dem Fremden, vereinzelt wird auf eine mögliche Zivilisationskritik eingegangen. Dabei geht die Funktionalisierung des deutschen Indianers darüber hinaus. Tatsächlich ist der Indianer auch ein Mittel zur Schaffung und Etablierung einer deutschen Identität in den lang währenden Umbruchzeiten des 19. Jahrhunderts. Bisher ist es versäumt worden, einen umfassenden Nachweis der These anhand zeitgenössischer Quellen zu leisten. Mit Hilfe der Historischen Stereotypenforschung lässt sich über die Analyse der Auto- und Heterostereotype dem genannten Desiderat entsprechen.
In dem im folgenden Beitrag verhandelten Roman steht ein lugubres, d.h. düsteres Verbrechen, das im Herkunftsland der preußischen Provinz Schlesiens begangen wurde und über den Ozean fortwirkt, jedoch erst im fernen Amerika der Auswanderer zum Anlass einer möglichen Sühnung bzw. einer Verunsicherung und andauernden Reflexion genommen wird. Der Spagat zwischen Herkunft und Zukunft führt zur intensiven Auseinandersetzung mit der schaurigen Erinnerung, den spukhaften Projektionen, etwa beider Berglandschaften, und zu einem Nachdenken über Isolation und Einsamkeit in der Fremde zwischen Melancholie und Entschlossenheit. Der Beitrag will neben einer Auseinandersetzung mit einem legendären Krimiplot auch die ineinander verflochtenen Bezüge des latenten Umgangs mit dem Erbe der Achtundvierziger und dem Weiterleben noch im späten Poetischen Realismus berühren, die sich als Spuren und in ähnlicher Weise bis hin zu Beispielen in Fontanes biographischem Umfeld der Revolutionszeit zurückverweisen lassen. Über den in Amerika angesiedelten Teil dieses Romans Quitt bekannte Theodor Fontane: "Eine Finesse lag für mich beispielsweise darin, daß ich das Menonitenhaus in Nogat-Ehre wirklich im Stil von 'A happy family' behandelte, d.h. Feindliches, diametral Entgegengesetztes friedlich daselbst zusammenführte."